Zur wilden Insel
Shiro sitzt also erst einmal fest.
Und was treiben der Gefährte bzw. die Herren Cousins?
Viel Spass beim Lesen!
7. Zur wilden Insel
Der Abend dämmerte über dem Menschendorf. Die beiden vornehmen Gäste hatten sich noch immer nicht bewegt. Der Priester hatte sie hin und wieder neugierig betrachtet. Das mussten adelige, junge Herren vom Festland sein oder von der Insel weit im Osten, von der gemunkelt wurde. Ob er sie fragen sollte, wie die Welt dort aussah? Es hätte ihn schon interessiert, aber es schickte sich sicher nicht, solch hochrangige Krieger einfach zu befragen.
Er wandte sich ab und sandte um Essen und Trinken für die Gäste.
Ein junges Mädchen trat zu den Besuchern, ein Tablett mit Brot und Früchten in der Hand. Höflich kniete sie vor den beiden fremden Männern nieder, verneigte sich, ehe sie das Tablett zu Boden gleiten ließ.
Verstohlen musterte sie die beiden. Sie mussten miteinander verwandt sein. Beide hatten lange, weiße Haare, wie sie es noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Aber der eine hatte so seltsame Zeichen im Gesicht...Der Dorfvorsteher vermutete, dass dies eine bestimmte Sorte Kriegerkennzeichnung war, jedoch wagte natürlich niemand zu fragen. Er sah jedenfalls gut aus, wirkte freilich so kalt. Als sie seinem goldfarbenen Blick begegnete, schaute sie hastig in die andere Richtung. Sein Bruder, oder was auch immer, hatte dagegen grüne Augen und lächelte ihr kurz zu. Er wirkte viel anziehender.
"Danke", sagte er außerdem. "Bringst du uns auch Wasser?"
"Gewiss, edler Herr." Sie stand hastig auf. Immerhin schien wenigstens einer der beiden umgänglich zu sein. Obwohl, wenn sie es sich so recht überlegte - die Kleidung des anderen sah teurer aus, auch die Rüstung war aufwendiger. Von diesem seltsamen Fell um die Schulter ganz zu schweigen. Das musste der Ranghöhere von den beiden sein. Und sie hatte schon einmal gehört, dass Fürsten kaum mit einfachen Bauern sprachen.
Als sie zurückkehrte, sich erneut verneigte, hatte sie ihren Plan gefasst. Es mochte verrückt sein, und sie hoffte, ihre Eltern würden davon nichts mitbekommen, aber...So blickte sie zu dem freundlicheren der beiden Fremden: "Ich hörte, Ihr wolltet ein Schiff, um zu der wilden Insel zu fahren. Darf ich...darf ich mich Euch nähern?"
"Ja." Yuri wurde neugierig.
Sein Cousin beschloss, dass dieses Menschenmädchen irgendetwas auf dem Herzen hatte und nahm an, Yuri allein wäre besser für eine solche Verhandlung geeignet. So erhob sich der Hundefürst, um hinüber zu dem Haus zu gehen, vor dem er den Priester gesehen hatte.
Dieser bemerkte den Näherkommenden sofort und trat eilig aus der Hütte: "Ich hoffe, das Essen findet Euren Beifall?"
"Ja." Sesshoumaru wäre es weitaus lieber gewesen, nicht hier den Menschen spielen zu müssen. "Ich habe eine Frage. Kennst du auf dieser Insel oder einer der anderen den alten Tempel des Schöpfergottes Izanagi?"
"Nein, edler Herr." Der Priester starrte ihn verwirrt an: "Davon habe ich noch nie etwas gehört. Izanagi? Dieser Name sagt mir überhaupt nichts."
"Vielleicht kennt ihr ihn unter einem anderen. - Es muss ein sehr alter Tempel sein, vielleicht auch Ruinen."
"Nein, ich bedaure. Also, hier auf dieser Insel gibt es das sicher nicht. Allerdings war ich weder auf der wilden Insel noch auf Duen Kor." Er schluckte seine Frage, was sie dort wollten, hinunter. Die vornehmen Fremden hatten sich bislang sehr höflich verhalten und es sollte nicht seine Schuld sein, wenn sich daran etwas änderte. Beide waren bewaffnet und der Priester konnte sich denken, was sie mit ihren Schwertern anrichten konnten.
