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Einzelposting: Vergewaltigung in Fanfictions pietätlos?


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Von:   abgemeldet 17.06.2006 17:19
Betreff: Vergewaltigung in Fanfictions pietätlos? [Antworten]
Das ganze ist ein schwieriges Thema...

Ich bin prinzipiell auch der Meinung, dass es eines ist, bei dem man als Schreiber etwas vorsichtiger sein sollte. Das Problem ist vielleicht größer, als man annimmt, natürlich, jeder kann seine Fantasien haben, und es ist ein großer Unterschied, ob man sie hat oder ob man sie auslebt.
Fakt ist allerdings, dass gerade jüngere Leute da nur schwer eine Linie ziehen können. Ganz so harmlos ist es nämlich nicht; tatsächlich hat die Zahl der jugendlichen Sexualstraftäter um gut 150% angestiegen ist, auf etwa 5.000 pro Jahr, wenn ich mich nicht irre (da war ein Artikel im Spiegel von vor zwei Wochen etwa, leider finde ich ihn gerade nicht :(). Das heißt, man hat 5.000 Vorfälle im Jahr, in denen Jugendliche Jüngere und Gleichaltrige vergewaltigen oder sonst wie zu sexuellen Handlungen zwingen. Ein Beispiel war unter anderem ein zwölfjähriger, der einen achtjährigen anal vergewaltigte, oder ein anderer zwölfjähriger (aus gutem Hause), der seine jüngere Schwester über Wochen vergewaltigte, demütigte und sexuell missbrauchte. Dieser Junge gab in Gesprächen mit einem Therapeuten (da er zu jung für eine Haftstrafe war) ganz klar an, von entsprechenden Videos, Bildern etc. inspiriert worden zu sein.

Das ist natürlich jetzt nicht direkt die Tat von Fanfictionschreibern, aber mehr ein allgemeines Problem, dass sich (auch) in den FFs niederschlägt. Gerade jüngere können mit dem, was heutzutage nun direkt oder indirekt geboten wird an entsprechenden Materialien nicht adäquat umgehen und es dahin schieben, wohin es gehört - schlimmstenfalls in die Fantasie.
(Übrigens, Teylgran, meines Wissens nach zog "Die Leiden des jungen Werther" eine Selbstmordwelle hinter sich her, weswegen Goethe sich auch später von dem Buch distanzierte. Aber auch da war es nicht so, dass das Buch den Wunsch nach Selbstmord auslöste, sondern lediglich die Hemmschwelle heruntersetze - zu der Zeit war Selbstmord noch eine sehr brisante Sache, die einem die Hölle in Aussicht stellte...)

Es findet einfach eine Desensibilisierung für solche Themen statt, und das ist nichts Gutes.

Auf der anderen Seite will ich auch mal ganz provokativ einwerfen, dass das Manga/Anime-Gerne mitunter solche Fanfictions und Vorstellung auch begünstigt. Nun muss ich zugeben, dass ich mich im etwas, äh, pikanteren Bereich nicht so sehr auskenne, aber bei dem, was ich kenne, gehört oft zum Sexualakt (Shojo-Mangas mal ausgenommen) auch dazu, dass die Frau sich "ziert", "nein, nicht" sagt und am Ende doch sehr zufrieden damit ist, dass es so passiert, wie es passiert. Meiner Meinung nach ist da der Schritt zur Zucker-Rapefanfiction nicht mehr allzu weit.

Alles in allem denke ich nicht, dass entsprechende Fanfiction nun gleich einen Vergewaltigungswunsch hervorrufen. Ich glaube aber schon, dass sie Opfer vor den Kopf stoßen oder im schlimmsten Fall dazu bewegen kann, doch nicht den Mund aufzumachen (besonders, wenn es in einer Beziehung geschieht, was oft unterschätzt wird), weil es ja etwas "völlig Normales" ist.
Zudem trägt es sicher unter Umständen dabei, die Hemmschwelle zu senken.

Ein etwas anderer Umgang mit dem Thema wäre aus meinen Augen wünschenswert, und ich denke auch, dass viele Autoren, (nett) darauf angesprochen, es sich vielleicht auch noch mal überlegen würden. Ein einfaches Verbot bringt vielleicht nicht so viel wie eine Auseinandersetzung damit, sonst posten sie's halt woanders.

Liebe Grüße,

MyKona
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