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Verworrene Pfade: Im Auftrag des Inu no Taishou

Die zweite Staffel
von

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Nara

4. In Nara
 

„Ich gratuliere dir, meine Liebe. Der erste weibliche Anführer der Dämonenjäger zu sein…“ Miroku lächelte: „Du gehst in die Geschichte ein.“ Sie saßen im Garten des Schlosses des Inu no Taishou.

„Danke.“ Aber Sango seufzte ein wenig: „Ich bin mir nur nicht sicher, ob es nicht doch noch Probleme geben wird. Eben, weil ich die erste Frau bin. Obwohl wir Dämonenjäger da ja immer schon anders waren. - Irgendwie wird mir auch das Reisen mit Inuyasha fehlen, die Abenteuer, die Jagd nach den primitiven Dämonen...“

„Ich werde an dich denken“, neckte er sie. Er selbst würde ja weiterhin für den Prinzen arbeiten.

„Oh, du…“ Sie brach ab: „Kohaku!“ Erfreut sprang sie auf.

Ihr Bruder kam heran: „Ich bin froh, dass du Harmost geworden bist“, meinte er: „Ich werde allerdings hier am Hofe bleiben.“

„Ja, so lautete der Befehl des mächtigen Inu no Taishou. - Wie geht es dir?“ Noch immer zeugte der Ausdruck in seinen Augen davon, dass er das Trauma bei weitem nicht überwunden hatte, wenn auch ohne Absicht den eigenen Vater getötet zu haben.

Er zuckte die Schultern: „Der Oberste Heiler, Chairon, meinte, dass es ein Weg der Besserung sei, dass ich jetzt weine, aber ich weiß nicht…Und er gibt mir immer so einen Saft, damit ich schlafen kann…“ Er konnte nicht verhindern, dass seine Stimme schwankte. Aber das war doch seine Schwester, da musste er sich nicht so zusammennehmen, wie sonst im Alltag.

Sie legte sofort den Arm um ihn: „Das wird nur die Zeit heilen können.“

„Vermutlich. – Ihr beide sollt mit mir kommen. Seine Gnaden möchte euch unverzüglich sehen.“
 

So knieten die beiden Dämonenjäger kurz darauf vor dem Kronprinzen.

Dieser sah auf: „Da du der neu gewählte Harmost der Dämonenjäger bist, Sango, wirst du wohl nach Nara reisen, zu einem Antrittsbesuch bei Fürst Notos.“ Er wartete ihr Nicken gar nicht ab: „Mein Halbbruder entdeckte im 17. Bezirk, dass die grau gekleideten Menschen, die euch dort überfallen haben, ihre Befehle von jemandem aus Nara erhalten. Findet heraus, ob Fürst Notos seine Hände im Spiel hat oder wer sonst.“

„Ja, Euer Gnaden.“ Sango antwortete, war sie doch nun im Rang höher als ihr Ehemann. Das war nur logisch. Der Antrittsbesuch des neuen Harmost war eine unauffällige Gelegenheit, sich dort umzusehen. „Darf ich Euer Gnaden noch eine Frage stellen?“ Eine derartige Bemerkung konnten sich nur wertvolle Mitarbeiter leisten.

„Nun?“

„Wenn wir solch grau gekleideten Menschen sehen, sollen wir weiter ermitteln oder Euer Gnaden unverzüglich informieren?“

„Kohaku soll euch begleiten. Er wird eure Botschaft zu mir bringen.“

Er hob ein wenig die Hand und beendete damit die Audienz.
 

