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Irgendwo in dieser Welt

von

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Wieder zurück

Die Station lag ruhig und verlassen da, als wir sie betraten. Nach einem kurzen Blick auf die Uhr, stellte ich fest, dass gerade irgendeine Therapie stattfinden musste, so dass wir zumindest vorerst unsere Ruhe vor den anderen haben würden – doch schon im nächsten Moment wünschte ich mir, die anderen wären doch hier.

Jatzietas Lachen hallte durch den Gang, eines der Dinge, das ich jedenfalls nicht vermisst hatte, kein bisschen. Dennoch blieb uns nichts anderes übrig als sie nun aufzusuchen. Immerhin war sie aber nicht allein, Dr. Breen war ebenfalls da. Er sah uns lächelnd und nicht im Mindesten überrascht entgegen, als wir in der Tür standen. „Willkommen zurück.“

Jatzieta dagegen wirkte doch ein wenig verwirrt. „Zetsu, Schatz, ich hatte schon gedacht, du würdest heute nicht mehr kommen. Weißt du, wie erschrocken wir waren, als du plötzlich einfach verschwunden bist?“

Er entschuldigte sich sofort, ohne es auch wirklich so zu meinen, doch der Krankenschwester schien das gar nicht weiter aufzufallen. Stattdessen wandte sich ihr Blick mir zu. „Und was führt dich her, Liebes? Wolltest du sichergehen, dass er auch wieder zurückkommt?“

Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein. Ich wollte meine Therapie fortsetzen.“

Dr. Breen blickte lächelnd zu Jatzieta. „Scheint, du schuldest mir Geld, Jatzi.“

Wenn man sich diesen Spitznamen so anhörte, klang es als würde er sie Schatzi nennen – ich hoffte, das war nur meine Einbildung.

Jatzieta seufzte enttäuscht. „Oww, das tut weh.“

„Wieso schuldet er dir was?“, fragte Zetsu in einem vertrauten Ton, der mir wieder einmal zeigte, wie lang er bereits in diesem Krankenhaus war.

„Wir haben gewettet, ob Leana wiederkommt oder nicht. Ich habe Nein gesagt, aber Ciar und Salles meinten, du würdest – deswegen bist du noch im System und dein Bett ist auch noch bereit für dich.“

Nun fiel mir wieder ein, warum ich eigentlich gegangen war. Aber ein Seitenblick von mir zu Zetsu, erinnerte mich auch wieder daran, warum ich zurückgekommen war.

„Also bin ich noch mit Baila im Zimmer?“

Jatzieta nickte zustimmend. „Die Kleine freut sich bestimmt, wenn du wieder da bist. Sie hat letzte Woche lauter Bilder von dir gemalt.“

Baila war wirklich unheimlich süß, das musste ich schon sagen. Ich hoffte auch, dass sie sich wirklich freuen und nicht nachtragend sein würde.

Da ich keinerlei Unterlagen ausfüllen musste, konnte ich mich direkt wieder in meinem Zimmer einrichten, während Zetsu ein lang angekündigtes Bad nahm und die Kleidung wechselte. Als spontaner Ausreißer hatte er natürlich kein Gepäck dabeigehabt. Ein Freund von Isolde hatte uns glücklicherweise zumindest ein paar Kleidungsstücke zum Wechseln geliehen, aber für heute hatte er wieder das angezogen, was er schon auf seiner Flucht und auch größtenteils am Vortag getragen hatte.

Ich war gerade noch mit dem Auspacken beschäftigt, als die Tür aufging. Da ich mit Jatzieta oder Satsuki rechnete, drehte ich mich erst um, als ich ein leises Geräusch hörte. Tatsächlich war es Baila, die da vor mir stand. Es erschien mir wie eine Ewigkeit, dass wir uns zuletzt gesehen hatten, dabei war nur etwas mehr als eine Woche vergangen – und glücklicherweise konnte ich sehen, dass sie sich genauso sehr freute mich zu sehen, wie ich sie, sich aber nicht traute, etwas zu machen.

Um ihr das abzunehmen, stand ich auf und breitete die Arme aus, worauf sie sich vergnügt hineinstürzte und mich umarmte. Lächelnd strich ich ihr durch das Haar und über den Rücken. „Na, hast du mich vermisst?“

Sie nickte bestätigend.

„Ich habe dich auch vermisst.“

Lächelnd ließ sie mich wieder los und nahm meine Hand, um mich nach draußen zu ziehen.

Im Gruppenraum wurde ich Zeugin davon, wie Zetsu gerade von den anderen begrüßt wurde. Ich konnte auf den ersten Blick sehen, dass niemand Neues dazugekommen war, alles war wie zuvor – und seltsamerweise freute ich mich sogar darüber, sie alle zu sehen. Außer Narukana, die ein wenig abseits stand, auf die hätte ich gut und gern verzichten können. Aber nun gut, ein Opfer musste man immer bringen, nicht wahr?

