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Erwachen

von

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Warnungen und Vorahnungen

Mit einer Woche Verspätung geht dieses Kapitel nun online.

Doch in diesem Kapitel wird nun auch das Geheimnis um den Professor gelüftet.

Für einige vielleicht keine Überraschung mehr.
 

Viel Spaß beim Lesen...
 

*************************************************************************
 

Warnungen und Vorahnungen
 

"Jetzt müssen wir nur noch das passende Schloss finden", beendete gerade Ben

seinen Bericht.

"Das haben wir schon, Ben", Katsushiro wandte den Kopf und unterbrach den

Augenkontakt zu Yanthana.

"WO?", war alles, was der junge Archäologe hervorbrachte. Deutlich schwang

Aufregung mit in seiner Stimme.

"Kommen Sie. Ich zeige es Ihnen", sagte der Professor und winkte auffordernd,

dass sie ihm folgten.
 

Er verließ das Lager und ging in Richtung Osten um den See. Yanthana und die

anderen Männer schlossen sich ihnen sofort an.

Sie mussten nicht weit gehen.
 

Nahe dem Ufer lag ein großer Felsen. Zwei drittel ragten ins Wasser und der

Teil, der dem Land zugewandt war, war auf diese Seite mit dichtem Efeu

überwuchert.

Katsushiro stoppte bei dem Felsen. Seine langgliedrigen Finger schoben den

wilden Pflanzenwuchs zur Seite. "Hier!"
 

Neugierig trat Ben näher. Sein Gesicht zeigte das Erstaunen, dass ihn befallen

hatte.

In dem Felsen war eine Vertiefung zu erkennen, die genau den Abmessungen des

metallenen Sterns entsprach. In der Mitte des Sterns war ein schmales langes

Loch zu erkennen, das offensichtlich tief in den Felsen hineinführte. Genau,

wo auf dem Schlüssel der daumenbreite Stab in die Höhe ragte.
 

"Das ist es", murmelte Ben und hob dann den Kopf. "Warum haben wir den Schlüssel

nicht gleich mitgenommen? Wir könnten ihn einsetzen und sehen, was passiert."

Katsushiro schüttelte den Kopf. "Nein. Es muss zu einem bestimmten Zeitpunkt

geschehen. Ich hatte Ihnen ja nicht zum Spaß den heutigen Tag als Endtermin

gesetzt. Heute Nacht ist die Nacht des ersten Monds im Monat. Neumond. Nur

nach einer solchen Nacht, kann der Schlüssel benutzt werden. Nur dann werden

wir Zugang zum verborgenen Tempel erlangen."
 

Ein Stirnrunzeln glitt über Bens Gesicht. "Ein verborgenen Tempel, in dieser

Gegend? Davon habe ich noch nie etwas gehört."

"Es handelt sich dabei um eine sehr, sehr alte Legende. Sie ist kaum bekannt

und nur mündlich überliefert worden", winkte Katsushiro ab. "Wir werden es

morgen sehen."
 

Er wandte sich an Yanthana. "Da ich dachte, dass die Agentur mir einen männlichen

Mitarbeiter schicken würde, hatte ich nur noch ein Zelt besorgt. Es tut mir

leid. Außerdem werde ich morgen früh sofort veranlassen, dass Sie abgeholt

werden. Ihr Auftrag ist beendet."

Yanthana schüttelte den Kopf. Genau das hatte sie erwartet, doch sie würde

sich nicht so einfach abschieben lassen. Sie würde bleiben. "Machen Sie sich

keine Umstände, Professor. Ich finde schon einen Platz. Außerdem möchte ich

unbedingt sehen, was dieses Artefakt alles bewirken kann. Ich werde also

morgen noch bleiben."

"Eine wunderbare Idee. Ich bin sicher, dass Professor Katsushiro nichts dagegen

hat. Ist doch so Professor? Wir können uns das Zelt teilen. Ich habe nichts

dagegen", grinste Ben übermütig. Seine Augen funkelten.

Katsushiro nickte zögernd. "Ich kann Sie wohl nicht daran hindern. Bleiben Sie

also."

~Stimmt genau~, dachte Yanthana. "Ich werde dein Angebot überdenken, Ben", antwortete

sie unbestimmt.

