Zum Inhalt der Seite

Black, White, Gray

“You can't create a monster, then whine when it stomps on a few buildings.”
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

And Back Again

Hätte man Yusei spontan und ohne irgendeinen Zusammenhang einen Backstein in die Magengrube geschlagen hätte das wahrscheinlich ungefähr denselben Effekt gehabt.
 

Mit weit aufgerissenen Augen stand er da wie angewurzelt. Er konnte es nicht ganz begreifen. Halb glaubte er, er schliefe und habe nur wieder einen Albtraum. Er hatte diesen Mann sterben sehen. Um genau zu sein hatte er selbst ihn in die ewigen Jagdgründe befördert! Er hatte seine Schreie gehört, und dann…
 

Doch dort war er, und nun, da die Kapuze sein Gesicht nicht mehr verdeckte und nur noch einzelne Haarsträhnen ihm in die Augen fielen, erkannte er ihn wieder. Sein Gesicht war ausgezehrt und hager, die Wangen hohl und sein sonst glattes rost-braunes Haar war dunkel und struppig, doch er war es eindeutig. Die Narbe entstellte noch immer die rechte Seite seines Gesichtes. War er ein Schatten seines einst so eleganten Selbsts gewesen, als Yusei ihn das letzte Mal gesehen hatte, so war er jetzt nichts weiter als ein dunkler Abglanz davon.
 

Erinnerungen kamen in ihm hoch. Misstrauen. Immer schon war da dieses Misstrauen gewesen. Dann die Erfahrung, beinahe zu ertrinken. Die Angst, durch einen zehn Meter hohen Fall den Tod zu finden.
 

Yusei wurde speiübel bei dem Gedanken, und noch immer konnte er sich nicht rühren.
 

Auch Jack schien erschüttert.
 

Der Einzige, dem völlig schleierhaft war, was hier vor sich ging, war Crow. „Hey, was ist?“, fragte er ahnungslos in die unheimliche Stille, die sich ausgebreitet hatte. „Wie geht es ihm?“ Er wollte sich Aki nähern, doch sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu, der ihn erstarren ließ. Er hatte sie schon oft wütend, verletzt oder zornig gesehen. Doch dieser Blick war anders. Er war unheimlich. „Fass ihn nicht an!“, fauchte sie.
 

Crow hob beschwichtigend die Hände. „Ja, schon ok“, stammelte er. „Wer ist das, kennst du ihn?“, versuchte er es noch einmal, als er merkte, dass Jack und Yusei nichts sagen würden.
 

Doch Aki antwortete nicht. Sie kniete nur neben dem Sofa, die Augen fest auf das ausgemergelte Gesicht des Mannes gerichtet, als wolle sie den Rest ihres Lebens nichts anderes mehr ansehen.
 

Schließlich flüsterte sie erneut „Divine.“
 

Doch der Mann regte sich kaum, er schien unheimliche Schmerzen zu leiden, seine Miene war verzerrt.
 

Aki wollte sich über ihn beugen um mit ihm reden zu können, doch endlich fasste Yusei sich wieder, tat zwei schnelle Schritte vor, packte Aki bei den Schultern und riss sie zurück. Aki schrie erschrocken auf, wehrte sich gegen Yuseis Griff, doch dieser ließ sie nicht los. „Yusei, lass mich! Lass mich sofort los, oder ich werde…“
 

„Aki! Begreifst du denn nicht?!“ Er ging vor ihr in die Knie und zerrte sie zu sich herum, doch sie wandte das Gesicht von ihm ab, versuchte zurück zum Sofa zu kommen. „Er wollte dich umbringen!“
 

Nun war das erste Mal ein Geräusch von dem Verletzten zu hören. Zuerst klang es wie ein Husten, doch dann ergriff Yusei mit Schauern die Gewissheit, dass es ein Lachen war.
 

