Der Professor
Ein neues Kapitel geht online,
Mit einer berechtigten Frage hat das letzte Kapitel geendet. Aber ob Yanthana
darauf so schnell eine Antwort finden wird?
Viel Spaß beim Lesen....
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Der Professor
>Im hinteren Teil ist eine Säule zusammengebrochen... <
Diese Worte kreisten immer und immer wieder durch Yanthana’s Denken.
Genau DAS war es, was nicht passte. Was einfach nicht passen konnte.
Wie hatte Ben wissen können, dass eine der Säulen zusammengebrochen war? Vom
Tempeleingang aus hatte er das nicht sehen können.
Das war im Verlauf des Kampfes passiert, der dort zwischen ihrer Familie und
Naraku getobt hatte.
Koga der Wolfsdämon, hatte unter Einsatz seines Lebens versucht Kagome und Inu
Yasha vor einem Angriff Naraku zu schützen und dieser hatte den Wolf gegen
besagte Säule geschleudert, die dem Aufprall nicht standhalten konnte. Sie war
zusammengebrochen und hatte Koga unter sich begraben.
Nur die damals Anwesenden konnten von dieser Tatsache wissen.
Sango und Miroku waren schon seit vielen Jahrhunderten tot. Ihre Nachkommen
waren weit verstreut und manche hatten sogar vergessen von wem sie abstammten.
Die anderen waren Mitglieder ihrer Familie. Ihre Eltern und ihr Onkel hatten
sicher nichts an Außenstehende weitergegeben.
Koga zählte zwar nicht zur direkten Familie, doch war es auch kaum
wahrscheinlich, dass er anderen davon erzählt hatte.
Das Kloster hier war so versteckt und damals schon fast vergessen gewesen, es
war mehr als unwahrscheinlich, dass jemand nach dem Kampf hierhergekommen war
und davon wissen konnte.
Blieb nur noch einer übrig. Naraku!
Doch der war tot. Vernichtet; zu Staub und Asche zerfallen.
Yanthana setzte sich auf das Klappbett. Ihre Knie fühlten sich an, als ob sie
mit Pudding gefüllt waren. Trotz der Kälte lief ihr der Schweiß den Rücken
herunter.
"Reiß dich zusammen, Yan", murmelte sie leise.
Während ihrer Arbeit bei dem Personenschutz war sie schon häufig in
gefährliche oder überraschend Situationen geraten. Doch noch nie hatte sie sich
so... so hilflos gefühlt.
Tief atmete sie durch.
Es hatte keinen Zweck sich über etwas Gedanken zu machen, das weder bestätigt
oder eingetroffen war. Vielleicht gab es für alles eine harmlose Erklärung.
Das war es ganz bestimmt.
Eine ganz harmlose Erklärung.
Irgendwann musste ein Mensch hier im Tempel gewesen sein und hatte Berichte
hinterlassen. Diese sind nun nach Jahrhunderten gefunden worden und man hat
angefangen den Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
Doch ganz konnte Yanthana nicht die Stimme in ihrem Hinterkopf verdrängen, die
leise und eindringlich ihr zuflüsterte.
~Was wenn nicht? Wenn es doch irgendetwas mit Naraku zu tun hat? Wenn doch
etwas von ihm überlebt hat und nun auf Rache sinnt?~
Ihr bisher untrüglicher Instinkt für Gefahr warnte sie das Geschehen, so
unbedeutend es auch schien, auf die leichte Schulter zu nehmen.
Sie drückte die Schultern durch und ein Ruck ging durch ihren Körper. Sie
würde es herausfinden und egal, was sich da entwickelte, wenn es zur Gefahr
für ihre Familie werden würde, dann würde sie es ausschalten.
Mit diesem Entschluss legte Yanthana sich in den Schlafsack und zog den
Verschluss bis zur Nasenspitze hoch. Morgen würde sie vielleicht mehr erfahren.
Es hieß einfach abwarten. Auch wenn gerade das der Teil jedes Auftrags war, den
sie hasste, wie die Pest.
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Das Licht veränderte sich allmählich. Graues Zwielicht sickerte langsam durch
die Zeltwände. Ungeduldig lag Yanthana eingekuschelt in ihrem Schlafsack.
