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Ein Wochenende in Hakone

von

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Der Staub hatte sich noch nicht endgültig gelegt, da hörte Neflite bereits seinen Namen. Er kam von der nächsten Wegbiegung, an der sie Naru mit der wohl blödesten Ausrede der Welt hatten stehen lassen. Schnell ließ er sein Schwert verschwinden und machte ein paar Schritte in ihre Richtung. «Komme schon», rief er, auch um sie davon abzuhalten, planlos näher zu kommen.

«Und wer ist das?», fragte Jedite neben ihm, doch Neflite ignorierte ihn großzügig. Statt zu antworten, packte er einfach nur seinen Arm und zog ihn unwirsch mit.

«Naru?» rief er, während er um die nächste Kurve bog, «Naru?»

Dann entdeckte er ihre roten Haare und Erleichterung durchströmte ihn. Scheinbar war ihr nichts passiert. «He, Naru. Guck mal wen ich gefunden habe!»

Das Mädchen musterte Jedite. «Du hast ihn beim pinkeln gefunden?», fragte es ungläubig.

Jedite warf ihm einen bösen Blick zu, dann räusperte er sich. «Scheinbar hatten wir uns den gleichen Baum ausgesucht.»

Naru lächelte verständnisvoll, eine weitere Eigenschaft, die Neflite an ihr so mochte. «Ist Bunny schon zurück?», fragte er möglichst beiläufig.

Naru schüttelte den Kopf. «Leider nicht», informierte sie ihn über das, was er schon wusste.

«Vermutlich hat sie einfach etwas länger gebraucht, um eine unbeobachtete Stelle zu finden», log er weiter. Immerhin konnte er ja nichts dafür, dass sie sich prompt an seine Ausrede dran gehängt hatte, kaum das sie in die Nähe dieses Yokais gekommen waren. Wobei ... Mit Blick auf den Kampf konnte er darüber wohl glücklich sein.

«Jedite hier», erklärte er und klopfte seinem Freund auf die Schulter, «Ist übrigens die Lösung für euer Dilemma.»

Dieser runzelte die Stirn. «Bin ich das? Was für ein Dilemma? Neflite, wovon redest du?»

Er grinste. «Die Sterne wissen alles», entgegnete er, «Oder zumindest ziemlich viel. Perseus hat mich auf deine Spur gebracht.»

«Könntest du das bitte so erklären, dass ich es auch verstehe?», fragte Jedite.

«Ich fürchte, mir musst du das auch erklären», schloss sich Naru an.

Neflite seufzte. «Fein, dann eben noch mal für Anfänger. Du hast dir Mamorus Auto ausgeliehen und deshalb dachte die liebe Bunny, ihr Mamoru wäre ohne sie nach Hakone gefahren.»

Jedite guckte ihn ungläubig an. «Oh», entfuhr es ihm.

«Deshalb musste ich einen orangefarbenen Nissan Micra leihen und mit dieser wandelnden Verkehrsbehinderung hier her fahren, um Mamorus Namen reinzuwaschen. Ich habe die Nacht auf einem Parkplatz verbracht. Und dann war da noch die Sache von eben ... Du schuldest mir etwas mein Lieber.»

Neben ihm hüstelte Naru leise. «So wie du das erzählst, klingt es, als wäre der Ausflug ganz schrecklich gewesen», murmelte sie. «Aber du musst zugeben. Ein paar Sachen waren auch ganz schön. Die ganzen Lichter, als wir am Abend nach Hakone reingefahren sind, der See im Mondschein und die ganzen Sterne. Die sind hier draußen so viel heller als in Tokio. Und weißt du was? Ich habe gelesen, da hinten wäre der ganze Weg gesäumt von den schönsten Hortensien. Das schauen wir uns doch an, oder?» Sie sah ihn bittend an und alle bösen Kommentare über Bunny und ihr Schnarchen erstarben auf Neflites Zunge. «Klar sehen wir uns die Blumen an», versprach er Naru.

«Ihr könntet euch auch noch den Tempel ansehen», schlug Jedite von der Seite vor. «Ich habe gehört, da oben gäbe es schwarze Eier.»

«Schwarze Eier?», fragte Neflite nach.

Jedite nickte. «Schwarze Eier. Sie machen sie hier in den heißen Quellen und sie sind ein sehr beliebtes Souvenir. Ich denke, ihr solltet die wirklich probieren.»

Naru warf ihm einen bittenden Blick zu und Neflite war schon halb drauf und dran, einfach ‹Ja › zu sagen, da fiel ihm ein, dass das potenziell gar nicht so einfach war, wie die anderen sich das vorstellten.

