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Beyond Birthdays Rache

von

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Göttliche Augen

Noch nie war C so schnell durch die Straßen gefahren wie jetzt. Der Wagen hatte bereits sein Tempolimit erreicht und ständig musste sie die anderen Autos überholen um nicht langsamer zu werden. Sie musste so schnell wie möglich zu Rester. Wenn ihre Befürchtung stimmte, dann war er entweder verletzt oder tot und wenn Kategorie eins zutraf, wollte sie ihm so schnell wie möglich zu Hilfe kommen. Sie hatte sich schon oft um Bombenopfer gekümmert und wusste selbst ganz gut, wie schrecklich ihre Leiden waren. Sie selbst wurde fast von einer Landmine in Stücke gerissen. Charly erlitt Verbrennungen zweiten Grades und trotz zahlreicher Operationen waren noch Spuren ihrer Verletzungen zu sehen.

Sie betete, dass sie falsch lag und erreichte nach wenigen Minuten den Bunker, aus dem schwarzer Rauch hervortrat. Rester lag vornüber auf dem Boden, etwas weiter die immer noch gefesselte Geisel. Blut floss aus ihrer Hand und mit ihrem Armeemesser schnitt Charly J los, wandte sich dann schließlich Rester zu. Er hatte einige Verbrennungen an der Schulter, dem rechten Arm und am Rücken. Allerdings nur 1. Grades und somit nicht so schwer wiegend. Sein Gesicht war kreidebleich, wahrscheinlich hatte er eine Gehirnerschütterung und so brachte sie ihn schnell in die stabile Seitenlage. Mit ihrem Funkgerät rief sie Near an. „Mission erfolgreich. Geiseln in Sicherheit.“

„Und Rester?“

„Ein paar Verbrennungen und eine Gehirnerschütterung, aber der wird wieder auf die Beine kommen, keine Sorge.“

„Gute Arbeit. Verletzte ins Krankenhaus, die restlichen sofort zum Treffpunkt 2.34.A.“
 

Schon bevor sie und Rester losgefahren waren, hatte L ihnen eine Liste mit dreizehn möglichen Treffpunkten gegeben und jeder hatte seinen eigenen Code. Charly sah zu Rester, der langsam zur Besinnung kam. „Hey, alles in Ordnung mit Ihnen? Haben Sie irgendwo Schmerzen?“

„Mein Kopf dröhnt und ich habe Schmerzen auf der Haut. Aber sonst geht es mir gut…“

„Können Sie aufstehen?“ Der stämmige FBI-Agent nickte, war aber immer noch etwas neben der Spur und musste von Charly gestützt werden. Er nahm neben J auf der Rückbank Platz, die immer noch etwas verwirrte Beth Banister saß auf der Beifahrerseite. „Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich Sie auch ins Krankenhaus bringen. Nur um auf Nummer zu gehen Miss Banister. In Ordnung?“ Zitternd wie Espenlaub nickte die junge brünette Frau und sah zweifelnd auf die beiden Herren auf den Rücksitzen. „Wer sind Sie eigentlich?“

„Wir sind die Guten, das ist alles was Sie wissen müssen. Sie sind beinahe Opfer eines gefährlichen Serienmörders geworden.“ Auf die Frage, ob Charly und Rester von der Polizei wären, antworteten sie mit nein. Sie gehörten zu einer Organisation, die speziell gegen Serienmörder vorgeht und es vorzieht, anonym zu bleiben. Beth Banister stellte keine weiteren Fragen und wenig später wurden die drei ins Krankenhaus gebracht und sofort verarztet. Eigentlich gehörte Rester ins Bett doch er ließ sich es nicht nehmen, zusammen mit Charly wieder zurück zu fahren und so wurde er notdürftig verarztet und bekam Tabletten gegen die Schwindelanfälle und Übelkeit. Charly dachte zuerst, ihn einfach im Krankenhaus zurück zu lassen, aber irgendwie erinnerte sie dieser Mann an sich selbst. Sie beide waren ziemlich stur und selten von ihrem Vorhaben abzubringen. Rester hatte einen starken und aufrichtigen Willen und genau das gefiel Charly so sehr an ihm. Es war kein näheres Interesse an ihm, sodass sie sagen könne, sie empfinde mehr für den Agent aber sie konnte sich sehr gut mit ihm identifizieren. Zwar waren ihre Lebensweise eher verschieden aber trotzdem gingen sie ihr Ziel auf die gleiche Weise an. Charly suchte nur die Herausforderung verbunden mit einem sehr hohen Risiko und Rester war eher ein Beschützer. Ein Vorbild, was die Welt eben brauchte.