Es war eine unruhige Nacht geworden. Viel geschlafen hatte sie nicht. Ihre
Gedanken hatten sie wach gehalten. Und wenn sie in einen unruhigen Schlummer
gefallen war, dann hatten sie schlimme Träume geplagt.
Eine dunkle, gesichtslose Gestalt jemanden der ihr nahestand. Wenn sie dann
eingreifen wollte, um ihn zu retten, konnte sie sich nicht bewegen. Zur
Hilflosigkeit verdammt musste sie ansehen, was dieser Traumdämon tat.
Immer wieder war sie schweißgebadet aus diesen Träumen hoch geschreckt und
hatte erleichtert dann festgestellt, dass es wirklich nur ein Traum gewesen
war.
Schließlich stand Yanthana auf.
Es war kalt in dem kleinen Zelt geworden. Der kleine elektrische Ofen hatte
sich automatisch in der Nacht abgeschaltet, um Brände während des Schlafes zu
vermeiden. Als sie ihn nun wieder anschaltete, war sie sich unangenehm bewusst,
dass es sicherlich einige Zeit dauern würde, bis eine relativ erträgliche
Temperatur erreicht war. Es würde sich nicht wirklich lohnen das Ding
einzuschalten, also drehte sie es wieder ab.
Sie tauschte die zweiten Socken gegen ihre warmen Schuhe. Dann packte sie
alles zusammen, dass sie startklar war, sobald der angekündigte Hubschrauber
kommen würde. Yanthana zog ihre dicke Jacke an und öffnete den Reißverschluss.
Eiskalte Luft schlug ihr entgegen.
Sie schlüpfte nach draußen und schloss das Zelt wieder. Tief atmete sie durch.
Ihr Atem stand als weiße Wolke in der Luft und verflüchtigte sich bald, um
schon durch den nächsten Zug wieder neu zu entstehen.
Die Sonne war auf aufgegangen. Der Schnee glitzerte wie Tausende von
Edelsteinen im hellen Licht.
Ihr Blick glitt über das Lager. Zwar nur vereinzelt, doch konnte sie hören,
wie die Menschen erwachten, sich anzogen oder sogar schon die Unterkunft
verließen.
Im Hintergrund erhob sich der Tempel. Allein der Anblick der freigelegten Mauern
und des dunklen Tempeleingangs ließ ihr Herz schneller schlagen und das ungute
Gefühl vom Vortag wurde wieder lebendig.
Der leichte Wind trieb ihr eine mittlerweile bekannte Witterung zu. Sie wandte
halb den Kopf und erblickte, wie erwartet, Ben näher kommen.
"Guten Morgen. Auch ein Frühaufsteher. Das hätte ich mir bei dir auch kaum
anders vorstellen können Hier, was zum endgültigen Wachwerden. Nicht gerade
ein Meisterwerk, doch trinkbar", sagte er, als er sie erreichte und hielt ihr
eine dampfende Tasse mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit hin.
"Guten Morgen und Danke." Yanthana griff zu und legte ihre Hände um den warmen
Becher. Nach dem ersten Schluck verzog sie das Gesicht.
"Zu heiß?", fragte Ben.
Yanthana schüttelte den Kopf. "Das nicht, aber ich weiß nicht, was es sein
soll. Es schmeckt einfach...grauenvoll."
"Kaffee natürlich."
"Niemals. Ich denke mir eher, das ist das Abwaschwasser von gestern."
Ben nahm einen Schluck. "Ich gebe dir recht. Man bekommt es nur runter, wenn
es wirklich heiß ist. Aber so... Brr."
Mit einem lässigen Schwung kippte er die braune Brühe in den Schnee. "Der
Hubschrauber kommt sicher bald. Katsushiro sagte mir gestern, sie wollten starten
sobald es hell wird. Im Basislager gibt es sicher etwas, was besser genießbar
ist."
"Wollen es hoffen", murmelte Yanthana und entleerte auch ihren Becher.
Entschlossen nicht einen einzigen weiteren Schluck dieser undefinierbaren
Brühe zu sich zu nehmen. "Wenn ich nicht bald etwas Vernünftiges zwischen die
Zähne bekomme, bin ich spätestens heute Nachmittag für meine Mitmenschen nicht
mehr zu ertragen."