Baila zog mich in den Raum, so dass die Aufmerksamkeit der anderen auf mich gelenkt wurde. Nozomu und Sorluska musterten mich fassungslos, während Thalia und Subaru sich zu freuen schienen – und Narukana genervt schnaubte.

„Was machst du wieder hier?“, fragte Nozomu. „Ich dachte, wir wären dich los.“

Sein erleichterter Tonfall entsprach nicht im Mindesten seinen gemeinen Worten, möglicherweise hatte er mich auch vermisst. Nicht, dass ich sagen wollte, dass er mir gefehlt hatte... okay, vielleicht ein bisschen.

Jetzt erwartete er aber eine gute Erwiderung... oh Mann.

„Mir hat euer gutes Essen gefehlt – und die niveauvollen Unterhaltungen.“

Ich schmunzelte, was er mir sofort nachmachte. Wahrscheinlich aber nur, weil meine Erwiderung alles andere als gut gewesen war.

„Warum seid ihr zusammen zurückgekommen?“, fragte Sorluska.

Verdammt, woher wusste er das!?

Thalia schnaubte. „Wusstest du nicht, dass Zetsu die letzten Tage bei ihr war?“

„Ist das wahr?“, fragte Subaru überrascht.

Am Liebsten wäre ich im Boden versunken. Woher wusste Thalia denn davon, wenn es den anderen offensichtlich nicht bekannt war?

„Satsuki hat es mir erzählt“, bestätigte Thalia und beantwortete damit meine unausgesprochene Frage. „Und sie hat es von Jatzieta, die es wiederum von Dr. Breen hat.“

Bei allem Ärger musste ich zugeben, dass das Gerüchtenetzwerk hier einwandfrei zu funktionieren schien, jedenfalls bei dem weiblichen Teil der Anwesenden. Die Jungen wussten offenbar nichts davon, weswegen Nozomu seinen besten Freund schockiert wie noch nie zuvor ansah. „Du warst die ganze Zeit über bei Leana?“

„Und ihrer Schwester?“, fügte Sorluska hinzu.

Offenbar hatte Isolde einen starken Eindruck auf ihn hinterlassen, so wie eigentlich auf jeden, dem sie jemals begegnet war.

Zetsu nickte lachend. „Das ist richtig. Und es war sehr interessant. Wir haben viel fern gesehen, viel gegessen und viel gelacht.“

Und wir haben seinen Vater getroffen und seine Tante und dann ist er noch einmal weggelaufen. Aber gut, wir wollten ja keinen Wochenendbericht abliefern.

„Läuft da jetzt was zwischen euch?“, fragte Sorluska.

Warum nur konnte sich nicht die Erde auftun und mich verschlingen?

Ich war sogar zu perplex, um zu widersprechen oder mich empört über diese Frage zu äußern. Stattdessen spürte ich, wie mir die Röte den Nacken hinaufkroch und drohte, mich zu überführen, während mein Hals staubtrocken war.

Zum Glück übernahm Zetsu die Antwort mit einem sanften Lächeln: „Nein, natürlich nicht.“

Er warf mir einen kurzen Blick zu, der mir sagen sollte, dass ich besser still war. Es war keine stille Drohung, eher eine Bitte. So ganz verstand ich diese Entscheidung zwar nicht, aber ich würde ihn einfach bei Gelegenheit fragen, was das sollte.

„Ich dachte schon“, kam es erleichtert von Nozomu, während Thalia eher enttäuscht wirkte.

Baila drückte auch meine Hand und lächelte mir zu, was offenbar als Aufmunterung gedacht war. War es für sie so offensichtlich, was ich empfand?

Seltsamerweise fühlte ich mich aber von Zetsus Worten nicht verletzt, sondern eher erleichtert. Ich wusste ja noch nicht einmal, ob wir eine Beziehung hatten, darüber hatten wir nach dem Kuss immerhin nicht gesprochen.

Aber selbst wenn, diese Beziehung war etwas, das ich unter allen Umständen nicht mit einem der anderen teilen wollte. Das hier gehörte nur uns beiden, ihm und mir und niemandem sonst.

Vielleicht dachte er ja dasselbe oder er wusste, dass ich diese Bedenken hegte.

Ich lächelte unwillkürlich, während er bereits wieder mit den anderen zu reden begann. Ich hörte nicht einmal zu, worüber sie sprachen, sondern sah ihn wieder nur an. Genauso hingerissen und begeistert von seinem Wesen wie schon ganz zu Beginn unseres Kennenlernens. Doch es war nun ein vollkommen anderes Gefühl als damals. Ich war immer noch fasziniert, aber inzwischen erfüllte mich etwas dabei, das weit abseits von all dem lag, was ich einst bei diesem Anblick verspürte.

Und auch, wenn ich es noch nie zuvor gefühlt hatte, wusste ich einfach, dass es Liebe war. Etwas derart starkes und intensives, das mich am Liebsten immer vor Freude seufzen lassen würde, musste einfach dieses sagenumwobene Gefühl sein, über das so viele Bücher geschrieben, Lieder gesungen und Filme gedreht wurden – und ich verstand vollkommen, warum das so war.



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