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Rajah

A Midgard Saga Chronicles Sidestory
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
29.09.2013:
Das hier ist der überarbeitete / neue Prolog der Story. Den alten gibt es allerdings noch als separates Special-Kapitel. Komplett anzeigen

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Rajah

Die Dunkelheit der Nacht umfing sie wie ein zärtlicher Liebhaber, als Shirai, geweckt von einem kühlen Windhauch auf der nackten Haut, schläfrig die Augen öffnete. Nur langsam klärte sich ihr Blick und es dauerte einen Moment, ehe sie begriff, dass sie alleine war.

Suchend strich ihre Hand über das noch warme Laken neben sich, doch von ihm fehlte jede Spur. Mit einem Schlag war sie hellwach. Dumpf und schwer pochte ihr das Herz in der Brust, als sie hastig die Beine aus dem Bett schwang und sich ein schlichtes Leinenhemd über den Kopf zog.

Barfuß eilte Shirai zur Tür hinüber, die sie schwungvoll aufriss, nur um mitten in der Bewegung abrupt innezuhalten.

„Schhhhht, du weckst sie sonst noch.“

Eine Welle der Erleichterung durchströmte ihren Körper und löste den Kloß in ihrem Hals. Sie hatte befürchtet, ihn nicht mehr im Haus vorzufinden, dass sich ihre größte Angst in dieser Stunde bewahrheitete und er sie und das Kind verlassen hatte. Stattdessen saß er hier in der Küche auf einem der Schemel, ein weißes Bündel in den Armen, das er liebevoll wiegte. Bei dem Anblick ging ihr das Herz auf und sie hieß die Wärme willkommen, die sich in ihr ausbreitete.

„Sie ist so schön“, entfuhr es ihm leise. Seine Stimme klang heiser und voller Traurigkeit. „Es bricht mir das Herz, sie nicht aufwachsehen sehen zu können.“ In einer fließenden Bewegung erhob er sich zu seiner gesamten, hochgewachsenen Gestalt. Mit gesenktem Kopf trat er vor Shirai und übergab ihr das Kind. Sein Kind, seine Tochter. Ein Geschenk der Götter, das er nicht verdiente. Ebenso wenig wie die schlanke Frau vor ihm, deren Gesicht vor Schreck kreidebleich geworden war.

Zärtlich strich er ihr das lange, schwarze Haar hinters Ohr und beugte sich herunter um ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er bereits seine Robe, die eines Kämpfers, angelegt hatte und auch sein Schwert, das in all den Jahren zu seinem kostbarsten Gefährten geworden war, zeichnete sich unter dem Umhang an seiner Hüfte ab.

Er war ein wundervoller Mann. Das helle Haar fiel ihm zu einem Zopf gebunden über den Rücken und bildete einen herrlichen Kontrast zu seiner dunklen Haut. Er hatte ein jugendliches, makelloses Gesicht mit langen spitzen Ohren, das sein wahres Alter gekonnt vertuschte. Doch das Faszinierendste an seiner Erscheinung waren seine Augen. Sie hatten die Farbe von dunklem Honig. Und er hatte ihr sein Herz geschenkt, nur um das ihre nun zu brechen.

„Dann ist es also Zeit.“ Die Bitterkeit in ihrer Stimme traf ihn tief, dennoch musste er diesen Schritt gehen, wenn er Frau und Kind schützen wollte. Tränen sammelten sich in ihren rehbraunen Augen, als sie das Baby behutsam an ihre Brust drückte, die blasse Wange in seine Hand geschmiegt.

„Ja.“ Liebevoll strich er mit dem Daumen eine einzelne Träne fort, die sich aus ihrem Augenwinkel gelöst hatte. „Shiari, du weißt ich liebe euch. Aber zu bleiben, würde euren sicheren Tod bedeuten. Außerdem…“ Er konnte ihrem anklagenden Blick, in dem gleichzeitig so viel Schmerz und Verzweiflung lagen, nicht länger Stand halten.

