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Verworrene Pfade: Im Auftrag des Inu no Taishou

Die zweite Staffel
von

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Oxygeia

Es scheint sich um eine Verschwörung zu handeln. Aber ob Vater und Söhne samt ihren Mitarbeitern noch rechtzeitig mitbekommen, wer was plant? Inuyasha soll mit Kagome Fürst Thersites unauffällig auf den Zahn fühlen.
 

2. Oxygeia
 

Kagome war angetan, wieder mit Inuyasha verreisen zu können. Dies war eindeutig einer der großen Vorteile, die die Arbeit bei dem Prinzen bot. Für gewöhnlich wäre sie nie soweit im Lande herumgekommen, hätte nie soviel gesehen.

Allerdings machte sie sich schon ein wenig Sorgen. Immerhin waren Sango und Miroku überfallen worden, aber andererseits nahm sie an, dass es sich um einen Zufall handelte. Immer wieder kam es zu Überfällen oder Diebstählen, was die einzelnen Provinzfürsten in der Regel selbst beilegen konnten. Nach Narakus Tod herrschte doch Frieden. Wer sollte es wagen, gegen den mächtigen Inu no Taishou vorzugehen?

So war sie mehr neugierig, als sie an der Seite des Prinzen durch die dichten Nadelwälder nach Oxygeia ging, der Hauptstadt des 17. Bezirks.

„Was …was sollte ich denn wissen?“ erkundigte sie sich: „Der Fürst heißt Thersites?“

„Ja.“ Inuyasha dachte kurz nach: „Er redet ziemlich viel und gern, ich finde ihn nervend. Mehr weiß ich auch nicht. Ich kümmere mich so gut wie nie um die ganzen Fürsten.“

Kagome, die auch recht gern redete, nahm sich vor, das zu beachten: „Und der 17. Bezirk?“

„Kein Vergleich mit dem 10. Die haben Wein und Obstanbau, auch Fremdenverkehr in Lenaia durch die heißen Quellen. Sie sind recht wohlhabend. Hier ist mehr…na, eigentlich ist hier nicht viel los. Eigentlich nur Holzwirtschaft in den Zypressen- und Zedernwäldern. Sie haben mit Fremdenverkehr mehr oder weniger erst angefangen. Schon darum sollte der Fürst nicht so begeistert sein, wenn Urlauber überfallen werden.“

„Aber das sollten wir ihm wohl nicht sagen?“

„Nein, denke ich nicht. Vater meinte ja, wir sollen ganz harmlos tun.“ Inuyasha hob den Kopf: „Da vorne kommt ein Ort. Ich denke mal, das müsste die Hauptstadt sein, Oxygeia.“

„Das kannst du riechen?“

„Klar.“ Er rieb sich verlegen über die Nase.
 

Kurz darauf lichtete sich der Wald und die beiden blieben stehen,

„Wahnsinn…“ hauchte Kagome: „So etwas habe ich noch nie gesehen.“

Die Hauptstadt des 17. Bezirks lag auf einem unbewaldeten Bergrücken. An der höchsten Stelle befand sich eindeutig das Fürstenschloss. Säulenreihen umrahmten es. Kagome erkannte, dass noch einige der Gebäude der weiß leuchtenden Stadt mit Säulen umgeben waren und vermutete zu Recht in diesen Tempel oder Staatsbauten. Im Verhältnis zu den kleineren Dörfern, die sie bislang in dieser Gegend gesehen hatte, war das ganz eindeutig der größte und prächtigste Ort.

„Keine Stadtmauer“, konstatierte der Prinz dagegen: „Erstaunlich.“

„Das hatte Fuyo doch auch nicht?“ Die Hauptstadt des 3. Bezirks, in dem sie mit ihm gewesen war.

„Aber immerhin Wachen an den Strassen, die in die Stadt führen…..“ Inuyasha musterte noch einmal Oxygeia. „Na, was soll es. Je friedlicher das hier ist, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass alles nur ein Zufall war. Sehen wir mal, ob wir auch so grau gekleidete Männer sehen.“

„Dann müssen wir so tun, als ob wir sie nicht sehen“, warnte die junge Priesterin. Soweit sie wusste, lautete der Befehl, vollkommen unauffällig zu bleiben.