Ihr Blick glitt über den See. "Bis zum Abend ist es noch einige Zeit."

"Das stimmt. Lassen Sie uns zurückkehren", sagte der Professor. Seine Stimme

klang etwas angespannt. Offenbar gefiel ihm Yanthana’s Entschluss überhaupt

nicht.
 

Die Männer wandten sich zum Gehen, nur Yanthana blieb stehen.

"Kommst du nicht?", fragte Ben.

Die Hanyou schüttelte den Kopf. "Ich komme später nach. Keine Angst, ich bin

schon ein großes Mädchen und finde das Lager sicherlich auch allein."

"Okay, bis denn", verabschiedete sich Ben.
 

Es dauerte nur wenige Minuten und dann konnte Yanthana keinen der anderen mehr

sehen. Vorsichtig lauschte sie, ihre Nasenflügel bebten, als sie tief die Luft

einsog.

Sie war wirklich allein.

Es war, als ob sie sich verwandelte.
 

Ein Ruck ging durch ihre Gestalt. Mit drei langen Sätzen war sie im Wald

verschwunden. Der Wind strich über ihr Gesicht, als sie sich mit traumwandlerischer

Sicherheit zwischen den Bäumen ihren Weg suchte.

Yanthana entfernte sich vom Lager. Immer blieb der See auf ihrer rechten Seite
 

Schließlich stoppte sie.

Ihr Atem ging nicht um eine Nuance schneller. Mit sicherem Griff holte sie ihr

Handy heraus und gab die Nummer ein. Diesmal fand das Gerät sofort Netz und

nur Sekunden später ertönten die Klingelsignale.

Yanthana ließ es fast eine Minute lang klingeln, doch nahm keiner ab. Leise

fluchte sie, als sie die Taste >Auflegen< drückte.
 

Dann wählte sie kurz entschlossen Shippou’s Nummer. Es klingelt gerade einmal,

da hörte sie schon die Stimme ihres Freundes. "Ja?"

"Shippou, ich bin’s, Yan."

"Hey, mein Schatz, wo treibst du dich..."

"Shippou, hör mit einfach zu."

Die Stimme des Kitsunen wurde sofort ernst. Er spürte, dass etwas nicht in

Ordnung war. "Was ist los?", fragte er knapp.

"Irgendwas ist faul an diesem Job, den ich übernommen habe. Ich war in den

Eisbergen. Diese Ausgrabung fand in dem alten verlassenen Kloster statt. Du

weißt, welches Kloster ich meine..."

Dumpfes Schweigen herrschte am anderen Ende. "Ich werde diesen Ort niemals

vergessen", sagte dann Shippou düster.

"Irgendetwas braut sich zusammen. Ich traue diesem Professor Katsushiro nicht über den Weg.

Leider erreiche ich Mam und Paps nicht. Du musst sie warnen. Sie müssen

aufmerksam sein. Sag auch dem Taishou Bescheid."

"Mach, dass du da wegkommst. Begib dich nicht unnötig in Gefahr", sagte Shippou besorgt.

"Nein", antwortete Yanthana bestimmt. "Ich kann hier nicht weg."
 

Ein tiefes Aufseufzen Shippou’s war die Antwort. "Also... wer ist es diesmal,

den du unbedingt retten willst? Ganz bestimmt kein wuschliges Hündchen oder

niedliches Kätzchen,"

Unwillkürlich entfuhr Yanthana ein leises Lachen. "Nein. Er heißt Ben und hat

die Ausgrabung in den Eisbergen geleitet. Wir hatten uns schon auf dem Flug

von New York nach Tokio kennengelernt. Ich glaube nicht, dass er weiß, was

hier ablaufen soll."
 

"Hau ihm eins über den Schädel und bring ihn einfach mit, wenn du ihn nicht

dalassen willst. Doch hör einmal in deinem Leben auf mich. Du hast das

einmalige Talent immer zielstrebig in das einzige Hornissennest der ganzen

Umgebung zu stechen. Darin bist du wesentlich besser, als es dein Vater jemals

war", versuchte Shippou es erneut.

"Ich werde aufpassen. Kümmere du dich bitte darum, dass Mam und Paps vorsichtig sind."

