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Nur ein Spiel

von

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Ein vergessenes Schicksal… Teil 4

Mit Zweifeln über das Morgen gelangten Klein-Link und Rinku zurück in die blühende Nordstadt des hylianischen Reiches. Sie waren beide trübsinnig, aber auch hoffnungsvoll gestimmt, dachten an das, was noch vor ihnen lag und das, was einst war. Sie hatten sich kurz vor den Toren von einem der letzten Drachen verabschiedet und entschieden den restlichen Weg zu Fuß zu nehmen. Der scheinbare Monarch hatte es nicht gerade eilig zurück im Königsschloss zu sein, wusste er doch, dass ihm eine Auseinandersetzung mit Zeruda bevorstand. Und er ahnte auch, wie sie jetzt, nachdem sie wusste, wer er in Wirklichkeit war, reagieren würde.

Klein-Link war noch zu unwissend über Gefühle, als dass er verstehen konnte, wie es in Rinkus Seelenleben aussah. Aber er hatte Mitgefühl auf seine Weise. Und diese Empathie wollte er unbedingt vermitteln.

„Es tut mir leid, das alles“, sprach er vorsichtig und schielte zu seinem Vorbild hinüber.

„Es ist auch eine sehr schlimme Geschichte…“, murmelte der einstige Heroe. „Noch vor wenigen Monaten hätte ich niemals gedacht, dass es mit Zeruda und mir so enden würde…“ Und der Mann lief etwas schneller, sodass er außerhalb Klein-Links Gesichtsfeld lag und jener ihn nicht mustern konnte.
 

„Aber es ist doch nicht zu Ende“, entgegnete der Junge. „Ihr seid beide noch hier, ihr lebt, irgendwann wirst du wieder in deinem Körper sein. Und Zeruda wird irgendwann auch wieder lächeln können. Ihr dürft euch nicht lieben, sicherlich, aber das heißt trotzdem, dass ihr miteinander reden könnt, dass ihr euch anlächeln könnt, so wie vorher.“ Klein-Link wollte zumindest versuchen den Helden etwas aufzumuntern, auch wenn es nicht einfach war.

„Ja, da hast du Recht…“, sprach er leise, aber er war mit einem solchen einfachen, plumpen Satz nicht zu überzeugen. „Ich weiß, dass Zeruda glücklich werden kann, ich weiß, dass auch ich glücklich werden kann, eben nur nicht so, wie wir es uns beide vorgestellt hätten.“ Damit wand sich der scheinbare Harkenia wieder zu ihm, kniete nieder und legte dem Bengel seine große linke Hand auf den Blondschopf. „Dass ein Heroe und eine Prinzessin glücklich werden können, sieht man ja an dir, was?“ Und dann grinste der Erwachsene zumindest ein wenig. „Du bist gut darin Herzen aufzuheitern, nicht wahr?“

„Ich weiß nicht so Recht“, erwiderte Klein-Link ehrlich und dachte noch einmal über Rinkus Worte nach. Nach dem Gespräch mit Zeruda von letzter Nacht war es gar nicht mehr so sicher, dass Link und Zelda miteinander glücklich werden würden.

„Zeruda hat mir letzte Nacht eine scheußliche Prophezeiung gemacht“, murmelte der Junge dann. „Sie sagte, dass auch mein möglicher Vater und meine mögliche Mutter nicht miteinander glücklich werden würden.“ Daraufhin verzog Rinku seine Miene.

„Sie…“

„Moment mal“, murrte der Heroe und unterbrach das Götterkind gekonnt. „Und du glaubst das?“

Klein-Link zuckte ratlos mit den Schultern. „Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll.“

„Das kann nicht sein“, bekräftigte Rinku.

„Aber warum? Warum sollten andere glücklich werden, wenn ihr beide es auch nicht dürft.“

„Weil ich…“, sprach er leise. „Weil ich meine Liebe zu Zeruda geopfert habe, gaben die Göttinnen mir ihr Wort. Die Göttinnen versprachen mir, dass fernab in einer anderen Zeit, ein Held und eine Prinzessin miteinander glücklich werden würden. Und Götter können nicht in ihrem Wort brechen…“

„Und woher willst du wissen, dass es meine Zelda und mein Link sind, von denen sie sprachen.“

„Weil sie von dem Helden sprachen, der durch die Zeiten gereist ist und weil sie von einem Helden sprachen, der in einer Welt ohne Triforce und ohne Zelda wiedergeboren wurde.“

Klein-Links Miene erhellte sich mit einem winzigen Hoffnungsschimmer. „Aber was ist mit Zerudas Prophezeiung?“

„Ihr Herz leidet… ich glaube, sie sieht inzwischen nicht mehr die Zukunft oder die Vergangenheit, sondern ihre eigene Verbitterung. Lass‘ dich nicht so schnell verunsichern.“

„Aber…“, wollte der Junge argumentieren, als Rinku ihn sehr tiefsinnig und fast befehlend musterte. „Warum bist du überhaupt so spät in der Nacht noch einmal aufgestanden?“

Betrübt blickte der Weltenwanderer zu Boden. Seine himmelblauen Augen schillerten und sein Gesicht wurde grämlich. „Ich habe etwas sehr trauriges geträumt… so düster und grausam…“

„Ich schätze, du hast Blut gesehen… vielleicht eine Schlacht, was?“ Es war für den einstigen Heroen nicht schwer Klein-Links Miene zu deuten. Überhaupt hatte Rinku ein scharfes Gespür für jene Dinge, die andere nicht erkennen konnten.