Das Mädchen hatte sich knapp neben den Youkaiprinzen gekniet, so dass niemand hören konnte, was sie sagte: "Edler Herr, mein Vater verfügt über ein Schiff. Er wird auch morgen früh vom Fischen zurückkommen."
"Und du meinst, er wird es uns leihen?"
"Wenn ich ihn darum bitte." Sie warf ihm einen raschen Blick zu.
Yuri verstand: "Aber du willst etwas dafür?"
"Nun..."
"Sag, was du willst und ich sage dir, ob ein geliehenes Schiff mir das wert ist."
Sie erkannte intuitiv in dieser Aussage zweierlei: die unbewusste Arroganz eines Mannes, dessen Befehle stets beachtet wurden und zugleich ein gewisses Wohlwollen, das ihr galt. So schluckte sie nur kurz, ehe sie meinte: "Würdet Ihr...würdet Ihr mir einen Kuss geben?"
Nur die Selbstbeherrschung eines Youkai verhinderte, dass Yuri sie anstarrte. So sah er weiterhin an ihr vorbei: "Ein ungewöhnlicher Wunsch."
"Verzeiht...ich...ich..." stammelte sie hochrot. Was musste er jetzt von ihr denken: "Ich meinte nur..."
"Ich verstehe." Das tat er wirklich. Er flirtete schließlich gern mit weiblichen Menschen und hatte da einiges über deren kompliziertes Verhalten gelernt. Sie hatte dagegen sicher noch nie mit einem Mann angebändelt, durfte das auch gewiss nicht, und hatte wohl gerade ihren ganzen Mut zusammengenommen, um genau das einmal zu tun. Von diesem Kuss mit einem vornehmen Unbekannten würde sie vermutlich ihr ganzes Leben im Dorf lang träumen. Er betrachtete sie. Sie sah hübsch aus, und das war schließlich kein zu hoher Preis für ein notwendiges Schiff. "Komm näher."
Sesshoumaru drehte sich um und schloss für einen Moment die Augen. Yuri, dachte er. Das durfte noch nicht wahr sein. Sein Cousin saß da und küsste ein Menschenmädchen? Aber falls das dazu dienen sollte, dass sie ein Schiff bekamen, war es wohl sinnvoll. So beschloss er, erst einmal nichts zu sagen oder zu unternehmen, ehe er das Ergebnis kannte. Er wollte langsam zu dem Baum zurückkehren, als er bemerkte, dass er nicht der einzige gewesen war, der diesen Kuss beobachtet hatte. Eine ältere Frau mit dem gebräunten, wettergegerbten Gesicht einer Bäuerin, wurde blass, dann schoss sie los. Das war der Witterung nach die Mutter des Mädchens. Hatte Yuri es geschafft, sie beide hier in Schwierigkeiten zu bringen? Gemächlich ging er hinterher.
"Mitsou!"
Das Mädchen zuckte zurück: "Mutter!" Das hatte ja kommen müssen. "Verzeiht, Herr..." sagte sie. So, wie sie ihre Mutter kannte, würde das jetzt Ärger für sie geben - und vielleicht auch für den freundlichen Fremden.
Die ältere Frau blieb stehen: "Du...du gehst sofort in unsere Hütte. Wie kannst du es wagen..." Mitsou gehorchte eilig. Ihre Mutter betrachtete den Fremden, der den Blick gelassen erwiderte. Sie erkannte an seinen Augen, dass der Unbekannte daran gewöhnt war, seinen Willen durchzusetzen, an Gehorsam und Respekt. Plötzlich erschien ihr ihre Idee, ihn maßregeln zu wollen, dass er es gewagt hatte sich ihrer jüngsten Tochter zu nähern, als nicht mehr so gelungen. In seinem Gürtel waren zwei Schwerter und sie wollte nicht unbedingt ausprobieren, wie gut er damit umgehen konnte. Überdies kam der andere Besucher von hinten auf sie zu. So kniete sie lieber höflich neben Yuri nieder: "Herr, ich weiß nicht, wie das ist, wo Ihr herkommt, aber bei uns schickt sich solch ein Verhalten nicht für ein Mädchen. Bitte, fordert sie nicht mehr dazu auf."