„Ja, schon klar.“ Der Prinz wurde ein wenig rot: „Äh, Kagome….ich...ich möchte dich um einen Gefallen bitten…“

Diese war sich bewusst, dass er ein Mitglied der Herrscherfamilie war und es gegen eine Anweisung keinen Widerspruch gab. Das sollte er eigentlich auch wissen: „Ja, was denn?“ fragte sie daher unbehaglich.

„Äh….ich möchte, dass du in meinem Zimmer schläfst.“

Sie starrte ihn an. Was sollte das denn jetzt? Er hatte noch nie auch nur eine Andeutung gemacht…

„Wegen Fuyo. Du weißt schon, Prinzessin Su-Ling und ihre Attacken auf meine Ohren...“ Er war nun feuerrot: „Ich möchte nicht, dass das noch mal passiert, und wenn jeder denkt…Ich meine, ich verspreche dir auch, dich nicht anzufassen…“

Das war ja süß, war alles, was sie noch denken konnte. Er brauchte sie als Schutz vor Prinzessinnen, die hinter ihm her waren? Seine Durchlaucht schob Panik vor Knuddelattacken? Am liebsten hätte sie gelacht. Aber sie meinte nur: „Ja, ich verstehe. Gut. Dann teilen wir uns ein Zimmer.“

„Danke, Kagome.“ Er atmete erleichtert auf.

„Gibt es in Oxygeia überhaupt eine Prinzessin? Fürst Thersites hat Kinder?“

„Ich weiß nur, dass er Familie hat. Komm, gehen wir weiter.“
 

In der Hauptstadt des 17. Bezirks erkannten die Fußgänger rasch, der da in Richtung auf das Schloss den Berg emporstieg. Lange, weiße Haare – das konnte nur einer der beiden Prinzen sein. Und so wichen Menschen und Dämonen eilig beiseite, verneigten sich tief oder fielen auf die Knie. Auch die Wachen am Schloss bemerkten den Besucher, und während einer losrannte, um den Fürsten von der Ankunft des Prinzen in Kenntnis zu setzen, verneigten sich seine Kameraden:

„Euer Durchlaucht…“

„Ich möchte zu Fürst Thersites.“ Inuyasha blickte sich rasch um. Kagome stand höflich hinter ihm. Irgendwie fühlte er sich sicherer.

„Natürlich. Wenn Euer Durchlaucht mir folgen möchte…“
 

Fürst Thersites war ein breit gebauter, dunkelhaariger Dämon. Er war bereits von seinem Stuhl aufgestanden, als ihm sein Wächter gemeldet hatte, dass der jüngere Prinz mit einer Priesterin eingetroffen sein. Was der wohl hier wollte?

Soweit sich der Fürst erinnerte, hatte es im 17. Bezirk keine Übergriffe der primitiven Dämonen gegeben. Aber natürlich wäre es äußerst unklug, dem jüngeren Sohn des mächtigen Inu no Taishou unhöflich zu begegnen. So verneigte er sich etwas, als der Prinz den Raum betrat.

„Ich freue mich, Euere Durchlaucht in Oxygeia begrüßen zu dürfen. Bitte, nehmt Platz.“

„Danke, Fürst Thersites.“ Inuyasha ließ sich nieder: „Dies ist Kagome, meine Priesterin.“

Der Fürst nickte ihr ein wenig zu, als sie sich hinter den Prinzen setzte. Natürlich, dieser befehligte ja eine Einheit Dämonenjäger, da war eine Priesterin sicher auch nützlich. „Äh…wie kann ich Euch behilflich sein?“

Gute Frage, dachte Inuyasha. Er konnte ihn ja schlecht fragen, ob er Menschenmänner in grauer Kleidung gesehen hatte. Ihm selbst war bislang niemand aufgefallen. „Es hat keine Übergriffe von primitiven Dämonen gegeben?“