„Ja, woher wisst Ihr das?“

„Es war dein Blick… du verrätst dich damit sehr schnell.“

Der Junge schlug sich auf die Stirn und fand das nicht gerade berauschend. Wie sollte er sich einem Feind entgegenstellen, der mit unfairen Mitteln arbeitete. Klein-Link würde sofort durchschaut werden.

„Es ist nicht schlimm, Klein-Link, du bist schließlich immer noch ein Kind.“ Auch das erheiterte das Gemüt des Götterkindes nicht wesentlich. Ja, er war vielleicht noch ein Kind, aber mit diesem Gedanke würde er nicht in der Lage sein eine Welt zu retten…
 

„Erzählst du mir, worum es in deinem Traum ging?“

Und der Bursche erinnerte sich nur sehr ungern. Er erzählte Rinku von der Ebene und den vielen Gefallenen, von dem Blut und den Engeln, die auf dem Schlachtfeld gestorben waren. Und er erzählte von der einen Frau, die jene Schlacht überlebte, aber sich beinah selbst gerichtet hätte.

„Diese Schlacht ist in meiner Welt nur zwanzig Jahre her…“, sprach der scheinbare Monarch, worauf Klein-Link überrascht aufsah.

„Das ist nicht wahr, oder“, murmelte er aufgeregt.

„Das ist mein Todernst, ich war damals noch ein Kind, als es passierte… Zeruda hat die letzte Überlebende Niléz persönlich getroffen.“

Klein-Link versuchte das Ganze zu verstehen, musste sich aber geschlagen geben. Einmal mehr hatte er das Gefühl die Kontrolle zu verlieren und nicht zu wissen, was mit ihm passierte. Niléz, die Wächterin der Gärten des Lebens im Himmelshaus, die alte Dame, mit der er sich so oft unterhalten hatte, gehörte tatsächlich in diese Zeit und Welt. Ob das mehr als ein Zufall war?
 

„Das erklärt aber nicht, warum ich davon geträumt habe.“, sprach er leise.

„Vielleicht liegt es daran, dass du göttliche Essenzen in dir trägst. Deine Mutter hat die Macht der Vorsehung.“

„Vielleicht ist das eine Erklärung.“

„Es ist zumindest eine Idee, Götterkind.“ Und der Mann lächelte.

„In Ordnung“, entgegnete der Junge und rannte etwas erleichterter und ermutigt hinter dem Erwachsenen hinterher.
 

Nur wenige Minuten später überquerten beide den Marktplatz und wurden von vielen lächelnden Hylianern begrüßt. Klein-Link bediente sich herzlich von den Speisen auf dem Marktplatz und war bemüht sein Vorbild nicht aus den Augen zu verlieren. In den späten Nachmittagsstunden erreichten die beiden den Schlossinnenhof. Harkenia zögerte noch ein wenig und man konnte ihm seine Unruhe und Nervosität ansehen. Er schämte sich für sich selbst, fürchtete sich vor Zerudas dunkelblauen Augen, die ihn verbittert anklagen würden. Er seufzte und blickte dann nachdenklich hinauf zu den grauen Schlosstürmen, auch zu dem Bereich, wo Zeruda ihr Gemach besaß. Gerade da trat sie mit gesenktem Haupt auf ihren Balkon. Sie blickte hinab in die Menge und als sie ihren vermeintlichen Bruder entdeckte, verfinsterte sich ihr Gesicht deutlich und sie hetzte wieder zurück in ihre Gemächer.
 

„Das kann ja heiter werden“, murmelte Harkenia und aus dem tiefen Blau seiner Augen strahlte nun deutlicher als vorher Rinkus Vermächtnis. „Klein-Link, du wartest hier.“ Und der scheinbare Harkenia steckte ihm einige Münzen zu, damit er sich hier auf dem Marktplatz noch ein wenig beschäftigen konnte.
 

Alsdann trat der heimliche Heroe zielsicher, aber mit Zweifeln durch den Innenhof, bis er hinter dem großen Haupttor des Schlosses verschwand. Er versuchte seine Gedanken abzuschalten, versuchte das Gespräch mit Zeruda unvoreingenommen und mit rechtschaffenem Schuldbewusstsein einzugehen. Er war edelmütig gewesen immer… nur hatte er durch sein Bündnis mit den Gottheiten das ganze Vertrauen, das die Prinzessin zu ihm hatte, in Frage gestellt. Und Zeruda kannte ein fieses Wort für das, was er getan hatte. Für sie war er inzwischen nur noch ein Verräter…
 

In den dunkelblauen Augen des scheinbaren Monarchen spiegelten sich tiefe Zweifel und intensive Gefühle, die er lernen musste in sich zu verschließen. Und dort in seinen Augen, wo sich das stürmische Blau verflüchtigte, zog ein leises, aber wunderschönes Licht herauf, tief aus der wahren Seele desjenigen, der den Körper bewohnte. Auch wenn Rinku es wollte, er schaffte es nicht die Zweifel und Schuld wegzusperren, die ihn nun einnahmen. Selbst als er die Treppen hinauf tapste, als er den Gang zu Zerudas Gemächern betrat und selbst als er vor den Türen ihres Gemachs stand, er konnte seine Zweifel nicht beseitigen. Er fühlte sich so entehrt und schuldig, dass er sich selbst ohrfeigen wollte.
 