Betrübt betrachtete er seine Tochter, die ihm so ähnlich sah, dass es ihn mit Stolz erfüllte und zugleich ängstigte. Die kleinen Finger haltsuchend um den dargebotenen Finger Shirais geklammert, blinzelte die Kleine verschlafen. Vorsichtig strich er dem zerbrechlichen Wesen über den Kopf und erregte so die Aufmerksamkeit des kleinen Mädchens. Dunkle honigfarbene Augen sahen ihn neugierig an. Obwohl sie bis eben still gewesen war, brabbelte die Kleine nun munter vor sich hin.

Ja, sie war unverkennbar seine Tochter. Es zu leugnen wäre sinnlos. Stolz schwoll in seiner Brust an, als er erneut ganz vorsichtig über den kleinen Kopf strich. Schon jetzt liebte er sein Kind ebenso wie dessen Mutter. Lange hatte der Elf mit sich gerungen, doch seine Entscheidung stand fest. Er musste beide verlassen. Noch in dieser Nacht.
 

Shirai spürte, dass ihr Geliebter nach den richtigen Worten suchte. Sie hatte gewusst, dass dieser Tag kommen würde. Der Kampf um Utgard, dem sie selbst dank dem Elf nur knapp mit dem Leben entkommen war, folgte ihm wie ein dunkler Schatten und die Geister der Vergangenheit hatten ihr Klauen tief in ihn geschlagen.

„Unzählige mussten durch mein Schwert und meine Magie sterben, viele werden ihr Schicksal in diesem endlosen Krieg noch teilen und solange ich meine Buße nicht getan habe…“ Anstatt auszusprechen, was ihm auf der Zunge lag, zog er Shirai und das Kind in eine Umarmung.

Er hatte großes Leid über das Land gebracht und nun musste er wenigstens versuchen den Schaden zu begrenzen. Noch größeres Leid hatte er über seine Tochter gebracht, über dieses zarte Wesen, das nichts von der Bürde wusste, die ihm das Schicksal auferlegt hatte. Alles Kämpfen, Bitten und Flehen war vollkommen umsonst. Er hatte getobt, geschrien, geweint, gebettelt. Die Götter hatten sich ihm nicht erbarmt und so hatte das Schicksal ungehindert seine unsichtbaren Fäden um das Kind gesponnen.

„Erfüllst du mir einen letzten Wunsch bevor ich gehe?“ Sacht schob er Shirai auf Armeslänge von sich, die Augenbrauen fragend in die Höhe ziehend. Ihr bedächtiges Nicken war ihm Antwort genug. Wieder senkte er den Blick zu dem Baby in ihren Armen und bedachte es mit einem friedlichen Lächeln.

„Sie soll den Namen Rajah tragen.“ Andächtig strich er seiner Tochter über die rosigen Wangen.

„Eines Tages wirst du sehr stark sein müssen, meine kleine Rajah. Ich wünsche dir die Kraft, dein Leben zu meistern. Mach deiner Mutter keinen Kummer, denn sie ist eine wunderbare Frau.“

Shirai konnte ihren Schmerz nicht länger zurückhalten. Heiße Tränen bahnten sich einen Weg über ihr blasses Gesicht, sie zitterte am ganzen Körper und nur das Kind in ihren Armen schien ihr die Kraft zu geben sich noch auf den Beinen zu halten.

Zärtlich wischte er ihre Tränen fort und vereinte seine Lippen ein letztes Mal mit ihren. Kurz darauf vernahm sie ein geflüstertes „Lebt wohl“ an ihrem Ohr. Elegant wandte sich der Elf zur Haustür um und verschwand in der Dunkelheit der Nacht.

Shirai wusste, dass sie ihn gehen lassen musste. Wahrscheinlich würden sie einander nie mehr begegnen und doch konnte sie ihm nicht folgen. Es war, als würde sie eine unsichtbare Kraft daran hindern. Stumme Tränen rannen ihre Wangen hinunter.

