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Irgendwo in dieser Welt

von

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Streit

Auch die obere Glastür wurde mit Wucht zugeworfen. Ich befürchtete schon, das Glas würde aus dem Rahmen fallen, aber es schwang nur bedrohlich.

Erschrocken starrte ich auf die beiden Personen, die sich plötzlich lautstark mitten auf dem Stationsflur zofften. Ich konnte nicht verstehen, worum es ging, so laut unterhielten sich die beiden miteinander. Aber ich glaube, ich wollte es auch gar nicht wissen.

Jatzieta schielte aus dem Schwesternzimmer heraus, scheinbar um sicherzugehen, dass sich die beiden nicht gegenseitig an die Gurgel gehen würden.

Das Mädchen hatte braunes Haar, das zu zwei Zöpfen gebunden war, ihre rotbraunen Augen sprühten vor Zorn über. Was konnte sie nur so aufgebracht haben?

Er dagegen überraschte mich doch um einiges mehr. Nicht nur war seine Haut entweder gebräunt oder von Natur aus so dunkel, sein schwarzes Haar stand wild in alle Richtungen ab, zwei Rastazöpfe fielen seinen Nacken hinunter. In seinem Haupthaar war eine große rote Strähne zu sehen, die nicht gefärbt zu sein schien. Seine Eckzähne wirkten so spitz, dass ich im ersten Moment tatsächlich glaubte, dass er ein Vampir wäre. Doch ich verwarf den Gedanken sofort wieder – immerhin glitzerte er nicht, he he he.

Plötzlich verpasste sie ihm eine Ohrfeige und rauschte davon. Ich konnte hören, wie eine Tür zugeknallt wurde. Sofort kehrte wieder Stille ein, Jatzieta zog sich auf ihren Stuhl zurück.

Grummelnd rieb er sich die Wange und wandte sich Nozomu und mir zu. Als er uns sah, wandelte sich seine Laune um 180°. Er lächelte breit. „Nozomu! Na, alles klar?“

Der Angesprochene nickte. „Jap. Und bei dir?“

„Alles bestens!“

Sag bloß, die Ohrfeige von eben und überhaupt dieser ganze Streit machte ihm überhaupt nichts aus. Wie konnte das nur sein?

Er sah mich an, sein Lächeln blieb unbeirrt. „Und wer bist du?“

Kleinlaut stellte ich mich ihm vor. Er hielt mir die Hand hin, die ich ergriff, damit er nicht wütend werden würde.

„Ich bin Sorluska Roig. Freut mich.“

„Ähm, mich auch.“

Auf seinem Unterarm konnte ich alte, verheilte Narben sehen. Woher kamen diese wohl?

„Du musst keine Angst vor mir haben“, sagte er lachend. „Ich beiße dich nicht.“

Verunsichert sah ich zu Nozomu, der meinen Blick schmunzelnd erwiderte. Als mir klar wurde, dass ich gerade Schwäche zeigte, wandte ich mich verärgert wieder ab und sah lieber wieder Sorluska an.

„Und weswegen bist du hier?“, fragte er mich.

Gab es wirklich so viele verschiedene Gründe, warum man sich auf dieser Station aufhielt?

„Wegen Depressionen“, murmelte ich.

Es ärgerte mich, dass Nozomu das nun natürlich auch mitbekam, aber ich traute mich nicht so recht, Sorluska gegenüber zu schweigen. Wenn er so schnell von „wütend“ auf „gut gelaunt“ schalten konnte, ging es umgedreht bestimmt genauso.

Nozomu pustete Luft durch seine geschlossenen Lippen. „Depressionen, ja klar.“

Ich warf ihm einen wütenden Blick zu. Er war genauso ein Idiot wie meine Eltern, deswegen hasste ich ihn auch so. Dummerweise war er aber auch mit Zetsu befreu-, nein, Moment, den wollte ich mir ja aus dem Kopf schlagen, also konnte mir die Freundschaft der beiden egal sein.

„Wer war denn das Mädchen?“, fragte ich zurückhaltend.

Ich hatte erwartet, dass sich Sorluskas Gesicht wieder verfinstern würde, doch stattdessen grinste er. „Thalia Zabat. Sie ist aus dem selben Grund hier wie ich. Na ja, du weißt es ja bestimmt schon. Wir haben beide ein Problem mit Aggressionen.“

Und bei den beiden Vorzeige-Aggressiven wollte Nozomu mich auch in eine solche Schublade stecken? Ich warf dem Jungen neben mir einen genervten Blick zu.

Er erwiderte mit einem „Du-bist-genauso“-Blick, was ich mit einem Tritt gegen sein Schienbein quittierte.

Sorluska lachte. „Du passt hier wirklich wunderbar rein.“

Ich war mir nicht sicher, ob ich mich genervt oder geschmeichelt fühlen sollte. Ich entschied mich aber dafür, mich einfach mal zu bedanken. Da konnte man nichts falsch machen, oder?

Sorluska grinste und entblößte dabei wieder seine scharfen Eckzähne. Eigentlich erinnerte er mich mehr an ein Raubtier, denn einen Vampir.

Aber waren Vampire und Raubtiere nicht eigentlich dasselbe?