Er hob eine Hand um zu klopfen, als sich das Schlosstürchen von selbst öffnete. Er wollte nach der Prinzessin rufen, entschied sich aber dann dagegen, weil er spürte, dass sie seine Anwesenheit schon lange wahrgenommen hatte. Ihn wunderte nur, dass sie überhaupt noch freiwillig eine Tür zu ihm geöffnet hatte. Leise trat er ein und sah die Prinzessin in ihrer hellblauen Robe schweigend, und den Rücken zu ihm gewandt an einem Fenster stehen. Sie schien den Sonnenuntergang, märchenhaft und so vergänglich, und wie sich das ganze Land in warmen stimmungsvollen Farben erhellte, zu beobachten. Sie mied seinen Blick, und als er näher trat, wusste er auch warum. Sie weinte…
 

Auch er wusste nichts zusagen, blieb einfach in seiner Position, wollte nicht mit überflüssigen und dummen Argumenten und Rechtfertigungen an sie herantreten. Denn für das, was er getan und vor ihr verheimlicht hatte, gab es keine Entschuldigung.
 

„Was möchtet Ihr mit mir besprechen?“, fragte sie leise und schien sich die restlichen Tränen aus den Augen zu wischen. Die Prinzessin dieses hylianischen Reiches blieb kühl, ließ sich ihre Gefühle in den Worten nicht anmerken, nicht einmal eine Spur von Wut oder Zorn, welche Rinku erwartet hätte. Es überraschte den unerkannten Helden so sehr, dass sie diese sachliche Frage stellte, dass er darauf nichts zusagen wusste.

„Sagt schon, was habt Ihr noch mit mir zu besprechen?“, sprach sie erneut, diesmal etwas gereizter als vorher.

„Ich wollte Euch… in erster Linie um Verzeihung bitten…“, sagte er leise. „Zeruda, bitte hört mich an.“

„Den Teufel werde ich“, sagte sie laut und richtete endlich ihr Antlitz zu ihm. Und dann sah Rinku die geballte Wut, die er erwartet hatte. „Nach einem ganzen ahnungslosen Jahr“, schimpfte sie und ihre verkrampfte Haltung, die Tränen in ihren blauen Augen und die Verzweiflung in ihrem Gesicht verriet den Schmerz, den sie nun fühlte.

„Ihr habt mir ein ganzes, langes Jahr den Bruder vorgespielt, habt zugesehen, wie ich mich quälte, habt zugesehen, wie ich mein Kind verlor! Wer, bei Nayru, seid Ihr?“

Er öffnete seinen Mund einen Spalt, um irgendetwas über seine Lippen gleiten zulassen, aber Zeruda ließ ihm diese Möglichkeit nicht, verbittert und tieftraurig, ließ sie ihre ganze Wut an ihm aus.

„Ihr seid nicht Rinku! Der Held, den ich einst liebte, der Held, dem ich vertraute, hätte mich niemals so entehrt und hintergangen. Geht mir aus den Augen!“

„Zeruda…“, sprach er mitfühlend. Und eine lange Pause entstand.
 

„Ich kann Euch das nicht verzeihen… nicht in der nächsten Zeit“, murmelte sie leise und musterte ihn mit ihren kräftigen Augen, vielleicht versuchte sie irgendwo den Heroen zu sehen, der ihr einst so viel gegeben hatte. Sie atmete tief durch, drückte ihre Hände auf den Bauch und versuchte ihre Tränen in den Griff zu bekommen.

„Ich erwarte keine Vergebung von Eurer Seite. Ich erwarte nichts für mich… Und ich will nichts rechtfertigen, ich möchte nur… irgendwann…“ Er wollte zumindest klarstellen, dass er sie brauchte und dass er sie niemals verletzen wollte. Er wollte ihr so viel sagen, aber er wusste auch, dass sie dies im Augenblick nicht zulassen würde.

„Sagt, ist das unser Schicksal…“, murmelte sie leise und trat näher zu ihm. Es war keine Wut mehr in ihren Worten, nur tiefe, verfluchte Traurigkeit.

„Das ist es“, sprach er deutlich und sah dann mit der alten Sehnsucht noch einmal in ihre schönen Augen. „Das bedeutet nicht… dass alles das, was einst war, nur eine Lüge gewesen ist.“

Und dann trat sie vor ihn, blickte in seine blauen Seelenspiegel und hoffte ihren Heroen noch einmal darin zusehen. „Seid Ihr es wirklich…“, sprach sie dann und wünschte sich in seinen Augen die Wahrheit zu sehen. Als er nichts weiter sagte und auch den Blick abwendete, schien es fast so, als wäre die ganze Wut der Prinzessin verflogen. Sie sagte nichts weiter, weinte einmal mehr. Schweigend standen sie beide in ihrem Gemach, umschmeichelt von uralten Sonnenstrahlen, die besänftigten…
 