"Werd es weitergeben. Pass auf dich auf, Yan."

"Mach ich, Shippou-chan. Bye."

"Bye!"
 

Ein leises Tuten verkündete, das Shippou die Verbindung unterbrochen hatte.

Yanthana drückte den Knopf >Auflegen< und starrte das kleine metallene Handy

gedankenverloren an. Sie hatte getan, was möglich war.

Jetzt lag es an ihr herauszufinden, was hier genau ablief. Sie hob den Kopf.
 

Etwas beruhigt, dass Shippou ihre Warnungen weitergeben würde, steckte Yanthana

das Handy wieder weg.

Die Sorge von Shippou war ihr nicht verborgen geblieben. Der Kitsune war damals

noch sehr klein gewesen, als ihre Eltern und der Taishou gegen Naraku gekämpft

hatten. Die Ereignisse hatten bei dem Kleinen damals tiefe Spuren hinterlassen.

Kein Wunder, das alles jetzt wieder an die Oberfläche kam.
 

Tief seufzte die junge Hanyou auf.

Ein leises Rascheln im Unterholz ließ sie zusammenzucken. Ihre Nasenflügel

weiteten sich, als sie die Luft prüfend einsog, doch nichts als der Geruch des

Waldes war aufzunehmen.

Wieder ein Rascheln und diesmal ein wenig entfernter.
 

Mit einem Ruck setzte sie sich in Bewegung. Doch als sie an die besagte Stelle

kam, war sie leer. Sie ging in die Hocke und betrachtet den Waldboden genauer.

An der Stelle war er teilweise mit einer dichten Matte aus Moosen bewachsen.

Am Rand der Fläche fand sie einen Fußabdruck.
 

Vorsichtig strich sie die Konturen mit dem Finger nach. Es war ein Abdruck eines

nackten Fußes. Eines Menschenfuß.

Doch wieder war keinerlei Geruch festzustellen und das obwohl bestimmt nur

wenige Sekunden vergangen waren, dass hier jemand entlanggegangen bzw. gerannt war.
 

Yanthana hob den Kopf. Ihre dunklen Augen musterten die Umgebung aufmerksam.

Sie wusste, dass sie nicht mehr allein war. Sie spürte förmlich, wie ein

verborgenes Augenpaar auf ihr ruhte.

Und mit einem Mal wurde ihr bewusst, das sie genau dasselbe Gefühl schon dort

oben in den Eisbergen gehabt hatte. Dort, wo sie dieses seltsame Wesen verfolgt

hatte, das keinerlei Ausstrahlung und Witterung besaß.

Genau wie jetzt... Wie jetzt.
 

~Kann das wirklich sein? Ist es ein und dasselbe? Doch wie konnte es so

schnell hier sein?~, überlegte Yanthana und stand wieder auf.

Sie hatte Recht behalten. Irgendetwas war an diesem Auftrag oberfaul.

Sie musste zurück. Ben war allein im Lager. Sie machte sich auf den Weg. Mit

großen Sprüngen hastete Yanthana zurück. Erst kurz bevor sie das Lager erreichte,

fiel sie in eine normale Menschengeschwindigkeit zurück.

Wie eine harmlose, menschliche Frau trat sie zwischen die Zelte.
 

"Auch wieder da, Süße? Haste die Gegend genossen, oder haste den Weg nicht

zurückgefunden, das es so lange gedauert hat?", fragte mit einem dreckigen

Grinsen, der Mann, der Mas hieß. Sein Kumpel lachte laut auf und hieb sich vor

Vergnügen auf den Oberschenkel.

Die beiden Männer saßen unter dem Zeltvordach am Tisch.
 

Yanthana sah, dass nun auch ihre Reisetasche sich neben der von Ben auf dem Tisch

befand.

Sie brauchte nicht nachzufragen, um zu wissen, dass Mas und Koseki ihre Sachen

durchsucht hatten. Also konnte sie sich wohl von ihrem Ersatzmagazin für ihre

Beretta verabschieden, entweder war die Munition weg, oder das Magazin war

unbrauchbar.

Es blieben ihr nur die Sachen, die sie am Leib trug, auf die sie sich

ungesehen verlassen konnte.