"Nun, es war andersherum." Ein Youkaiprinz log nicht.
"Wie bitte?....Was...wieso?"
"Sie sagte, ihr Vater, dein Mann, hätte ein Schiff, das uns auf die wilde Insel bringen könnte."
"Das ist wahr. Und darum..." Die Frau betrachtete ihn erneut. Nun ja, er sah wirklich gut aus. Attraktiv, ein Krieger, vermutlich adelig und reich...Sie konnte ihre Tochter schon verstehen. Er sah aus, wie man sich in so jungen Jahren einen Traumprinzen vorstellte. Sie hatte das auch einst getan. Und ihr Mädchentraum war immer unerfüllt geblieben. "Nun, Herr, wenn Ihr unser Schiff wollt....Ich verlange den gleichen Preis auch für mich."
Yuri starrte sie etwas fassungslos an, blickte dann ein wenig hilfesuchend zu seinem Fürsten. Sesshoumaru war stehen geblieben, wandte sich nun ab, um nachdrücklich das Dorf zu betrachten. In diese Sache hatte sich sein Cousin selbst geritten, nun sollte er auch zusehen, dass er da wieder rauskam. Und das Schiff benötigten sie nun einmal.
Das war auch dem Youkaiprinzen nur zu bewusst. Nun gut. Er hatte schließlich noch nie gehört, dass ein Youkai an einem einzigen Kuss gestorben wäre.
"Und morgen bekommen wir euer Schiff?" fragte er nur noch.
"Morgen wird euch mein Mann auf die wilde Insel bringen", versprach die Frau und schloss die Augen, reckte ihr Gesicht zu ihm.
Yuri opferte sich.
Inuyasha starrte auf das Meer hinaus, als ihn sein Begleiter ansprach: "Inuyasha-sama...das Zeichen?"
Er fuhr herum. Über die Kette von Spiegeln, die sie entlang der Küste errichtet hatten, liefen Lichter. " Piraten.....Das muss das Dorf Akatsuko sein. Erschaffe ein Dimensionsportal, Hiro, und bring uns hin."
Der Hundeyoukai war schon dabei. So stark der jüngere Halbbruder des Herrn der Hunde auch war - die Erschaffung eines solchen Portals war ihm offenkundig unmöglich. Er fasste die Hand des Hanyou. Dieser schloss die Augen. Als er sie wieder öffnete, standen sie auf einem Hügel an der Küste, gewiss drei Tagesreisen für Menschen von ihrem Ausgangspunkt entfernt.
Ein Mensch, der dort den Spiegel bewacht hatte, fuhr herum. Wie allen hier, war ihnen gesagt worden, dass sie einfach Alarm geben sollten - Hilfe würde kommen. Nun starrte er etwas entsetzt auf die beiden Neuankömmlinge.
Inuyasha ignorierte das: "Wo sind die Piraten? Schnell?"
"Äh...dort.." Der Mann deutete aufs Meer. "Ich erkannte drei Schiffe, mit Lichtern. Jetzt haben sie die Lampen gelöscht."
"Also wollen sie angreifen", konstatierte der Hanyou: "Handelsschiffe würden doch nicht ihre Lichter ausmachen."
"Sie würden vor allem ankern, Herr", sagte der Mensch vorsichtig. Das waren doch zwei Youkai? Sollte so die Hilfe aussehen? Irgendwie schien das mehr die Wahl zwischen Hammer und Amboss zu sein. Obwohl: diese beiden hier wirkten gar nicht so wie Monster.
"Da ist das Dorf. Los, Hiro. Ich will diese Mistkerle endlich erledigen!" Er rannte los und der Hundeyoukai folgte ihm. Ein wenig kopfschüttelnd ließ der Wächter den Spiegel zu Boden gleiten. Was auch immer folgen mochte - es wäre sicher wert, das anzusehen. Überdies müsste er die anderen Dorfbewohner wecken, damit die im Fall der Fälle fliehen konnten.