Wenn Taten nur so leicht durch den Betrug der Zeit umzukehren wären und wenn aufgebaute Lügengebilde standhalten würden, Zeruda und Rinku hätten sich für alle Fehler und Grausamkeiten entschieden, die Herzen aushalten können, nur um das Leben zu genießen, das sie dachten führen zu können. Aber Hyrules Geschichte, die vielen zählenden Zeiten und Zeitalter der Kriege, bot nur den wenigsten edlen Wesen eine Erfüllung tiefer Sehnsüchte… und auch nur, wenn jene erbarmungslos dafür kämpften…
 

Klein- Link marschierte währenddessen erfreut über den Marktplatz, betrachtete sich unglaublich heiter gestimmt die vielen unterschiedlichen Stände und schien keinen Gedanken mehr an seine Mission zu verschwenden. Ausgelassen rannte er von einem Stand zum anderen, bediente sich von frisch geernteten Äpfeln, kostete herzhaften Schinken, naschte von Süßigkeiten und fragte sich, weshalb er die letzten Wochen nichts von diesen Dingen mehr genossen hatte. ,Eigentlich war er ein Genussmensch‘, dachte er. Er konnte sich an vielen Dingen erfreuen, sah eine Mahlzeit als etwas unglaublich Erfüllendes an und schwelgte in Genuss auch in anderer Hinsicht. Er beobachtete gerne die Welt um sich herum und zu diesem Zweck machte er es sich mit seiner Schokoladentafel in der Hand auf dem Rand eines kleinen Brunnens bequem und ließ seine himmelblauen Augen munter über die Menge wandern. Er beobachtete die Soldaten, die wenige Meter weiter ein paar jungen Hylianerinnen ihre Fechtkünste demonstrierten. Er applaudierte dem Straßenclown, der mit ein paar Kartentricks Kinderherzen zum Lachen brachte und dann wanderte sein Aufmerksamkeitsfeld zu einer jungen Wandertruppe, die Musik spielte und dazu tanzte. Vergnügt ließ er seine Beine pendeln und strahlte mit glänzenden Augen in den mit dicken Wolkenbällchen übersehenen Himmel. Sorgen hatte er genug, vielleicht auch weil Navi nicht da war, aber das hieß nicht, dass er sich diese wenigen Minuten für sich nicht einfach einmal gönnen konnte. Während dieser gesamten Mission war schon so viel passiert. Er hatte nette Leute kennengelernt, viele liebenswerte Menschen; und er hatte seinen Vater getroffen, obwohl er daran zweifelte, dass es der jetzige Held der Zeit war. Er hatte mit seiner Hilfe einen gigantischen Kampf durchgestanden. ,Warum sollte er jammern‘, dachte er. Er war auf dem Weg ein Held zu werden, da gehörten neben den Problemen aber auch Ruhepausen einfach einmal dazu.
 

Weit oben zogen die rubinroten Drachen vorüber. Ihre kräftigen Flügel schlugen gegen die Windböen am Horizont und irgendwo dort oben wachten auch die Göttinnen über sein Schicksal. Sie wussten, dass er diese Mission wählen musste, vielleicht hatten sie ihn auch deshalb erschaffen…
 

Deutlich zuversichtlicher als in den letzten Tagen blickte Klein-Link wieder in die Menge an lächelnden Gesichtern. ,Jetzt, wo allmählich der Abend kam, begann die Nordstadt erst recht lebendig zu werden‘, dachte er. Und dort, wo die Wandertruppe ihre Lieder sang und mit allerlei Instrumenten spielte, begannen mehr und mehr Hylianer mitzusingen oder zu tanzen. Da die Sonne am Horizont verschwand, erwachten andere Lichter in Gestalt von Fackeln. Kerzenlichter leuchteten den Weg durch die engen Gassen. Und die Wandertruppe ließ schwebende Lichter ihre Lieder und ihre Bewegungen in einen fernen Zauber hüllen. Die Welt wurde magisch, als die letzten Sonnenstrahlen sich zurückzogen. Hyrules Nordstadt wurde magisch und lebendig…
 

Viele junge Hylianerinnen tanzten zu den feinen Singstimmen und den traditionellen Instrumenten als ein Versuch vor der grausamen Realität zu flüchten. ,Und es funktionierte‘, dachte der Junge. Wenn man diesem Rausch verfiel, sich einließ auf eine andere Form der Magie, die einen dazu brachte Unmögliches zu leisten, erst dann lebte man, erst dann war man in der Lage selbst die Realität für seine eigenen Zwecke zu manipulieren…
 

Mit Entzückung und Begeisterung beobachteten seine himmelblauen Augen die Szenerie. Und es war dann, dass ihm ein hylianisches Mädchen besonders deutlich ins Auge sprang. Sie tanzte mit einer Leidenschaft und Faszination, dass sie die anderen Tänzer einfach ausstach. Es war wie, als bewegte sie sich nicht mit der Musik, sondern als manipulierte sie die Töne zu ihrem eigenen Vorteil. Und die Menge wich automatisch vor ihr zurück, fast so, als bewunderten sie ihren Stil, oder als fürchteten sie sich.

