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Irgendwo in dieser Welt

von

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Ciar Breen

Das Mittagessen ging ohne nennenswerte Ereignisse vonstatten. Ich war nur überrascht, wie gut es schmeckte. Bekannte und Verwandte hatten stets betont, wie schlecht Krankenhausessen wäre, auch in Witzen war das oft das Thema. Aber zumindest auf dieser Station schmeckte es wirklich lecker – und immerhin gab es kein Fleisch wie bei meinen Eltern. Dort gab es jeden verdammten Tag Fleisch. Ich war beileibe keine Vegetarierin, aber es hing mir im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Hals raus.

Thalia und Sorluska waren erschreckend schweigsam während des Essens, Nozomu schwieg ohnehin und warf mir immer wieder Blicke zu, die ich genervt erwiderte. Lediglich Subaru und Zetsu scherzten das ganze Essen hindurch miteinander, was Baila sehr zu amüsieren schien.

Am liebsten hätte ich auch gelächelt, einfach weil es schön war, Zetsus Lachen zu hören, aber ich gab mich betont kühl.

Nach dem Essen blieb die ganze Gruppe – zu meinem Unmut – im Gruppenraum zusammen sitzen.

Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte, also blieb ich einfach ebenfalls, auch wenn es mir gar nicht so sehr gefiel. Ich war eine Einzelgängerin und das wollte ich eigentlich auch bleiben.

Dass sich Zetsu direkt neben mich setzte, half mir nicht gerade weiter, aber immerhin sprach er mich nicht an, warf mir nicht einmal einen Blick zu, während er sich mit den anderen unterhielt.

Ich beachtete ihn ebenfalls nicht, verschränkte die Arme vor der Brust und sah nur zwischen den anderen hin und her. Thalia interessierte mich dabei am meisten, da ich sie endlich richtig mustern konnte. Ich fragte mich, woher diese Stimmungsschwankungen bei ihr kamen und wodurch sie ausgelöst wurden. Sie wirkte eigentlich wie ein normales Mädchen, ein wenig zickig, sehr auf das Äußere bedacht. Wäre ich ihr im Alltag begegnet, hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, dass sie krank wäre.

Aber so ging es den anderen wohl auch, wenn sie mich ansahen. Jedoch, wenn ich mir die anderen so ansah... Ich ließ meinen Blick schweifen. Keiner in diesem Raum sah wirklich krank aus.

Plötzlich interessierte es mich doch, weswegen die anderen hier waren. Welche Wirrungen in einem normal verlaufenden Leben wohl zu einem solchen Aufenthalt führten?

Lediglich bei Nozomu kannte ich den Grund. Aber was war mit den anderen? Ob Baila mir das später berichten könnte? Da sie schon länger hier war, konnte sie mir womöglich mehr über die anderen erzählen.

Ich weiß nicht, wie lange wir so dasaßen, als ich plötzlich Schritte auf dem Flur hörte. Ein jung aussehender Mann mit schwarzem, zusammengebundenem Haar, von dem dicke Strähnen auf beiden Seiten seines Gesichts runterfielen lief gemeinsam mit Jatzieta den Gang entlang. Der Kittel verriet mir, dass er ein Arzt war. Seine Augen glitzerten hinter einer Harry-Potter-Brille. Ob er die nur wegen dem Hype gekauft oder ob sie ihm wirklich gefallen hatte?

Ohne einen Blick in den Gruppenraum zu werfen, betrat er das Arztzimmer.

Die Fragezeichen mussten wohl auf meiner Stirn gestanden haben, denn plötzlich hörte ich Thalias Stimme: „Ah, Dr Breen ist da. Wird aber auch Zeit.“

Ihre Stimme hatte einen ganz eigentümlichen Klang an sich. Sie hörte sich immer, egal was sie sagte, so an als wäre sie wegen irgend etwas eingeschnappt. Andere wären von so etwas sicher genervt gewesen, ich fand es ganz interessant. Mir gefiel ihre Stimme.

Dieser Mann war also Dr Breen gewesen. Bislang hatte ich nur am Telefon mit ihm gesprochen, aber nun konnte ich endlich ein Gesicht mit der Stimme verbinden. Ich war gespannt, wie er sich im Gespräch von Angesicht zu Angesicht schlug.

Satsuki kam zum Gruppenraum zurück. Wie üblich trug sie ihr fröhliches Lächeln zur Schau. „Leana, du bist heute als erste in der Sprechstunde dran.“

Ich stand auf und folgte ihr zum Arztzimmer, dessen Tür sie mir freundlicherweise aufhielt. Jatzieta und Dr Breen saßen nebeneinander auf zwei Stühlen. Sie lächelten mir zu, es fiel mir langsam wirklich schwer, diese ewige Lächelei zu ertragen.

Ich setzte mich auf den angegebenen dritten Stuhl und sah beide neutral an. Der Arzt wirkte genauso sanftmütig wie seine Stimme am Telefon geklungen hatte.

