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Rajah

A Midgard Saga Chronicles Sidestory
von

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Zukunftsängste

„Rajah?“

Wo trieb sich dieses Kind nur schon wieder herum? Nichts als Unfug hatte die Kleine im Kopf.

Längst war es Zeit fürs Abendessen. Die Sonne stand tief über den westlichen Hügeln und tauchte das idyllische Land in sanfte Orangetöne.

Hier, in der Sicherheit des Dorfes – gab es eigentlich einen friedlicheren Ort als Tamuka? - konnte und würde ihr sicher nichts zustoßen und doch war die Sorge um die einzige Tochter viel zu groß. Schließlich war Rajah alles, was sie hatte. Alles, was ihr lieb und teuer war. Ihr kleiner Schatz, der Sonnenschein in ihrem Leben.

„Rajaaah!“
 

Ein schwarzer Haarschopf lugte um die Ecke. Dunkle, honigfarbene Augen fixierten schelmisch die schlanke Frauengestalt, die den Blick hinunter zum Flussufer gerichtet hatte. Ein freches Grinsen huschte über den Kindermund und verriet die Dummheiten, die sich hinter der Stirn zusammenbrauten. Leise und auf Zehenspitzen pirschte sich die Sechsjährige heran und blieb schließlich hinter der zierlichen Frau stehen, deren rehbraune Augen noch immer die Umgebung absuchten.

„Was ist denn, Mama?“

Erschrocken fuhr Shirai herum. „Himmel, Kind!“ Sie bedachte ihre Tochter mit einem tadelnden Blick. „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du mich nicht so erschrecken sollst?! Und wie siehst du nur schon wieder aus?“

Kopfschüttelnd ging sie vor Rajah in die Hocke, strich ihrer Tochter liebevoll über die mit Erde verschmierten Wangen und durch das zerstrubbelte, rabenschwarze Haar. Sie sah ihm so unglaublich ähnlich, mit den spitz zulaufenden Ohren und dem deutlich dunkleren Teint.

Seufzend wischte Shirai ihr den gröbsten Schmutz mit den Fingern aus dem Gesicht. „Hast du dich etwa schon wieder mit Kenta geprügelt?“ Besorgnis schwang in ihrer Stimme mit.

Rajah senkte Verlegen den Kopf, klopfte sich den Staub aus ihrem braunen Leinenkleid. Schuldbewusst riskierte sie einen kurzen Blick ins Gesicht der Mutter, ehe sie nickte. „Aber er hat angefangen!“, versuchte sich die junge Halbelfe sogleich zu verteidigen. „Er hat Selina und mich die ganze Zeit geärgert. Mich hat er ein Spitzohr genannt und dann hat er Selinas Blumenkranz kaputt gemacht, dabei hat sie sich so viel Mühe damit gemacht.“ Trotzig streckte sie das Kinn vor und krallte die Finger in den Stoff ihres Kleides. „Das war gemein von ihm!“

Ein sanftmütiges Lächeln zeichnete sich aufs Shirais Gesichtszügen ab. „Du hast Recht mein Schatz. Das war nicht nett von ihm.“ Sie nickte bestätigend, ehe sie mit sanfter, aber tadelnder Stimme fortfuhr. „Aber trotzdem ist das noch lange kein Grund sich gleich zu schlagen, oder?“

Rajah dachte einen Moment angestrengt über die Worte ihrer Mutter nach, dann schüttelte sie entschuldigend den Kopf.

„Na siehst du.“ Liebevoll strich Shirai ihr über die Wange. „Ignoriert seine Stichelein das nächste Mal einfach. Du wirst sehen, Kenta verliert dann ganz schnell den Spaß daran und lässt euch in Ruhe.“

Rajahs Augen wurden groß. Fragend und erstaunt zugleich sah sie ihre Mutter an. „Wirklich? Und... und Selina muss dann nicht mehr wegen ihm weinen?“

Shirai nickte und brachte somit die Augen ihrer Tochter vor Freude zum Leuchten. Wenn das wirklich stimmte – und Rajah zweifelte keine Sekunde an den Worten ihrer Mutter – dann würde sie es auf diesem Weg versuchen. Rajah selbst machte sich nichts aus Kentas Stichelein, doch Selina nahm sich alles immer gleich zu Herzen. Selbst, wenn die Gemeinheiten des Jungen gar nicht ihr selbst, sondern vielmehr Rajah galten, war das Mädchen zutiefst betrübt. Dabei hatte Selina so ein schönes und ansteckendes Lächeln, das sie leider nur noch selten zeigte, wenn Kenta in der Nähe war.