Hiro blieb etwas hinter Inuyasha, als der sich am Meeresstrand aufbaute, das legendäre Tessaiga zog. Die Klinge verbreiterte sich rasch. Der Hundeyoukai war mehr als neugierig, was das werden sollte. Er hatte den Prinzen schon im Training gegen Yuri-sama gesehen, aber noch nie in vollem Einsatz.
Inuyasha schloss die Augen, suchte die Witterung im Wind, der vom Ozean kam. Der Geruch nach ungewaschenen Menschen, alles Männern, Fisch und Holz. Die drei Schiffe kamen nebeneinander fahrend im Dunkel der Nacht auf die Küste zu. Ohne Licht...Komisch, dachte er. Die schienen sich hier sehr gut auszukennen. Aber das war egal. Dieser Angriff würde ihr letzter sein. Er hatte es mit Miroku genau ausgerechnet. Immerhin hatte ihm Sesshoumaru vertraut und er wollte sich nicht blamieren. Kagome hatte ihm auch versichert, dass er es schaffen würde. Er musste nur an die ganzen Menschenleichen denken, die er und seine Freunde in den Dörfern gesehen und begraben hatten, musste nur an Shiro denken, seinen Halbbruder, seinen Cousin, die irgendwo dort jenseits des Meeres in Schwierigkeiten steckten. Nein, es lag allein an ihm und er würde es schaffen.
"Tessaiga", flüsterte er: "Für die Menschen UND die Youkai!" Er spürte ein Beben, ein Pochen, wie eine Antwort, als habe das Schwert verstanden. Und er merkte, wie die Klinge selbst den Wind suchte, begierig schien, zuzuschlagen. Also dann:
"Kaze no kizu!"
In der nächtlichen Schwärze konnte es Hiro mehr riechen als sehen, dass die Macht der Windnarbe in das Meer raste, das Wasser rechts und links seitwärts drückte. Das mittlere der drei Schiffe hatte gerade eben noch gut zehn Meter Wasser unter dem Kiel gehabt - jetzt war da nur noch der Ozeanboden und es stürzte zum Entsetzen seiner Mannschaft in die Tiefe. Gleichzeitig hatte das weggedrückte Wasser riesige Wellen gebildet, die die anderen beiden Schiffe zum Kentern brachten, ehe das Meer wieder über dem mittleren Boot zusammenschlug.
"Nicht schlecht, Inuyasha-sama..." sagte Hiro automatisch: "Wie man es von Euch erwarten konnte."
Ups, dachte der Hanyou, der sich zwar langsam daran gewöhnte, dass ihn Hundeyoukai als Prinzen achteten, aber solche Komplimente von vollblütigen Youkai hatte er kaum je gehört.
"Die Piratenschiffe..." flüsterte es hinter ihm und er wurde sich bewusst, dass da auch die Dorfbewohner standen: "Einfach versenkt.....Da schwimmen welche...!"
Tatsächlich waren aus den gekenterten Schiffen und dem versenkten einige Piraten entkommen, die wohl mehr Glück gehabt hatten und auch tatsächlich schwimmen konnten. Sie kämpften sich nun durch den Sog der untergehenden Schiffe, auf das Land zu. Die Dorfbewohner liefen hin.
Inuyasha schob Tessaiga in die Scheide: "So. Keine Schiffe, keine Piraten, keine Überfälle." Er war stolz auf sich.
"Ja. Und nun sollen die Menschen die Menschen erschlagen." Hiro wandte sich ab.
"Hä?"
Er blickte sich erstaunt um: "Nun, diese Dorfbewohner erschlagen die Überlebenden, was erwartet Ihr?"
"Idioten!" Inuyasha rannte schon los. Ein paar gewaltige Sätze brachten ihn zwischen die Dorfbewohner und die Piraten, die matt an die Küste robbten, erschöpft liegen blieben, auch zu kraftlos, um sich zu wehren: "Hört sofort auf! Ich habe die Schiffe versenkt. Und ich entscheide auch über diese Männer. Klar?"
