Volos
Seine Durchlaucht samt Kagome haben mit ihren etwas eigenen Ermittlungsmethoden immerhin den Ort Nara herausgefunden. Der ältere Bruder hat andere Vorgehensweisen....
3. Volos
Myouga überlegte flüchtig, ob er sich durch Jaken ankündigen lassen sollte. Er wusste nur zu gut, dass der Kronprinz seine plötzlichen Annäherungen nicht gerade schätzte. Aber seine Nachricht war äußerst wichtig. Und so beschloss der kleine Hofrat, das Risiko einzugehen plattgedrückt zu werden. Zu mehr würde sich Seine Gnaden hoffentlich nicht hinreißen lassen.
So sprang der Flohgeist in das Arbeitszimmer, als ein Besucher sichtlich erleichtert herauskam, und landete zielsicher auf dem Schreibtisch: „Euer Gnaden!“
Sesshoumaru warf dem Eindringling einen eisigen Blick zu, sagte aber nur: „Jaken, keine weitere Störung.“ Dann erst fuhr er fort: „Myouga.“
„Ich bitte um Vergebung, Euer Gnaden, aber es ist dringend. Der Herr gab Anweisung, dass Ihr in dieser Sache federführend seid.“
„Es handelt sich also um diese grau gekleideten Menschen.“
„Ja, Euer Gnaden. Einer meiner Mitarbeiter entdeckte eine Gruppe von fünf von ihnen im 9. Bezirk, am Hofe des Fürsten.“
Sesshoumaru dachte kurz nach. Der 9. Bezirk zeichnete sich durch zwei Tatsachen aus: seine dichten Wälder und die Tatsache, dass dort fast ausschließlich Insektendämonen lebten, wenn man von den Menschen, zumal denen der dritten Klasse, den Staatssklaven, absah. Und die Insektendämoninnen hatten es nicht so mit männlicher Herrschaft. Fürst Nestor hatte da gewiss einen schweren Stand. „Weiter.“
„Äh, weitere Nachrichten habe ich nicht, Euer Gnaden.“ Myouga klang fast ein wenig ängstlich, was sich für einen Hofrat des mächtigen Inu no Taishou nicht schickte. Aber der Kronprinz war nicht sehr geduldig bei Fehlern. So ergänzte er: „Ich wollte Euch diese Information unverzüglich zukommen lassen.“
„Sage meinem verehrten Vater, dass ich Fürst Nestor einen Besuch abstatte. Wie heißt die Fürstin?“
„Atina, Euer Gnaden.“
„Geh.- Jaken.“ Und da der Krötendämon unverzüglich hereinkam: „Sage Rin, ich brauche meinen Drachen. Sofort.“
Volos, die Hauptstadt des 9. Bezirks, bot bereits aus der Luft einen überraschenden Eindruck. Rin, die junge Drachenreiterin des Kronprinzen, wandte den Kopf zu ihm:
„Euer Gnaden…dort gibt es ja keine Häuser!“
„Sieh hin.“
Sie gehorchte und guckte noch einmal genauer in das dichte Grün unter sich: „Oh, die haben ihre Häuser ja in den Bäumen…Davon habe ich noch nie gehört! Ja, da in den Baumkronen…und dazwischen hängen Brücken. Wie lustig, nicht wahr, Euer Gnaden?“ Sie ließ den Drachen eine Kurve fliegen: „Ich denke, das große Haus dort ist der Fürstensitz, Euer Gnaden? Dann lande ich auf der Wiese dort.“
„Ja.“ Wie schon häufiger ertappte sich der Kronprinz bei der Frage, warum er ihr erlaubte, so viel zu reden. Jeden anderen hätte er schon auf die eine oder andere Art zum Schweigen gebracht.
Rin lenkte den Drachen geschickt auf die große Lichtung. Natürlich war er bereits bemerkt worden, und ebenso hatte man den Besitzer erkannt. So war es kaum verwunderlich, dass Dämonen und Menschen neugierig auf die Hängebrücken gekommen waren, ebenso Provinzfürst Nestor mit seiner Fürstin. Alle verneigten sich, als der Kronprinz aus dem Sattel sprang.