So saßen die drei Menschen bald darauf im Haus von Miroku und Sango beisammen. Langsam meinte der Mönch:

„Inuyasha hat also im 17. Bezirk Verbindungen nach Nara entdeckt. Aber ich dachte, es sind schon Agenten des Nachrichtendienstes im 17. verschwunden. Hatte er soviel Glück?“

„Du meinst, es könnte auch eine falsche Fährte sein?“ fragte Sango: „Nun, das werden wir ja sehen. Aber ich denke, dass er schwerer zu täuschen ist, als ein …nun, ein menschlicher Agent. Außerdem wissen wir alle beide, dass Inuyasha ein Glückskind ist.“

„Sicher. Ich denke nur so: angeblich soll etwas im 17 Bezirk laufen, Myouga schickt Leute hin und die verschwinden spurlos. Das sieht für mich danach aus, als ob derjenige sie genau das hat finden lassen, was sie finden wollten, sie damit in eine Falle gelockt und vermutlich getötet hat.“

„Keiner, der einigermaßen bei Trost ist, bringt den Prinzen um,“ sagte Sango sofort: „Und wenn die Vermutung stimmt, dass die Grauen Teil einer Verschwörung sind, wäre der Drahtzieher verrückt, derart auf sich aufmerksam zu machen, nachdem er bislang alles so unauffällig gehalten hat. Bedenke, dass ohne den Überfall auf uns nichts bekannt geworden wäre. Hofrat Myouga, oder auch der Herrscher selbst, wüssten bis heute nicht, was im 17. Bezirk los ist….Aber in Einem hast du Recht: sie haben die Agenten das finden lassen, was sie wollten. Wir sollten aufpassen, dass es uns in Nara nicht ebenso ergeht.“

„Das meinte ich.“ Miroku sah sie an: „Wir sollten daher äußerst vorsichtig sein.“

Kohaku blickte von einem zum anderen. Er wusste, dass seine ältere Schwester jahrelang für den Prinzen gearbeitet hatte, Miroku ebenso, aber es war etwas anderes, bei einer solchen Einsatzbesprechung dabei zu sein. Langsam sagte er: „Wie wollt ihr vorsichtig sein? Du, verehrte Schwester, musst zu Fürst Notos, ihr werdet kaum Gelegenheit haben, euch in der Stadt umzusehen…“

„Genau das werden wir. Die meisten Leute in Nara halten Dämonenjäger für Leute aus der Provinz, die sich gern einmal eine große Stadt ansehen wollen.“ Sango lächelte: „Also, tun wir ihnen den Gefallen. Und wenn wir irgendwo Menschen in dieser Uniform entdecken, wirst du es unverzüglich dem Kronprinzen melden. Nimm dann Kirara. Wir beide werden sehen, dass wir herausfinden können, wer ihnen Befehle gibt. – Keine Sorge, wir haben das schon öfter so gemacht.“ Auch, wenn es bei Kaijinbou um ein Haar schief gegangen wäre, wäre nicht Inuyasha mit Kagome überraschend zu früh auf der Bildfläche erschienen. Aber sie wollte ihren kleinen Bruder nicht beunruhigen. Der arme Kerl hatte sowieso soviel zu tragen.
 

In Nara blieb Kohaku denn auch in dem zugewiesenen Gästezimmer, als Sango und Miroku zu dem offiziellen Empfang bei Fürst Notos gingen. Wie stets bei der Vorstellung des neuen Harmost handelte es sich um eine Audienz, bei der sich alles im Saal versammelt hatte, was in Nara, ja, im ganzen Bezirk, Rang und Namen hatte. Diesmal waren alle besonders gespannt. Ein weiblicher Harmost, so etwas hatte es noch nie gegeben.

Sango neigte formgewandt den Kopf vor Fürst Notos, während sich Miroku deutlich tiefer verbeugte. Sie war nun in gewisser Weise ebenfalls Regentin, wenn auch bloß über die Dämonenjäger und nur noch diesem Provinzfürsten und dem Herrscher selbst verantwortlich.

„Willkommen in Nara, Harmost“, grüßte der Fürst. Sein Haar war grau vom Alter, aber seine schwarzen Augen musterten interessiert den Körperbau, den der eng anliegende schwarze Jagdanzug Sangos betonte. Sie hätte sich gern festlicher gekleidet, aber ihr war gesagt worden, dass dies ihre neue Amtstracht sei. Miroku bemerkte eifersüchtig die Beobachtung, aber er konnte schlecht etwas sagen.

