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Eisblumen Entstehung, FF/OF

Autor:  Isamenot
Grad mal bei 820 Worten und trotzdem eine schwere Geburt.
Und wie üblich war das Ergebnis am Anfang kaum so geplant.

Da diese Geschichte im Rahmen einer Wichtelaktion geschrieben wurde, lagen bereits zu Beginn gewisse Maßgaben vor:
1. Die Einschränkung des Zirkels (mythologischer Hintergrund)
2. Die Wünsche des Wichtelkindes (vorzugsweise griechische oder asiatische Mythologie)

Dazu kam dann noch die selbst auferlegte Einschränkung, dass die Geschichte zum Grund der Aktion (Weihnachten) passen sollte. Und das stellte die erste Schwierigkeit dar: Wie kombiniert man das Weihnachtsthema mit einer fremden Mythologie. In meinen Augen eine sehr gewagte Kombination, die nur sehr schwer umzusetzen ist und für die ich so manchen Monat brauchen würde.
Also erweitern wir den Themenbereich von Weihnachten auf Winter. Es dürfte doch sicherlich den ein oder anderen Winter- oder Schneegott/-geist geben. Doch diese Suche stellte sich auch nicht als allzu leicht heraus. Dennoch begann sich eine Idee zu entwickeln, obwohl diese unabhängig von bekannten Mythen gewesen wäre: Ein Aufeinandertreffen dreier Personen – einem wandernden Kind, der Personifikation des Winters/Schnee (kindlich) und der Nacht (alter Mann). Dummerweise kam damit auch das Bedürfnis, die Geschichte mit einem Du-Erzähler zu schreiben, was gar nicht so einfach ist. Weswegen ich auch hier mehrmals dran scheiterte.
Dafür habe ich aber das Gefühl gewonnen, die Geschichte wolle als Gedicht geschrieben werden. Doch auch diese Idee habe ich nach mehreren Anläufen verworfen, da ich einfach nicht die passenden Worte gefunden habe bzw. die Worte, die ich fand, mir wieder einmal zu erzwungen wirkten. Und in der Regel würde das in einer sehr schlechten Qualität resultieren.
Das einzige, was wirklich brauchbar geblieben ist, ist die Kinderfigur.

Also besann ich mich wieder auf die Prosa und versuchte die Maßgaben stärker umzusetzen, indem ich die Handlung nach China in ein Gebirge lege. Dabei sollte das Kind eine Waise sein, die durch die Wälder und Dörfer wandelte (Memo an mich: Idee merken) und sich bei Einbruch der Nacht in den Wäldern versteckt, da plündernde Horde durch die Gegend zogen. Für diese Horden hatte ich dann auch wieder zwei Varianten: entweder erneut als Repräsentation der Wintermächte oder als Räuber, die das Kind dann in die Repräsentation des Winters laufen lassen.
Problem: Irgendwo ist das doch ein sehr häufiges Prinzip, also nein.

Dann setzt man sich eben noch einmal hin und versucht krampfhaft ein mythologisches Wesen zu finden, das den Anforderungen des Winters entspricht, aber das nicht so eingeschränkt ist, dass man nur dessen Geschichte nacherzählen könnte. Das führte mich schließlich zu der Figur der Yuki Onna.
Die verschiedenen Ansichten in den Geschichten dieser Figur boten ein gutes Spektrum für Freiraum und Interpretationen. Dazu kamen dann noch leichte Einflüsse einer weiteren Wichtelgeschichte, an der ich gearbeitet habe (ein wichtiges Element dort: die Schneerose) und von meinem Seminar zu Ovids Troja bzw. durch seine Metamorphosen. Daraus ergab sich dann recht bald das Element der Eisblumen und der Versuch ihren Ursprung anzudeuten, was auch bis zum Ende erhalten blieb.
Und dennoch: das Ende war noch nicht gefunden, auch wenn sich recht schnell die Idee eines Aufeinandertreffens der Yuki Onna mit dem Kind herauskristallisierte.
Zunächst sollte das Kind sich auf den Weg zu einem Tempel machen, der auf einem Berg lag, um dort bei den Mönchen, um Hilfe und ein Gebet für seine kranke Mutter zu bitten, und das mitten im Winter. Doch bei ihrer Ankunft am Tempel, in der Nacht, sollten die Türen bereits verschlossen sein und keiner ihr Rufen hören, so dass sie die Nacht draußen verbringen muss, in Eis und Schnee, was zur Begegnung mit der Yuki Onna führt, entweder weil diese niemand draußen erwartet hätte oder nach einer zweiten Version dann, weil das Kind, welches die Yuki Onna nach manchen Legenden bei sich führt, auf das wartende Kind trifft und mit ihm redet, es zum Spielen auffordert und erzählt, dass die Yuki Onna Seelen einsammelt, um daraus tanzende Schneeflocken zu machen.
Für diese Variante hatte ich dann auch bereits zwei verschiedene, geschriebene Anfänge: einer, der bei dem Aufstieg zum Tempel begann, und einen, der begann, als das Kind vor dem Tempel wartet. Aber beide Varianten schienen immer noch nicht richtig.