„Nein“, murmelte der Mann mit rauer Stimme. Er drehte langsam den Kopf, bis seine grünen Augen Yusei fanden. Ein kraftloses Grinsen lag auf seinen aufgesprungenen Lippen. „SIE wollte DICH umbringen.“
 

Yusei schnellte hoch und wollte auf ihn losstürmen, doch Aki hielt sein Bein fest, und so wäre er beinahe gestürzt, hätte er sich nicht auf dem Tisch abgestützt. Jack und Crow eilten ihm zu Hilfe.
 

„Aki, lass mich los!“, rief Yusei.
 

„Nein!“, schrie sie zurück.
 

Auch als Crow versuchte, sie so sanft wie möglich von Yusei loszubekommen, sie krallte sich nur noch fester. „Tu ihm nichts!“, flehte sie, ihre Stimme inzwischen heiser. „Bitte, tu ihm nichts!“
 

Und Yusei gab auf. Er wollte Aki nicht weh tun, würde sie aber anders nicht dazu bewegen können, ihn loszulassen. So atmete er tief durch und versuchte, sich zu beruhigen. „Aki“, versuchte er es noch einmal. „Dieser Mann, er darf hier nicht sein! Er… er hat…“
 

Doch auf einmal war auch Aki wieder auf den Beinen. „Es ist mir egal! Verstehst du das nicht?!“
 

Schwer atmend stand sie vor dem Schwarzhaarigen. Jack und Crow starrten die beiden entgeistert an.
 

„Das hab ich dir doch schon mal erzählt! Es ist mir egal!“ Im nächsten Augenblick liefen Tränen über ihre Wangen und sie wischte sie hastig weg. „Wieso darf ich das nicht… wieso?“, schluchzte sie leise.
 

Spätestens nun, da Aki weinte, war Yusei wieder halbwegs Herr seiner selbst. Er legte ihr beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Und ich habe gesagt, dass ich dich nicht verurteilen werde, Aki.“
 

„Aber wieso darf ich dann nicht glücklich darüber sein, dass er noch lebt??“
 

„Wieso bringst du ihn überhaupt hier her??“, polterte nun Jack dazwischen. „Dieser Kerl, er hat beinahe Yusei umgebracht, und er hat…“, doch weiter kam er nicht.
 

„Wo soll er denn sonst hin?“, rief Aki verzweifelt. „Ich kann ihn nicht mit zu mir nach Hause nehmen, auch wenn ich das würde! Und ins Krankenhaus kann ich ihn auch nicht bringen, die würden ihn doch erkennen…“ Sie schaute beiseite. Noch immer zitterte sie.
 

Yusei seufzte schwer und entkräftet, fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. „Ist schon gut, Aki. Zieh dich erstmal um. Nimm dir ruhig was von meinen Sachen.“ Er deutete hoch zu seinem Zimmer.
 

Doch Aki bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle. Sie stand zwischen Yusei und dem Verletzten, nicht bereit, den Weg zu räumen.
 

„Wir werden ihm nichts tun, Aki“, versuchte Yusei, sie zu beschwichtigen.
 

Misstrauisch sah sie ihn an. Der Blick war ungewohnt. Yusei hatte ihn lange nicht mehr bei Aki gesehen.
 

Crow tat einen Schritt vor. „Ich werd ihn davon abhalten. Ehrenwort.“
 

Aki warf ihm einen kurzen Blick zu, dann wieder Yusei, dann einen langen zurück zu dem Mann auf dem Sofa, dann wieder Yusei. „Ich warne dich“, zischte sie. „Wenn ich wiederkomme und ihm ist auch nur ein Haar gekrümmt...!“ Damit stürmte sie die Treppe hinauf.
 

Einen Augenblick war es ruhig, nur der Regen war zu hören, der auf das Dach und gegen die Fensterscheiben trommelte.
 

„Ooookay“, brach Crow schließlich die Stille. „Ich hab absolut keinen Plan was hier eigentlich läuft. Könntet ihr es mir freundlicherweise erklären?“
 

Jack schnaubte.
 