„Ich danke Euer Fürstlichen Gnaden für den freundlichen Empfang“, antwortete Sango höflich.

„Darf ich Euch meinen Sohn vorstellen? Prinz Dykrien.“

Sie sah zu dem Erbprinzen, ein wenig überrascht. Er mochte nur wenig älter als Inuyasha sein. Anscheinend war seinem Vater lange kein Nachfolger vergönnt gewesen. Als sie höflich den Kopf neigte, fiel ihr plötzlich auf, dass Dykrien unter dem langen Gewand, das er bei solchen höfischen Veranstaltungen trug, graue, eng anliegende Beinlinge oder gar Hosen anhatte. Graue Hosen? Und jemand in Nara gab Befehle? War es möglich, dass der Erbprinz selbst in die Verschwörung verstrickt war? Aber sie sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen.

Dykrien sagte freundlich: „Willkommen, Harmost, in der Tat. Und ich bin entzückt, dass die Kampfkunst der Dämonenjäger nicht die Anmut ihrer Frauen beeinträchtigt.“ Er warf Miroku einen raschen Blick zu. Dessen argwöhnische Miene ließ ihn flüchtig schmunzeln. Ach ja, das war ja wohl der Ehemann.

„Welch reizendes Kompliment, Exzellenz…“ Sango lächelte den Erbprinzen an.
 

Der weitere Verlauf des Abends entpuppte sich für Miroku als ungemein schwierig. Der Thronfolger machte Sango unverhohlen Avancen, tanzte mit ihr und sie ging darauf ein. Der Mönch konnte seine Eifersucht nur mühsam im Zaum halten. Dies gelang ihm allerdings umso leichter, als er endlich die Ursache für das ungewöhnliche Verhalten seiner frischgebackenen Ehefrau entdeckte – Dykrien trug graue, eng anliegende Kleidung unter seiner offiziellen. Natürlich. Das war dann die unauffälligste Methode, ihren Auftrag zu erfüllen. Sango war viel zu sehr Profi, um nicht eine derartige Chance nutzen zu wollen und zu können.

„Macht Euch keine Gedanken, es ist nur ein Spiel“, sagte jemand leise hinter ihm.

Er drehte sich um und verneigte sich eilig vor dem Fürsten.

„Wir waren alle überrascht, dass der neue Harmost eine Frau ist, noch dazu eine so junge. Aber sie ist ja die Tochter des verstorbenen. Und ich hörte, es habe da einen Zwischenfall gegeben, der Herrscher selbst eingegriffen. – Ihr seid ein Mönch. Darf ich Euch eine Frage stellen? Mönche dürfen also heiraten?“

„Einige, ja, Fürstliche Gnaden. Das hängt von den einzelnen Glaubensrichtungen ab.“

„Mein Sohn hat sich einer Richtung zugewandt, die ich nicht genau einordnen kann. Aber er versprach mir, dass ihn dies nicht daran hindern wird, zu heiraten.“

Miroku war ein wenig überrascht. Machte sich der Fürst solche Sorgen, dass er mit einem ihm völlig Unbekannten über seinen Sohn sprach? „Nun, das wird dann auch der Fall sein, Fürstliche Gnaden.“ Also waren diese grauen Menschenmänner doch eine religiöse Orientierung? „Es entstehen immer wieder neue Richtungen.“ Ob er solcherart auch Hinweise erhalten konnte?

„Nun, dessen bin ich mir bewusst.“ Der Provinzfürst überlegte kurz, ehe er nickte, und weiterging.

Schade, dachte der Mönch, aber er konnte schlecht nachhaken. Hoffentlich bekam Sango mehr heraus.
 

Nach dem Empfang gingen sie zurück in ihr Zimmer. Kohaku erwartete sie neugierig.

So meinte seine Schwester leise: „Hast du den Raum untersucht?“ Abgehört zu werden war durchaus möglich.

