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Digimon - Cut

von

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Botendienst

Dunkel war es, staubig und beengt. Seine Beine und Hände waren fest verschnürt und er hüpfte ein Stück weit über den Boden, als eine Unebenheit dafür sorgte, dass sein Körper etwas in die Höhe wanderte. Hermann stöhnte auf. Was zur Hölle sollte das?

„Selber schuld,“ sprach eine fremde Stimme von außerhalb seines nicht vorhandenen Sichtfeldes und jemand drückte ihn zurück in eine sitzende Position in einer Ecke des Gefährts, mit dem sie sich gerade bewegten.

„Du bist entführt worden,“ stellte Kerems Stimme trocken fest. Sie selbst war jedoch nirgendwo zu sehen. 'Ach ne, wie kommst du nur darauf,' dachte der Student mürrisch und versuchte sich an das letzte zu erinnern was ihm noch einfiel. Was war passiert, nachdem er das Haus verlassen hatte?

Der blaue Van der Telefongesellschaft... die Hände... dann Dunkelheit.

Hermann ruckte mit den Händen, doch die Fesseln gaben keinen Millimeter nach.

„Versuch es erst gar nicht. Du würdest dich nur selbst verletzen,“ ertönte die Stimme eines der Entführers erneut.

„Was kümmerst du dich so um den. Betäub ihn einfach,“ warf eine zweite Stimme ein.

Hermann spürte noch, wie etwas feuchtes auf seinen Handrücken geklebt wurde, dann kehrte die Bewusstlosigkeit zurück, ohne das er etwas dagegen tun konnte.

##

Seufzend saß Quinn auf den Stufen, die zum Museum hinaufführten. Die Finger seiner rechten Hand wanderten gedankenverloren an den Kettengliedern entlang. Die letzten Stunden hatten ihm viel Zeit zum Nachdenken gegeben.

„Alles in Ordnung?“ Die Stimme von Jijimon riss den Jungen aus seinen Gedanken. Der Student nickte, blieb aber stumm. Dennoch schien das alte Digimon hinter seine Fassade blicken zu können.

„Dir fehlen deine Freunde, nicht wahr?“ Wieder folgte ein nicken. Jijimon schüttelte den Kopf. „Ich bin mir sicher, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wenn sie auch nur halbwegs fit sind, und du hast bisher ja nur Gutes über sie berichtet, dann findet ihr sicherlich bald wieder zueinander. Komm, lass uns rein gehen und eine Tasse Tee trinken. Das bringt dich bestimmt auf andere Gedanken.“ Jijimon hielt Quinn die Hand hin.

Für einen kurzen Moment zögerte der Junge, bevor er dann jedoch die dargebotene Hand ergriff, sich erhob und dem alten Digimon zurück in das Gebäude folgte.

Sicher lotste Jijimon ihn zu ihren Privaträumen. Babamon war gerade dabei am Tisch mehrere Tassen mit dampfendem Tee zu füllen. Mitten auf dem Tisch befand sich eine Schale mit Gebäck. Von Gazimon fehlte jede Spur. Fragend blickte Quinn sich um. „Dein Partner schläft noch,“ meinte sie lapidar und stellte die Kanne zur Seite. „Wenn du dich dann bitte setzen möchtest,“ Sie deutete auf einen der freien Plätze am niedrigen Tisch und ließ sich ebenfalls nieder.
 

In einer Beziehung hatten sie Recht gehabt, Quinn entspannte sich tatsächlich etwas, und die Gedanken an seine Freunde wurden durch die Gespräche mit seinen Gastgebern fürs Erste abgelenkt. Doch dann erschien plötzlich aus dem Nichts ein kleiner Origami-Kranich, der sich auf Jijimons Schoß niederließ.

Als die Hand des Digimons danach griff, entfaltete sich dieser und wurde zu einem Stück Papier. Quinn konnte von seiner Position aus nicht sehen, was darauf geschrieben stand.

Es dauerte nicht lange, bis das Digimon die Zeilen studiert hatte. Jijimon verzog das Gesicht, was Babamon und Quinn veranlassten ihn fragend anzusehen.

„Ich warte auf eine Lieferung die mit dem nächsten Trailmon kommen sollte,“ klärte er auf. „Aber dummerweise kann ich gerade nicht fort.“ Sein Blick wanderte zu Quinn. „Würde es dir etwas ausmachen, sie an meiner Stelle abzuholen?“

Quinn brauchte nicht lange zu überlegen, bevor er nickte. Jijimon lächelte unter seinem Bart. „Das ist sehr nett von dir. Dann solltest du mit deinem Partner aber bald aufbrechen.“ Überraschung schlich sich in Quinns Gesicht.