Vor ihrem inneren Auge entstand das Bild ihrer Mutter, wie diese mit in den
Hüften gestemmten Händen vor ihr stand und den Kopf schüttelte. Deutlich
konnte sie sich noch an die Worte erinnern. "Yanthana, du bist wahrhaftig die
Tochter deines Vaters. Der kann auch keinen Kochtopf unberührt lassen."
Schweigen breitete sich aus.
"Tja", meinte Ben dann schließlich. "Ich geh dann mal und packe. Der
Hubschrauber kommt sicherlich bald."
Yanthana nickte und sah dem jungen Archäologen nach, wie er zwischen den
Zelten verschwand.
Sie blieb zurück.
Noch einmal glitt ihr Blick prüfend über die Hochebene. Doch außer dem
glitzernden Schnee und den Zelten hinter ihr, schien alles leer.
Sie holte erneut ihr Handy aus der Jackentasche und versuchte noch mal ihre
Eltern zu erreichen, doch wieder kam nur die Anzeige: Kein Netzempfang.
Missmutig grummelnd schob sie es wieder in die Jackentasche zurück. Es half
nichts. Sie musste einfach abwarten.
Lauschend legte sie den Kopf leicht schräg. "Ben, du solltest sich beeilen.
Dieser Professor hat es anscheinend mehr als eilig uns zu sehen. Der
Hubschrauber kommt", murmelte sie schließlich.
Yanthana betrat ihr Zelt griff sich den Rucksack, vergewisserte sich mit einem
kurzen Rundblick, dass sie alles hatte und machte sich dann auf den Weg zum
Platz, wo der Hubschrauber das erste Mal gelandet war.
Am Rand des Lagers blieb sie stehen. Es dauerte nicht lange und schon tauchte
Ben schwer atmend neben ihr auf.
Vorwurfsvoll sah er sie an. "Wo warst du? Ich wollte dich holen, die Maschine
kommt gleich."
"Ich warte nur noch auf dich", sagte Yanthana leichthin und musterte ihn. "Wo
ist übrigens dein Gepäck?"
"Verdammt...", stieß Ben aus und verschwand wieder.
Es dauerte nicht mehr zehn Minuten, als die Silhouette des Hubschraubers, als
kleiner Punkt über den Berggipfeln auftauchte. Er vergrößerte sich rasch. Das
Flappen der Rotorblätter schallte in der kalten Kluft.
Ben erschien, als die Maschine schon zur Landung ansetzte. Im Gepäck eine
große Tasche. Schnee wurde in die Höhe gewirbelt und vernebelte die Sicht auf
den Hubschrauber
"Endlich geht es wieder ins Warme", schrie Ben gegen den Lärm an. Yanthana
erwiderte nichts, sondern nickte nur. In den Tälern würde es sicher wärmer
sein.
Doch am meisten drängte es sie endlich wieder Netzempfang zu bekommen und ihre
Familie anzurufen. Bis jetzt hatte sich nichts ereignet, dass ihren Leibwächterjob
in irgendeiner Weise gerechtfertigt hatte.
Doch ab jetzt würde sie auf alles gefasst sein. In den nächsten Stunden würde
sie Professor Katsushiro kennenlernen. Den Mann, der das hier alles
organisiert und auch angestoßen hatte.
Die Windwirbel legten sich ein wenig und die Sicht wurde klarer. An dem
Hubschrauber hatte sich eine Tür geöffnet und der Pilot hatte sich herausgelehnt.
Heftig winkte er ihnen zu. Das Zeichen, dass sie einsteigen konnten.
Eng nebeneinander rannten sie hinüber. Sie bückten sich um noch ein wenig mehr
Abstand zwischen ihre Köpfe und den rotierenden Blätter zu bekommen.
Yanthana wuchtete ihre Tasche in die Maschine und stieg ein. Ben tat von der
anderen Seite dasselbe.
Nachdem sie die Türen zugeschlagen hatten, griffen sie sich die bereitliegenden
Kopfhörer. Sofort wurde der Lärm erträglicher und sie konnten die Stimme des
Piloten deutlich hören.
"Bitte schnallen Sie sich an. Dann werden wir unverzüglich starten."
Mit geübten Griffen angelte sich Yanthana den Gurt heran und befestigte ihn.