Gepackt von leichter Neugierde erhob sich Klein-Link, sodass er die Tänzer besser beobachten konnte und sah das Mädchen erneut, wie sie in ihrer wilden Musik lebte und ihrer eigenen Magie verfiel. Sie war vermutlich drei Jahre älter als er und schlank und durchtrainiert. Sie schmückte sich mit den drei Farben der Göttinnen, trug ein blutrotes Kleid, meerblauen Schmuck und ein samtig grüner Schleier bedeckte ihre weißen Schultern. Ihr langes schwarzgesträhntes Haar flatterte, während sie ausgelassen tanzte. Sie fing seinen Blick ein, als sie spürte, dass er sie beobachtete. Und da konnte er ihre pechschwarzen Augen sehen, die ihn interessiert und neugierig musterten. Er hatte noch nie solche dunklen Augen gesehen, dachte er. So finster und schwarz wie die Nacht, fast überwältigend tragisch und mystisch.

Sie zeigte ihm ein stolzes und unglaublich eigenwilliges Lächeln, verzog ihr Gesicht auf eine selbstherrliche, aber durchaus interessierte Weise. Und obwohl ihr Lächeln ihm nichts sagte und er auch sonst nicht das Gefühl hatte sich mit ihr anfreunden zu wollen, so zog jenes ihn in ihren unbarmherzigen Bann. Sie bewegte sich weiterhin leidenschaftlich zu dem fließenden Rhythmus, ließ ihre schlanken Arme herausfordernd und in seine Richtung deutend durch die Lüfte wandern. Und sie tanzte… tanzte immer weiter, gefährlich und berauscht. Und je mehr er ihr zusah, je mehr er sich in ihren glänzenden schwarzen Augen erblicken konnte, umso mehr spürte auch er den Rausch der Musik. Jede Bewegung in seiner Nähe erschien ihm wacher und herausfordernder als jemals zuvor. Das flackernde Feuer der Fackeln konnte er nicht nur sehen, er konnte es knistern hören, konnte es atmen hören, während die traditionelle, hylianische Musik seine Ohren verzauberte. Er spürte die Kühle der Nacht sich niedersenken, roch die Geheimnisse darin, roch Gefahr und kostete eine Lebendigkeit, die er bisher selten erfahren hatte. Das Herz in seiner Brust tobte, raste, als sich die Welt für ihn verzauberte. Er hatte noch nie eine solche Energie gespürt, die gerade jetzt seine Adern entlang schoss, er hatte sich noch nie so bereit und stark gefühlt wie im Augenblick. Und es war dann, dass er sich in den Kreis der Tänzer und leidenschaftlichen Künstler hineinziehen ließ, den Atem des Lebens auffing und tanzte…
 

Schweigend war der vermeintliche Bruder Zerudas aus ihren Gemächern getreten. Er hielt die Konfrontation mit ihr nicht länger aus, hielt es ohnehin nicht mehr aus über die Geschehnisse nachzudenken, die sein gesamtes Leben verändert und irgendwo zerstört hatten. Er hatte die letzten Monate seine Rolle sehr gut gespielt, das wusste er. Mit schmerzverzerrter Miene trat er die Wendeltreppe von Zerudas Gemächern hinab und lehnte sich stirngerichtet an die kalte Steinwand. Es war mittlerweile stockduster in den Gängen, und er wollte kein Licht entfachen, wollte nicht, dass irgendjemand seine Gesichtszüge lesen konnte. Er war ein starker, stolzer Mann, aber auch er hatte seine Tage, wo ihm alles zu viel wurde. Und dieser Moment war jetzt gekommen.
 

Er tapste trübsinnig vorwärts, fühlte sich etwas unwohl in dem Körper seines besten Freundes, und ja, er hatte Situationen, die ihn sich befremdlich und scheußlich fühlen ließen. Er spielte mit Harkenias Körper. Besonders schwierig war es für ihn am Anfang. Zeruda zu mustern, zu sehen, was sie durchmachte, sie nicht trösten zu können, ihr nicht sofort gestehen zu können, wer er war. Und manchmal, an Tagen, wo es Zeruda besser ging, und er sie brüderlich berühren konnte, fühlte er mehr als ihm in jenem Körper erlaubt war. Wie sollte er auch nicht auf die Frau reagieren, mit der er mehr als nur einmal geschlafen hatte? Er hatte Zeruda oft genug verführt… sicherlich, das in ihm der Wunsch danach gierte, und gleichzeitig reagierte auch dieser Körper darauf, obwohl es frevelhaft war. Er schüttelte seinen blonden Kopf, als er in sein eigenes Zimmer, oder sollte man lieber sagen, das von Harkenia, eintrat.
 

Er zündete einige Kerzen an, lehnte sich noch einmal an die Wand und ließ sich seufzend zu Boden sinken. Niemals hätte er geglaubt, dass ihm irgendjemand Zeruda wegnehmen würde. Er hatte zu einem Großteil nur für sie gekämpft. Alles, was er mit den Händen getan hatte, die nicht mehr lebten, alles, was er seinem Körper an Wunden zugemutet hatte, dem Körper, der nur noch eine staubige, verweste Hülle war, sollte alles das, nur eine Lüge gewesen sein? Wenn Zeruda die Antwort für seine Wiedererweckung nicht baldmöglich fand, würde er für immer in diesem Körper feststecken, auch wenn Harkenias Körper in Ordnung war, es war nun mal nicht sein eigener. Und wofür hatte er das alles getan? Er legte seinen Kopf auf seine Knie, fragte sich, ob seine Prinzessin ihm jemals für das verzeihen konnte, was er getan hatte. Er hatte ihre Liebe geopfert… für ein Land, das brutal und kalt war, das seine Völker immer wieder bestrafte. Alles nur für Hyrule…
 