„Ja du solltest ihn mitnehmen, sonst ist er nachher nur sauer auf dich, dass du ihm vorenthalten hast, mal hier weg zukommen. Außerdem wollen wir doch noch, dass, wenn du zurückkommst, das Museum noch steht.“ Babamon lächelte ebenfalls.

Der ehemalige Kranich begann sich aufzulösen, da seine ursprüngliche Aufgabe nun erfüllt war. Ganz unter den wachsamen Augen des Studenten.

„Noch nie einen Botenkranich gesehen?“ Quinn nickte. „Oh, dann zeige ich dir wohl am besten, wenn ihr zurück seid, wie man mit ihnen arbeitet.“ Jijimon blickte seine Partnerin an.

Quinn fluchte im Geiste. Warum hatten die Verfasser der Bücher es nicht für nötig befunden so etwas wichtiges aufzuschreiben. Er hätte so wohl wahrscheinlich schon längst mit den Anderen wieder in Kontakt treten können.

Schlecht gelaunt durch diese Erkenntnis suchte er Gazimon auf, der immer noch friedlich vor sich hinschlummerte.

„Hey, aufstehen. Wir haben einen Auftrag.“

Genervt und übermüdet blickte Gazimon ihn an, bevor er gähnte.

Ausgiebig wurde sich gestreckt, denn soviel Zeit musste noch sein, bevor Gazimon langsam auf Quinns Rücken stieg wo er, erneut gähnend, die Arme über dessen Schultern baumeln ließ, um kurz darauf wieder eingeschlafen zu sein.

Quinn seufzte und machte sich auf den Rückweg zu den beiden alten Digimon.

Diese schienen etwas amüsiert zu sein über die Art und Weise, wie sich Gazimon transportieren ließ, zeigten aber in soweit Taktgefühl, das sie darüber schwiegen. Stattdessen reichten sie Quinn eine Karte und einen Zettel, damit er wusste wohin er sollte.

„Verlauf dich nicht,“ rief Babamon Quinn hinterher. „und nimm dich etwas in Acht. Es gibt auch sicherlich enttäuschte Angereiste, die vielleicht versuchen könnten, an Gazimons Stelle zu treten.“

Tolle Aussichten. Quinn verdrehte die Augen. Das hieß also die Seitenstraßen meiden, die eigentlich willkommene Abkürzungen versprachen und mitten durch das Gewühl der Hauptwege.

Schon nach wenigen Schritten außerhalb des Museums musste Quinn sich eingestehen, das er immer noch das Gefühl hatte, das alles und jeder ihn anzustarren schien. Seine Nervosität schien sich auf Gazimon zu übertragen, denn dessen Schlaf wurde unruhiger, je länger sie liefen, bis er schließlich mit einem Murren wach wurde.

„Sind wir schon da?“

Quinn schüttelte den Kopf. Sie befanden sich in unmittelbarer Sichtweite des Bahnhofes, doch ein riesiges Tyrannomon schien es für nötig befunden zu haben einen Durchgang zu nutzen, welcher viel zu klein für es war und steckte nun ziemlich fest.

An diesem Punkt zeigte sich auch, dass es eine Marotte der Menschen auch in die Digiwelt geschafft hatte. Viele der anwesenden Digimon waren einfach stehen geblieben und gafften, statt dem Tyrannomon aus seiner mißlichen Lage herauszuhelfen und das Gebäude dadurch vor größeren Schäden zu bewahren. Denn das Tyrannomon hielt immer weniger still, je länger es feststeckte.

„Wie der Korken auf einer Flasche,“ kommentierte Gazimon das Schauspiel und hatte damit gar nicht mal so Unrecht. Denn die Digimon, die sich unmittelbar bei Tyrannomon befanden, versuchten wegzukommen, während andere näher heran wollten um die Szene besser zu beobachten. So baute sich immer mehr Druck auf.

Quinn seufzte, als er sich einen Weg suchte um zu den Gleisen zu gelangen. Auf normalem Weg war da gar nichts mehr zu machen, aber wenn dieser Bahnhof auch nur ungefähr den normalen menschlichen Bauvorschriften entsprach, musste es mehr als nur den einen Zugang geben. Nun galt es nur, genau diesen zu finden.