Yusei war sich nicht sicher, ob er wütend, verängstigt oder komplett verrückt war. „Das ist Divine“, antwortete er schließlich als sei damit alles geklärt.
 

„Aha, Divine. Soweit sogut.“ Crow nickte. „…Und wer IST das…?“, setzte er schließlich nach, als keine weitere Reaktion folgte.
 

Keine Antwort.
 

Genervt seufzte Crow und warf einen Blick auf den Mann, den Yusei und Aki Divine nannten und um den so ein Theater gemacht wurde. Er sah ziemlich harmlos aus. Ein armer Hund, verletzt, abgemagert, frierend, müde. Er glaubte kaum, dass an dem Kerl noch ein ungekrümmtes Haar übrig war. Crow legte den Kopf schief. Er sah beim besten Willen nicht, warum seinetwegen so ein Tumult herrschte. Ohne sich wieder zu Yusei umzuwenden forderte er: „Jetzt sagt mir endlich was los ist.“
 

Yusei zögerte einen Moment. „Er… war einmal der Anführer des Arcadia Movements. Das ist eine Bewegung bestehend aus Psychic Duelists, so wie Aki einer ist. Sie hat wohl eine Weile bei ihm gelebt.“ Doch weiter kam er nicht, denn schon kam Aki die Treppe wieder hinuntergestolpert, in einen von Yuseis alten Trainingsanzügen gekleidet, und war sofort wieder an der Seite des Mannes namens Divine.
 

Yusei wollte etwas sagen, überlegte es sich dann jedoch anders und sagte: „Er kann heute Nacht hier bleiben. Morgen bereden wir, was weiter geschieht.“
 

„Danke, Yusei.“ Ein dankbares Lächeln erschien kurz auf Akis Gesicht, doch es hielt nicht lang.

Jack schnappte sich Yusei beim Arm und zerrte ihn grob zur Seite.
 

„Ist das dein Ernst?“, knurrte er leise, aber deshalb nicht weniger bedrohlich.
 

Yusei sah ihn nicht an. Er schien mit seiner Entscheidung selbst alles andere als zufrieden. „Wir haben keine andere Wahl. Wir können uns ihm nicht mal auf einen Meter nähern ohne dass Aki uns an die Gurgel gehen würde. Ich verstehe einfach nicht warum, aber er schient ihr noch immer viel zu bedeuten.“ Er hielt kurz inne und biss sich auf die Unterlippe. „Wie dem auch sei, er ist momentan so oder so zu geschwächt um einem von uns zu schaden. Sieh ihn dir doch an.“ Er deutete mit einer vagen Geste Richtung Sofa. „Er kann kaum gerade stehen. Er muss wirklich schwer verletzt sein.“
 

„Aber vielleicht tut er nur so!“, grummelte Jack trotzig.
 

Yusei warf ihm nur mit gehobenen Augenbrauen einen Blick zu. Der Blonde schüttelte den Kopf. „Also ich werde heute Nacht jedenfalls meine Tür abschließen“, murmelte er.
 

„Du kannst gern heute Nacht hier unten schlafen und Wache halten“, schlug Yusei vor.
 

Jack schaute kurz zu Aki hinüber, nickte dann grimmig, ließ sich in einen Sessel fallen, der nicht fern vom Sofa stand, und machte es sich dort so gut es ging gemütlich.
 

Crow schaute zwischen Yusei und Aki hin und her, meinte schließlich: „Na gut, ich… geh dann mal nach oben“ und verzog sich schleunigst aus der Schusslinie.
 

Yusei sagte kein Wort, doch Aki wusste, dass er sie beobachtete. „Du musst auch ins Bett. Ich bring dich nach Hause.“
 

„Nein.“
 

„Und was ist mit deinen Eltern?“
 

„Die hab ich schon angerufen und gesagt, dass ich heute bei euch übernachte.“
 

Yusei atmete tief aus. „Du kannst hier aber nicht bleiben.“
 

Doch Aki hatte es sich schon am Fußende des Sofas bequem gemacht und kuschelte sich gegen die Rückenlehne, das Gesicht abgewandt.
 