Ihre Waffe steckte sicher in ihrem Gürtelhalfter und der Kampfstab unter ihrer

linken Achsel in einem Spezialhalfter. Ihre Ausweispapiere, Portemonnaie und

ihr Handy in den geräumigen Taschen ihrer Jacke.
 

Yanthana suchte Ben, doch konnte sie ihn nirgends sehen.

"Wo ist Mr. Hopkins?", fragte sie.

"Er wollte sich frisch machen", Katsushiro trat gerade in Freie. Er zeigte mit

dem Finger in Richtung Ufer, doch diesmal in die andere Richtung, als sie

vorhin gemeinsam gegangen waren. "Dort hinten befindet sich eine Bucht. Ideal

für ein erfischendes Bad."
 

Yanthana nickte kurz und ging in die angegeben Richtung. Die bissigen

Kommentare, die ihr folgten, überhörte sie geflissentlich.

Sie machte sich im Stillen Vorwürfe. Ihr Job war es Ben zu beschützen. Zumindest

hatte sie sich das zur Aufgabe gemacht.

Ben hatte nichts mit den Machenschaften zu tun. Er war ein junger engagierter

Archäologe, den Katsushiro für seine Zwecke benutzte. Sie hoffte zumindest,

dass sie mit dieser Annahme auch richtig lag.
 

Doch leider war ihr Verhalten mehr als unprofessionell gewesen. Ein

Personenschützer hatte nicht einfach seinen Schützling allein zu lassen. Zumal

wenn man sich fast hundertprozentig sicher war, das irgendeine Gefahr sich

zusammen braute.
 

Yanthana fand ohne Mühe, die Stelle, die Katsushiro beschrieben hatte. Der See

hatte hier eine kleine Ausbuchtung gebildete. Das kristallklare Wasser war

nicht sehr tief und man konnte bis auf den Grund sehen.

Wie silberne Schatten huschte ein Schwarm Fische vorbei.

Ben’s Kleidung befand sich in einem unordentlichen Haufen nahe dem Ufer auf

einem flachen Stein. Daneben ein dickes Handtuch. Von dem jungen Mann war

keine Spur zu sehen.
 

Das Aufspritzen von Wasser lenkte Yanthana’s Aufmerksamkeit auf den See. Laut

prustend tauchte Ben in diesem Moment auf. Er strich sich das nasse Haar mit

einer Hand aus dem Gesicht.

Als er Yanthana am Ufer stehen sah, hob er winkend die Hand.

"Das Wasser ist herrlich. Komm doch rein", rief Ben und machte sich daran mit

langen Zügen auf sie zuzuschwimmen.
 

Yanthana lehnte sich mit verschränkten Armen gegen einen nahen Baumstamm.

"Tut mir leid. Ich habe keine Badesachen mit", schüttelte sie den Kopf.

Ben war näher gekommen und trieb nun Wassertretend nur wenige Meter vor ihr im

Wasser. "Ich auch nicht. Das ist also kein Argument. Bist du etwa schüchtern?"

"Keh", machte Yanthana. "Provozier mich nicht. Du würdest es bereuen."
 

Der junge Mann lachte auf. "Zumindest lehnst du nicht völlig ab. Das ist doch

schon mal ein Fortschritt. Manchmal kommst du mir so unnahbar vor. Als ob du mit

deinen Gedanken in weiten Fernen weilst, wo dich niemand erreichen kann. Ich

würde gern wissen, was du denkst."

"In diesem Moment? Das kann ich dir gerne beantworten. Was weißt du über

Katsushiro?", fragte Yanthana direkt.
 

Sie sah, wie Ben die Stirn runzelte und zum Ufer schwamm. Schnell fanden seine

Füße Grund und er stieg aus dem Wasser.

Gerade noch rechtzeitig drehte sich Yanthana um, bis ihre empfindlichen Ohren

ihr sagten, dass er sich abtrocknete und das Handtuch um die Hüften schlang.

Erst dann drehte sie sich wieder um.
 

Ben stand nur zwei Schritte von ihr entfernt. Nachdenklich sah er sie an.