Quinn kämpfte sich durch die, immer zahlreicher, werdenden Digimon an den Rand der Straße und seufzte erleichtert, als der Druck auf seinen Körper nachließ und er sich auch wieder halbwegs normal bewegen konnte. Also doch weiter über eine Nebenstraße.

Erschöpft lehnte sich Quinn an eine Wand. Einige der Digimon, die er als letztes passiert hatte, waren der etwas heißeren Gruppe zuzuordnen gewesen. Der Junge wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Gazimon jedoch war nicht mehr auf seiner Schulter, sondern kletterte an der Wand etwas hinauf, bis er auf einem Vorsprung liegen blieb. Sein Fell war gesträubt und er blickte sich wachsam um.

Fragend sah Quinn nach oben. „Wir sind nicht allein,“ war die Antwort daraufhin und Gazimon knurrte.

„Natürlich nicht. Wir sind in einer Stadt und die Hauptstraße ist mehr als verstopft...“ - „Das meine ich nicht,“ knurrte Gazimon weiter und sprang wieder auf Quinns Schultern hinab, was den Studenten veranlasste schmerzhaft das Gesicht zu verziehen. Ein Fliegengewicht war sein Partner nun wirklich nicht. Doch bevor er sich diesbezüglich beschweren konnte, ruckte Gazimons Kopf herum.

„Deckung,“ er stieß sich von Quinns Rücken ab, was den Studenten nach vorne taumeln ließ und verhinderte, das dieser Bekanntschaft mit einem großen Holzprügel machte.

Entsetzt suchte der Junge nach seinem Gleichgewicht und erblickte drei Wesenheiten, die wieder aus der Gruppe von Fantasywesen entsprungen schienen. Mit den kurzen Hauern, dem Irokesenhaarschnitt, den spitzen, grünen Ohren und der gedrungenen mannshohen Gestalt hatten sie ziemliche Ähnlichkeit mit … „Goblimon,“ fauchte Gazimon.

„Sucht ihr Streit?“ Die drei Goblinverschnitte blickten Gazimon nur überheblich an.

„Du der Junge seien?“ sehr gut sprechen konnte der Wortführer der drei jedenfalls nicht, während er Quinn ansah, der den Blick fragend erwiderte. „Du mitkommen. Du ausgewählt zu sein Partner von Meister Ogremon.“ - „Träumt weiter,“ fuhr Gazimon dazwischen. „Der Junge gehört mir und niemand anderem, schon lange nicht so drei dahergelaufenen Gestalten wie ihr es seid.“ Die Blicke der Digimon trafen sich. „Dann wir holen ihn mit Gewalt.“

Mit erhobenen Keulen stürzten die drei Goblimon auf Quinn und seinen Partner zu. Quinn wirbelte herum, der so etwas schon geahnt hatte und musste feststellen, dass die Straße plötzlich vollkommen befreit von jeglicher Art von Leben war.

Mit einer Hand fixierte Quinn Gazimon, welcher wieder zurück auf seinen Lieblingsschulterplatz geklettert war, bevor er losrannte.

Doch schon nach ein paar Abzweigungen musste Quinn feststellen, das sie in einer Sackgasse gelandet waren. Er konnte gerade mal zu einer Wand zurückweichen, die viel zu hoch war, als das er hätte darüber klettern können und zurück ging es ebenfalls nicht mehr, da ihre Verfolger den einzigen Ausweg versperrten und siegesgewiss grinsten.

„Drei gegen einen, das ist ja wohl mehr als unfair,“ grummelte Quinn, während er immer weiter zurückschritt, bis er den Stein im Rücken spürte. Doch die Goblimon schienen nicht sonderlich interessiert.

Quinn sah sich nach einer Möglichkeit um hier doch noch irgendwie zu verschwinden, doch außer Dreck und Unrat, gab es keine verborgenen Gänge, durch die man hätte entkommen können.

Als der Student nach einer herumliegenden Holzstange greifen wollte zischte Gazimon auf und sprang von seiner Schulter herunter. „Das ist mein Kampf.“ Dann rannte er auch schon den Goblimon entgegen.

Dem ersten Keulenschlag wich Gazimon aus, indem er einfach darüber hinwegsprang und dem Goblimon dabei mit den Krallen quer durch das Gesicht fuhr. Auch den zweiten und dritten Schlägen entging er, wenn auch stellenweise um Haaresbreite. Nun zeigte sich mehr als deutlich, das er vor der Zeit mit Quinn schon mehr als einmal gekämpft hatte, denn Gazimon bewegte sich scheinbar wie ein Tänzer zwischen den, plump anmutenden Goblimon und führte sie sogar ein wenig vor.