Argh, warum plagte ich mich jetzt mit dem Thema rum? Vampire waren noch nie mein Steckenpferd gewesen, weswegen ich mir nie einen Spruch gegen „Bis(s)“ hatte verkneifen können. Noch ein Grund, weswegen ich zur Außenseiterin verkommen war und warum meine Mutter mich nicht leiden konnte. Sie war nämlich ein Fan der Reihe und sie war der festen Überzeugung, dass meine Abneigung dagegen ein Zeichen dafür wäre, dass ich verklemmt und spießig sei.

Nein, ich weiß auch nicht, wie sie darauf gekommen war und ich hatte auch mit Sicherheit nicht nachgefragt. Auch nicht, warum sie anhand meines Büchergeschmacks so über mich urteilte. Ich nahm ihr Unverständnis für die Bartimäus-Reihe doch auch nicht als Anlass ihr Humorlosigkeit und keinen Sinn für guten Sarkasmus zu unterstellen – auch wenn das meiner Ansicht nach die Wahrheit war.

„Ich bin dann auch mal in meinem Zimmer. Man sieht sich beim Mittagessen.“

Mit einem letzten Gruß ging Sorluska davon.

Wieder einmal spürte ich, wie mein Magen zu knurren begann – und Nozomu schien es zu hören. Er warf mir einen grinsenden Blick zu. „Bin mal gespannt, ob dir verwöhntem Prinzesschen das Essen schmecken wird.“

„Wie kommst du dazu, mich so zu nennen?!“, fragte ich wütend.

Darauf antwortete er nicht. Genau wie ich erwartet hatte. Allerdings blieb sein Grinsen, er fühlte sich also offensichtlich trotzdem im Recht.

Ich schnaubte. „Idiot! Ich bin nicht verwöhnt! Und ich esse außerdem alles!“

„Wenn du meinst. Mir ist es eigentlich egal... und Satsukis Essen würdest du bestimmt nicht essen.“

Kochte sie wirklich so schlecht? Das würde in meinen Augen tatsächlich zu ihr passen.

Ich beschloss, Nozomu zu ignorieren und setzte mich wieder auf den Sessel, um mich erneut in mein Buch zu vertiefen, während mein Inneres immer noch brodelte.

Er schüttelte den Kopf und ging hinaus. Hoffentlich würde er nicht wiederkommen, am besten sprang er aus dem Fenster.

Kaum war er weg, versank ich wieder in Gedanken. Diese ganzen Patienten, die ich heute getroffen hatte kamen wir alle seltsam vor.

Baila, die keinen Ton von sich gab und nur liebgehabt werden wollte.

Subaru, der gutherzige Samariter, der schon eine Ewigkeit die kleine Küche saubermachte.

Nozomu, der nervige Idiot, dem ich am liebsten eine reinhauen würde.

Sorluska und Thalia, die beide offensichtlich Probleme mit ihrem Temperament besaßen.

Und dann war da noch Zetsu, Everybody's Darling, bei dem ich mir immer noch nicht sicher war, weswegen er sich eigentlich in dieser Klinik befand. Ich hätte gelogen, wenn ich gesagt hätte, dass es mich nicht interessieren würde. Natürlich brannte ich geradezu vor Neugierde, aber ich würde es niederkämpfen, solange einer von uns beiden sich in dieser Klinik befinden würde. Ganz sicher.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  LeanaCole
2009-11-17T12:13:17+00:00 17.11.2009 13:13
Hach ja. Du kannst es einfach nicht lassen gegen Twilight zu sticheln. Ich liebe es XD
Aber pass auf, dass kein Twilight-Fangirlie das hier liest. Denn dann kommen so Sachen, wie: "Wie kannst du so über das tolle Twilight reden!?!!!!!!!11111elf1!!!
Oder sowas. Ich bin kein gutes Fangirlie... außer bei Zetsu XD

Ich bin mir sicher, dass sie die Türen öfters reparieren müssen, weil Thalia und Sor so brutal mit ihnen umgehen. Kostet sicher nen Haufen Geld, die beiden XD
Aber Jatzi scheint das schon gewohnt zu sein. Die kann nichts so leicht erschüttern. Ihre Sorglosigkeit hätte ich gerne :D

Ich muss erneut ein Lob aussprechen. Du weißt wirklich, wie meine Lea ist. Bei dir ist sie in ziemlich guten Händen. Schön so weitermachen ^^
Von: abgemeldet
2009-09-26T12:33:16+00:00 26.09.2009 14:33
Awww, wieder ein tolles Kapitel!!! X3 *wedel*
Ich finde es übrigens echt toll, wie du Personen beschreibst! :D Man kann die sich immer hervorragend bei deinen Beschreibungen vorstellen, dickes Lob! (^-^)b
Die beiden neuen Charas finde ich lustig. Die gefallen mir! XD
Bin mal gespannt, wie und wo sich die zwei nächstes mal streiten. XD
Meine Stimmung kann sich auch so plötzlich ändern...aber natürlich nicht gleich sooo plötzlich. XD
Ich mag Lea nach wie vor! Ihre Gedankengänge sind einfach zu klasse. =)
Sie denkt ja doch noch an Zetsu. X3 Mal sehen, ob sie so stark bleibt. Bin gespannt. =D
Und wieder Twilight... ja, ja. Ähehe. XD
Ich hab mal wieder nichts zu bemänglen. Du machst das ganze echt großartig. ;D



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