Als sie den Kopf hob, grinste Ben sie unbeschwert an und zeigte die rechte
Hand mit Daumen hoch.
"Fertig!", brüllte er.
Augenblicklich veränderte sich die Tonlage der Motoren. Die Drehzahl erhöhte
sich und ein Beben ging durch die Maschine.
Auf einmal gab es einen kleinen Ruck und der Boden sackte unter ihnen weg. Das
war nur der Eindruck, denn die Maschine erhob sich in die Lüfte. Sekunde um
Sekunde stiegen sie höher.
Dann schwenkten sie vom Lager weg und schossen vorwärts. Yanthana warf noch
einen letzten Blick hinunter auf das Hochplateau.
Das Lager würde sicherlich in den nächsten Tagen abgebrochen werden und der
alten Tempel wieder in die Vergessenheit der Berge versinken. Die schwarzen
Mauern bildeten einen harten Kontrast zu dem hellen Schnee.
Wieder erinnerte sich die junge Hanyou an das, was sie dort unten gesehen und
erlebt hatte. Sie hatte das Wesen nicht vergessen, das sie dort unten
verfolgt und dann verloren hatte. Irgendein Gefühl in ihrem Inneren sagte ihr,
das sie es wiedertreffen würde.
Yanthana lehnte sich in den Sitz zurück, schloss die Augen und verschränkte
die Arme. Sie versuchte sich zu entspannen. Bewusst blendete sie alle
Geräusche aus. Wer wusste schon, was die nächste Zeit brachte.
Verstohlen musterte Ben seine Begleiterin. Diese Frau war ihm ein Rätsel. Sie
schien nicht älter als er selbst zu sein, doch legte sie ein Gebaren an den
Tag, als ob sie schon viel gesehen und erlebt hatte.
Sie war völlig von ihren Kräften und ihrer Aufgabe überzeugt.
Sein Blick glitt über ihre zierliche Gestalt. Was konnte so eine Frau dazu
gebracht haben im Personenschutz zu arbeiten?
Sollte er sie mal fragen?
Doch dann schreckte er zurück. ~Vielleicht irgendwann, doch nicht jetzt~, röstete
er sich und richtete den Blick nach draußen.
Die Landschaft strich unter ihnen entlang. Langsam veränderte sie sich. Die Berge
ragten nicht mehr so hoch und wurden allmählich flacher.
Sie flogen wieder auf die Küste zu. Grüne Felder und Wälder breiteten sich
unter ihnen aus.
Fast eine Stunde dauerte schon der Flug. In der Ferne konnte man schon die
Dunstglocke erkennen, die immer über Tokio schwebte.
Mit einem leichten Schlenker nach rechts ließ der Pilot die Stadt links liegen.
Er blieb außerhalb der Randgebiete.
Wälder und leichte Hügelketten erstreckten sich unter ihnen. Das blaue Wasser
eines kleinen Sees schimmerte ihnen entgegen.
Wieder machte die Maschine einen Schlenker und steuerte eine freie Lichtung
nicht weit vom Ufer an.
Ben streckte die Hand nach Yanthana aus und zuckte zurück, als er sah, wie
ihre braunen Augen sich schon vor seiner Berührung öffneten.
"Wir sind da", sagte er und zog so unauffällig wie möglich seine Hand zurück.
Yanthana nickte nur wortlos. Sie hatte es schon längst gespürt. Aufmerksam
besah sie sich die Gegend.
Immer tiefer sank die Maschine. Schließlich verbargen die Bäume den See.
Mit einem leichten Ruck setzte der Pilot auf. "Sie können aussteigen!", rief
er nach hinten.
Yanthana und Ben lösten ihre Gurte, packten ihre Taschen und stiegen aus.
Geduckt entfernten sie sich im Laufschritt von der Maschine. Kaum hatten sie
die Bäume erreicht startete der Pilot wieder.
"Da sind wir also", murmelte Ben.
"Wir sind auch nicht allein. Da kommt schon unser Empfangskomitee", sagte
Yanthana und stellte ihre Tasche auf den Boden.
Unauffällig öffnete sie ihre Jacke, um an ihre Waffen besser kommen zu können.