„Gut! Ich will nämlich nicht, dass sie ständig wegen Kenta weinen muss!“ Entschlossen sah sie ihre Mutter an und entlockte dieser ein warmherziges Lächeln. „Ja, meine Kleine. Du wirst gut auf sie aufpassen. Aber jetzt geh dich erstmal waschen, so ein Dreckspatz kommt mir nämlich nicht in die Küche!“

„Jaaa!! Bin schon weg!“ Fröhlich fiel Rajah ihrer Mutter in die Arme und kuschelte sich kurz an sie, ehe sie auf dem Absatz kehrt machte und lachend ins Haus rannte.
 

Shirai erhob sich langsam und sah ihrer kleinen Tochter betrübt hinterher. Rajah war ein kleiner Wirbelwind, ständig in Bewegung, und genau das machte der jungen Mutter solche Sorgen. Noch bot die Sicherheit des Dorfes ihr und den anderen Kindern eine wunderbare Spielwiese. Doch der Frieden war trügerisch.

Reisende, die auf ihrem Weg durch Midgard auch Tamuka durchkreuzten, brachten oft schlechte Nachrichten und düstere Geschichten mit sich. Dunkle Wolken zogen über Utgard auf und drängten Midgrads Grenzen entgegen. Sie sprachen von grausamen Kreaturen, die keine Gnade kannten und jeden töteten, die sich ihnen auf ihrem Streifzug in den Weg stellten – oder ihnen auch nur begegnete. Immer wieder kursierten Gerüchte um mutige, starke Kämpfer, die bei Nacht und Nebel auf mysteriöse Weise verschwanden. Einige von ihnen hatte man bereits aufgefunden – tot.

Die Zeiten waren schon vor sieben Jahren nicht sicher, waren es jetzt noch weniger und an die Zukunft wollte lieber keiner denken.

Im Haus klapperten die Teller und Becher und ein lautes 'Ups' drang an ihre Ohren. Shirai seufzte. Eines Tages würde auch die kleine Halbelfe ihre Unbeschwertheit verlieren und aufhören das Kind zu sein, das sie war. Bei dem Gedanken daran, wurde es Shirai schwer ums Herz. Was mochte die Zukunft wohl für Rajah bereithalten? Das bedrückende Gefühl eines kommenden Krieges lag in der Luft und als Magierinnen würden sie beide unweigerlich daran beteiligt sein – doch Shirai würde dies zu verhindern wissen. Bisher wusste niemand um Rajahs und ihre Fähigkeiten und das sollte auch so bleiben. Vielleicht war das ihre einzige Chance.
 

„Mama?“ Mit fragendem Blick stand Rajah in der Tür. „Kommst du? Ich hab so schrecklichen Hunger!“

Ein sanftes Lächeln zeichnete sich auf Shirais Lippen ab, als sie die Frage ihrer Tochter bejahte. Sofort erhellte sich Rajahs Gesicht. Hastig rannte sie auf ihre Mutter zu und schob ihre zierliche Kinderhand in Shirais. Es war eine stille Aufforderung, der Shirai nachgab und gemeinsam betraten sie die kleine Holzhütte am Rande des Dorfes.

Vielleicht sollte sie doch einmal Salima, die Dorfweise, aufsuchen und um einen Blick in die Zukunft ihrer Tochter bitten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  -Moonshine-
2009-06-09T14:59:24+00:00 09.06.2009 16:59
Mensch. Ich hab mir das Ding schon zweimal durchgelesen - einmal am Erscheinungstag und einmal vor ner Woche - und hab's nicht geshcafft, zu kommentieren. XD Shame on me.
Aberrr jetzt!
Rajah ist ein echt süßes Kind. *knuddeln will* Ich will auch so eins. XDD Aber ohne die spitzen Ohren, das würde sonst nur gehänselt werden in der Schule. XD
Ne, Spaß beseite. Du machst es ja echt spannend. Ich hoffe, da kommt noch so eiiiniges, ich bin nämlich echt neugierig, wie eins zum anderen kommt, mit Shirai und so, und ob Rajah's Papa nochmal vorkommt (du könntest es mir ja in einem geheimen ICQ-Gespräch flüstern... *mit dem Zaunpfahl eins überbrat* XD)
Also: *Fahne schwenk* Weiter bitte im Text!

HDL!


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