Er schluchzte, schämte sich elend für seine Taten. Er hatte in dem gesamten vergangenen Jahr mehr Tränen vergossen als ein Held nach ihm. Er hatte nicht nur seine Liebe für Zeruda hergegeben, er hatte sogar sein eigenes Kind opfern müssen. Es war für ihn deutlich sichtbar, warum sich Zeruda und er so um das Götterkind bemühten. Klein-Link war das Kind, das sie beide verloren hatten…
 

„Ich bin so ein verdammter Verräter…“, murmelte er dann. Ein Feigling und Angsthase war er, weil er für die Rettung dieses Landes und für die Zukunft legendärer Heroen den ihm am wichtigsten Menschen belogen hatte. Und gleichzeitig fühlte er sich wie ein von niederen Trieben geplagtes Wesen. Frevelhaft und verflucht…

Wie oft hatte er davon geträumt Zeruda noch einmal zu küssen, ihre weichen Lippen zu spüren, ihre samtige Haut zu berühren, mit ihr eins zu sein. Und das in dem Körper ihrer Bruders! Was war er nur für ein jämmerlicher, furchtbarer Mann geworden!
 

Die Konfrontation mit seinem wahren Ich suchend, trat der starke Mann vor einen Standspiegel, der an der gegenüberliegenden Wand fußte. Spiegel gaben manchmal mehr preis, als derjenige wissen wollte, der hineinblickte. Und es waren nur Spiegel, die Harkenias wahres Gesicht zeigen konnten. Trübsinnig blickte er hinein, und konnte darin tatsächlich sich selbst erkennen. Er sah den Helden mit der wiesengrünen Tunika und mit der dunkelgrünen Mütze auf dem Kopf. Er konnte die unsauber geschnittenen dunkelblonden Haarsträhnen sehen und die mitternachtsblauen Augen, die aus seinem Gesicht hervor blitzten. Der Gedanke daran, dass sein wirklicher Körper verstaubt und von Würmern zerfressen war, den er nun so klar vor sich sehen konnte, gruselte ihn… was ihn aber gerade noch mehr erschreckte waren die Tränen in den Augen seines wahren Spiegelbildes. Der Held des Schicksals weinte… und er weinte bitter…
 

Gerade da klopfte es zaghaft an seiner Tür. Er atmete tief durch, versuchte sich zusammenzureißen so wie er es die letzten Monate getan hatte, aber es war nun eine andere Situation, dass Zeruda, die Prinzessin, die nur ein Stockwerk über ihm wohnte, sein Geheimnis wusste.

Es klopfte noch einmal, bis er nachfragte, wer vor der Tür stand. Und es war jemand, mit dem er nicht gerechnet hatte, zumindest nicht sofort. Mit Tränen in den Augen öffnete seine einstige Geliebte die quietschende Schlosstür. Erstarrt sah er in ihre warmen Augen, verstand nicht, wie es sein konnte, dass sie schon wieder die Auseinandersetzung mit ihm suchte. Sie schloss die Tür vorsichtig, lehnte sich dagegen und ließ die Augenlieder niedersinken. „Ich kann nicht allein bleiben, wenn ich weiß, dass Ihr hier seid…“, erklärte sie ruhebewahrend.

„Und doch solltet Ihr wieder gehen…“, brachte er leise hervor und mied ihren Blick.

„Aber ich kann nicht…“, murmelte sie und trat näher zu ihm. Sie berührte seine rechte Wange, spürte, dass da Tränen waren und versuchte in seinen dunkelblauen Augen ihren Heroen zu entdecken.

„Verdammt, Zeruda. Bitte geht jetzt“, sprach er lauter. Und zwischen seinen Worten hörte sie die Verzweiflung. Sie wusste, dass er niemals aus niederen, egoistischen Motiven gehandelt hatte. Und was in diesem Zeitalter geschehen musste, was er bereit war zu tun, erforderte viel Stärke und Opferbereitschaft. Und sie spürte, wie sehr er gelitten hatte, auch wenn es ihr schwer fiel ihm für die letzten Monate zu verzeihen. Sie war nicht nur wütend auf ihn, vielleicht auch wütend auf sich selbst, dass sie ihn damals mit ihrem Medaillon der Mächtigen nicht hatte retten können. Und nun war es zu spät für alte Entscheidungen… zu spät für eine gemeinsame Zukunft…
 

„Ich werde Euch nicht allein lassen…“, sprach sie stur. „Ich war so voller Wut, dass ich nicht gesehen habe, was mit uns geschehen ist, dass ich nicht sehen konnte, wie sehr Ihr gelitten habt. Ich kann trotz allem nicht ohne Euch sein…“ Sie schloss die Augen, aber blieb felsenfest, wo sie war. Sie konnte ihn nicht alleine lassen, nicht im Stich lassen, auch, wenn sie noch nicht bereit war ihm zu vergeben.