"Er war mein Professor für Archäologie, als ich auf der Uni in San Fransisco

studiert habe. Er hat mir sehr geholfen. Alles, was ich weiß, habe ich ihm zu

verdanken. Auch den ersten Ausgrabungsjob. Deshalb war es für mich eine große

Ehre und auch eine Verständlichkeit ihm zu helfen, als er mich um

Unterstützung bat.

Warum fragst du?

Fast scheint es mir, als ob du etwas gegen ihn hast."
 

~Gut beobachtet~, dachte Yanthana, doch laut sagte sie nur. "Es hat mich

interessiert. Denn es kommt nicht sehr oft vor, dass man telefonisch für einen

solchen Job angeheuert wird. Einen Job bei einer Ausgrabung.

Wobei mir noch nicht klar ist, was er hier exakt hofft zu finden, denn darüber

hat er nichts gesagt."

"Er war schon immer etwas seltsam. Hat sich mit Vermutungen und Äußerungen

stets zurückgehalten. Und das er einen Leibwächter engagiert hat, liegt

vielleicht daran, das er Angst hatte, dass zum Beispiel dieser Schlüssel

gestohlen würde und das vielleicht hier jemand versucht etwas für sich zu

beanspruchen, das ihm nicht zusteht", mutmaßte Ben.

"Auf jeden Fall wird uns morgen ein mit Sicherheit großartiger Fund erwarten.

Etwas, was unsere Vorstellungskraft übersteigt. Denn ich weiß, dass es hier in

der näheren Umgebung keine alte Tempelanlage gibt. Doch kann ich mir nicht

vorstellen, das Katsushiro gelogen hat."
 

"Ich bin mir absolut sicher, dass uns wirklich eine Überraschung erwarten wird,

doch ob sie so ausfällt, wie du es dir denkst, wage ich ernsthaft zu

bezweifeln", erwiderte Yanthana trocken.

Ben lachte und kam langsam auf sie zu. "Ich liebe Überraschungen", sagte er

leise.
 

Yanthana spürte seinen warmen Atem über ihre Haut streichen, als er vor ihr

stehen blieb. Sein Geruch rang vehement in ihre Nase. Sie fühlte ein Kribbeln,

das in ihrem Magen begann und sich auf ihren gesamten Körper ausbreitete.

Vorsichtshalber wollte sie einen Schritt zurückweichen, um mehr Abstand

zwischen sich und Ben zu bringen. Dabei vergaß sie, dass schon an dem Baum

lehnte.

Bevor sie seitlich ausweichen konnte, hatte er seine Arme gehoben und sie

seitlich rechts und links von ihr an die raue Rinde gestemmt.
 

"Hey", murmelte Ben leise. "Fast scheint es mir, dass du Angst vor mir hast.

Dabei bin ich es doch, der von dir beschützt werden sollte."

"Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt", warnte Yanthana, doch ihre

Stimme erzitterte leicht. Sie konnte nicht verleugnen, dass er ihr sympathisch

war. Und vor allem roch er so gut.
 

"Wie gesagt, ich liebe Überraschungen", sagte er und kam mit seinem Gesicht

immer näher.

Blitzschnell ließ sich Yanthana in die Knie sinken und tauchte unter seinen

Armen seitlich weg.

"Das war nah genug", sagte Yanthana und lächelte.

"Ich war offensichtlich nicht schnell genug", sagte Ben mit einem enttäuschten

Gesicht und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das nächste Mal werde ich

dir keine Chance geben mir auszuweichen."
 

"Na denn, viel Glück dabei", erwiderte Yanthana mit einem hellen Lachen. "Doch

bevor du einen zweiten Versuch startest, solltest du dir mal etwas anziehen.

Es wird nachts schon „so“ kalt", warnte sie mit zeigte mit Daumen und

Zeigefinger eine bestimmte Größe eines bestimmten männlichen Körperteil an.
 

Ben legte die Hand auf seine Brust, wo sein Herz schlug und zog ein scheinbar

erschrockenes Gesicht. "Hoppla. Ich bin mehr als dankbar für deinen Rat. Es

wäre ein herber Schlag für mein männliches Ego gewesen, wenn ich mich dir nicht

in absoluter Bestform präsentieren könnte."
 