„Aki.“
 

Doch sie reagierte nicht, tat so, als ob sie bereits schliefe.
 

„Du weißt, dass das nicht geht.“
 

Ein kaum merkliches Zittern lief durch Akis Körper.
 

Yusei betrachtete Divine noch eine ganze Weile von der oberen Ebene der Treppe aus bevor er ebenfalls ins Bett ging, doch er schien bereits eingeschlafen zu sein. Er war wohl wirklich ziemlich entkräftet gewesen.
 

„Da ist er nicht der Einzige“, dachte Yusei und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken.
 

*
 

Der nächste Morgen begann mit einem fahlen Sonnenaufgang und einem mehr schlecht als recht zusammengestümperten Kaffee von Yusei. Jack ließ es sich nicht nehmen, sich lauthals über eben jenen zu beschweren, bis Crow ihm mit einem Schlag auf den Hinterkopf zuzischte, er solle gefälligst seine hochwohlgeborene Riesenklappe halten wenn er nicht wollte, dass Aki aufwachte, die noch immer am Fußende des Sofas zusammengerollt wie eine Katze lag. Alle wussten, dass er eigentlich ihren neuen Besucher nicht wecken wollte, immerhin hatten sie einiges zu besprechen. Aber selbst wenn Jack vor Frustration begonnen hätte mit einem Presslufthammer die Innenausstattung des Poppo Time auseinanderzunehmen, es hätte Divine wahrscheinlich nicht mal ein Gähnen entlockt. Er schlief tief und fest wie ein Stein.
 

„Seine Verletzungen müssen schlimmer sein, als ich gedacht habe“, murmelte Yusei nachdem die drei sich in die Küche zurückgezogen hatten.
 

„Ich verstehe immer noch nicht, warum dein Kaffee heute Morgen so eine widerliche Brühe ist!“, maulte Jack.
 

„Himmelherrgott, Jack!“, fauchte Crow. „Reiß dich zusammen!“
 

„Ich kann mich nicht konzentrieren ohne vernünftigen Kaffee.“ Jack verschränkte die Arme und blickte den Kleineren herausfordernd von oben herab an.
 

„Es war meine Schuld, ich habe heute früh nicht aufgepasst“, schritt Yusei ein, bevor es zu einer handfesten Zankerei zwischen den beiden Hitzköpfen kam. „Ich habe diese Nacht nicht gut geschlafen.“
 

Das ließ die beiden Streithähne ihre Meinungsverschiedenheit vergessen und aufblicken.
 

„Wieso?“, fragte Jack.
 

Einen Moment schwieg Yusei, schien mit sich zu hadern. „Ich hab schlecht geträumt“, war schließlich seine knappe Antwort, und es war deutlich, dass er nicht mehr dazu sagen würde. Seine Freunde spürten es und merkten, dass es sinnlos war, weiter auf ihn einzureden.
 

„Es gibt viel Wichtigeres zu besprechen“, kündigte der Schwarzhaarige schließlich an und nickte mit dem Kopf zurück Richtung Wohnzimmer.
 

„Du meinst unseren ungebetenen Gast?“, schnaubte Jack.
 

„Sobald Aki mich auf Armeslänge an ihn heranlässt, werde ich ihm sein Deck abnehmen. Das sollte ihm fürs erste die Krallen stutzen.“ Yusei setzte sich auf den Küchentisch und starrte nachdenklich den Kühlschrank an.
 

„Wieso sein Deck?“, fragte Crow verständnislos. „Er ist auch ein Psychic Duelist? Genau wie Aki?“ Dann erinnerte er sich an das, was Yusei ihm in der vergangenen Nacht erzählt hatte. Eine Bewegung voller Psychics...
 

