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Einzelposting: Schleichende Gefahr von Rechts ?


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Von:   abgemeldet 27.04.2007 12:30
Betreff: Schleichende Gefahr von Rechts ? [Antworten]
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Gewalt ist immer verabscheuenswürdig. Egal ob von rechts, links, von Aus- oder Inländern, Eltern, Kindern oder sonst wem.

Deshalb, weil es auch Probleme mit Ausländern gibt (in manchem Gegenden mehr, in andern weniger) allerdings diese für alles verantwortlich zu machen und zu fordern, sie alle auszuweisen (wie von einigen Radikalen gefordert), ist allerdings vergleichbar mit der Theorie, dass Computerspiele Gewalt fördern und durch ihr Verbot das Problem gelöst sei: in beiden Fällen wird nicht das Problem bekämpft sondern nur die Folgen. Solange man Probleme aber nicht an den Wurzeln angeht, besteht immer die Gefahr, dass es bloß zu einer Verschiebung auf eine andere Ebene oder zu Rückfällen kommt.

ein großes Problem stellt sicher die Ghetto-Bildung in viele Städten dar (in diesem Bezug hab ich vor einigen Tagen in der Zeitung übrigens einen interessanten Artikel über ein Projekt in den Niederlanden, mit dem gegen die Ghetto-Bildung vorgegangen werden soll, gelesen, welches angeblich auch bereist Erfolge gefeiert hat)
Genauso, wie es mir bei einem Auslandsaufenthalt in Australien vor einigen Jahren aufgefallen ist (Amerikaner haben sich auf einen Haufen geschlagen, Europäer allgemein und Staatsangehörige insbesondere), die Asiaten haben wiederum eigene Grüppchen gebildet und wenn es zu einer Durchmischung gekommen ist, dann meist nur, weil Angehöriger verschiedener Kulturen zufällig bei den selben Gastfamilien gewohnt haben), kommt es zu dieser Ausgrenzung oft auch im ganz normalen Leben. Ausländer beleiben oft gern unter sich, Inländern auch, Fremden Kulturen stehen viele misstrauisch entgegen. Vorurteile fördern dieses Verhalten noch.

Anfangs, wie ich eine rumänische Freundin erst kennen gelernt hab und wir auch viel zusammen mit ihren Freunden (alles Rumänen, bzw auch ein paar Albaner, da ihr Freund Albaner is) unternommen haben, bin ich sowohl von manchen ihrer Freunde als auch von ihren Eltern für eine Rumänin gehalten worden (und deshalb auch ua für mein gutes Deutsch gelobt worden XD. "Du sprichst ja schon perfekt und ohne Akzent? Wie lange bist den schon in Österreich?" - "ähm...bin hier geboren????" *lol*) Der Grund war nicht mein Aussehen, sondern einfach die Tatsache, dass sie eben so gut wie nur Kontakt zu anderen Rumänen hatten...
genauso fällt es mir aber immer wieder auf, dass Menschen (Österreicher) aus der Umgebung neu zugezogenen - vor allem wenn es sich um Ausländer handelt - oft skeptisch gegenüber stehen und es viel länger dauert, bis sie sie integriert haben, als es bei Inländern dauern würde.

Hassparolen mancher Politiker, die hoffen, in dem sie Angst schüren, Wählerstimmen ergattern zu können, und - da viele Menschen sich ja nicht gerne wirklich mit Problemen auseinader setzen wollen, sondern lieber eine einfache Lösung präsentiert bekommen wollen – es daher vorziehen, die Schuld an einem Großteil der Probleme auf ein einziges Ziel zu konzentrieren, und was wäre da näher liegender als Ausländer? So hat man nicht nur gleich die Wurzel allen Übels bloßgestellt sondern kann auch ganz locker die Lösung präsentieren: Ausländer raus und wir leben wieder auf ner Insel der Seligen! Hört sich doch gut an, oder?...wenn es denn nur so einfach wäre….aber wer hört schon gern ein „Aber“?
Genau dieses Verhalten mancher populistischer Politiker, nutzen ja auch Zeitungen, um ihre Auflage zu stärken (nur mit einer andern Zielrichtung. Meist wird die Schuld an allem den Politikern in die Schuhe geschoben. Der Rest - Vereinfachung und Präsentation der „Lösung“ ohne eigenes Denken zu fordern - ist ähnlich)

Es ist allerdings nicht nur unrealistisch, sondern sogar höchst naiv, zu glauben, alles wäre besser, wenn wir weniger Ausländer hätten (besonders schockierend finde ich es, wenn Inländer selbst in nicht intakten Kreisen leben, Schule abbrechen, sich nicht um eine Ausbildung scheren und sich dann wundern, dass ihnen die Arbeitgeber nicht hinterherlaufen und das natürlich sofort auf – wie könnte es auch anders sein – die vielen Ausländer schieben, die ihnen die Arbeitsplätze wegschnappen. Weiters ist es wirklich erschreckend, wie viele Österreicher, die nicht nur hier geboren sind, sondern von denen auch die Eltern Inländer sind, der deutschen Sprache nicht mächtig sind! (oft sind es such solche Leute, die sich aufregen, wenn Ausländer net gut genug Deutsch sprechen können><) Erwachsene Österreicher, die Rechtschreibfehler in Schreiben einbauen, dass man oft den Sinn des Satzes nicht mehr versteht. Wie groß werden dessen Chancen am Arbeitsmarkt wohl sein?

Genau diese Art von Denken (Ausländer raus – alles wird gut) führt leider auch zu einer Polarisierung der Inländer, so dass das Thema oft nicht sachlich besprochen werden kann, da selbst Ideen über eine sinnvolle Eingliederung in die Gesellschaft sowie über eine Ändern der Gesetzeslage bezüglich Asyl und Einwanderung oft keine sachlichen Diskussionen mehr geführt werden können, da man, wenn man eher für eine eher liberale Lösung ist, von rechts bedrängt wird, wenn man für eine eher strengere Lösung ist, leider aber auch von Links sofort als Rechter, Ausländerfeind etc dargestellt wird, selbst wenn die Lösung nicht auf Diskriminierung gerichtet ist, sondern einfach nur klarere Regeln haben möchte.

Die Aspekte, die ich angesprochen habe, sind natürlich nur ein geringer Teil des Ganzen. Dennoch hoffe ich, dass sie wenigstens ein bisschen verdeutlichen können, dass es nicht so einfach ist, wie es manche rechte Politiker darstellen.

Unter „Gefahr von Rechts“ verstehe ich daher nicht unbedingt die Gewaltakte mancher Radikaler (da es Radikale ja in so gut wie allen Gruppierungen gibt, und man sonst auch von einer „Gefahr von Links“ etc sprechen müsste), sondern eher das Problem, dass Ausländerhass gesellschaftsfähig geworden ist und dass diese eingeschränkte Art des Denkens oft dazu führt, dass die wahren Problemauslöser nicht nur übersehen werden, sondern dass sachliche Gespräche und sinnvolle Lösungsvorschläge zu einer Verbesserung der Lage von vorhinein abgestickt werden, dass Dialoge von vornherein abgelehnt werden und es zu einer immer größeren Polarisierung nicht nur der Bevölkerung, sondern auch in der Politik kommt. Und wenn sich diese Entwicklung weiter fortsetzt, kann sich die jetzige Situation nur mehr verschlechtern. Denn dadurch wird nur die Gewaltbereitschaft gefördert, und zwar auf allen Seiten.


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