„Ja. Nichts. – Wie war es beim Fürsten?“

„Der Prinz tändelte mit mir herum. Er sah es wohl als nettes Spiel. Aber er trägt graue Kleidung. Soweit er mir andeutete, ist er seit einiger Zeit Mitglied einer Vereinigung. Aber er sagte nichts Genaues dazu. Nur bekommt er anscheinend Anweisungen – was ein Erbprinz eines Bezirkes nur von seinem Vater erhalten sollte. Das wird Sessh…Seine Gnaden interessieren. Wir machen morgen noch eine Stadtbesichtigung. Danach fliegst du zurück.“ Sie sah zu ihrem Mann: „Hast du etwas herausgefunden? Ich sah, dass du dich mit Fürst Notos unterhalten hast.“

„Nicht viel. Er meinte nur, dass der Prinz zu einer neuen Glaubensrichtung gehörte, aber er habe ihm gesagt, dass er heiraten dürfe.“ Der Mönch dachte kurz nach: „Nein, um korrekt zu sein, sagte er nur, er habe sich einer neuen Richtung zugewandt. Das muss nicht zwingend ein Orden sein. Aber das überlassen wir besser Seiner Gnaden oder dem Herrscher selbst. An einem Provinzfürsten oder -erben können sich einfache Leute wie wir leicht die Finger verbrennen.“

„Ja.“ Sango dachte nach: „Außerdem…“ Sie brach ab.

Kohaku hatte ebenfalls begriffen: „Wenn da jemand sogar einen Erbprinzen überzeugen kann, für ihn zu arbeiten, muss er recht überlegen sein, oder? Ich meine, was kann man einem Prinzen schon anbieten? Macht und Reichtum wird er sowieso bekommen…“

„Da hast du Recht.“ Miroku nickte: „Umso wichtiger, dass du zurück fliegst und Bericht erstattest. Sehen wir mal, was wir morgen in der Stadt noch in Erfahrung bringen können.“
 

Die Stadt Nara war eindeutig künstlich, nach einem bestimmten Plan, angelegt. Das Stadtbild wies erstaunlich gerade Strassen auf, die sich in regelmäßigen Abständen kreuzten. Und das Schloss des Fürsten befand sich im Mittelpunkt der gesamten Anlage.

Sango, Miroku und Kohaku ließen sich mehr oder weniger ziellos durch die Menschen und Dämonen treiben, die die Strassen bevölkerten, als dem Jungen auffiel, dass sie in immer einsamere, abgelegenere Gegenden der Stadt wanderten

„Äh, verehrte Schwester….“ begann Kohaku: „Dies ist eine Strasse, die nur dort zur Begräbnisstätte führt….“

„Ich weiß“, erwiderte Sango.

„Wir wollen sehen, ob sie uns auch hierher folgen“, ergänzte Miroku, um eilig fortzufahren: „Nicht umdrehen!“

„Wer?“ fragte der junge Dämonenjäger, folgte aber dem Rat und wandte sich nicht um, auch, wenn er ein sehr eigenartiges Gefühl im Kreuz bekam.

„Vier junge Menschenmänner in diesen Uniformen“, erklärte seine Schwester: „Du musst besser immer wissen, wer hinter dir ist, wenn du auf einer solchen Mission bist. – Miroku...“

Dieser war schon dabei, den Arm um sie zu legen. Kohaku stellte fest, dass bei beiden wirklich ein eingespieltes Team waren. Während dieser unauffälligen Geste war es dem Mönch möglich, einen Blick zurück zu werfen.

„Ja, sie folgen uns noch immer“, bestätigte er. „Und sie holen auf. Das gilt eindeutig wieder uns. Einer trägt einen Spieß, die anderen keine Waffen...oder höchstens Dolche.“

Sango dachte kurz nach: „Nur einer mit einer Distanzwaffe…Kohaku, den übernimmst du, mit deiner Sichel, gleich, sobald sie wirklich angreifen.“

Der Junge zuckte zusammen. Seit er mit dieser Sichel seinen eigenen Vater, wenn auch aus Versehen, getötet hatte, war er alles andere als begeistert, wenn er sie gebrauchen sollte.

