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Einzelposting: Besser durch Jesus Christus


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Von:    Archimedes 27.07.2009 13:17
Betreff: Besser durch Jesus Christus [Antworten]
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@Hoturabi:

Das ist klar. Und man muss immer erst voraussetzen, dass Jesus überhaupt existiert hat (in welcher Form auch immer).
Man kann nur von Berichten (via Schriftstücken) und Zeitzeugen ausgehen. Und da stellt sich schon das nächste Problem. Wirkliche
Zeitzeugen gibt es fast keine. Als einer der wenigen gesicherten gilt Paulus. Alle Schreiber, die danach kommen (also auch die Synoptiker (die drei Evangelien Markus, Matthäus und Lukas)) greifen bereits auf schon bestehende Texte zurück, sind selbst also niemals Zeuge von Jesus Wirken oder whatever gewesen.

Dann muss man wiederrum unterscheiden zwischen dem Kanon der Bibel und den außerbiblischen Schriften. (wie etwa die Protoevangelien). Die außerbiblischen Schriften werden zwar zur Kenntnis genommen, haben aber keinen direkten Einfluss auf die Lehrmeinung der Kirche.

In der Bibel selbst wird keine genaue Aussage über die Hölle getroffen, wie sie nun aussieht oder was mit den Menschen dort passiert. Zudem wurden viele verschiedene Termini simpel mit Hölle übersetzt, die nicht mit dem heutigen gängigen Bild von der Hölle zu vereinbaren sind.
In die Texte der Bibel gingen viele verschiedene Vorstellungen vieler Kulturen über das Leben nach dem Tod und dem damit verbundenen Totenreich ein. Man findet jüdische, griechische, römische, und andere außerisraelitische Vorstellungen (zurückgehend auf die Sumerer, Babylonier, Ägypter usw.) in Kombination.
Die alle aufzudröseln, ist eine Heidenarbeit. Und man stellt sehr schnell fest, dass sie nichts mit dem gängigen Bild von heute zu tun haben.

Es stimmt, die Kirche lehrt eine Hölle, aber die ist IMMER zeitlich begrenzt (siehe auch Johannes Offenbarung im griech. Original) bis Buße getan wird und im Anschluss die Vergebung erfolgt. Alles andere wäre auch nicht logisch. Warum ist Jesus (also Gott) für alle (!) Menschen gestorben zur Vergebung der Sünden, wenn er letzten Endes doch nicht alle erlöst? Macht vom Text her doch überhaupt keinen Sinn, oder?

Theologische Vorstellung von der Hölle (heute):
Die Hölle wird heute nicht mehr als physische Quälerei verstanden, sondern als Marter an der Seele. Klingt auf den ersten Blick fies, stimmt. Gemeint ist aber nichts anderes als das Erlangen der Erkenntnis dessen, was man falsch gemacht hat. Im Prinzip passiert das, was passiert, wenn du ein schlechtes Gewissen hast, nur halt um ein vielfaches potenziert.
Stell dir vor (mal wieder das gängige Beispiel) Adolf Hitler wird plötzlich bewusst, dass er 6 Mio. Menschen und deren massives Leid auf dem Gewissen hat, dass ein Mensch allein der Verursacher dieses Übels ist, stell dir vor, das wird ihm klar und er muss diese Taten vor einem allmächtigen aber allgütigen Gott verantworten. Wenn er für diese Taten um Vergebung bitten muss.

Das ist viel schlimmer als jede körperliche Bestrafung, wenn das Unrecht, das man verbockt hat, einem bewusst wird.
Diese Reue ist die Hölle, durch die der Mensch durch muss, jeder Mensch by the way. Jeder Mensch ist (wegen der Vorstellung von der Erbsünde) von Geburt an sündig, muss deshalb auch in "die Hölle".

>>Erzählt wikipedia hier also Mist?<<

Wikipedia erzählt keinen Mist, Wikipedia investiert nicht genügend Zeit und Kapazität, um einen angemessenen Artikel zu schreiben. Dieser Artikel fasst in geschätzten 3 DinA 4 Seiten einzelne Fakten mehrere Jahrhunderte und Entwicklung zusammen, ohne dabei auf genaue Textinterpretation einzugehen, geschweige denn auf die Historie, die Kulturen und Schreiberintensionen, die hinter den jeweiligen Texten stehen. Des Weiteren reißt sie die Zitate der Texte aus dem Kontext, in dem sie stehen. Es wird nicht nachgefragt, warum eine Lehrmeinung ist, wie sie ist (oder war) oder durch welche Einflüsse sie entstanden ist. Dadurch ergibt sich ein viel zu gering gefasstes Bild, das in diesem Fall eben recht negativ ist.
Wenn man aufhört nach dem "Warum" zu fragen, läuft man schnell Gefahr Fakten zugunsten von anderen zu ignorieren, einfach weil es das Verständnis erleichtert. Und dann macht man Fehler.

Mit diesem Thema kannst du ganze Vorlesungen füllen und ich glaube auch nicht, dass ich dir das hier erschöpfend beantworten kann. Wenn dich dieses Thema wirklich interessiert, dann kann ich dir nur raten vielleicht mal in eine Theologie-Vorlesung zu diesem Thema zu gehen.

[Edit]:
>>Es ist schon leicht misszuverstehen. Abkehr von Gott wird gleichgestellt mit Todsünde. Heisst das nun, die Abkehr von Gott ist eine Todsünde oder aber eine Todsünde bedeutet die Abkehr<<

sowohl als auch. Es stimmt beides.

>>sprich wer keine begeht, ist auch nicht von Gott abgekehrt...<<

Jeder Mensch sündigt, ohne Ausnhame, das ist seine Natur. Er kommt sündig auf die Welt. Das zu erkennen und es besser machen zu wollen, ist (gemäß Christentum) seine Aufgabe.

>>selbst wenn er von sich selbst sagt nicht an Gott zu glauben?<<

Lassen wir den Begriff "Sünde" hier weg, dann fällt es mir leichter, das zu erklären.

Der Mensch hat (gegeben durch den freien Willen) die Möglichkleit "nein" zu Gott zu sagen, er kann/will sich abkehren. Gott selbst wendet sich aber nicht vom Menschen ab, egal wie oft dieser "nein" sagt (oder eben sündigt). Er sucht das freie (!) "ja" des Menschen, er buhlt quasi so lange um dieses freie "ja", bis es kommt. Und dabei riskiert er, um der Freiheit Willen, dass es auch nur einen Menschen gibt, der sich auf Ewigkeit verweigern wird.


Mein endliches Bewusstsein hat Augenbrauen!
Zuletzt geändert: 28.07.2009 07:16:04

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