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At Year's End Entstehung, FF/OF

Autor:  Isamenot
Ich habe jetzt endlich einen Hauptzweck für den Weblog gefunden: Es wird eine Art Tagebuch über die Entwicklungen meiner FFs und eigenen Serien. Die Einträge werden höchst wahrscheinlich nach Fertigstellung der einzelnen Geschichten bzw. Kapitel erfolgen. Vermutlich erhält nicht jedes Kapitel einen Eintrag, aber falls bei der Entwicklung Schwierigkeiten oder Besonderheiten auftreten oder falls ich der Meinung sein sollte, einige verwendete Techniken oder Herangehensweisen erklären zu wollen, wird das von nun an hier festgehalten.
(Auch wenn das vielleicht keinen interessiert.^^)

Na ja, auf jeden Fall folgt hier der erste Eintrag in diesem Sinne:
At Year’s End

Dieses Gedicht hat mich einiges an Nerven gekostet. 24 Strophen zu je sechs Zeilen schreiben sich nun mal nicht so leicht. Insgesamt habe ich drei Monate daran gesessen.

Und wie gewöhnlich war alles sowieso vollkommen anders geplant: Weder Inhalt noch Sprache noch Länge waren so geplant, wie sie herausgekommen sind. Da ich die beiden Jahre zuvor je ein Weihnachtsgedicht geschrieben hatte, dachte ich mir eigentlich es wäre eine schöne, persönliche Tradition, dies jedes Jahr zu Weihnachten zu machen. Um genug Zeit zur Vollendung zu haben, fing die Arbeit dann Mitte Oktober an. Gedichte können schließlich recht zickig sein. Und dieses stellte sich als eine Art Oberzicke heraus. Es hat einfach nie das getan, was es sollte.
Ich hatte ursprünglich geplant ein Gedicht zu schreiben, das den Winter beschreibt. Das weihnachtliche Thema oder um genau zu sein die Geburt Christus hatte ich die Jahre zuvor verwendet und wollte nun ein wenig Abwechslung. Und Winter passt ja auch zu Weihnachten.

Also fing die Arbeit an. Ich wollte zunächst nur die Atmosphäre einer Winternacht einfangen. Ging nicht. Dann eben die Beschreibung des Winterwaldes als eine Art Weihnachtsdom. Hat auch nicht funktioniert. Ich hing nach kurzen Bruchstücken immer wieder in der Luft.
Die ersten Anfänge
Spoiler

Der Himmel so dunkel in stiller Nacht

In stiller Nacht das Himmelszelt,
es spannt sich übers Land,
erstreckt sich über der Welt.

Schon Tage vorher, da stürmte es
Mit Eis und Schnee im Wind


Nicht nur hing ich mit der Umsetzung, auch die Wortwahl war zumindest teilweise einfach grausam und unzumutbar. Weswegen die Verse relativ schnell gestrichen wurden.
Dennoch sollte die Idee, auf der der letzte Auszug basiert, ein Element aufweisen, das bis zur letzten Version erhalten blieb: die Personifikation des Winters. Auch wenn sie in dieser fragmentarischen Idee mehr an Väterchen Frost und etwas später an einen grimmigen Mann erinnern sollte.

Diese Idee habe ich versucht mehrfach umzusetzen, das Thema beizubehalten unter dem Titel „Winters Einzug“.
Dabei kamen folgende Verse heraus:
Spoiler

1) Die Menschen zieh’n sich in die Häuser zurück,
wenn der Winter Einzug hält.
An warmen Kaminen sitzen sie,
wenn der Himmel mit Sternen übersät
sich erstreckt über die stille Welt.

An warmen Feuern sitzen sie

2) Die Menschen zieh’n sich in die Häuser zurück,
wenn der Winter Einzug hält,
wenn unterm sternreichen Himmelszelt
in Ruhe dalieget die ganze Welt

Wie man sieht, gibt es in diesem Stadium bereits erste Bruchstücke, die überlebt haben. Und zwar die, die mir unter dem ganzen Zeug, das wieder sprachlich furchtbar war, zu gestelzt und geschwollen, gefallen haben.

Und dennoch habe ich noch einmal eine Abschweifung davon gemacht. Und das genauso wenig erfolgreich. In dieser Abschweifung wollte ich das Jahresende als „Tod/Scheiden“ darstellen, was auch das Grundthema für das letztendliche Gedicht wurde. Ich hatte hier bei bisweilen schon vier oder fünf Strophen zusammen, von denen ich immer wieder Zeilen gestrichen und neuformuliert habe, manchmal die kompletten Strophen, manchmal auch alles.
Spoiler

Das Jahr macht sich zum Scheiden bereit,
die Welt wird grau und kalt,
die Tage kürzer, die Nächte lang,
dass manchem Menschen wird angst und bang,
wenn er an die Welt da draußen denkt,
ohne Wärme, des Sommers Geschenk.
Der Wind braust auf in wildem Gesang.


Wie man sieht, habe ich versucht reflexive Gedanken über den Sommer einzuarbeiten. Das blieb auch in den nächsten Anläufen so. Allerdings waren diese eher störend, da so eine Abschweifung einfach zu groß war. Also wurden sie gestrichen und es folgten mehrere Anläufe, in denen ich das Thema des sterbenden Jahres beibehielt und auch den Rückzug der Menschen wieder aufgriff plus umherstreifende Wölfe. Und trotzdem bin ich nicht vorangekommen.
Am Ende war ich doch etwas verzweifelt und, weil ich mir nicht zu helfen wusste, habe ich die Zeile mit dem Rückzug ins Englische übersetzt (das war Anfang November), nur um zu sehen, was passiert, bevor ich noch weitere unzählige und vergebliche Anläufe unternehme. Englisch wollte ich eigentlich nicht als Sprache nehmen, da keiner aus meiner Familie so richtig Englisch kann und sie ja wenigstens Weihnachtsgedichte verstehen sollten.
Komischerweise lief das Gedicht nach der Übersetzung jedoch und im Nu waren die ersten beiden Strophen fertig, auch wenn die zweite im weiteren Verlauf noch ein paar Verfeinerungen erhielt.
Und die zweite Strophe enthielt erneut ein ungeplantes Element: die Entfernung von einem Wintergedicht durch die Personifikation der Erde, zu der sich dann im weiteren Verlauf die Personifikation des Winters gesellte, so dass ich zwei handelnde Figuren hatte und sich eine Art Geschichte entwickelte.
Von da an verlief eigentlich alles recht gut. Es gab zwar immer wieder noch ein paar Stolperer, doch die ließen sich schnell beseitigen, sowie Überarbeitungen von einigen Strophen und zum Ende die Umänderungen der Pronomen in den Redeteilen der Erde in die alte Form.
Dann war das Gedicht fertig und das Datum der 22. Januar 2008.
Drei Monate Arbeit.

At Year's End


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