Seine Schwester wusste dies und erklärte behutsam: „Vier bewaffnete Männer verfolgen uns. Wir sollten nicht nachlässig sein. Immerhin sind schon einige Agenten im Auftrag des Inu no Taishou verschwunden. Wir müssen nicht die Nummern Sechs bis Acht auf der Vermisstenliste werden.“

„Ich...ich habe verstanden, verehrte Schwester. Du kannst dich auf mich verlassen.“ Außerdem war sie nun der Harmost, der Befehlshaber aller Dämonenjäger, und seine strikt militärische Erziehung hätte nie zugelassen, dass er diesen im Stich ließ.

„Sie kommen!“

Mirokus Warnung bewirkte, dass sich die drei Überfallenen umdrehten. Hier waren keine anderen Menschen oder Dämonen mehr zu sehen. Überdies war der Weg rechts und links dicht bewachsen, so abgeschirmt gegen einen zufälligen Beobachter. Die vier Menschenmänner hatten ihren Göttern im Stillen dafür gedankt, dass ihre Opfer so leichtsinnig waren.

Als nun, fast als erstes der Junge eine Sichel an einer Kette auf sie zufliegen ließ, ahnten sie bereits, dass die Sache nicht so einfach werden würde, wie gedacht. Kohaku war gut ausgebildet worden und trotz seiner Erinnerung, wie er mit dieser Waffe seinen eigenen Vater aus Versehen getötet hatte, traf er präzise den Arm desjenigen, der den Spieß trug, ihn nun mit einem Schmerzensschrei fallen ließ. Unterdessen hatten die anderen Messer, oder eher Dolche, aus ihren Gewändern gezogen. Ganz eindeutig war das ein Überfall.

Kohaku fing seine Waffe mit Hilfe der daran befestigten Kette wieder auf. Sollte er nun seiner Schwester helfen? Aber Sango trug ihr Schwert – und er war mit derjenige, der am besten abschätzen konnte, wie fähig sie damit umgehen konnte, auch wenn sie den überdimensionierten Bumerang mehr liebte. Aber diesen hatte sie nicht zu einem offiziellen Antrittsbesuch mitnehmen können und wollen.

So drehte er den Kopf, um seinen Schwager zu unterstützen, auf den jetzt zwei der Männer zuliefen. Wieder war der als Priester oder Mönch das Ziel des Überfalls. Zur Überraschung des Jungen wickelte Miroku eilig die Bannkette von seiner Hand, streckte diese seinen Angreifern entgegen. Der junge Dämonenjäger erkannte erstaunt, dass sich dort ein schwarzes Loch befand, dessen Sog so groß war, dass die zwei Männer förmlich von den Beinen gerissen wurden und auf die ausgestreckte Hand zuflogen. Im gleichen Moment wickelte der Mönch die Kette wieder um. Der Sog verschwand augenblicklich, als ob es ihn nie gegeben hätte und die beiden fielen wie Steine zu Boden. Im nächsten Augenblick war Miroku über ihnen und schlug mit der Faust zu.

Kohaku wandte den Kopf, um wieder nach seiner Schwester zu sehen. Diese hatte einen der Angreifer getötet und kämpfte nun gegen den Mann, der zuvor den Spieß getragen hatte. Trotz seiner Verletzung des Waffenarms hatte er nicht aufgegeben. Sollte er ihr helfen? Der Mann schien auch mit einem Dolch in der linken Hand sehr gut umgehen zu können – auch, wenn die Klinge gerade um Zentimeter an Sangos Rippen vorbei schoss. Diese drehte ihr Schwert etwas, ehe sie es in die Brust des Mannes stieß.

„Alles in Ordnung?“ Sie wandte sich zu ihrem Ehemann um.