Seine Silhouette war längst mit den Schatten des nahen Waldes verschmolzen, als sie an die Tür trat und obwohl Shirai ihn nicht mehr sehen konnte, formten ihre Lippen fast lautlos einige Worte.
 

„Leb wohl Oiodin. Auch wenn dies ein Abschied für immer ist......schwöre ich dir meine ewige Liebe.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  -Moonshine-
2015-01-13T13:26:40+00:00 13.01.2015 14:26
So, jetzt hab ich den ueberarbeiteten Prolog auch endlich mal gelesen. Dann musste ich den alten Prolog lesen, um einen Vergleich zu haben. XD
Der neue Prolog gefaellt mir sehr gut. Den anderen fand ich zwar auch super, aber der Ueberarbeitete ist noch ein bisschen mehr gefuehlvoller und voller Atmosphaere. Das finde ich schoen.
*Nur ist der Prolog jetzt laenger als das erste Kap* XDD Aber nicht schlimm. Ich muss sowieso nochmal die ganze Story soweit lesen, um mich reinzufinden. :)

Antwort von:  Foresight
14.01.2015 10:19
Dankeschön. :) Es freut mich, dass sich die Überarbeitung gelohnt hat.
Das mit der Länge ist mir auch schon aufgefallen. Eigentlich wollte ich auch die anderen Kapitel noch überarbeiten, aber da kämpfe ich noch mit mir.
Von:  Caralein
2009-04-20T16:02:52+00:00 20.04.2009 18:02
Rajahs Papa! *erster Gedanke*
Shirai ist ja richtig süss *zweiter Gedanke*
Rajahs Augen sind honigfarben? *dritter Gedanken und merkt was sie vergessen hat*
*lach*
Das hier erinnert mich daran, dass ich Calandis' Geschichte angefangen hatte und mich nun wieder daran setze also vielen Dank für diesen Anstoss schon mal^^
Für das, dass der Prolog älter sein soll, finde ich ihn gut und man möchte wissen wie es weiter geht mit der kleinen Rajah und wieso ausgerechnet der Name interessiert mich auch. Um auf meine Vorrednerin einzugehen, ja ich will auch mehr von Rajahs Papa wissen und ob man was erfährt^^
Die Anspielung mit dem Merchandising hab ich aber nicht verstanden oder habt ihr eine Rumeuspuppe gebastelt? xD

Liebe Grüsse
Caralein^^
Von:  -Moonshine-
2009-04-17T22:25:37+00:00 18.04.2009 00:25
Dammit, ich nochmal, sorry... Warum kann man Kommentare eigtl nicht editieren? Wär mal sinnvoll..
Mir ist eingefallen: wir haben die anderen ja noch gar nicht gefragt, ob wire ihr Gedankengut verwenden dürfen. XD" Muss nicht! XDDD
Sorry... Und damit das hier noch Kommentarcharakter hat:
Coole Story! Schreib schnell weiteeer!!11elf XD
Von:  -Moonshine-
2009-04-17T22:19:20+00:00 18.04.2009 00:19
Oi... very tragisch und dramatic! Macht richtig Lust auf mehr und ich hoffe, du schreibst schön dran weiter. Frag mich grad, ob man noch irgendwas über den Vater erfährt. Fänd ich mal interessant bzw. ich würd gern mehr Hintergründe wissen. XD

Eine kleine Sache, die mir aufgefallen ist:
"Du hast doch selbst gesehen, zu was ich fähig bin." -> Ich würde schreiben "wozu ich fähig bin". Ich find "zu was", "vor was" usw hört sich immer leicht unbeholfen an. ^^ Aber naja, meine Meinung. Sogar Nachrichtensprechen reden ja so. XD
Egal. Ansonsten alles einwandfrei. Bin grad so im Fangirliemodus. XDD Aber hey... das geht ja voran mit unserem Merchandising. Zwar langsam, aber immerhin, gell? ^^

Ich bin gespannt, was du noch draus machst. *Zelt aufstell und hier camp* XD
Bis bald. ^^



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