Auf den Weg zum Treffpunkt zündete sich die junge Frau bereits die vierte Zigarette während der Fahrt an und das Wageninnere war von einem nach Nikotin stinkenden Dunst vernebelt. So öffnete sie das Fenster einen Spalt und blies den bläulichen Qualm aus. „Hat jeder aus Wammys House seine eigene Angewohnheit?“

„Jep, jeder hat seine Angewohnheit um sich besser konzentrieren zu können. Fast jeder ist mit Multitasking gesegnet. Es erlaubt uns mehrere Dinge gleichzeitig zu betrachten und auch gleichzeitig mehrere Gedankenstränge zu knüpfen. Diese Belastung brauchen wir um uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Alle Gedanken und alle Aufmerksamkeit nur auf eine Sache zu richten, ermüdet einen irgendwann und bald vergeht einem die Lust daran. Manche aber haben diese Angewohnheit nur aus eigener Vorliebe. Ich kannte mal einen, der hat nur Schokolade gefuttert. Ganze Tafeln hat er verputzt und das nur, um sein Gemüt zu zügeln. Haben Sie nicht auch irgendein Hobby oder eine Angewohnheit?“

Da musste Rester überlegen. Hatte er so etwas? Hatte er eine ganz spezielle Angewohnheit so wie Charly oder Near? „Ich gehe regelmäßig zum Kampfsport.“

„Das ist doch auch was. Es hilft Ihnen sicher beim Stressabbau und ihre wirren Gedanken und Informationen, die Ihr Gehirn aufgenommen hat, neu zu sortieren und einen freien Kopf zu bekommen nicht wahr? Genauso ist es auch mit mir. Ich rauche um mich abzulenken und gleichzeitig einen klaren Kopf zu bekommen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ablenken und gleichzeitig seine Aufmerksamkeit nur auf das eine zu richten. Das ist etwas, was der Mensch im Leben braucht. Macht er sich zu sehr einen Kopf darum, kommt er gar nicht mehr voran und verfällt in Stress. Also heißt es Stress abzubauen während man arbeitet. Der eine isst, der andere beschäftigt sich mit irgendwas und ein anderer wiederum raucht. Es gab sogar mal einen in Wammys House, der hat sogar mehrere Sachen gleichzeitig gemacht. Er hat gelesen, geschrieben, Fern gesehen, sich unterhalten und beim Fernsehen auf mehrere Bildschirme gesehen. Schon unglaublich nicht wahr?“

„Und was ist aus ihm geworden?“

„Er arbeitet jetzt als Steuer- und Finanzberater… das ist zumindest das, was mir gesagt wurde. Meistens bleibt es geheim, was mit jenen passiert, die Wammys House verlassen und höchste Geheimhaltung haben die, die einen Buchstaben erhalten haben. Von ihnen existieren weder Daten noch Fotos. Sie existieren noch nicht einmal. Deshalb ist es ja auch so seltsam, wie dieser Beyond Birthday alles über deren Aufenthaltsorte herausgefunden hat. Wie will er an Daten kommen, die es gar nicht gibt? Die einzige Möglichkeit wäre, es ist etwas durchgesickert, von wo auch immer ist egal. Irgendwo gibt es eine undichte Stelle und jetzt ist es zu spät. Ich will gar nicht wissen, was dieser Mistkerl als nächstes vorhat.“
 

Near hatte sich im Zimmer der zurzeit leer stehenden Wohnung breit gemacht und überall lag Spielzeug auf dem Boden. Hester kochte in der Küche Tee und R war inzwischen icognito und in Wataris Begleitung zum Flughafen eskortiert worden, wo ein Flug direkt nach Deutschland gehen würde. Dort war R sicherer als hier in Amerika. Als C und der etwas ramponierte Rester kamen, wurden sie von der jungen Chirurgin herzlich begrüßt und gleich zu Near gebracht. Dieser wirkte recht abgezehrt und müde. Er hatte ein Spielbrett vor sich liegen mit fünf Figuren. Vier hatten einen farbigen Kopf, die andere war komplett durchsichtig. Es war das Spiel „Mr. X“.

