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Face to Face

von

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seven

Die folgende Woche war für Takeru eine Berg- und Talfahrt. Wo er sich die ganze Zeit sicher gewesen war, dass dieses Gefühl in der Magengegend nur Einbildung war, so begann er langsam zu schwanken.

Eigentlich war ihm nur so komisch, weil er nach einem Treffen mit Akemi in der Stadt am Dienstagnachmittag keine großartige Veränderung zwischen ihnen beiden bemerkt hatte. Sie war nicht nur hübsch, sondern auch unglaublich nett und Takeru hatte wirklich gedacht, dass es irgendwann mal etwas werden könnte, mit ihnen.

Doch eigentlich standen sie sich noch immer gleichwertig gegenüber, sie wirkte zwar so, als wäre sie bereit es auszuprobieren, aber Takeru war für seinen Teil einfach nicht mehr in der Lage mal einen ersten Schritt zu machen. Nie hatte er Probleme damit gehabt, vor allem bei so hübschen Mädchen nicht, doch irgendwie war es ihm, als wollte er es gar nicht mit ihr probieren.
 

„Kimura-kun? Ist alles okay?“

Er schreckte auf und sah in Akemis verwirrtes Gesicht. Er war vollkommen in Gedanken gewesen, dabei saß er mit ihr gerade in einem Café in der Stadt und glaubte eigentlich mit ihr „verabredet“ zu sein.

Es war Donnerstag und irgendwie war Takeru die ganze Woche schon nicht auf der Höhe gewesen. Er war dank Akemi in den letzten Tagen öfter in der Stadt gewesen. Shinji schien mit einigen aus der höheren Klasse auch wieder oft hier zu sein und fuhr demnach mit Takeru zusammen immer hier her. Der Schwarzhaarige hatte scheinbar seit Anfang letzter Woche mit keinem Kerl mehr zutun gehabt. Es war schon regelrecht merkwürdig, aber Shinji hatte nur gemeint, dass er im Moment von allem etwas genervt war. Auch bei Ryo hatte er sich noch immer nicht gemeldet und die beiden hatten sich auf dem Gang in der Schule auch wunderbar ignoriert.

Takeru bemerkte, dass Akemi auf eine Antwort wartete.

„Ja...ich bin nur ein wenig in Gedanken gewesen, entschuldige“, meinte er und trank einen Schluck seines Tees.

Sie blinzelte.

„Du bist schon seit Anfang der Woche so in Gedanken, ist alles in Ordnung?“, wollte sie wissen und legte den Kopf etwas schräg, ihre langen Haare fielen ihr über die Schultern.

Sie war so hübsch, warum hatte er kein Interesse an ihr? Wenn er schon soweit war, mit ihr auszugehen. Das war doch eigentlich ein gutes Zeichen, aber Takeru fühlte sich allenfalls schlecht.

„Ich weiß nicht so recht“, sagte er und hielt sich seufzend den Kopf. „Ich glaube, mit mir stimmt einfach im Moment was nicht.“

Akemi sah ihn etwas irritiert an, dann schmunzelte sie traurig.

„Du Takeru, wenn du über was reden willst, kannst du das ruhig machen. Ich sehe es dir schon nicht übel, wenn du meinst, wir sollten nur Freunde bleiben“, sagte sie plötzlich und animierte Takeru zum verwirrten aufblicken. Was hatte sie da gerade gesagt? Woher wusste sie...

„Wie...?“, begann er, doch Akemi schüttelte den Kopf.

„Ich find dich echt nett, aber mir scheint du interessierst dich für jemanden anderes, kann das sein?“, fragte sie und schaffte es wieder Takerus verwunderten Blick auf sich zu ziehen.

„Eigentlich nicht. Ich habe keine Ahnung was mit mir los ist. Das hat aber nichts mit dir zutun, ich will nur nicht lügen“, gestand er und fühlte sich eigenartigerweise etwas leichter ums Herz. Als wäre der Gedanke an eine mögliche Beziehung mit ihr, eine Art Ballast gewesen. Er war wirklich nicht ganz normal im Moment, wie konnte er einem so süßen Mädchen nur so eiskalt den Laufpass geben?!

Sie nickte verständnisvoll.