„Es freut mich, dich endlich selbst sehen zu können, Leana“, sagte er.

„Ähm... ja.“

Was sollte ich sonst antworten? Mich freute es immerhin nicht.

„Hast du dich schon gut eingelebt?“, fragte er weiter.

„Es geht.“

Natürlich erwähnte ich nicht, wer mir alles auf die Nerven ging und wen ich bislang nicht leiden konnte. Das ging die beiden immerhin nichts an.

Jatzieta notierte etwas auf einem Klemmbrett.

„Und was führt dich genau hierher?“, fragte Dr Breen weiter.

Ich erklärte ihm – zum zweiten Mal – ganz genau, wie mein bisheriges Leben bisher verlaufen war, wie die Beziehung zu meinen Eltern war und wie leer ich mich innerlich fühlte.

Während Jatzieta fleißig Notizen machte, nickte Dr Breen immer wieder. Schließlich endete ich meine Erzählung und sah beide abwartend an.

Ich hatte keinerlei Tränen in meinen Augen und selbst während ich redete, kam mir alles wie das Leben eines anderen vor. Die Schwester schien das ebenfalls zu bemerken und machte sich noch eine abschließende Notiz.

Dr Breen nickte verstehend. „So ist das also. Du warst sicherlich bei einigen Ärzten inzwischen, richtig? Und keiner konnte dir helfen? Mhm, verstehe. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir weiterkommen werden.“

Ich fragte mich, woher er diese Zuversicht nahm, wollte aber auch nicht nachfragen. Allerdings musste ich ihm recht geben. Seit ich hier war, ging es mir schon ein wenig besser. Allein wegen Zetsu... würde ich meinen.

„Gut, dann war das alles für heute“, sagte Dr Breen schließlich. „Ab morgen wirst du auch deine Tabletten bekommen, so wie die anderen und den Therapiealltag erleben.“

Ich nickte und stand wieder auf. Er reichte mir die Hand, die ich sofort schüttelte. Selbst seine Haut fühlte sich sanft an. Alles an ihm schien so zu sein.

Als ich das Zimmer verließ, saß Zetsu bereits davor. Fragend sah ich ihn an. Er hob die Schultern. „Ich wollte auch noch mit dem Arzt reden.“

„Weswegen?“

Ich wollte mir die Zunge abbeißen! Warum musste ich ihm immer so viele Fragen stellen!?

Er lächelte nett, aber mit einer gewissen Kälte in seinen Augen. „Was geht dich das an?“

„Es interessiert mich auch nicht“, erwiderte ich schnaubend.

Wütend ging ich davon. Ich war nicht wütend auf ihn, sondern auf mich. Warum konnte ich bei ihm einfach nicht stark bleiben? Was hatte er an sich, das einen so sehr anzog?

Heute Abend würde ich auf jeden Fall mit Baila reden. Vielleicht konnte sie mir einiges erzählen, was mir weiterhelfen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  LeanaCole
2009-11-17T12:25:33+00:00 17.11.2009 13:25
Das mit der Harry Potter-Brille war gut. So habe ich Ciars Brille nie gesehen. Einfach geil XD

Ich bin mir sicher, die üben alle das Lächeln, weil es bald einen Wettbewerb gibt und jeder gewinnen will. Aber es ist doch klar, dass Zetsu gewinnen wird. Sein Lächeln wird die Jury verzaubern, egal ob sie aus Männern oder Frauen besteht *prust*
Oh, mir kommt da ne lustige Idee für unser RPG. Mach dich bereit, Zetsu~ :D

Jatzi und ihr Klemmbrett erinnern mich an einen Chara aus einem Buch, was ich habe. Die Tusse hat auch andauernd ein Klemmbrett bei sich und notiert sich allen möglichen Kram XD
Nur das die, im Gegensatz zu Jatzi, ein paar Pfunde auf den Hüften hat *lach*

Lea merkt, wie schwer es ist sich Zetsu zu entziehen~ Sieh es ein, Lea-chan. Zetsus Anziehungskraft kann niemand widerstehen. Gib dich einfach hin *lol*
Von: abgemeldet
2009-09-28T14:37:21+00:00 28.09.2009 16:37
Hurra! Wieder ein neues Kapitel! :D
(wie oft habe ich das schon gesagt?! ^^'' *hust*)

Es freut mich irgendwie sehr, das das Essen dort gut schmeckt. =)
Und der Gag mit der Harry Potter Brille war toll! Hat mir gut gefallen, aber dieser Been ist mir suspekt. XD

Argh! Wie ärgerlich, Zetsu zieht sie magisch an. *gg*
Aber sie hält sich echt tapfer. Viel besser als Bella! XD

Das wars auch wieder von mir. =)
Ich warte geduldig auf mehr, wie immer. ;-D



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