Jack zeigte keine Reaktion, Yusei jedoch nickte. „Ja, und ein verdammt Starker noch dazu. Seinetwegen hätte ich einmal beinahe das Zeitliche gesegnet.“
 

Crow weitete die Augen. „Deshalb also der ganze Aufriss!“
 

Doch Yusei starrte nur weiter auf die Tischplatte. „Es ist vor allem wegen Aki.“
 

Einen Moment wartete Crow und hoffte darauf, dass Yusei von sich aus weitersprechen würde, doch vergeblich. „Nun komm schon, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen!“
 

Yusei zögerte. „Er hat eine größere Macht über sie als du dir vorstellen kannst.“
 

„Was denn für eine Macht? Ich begreif gar nichts mehr!“ Langsam spürte Crow wieder diese Wut darüber in sich aufsteigen, dass offensichtlich absolut jeder hier mehr über Aki wusste als er, und dass er nicht wusste wer dieser fremde Mann namens Divine war, der diesen ganzen Trubel verursachte, machte die Sache nicht besser. Doch Yusei schien nicht Willens zu sein, ihm weitere Auskunft zu geben. Auch Jack schwieg. Beide schienen sich einig zu sein, Crow nichts von dem zu erzählen was geschehen war. Innerlich verfluchte er die beiden und ihre telepathisch anmutende Form der Kommunikation. Langsam platzte dem Jungen der Kragen. „Jetzt hört mal, entweder ihr erzählt mir, was hier los ist, oder-“
 

„Crow! Das lässt sich nicht erklären“, unterbrach ihn Jack mit einem Blick auf Yusei. Dieser schien mit den Gedanken weit entfernt zu sein und reagierte kaum, nicht einmal als Crow ihm gegen die Schulter boxte. „Yusei, ich will es wissen. Was geht hier vor sich.“
 

Schweigen.
 

„Ich kann nicht mit euch entscheiden was mit ihm geschieht wenn ich keine Ahnung habe, was er getan hat um euer Misstrauen zu verdienen!“
 

Noch immer keine Reaktion.
 

Crow knirschte mit den Zähnen. Er war es so verdammt Leid dieses Spielchen mit Yusei und Jack zu spielen. War es nicht schon immer so gewesen, dass wenn die beiden etwas wussten, von dem er keine Ahnung hatte, dass sie sich immer nur angeschwiegen hatten, bis er aufgab, danach zu fragen?
 

Endlich erhob Yusei die Stimme. „Er wollte mich umbringen, er hat Lua in Gefahr gebracht, er ist für das verantwortlich was mit Carly geschehen ist, er ist definitiv kein guter Einfluss für Aki, denn er lügt wo er geht und steht. Mehr kann ich dir im Moment nicht sagen.“ Yusei sah ihn ernst an.
 

Mit gehobenen Augenbrauen schaute Crow auf den sitzenden Yusei hinab. „Mann, das ist eine ganz schöne Liste. Was macht der Kerl dann in unserem Haus, wenn er so gemeingefährlich ist?“
 

Yuseis Miene verdüsterte sich.
 

„Izayoi hätte uns gelyncht wenn wir versucht hätten, ihn rauszuwerfen“, brummte Jack.
 

Crow zuckte mit den Schultern. „Scheint ja bisher auch nichts weiter Schlimmes passiert zu sein. Was ist also das Problem? Solange er keine Karten hat mit denen er uns gefährden kann und zudem noch verletzt ist, sollte er keine Bedrohung für uns darstellen. Wir behalten ihn ein-zwei Tage hier, und dann kann er wieder für sich alleine sorgen.“
 

„Und dann raus mit ihm!“, knurrte Jack.
 