„Wir spielen hier ein Spiel mit Beyond Birthday… genauso wie hier. Er taucht kurz auf, wir eilen ihm hinterher und dann taucht er wieder unter. Das Ganze ist nichts Weiteres als eine morbide Schnitzeljagd. Die Weghinweise sind Opfer. Aber irgendwie müssen wir ihn einkesseln und stellen. Nur wie… ja wie ist die Frage…“

Rester räusperte sich und Nears starre Augen wanderten zu den Zurückgekehrten. Er schien etwas verwundert zu sein. „Ich dachte Sie wären im Krankenhaus. Sie sehen reichlich mitgenommen aus.“

Der angeschlagene Agent lächelte und kratzte sich am Hinterkopf. „Wäre doch schlecht wenn Sie alleine mit Watari und H die Ermittlungen weiterführen würden.“ Near stimmte dem zu, da meldete sich Charly empört. „Hey, denkt ihr etwa, ihr werdet mich so schnell los? Ich werde selbstverständlich bleiben!“

„Geht das denn? Ich dachte Sie müssen wieder in den Irak zum nächsten Einsatz…“

„Ich habe mit dem Chef gesprochen und der hat sein Einverständnis gegeben. Wie sollen eine Chirurgin, ein älterer Herr ein Stubenhocker mit schwachem Herz und ein ramponierter FBI-Agent einen verrückten wie genialen Serienmörder fassen?“

Near entgegnete nichts, sondern machte ein beleidigtes Gesicht, weil er soeben zum Stubenhocker degradiert wurde. „Dann ist die Sache beschlossen“ rief die junge Frau, warf ihren Rucksack beiseite und streckte sich. Hester seufzte tief als sie jeden der Anwesenden eine Tasse Pfefferminztee reichte. „Hat irgendjemand eine Idee, was wir als nächstes tun könnten?“ Near legte seinen Spielzeugroboter zur Seite und holte stattdessen ein Kartenset aus seiner Hosentasche. Es war allem Anschein nach ein Tarotset und er legte ein paar Karten offen hin. Eine davon zeigte ein Skelett mit Sense, eines ein Buch und die dritte einen Menschenschädel mit rot glühenden Augen. Solche Karten hatte noch niemand der Anwesenden gesehen. „Diese Karten habe ich als kleine Kombinationshilfe im Falle Kira anfertigen lassen. Mir will nämlich eine Sache nicht wirklich aus dem Kopf: Beyond Birthday hat das Augenlicht eines Todesgottes. Jedoch scheint er kein Death Note zu besitzen…“
 

„Was spielt das für eine Rolle?“
 

„Ganz einfach, soweit wir wissen kann nur derjenige, der ein Death Note, also das Todesnotizbuch eines Shinigami, einen Handel eingehen, indem er die Hälfte seiner zu verbleibenden Lebenszeit mit seinem Augenlicht tauscht. Dies ermöglicht ihm, die Namen und die Lebenszeit anderer Menschen zu sehen. Jedoch gab es nirgends einen Fall, wo ein Mensch das Augenlicht aber kein Death Note besitzt und die Wahrscheinlichkeit, dass er nur vortäuscht, dass er keines hätte oder es bewusst nicht einsetzt um uns an der Nase herumzuführen, ist äußerst unwahrscheinlich. Somit ist es wahrscheinlicher, dass er nichts vom Death Note und den Shinigami weiß.“

Alle legten die Stirn in tiefe Denkfalten und schwiegen. Sie stellten sich ein und dieselbe Frage: Wie kann es sein, dass Beyond Birthday ohne ein Death Note das Augenlicht besitzt?

Dann schien Hester eine Idee zu haben. „Wenn ein Shinigami sein Death Note verlieren kann, kann er dann auch sein Augenlicht verlieren? Immerhin ist es ein Shinigami und kein Mensch. Vielleicht funktioniert ihre Anatomie anders und ein Shinigami kann auch nicht nur durch den Tausch sein Augenlicht verlieren.“ Zwar schien Near nicht ganz mit der Antwort zufrieden zu sein, doch im Moment schien ihm auch nichts Besseres eingefallen zu sein. „Gehen wir mal davon aus dass dies stimmt, dann hat es auch keinen Sinn, da weiter nachzubohren. Viel wichtiger ist, dass wir Beyond Birthdays Standort herausfinden und überlegen müssen, wie wir ihn unschädlich machen können, ohne dass weitere Personen in diese Sache hineingeraten. Einen Vorteil haben wir: Er ist in Zugzwang. Die letzte Niederlage hat ihm gezeigt, dass er nicht mit uns spielen kann und muss sich erst mal eine neue Strategie überlegen. Das gibt uns einen Vorsprung und diesen müssen wir nutzen! Ich schlage vor, wir stellen ihm eine Falle. Wenn wir nicht den Spieß umdrehen, dann würden wir ihm nur weiter hinterher rennen und das ist mir ehrlich gesagt zuwider. Ich ziehe es vor, ihn direkt zu stellen.“

Hester sah zweifelnd in die Runde. „Das ist doch gefährlich. Außerdem wird Beyond Birthday sicher nicht so dumm sein und sich auf so eine einfache Weise ködern lassen. Er wird wissen, dass es eine Falle ist.“