„Ich mach dir keinen Vorwurf. Ich finde man kann sich echt gut mir dir unterhalten und auch sonst, bist du echt okay. Aber, ich mach mir Sorgen um dich, du bist vollkommen in Gedanken in der letzten Zeit, ich dachte schon, dass läge an mir“, erklärte sie ihm und lächelte leicht.

Takeru seufzte leise.

„Also an dir liegt es auf keinen Fall, ich wüsste auch nicht wie das sein sollte. Aber ich...“, er brach ab. Sollte er einem Mädchen wirklich erzählen, was im Moment in ihm vorging und worüber er sich Gedanken machte? Es war einfach keine gute Idee.

„Aber?“, fragte sie, doch Takeru schüttelte den Kopf.

„Nein, vergiss was ich gesagt habe.“
 

Eine halbe Stunde später verließen sie das Café, es war erstaunlich, dass sie ihm seine Entscheidung nicht übel nahm, wo er am Anfang doch wirklich etwas von ihr wollte. Akemi war wohl einfach nicht der Nachtragende Typ und Takeru war sehr froh darüber. So konnte er sich auch weiterhin normal mit ihr treffen und reden, vielleicht verstand sie ja doch, was mit ihm los war.

Während er in Richtung U-Bahnstation lief schreckte er plötzlich auf. In einer Nebenstraße schienen zwei Leute sich gerade aufs heftige zu streiten. Eine der Stimmen kam ihm so bekannt vor, dass es schon fast unheimlich war. Als er seinen Kopf in die Richtung der beiden Leute drehte, erkannte er Shinji und einen etwas größeren, jungen Mann.

Den Typ kannte er doch!

„Lass mich in Ruhe! Ich dachte, du wolltest nichts mehr mit mir zutun haben!“, brüllte der kleine Schwarzhaarige und war so außer sich, dass er Takeru fast schon Angst machte, so hatte er Shinji noch nie erlebt.

Schnell ging er etwas näher an die Straße heran und blieb hinter einer Hauswand stehen. Was war da los?

„Komm, das habe ich nie gesagt. Ich wollte dich nicht wegjagen, also bin ich hier, damit wir es noch mal versuchen können.“

Die Stimme des Mannes kam Takeru nicht ansatzweiße bekannt vor, aber er hatte ihn schon mal gesehen. Als sich Shinji vor fast zwei Monaten mit ihm getroffen hatte.

Shinji verzog das Gesicht, wirkte fast ein wenig verzweifelt. Und da ging Takeru ein Licht auf. War das der Typ, wegen dem Shinji vor Wochen so heulend nachhause gekommen war?

„Nein! Ich habe gesagt, dass ich mich nicht beleidigen lasse und dann einfach zu dir zurück renne. Lass mich in Frieden!“, geiferte Shinji weiter. Seine Stimme brach ganz kurz und Takeru war sich sicher, dass der Kleine den Tränen nahe war.

Dieser Kerl! Er konnte gar nicht sagen, was für eine Wut er gerade verspürte. Er wusste nicht warum, aber es machte ihn krank, dass es Shinji gerade so an die Nieren ging, den Typ wieder zu treffen.

„Du bist vielleicht zimperlich. Sonst hattest du auch kein Problem, wenn’s nur darum ging, dass dich jemand ficken sollte.“

Takerus Hände ballten sich zu Fäusten. Was sollte das? Shinji hatte ihm doch gar nicht getan!

Und als es sah, wie der Kleinere von dem Kerl an die Wand gedrängt wurde, war es ganz vorbei.

Wahrscheinlich hatte er sich von seiner Wut leiten lassen, als er mit schnellen Schritten auf die beiden zukam und die Hand des Typen – die gerade Shinjis Kinn berühren wollte – weg schlug.

Er wurde von beiden Seiten geschockt angesehen, doch für den Kerl schien es eine viel größere Überraschung zu sein, dass Takeru sich nun auch noch vor Shinji stellte, als wolle er ihn schützen.

„Pfoten weg! Dir ist wohl nicht klar, dass ein „Nein“ nun mal ein „Nein“ ist, oder?“, knurrte er kühl und griff hinter seinem Rücken nach Shinjis Hand, der irritiert die Luft einzog.

„Was willst du denn?“, murrte der Kerl ihm gegenüber und schien Takeru nicht einmal ansatzweiße als Problem anzusehen.