Sesshoumaru nahm an, dass hier im Endeffekt Fürstin Atina herrschte, wenn er Insektendämoninnen auch nur annähernd richtig einschätzte. Aber laut Recht und Gesetz durfte es nur einen männlichen Fürsten geben. Mit einem Satz war der Kronprinz auf der Hängebrücke vor dem Fürstenpaar - eine nur scheinbar beiläufige Demonstration von Stärke und Macht.
„Euer Gnaden…“ sagte der Provinzfürst, dessen Fühler auf dem Kopf zitterten: „Willkommen in Volos.“
„Danke, Fürst Nestor. - Fürstin Atina…“
Diese neigte mit gewissem Lächeln den Kopf. Es war schmeichelhaft, und ein Zeichen dafür, dass er die wahren Machtverhältnisse abschätzen konnte, dass der Kronprinz ihren Namen wusste: „Ich freue mich, Euer Gnaden begrüßen zu dürfen. Bitte, folgt mir.“
Sesshoumaru fand seine Vermutung bestätigt, dass der Provinzfürst eigentlich nichts zum Sagen hatte. Während er dem Fürstenpaar folgte, sah er sich um. Auf den Hängebrücken und vor den Häusern entdeckte er das übliche Gemenge von Dämonen der ersten und zweiten Klasse, von Menschen der zweiten und dritten. Allerdings konnte er keine in grau gekleidete Menschenmänner sehen.
Im Arbeitszimmer des Provinzfürsten, oder eher des Fürstenpaares, wurde ihm höflich Platz angeboten. Er bemerkte nur zu gut, wie Nestor und Atina aufatmeten, als er sich setzte, war das doch ein Hinweis darauf, dass er sich als Gast fühlte – nicht als Richter.
Die Provinzfürstin blickte zu ihrem Mann, der daraufhin begann: „Dürfen wir fragen, was Euer Gnaden so weit in den Osten führt?“
„Ich möchte alle Teile des Reiches ein wenig genauer kennen lernen.“ Wieder entging ihm die Erleichterung nicht. Hatten die beiden doch ein schlechtes Gewissen?
„Natürlich, ganz, wie es Euer Gnaden beliebt.“ Nestor war froh über diese Erklärung, wusste er doch, dass mancher Fürst bei einem unangemeldeten Besuch des Kronprinzen knapp um eine Amtsenthebung wegen Nachlässigkeit herumgekommen war, von Ärgerem ganz zu schweigen.
Atina nickte ein wenig: „Wünscht Euer Gnaden nur Volos zu besichtigen oder auch das Umland? In diesem Fall wäre es mir eine Ehre, Euch eine Führerin mitgeben zu können. Yura kennt sich hervorragend aus und könnte Euch gegebenenfalls auch als Leibwächterin dienen.“
„Nicht, dass Euer Gnaden so jemand benötigt“, ergänzte Nestor eilig. Es war nicht notwendig, dass sich Sesshoumaru beleidigt fühlte.
„Natürlich nicht“, bestätigte Atina hastig, die männliche Eitelkeit stets ein wenig unterschätzte.
Der Kronprinz hob die Hand: „Lasst sie rufen.“ Womöglich konnte ihm diese Yura nützliche Auskünfte geben. Irgendwoher kannte er ihren Namen. Womöglich hatte er ihn einmal in einem Bericht gelesen, war sie doch eine ausgebildete Kämpferin und damit eine Dämonin der ersten Klasse.
So kniete kurz darauf eine schwarzhaarige, junge Dämonin vor dem Fürstenpaar und dem Kronprinzen. Sie trug eng anliegende, ja, überaus knappe Kleidung und war mit einem Schwert bewaffnet. Zu Sesshoumarus gelinder Überraschung war sie keine Insektenverwandte.
Atina nickte: „Yura, Seine Gnaden wünscht sich ein wenig in Volos und Umgebung umzusehen. Begleite ihn und beantworte seine Fragen.“
„Ja, Fürstliche Gnaden.“ Yura warf einen Blick auf den Besucher. Sie hatte den Kronprinzen nur einmal bei einem Besuch in der Hauptstadt aus der Ferne erblickt. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Und seine Haare waren fein und sicher weich. Das wäre etwas für ihre Sammlung…Aber sie musste sich zusammen nehmen. Soweit sie gehört hatte, war der Titel „Seine Gnaden“ keine Umschreibung seines Charakters. Eher das Gegenteil. „Euer Gnaden…“
„Gehen wir.“ Er erhob sich: „Danke, Fürst Nestor, Fürstin Atina….“ Yura folgte ihm eilig.