„Nein!“
 

Die Stimme ertönte so plötzlich von der Tür, dass die drei vor Schreck zusammenfuhren. Es war Aki, die leise die Küchentür geöffnet, hineingespäht und ihr Gespräch belauscht hatte. „Er ist schwer verletzt, er hat einen gebrochenen Arm, und seinem rechten Bein geht es auch schlecht! Er würde es allein nicht schaffen!“ Damit betrat sie die Küche und warf einen anklagenden Blick in die Runde.
 

„Wieso bringen wir ihn nicht einfach ins Krankenhaus?“, fragte Crow mit einem Schulterzucken.
 

„Das wird nicht möglich sein, fürchte ich...“ Aki biss sich auf die Unterlippe. „Wenn die Security das Spitz kriegt, dass er hier ist... die würden ihn sicher liebend gern in die Finger kriegen...“
 

„Na wunderbar, gesucht ist unser Gast wider Willen nun auch noch!“ Crow fuhr sich durch das struppige Haar und sah Aki verzweifelt an.
 

„Kann man wohl sagen“, hörte er Jack hinter sich raunen. „Deshalb sollten wir ihn umso schneller loswerden.“
 

„Kommt nicht in Frage!“, rief Aki. „Er bleibt solang bis seine Verletzungen geheilt sind!“
 

Für einen Moment wirkte der Blickkontakt zwischen Jack und Aki, als liefe jeder der in ihre Sichtlinie kam Gefahr, einen Stromschlag zu erleiden. Doch dann stieß sich Jack von der Wand ab an der er bis eben gelehnt hatte. „Wenn du gerne willst, dass er uns alle im Schlaf erdrosselt, bitte sehr!“, knurrte er sie bedrohlich an.
 

„Wie denn, mit nur einem Arm?!“, erwiderte sie schnippisch.
 

„Ich verstehe nicht, wieso du dich überhaupt noch so für ihn einsetzt, nach allem, was er dir angeta-“
 

Doch weiter kam Jack nicht, denn Aki hatte bereits ausgeholt und ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. „Wage es nicht so über ihn zu sprechen! Du weißt gar nichts über das, was er alles für mich getan hat!“
 

„Ich weiß, dass er für Carlys Tod verantwortlich ist!“, polterte Jack.
 

„Leute, Leute! Beruhigt euch!“, schritt Crow ein und wäre fast von Jack und Aki gleichzeitig in die Mangel genommen worden, hätte er sich nicht gerade rechtzeitig weggeduckt.
 

Jack trat einen Schritt zurück und schaute einen Moment wütend auf Aki hinab, die ebenso missbilligend zu ihm hinaufstarrte. Dann wandte er sich ab. „Was auch immer ihr hier besprecht, meine Antwort bleibt „Nein“. Ich geh raus und pass darauf auf dass Izayois psychopathischer Ex-Lover nicht unser halbes Haus in Schutt und Asche legt während wir gemütlich in der Küche sitzen und Schwätzchen halten.“ Damit verließ er den Raum und knallte die Tür zu.
 

„Ich werd bald wieder neue Scharniere einsetzen müssen wenn das so weitergeht...“, grummelte Crow.
 

Aki war mittlerweile purpurrot angelaufen und vor Wut traten ihr Tränen in die Augen.
 

Mit einem Seufzen lehnte sich Crow gegen den Kühlschrank.
 

„Er hat es nicht so gemeint“, sagte Yusei und schaute zu Aki auf.
 

Diese blinzelte hastig die Tränen weg. „Mir doch egal.“ Sie fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Ich bleibe dabei, er muss hier bleiben. Ansonsten unterschreibt ihr sein Todesurteil.“
 

Yusei wäre beinahe entfahren, dass er das schon einmal getan hatte, doch davon wusste Aki nichts und das sollte auch so bleiben.
 