"HMPF!", machte Yanthana und spürte, wie ihre Wangen sich leicht röteten.

"Zieh dich endlich an.", stieß sie nur noch hervor und wandte sich zum Gehen.

Mit schnellen Schritten brachte sie Abstand zwischen sich und Ben und

verschwand außer Sichtweite, wobei ihr sein warmes Lachen folgte.
 

Dann tat sie etwas, was sie schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr getan

hatte. Mit einem gewaltigen Satz aus dem Stand sprang sie auf den nächsten

tief hängenden Ast von dem Baum vor ihr.

Geschickt hangelte sie sich höher, bis sie vom Boden aus nicht mehr zu sehen

war. Dann setzte sie sich auf einen Ast und lehnte sich an den Stamm.
 

Tief atmete Yanthana durch. Ihr Herz klopfte schnell und sie fühlte noch immer

die Wärme in ihrem Körper, die durch seiner Nähe und seinen Geruch entstanden

war.

Sie strich sich mit beiden Händen übers Gesicht und dann über die langen Haare.

"Bei allen Göttern. Yan, reiß dich zusammen. Er ist ein Mensch. Das gibt nur

Schwierigkeiten."
 

Schritte unter dem Baum lenkten ihre Aufmerksamkeit ab.

Durch das Astwerk, sah sie Ben vorbeilaufen. Er ahnte nicht im mindestens, dass

sie ihn beobachtete.

Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht.

"Es bleibt schwierig, nicht wahr, Hanyou? Also gut. Mal sehen, wo uns das

hinführt. Es hat wohl wenig Zweck gegen sich selbst zu kämpfen, wenn man einen

solchen Gegner hat, der sehr zielsicher den Finger in die Wunde legt,

oder?", murmelte sie zu sich selbst.
 

Ihre Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Lautlos ließ sie sich hinter

ihm zu Boden gleiten. Nicht ein einziges Geräusch verriet ihre Bewegungen.

Ben hatte sie nicht bemerkt. Er ahnte nicht im Geringsten, das Yanthana in der

Nähe war.

Mit einigen Schritten hatte sie ihn erreicht und legte ihm von hinten die Hand

auf die Schulter.
 

"Na, endlich fertig?", fragte sie.

Ben zuckte zusammen. Er wirbelte herum und starrte sie ungläubig an. "Wo

kommst du denn so plötzlich her? Ich habe dich nicht bemerkt", stieß er

erstaunt hervor.

Yanthana zuckte nur mit den Schultern. "Ich bin die Beste in meinem Job.

Außerdem muss jede Frau auch ihr kleines Geheimnis haben."

"Kleine vielleicht, doch du bist ein einziges großes Geheimnis für mich. Ich

werde aus dir nicht schlau", sagte Ben und warf ihr einen Blick von der Seite

zu. "Eines Tages wirst du mir Rede und Antwort stehen müssen."
 

Einträchtig gingen sie nebeneinander sie in Richtung Lager.

"Manche Sachen sollten besser nicht ausgesprochen werden", sagte Yanthana und

ihr Gesicht wurde ernst und dann fuhr sie mit einem leichten Lächeln fort.

"Außerdem bleibt es doch schließlich so spannend für dich, oder?"

Ben grummelte leise vor sich hin. Offensichtlich war er nicht sehr zufrieden

mit ihren Erklärungen.
 

Der Abend verlief ohne weitere Vorkommnisse, als es dann schließlich Zeit

wurde zu Bett zugehen, wurden Ben und Yanthana von anzüglichen Kommentaren und

wissenden Blicken zu dem Zelt verfolgt.

Yanthana kroch in voller Montur in ihren Schlafsack. Nur die Schuhe zog sie

aus.

Ben tat es ihr gleich.
 

Schließlich lagen sie nebeneinander, die Lampe war ausgelöscht und ein

Halbdunkel lag über ihnen. Yanthana lag auf dem Rücken und hatte die Augen

geschlossen. Ihr Atem ging in ruhigen, gleichmäßige Züge.
 

Ben hatte sich auf die Seite gedreht und beobachtete sie. Offenbar schlief sie

schon.

Wer war sie?