Das Fürstenpaar blickte sich an.
„Ein Vorwand?“ fragte Nestor.
„Möglich. Andererseits wird er einmal der Herrscher werden und will vermutlich die Zeit nutzen, um alles genau anzusehen. Yura wird uns Mitteilung machen, welche Fragen er gestellt hat.“ Atina strich sich nachdenklich über die Lippen: „Ich wüsste allerdings nicht, welcher unserer Fehler so schwerwiegend war, dass er das Auge des Herrschers auf uns gelenkt hätte.“
„Ich auch nicht, meine Teure.“
Während Sesshoumaru durch die Baumstadt von Volos schlenderte, wurde ihm respektvoll Platz gemacht. Zum Hinknien, wie er es aus anderen Städten kannte, reichte der Platz auf den Hängebrücken nicht aus. Aber die Dämonen und Menschen wichen an den Rand, neigten die Köpfe, so tief sie es vermochten.
Menschenmänner in grauer Uniform konnte er nicht entdecken. Myouga hatte gesagt, dass fünf von ihnen am Hofe des Provinzfürsten wären, und es war nicht davon auszugehen, dass sich Vaters Nachrichtendienst so irrte. Was also taten sie hier? Waren sie Atinas Leute? Nestors oder beider? Oder dienten sie gar jemand vollkommen anderem?
Dies war eine Möglichkeit, die er für wahrscheinlicher hielt. Immerhin waren Inuyashas Dämonenjäger am Meer überfallen worden, in einem vollkommen anderen Bezirk. Und so mächtig die Provinzfürsten in ihren Bezirken auch waren – keiner von ihnen hatte Einfluss auf einem anderen Territorium. Umso wichtiger war die Frage, wer anscheinend dabei war, sich eine kleine Privatarmee aufzubauen – oder dies schon geschafft hatte, ohne dass es jemand mitbekommen hatte. Sango und Miroku hatten seinem verehrten Vater da einen wichtigen Dienst erwiesen
Er sprang hinunter auf den Erdboden, nicht überrascht, dass ihm Yura folgen konnte. Während er weiter ging, in den Wald, sagte er langsam: „Volos ist eine Stadt auf Bäumen. Mich wundert ein wenig, dass auch Menschen hier leben.“
„Sie haben sich daran gewöhnt, Euer Gnaden. Es gibt...“ Mehr war nicht gefragt gewesen.
„Es gibt?“
„Nun, wer die Höhe nicht verträgt, lebt in den Dörfern der Staatssklaven.“ Sie betrachtete ein wenig sehnsüchtig das lange, weiße Haar des vor ihr Gehenden.
„Gibt es hier neue Gruppierungen, Orden, die ich kennen lernen sollte?“
„Ich weiß nicht genau, was Euer Gnaden meint, aber im gesamten Bezirk gibt es nur sehr wenige religiöse Zentren und alle von Menschen. Ich kenne mich da nicht so aus.“ Da er schwieg, musterte sie sein Haar vor sich erneut. Oh, das würde sich wunderbar in ihre Sammlung einfügen. So weich, so weiß, so lang hatte sie noch keinen einzigen Skalp. Für einige Augenblicke fiel sie in Träumerei. Wenn sie durch ihre spezielle Fähigkeit ihr Haar lang werden lassen würde, ihn damit wie ihre anderen Opfer fesseln würde, womöglich an diesen Baum dort vorn….
Sie legte unwillkürlich ihre Hand an ihr Schwert. Dieses besaß eine besondere Eigenschaft. Knochen, Muskeln trennte es, besser als jede andere Klinge, aber es zerstörte nie ein Haar. Sein Kopf würde einfach hervorragend….
Sie rang nach Atem. Ohne, dass sie es gesehen hatte oder es eine Warnung gegeben hatte, hing sie im Griff des Kronprinzen, dessen Finger sich fest um ihre Kehle geschlossen hatten. Erschreckt starrte sie in seine Augen: „Eu..er….Gnaden….“ würgte sie.