Der Kampstab war zu einem armlangen Stock verkürzt und steckte in einer
speziellen Halfter, was sie unter der Schulter trug. Ähnlich einem Halfter für
eine Pistole. Eine Pistole hatte sie auch. Die steckte in einem Halfter hinten
an ihrer Jeans.
Angestrengt sah Ben in dieselbe Richtung in die Yanthana den Kopf gedreht
hatte, doch er konnte außer den Baumstämmen und den niedrigen Sträuchern
nichts erkennen.
Er wollte schon nachfragen, als er plötzlich Bewegungen im Schatten der Bäume
sah.
Drei Männer kamen auf sie zu. Der erste war ein hochgewachsener Mann dessen
kurze schwarze Haare ein markantes Gesicht umrahmten.
Dunkelbraune Augen musterten sie aufmerksam. Das Kinn zierte ein schmaler
Kinnbart. Die Wangenknochen waren hochstehend und über dem rechten Auge konnte
man eine kleine Narbe erkennen.
Die beiden anderen Männer, die zwei Schritte dahinter gingen, waren wahre
Kleiderschränke. So stellte man sich Leibwächter vor. Die breiten Schultern
sprengen fast die Hemden und ihre Hände hatten die Ausmaße von Bratpfannen.
Die breiten Gesichter zeigten keine Gefühlregung.
Yanthana entging nicht, das sich an ihren Gürtel die Halfter von Pistolen
befanden. Die schwarzen Griffe ragten griffbereit heraus.
Sie presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, als sie ihre musternden
Blicke sah und den bezeichnenden Blick, als sie sich dann angrinsten.
Offensichtlich nahmen die beiden Männer sie nicht für voll.
Im Interesse der beiden wünschte Yanthana sich, dass es nie einen Grund geben
würde, sie von ihren Fähigkeiten überzeugen zu müssen. Schon in New York war
mancher in diese Versuchung geraten und hatte dann als nächstes dem Arzt im
Krankenhaus einen "guten Tag" wünschen können.
Ben trat mit freudestrahlendem Gesicht auf den ersten Mann zu und nahm die
ausgestreckte Hand. "Professor Katsushiro. Ich freue mich, Sie wiederzusehen und
zu sagen, dass wir erfolgreich gewesen sind. Wir konnten das Artefakt bergen."
"Ben, das freut mich mehr, als sich es ausdrücken kann", erwiderte der Professor
und schüttelte Ben heftig die Hand.
Dann glitt sein Blick zu Yanthana und die Augenbrauen zogen sich zusammen.
"Sie kenne ich noch nicht. Sind Sie etwa der angekündigte Mitarbeiter der Safe
and Protect Agency?"
Yanthana nickte "Ja, mein Chef Mr. Hamilton hat mich für diesen Job eingeteilt."
"Ich hatte mit einem Mann gerechnet", sagte Katsushiro und trat einen Schritt näher.
"Tja, das passiert mir öfters", erwiderte Yanthana trocken.
"Ihr Name ist Yanthana Yasha", stellte Ben sie vor.
Yanthana entging nicht das leichte Zusammenzucken des Professors, als er
ihren Namen hörte. Er zögerte spürbar, als er ihr die Hand entgegen streckte.
"Yasha? Ein seltsamer Name. Er hat fast die Bedeutung von... Dämon."
Yanthana nickte und ergriff die dargebotene Hand. Der Händedruck war fest.
"In der Tat. Ein alter Familienname. Sehr alt", fügte sie dann noch hinzu.
Ihren aufmerksamen Sinnen entging nicht, dass der Herzschlag ihres Gegenübers
sich veränderte.
Katsushiro zog seine Hand zurück. "Ich weiß nicht, irgendwie habe ich das
Gefühl Sie von irgendwo zu kennen."
Yanthana schüttelte den Kopf. "Das glaube ich nicht. Ich habe ein
ausgezeichnetes Gedächtnis, was Personen anbelangt und das hier ist unser
erstes Treffen."
"Vielleicht haben Sie Recht. Doch Sie erinnern mich an jemanden. Na, es wird
mir schon wieder einfallen", noch mit einem letzten Blick auf sie, wandte er
sich wieder Ben zu.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. "Wo ist es?"
Ben lachte und hob seine Tasche leicht an. "Hier drin. Ich denke mir, wir
sollten zum Lager gehen. Dann zeige ich es Ihnen."