Miroku nickte, froh, dass seine besondere, angeborene Fähigkeit, die ihn auch an den Hof gebracht hatte, mal wieder nützlich gewesen war: „Die zwei hier schlafen. Oder, nein. Bei dem hier war ich zu fest. Ich habe ihm das Genick gebrochen. Er ist tot.“

„Das sind die zwei hier auch.“ Sie schob ihr Schwert zurück. „Vielleicht spricht es sich bei den anderen herum, dass solche Überfälle auf Mitbürger auch für die Angreifer ein gewisses Risiko beinhalten. Nicht jeder Priester kann so gut kämpfen wie du.“

„Das klingt hart“, sagte Kohaku unwillkürlich.

Sie sah zu ihm: „Schon, aber stell dir doch vor, was passiert wäre, wenn sie meinetwegen drei Mönche oder Priester überfallen hätten, die sich nicht zur Wehr setzen konnten? Wobei immer noch die Frage ist, warum sie Geistliche attackieren.“

„Ja.“ Der Junge blickte unwillkürlich zu den regungslosen Gestalten hinter seinem Schwager – und erschrak. Noch ehe er selbst ganz erfasst hatte, was geschah, hatte er seine Sichel in der Hand und warf.

Miroku fuhr alarmiert herum und erkannte, dass der überlebende Mann ein Messer in der Hand hielt. Jetzt hatte ihn Kohakus Sichel schwer verletzt.

„Er...er wollte das Messer werfen…“ brachte dieser hervor.

„Danke“, meinte der Mönch ehrlich: „Ich hätte es nicht bemerkt.“ Er bückte sich, um die Sichel aus der Brust des Verletzten zu ziehen. Langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man eine Waffe immer bei der Hand haben sollte, selbst, wenn es dadurch dem Opfer womöglich schlechter ging. Aber er fragte doch: „Was soll das? Warum greift ihr mich einfach an?“

„Im Namen ..des Prinzen…“ brachte der Mann noch heraus, ehe sein Kopf beiseite fiel.

„Im Namen des Prinzen?“ Miroku richtete sich abrupt auf und sah zu Sango: „Das wird jetzt eindeutig zu heiß für uns.“

Sie nickte: „Kohaku, du musst sofort den Kronprinzen informieren!“
 

Die scheinbar alterlose, dunkelhaarige Dämonin lehnte nachlässig an einer Säule, die das Dach des Hauses abstützte, als ein grau gekleideter Menschenmann hereinkam, sich verneigte, ehe er niederkniete.

Sie richtete sich auf: „Was gibt es?“

„Vier meiner Männer haben einen Fehler begangen und sind tot.“

„Wie ist das passiert?“

„Sie wollten wohl einen Priester überfallen…“

„Hast du den Befehl etwa nicht weitergegeben?“ Das klang scharf.

Der Mann zuckte zusammen, wusste er doch, was geschah, wenn sie zornig wurde: „Doch, Herrin, despoina Alekto. Sie...sie waren wohl übereifrig.“ Das klang dumm genug.

„Hat der Priester sie getötet?“ Das wäre zumindest ungewöhnlich. Geistliche kämpften in der Regel nicht körperlich.

„Es handelte sich um einen Mönch, der der Ehemann des neuen Harmost der Dämonenjäger ist. Er war in ihrer Begleitung und der eines weiteren Jägers. Sie haben die Vier anscheinend ohne nennenswerte Probleme zu Hackfleisch verarbeitet…“

Sie nickte. Zwei ausgebildete Dämonenjäger waren natürlich vier einfach gestrickten Schlägern überlegen Und das waren wohl wirklich Menschen gewesen, auf die sie leichten Herzens verzichten konnte. Das war einer der Vorteile, wenn man mit Menschen arbeitete. „Nun, vier Idioten weniger. Aber, woher weißt du das, wenn sie starben?“

„Der Harmost…sie beschwerte sich umgehend bei Fürst Notos. Wie es natürlich die Regel ist. Sie ist sein Gast.“