„Was geht’s dich an? Du sollst ihn nur in Ruhe lassen“, sprach er nun etwas ruhiger und sah dem anderen stoisch in die Augen.

Shinji drückte plötzlich Takerus Hand fest und wimmerte leise. Hatte er Angst?

„Alles okay?“, fragte er den Kleineren leise, der schnell mit dem Kopf schüttelte.

„Weg...“, wisperte er und biss sich fest auf die Unterlippe.

Takeru nickte und sah den Typ dann wieder kalt an.

„Und jetzt hau ab!“, motzte er etwas nachdrücklicher.

Der Kerl lachte nur leise.

„Ach, hast du jetzt doch nen Kerl abbekommen, Shinji? Deswegen bist du also so stur?“, fragte er den Schwarzhaarigen, der hinter Takeru plötzlich etwas kleiner wurde. Der biss sich etwas auf die Unterlippe und war nicht ganz einverstanden, hier gerade ignoriert zu werden.

Er straffte die Schultern etwas.

„Und der „Kerl“ sagte dir gerade, dass du dich verpissen sollst!“, brüllte er nun regelrecht und merkte, wie Shinji hinter ihm, einen erstaunten Laut von sich gab. Klar, jetzt hatte Takeru etwas Unüberlegtes gesagt, aber Hauptsache, sie kamen hier weg.

Sein Gegenüber hob leicht abwehrend die Hände.

„He, ist ja gut. Nicht beißen, Kleiner“, lachte er und wandte sich um, um die Straße zu verlassen. Takeru war kurz daran dem Typ hinterher zu rennen, doch Shinji hielt ihn ab.

„Nicht...Takeru...gehen wir...bitte...“, wisperte Shinji nachdrücklich und zog leicht an seiner Hand. Der murrte. Er hätte den Kerl so gern geschlagen!

„Na gut...“, murmelte er und zog Shinji mit schnellen Schritte aus der Nebenstraße zur U-Bahnstation.
 

Während der Fahrt zurück nachhause schwiegen sie sich an. Takeru kam es fast so vor, als würde Shinji irgendetwas sagen wollen, traute sich aber nicht.

Diese bedrückende Stimmung macht ihn fast krank. Nicht nur, dass ihm nun langsam klar wurde, was er vorhin eigentlich von sich gegeben hatte, sondern auch die Tatsache, dass es ihn so wütend gemacht hatte, wie der Kerl mit Shinji umgegangen war, passte so gar nicht zu ihm. Es sollte ihm eigentlich egal sein. Oder ihn zumindest kalt lassen, wenn er doch Schwule nicht mochte. Doch das war es nicht.

Shinji griff langsam wieder nach seiner Hand, nur vorsichtig, als hätte er Angst zurückgewiesen zu werden.

Takeru sah ihn an, während der Schwarzhaarige wieder zu ihm aufblickte und sich nach einem Blinzeln eine kaum sichtbare Träne aus seinem Augenwinkel löste. Er schien wirklich am Boden zu sein und nicht fähig irgendetwas zu sagen.

Seine Hand wurde etwas fester umklammert, als Shinji sich vorsichtig gegen seine Schulter lehnte, so wie er es immer tat.

Und für einen Moment, war das Kribbeln in seinem Inneren wieder allgegenwärtig. Takeru würde niemals zugeben wie er in solchen Momenten an sich selbst zweifelte.

Er konnte Shinji jetzt nicht mehr ansehen, nicht mit ihm reden, weil er zu verlegen war. Seine Gedanken überschlugen sich, als ihm klar wurde, dass er einem wirklich süßen Mädchen einen Korb gegeben hatte, weil er in ihrer Gegenwart nicht einmal ansatzweiße dasselbe fühlte wie bei Shinji. Nervosität, Herzklopfen, Kribbeln im Bauch.

Die ganzen Jahre hatte er sich über Schwule lustig gemacht. War er jetzt auf dem besten Wege es selbst zu werden?

Er wagte einen kurzen Seitenblick auf Shinji, der starr geradeaus blickte.

Konnte es sein, dass dieser Junge, das geschafft hatte, was Takeru nie geglaubt hätte? Hatte er ihm den Kopf verdreht? Dieser unbändige Drang den Kleineren zu beschützten, war Takeru von Anfang an befremdlich vorgekommen.