Doch die Gegner hatten die Stärke auf ihrer Seite und die Menge. Auch wenn es Gazimon kurzzeitig gelang einen von ihnen zu entwaffnen wurde er sichtlich müde und die Bewegungen büßten sichtlich an Eleganz ein. Obwohl Gazimon fleißig austeilte musste er auch einstecken und so kam es, das er einer Keule nicht mehr ausweichen konnte.

Sie traf ihn mitten auf den Leib und schleuderte ihn neben Quinn an die Wand, Langsam rutschte Gazimon an dem Mauer herab und blieb benommen liegen. Die Goblimon lachten.

„Was für ein Schwächling,“ gaben sie plötzlich in perfekter Sprache von sich. „Du solltest froh sein, das wir dich von solch unnötigem Ballast befreien. Du mit Ogremon ein besseres Team seien.“ Soviel wieder zur perfekten Aussprache.

Eines der Goblimon trat näher, stieß Quinn einfach zur Seite und hob seine Keule um damit Gazimon zu erledigen. Doch er kam gar nicht zum Schlag, denn er wurde gerammt und die Keule landete, ohne den Besitzer, auf dem Boden.

Quinn rieb sich die schmerzende Hand, während er sich erneut vor Gazimon aufbaute. In der Hand hielt er das, nun abgebrochene Holzstück. „Träumt weiter. Gazimon ist mein Partner und niemand anderes.“

Verdutzt sahen sich die Goblimon sich an um sich dann am Kopf zu kratzen und dann synchron mit den Schultern zuckten, bevor sie wieder zu Quinn und Gazimon blickten. „Dann du sterben.“

„Verschwinde, das sind zuviele,“ murmelte Gazimon leise, doch Quinn schüttelte den Kopf. Er nahm das Holz in beide Hände. „Kommt doch, wenn ihr euch traut.“

Gazimon knurrte bei soviel Leichtfertigkeit und sammelte seine letzten Kräfte um sich wieder in die Höhe zu stemmen. Er schwankte zu Quinn und musste fast augenblicklich einstecken, als die Goblimon begannen auszuteilen.

Auch Quinn kam nicht wirklich glimpflich davon. Eine hässliche Platzwunde zierte schon recht schnell seine Stirn. Doch irgendwie sah es so aus, als könnten sie sich kurzzeitig behaupten.

So etwa fünf Sekunden, dann passierte etwas, dass das Blatt zum kippen brachte.

Plötzlich erstrahlt das Goblimon auf, welches die Sprecherrolle gehabt hatte und als der Schein verflog stand da ein völlig anderes Wesen.

„Ogremon,“ stöhnte Gazimon auf. „Lauf,“ rief er dem ramponierten Studenten zu. Doch diese Aufforderung brauchte dieser gar nicht. Denn dieser hatte sich schneller von der Sache erholt, als die verbliebenen Goblimon und schlängelte sich nun an ihnen vorbei, hinaus aus der Sackgasse. Doch bevor er noch vollkommen vorbei war, stellte einer der Goblimon Quinn ein Bein, so das er der Länge nach hinschlug.

Sofort war auch das zweite Goblimon wieder da und beide grinsten, bevor sie zum Dritten im Bunde blickten. „Meister Ogremon wo auf einmal herkommen?“ Die Goblimon schienen wohl nicht ganz zu realisieren, was da passiert war.

Gazimon stürzte sich schreiend mehr schlecht als recht auf Ogremon, sicherlich auch um von Quinn abzulenken, doch er machte nur Bekanntschaft mit der Knochenkeule, welche ihn zurück schleuderte, geradewegs in den Rücken des sich aufrappelnden Studenten. Erneut ging Quinn zu Boden.

Erschöpft zog sich Gazimon an ihm herauf, bis er halb auf Quinns Kopf und Schultern lag. „Ich kann so nicht mehr weiter kämpfen und uns beschützen. Leih mir deine Kraft.“ In seiner Stimme lag plötzlich kaum mehr Schwäche, eher etwas forderndes.

Gazimons Klaue schloss sich um Quinns Kette und er zog leicht daran.

Der Student keuchte und schloss die Augen. Er versuchte sich daran zu erinnern, was Paul ihm versucht hatte diesbezüglich zu vermitteln.

Hinter ihnen holte Ogremon wieder zum Schlag aus.



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