„Ich verstehe. – Oh, der neue Harmost ist eine Frau? Wie amüsant. – Wiederhole es noch einmal: nicht alle Priester unterstützen die ehrlosen Tat des Inu no Taishou. Niemand greift sie einstweilen mehr an. Es ist wichtiger, dass alle sich nun an ihren befohlenen Positionen befinden, niemand mehr Einzelgänge unternimmt. Der gesamte Plan nähert sich der Ausführung, auf die wir so lange hingearbeitet haben. Jeder, der ab nun einen Fehler begeht, gefährdet alles. Das kann und werde ich im Namen des Prinzen nicht zulassen. Gib das weiter.“ Und sie brauchte diese Ablenkungsmanöver nicht mehr. Wie hilfsbereit diese jungen Menschenmänner, oder auch dieser Dykrien, gewesen waren, wie bemüht, die Ehre einer armen, verstoßenen Dämonin wieder herzustellen…

„Ja, Herrin. Weitere Anweisungen?“

„Es wird Zeit, dass wir den ersten Schlag führen. Sage den Donnerbrüdern, dass sie etwas für ihr Geld tun sollen. Sie kennen ihr Ziel bereits.“

„Ja, despoina Alekto.“ Der Menschenmann verneigte sich nochmals, ehe er ging.

Alekto lächelte sanft. „Der erste Schlag“, murmelte sie: „Mein lieber Inu no Taishou. Wie viele wirst du benötigen, bis du dich unter den Schmerzen krümmst?“
 

==============
 

Da hat jemand den finalen Schlag vor...? Oder?
 

bye
 

hotep
 


 

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Kommentare zu diesem Kapitel (24)
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Von:  Minerva_Noctua
2012-03-03T11:42:57+00:00 03.03.2012 12:42
Ich kann nicht umhin an Sesshoumarus Mutter zu denken.
Gibt sich diese Alekto als die Mutter des rechtmäßigen Prinzen aus? Möglich.
Das Wort "verstoßen" ist verdächtig. Offiziell verstieß der Taishou seine erste Gefährtin ja.
Sango hat sich also beschwert, angegriffen worden zu sein? Ich weiß nicht, ob ich das gut finden soll.

Bye

Minerva
Von:  Teilchenzoo
2009-11-10T13:57:59+00:00 10.11.2009 14:57
Hui, es geht los. Alekto, die Rachegöttin? Wofür will sie sich denn rächen? Nomen est omen. Aber die Alekto, die ich kenne, wird sich am Ende von der Welt abwenden ...

Da konnten die drei ja einiges in Erfahrung bringen. Der Erbsohn ein Verräter, der Rädelsführer ein „Prinz“ ... da kommt sehr viel auf uns zu.

Süß, Mirokus Eifersucht ... und putzig war es auch, dass der Fürst den Mönch beruhigt^^ ... ein freundlicher Gastgeber.

Ob Kohaku vielleicht seine Scheu vor der Sichel wieder verliert? Ich hoffe es. Gut, dass seine Reflexe so rasch arbeiten.

Lg neko
Von:  chaska
2009-03-16T20:55:36+00:00 16.03.2009 21:55
Zum ersten Mal lernt Miroku wohl das Gefühl der Eifersucht kennen. Doch Gott sei Dank, löst es sich auch schnell wieder auf, denn seine frisch Angetraute hat durchaus einen triftigen Grund für ihr Verhalten. Die grauen "Strumpfhosen" ihres Tanzpartners lassen den Verdacht aufkommen, das er etwas von dieser komischen Vereinigung weiß, die da langsam aber sicher das Misstrauen wachsen lässt. Einige Mitglieder dieser Gruppe sind auf jeden Fall eindeutig selbsmordgefährdet. Zwei Jäger und einem Hoshi zu einem Kampf aufzufordern, gleicht der Bestellung einer Beerdigung. Doch was für finstere Pläne werden da noch geschmiedet?
Auf jeden Fall sind sie in Bewegung geraten und das Verhängnis nimmt seinen Lauf.
liebe grüße
chaska