Er weigerte sich daran zu glauben! Egal wie feminin Shinji manchmal wirkte, er war ein Junge und Takeru selbst hatte noch vor Wochen gesagt, dass er sich das nicht vorstellen konnte.

Aber Shinjis ganze Nähe machte ihn verrückt. Nicht auf diese Weiße, wie das ein Mädchen tat. Nicht mit Charme oder Augenklimpern, sondern mit ehrlicher Art und Selbstverständlichkeit zum Beisammensein. Es war so anders, wenn Shinji so nah bei ihm saß und sich unbewusst an ihn schmiegte. Er tat es oft, wenn er Hilfe brauchte und nicht weiterwusste. So wie jetzt. Und dann hatte Takeru immer wieder das Bedürfnis, seinen Arm um den zierlichen Jungen zu legen und einfach schweigend für ihn da zu sein.
 

Der Lautsprecher sagte ihnen an, dass sie ihre Zielstation erreicht hatten. Langsam stand Takeru auf und zog Shinji in Richtung Ausgang. Sie bleiben am Bahnsteig stehen, auch als die U-Bahn längst weitergefahren war.

Noch immer waren ihre Hände ineinander verhakt und Shinji lehnte seinen Kopf gegen Takerus Schulter. So selbstverständlich. Als wäre alles normal.

Das Schluchzen des Kleineren zog Takeru aus seinen Gedanken und er blickte auf Shinjis bebenden Leib.

„Hey...“, wisperte er leise und strich mit seiner freien Hand über Shinjis dunklen Haarschopf.

„Ich...es tut mir so leid...ich wollte dich nicht da mit reinziehen...du magst das nicht und ich...ich...“, wimmerte er plötzlich leise und krallte sich mit seiner freien Hand nun in Takerus Oberteil fest. Als würde er den Boden unter den Füßen verlieren, als hätte er mit einem Mal schreckliche Angst.

„Shinji...ist schon gut, ich konnte da schlecht daneben stehen“, hauchte Takeru beruhigend und strich nun über Shinjis Rücken, zog ihn damit noch näher an sich heran.

„Aber...du hast gesagt...du findest es abstoßend...das ich mit anderen Kerlen...“, seine Stimme brach ab und wieder wurde sein ganzer Körper von einem leichten Beben erschüttert. „Und ich bin wieder so anhänglich...es tut mir leid...ich...ich bin so blöd...“

Takeru blinzelte verwirrt. Was war den jetzt los?

„Hey...beruhig dich erstmal. Ich habe dir doch gesagt, dass ich damit jetzt etwas besser klarkomme. Bitte hör auf zu weinen, ich verstehe sehr gut, dass dich der Kerl verletzt hat“, erklärte Takeru ruhig und strich weiter über den Rücken des anderen. Der jedoch sah nun langsam zu ihm auf. Seine Augen waren ganz rot, während seine Lippen unkontrolliert zitterten.

„Er ist mir egal...ich kann das vergessen...aber...aber nicht...“, wieder brach Shinji ab. Er konnte nicht mal ansatzweiße das aussprechen, was ihm durch den Kopf ging.

„Ist schon gut, sag es mir später, wenn du dich beruhigt hast, okay?“, lächelte Takeru und löste sich dann von Shinji um ihn hinter sich her, aus der U-Bahnstation zu ziehen. Sie sollten Nachhause gehen. So wie Shinji gerade drauf war, konnte man Angst haben, dass er einfach umkippte und damit war ja niemandem geholfen.

„Aber...“

Takeru schüttelte den Kopf.

„Kein „Aber“, wir gehen nachhause und dann schläfst du erstmal über alles“, bestimmte er und war froh, dass Shinji nun einverstanden zu sein schien.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yuichi
2009-11-13T19:30:27+00:00 13.11.2009 20:30
oh mein gott, das kapiwar so schön >___<
toll das sich die beiden jetzt immer besser verstehen, die beiden passen einfach super zusammen <3
Von:  RaspberryDevil
2009-10-19T19:32:09+00:00 19.10.2009 21:32
tolles kappi ^-^
armer Shinji... wird immer so fertig gemacht ._.
takeru im gefühlschaos? Das kann noch interessant werden *-* XD

Mach weiter so^^


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