„Wolltest du ein Attentat begehen? In Atinas Auftrag?“
Yura begriff zuerst nicht, was er meinte, ehe ihr klar wurde, dass er bemerkt haben musste, dass sie an ihr Schwert gefasst hatte. Wie? Er hatte ihr doch den Rücken zugewandt. Sie wollte antworten, aber sie brachte keinen Ton hervor.
Er ließ sie zu Boden, lockerte allerdings den Griff nicht.
So schaffte sie es nur, den Kopf zu schütteln. Verzweifelt überlegte sie, wie sie sich aus dieser Lage befreien konnte. Gewöhnlich hätte sie ihre Haarmagie verwendet, ihren Angreifer mit ihren langen Haaren gefesselt, aber sie wagte zu bezweifeln, dass sie den Versuch auch nur richtig beginnen könnte, ehe er ihr Genick gebrochen hatte. War dieser Hundedämon stark!
„Ich höre!“ Ein wenig gab er nach. Sie war eine Dämonin der ersten Rangstufe, aber das besagte nicht, dass sie gegen ihn eine Chance hatte.
„Ich...ich...hatte …Ich wollte nie…Ich war in Gedanken…Bitte, Euer Gnaden!“
„An was dachtest du?“
Yura schloss in jäher Panik die Augen. Wenn sie ihm das sagen würde, wäre sie tot. Entweder würde er sie auf der Stelle umbringen, einfach so, aus Zorn oder aber ihr eine Anklage wegen Hochverrates aufhalsen. Mit dem gleichen Ergebnis. Er war der Kronprinz, der nächste Herrscher….Und sie würde ihn nicht anlügen können. So brachte sie nur hervor: „Euer Haar…“
Sesshoumaru dachte, nicht recht gehört zu haben. Diese Aussage klang allerdings so töricht, dass sie schon darum fast glaubwürdig war. Und irgendwie konnte er sich auch nicht vorstellen, dass sie tatsächlich ihn hinterrücks hätte erstechen wollen. So einen naiven Eindruck hatte Fürstin Atina nicht auf ihn gemacht. „Weiter.“
„Ich…“ Sie sah ihn an, als sie sich trotz ihrer Angst bemühte, vorsichtig zu formulieren: „Ich liebe Haare, Euer Gnaden… Ich...Man nennt mit Yura mit dem langen Haar.“
Darum war ihm der Name so bekannt vorgekommen. Sie war die einzige, die ihre Haare je nach Belieben wachsen lassen konnte, angeblich meterweit, und sie als Waffe kontrollieren konnte. Nun, die Aussage, dass sie Haare liebte, war darum in der Tat einleuchtend. „Was hat das mit mir zu tun?“ Aber er lockerte erneut etwas den Griff.
„Ich habe noch nie so silbriges Haar gesehen“, gestand sie erleichtert. Da konnte sie eindeutig bei der Wahrheit bleiben: „So lang, diese Farbe…Ich…ich träumte davon, es zu berühren….Verzeiht mir, Euer Gnaden.“
Er ließ sie los: „Deine Träume können dein Leben kosten. – Geh nach Volos zurück.“
„Ja, Euer Gnaden.“ Sie rieb sich etwas die Kehle, aber gehorchte eilig, sicher, dass sie nicht noch einmal so viel Glück haben würde. Und dass er diesmal in ihrem Rücken bleiben würde.
Unter der Baumstadt blieb der Kronprinz stehen, musterte erneut die Bewohner, die bei ihren jeweiligen Tagesverrichtungen über die Hängebrücken eilten. Er hatte bislang keine jungen Menschenmänner in eng anliegender grauer Kleidung gesehen, aber das besagte natürlich nichts. Myouga hatte berichtet, dass fünf derartige Wesen am Fürstenhofe wären, so dass er sich dort noch einmal umsehen würde. Oder waren sie nicht immer hier? Erfüllten sie andere Aufgaben, wie einen Überfall auf einen Priester? Sie wussten einfach zu wenig über diese Gruppierung. Leider, denn er war sicher, dass es wichtig war, viele Informationen und die möglichst schnell zu bekommen.
Yura hatte sich umgedreht, wagte aber nicht, ihn anzusprechen. Die Gerüchte, die sie über ihn und seinen Charakter gehört hatte, schienen der Wahrheit zu entsprechen. Nun, immerhin hatte er sie nicht getötet.