„Nein, überhaupt nicht. Nach dem letzten Einschreiten Eurer Durchlaucht vor Jahren scheinen sie sehr ruhig zu sein.“

„Dann habt Ihr einen sehr ruhigen Bezirk, Fürst Thersites. Oder machen Euch Menschen Ärger?“

„Nein. Nun gut, es gibt immer wieder einmal Diebstähle und solche Dinge, aber nichts, was Besorgnis erregend wäre.“ Oh, oh dachte der Provinzfürst. War der jüngere Prinz etwa diesmal so unterwegs, wie gewöhnlich bislang nur der Kronprinz? Um für seinen Vater herauszufinden, was in den einzelnen Bezirken schief lief? Dann sollte er besser aufpassen. Die Besuche des Kronprinzen waren für nachlässige Fürsten meist äußerst unangenehm. „Ich habe selbstverständlich meine Wachen angewiesen, derartigen Anzeigen unverzüglich nachzugehen.“

„Natürlich.“ Inuyasha dachte nach. Wie konnte er möglichst unauffällig nachfragen, ob es einen neuen Orden gab? „Und ich habe gehört, dass Euer Fremdenverkehr ebenfalls am Aufblühen ist.“

„Nun, natürlich kein Vergleich mit Lenaia im 10. Aber ja, ich habe mich mit Erfolg bemüht, in den Orten am Meer einige Übernachtungsmöglichkeiten für Besucher einrichten zu lassen. Dort ist es ruhiger, und auch billiger, als drüben im 10. Fürst Katameki war zwar nicht sonderlich erbaut, aber ich habe mit ihm persönlich gesprochen.“ Hatte sich Katameki etwa an den Inu no Taishou gewandt und sich über ihn und seine Tourismuspläne beschwert? „Und wir kamen überein, dass ein weiterer Ausbau in unser beiderseitigem Interesse liegt. Er bekommt weiterhin wohlhabende Gäste der ersten und zweiten Klasse, ich diejenigen, die sich, nun seien wir ehrlich, Lenaia nicht leisten können oder wollen. So hat jeder etwas davon.“

„Das klingt sehr gut. – Ach, Fürst, ich würde morgen gern ans Meer reisen. Könnt Ihr mir einen Ort besonders empfehlen?“

Er wäre den Prinzen morgen schon wieder los? Der Provinzfürst schaffte es gerade noch, nicht zu deutlich aufzuatmen: „Nun, das hängt davon ab, was Euer Durchlaucht mehr gefallen würde…Ruhe?“

„Äh, ja. Oder auch ein Tempel für meine Priesterin.“ Etwas Besseres war ihm nicht eingefallen, um nach einer neuen, religiösen Verbindung zu fragen. So etwas hatte er nie zuvor tun sollen.

„Ein Tempel...hm. Nun ja, da gäbe es einen in Thebais, das ist ein größerer Ort am Meer, gerade eine Tagesstrecke von hier. Sie verehren dort die Erdgöttin.“

„Aha.“

„Darf ich Euer Durchlaucht heute Abend zu einem Essen einladen und Euch meine Familie vorstellen?“

„Ja, gern.“ Der Prinz kannte seine Pflichten: „Das wäre sehr angenehm.“

„Ich werde dann auch meinen Haushofmeister anweisen, Euerer Durchlaucht Räume zur Verfügung zu stellen.“

„Ein Zimmer reicht“, erwiderte Inuyasha prompt, so prompt, dass Kagome errötete.

Fürst Thersites bemerkte es und zog seine Schlüsse. Aber er sagte nur: „Dann entschuldigt mich für einen Moment, dass ich meine Anweisungen geben kann.“

„Natürlich.“

Als sie allein waren, drehte er sich zu Kagome um: „Danke“, flüsterte er nochmals: „Jetzt hält er dich allerdings für meine Geliebte...“

„Das war doch klar.“ Sie seufzte ein wenig, ehe ihr etwas anderes einfiel: „Meinst du, er gibt dir ein besonderes Zimmer? Wo er uns beobachten oder abhören kann?“

„Oh.“ An diese Möglichkeit hatte der Halbdämon überhaupt nicht gedacht: „Na ja, könnte sein. Er ist sicher daran interessiert, was ich über ihn denke, wie mein Bericht an Vater aussieht…“

„Dann müssen wir aufpass...“ Sie brach ab, da der Provinzfürst zurückgekehrt war.