Die Menschen betrachteten ihn erstaunt. Aber sie hatten gesehen, was er mit einem einzigen Schlag seines Schwertes angerichtet hatte. So hielten sie es für klüger, zu schweigen.
Nur einer meinte: "Was soll das? Diese Mistkerle haben ganze Dörfer ausgerottet. Sollen wir sie dafür auch noch mit Blumen empfangen?!"
"Keh!" machte Inuyasha: "Wenn ihr sie hier umbringt, wenn sie sich nicht wehren können, seid ihr doch kein bisschen besser, als sie, oder? Nehmt ihnen die Waffen ab. Und dann sage ich euch, was ihr mit ihnen machen dürft." Er sah seitwärts. Wie er erwartet hatte, war Hiro ihm gefolgt: "Und du nimmst deine wahre Gestalt an."
Der Hundeyoukai gehorchte verwundert, was die Menschen beider Seiten nach Luft ringen ließ. Die Piraten wagten nicht, sich zu wehren. Woher hätten sie denn zuvor wissen sollen, dass dieses Dorf von solch mächtigen Youkai beschützt wurde? Es hatte doch geheißen, ihre Kollegen hätten die stärksten eingefangen. Und die Dörfler hielten es für besser, einem so mächtigen Krieger zu gehorchen, der einen Youkaihund an der Leine führte.
"Na also, geht doch." Inuyasha sah sich um: "So. Jetzt hört ihr mir mal alle gut zu. Es waren sieben Dörfer, die zerstört wurden, richtig? Sieben Dörfer, deren Äcker nicht bebaut werden und deren Fischgründe ungenutzt sind. In jedem Dorf, also auch in eurem, gibt es doch jüngere Söhne, die die Äcker ihres Vaters nicht erben können. Die sollen mit ihrer Familie in ein jetzt leeres Dorf gehen. Und aus anderen Orten auch. Und diese Piraten hier werden ihnen als Knechte bei dem Wideraufbau helfen. Falls da irgendetwas nicht klappt, darf Hiro euch fressen. Alles klar?"
Der Hundeyoukai würgte leicht bei der Vorstellung, einen Menschen fressen zu müssen, zumal einen der Piraten, aber er bemerkte sehr wohl das Zwinkern des Prinzen, das ihm galt.
Dieser fuhr fort: "Das könnt ihr auch in den anderen Dörfern sagen. Oh, und, wo der große Hund herkommt, gibt es noch mehr von der Sorte. Also macht keinen Ärger, ihr dämlichen Piraten."
Die Menschen beider Seiten beschlossen, keinen zu machen. Hiro war nicht gerade der mächtigste Hundeyoukai, aber seine Größe war trotzdem für sie beeindruckend - erst recht sein Gebiss. Nein, sie würden nichts tun, was dazu führen würde, dass ein Riesenhund sie jagte.
So meinte nur der Dorfvorsteher: "Nein, Herr. Wir werden Eurem Wunsch folgen. Selbstverständlich. Ohne Eure Hilfe wären auch wir schon tot. So stehen wir tief in Eurer Schuld. - Und Euer Einfall, unseren jüngeren Söhnen Land zu geben...aber meint Ihr, dass der Fürst Matsuda damit einverstanden ist?"
"Matsuda?" Für einen Augenblick war Inuyasha überrascht, ehe er den Namen einordnen konnte. Das war der menschliche Fürst hier: "Falls er fragt, sagt, es sei der Befehl des Regenten der westlichen Länder."
Die Dorfbewohner konnten mit dem Satz nichts anfangen, aber sie begriffen, dass dieser seltsam aussehende Junge vor ihnen wohl höherrangiger war, als selbst ihr Fürst. So warfen sie sich alle vorsorglich auf die Knie.
"Gut. Dann verschwinden wir. - Hiro...?"
Dieser verwandelte sich zurück, öffnete das Dimensionsportal. Keine Minute später waren nur noch die Dorfbewohner und die Piraten am Strand.