Von:  Tigerin
2009-02-05T16:29:18+00:00 05.02.2009 17:29
Hm.. immerhin klingt der Schlusssatz: „Wie viele wirst du benötigen, bis du dich unter den Schmerzen krümmst?“ nicht besonders gut für Inu no Taishou und Family.
Sie ist eine verstoßene Hundeyoukai? Interessant. Dann sollte sie dem Inu no Taishou wohl schon bekannt sein.. er kann nur noch nicht darauf kommen. Immerhin stand es im Text noch nicht, welche Dämonenart sie angehört..
Kohaku tut mir Leid. Klar, dass er noch leidet. Aber er konnte nun wirklich nichts dafür. Armer Kerl.
Mal schauen, was Sesshoumaru mit diesen Informationen anfangen kann. Und ebenfalls mal schauen, wofür die Donnerbrüder ihr Geld bekommen. Ich konnte sie nie leiden…

LG,
Die Großkatze
Von:  Schalmali
2008-11-28T20:11:32+00:00 28.11.2008 21:11
*Umschau* Ups ich glaub ich hatte das Kommiv ergesen oder überlesen. Jedenfalls hab ichs gelesen ^^ *zum nächsten Kapitel hüpf*
Von:  angel-sama
2008-11-25T22:27:51+00:00 25.11.2008 23:27
Mh, der Finalschlag? Wer ist sich da so sicher den Taishou und seine Söhne besiegen zu können. Und was soll das heißen, "nicht alle Priester unterstützen die ehrlosen Taten des Taishou"? Was für ehrlose Taten? Das sieht dem Taishou gar nicht ähnlich.
Aber ich denk mal da liegt noch zuviel im Dunkeln um die Hintergründe schon genau erkennen zu können.
Bin sehr gespannt wie es weitergeht.
Von:  kiji-chan
2008-11-25T12:49:31+00:00 25.11.2008 13:49
Interessant.
Die Dämonenjägerspezialisten sind in Nara fündich geworden.
Ob ihnen hilft, was sie rausgefunden haben? Wir sehens im nächsten Kapi.

Bis jetzt wissen wir sehr wenig, aber ein bisschen mehr als InuT. Ich glaub, wenn das Hundetrio den Bericht hört, denken sie an den Erbprinzen. Von Alektos Andeutung ist klar, dass es um einen anderen Prinzen geht.
Wie viele Kiddies hat InuT überhaupt??

Ich freu mich schon auf die Donnerbrüder.


ncha!
Kiji
Von:  Krylia
2008-11-24T15:44:47+00:00 24.11.2008 16:44
Dass diese Alekto sogar einen Erbprinzen für sich gewinnen kann. Fährt sie etwa auf der Mitleidsschiene? Wie ätzend.
Und so langsam bekomme ich das Gefühl, dass sie eine spezielle Fähigkeit zur Männerbezirzung hat und selbst dieser "wahre Prinz" bloß eine Schachfigur ist.

Na, mal sehen.
Von: abgemeldet
2008-11-23T21:27:58+00:00 23.11.2008 22:27
Oha, das klingt ja interessant. Wer wohl dieser Prinz sein will? Und dass sogar ein Erbprinz da mitmacht... Hm. Das drüfte noch interessant werden.
Ich finde es toll, dass du auch die Dämonen aus dem Manga einbindest. Yura, die Donnerbrüder... ob da wohl noch m ehr kommen? =D
Auf jeden Fall eine sehr spannende Geschichte.. und tolle Ideen, wie immer. ^^ Ich freue mich schon sehr auf das nächste Kapitel, dann kann ich hoffentlich auch ausführlicher schreiben. *seufz und auf die uhr schau* hach ja....
Naja, bis bald!
sas
Von:  don-kun
2008-11-23T11:44:33+00:00 23.11.2008 12:44
So, da gibts erst jetzt nen Kommi ^-^

Aber schön, dass du die tolle Alternative Universe Geschichte fortsetzt. Miroku und Sango scheinen ja wieder eine wichtige Rolle einzunehmen, wie schön.

Auch interesant, das man so noch mehr Bezirke kennenlernt. Ist wieder so ein griechischer Einschlag drin, was? Und beim nächsten Kapitel dann die Donnerbrüder? Ich bin gespannt.


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