„Mein Haushofmeister lässt Eurer Durchlaucht ein Gästezimmer bereiten.“ Er nahm wieder Platz: „Wie kann ich Euch noch behilflich sein?“

„Oh, berichtet mit doch noch ein wenig…was gibt es so Neues?“

Thersites gehorchte mit gewissem innerem Seufzen.
 

Vor dem geplanten Abendessen zog sich Inuyasha mit Kagome in sein Gästezimmer zurück, angeblich, um sich auszuruhen. Tatsächlich witterte er genau und suchte jede Wand ab.

Die junge Priesterin sah ihm ein wenig amüsiert zu. Nie zuvor war er ihr so hundeähnlich erschienen. Aber es wäre wohl nicht sonderlich klug gewesen, das zu sagen, bedachte man, dass sein Vater oder sein Halbbruder Hundedämonen waren. Er kniete neben dem Bett nieder – und winkte ihr. Sie ging eilig hinüber und bückte sich. Dort, unter dem Gästebett verborgen, war, was er gesucht hatte. Ein Loch zum Abhören von Gesprächen, darunter anscheinend ein kleiner Gang durch den der Zuhörer ungesehen herein kriechen konnte. Sie nickte. Also würden sie sehr vorsichtig sein müssen, was sie redeten. Immerhin konnten sie so nicht beobachtet werden.

Der Prinz ließ sich auf das Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf: „Noch ist niemand da“, erklärte er: „Aber nach dem Abendessen sicher.“

„Der Fürst hat Angst, oder?“

„Mal sehen. Ich werde mich mit ihm und seiner Familie unterhalten müssen. Hältst du derweil Ausschau nach den grauen Männern?“

„Natürlich.“

„Hm. Wir werden nachher kaum frei miteinander reden können.“

„Ja. Wenn ich so jemanden gesehen habe, muss ich dir irgendetwas ganz anderes erzählen, oder?“ Sie war ein wenig aufgeregt. So ein Abenteuer hatte sie noch nie erlebt.

„Ja. – Erzähle dann einfach etwas von Sango.“

„Ja, gut. Und dann?“

„Dann werde ich sehen, ob ich was rausbringe.“

„Wie?“

„Na, ich schleiche mich dann hier raus.“

„Und der Zuhörer?“ wandte sie ein: „Und wenn dich draußen einer sieht?“

„Ich bin schon leise. Und draußen - na, dann sage ich eben, ich hatte noch Hunger.“ Er setzte sich auf: „Das ist doch ein ganz einfacher Plan.“

Das sollte ein Plan sein? Aber sie nickte nur.
 

Beim Abendessen stellte Provinzfürst Thersites höflich seine Familie vor: seine Frau Gaia und seine Kinder Daria und Perseus. Zu Inuyashas Erleichterung waren beide noch Kinder. So brauchte er keine Angst vor einer erneuten heiratswütigen Prinzessin haben. Während er seiner Pflicht als Sohn des Herrschers nachkam, mit der Fürstenfamilie redete, sah er zu seiner Zufriedenheit, dass Kagome wie beiläufig am Fenster stand und hinausblickte, oder auch einmal unauffällig den Saal verließ. Sie war wirklich nicht nur ein hübsches sondern auch sehr kluges Mädchen. Und ihre Fähigkeiten als Priesterin hatte er bei den ganzen nervenden Intrigen um Naraku kennen gelernt. Er war froh, dass sie nun bei ihm war.
 