„Wie viele Menschen leben in Volos?“
„Menschen der zweiten Rangstufe gegen dreihundert, Euer Gnaden.“
„Und Staatssklaven?“
„So gut wie keine, Euer Gnaden. Sie arbeiten ja….“ Sie brach ab, als er ihr den Kopf zuwandte. Hatte sie schon wieder zuviel geredet?
„Sie arbeiten…?“
„Auf den Feldern im Norden, wo die Wälder enden.“
Gegen dreihundert Menschen. Also mussten die geheimnisvollen fünf grauen Männer unter ihnen sein, und der zweiten Rangstufe angehören. Dies besagte, dass sie über irgendeine besondere Fähigkeit, ein Talent verfügten. Magie? Waren sie doch eine Art Priester? „Und am Hofe des Fürsten?“
„Ich…ich weiß es nicht. Fürstin Atina...ich meine, Fürst Nestor...sie bevorzugen Dämonen in ihrem Umfeld. Aber es gibt einige Menschen, ja.“ Er stellte eigenartige Fragen. Wollte er wissen, wie das Verhältnis der beiden Rassen zueinander im 9. Bezirk wäre? Wie Atina mit Menschen umging?
Dann sollte es nicht so schwer sein, die paar Menschen am Hofe zu finden. Der Fürstensitz in den Bäumen war merklich kleiner, als es andere auf dem Erdboden waren. Er drehte sich um und sprang auf die nächste Hängebrücke.
Während er mit Yura scheinbar absichtslos durch das Schloss ging, entdeckte er einige Menschenfrauen, die dort putzten. Männliche Menschen waren kaum zu riechen, schon gar keine jungen. Lag Myouga doch falsch? Oder waren sie nur kurz hier gewesen, gehörten zu den dreihundert menschlichen Bewohnern der Stadt? Zu viele Ungewissheiten. Und er wollte nicht das Fürstenpaar fragen, ehe er sicher sein konnte, dass beide nicht die Finger in der Sache hatten.
„Eu..Euer Gnaden?“ begann Yura.
„Was ist?“
„Wünscht Ihr die Nacht hier zu verbringen? Dann müsste ich die Fürstin…ich meine, den Fürsten davon in Kenntnis setzen. – Ich…wenn Ihr wollt, werde ich Euch weiterhin zu Diensten sein.“
Er benötigte einen Moment, ehe er den Hinweis begriff: „Nicht notwendig“, erklärte er: „Ich werde noch einmal mit dem Fürstenpaar sprechen, dann abreisen. Sage meiner Drachenreiterin, sie solle den Drachen fertig machen.“
„Ja, Euer Gnaden.“ Yura war froh über diese Entscheidung.
Das Fürstenpaar empfing seinen Gast unverzüglich, neugierig, was dieser Kurzbesuch eigentlich bedeutete. Aber fragen war natürlich ein Ding der Unmöglichkeit.
Sesshoumaru nahm Platz: „Danke für eure Gastfreundschaft“, sagte er höflich. Schließlich wollte er seinen Vater nicht beschämen. „Ich hörte von Yura, dass gegen dreihundert Menschen der zweiten Klasse in Volos leben. Erstaunlich viel.“
„Oh, das sind auch praktisch alle, die der Bezirk zu bieten hat, Euer Gnaden“, erwiderte Atina sofort: „Bei der Einstufung halte ich...halten wir uns streng an die Gesetze.“
„Es gibt keine andere große Stadt im 9. Bezirk, aber das wird Euch sicher bekannt sein.“ Provinzfürst Nestor teilte die Befürchtung seiner Frau, dass dies etwas war, das das Augenmerk des Herrschers auf sie gelenkt hatte. Menschen der zweiten Rangstufe durften Eigentum besitzen und zahlten Steuern, während die Menschen der dritten Rangstufe weder Eigentum besitzen durften, noch Steuern zahlen konnten, waren sie doch Sklaven des Staates. Es war daher durchaus im Interesse der Provinzfürsten möglichst viele Menschen in die zweite Rangstufe zu erheben. „So wohnen fast alle hier.“
„Außer Schmieden“, erläuterte Atina: „Diese in einer Baumstadt unterzubringen, wäre fatal.“
„Wie viele leben hier im Schloss?“ erkundigte sich Sesshoumaru
„Oh, vielleicht dreißig. Aber das sind in der Regel Frauen der dritten Rangstufe. Zum Putzen.“ Sie klang verwundert, aber auch nervös.