„Ich bin dagegen“, meinte er schließlich nüchtern. „Crow?“
 

Der Junge blickte überrascht auf. „Was, ich? Ich hab doch immer noch nicht den blassesten Schimmer was hier eigentlich... ach was soll's. Mir ist es egal. Er scheint mit einem gebrochenen Arm und ohne Karten relativ wehrlos zu sein. Wenn Aki unbedingt möchte, dass er ein paar Tage hier bleibt, von mir aus.“
 

Daraufhin geschah etwas, womit Crow nicht gerechnet hatte. Jedenfalls nicht direkt. Das Mädchen wandte sich zu ihm um und schenkte ihm ein strahlendes, dankbares Lächeln. „Danke, Crow!“
 

„Keine Ursache“, murmelte er kleinlaut, während er spürte, dass er rot anlief.
 

„Das heißt es steht zwei gegen zwei. Unentschieden“, fasste Yusei zusammen.
 

In dem Moment hörten sie von draußen Stimmen. Eine kurze Weile schien Unruhe zu herrschen, dann wieder Stille, schließlich öffnete sich langsam die Küchentür. Es waren die Zwillinge, die zu Besuch gekommen waren um Yusei bei der Arbeit zuzusehen. Leise zwängten sie sich in die mittlerweile überfüllte kleine Küche. Kaum hatte Luka die Tür geschlossen, schoss ihr Zwillingsbruder schon los. „Das, das da draußen, das ist ja...!“ Dabei deutete er mit großen Augen und den Armen wedelnd auf die Tür zur Werkstatt. „Das ist ja der Onkel!“
 

Luka schaute ihn halb verängstigt, halb verständnislos an. „Du nennst ihn immer noch so?“ Lua nickte eifrig. „Na klar, der Onkel! So hat er sich bei unserem Duell immer genannt!“
 

Yusei beobachtete die Zwillinge. Wirkte Luka noch eingeschüchtert, zweifellos durch ihre Begegnung mit Divine vor einiger Zeit, so zeigte Lua nicht die geringste Furcht. Das war erstaunlich, war doch er es gewesen, den Divine damals getestet und den er in Gefahr gebracht hatte.
 

„Der Onkel scheint verletzt zu sein“, bemerkte der Junge besorgt.
 

„Lua, du scheinst keine Angst vor ihm zu haben“, stellte Yusei fest.
 

Der Kleine sah zu ihm auf und schüttelte vehement den Kopf. „Er hat mir geholfen!“
 

Luka sah ihren Zwillingsbruder immer noch verunsichert an. Ihr schien seine Ansicht der Dinge nicht zu gefallen.
 

„Wie hat er dir geholfen?“, hakte Yusei nach.
 

Lua hielt kurz inne und sah zu Boden. „Naja, ich... wollte doch mal unbedingt ein Signer sein. Und er wollte mir dabei helfen, den Signer in mir zum Vorschein zu bringen!“
 

Nun erhob Luka die Stimme, was für sie äußerst ungewöhnlich war. „Nein, das wollte er nicht! Hast du es denn immer noch nicht begriffen? Er wollte nur testen, ob du Kräfte wie Aki hast!“
 

Lua ließ die Schultern hängen. „Aber er hat mir wirklich geholfen. Wenn er sich nicht mit mir duelliert hätte und mir nicht gezeigt hätte, wie hart ein Duell wirklich sein kann, hätte ich den Kampf gegen Demak damals nicht überstanden.“ Er ballte die Hände zu Fäusten und schaute wieder entschlossen zu Yusei auf. „Egal ob er mir helfen wollte oder nicht, er hat mir geholfen! Mir ist in unserem Duell einiges klar geworden! Und dafür bin ich ihm dankbar!“
 

Eine unangenehme Stille folgte dieser jegliche Logik entbehrenden, aber erstaunlich ehrlichen und einfachen Aussage. Luka starrte ihren Bruder erstaunt an. „So denkst du wirklich?“, fragte sie kleinlaut.
 

„Ja“, war seine knappe und beherzte Antwort.
 