„Zeruda…“, flüsterte er und trat mehrere Meter aus ihrer Reichweite. Allein ihre Aura zu spüren, ihren Geruch wahrzunehmen, forderte von ihm alle Willenskraft, die er noch hatte. Er ließ sich erschöpft an der Bettkante nieder und schloss seine Augen. Was erwartete sie nun von ihm? Dass er erneut alles erklärte? Er wollte nicht mehr an seine vielen Fehler denken, an die Grausamkeiten, die er zu verantworten hatte.
 

Sie trat vor ihn, schritt so anmutig durch den Raum wie immer. Das war die Art und Weise, diese Eleganz und Reinheit, die ihn damals, als er sie das erste Mal traf, so unglaublich verzaubert hatte. Es hatte sein Herz berührt, ihn schwach werden lassen und es war Zerudas Anmut, in die er sich zuerst verliebt hatte.
 

„Erinnert Ihr Euch an das Versprechen, das wir uns einst gaben… damals, als wir Jugendliche waren, als wir noch nicht ahnten, wohin Hyrule uns führen würde“, murmelte sie und nahm neben ihm auf dem knarrenden Himmelbett Platz. Tränen standen in ihren Augen, die im karminroten Abendlicht funkelten.

„Wir versprachen einander auf den anderen zu achten, egal, welche Schmerzen und Grausamkeiten wir ertragen mussten. Wir versprachen einander zu beschützen, ganz gleich, welchen Weg der andere einschlagen würde…“, entgegnete Rinku mit beinah der starken, reinen Stimme, die er einst besaß. Die Prinzessin nickte. „Das war es einst… und nun, sagt mir, können wir dieses Versprechen denn immer noch aufrecht erhalten?“

„Ich habe daran geglaubt… bis zum Schluss…“, murmelte er und mied einmal mehr ihre Nähe. Er trat mit schweren Schritten zu dem Spiegel, erblickte sich selbst darin, auch wenn Zeruda lediglich ihren Bruder sehen würde.

„Ihr seid Euch nicht mehr sicher, nicht wahr?“, murmelte er standhaft, bemüht einmal mehr das Gesicht aufzusetzen, dass er ein ganzes Jahr lang getragen hatte.

„Ich weiß es nicht… Ich weiß nicht, ob ich Euch vergeben kann…“

„Ich kann mir ja nicht einmal selbst vergeben“, fiel er ihr ins Wort und ärgerte sich gleichzeitig darüber zu viel gesagt zu haben.

„Zeruda… ich erwarte keine Vergebung, aber ich hoffe, Ihr könnt mein Handeln eines Tages verstehen… Wir tragen Verantwortung gegenüber der Zukunft und dem Schicksal. Unsere Bedürfnisse stehen zurück. Ist es nicht das, was auch Ihr immer gesagt habt?“ Sie nickte bloß, umarmte sich selbst und versuchte das zunehmende Kloßgefühl in ihrem Hals zu unterdrücken.

„Mit unseren Bedürfnissen… meintet Ihr damit unser ungeborenes Kind…“, flüsterte sie dann, versuchte die Erinnerungen zu verdrängen, die bruchstückhaft an die Oberfläche krochen. Es war vor allem in der Nacht, dass sie von ihrer Fehlgeburt träumte, von dem Tag, als sie blutend zusammenbrach und sich von der alten Heilerin im Schloss nicht helfen lassen wollte. Der vermeintliche Rinku war an jenem Tag im Land unterwegs, hatte aber auch nicht mit ihr gesprochen, als er zurückkehrte und die Nachricht erfuhr. Nicht ein tröstendes Wort hatte er damals über seine Lippen gebracht. Stattdessen ließ er Zeruda mit ihrem Schmerz allein.
 

„Vielleicht bin ich nicht wütend, weil Ihr diese Entscheidung getroffen habt, aber ich bin erschüttert, dass Ihr mich im Unklaren und mich in meiner Einsamkeit und Trauer allein gelassen habt“, sprach sie leise. „Habt Ihr jemals daran gedacht, dass dieses Kind Euer Kind gewesen ist!“, setzte sie lauter hinzu. In ihren Augen loderte einmal mehr ein Anflug schmerzlicher Wut.

„Es war euer Kind…“, sprach sie. „Euer Kind…“ Tief einatmend und die Hände auf ihren Bauch drückend wand sie sich um ihre eigene Achse und krallte sich am Fenstersims fest.

„Glaubt Ihr es war mir gleich?“

Sie biss sich auf die Lippe. „War es nicht so?“

Als sie diese Worte über ihre rosa Lippen gleiten ließ, verlor ihr vermeintlicher Bruder jegliche Farbe im Gesicht. So kahl wie eine Hauswand sah er aus und tapste schwerfällig zu seinem Bett. Er sackte noch einmal nieder, der Prinzessin den Rücken zugewandt.

„So denkt Ihr von mir… nachdem ich alles geopfert habe, damit dieses Land eine Zukunft hat?“, flüsterte er. Kein Hauch von Ärger stach aus seinen Worten, es war nur Schmerz. „Wenn es das für euch ist, dann geht bitte.“

„Ich sagte vorhin bereits, ich kann nicht gehen, wenn ich weiß, dass Ihr hier seid.“

„Aber begreifen, was ich tun musste, wollt Ihr auch nicht!“ Er wand sich zu ihr, nun entmutigter als vorher.