«Ich bin ungern der Spielverderber», murmelte er, aber ich bin mir nicht sicher, ob wir das zeitmäßig so einfach schaffen. Wenn wir jetzt weitergehen und uns den Tempel ansehen und dann müssen wir ja auch noch wieder runter, ins Tal. Und mit dem Micra ... Da sind wir sicher so schon ewig unterwegs.»

Jedite legte den Kopf schief. «Aber fährt so ein Micra nicht locker 150 auf der Autobahn?»

Neflite beschloss, darauf einfach nicht zu antworten. Stattdessen bedachte er seinen Freund mit einem vorwurfsvollen Blick. Ja, vielleicht war das kindisch, aber er hatte nicht vergessen, wem er die Demütigung eines Leihwagens verdankte, auch wenn es vermutlich keine Absicht gewesen war.

Und tatsächlich seufzte Jedite bereits nach einigen Sekunden genervt. «Gib mir den Schlüssel», forderte er.

Neflite warf ihm einen skeptischen Blick zu. «Und dann?», fragte er.

«Dann kannst du Mamorus tollen Sportwagen fahren. Ich bringe den Micra zurück. Du musst nur damit leben, dass unsere Taschen noch im Kofferraum sind.»

Zufrieden zog Neflite den Autoschlüssel aus der Tasche. Das klang wirklich mal nach einem guten Angebot. Vermutlich war es nur ein schräger Versuch sich für die halb gare Rettungsaktion zu bedanken, aber egal. Es funktionierte, auf die gleiche komische Art und Weise auf die Jedites Pläne meist funktionierten, wenn man erst einmal genug Schweiß, Blut und Tränen darin investiert hatte. «Ist das wirklich in Ordnung für dich?» , fragte er noch einmal nach.

Jedite nickte. «Sicher», entgegnete er, «Der Alfa Romeo und ich werden ohnehin keine Freunde mehr.»

Neben ihm räusperte sich Naru leise. «Habt ihr bei der Planung nicht eine Kleinigkeit vergessen?», fragte sie.

Neflite überlegte. Hatten sie?

«Der Alfa Romeo ist doch ein Sportwagen. Also ein Zweisitzer. Wir sind aber zu dritt.»

Neflite stöhnte. Naru hatte recht. Er hatte Bunny in der Gleichung vergessen. Verdammt! Dabei hatte sich das Ganze so gut angehört. Er hätte ein Auto fahren können, dass keinen dummen «Ausländer am Steuer»-Sticker hatte. Eines das überholen konnte und das ordentlich aussah. Er hätte Zeit mit Naru verbringen können. Und dann scheiterte es an -

Jedite verschränkte die Arme vor der Brust. «Gut», murrte er, «Meinetwegen. Dann nehme ich sie halt auch noch. Aber ich werde nicht dafür garantieren, dass ich sie nicht an der Tankstelle aussetze, wenn sie mir auf die Nerven geht.»

Neflite guckte zu Naru. «Ich finde, das ist ein guter Deal», flüsterte er ihr zu.

Sie schaute skeptisch zurück. «Er hat gerade angedroht, meine beste Freundin auszusetzen», entgegnete sie ihm.

Neflite bemühte sich um ein Lächeln. «Ach, das war doch nur ein Scherz», behauptete er. «Ich verspreche dir, ihr wird nichts passieren. Und wenn wir den Alfa Romeo nehmen, können wir vielleicht auch noch eine kurze Fahrt mit dem Boot einschieben»

«Mit dem Piratenboot?», fragte Naru neugierig.

«Ich hatte mehr an so ein Tretboot in Schwanenform gedacht.»



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ChiaraAyumi
2021-10-30T22:40:13+00:00 31.10.2021 00:40
Zum Glück wurde Naru zurückgelassen und so musste sie nicht einer ekligen Zunge ausweichen. Die Ausrede wäre ja okay gewesen, wenn nur Neflite sie benutzt hätte und sich Bunny nicht ran gehängt hätte. Das war jetzt nicht so klug. Zumindest macht Naru daraus jetzt keinen Riesenaufstand wie Bunny ihn wohl gemacht hätte, wenn das Mamoru und Rei gewesen wären die zusammen im Wald verschwunden sind.
Ich mag Neflites Zusammenfassung der Ereignisse, aber Naru hat Recht es gab auch schöne Momente. Und Jedite revanchiert sich direkt damit, dass er den beiden noch einen schönen Tag ermöglicht und sie so endlich ihr Date ohne Bunny im Schlepptau haben. Davon hätte ich jetzt auch gerne noch mehr gelesen, aber es geht hier ja um Rei und Jedite. Aber danke auf jeden Fall für den Naru/Neflite Content, den ich hier bekommen habe *-*


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