"Selbstverständlich. Kommen Sie", mit einer auffordernden Handbewegung zeigte
Katsushiro in die Richtung, wo der See liegen musste.
Während Ben und Katsushiro vorangingen und sich eifrig unterhielten, folgten
Yanthana und die beiden anderen Männer ihnen in ein paar Schritte Entfernung.
"Hey, mein Name ist Mas und mein Kumpel hier heißt Koseki. So ein hübsches
Ding, wie du sollte nicht mit etwas spielen von dem du nichts verstehst", sprach
einer der Beiden sie an und mit einem anzüglichen Grinsen fuhr er fort.
"Ich kenne da ein paar Spielchen, die machen viel mehr Spaß."
Yanthana wandte den Kopf und sah die beiden Männer an. Sie sagte kein Wort nur
ihre Augen hatten einen kalten Ausdruck angenommen. Doch das schien die beiden
Männer nicht zu beeindrucken, sie lachten nur laut.
Die Abstände zwischen den Bäumen wurden größer und schließlich traten sie auf
eine freie Lichtung. Der Wald bildete eine Ausbuchtung hier am Ufer.
Yanthana blieb stehen und sah sich um.
Die Ausstattung dieses Lagers verblüffte sie, auch wenn sie es äußerlich nicht
zeigte. Es standen drei Zelte auf der Lichtung und nahe des Ufers noch eine
Art Pavillon. Dort entdeckte sie Kochgeräte und einen breiten Tisch mit
mehreren Stühlen.
Sie sah keine weiteren Personen. Seltsam.
In den Eisbergen waren fast zwanzig Leute damit beschäftigt gewesen den Tempel
auszugraben und die Ausstattung dort hatte ein Vermögen gekostet.
Und hier... Kein weiterer Mitarbeiter, nur der Professor und seine beiden
Gorillas. Denn das das Archäologen waren, konnte er seiner Großmutter erzählen,
aber nicht ihr.
Ben wuchtete gerade seine Tasche auf den Tisch und packte einen in ein Tuch
verpackten Gegenstand aus. Das Gesicht des Professors veränderte sich. Er
wurde ganz still, nur seine Augen waren begehrlich auf das Paket gerichtet.
Seine Hände zuckten und Yanthana hatte den Eindruck, als ob er gierig danach
greifen wollte. Doch dann ballten sich seine Hände zu Fäusten und er stützte
sich nur damit auf der Tischplatte ab.
Behutsam schlug Ben den Stoff auseinander und hob dann das Artefakt in die
Höhe. "Hier Professor. Es wirkt reichlich seltsam. Fast wie ein Schlüssel."
Erst jetzt hob Katsushiro seine Hände und nahm Ben den Gegenstand ab. Er
drehte ihn hin und her und ein Lächeln glitt über sein Gesicht. "Sie haben
Recht. Es ist ein Schlüssel... der Schlüssel zu absoluter Macht."
Ein Ruck ging durch Yanthana. Ben erzählte gerade, wie sie ihn gefunden hatten.
Offensichtlich hatte er die letzten Worte des Professor’s nicht gehört.
Yanthana musste auch zugeben, dass sie für ein menschliches Ohr auch viel zu
leise gesprochen worden waren.
Doch für ihre scharfen Youkaisinne waren sie überdeutlich zu hören gewesen.
Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und sie fixierte den Professor scharf.
Als ob er ihren forschenden Blick gespürt hatte, drehte er den Kopf zu ihr.
Für Sekunden bohrten sich ihre Blicke ineinander und Yanthana wusste mit einem
Schlag, dass sie niemals Freunde werden würden.
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Ende Kapitel 6
Yanthana stellt sich die berechtigte Frage, wie Ben von der eingestürzten
Säule wissen konnte. Vielleicht verbirgt sich hinter Ben’s freundlichen und
sympathischen Maske ja doch das grausige Gesicht von Naraku, oder hat gar der
Professor etwas davon seinem ehemaligen Studenten erzählt?
Beim nächsten Mal gibt es „Vorahnungen und Warnungen“. Und Ben versucht
ersten zarten Kontakt zu der jungen Hanyou zu knüpfen. Aber ob ihm das gelingt?
In einer Woche erfahrt ihr es.
Liebe Grüße
chaska