Aki, die Lua nur mit großen Augen zugehört hatte, tat nun einen Schritt auf ihn zu. „Weißt du, Lua, es geht darum... der Onkel ist sehr schwer verletzt, und ohne unsere Hilfe wird er da draußen nicht lang überleben. Was meinst du, sollen wir ihn hierbehalten bis er wieder gesund ist?“
 

Yusei schaute Aki finster an. „Wieso ziehst du die Kleinen da mit hinein?“, murmelte er, doch Lua war schon in die Luft gesprungen. „Hierbehalten!“, rief er.
 

Aki warf Yusei einen triumphierenden Blick zu. „Drei zu zwei.“
 

„Das zählt nicht“, erwiderte Yusei ein wenig trotzig.
 

„Natürlich zähle ich!“, mokierte sich Lua aufgeregt. „Ich bin zwar kein Signer, aber ich hab auch eine Stimme!“
 

Yusei seufzte leise und beinahe entnervt. „Na gut. Luka, was meinst du?“
 

Das Mädchen sah unsicher zu ihrem Bruder, dann zu Aki, dann zu Yusei. „Ich... ich weiß auch nicht...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
 

„Sie enthält sich also“, schritt Aki schnell ein. „Das heißt, wir haben zwei Stimmen dagegen, drei Stimmen dafür, und eine Enthaltung.“ Sie klatschte in die Hände. „Das Ergebnis scheint ziemlich eindeutig zu sein.“ Und mit einem Lächeln strich sie Lua über den Kopf und verließ den Raum mit federnden Schritten.
 

„Schwesterchen Aki scheint ja ganz hin und weg zu sein“, murmelte der Junge und schaute ihr feixend nach.
 

„Tja, Yusei... Sieht so aus als hätte Aki Recht“, meinte Crow vorsichtig und legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter.
 

Einem plötzlichen Impuls folgend schlug Yusei sie weg.
 

Erstaunt sah Crow ihn an. Einen Moment Schweigen.
 

„Tut mir Leid, Crow.“ Yusei blickte ihn entschuldigend an. „Ich... bin einfach nicht begeistert von der Idee ihn hier zu haben.“
 

„Hey, mach dir keinen solchen Kopf. Momentan ist er nur ein Invalide, der wird uns schon nichts tun.“ Crow grinste ihn aufmunternd an und verließ die Küche ebenfalls, gefolgt von Luka und Lua.
 

„Wenn du wüsstest...“, murmelte Yusei und folgte den anderen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Umi
2010-11-24T15:49:51+00:00 24.11.2010 16:49
>>Schließlich flüsterte sie erneut „Divine.“ <<
~~> *und wieder an die in meinem letzten Kommi erwähnte Szene denkt* *snicker* "Divine? ... Divine! ... Divine?! ... Di...vine? ;_;"

>>dass er nicht wusste wer dieser Fremde Mann namens Divine war<<
~~> fremde Mann

>>dass er uns alle im Schlaf erdrosselt, bittesehr!<<
~~> bitte sehr

>>Du weißt gar nichts über das was er alles für mich getan hat!<<
~~> das, was

Jo, viel ist nicht passiert, hat sich aber trotzdem schön flüssig gelesen und alles irgendwo Sinn gemacht, man merkt die herrschende Anspannung schön... alles in allem sehr fein geschrieben :) ... Hatte ich eigentlich schon ausgiebig gejammert, dass wir nicht mehr im selben Fandom sind? <XD'
Von:  Sean
2010-11-20T16:55:30+00:00 20.11.2010 17:55
Crow kann einem wirklich von Herzen leid tun. Seine zwei sogenannten besten Freunde erklären ihm nichts, und Akis nettes Lächeln ist nur ein Abklatsch ihrer Gefühle für Divine.
Aber ich mag Jack und Yusei und ihre Reaktionen auf Divine sehr gern. Sie sind verständlich und nachvollziehbar.
Freue mich schon darauf, Divine in Aktion zu erleben. XD
Mehr? =)


Zurück