Es war schon spät am Abend, als sich Inuyasha endlich zurückziehen konnte. Er hoffte, dass sich Fürst Thersites nicht bei seinem Vater beschweren würde. Er hatte sich ziemlich Mühe gegeben, einen höflichen Eindruck zu machen. Und eigentlich sollte er hier ja etwas ganz anderes herausfinden. Er drehte den Kopf etwas. Kagome war nach der Etikette zwei Schritte hinter ihm: „Und, was ist jetzt?“

„Oh“, sagte sie leise: „Danke, Euer Durchlaucht...“ Immerhin hatten sie hier noch Diener und Wachposten als Zuhörer: „Darf ich morgen früh zwei Stunden frei nehmen?“

„Warum?“ fragte er verwundert.

„Ich möchte ein Hochzeitsgeschenk für meine Freundin Sango kaufen.“

Sie hatte einen der grau gekleideten Männer gesehen? Das war ja sehr aufschlussreich. Und würde Vater und Sesshoumaru bestimmt interessieren. Sie achteten ihn jetzt ja schon deutlich mehr als früher. Und, wenn es nach ihm ging, sollten sie ihn ruhig mal wieder loben. Er blieb stehen und der Diener riss eilig die Tür vor ihm auf: „Morgen aber erst“, sagte er: „Komm jetzt, Kagome.“
 

Als sie allein waren, prüfte er kurz die Luft und nickte dann. Eindeutig war nun jemand in dem kleinen Raum unter dem Bett, ein Zuhörer. Dann mussten sie eben aufpassen. So trat er näher zu Kagome und legte die Arme um sie. Da sie ihn ein wenig erschrocken ansah, flüsterte er ihr ins Ohr: „Wir werden belauscht. – Ich werde aus dem Fenster springen und mich umsehen. Wo hast du einen grauen Mann gesehen?“ Laut fuhr er fort: „Ich möchte dich heute Abend noch gern bei mir haben.“

Sie fasste nach einem der niedlichen Hundeöhrchen auf seinem Kopf. Nie zuvor hatte sie das gewagt, aber das war jetzt ein guter Vorwand: „Im hinteren Hof. Zwei, “ hauchte sie hinein, um deutlich hörbar zu ergänzen: „Aber…Euer Durchlaucht…“

„Leg dich ins Bett!“ befahl er: „Und lösch das Licht.“

„Ja….“ Hm, dachte sie. Licht aus war sicher eine ganz gute Idee, wenn er jetzt verschwinden wollte. Aber würde sich der Zuhörer nicht wundern, wenn keine Unterhaltung mehr stattfand? Irgendwie müsste sie ihn von der Idee abbringen, dass sie hier allein wäre. Aber wie?
 

Als Inuyasha lautlos aus dem Fenster kletterte, hörte er zu seiner Überraschung hinter sich das intensive Geräusch eines Kusses. Mit einem Grinsen sprang er hinunter in den Garten. Schon im Laufe des Abends hatte er bemerkt, dass dort keine Wachen standen. Fürst Thersites bevorzugte sie anscheinend in den Innenräumen. Eigenartig, aber natürlich nicht verboten, ja, in diesem Fall sogar hilfreich. Er blickte sich um und witterte sorgfältig. Aber niemand war zu entdecken. Nur im anderen Trakt konnte er noch Stimmen vernehmen, das Klappern von Geschirr. Die Dienstboten räumten wohl die Reste des Abendessens weg. Dort musste es in den hinteren Hof gehen…

Lautlos schlich er hinüber. Laut Auskunft des Provinzfürsten war alles ruhig, es gab keine Probleme mit niemandem. Wusste Thersites nichts von Überfällen der grau gekleideten Männer auf Priester oder war es einfach ein unglücklicher Zufall gewesen, dass Sango und Miroku angefallen worden waren? Waren das in der Regel Mitglieder einer religiösen Vereinigung? Nun, das sollte er ja wohl herausfinden.

Er blieb im Schatten des Tores stehen, das in den hinteren Hof führte. Hier lebten gewöhnlich Diener und Krieger beider Rassen. Wie sollte er nun irgendwelche Leute finden, die grau angezogen waren? Es half nichts, er würde wohl möglichst schnell und leise in die Fenster gucken müssen.