„Ich sah auch so gut wie keine Männer.“
„In der Tat“, bestätigte die Fürstin. „Wenn spezielle Arbeiten anliegen, lassen wir sie kommen. Ich ..nun, ich habe es nicht so mit Menschen.“ Und, soweit sie gehört hatte, auch der Kronprinz nicht. Da würde er es doch verstehen.
Sesshoumaru schwieg auch dazu. Dann war es also nur Zufall gewesen, dass Myougas Informant diese fünf hier entdeckt hatte und sie lebten irgendwo in der Stadt. Nun, man konnte sie sicher finden, aber dann wäre dem Drahtzieher bekannt, dass er aufgefallen war. Das wäre unter Umständen auch verhängnisvoll, zumindest, solange man nicht wusste, was dieser plante. Und wer dahinter steckte. Er erhob sich: „Dann habe ich keine weiteren Fragen, Fürstin Atina. Fürst Nestor…“ Er ging.
Das Fürstenpaar blickte sich an: „Es ging also um die Einstufung“, sagte sie: „Aber ich denke, er wird nichts weiter unternehmen.“
„Ganz meine Meinung, meine Teure.“
Zurück in der Hauptstadt war der Kronprinz ein wenig überrascht, Kagomes Mutter in seinem Vorzimmer zu sehen. Sie lebte zwar seit gut zwei Wochen im Schloss bei seinem Vater, aber in der Regel verbrachte sie ihre Zeit in ihren eigenen Räumen. Und sie hatte ihn noch nie aufgesucht.
Sie verneigte sich höflich.
„Was gibt es?“
„Darf ich Euer Gnaden unter vier Augen sprechen?“
„Komm.“ War etwas mit Vater?
In seinem Arbeitszimmer setzte er sich: „Nun?“
„Ich bekam heute einen Brief von meiner Tochter Kagome. Darin befand sich dies.“ Sie reichte ihm ein Stück Papier.“
Er nahm es erstaunt, erkannte dann das Privatsiegel seines Halbbruders – und es war an ihn adressiert. So öffnete er es. Seit wann benutzte Inuyasha denn Umwege, um ihm etwas mitzuteilen?
„Bei Fürst Thersites waren zwei der grauen Männer. Ich belauschte sie. Sie meinten, ihr Herr hätte etwas mit dir zu schaffen. Ihre Befehle kamen aus Nara. Ich werde noch ein wenig hier bleiben, um zu sehen, wie viele dieser Kerle im 17. Bezirk herumgeistern. Kagome schreibt ihrer Mutter, so lege ich den Brief bei. Ich bin mir nicht sicher, ob wir nicht weiterhin beobachtet werden.“
Seit wann dachte sein kleiner Bruder denn so gründlich nach, ehe er etwas tat? Nun gut, schon bei der Sache mit Naraku hatte er erkennen können, dass Inuyasha wohl langsam erwachsen wurde. Er blickte auf.
Die Menschenfrau sah höflich zu Boden. Trotz all seiner Bedenken, dass sein verehrter Vater wieder mit einem derartigen Geschöpf zusammenlebte, gestand er ihr Taktgefühl zu. Und sie war ebenso wie Kagome und Sango mutig genug gewesen, Naraku lang genug Widerstand entgegenzusetzen, bis Vater, er und Inuyasha, gekommen waren. „Hat Kagome etwas Besonderes geschrieben?“
„Nein, Euer Gnaden. Es liest sich wie ein harmloser Ferienbericht.“
„Du kannst gehen.“
Sie verneigte sich höflich, ehe sie das Arbeitszimmer verließ. Er warf noch einmal einen Blick auf den Brief seines Halbbruders. Jemand hatte mit ihm, Sesshoumaru, etwas zu schaffen? Da war wohl irgendwer lebensmüde.
Aber die Antwort auf einige der Fragen könnte in Nara, der Hauptstadt des 14. Bezirks, zu finden sein.
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Der Ausflug nach Volos brachte wohl nichts. Aber da Nara die Haupstadt des 14. Bezirks ist und das die Heimat der Dämonenjäger, dürfen Sango als der neue Harmost und Miroku wieder ran....
bye
hotep