Der Morgen dämmerte über den Inseln von Le-chan-po. Die beiden Besucher hatten die ganze Nacht an dem Baum gelehnt verbracht, erst aufgesehen, als Männer mit Netzen voll Fisch in den Ort gekommen waren. Diese hatten die Gäste überrascht gemustert, sich aber dann ihrer Arbeit zugewandt.
Kurz darauf trat einer der Fischer zu den Besuchern, kniete höflich nieder: "Meine Frau sagte, Ihr wünscht ein Boot, das Euch zur wilden Insel bringen soll?"
"Ja", antwortete Yuri: "Wirst du das tun?"
"Nun, wenn Ihr es wünscht, edle Herren. Aber kein Mensch geht auf die wilde Insel. Dort leben fürchterliche Bestien."
"Wir fürchten sie nicht."
"Verzeiht, das meinte ich nicht...." Der Mann sah zu Boden: "Ich werde Euch dorthin bringen, aber nicht mit an Land gehen." Er hoffte, dass er etwas für seine Arbeit bekommen würde. Aber lieber keine Bezahlung als eine in Stahl - in Form eines Schwertes.
Der Youkaiprinz wusste das: "Nun gut. - Wenn du uns dort hingebracht hast, bekommst du das hier." Er zog eine Münze aus seinem Gürtel. In der Tasche dort trug er immer einige bei sich, für Fälle wie diesen, wenn er sich als Mensch ausgeben wollte. Von Youkai konnte er auch so fordern, was immer er wollte.
Der Mann starrte die Goldmünze an. Der Aufdruck erschien ihm fremd, aber Gold blieb Gold: "Herr...Ich werde Euch sicher dorthin bringen. - Mein Name ist Kogi."
"Nun gut, Kogi. Dann lass uns aufbrechen."
Die beiden Besucher erhoben sich und der Fischer war beeindruckt, mit welcher Eleganz und Geschmeidigkeit dies geschah. Er stand hastig ebenfalls auf: "Wenn Ihr mir folgen würdet..." Er wandte sich um und verließ sein Dorf. Seine Frau hatte ihm berichtet, dass diese Krieger zu dem mächtigen Dai Oya wollten, um ihm zu dienen. Dann waren sie wohl auch mutig und stark genug, mit den Bestien auf der wilden Insel fertig zu werden. Jedenfalls waren das keine einfachen Leute, da war er sicher. Und er nahm sich vor, Schweigen zu bewahren. Solche Personen von Rang anzusprechen wäre äußerst unhöflich.
Die Sonne zeigte an, dass es bereits Nachmittag wurde, als Kogi sein Fischerboot quer vor die Küste der wilden Insel brachte. Er hoffte, dass er den Rückweg schaffen würde, ehe es dunkel wurde.
Sesshoumaru betrachtete das Ufer. Dichter Urwald dehnte sich aus, auch über Hügel, Täler. Im Hintergrund erkannte er schroffe Berge, die diese Insel wohl nach Norden hin begrenzten. Sie mussten freilich weiter nach Westen. Er stand auf, sprang in das nur noch hüfthohe Wasser.
Yuri nahm die Goldmünze: "Hier, Kogi."
"Danke, edler Herr. Viel Glück, bei Eurem Unternehmen."
"Danke." Der Youkaiprinz sprang ebenfalls über Bord. Glück würden sie wirklich brauchen können.
Der Fischer drehte sofort ab. Auf seiner Insel liefen die wildesten Gerüchte über diese hier um, und er wollte bei Einbruch der Dunkelheit wieder in sicheren Gewässern sein. Überdies fühlte er die Müdigkeit. Er hatte seit gut vierzig Stunden nicht mehr geschlafen. Ein Stück entfernt wandte er noch einmal den Kopf. Die beiden Fremden verschwanden gerade im dichten Wald am Ufer.
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Das nächste Kapitel heisst: Izanagis Tempel.
Ein armes Schwein lernt zwei Hunde kennen. Und diese lernen, was das Sternjuwel eigentlich ist - und was vor fünftausend Jahren schief lief.
Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schick ich auch eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel on ist.
bye
hotep