Ein nochmaliger Blick herum zeigte ihm keine Wachen. Er müsste sich wirklich beeilen, damit der Zuhörer unter dem Bett nicht ungeduldig wurde oder sich wunderte, warum kein Gespräch aufkam. Hoffentlich fand er diese grauen Kerle. Er wollte doch nicht als unfähig dastehen, nachdem ihm Vater jetzt etwas wirklich Interessantes anvertraut hatte, nicht immer nur die Jagd auf diese Primitivdämonen.
 

Aber er musste fast den gesamten Hof absuchen, ehe er in einem Zimmer zwei Menschenmänner entdeckte, beide um die fünfundzwanzig Jahre, beide in ungewöhnlich eng anliegender, grauer Kleidung. Er drückte sich neben dem Fenster an die Wand und versuchte, zuzuhören.

Aber sie schwiegen sich an. Er wollte schon aufgeben, als einer sagte: „Also nichts tun?“

„Nein. Wir haben keine Anweisung bekommen. Und es handelt sich nur um den Halbblutprinzen. Der interessiert doch unseren Herrn nicht.“

Wie bitte, dachte Inuyasha empört: da wagten es doch solche Typen, darauf rumzuhacken, dass er ein Halbdämon war? Nun gut, er war derartige Äußerungen von Dämonen durchaus gewohnt, aber Menschen hüteten sich gewöhnlich davor, zu laut so etwas zu sagen, konnte das doch nur zu leicht als Beleidigung des Herrschers ausgelegt werden.

Aber dann dämmerte ihm etwas anderes: er selbst interessierte ihren Herrn nicht? Aber dann wohl Sesshoumaru? Warum? Und wer war der Herr? Thersites? Das war nahe liegend.

Nur, was hatte ein Provinzfürst mit dem Kronprinzen zu schaffen? Wollte Thersites seinen Halbbruder herausfordern? Inuyasha hätte um ein Haar: „Keh!“ gemacht. Das konnte er gern versuchen.

Der andere Mann antwortete unterdessen: „Das ist wahr. Der Halbblutprinz bedeutet keine Gefahr. Ich habe dennoch eine Nachricht nach Nara zurückgeschickt.“

Nara war die Hauptstadt des 14. Bezirks, der auch die Heimat der Dämonenjäger war. Fürst Notos residierte in Nara. War der etwa der Herr der grauen Männer? Oder was lief hier ab? Inuyasha überlegte für einen Moment, ob er einfach reinstürzen und die Typen befragen sollte. Aber Vater hatte gesagt, er sollte unauffällig vorgehen. Da sollte er sich wohl dran halten. Er wollte doch nicht seinen „richtigen“ Auftrag versieben.

„Wieso Nara?“

„Ich weiß es nicht. Aber von dort war der Bote gekommen, mit der Anweisung, dass wir die Priester in Ruhe lassen sollen. Nicht alle unterstützen die ehrlosen Taten des Inu no Taishou, hieß es.“

Was sollte Vater denn für ehrlose Taten begangen haben? Das wurde ja immer merkwürdiger. Aber anscheinend hatte Thersites eine weiße Weste, wenn diese Kerle Anweisungen aus Nara bekamen.

„Nun gut“, sagte der andere Mann.

Und dann schwiegen sie sich wieder an.

Der Prinz wartete noch einige Minuten, dann beschloss er, dass hier wohl nichts mehr zu holen war und beeilte sich zurück zu seinem Zimmer zu gelangen. Hoffentlich hatte Kagome inzwischen alles richtig gemacht. In jedem Fall schien die Sache mit den grau gekleideten Menschen eine größere Aktion zu sein. Und ohne Sango und Miroku hätte Vater nie etwas davon erfahren. Irgendwer schien da diesen dämlichen Naraku im Intrigenspielen übertreffen zu wollen. Das würde noch Ärger geben.
 