„Glaubt Ihr wahrlich, ich würde nicht darüber nachdenken, wie unser Kind ausgesehen hätte? Jeden Tag darüber nachdenken, wie es gewesen wäre, mein Kind in den Armen zu halten? Vertraut Ihr mir mittlerweile so wenig, dass Ihr mich derart verurteilt?“ Aufgeregt breitete er seine Arme auseinander, brach dann aber ab und sah betrübt zu Boden.

„Es tut mir leid, Rinku… es tut mir leid…“, meinte sie leise, trat näher und legte ihm einmal mehr eine Hand auf seine rechte Wange.

„Ich tat es für Hyrule… und für die Zukunft…“, murmelte er.

„Für Hyrule…“, entgegnete sie.

„Nur für das triforcetragende Land…“

„Und seine Völker…“

„Aber niemals für uns…“, beendete er, wollte sich abwenden, aber Zeruda hielt ihn fest. Ihre dunkelblauen Augen glitzerten, aber es stand keine Sehnsucht darin, nur die verebbte Wut und eine tiefe, beißende Traurigkeit. Er wollte ihr nicht so nah sein, aber er konnte dennoch nicht anders als eine Umarmung von ihr zuzulassen. Wie versteinert standen sie beide in den Gemächern, wo das purpurrote Licht der uralten Sonne Hyrule ins Zwielicht tauchte und verschwand…
 

Etwa eine Stunde später suchte der vermeintliche Harkenia nach dem jungen Weltenwanderer, der scheinbar nirgendwo aufzufinden war. Erst in einer versteckten Seitengasse fand er ihn schlaftrunken. Er saß schnarchend auf einer Bank und schien entspannt und erholt zu sein. Er rüttelte ihn, worauf jener sein Vorbild mit schlafsandreichen Augen anstarrte.

„Hey, bist du auch noch da?“

„Wo…“, brabbelte Klein-Link und sah sich dann irritiert um. „Wo bin ich eigentlich?“

„Du bist in der Nordstadt und hast aus irgendwelchen Gründen ein Nickerchen gehalten, Götterkind.“ Rinku grinste breiter als er es jemals getan hatte und half dem Jungen auf die Beine.

„Mann, ich komme mir vor, als hätte ich eins übergebraten bekommen“, sprach der Junge und versuchte sich zu erinnern, was er in den letzten Minuten gemacht hatte und warum er auf einer Parkbank eingeschlafen war. Wie vom Blitz getroffen blickte er auf. „Aber ja, da war diese Tanzgruppe und dieses Mädchen.“

„Ein Mädchen?“

„Ja, eine ganz seltsame Hylianerin mit schwarzem Haar. Sie hat getanzt und irgendwann habe ich mitgemacht.“

Harkenia grinste in dem Moment sogar noch breiter als vorher. „Sieh‘ einer an, aus dir wird wohl ein waschechter Weiberheld, wenn du dich jetzt schon für Mädchen interessierst.“ Er lachte dann laut auf.

„So ist das nicht“, rechtfertigte sich der Junge und unter seinen himmelblauen Augen zeigte sich eine verräterische Röte. „Sie hat mich nicht interessiert, nur war sie irgendwie unheimlich.“

„Oh ja, Mädchen sind in deinem Alter immer unheimlich, was?“

Klein-Link grunzte und brach ab. Rinku hatte doch sowieso das letzte Wort. Mit verschränkten Armen stapfte der Junge hinter dem heimlichen Heroen hinterher.

„Konntest du mit Zeruda sprechen?“

Harkenias Miene verfinsterte sich ein wenig. „Ja, etwas… auch wenn wir wohl noch lange brauchen um wieder so etwas wie Vertrauen zu fassen“, dachte er. „Es wird schon… irgendwie…“, setzte er hinzu. Klein-Link musterte ihn sehr genau, konnte seine gläsernen Augen sehen und versuchte sich ein wenig vorzustellen, wie es sein musste, eine Sehnsucht, eine Hoffnung und vielleicht den ganzen Lebenssinn zu verlieren. Rinku hatte gerade das erfahren… er hatte das größte und schönste Gefühl in seinem Herzen opfern müssen.
 

„Jedenfalls hat mir Zeruda einige Dinge erklärt, was Navis Verschwinden angeht. Sie sagte, sie würde den Zugang in das Reich der Unsterblichen öffnen, allerdings musst du diese Mission tatsächlich alleine bewältigen.“

„Ich schaffe das“, sagte Klein-Link voller Stolz. Er hatte einen riesigen Wüstenwurm niedergestreckt, dann schaffte er es auch seine Feenbegleiterin aus ihrer misslichen Lage zu befreien, egal wie…

„Wenn dies getan ist, so sagte sie, würde sie zum Tempel der Zeit reisen, um dort ihre Antwort zu suchen.“ Klein-Link nickte bestätigend. Es war für ihn keine Überraschung, dass jener geheiligte Ort wieder eine bedeutende Rolle einnahm.

„Wir treffen uns morgen Mittag nahe meinem Grab. Nicht weit entfernt ist eine heilige Stätte, von wo aus Zeruda den Pfad öffnen wird. Mach‘ dich bereit für morgen.“

„Das werde ich“, entgegnete der Junge mit Ehrgeiz und Tatendrang. Die Zeit für eine weitere Prüfung war gekommen.



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