Im nächsten Anlauf wurde dann die Tempelsache komplett gestrichen und die Grobstrukturierung der letztendlichen Geschichte bildete sich heraus: Ein Kind, das ein Heilmittel für seine Mutter sucht in Form von Winterblumen und dabei auf die Yuki Onna trifft, einschließlich der Fehlleitung durch ein weiteres helläugiges Kind.
Doch auch hier gab es mehrere Anläufe, alle Grundlage für detaillierte Geschichten. Irgendwann trat dann auch die Schwester hinzu. Die Figuren sollten Namenhaben, ich hatte teilweise das Gespräch zwischen den Kindern und das mit der Yuki Onna ausgearbeitet sowie die Szene bei der Schwester begonnen. Auch der Ansatz mit dem Vogelbeobachter war vorhanden. Ich hatte eine doppelte Eingangsszene die mit dem Vogel und dann aus der Perspektive des Kindes mit einem anschließenden Absatz über die ersten Eindrücke der Nacht, nach dem das Schneekind verschwunden ist, so dass nur noch das Textstück mit der Yuki Onna gefehlt hätte. Und dennoch, ich war mit dem, was ich geschrieben hatte, nicht zufrieden, so dass ich die Geschichte noch einmal völlig neu begann.

Bei der gerade eben beschriebenen Version setzte auch ein verstärktes Achten auf gewisse erzählerische Tricks ein, was vor allem bei dem Erzähler der Kindabschnitte zu tragen kam. Ich wollte, dass man das Kind auch in dem Erzähler hören kann, also nur einfach Sätze, keine komplizierten Worte.

Die darauf folgende Version lieferte mir dann in nahezu glattem Durchlauf das Endergebnis, als hätte die Geschichte gewollt, dass ich sie eher detaillos und mit einer gewissen Figurenanonymität schreibe. Und dennoch wurde ich während des Schreibens noch einmal überrascht. Die Wechselperspektive im zweiten Abschnitt stand nicht auf dem Plan. Ich wollte nur ein schlichte Dreiteilung haben (Vogel, Kind, Schwester). Doch bei Absatz mit dem Kind und dem Versuch eine kindliche Erzählsprache zu erzeugen, bin ich an einer Stelle doch etwas abgerutscht; sie wurde zu fragmentarisch, das stellte ein Problem dar, da sie nicht zu dem Kind passte, ich sie aber auch nicht streichen wollte. Daraus wurde dann die Perspektive der Yuki Onna, die immer wieder zwischen die des Kindes geworfen wurde.

Nachdem dann die Geschichte vom Text her beendet war, musste ich nur noch überlegen, wie stark ich den Perspektivenwechsel gekennzeichnet haben will. Beim ersten Abtippen war er jedes Mal durch einen Doppelumbruch markiert, aber das erschien mir schlussendlich visuell zu stark, zu offensichtlich, dass nun ein Wechsel erfolgte, so dass ich es auf nur einen Umbruch und Kursivschrift reduzierte. Dabei fiel mir dann noch auf, dass ich auch noch mit der Länge zwischen jedem Wechsel spielen könnte, dass diese Abstände immer kürzer werden könnten. Von daher wurde dann noch ein paar Textstückchen verschoben und die Geschichte war fertig.

Eisblumen


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