Als er durch das Fenster zurück in sein Gästezimmer kehrte, war Kagome noch immer damit beschäftigt, möglichst eindeutige, oder vielmehr zweideutige Geräusche hervorzubringen. Sie war etwas erleichtert, als sie ihn lautlos als Schatten hereinkommen sah.

Der verborgene Zuhörer vernahm die Stimme des Prinzen, ein wenig atemlos und erheitert: „Ich mag dich wegen deiner verrückten Einfälle.“

Und die Antwort der Priesterin, ebenfalls kurzatmig und eindeutig amüsiert: „Du magst mich nur für Dummheiten?“

„Auch. – Schlafen wir jetzt. Morgen früh bekommst du zwei Stunden frei. Und dann machen wir uns auf den Weg.“

Der Zuhörer beschloss, dass er nun keine Neuigkeiten mehr erfahren würde, und bemühte sich, lautlos seinen Posten zu verlassen, um seinen Herrn davon zu informieren, dass der Prinz seine Energie in die Priesterin steckte statt in irgendwelche Ermittlungen.
 

********************************************
 

Wenn er sich da mal nicht irrt.

Kagomes Einfall wird sie noch in Schwierigkeiten bringen.

Im nächsten Kapitel erfährt der Kronprinz Neues und macht einen kleinen Abstecher nach Volos.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (24)
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Von:  Minerva_Noctua
2012-03-03T10:37:05+00:00 03.03.2012 11:37
Ich hätte gerne Kagomes Gesicht bei ihrer "Schauspielerei" gesehen.
An Inu Yashas Stelle hätte ich mich eine Lachattacke verkneifen müssen. Aber was hätte sie auch tun sollen?
Amüsante Situation und interessante Entwicklung in Nara.
Na, ich bin ja gespannt^^.

Bye

Minerva
Von:  Teilchenzoo
2009-07-09T10:57:09+00:00 09.07.2009 12:57
*lach* Ahja, so ist das also mit seiner Durchlaucht und seiner Priesterin ... *kicher*
Arme Kagome, das Ablenkungsmanöver unternehmen zu müssen ... *ggg*

Hm, soso, so gedenkt der Herr also, sich vor pubertierenden Fürstentöchtern zu schützen ...*lach*. Und diese prompte Antwort, da wär ich auch rot geworden.

Armer Fürst. Dass die aber auch immer gleich das Schlimmste annehmen müssen.
Warum hat er eigentlich keine Wachen draußen? Dann ist es ja klar, dass er von nix was mitkriegt ... und dann auch sonst absolut kein Schutz ... auch, wenn es da hinterwäldlerisch ist, ein wenig Acht geben kann man ja mal.

Der 4. Bezirk ... garantiert wieder ein red herring. Die schicken die Boten wohl kreuz und quer durchs Land, damit nicht mal die eigenen Leute wissen, wo sie sind.

Lg neko
Von:  chaska
2009-01-14T21:10:37+00:00 14.01.2009 22:10
Der besuch bei dem Fürsten des 17. Bezirk scheint ja in gewisser Weise erfolgreich zu sein. InuYasha hat eine Spur, die sie weiterverfolgen können.
Doch.... Vielleicht war die Idee mit dem gemeinsamen Zimmer und die sicherlich recht überzeugende Vorstellung von Kagome ein wenig zu viel des Guten.
Es könnte peinlich werden, wenn die scheinbaren Geschenisse die Runde machen. Und das ist so sicher, wie das "Amen" in der Kirche. Gerüchte und Tratsch sind schneller als der Wind.
Liebe Grüße
chaska

Von:  Tigerin
2009-01-04T20:26:18+00:00 04.01.2009 21:26
*gggg*
Inu und Kagome zusammen sind schon süß.. und Kagome hatte zum richtigen Zeitpunkt eine sehr gute Idee, die dem Zuhörer sogar überzeugt hat.. *g* Und Inu schiebt Panik vor Knuddelattacken..
Mit irgendwelchen Fürsten reden und auch noch so tun, als ob die mich interessieren würden.. das wäre etwas, was ich überhaupt nicht gern machen würde.
Aber immerin haben die Beiden ja etwas rausgefunden. Zumindest ist es ein Anhaltspunkt.
So, bis zum nächsten Kapitel.