„Eben. Wenn ich Kontakt zu ihm aufnehmen würde, dann wird er Bedingungen stellen um mich ganz alleine zu treffen. Aber wenn ich seine jetzigen Handlungsweisen berücksichtige, wird er nicht am Treffpunkt erscheinen, sondern nur eine Möglichkeit suchen um meine Begleitung loszuwerden.“

Near atmete tief durch, strich mit seinen dünnen Fingern durch sein Haar und spielte mit den Figuren. Hester setzte sich auf einen Stuhl, während Charly und Rester stehen blieben. „Was schlagen Sie vor Near?“

„So wie es Beyond Birthday plant, werden wir vorgehen. Wir werden getrennte Wege gehen und ich werde Beyond Birthday alleine gegenüber stehen.“

„Das kann und werde ich nicht zulassen!“ rief Hester und ballte ihre Hände zu Fäusten „Near, du bist krank und musst dringend ins Krankenhaus.“

„Wenn ich jetzt gehe, wird Beyond Birthday weitermorden und es wird meine Schuld sein. Ich werde nicht zulassen dass L’s Name Schande auf sich lädt. Außerdem habe ich nicht gesagt dass ich völlig unvorbereitet und schutzlos gehen werde.“
 

Beyond Birthday saß an seinem Laptop und war wütend. „Dieser verdammte L hat mich ausgetrickst!“ Er hatte damit gerechnet, dass L einen Bombenspezialisten anheuern würde und hatte deswegen dafür gesorgt, dass die Bombe innerhalb von zehn Sekunden hochgehen würde, damit dieser hundertprozentig ums Leben kommen würde aber er hätte nicht damit gerechnet, dass es die Bombenspezialistin Charly Crystal aus Wammys House ist. Verärgert biss sich Beyond auf den Daumennagel und stieß sich mit dem Bürostuhl vom Schreibtisch weg zu einem anderen kleinen Tischchen, wo ein Glas Marmelade stand. Mit einem Silberlöffel begann er die rote zuckrige Masse zu essen und überlegte sich, wie er jetzt vorgehen sollte. Das Internet stand unter seiner Kontrolle, er hatte die Liste der Buchstaben und deren Aufenthaltsort und er hatte einen von L’s Spitzeln ausgeschaltet. Wenn er richtig rechnete, hatte er zwei bis fünf Helfer und das war eine wirklich mickrige Zahl. Aber trotzdem hieß es Vorsicht, denn L und seine Handlanger hatten bewiesen, dass sie sich nicht so einfach übertölpeln ließen und dass sie niemals von L’s Seite weichen würden. Seine freie Hand flog über die Tastatur und tatsächlich schaffte er es, Zugriff auf L’s PC zu bekommen. Er schaltete das Mikrofon ein. „Hallo L, Respekt dass du das Strafspiel geschafft hast, das hätte ich jetzt nicht erwartet.“ Eine Nachricht wurde geschrieben die besagte, dass L ihn persönlich von Angesicht zu Angesicht treffen wollte um die Sache ein für alle Mal zu beenden. Beyond grinste und kaute auf seinem Löffel rum. Vielleicht gab es ja doch noch eine Möglichkeit, L für immer loszuwerden. „Also gut“ antwortete er „ich werde am 12. diesen Monat um 13 Uhr am Hafen an der alten Lagerhalle namens „Seeker“ warten. Sollte ich merken, dass du wieder einen Handlager schickst, dann werde ich Wammys House in die Luft jagen. Mein Gesicht dürftest du ja wohl von den Haftfotos her kennen.“

Damit unterbrach er die Verbindung und schaltete zu einem anderen Bild, welches Kinder beim Spielen zeigte. Es war die Überwachungskamera in Wammys House. Er nahm noch einen Löffel Marmelade und beobachtete die Kinder beim Lernen und Spielen. Ihm ging nicht das Herz auf wenn er sie lachen hörte und ihr unschuldiges Lächeln sah. Nein, es war eher Abscheu, besonders weil es Wammy-Sprösslinge waren. Den Respekt vor dem Leben hatte er schon damals verloren, als seine Mutter und dann A starben. Auch als nach dessen Tod einfach so beschlossen wurde, ihn zu L’s Nachfolger zu ernennen. Wie abartig das doch war…



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2010-02-27T21:49:58+00:00 27.02.2010 22:49
Hey,

deine Geschichte gefällt mir wirklich gut. Dein Schreibstil liest sich flüssig und die Charaktere gibst du sehr gut wider.
Bin mal gespannt, was Near vor hat. Aber sicher ist, dass er BB nicht so einfach dran kriegt.
Ich freue mich auf die Fortsetzung.

LG


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