Sie hatte etwas an sich, das er nicht einordnen konnte, etwas fremdes, etwas

wildes, etwas, ja Raubtierhaftes. Anderseits war sie jedoch eine wunderschöne

Frau und das sie offenbar ein Geheimnis umgab macht sie noch interessanter.
 

Er stemmte sich auf die Ellenbogen und beugte sich vorsichtig zu ihr hinüber.

Aufmerksam musterte ihr Gesicht. Die langen Wimpern, die vollen roten Lippen.

Ob sich ihre Haut so weich anfühlte, wie sie aussah?

Der Drang sie zu berühren wurde fast übermächtig. Behutsam hob er eine Hand.
 

Yanthana fühlte seine Bewegungen und spürte seinen warmen Atem. Ihr Herzschlag

beschleunigte sich. Äußerlich sah man ihr jedoch nichts an.

Er gefiel ihr, das konnte sie nicht leugnen, doch er war ein Mensch. Und sie

eine Hanyou. Ein Mischling.

Es war besser, wenn Ben jemanden lieben lernte, der so war wie er. Nicht so

anders, wie sie.
 

Seine Finger waren nur noch wenige Zentimeter von ihrer Wange entfernt. "Was

hast du vor?", fragte Yanthana und öffnete schlagartig die Augen.

Ben zuckte zusammen. So rasch wie möglich zog er seine Hand zurück und

versteckte sie an seinem Körper. "Ni... nichts. Ich wollte nur sehen, ob du gut

zugedeckt bist. Sicher ist dir schon aufgefallen, dass es nachts kühler ist,

als am Tag." Ben ärgerte sich über seine ungeschickten Worte.
 

Yanthana zog eine Augenbraue in die Höhe. "Soooo?!? Ich hatte mir schon

Gedanken gemacht. Schlaf, Ben. Wenn der morgige Tag wirklich die Überraschung

bereithält, die du vermutest, dann musst du ausgeschlafen sein."
 

Mit einem abgrundtiefen Seufzer drehte sich Ben um und zog den Schlafsack bis

zu den Ohren hoch.

Yanthana lag noch lange wach. Ihre Gedanken glitten wieder zu ihrer Familie.

Heute war die Nacht des Neumonds. In dieser Nacht verlor ihr Vater seine

dämonischen Kräfte.

Hoffentlich hatte Shippou Bescheid gegeben, dass sich hier irgendetwas

zusammenbraute.

Yanthana schloss die Augen und versuchte Schlaf zu finden. Trotz aller Sorgen

gelang es ihr.
 

Sie ahnte nicht, dass sich inzwischen jemand dem Lager näherte. Doch selbst,

wenn sie wach geblieben wäre, wäre es ihr nicht möglich gewesen, den

geheimnisvollen Besucher zu bemerken, denn das Nichts ist weder zu spüren,

noch zu wittern.
 

*************************************************************************
 

Die Zeltplane wurde langsam zu Seite geschoben.

Aus dem dunklen Inneren des Zeltes drang eine Stimme. "Komm nur herein. Ich

habe dich schon erwartet", klang es dumpf dem heimlichen Besucher entgegen.

Eine schlanke Gestalt huschte hinein und die Zeltplane schloss sich wieder

hinter ihr.
 

Ein Geräusch durchbrach die Stille und eine kleine Flamme züngelte auf. Wie

durch Geisterhand bewegte sie sich durch die Luft und wurde auf einmal größer,

als das brennende Streichholz an den Docht der Petroleumlampe gehalten wurde.

Der flackernde Schein riss eine kleine Insel der Helligkeit in das Dunkel.
 

"Komm näher!", forderte die Stimme. Sie war eindeutig männlich. Ein Stuhl

stand neben dem Tisch auf dem die Lampe stand.

Schwach konnte man die Arme und Beine desjenigen erkennen, der auf dem Stuhl

saß. Das Gesicht lag jedoch in den tiefen Schatten verborgen.
 

Zögernd näherte sich der heimliche Besucher. Schließlich trat er in den

Lichtkreis und man erkannte, dass es eine Frau war.

Einst musste ihre Kleidung weiß gewesen sein, doch jetzt war sie zu einem

dunklen Grau verkommen. Rissig und eindeutig zu klein für die Frau, entblößte

sie blasse, fast weiße Haut.