LG
Die Großkatze
Von:  Lizard
2008-11-12T20:22:33+00:00 12.11.2008 21:22
*hihi*
Kagome und Inuyasha bilden ein echt witziges Paar!
Wirklich äußerst niedlich und amüsant!
Kagomes Ruf dürfte dadurch letztendlich aber ganz schön leiden. Insbesondere, wenn einige Leute noch ein paar ältere Gerüchte bezüglich ihrer vergangenen, vermeintlichen Verlobung mit dem Kronprinzen aufgeschnappt haben... aber wahrscheinlich ist das nur von Vorteil, Klatsch wirkt immerhin sehr ablenkend und das dürfte den heimlichen Ermittlungen sehr nützen. So hat auch noch niemand (der Provinzfürst eingeschlossen) etwas von der Herumschnüffelei bemerkt. Dass zudem Inuyasha regelmäßig immer wieder unterschätzt wird, wirkt sich wahrscheinlich auch positiv aus.

Die Geschichte entwickelt sich weiterhin sehr spannend. Ich hoffe, sie findet noch viele weitere Anhänger!
Von:  kiji-chan
2008-11-12T12:08:52+00:00 12.11.2008 13:08
Hab ich schon erwähnt, dass ich Inuyashas Pläne, wenn man es so nennen kann, liebe?

Ich möcht mir echt vorstellen, wie was Kago gemacht hat. Und was sie sich dabei gedacht hat. *lach* komische Geräusche von sich geben und hoffen, keiner wird sich was schlimmes denken...?
Die Sache hatte aber was Gutes, sie konnte Inus Ohren anfassen. *fg*

Aber schlimmer als, Sesshous Braut zu sein, kann es nicht werden, oder?

Bin auf jeden Fall gespannt, wie es weitergeht.

dat Kiji
Von:  Krylia
2008-11-10T21:11:45+00:00 10.11.2008 22:11
Eindeutige Zweideutigkeiten. *g*
Ich frage mich, wie schnell sich die Neuigkeit dieser "Affäre" herumspricht.
Das dürfte noch lustig werden.
Von:  -Fluffy-
2008-11-09T15:59:24+00:00 09.11.2008 16:59
Muha, also wo Inu seine Energie reinsteckt, dass ist ja ne geniale Vormulierung. Auch Kagome scheint ja gut im Geräusche machen zu sein. Ich finde die beiden klasse zusammen. Da kommt beim Ermitteln ja so richtig Freude auf. *grins*
*knuddel*, das Fluffel
Von:  Cistus
2008-11-09T13:15:51+00:00 09.11.2008 14:15
Inuyasha- ein Kämpfer der vor keinem noch so starken Gegener zurückschreckt, schiebt Panik wenn er eine heiratswillige Prinzessin in seiner Nähe vermutet! Ich könnt mich kringeln vor lachen! Da kann er ja von Glück sagen das er Kagome in seiner Nähe hat die bereit ist sich zu "opfern" und dem Lauscher auch noch eine glaubwürdige Szene vorspielt!
Mal sehen wer es sich diesesmal zutraut der Herscherfamilie den Kampf anzusagen!
mfg
Cistus

Von: abgemeldet
2008-11-09T12:46:23+00:00 09.11.2008 13:46
WoW der Provinzfürst traut aber was, seine Gäste abhören. Das könnte man echt ziemlich falsch auslegen. Und eine Beleidigung der Fürsten ist es sowie so. Nicht gut. Aber was ich sehr unterhaltsam fand, war Inu Yahsha und Kagomes Lüge, hoffentlich verbreitet sich das nicht wie ein Virus, obwohl irgendwie hab ich das Gefühl das es so passieren wird.

Was der Inu Taishou wohl zu den Neuigkeiten sagen wird und erst Sesshomaur! Sein Gesicht kann ich mir sehr gut vorstellen. g**


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