In einem schmalen Gesicht lagen die dunklen Augen. Augen, die einem schwarzen

Spiegel glichen.

Einem Spiegel, der keine eigenen Gefühle oder Gedanken zeigte.

Das lange Haar in einem dicken Zopf gebändigt, der ihr über die Schultern fiel,

glänzte in weiß.
 

Bewegungslos wartete sie. Der Mann beugte sich leicht vor und hob eine Hand.

Er legte sie mit einer zärtlich anmutenden Geste an die Wange der jungen Frau.

"Ja... es ist lange her. Nicht wahr.... Kanna."
 

Augenblicklich fiel sie in den Kniesitz und verbeugte sich tief.

"Mein Herr..... Naraku!"
 

***********************************************************************
 

Ende Kapitel 7
 

HUH. Was sicher allgemein schon vermutet wurde, wird in dieser dunklen,

sternenlosen Nacht Wirklichkeit. Er ist wieder da!

Der Kreis schließt sich. Erneut werden sich unsere Freunde mit ihrem alten

Feind auseinandersetzen müssen. Doch eines ist diesmal anders. Ihr Gegner

trägt ein unbekanntes Gesicht.

Ist es wirklich Naraku oder ist es doch eher die Seele von Onigumo dem

Banditen der die Reise durch die Zeiten gelang? Wiedergeboren in einem neuen

Körper?
 

Eines kann ich euch jedoch versprechen, ab jetzt ist das ruhige Leben vorbei.

„Der vergessene Tempel“ ist das eigentliche Zeil des Professors. Und Ben hat in

einem wirklich Recht: Es wird eine Überraschung geben, die den Rahmen seiner

Vorstellung sprengen wird und die nächsten Tage werden das Weltbild des den

jungen Archäologen ziemlich ins Wanken bringen.
 

Bis bald eure

chaska



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  angel-sama
2009-08-18T11:38:56+00:00 18.08.2009 13:38
War ja klar, Naraku ist wie Unkraut, dass vergeht nicht.
Ich hoffe mal das Inuyasha und Kagome die Nachricht bekommen haben. Kommt jetzt auch bald Sesshoumaru und Ayaka vor? Freu mich voll drauf. Auch was aus ihrem Sohn geworden ist, würde mich sehr interessieren.

Die wissen bestimmt was getan werden muss. Vernichten sie Naraku halt nochmal:)
Von: abgemeldet
2009-08-08T19:41:52+00:00 08.08.2009 21:41
Mal wieder n klasse Kap^^
Bin mal gespannt, hinter was Naraku genau her ist... und wie Inuyasha und co. auf seine Rückkehr reagieren^^
Freu mich schon riesig auf's nächste Kap=)
Bye,
_Corchen_
Von:  Hotepneith
2009-08-04T06:35:06+00:00 04.08.2009 08:35
Soll man sagen, eine reizende Überraschung?
Da wird noch einiges rund gehen, schliesslich ist Naraku niemand, den man unterschätzen sollte. Yanthana hat zwar ihre Warnung weitergegeben, aber es fragt sich, ob sie dabei nicht belauscht wurde. Schön, niemand weiß, mit wem sie gesprochen hat, aber das ließe sich mit einem Diebstahl des Handys leicht klären...

Du schriebst sehr spannend, auch wenn ich mich wiederhole


bye

hotep
Von:  Sha_Na
2009-08-03T21:36:06+00:00 03.08.2009 23:36
ohh bitte bitte bitte mach schnell weiter *hundeaugenmach*
ich kanns nicht erwarten wies weitergeht!!!
hah ich wusste es, Naraku kommt zurück^^
und Yanthana und Ben sind soo waiiii :D
ich hoff nur, dass sessy bald seinen auftritt hat xD
bis zum nächsten kappi, das heißt bis bald ^.^
bye bye :)
Sha_Na

Von:  Somi
2009-08-03T20:22:13+00:00 03.08.2009 22:22
....NARAKU!!!!!
ich mag ihn nicht -.-
schreib schnell weiter
freu mich schon darauf weiter zu lesen *freu*
bye *knuddel*

Somi


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