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Hundeyoukai jenseits des Meeres

Die dritte Staffel
von

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Im Bann des Sternjuwels

Schön, dass trotz der Urlaubszeit so viele mitlesen!

Im nächsten Kapitel geht es um Shiro - und um Dai Oya. Ich habe ein Bild in die Charabeschreibung getan, was nicht unbedingt sein Aussehen, eher seinen reizenden Charakter widerspiegeln soll.
 

Viel Spass beim Lesen!
 

6. Im Bann des Sternjuwels
 

Shiro hatte gespürt, dass das Schiff anhielt. Die Geräusche verrieten ihr, dass sie wohl in einem Hafen angelegt hatten. Sie blickte auf. Sicher würden die Piraten sie nun bald holen, vom Schiff bringen. Endlich würde sie erfahren, wer sie hatte entführen lassen, und warum.

Die Tür wurde geöffnet. Der Kapitän kam mit einigen Männern herein. "Noch immer so kühl, meine Schöne?" Das klang spöttisch.

Was für ein Narr, dachte sie. Es gab doch nichts zu reden. Oder dachte er etwa, dass sie ihn anbetteln würde, sie laufen zu lassen?

Er fasste das Sternjuwel: "Das hier verhindert, dass du auf dumme Ideen kommst."

Das verhindert, dass ich mein Youki einsetzen kann, verbesserte sie in Gedanken sofort. Ohne Widerstand ließ sie sich aufziehen. Ein Mann löste ihre Fußfesseln, ein anderer befreite ihre Hände. Die Piraten wirkten etwas nervös. Befürchteten sie, sie würde sich wehren? Nun, vielleicht hätte sie einen oder zwei töten können, auch ohne Youki, aber was wäre dann? Hier im Schiff waren gewiss noch andere, von dem Hafen ganz zu schweigen. Und sie würde nie über das Meer entkommen können. Also war Widerstand zwecklos. Vielleicht ergab sich eine Gelegenheit, wenn sie mehr Informationen hatte.

Kurz darauf erkannte sie, warum man ihre Hände befreit hatte - nicht aus Nettigkeit. Eine Holzstange wurde in ihren Nacken gelegt, ihre Arme so darum, dass die Stange unter den Achseln durchlief. Dementsprechend wurden ihre Handgelenke wieder angebunden. Was das wohl werden sollte? Aber sie nahm an, dass die Piraten einen guten Grund hätten.

"Na, du kannst ja ganz brav sein", kommentierte der Kapitän die Regungslosigkeit seiner Gefangenen, schloss daraus, dass sie aufgegeben hatte, verzweifelt war. "Kommt, Männer." Er trug das Sternjuwel aus dem Raum.

Die vier Männer wollten Shiro anschubsen, aber sie ging schon freiwillig. Sie wollte sich nicht mehr als zwingend notwendig von Menschen, noch dazu männlichen, berühren lassen. Durch die Stange an ihrem Nacken musste sie quer durch die Tür gehen, aber sie folgte dem Kapitän. Dieses Sternjuwel...wenn es ihr gelang, es zu zerstören, sie wieder Zugriff auf ihr Youki hätte.... Das musste sie abwarten. Es würde gewiss eine Gelegenheit geben.

Sie erkannte vor sich den Ausgang aus dem Schiffsbauch, eine Planke, dahinter Häuser. Da der Kapitän dorthin ging, folgte sie ihm einfach. Er würde sie sicher zu seinem Auftraggeber bringen. Draußen am Kai blieb der Schiffsführer stehen, wartete, bis seine Männer sich um die Gefangene aufgebaut hatten.

Shiro sah sich um. Es war ein Ort mit Menschen, gut fünfhundert mochten hier leben. Einige waren auf der Strasse, starrten sie an. "Youkai!" sagte einer - nicht mit dem Unterton des Respekts oder der Furcht, den sie kannte, sondern eher gehässig. Was war hier nur los? Durch das Sternjuwel konnten diese Menschen doch gar keine Ahnung von der Macht eines Youkai haben.

Da sich der Kapitän wieder in Bewegung setzte, folgte sie ihm, umringt von den Wachen. Sie achtete aufmerksam auf alle Gerüche, alles, was sie entdecken konnte. Falls es eine Gelegenheit zur Flucht gab, müsste sie sie nutzen können. Schließlich waren hier nur Menschen. Sobald sie ihr Youki hätte, ginge es einfach. Aber dazu müsste sie erst das Sternjuwel zerstören...ein fataler Kreislauf. So dachte sie nicht mehr weiter darüber nach.
 

Sie erreichten ein Gebäude, bei dem es sich eindeutig um ein Schloss handelte, sicher den Sitz des Herrn der Insel. Ihre Wächter schlossen sich enger um sie. Was fürchteten sie? Sie etwa? Was sollte sie ohne ihre Energie schon tun? Aber nun gut, Sesshoumaru war ihnen ja auch entkommen.

Sie betraten die große Haupthalle.
 

Und Shiro erstickte fast an ihrem eigenen Atem. Auf dem Platz des Hausherrn saß eine dunkle Gestalt in einem schwarzen Kimono, eine Kapuze über dem Kopf. Das Gesicht wurde von einer Maske bedeckt, die sie von menschlichen Theaterstücken kannte, eine No- Maske. Aber was sie so erschreckte, war die Aura, die der Fremde ausstrahlte. Sie war eine Youkai, ein Wesen der dunklen Seite der Magie. Aber nie zuvor hatte sie so eine kalte Boshaftigkeit gespürt, etwas, das namenloses Böses war. Youkai waren nicht gut oder böse, ebenso wie Götter, da sie sich menschlichen Maßstäben entzogen. Sie waren hell oder dunkel als die beiden Seiten der Magie, der Macht, die seit Anbeginn der Zeiten existierte. Und sie handelten, wie sie es für richtig hielten. Aber das da...Ihre Nase verriet ihr, dass es sich um etwas Menschliches handeln musste - jedoch ihre anderen Sinne zeigten ihr an, dass es kein Mensch war.

Der Kapitän verneigte sich: "Ich bringe Euch meine Beute, edler Dai Oya, mein ehrenwerter Fürst."

Dai Oya? Shiro betrachtete nochmals die Gestalt, ehe ihr etwas seitwärts, neben dem Hausherrn auffiel. Erneut weiteten sich ihre Augen. Dort stand das eigentliche Sternjuwel. Es mochte gut drei Meter im Durchmesser haben. Der Kapitän trug sein Exemplar dorthin, setzte es ein. Es verschmolz sofort wieder mit dem eigentlichen Sternjuwel. Wenn so ein kleines Stück schon solche Wirkung hatte, dann musste der große Stein den Einsatz von Youki auf der gesamten Insel verhindern. Das würde sicher sehr schwer werden, sie hier zu befreien.

Sie fühlte sich in die Knie gestoßen. Zwei Männer fassten die Stange und drückten sie so vor, so dass sie vor diesem Dai Oya nicht nur knien musste, sondern mit der Stirn den Boden berührte. Eine ungemein erniedrigende Haltung für eine Youkaifürstin vor einem Menschen.

"Ein hübsches Kind", sagte der Fürst: "Aber doch keine Youkai...doch. Die Hände, die Ohren...Dennoch spüre ich kein Youki. Lasst sie sich aufrichten."

Die Männer gehorchten. Shiro blickte auf. Was war dieser Dai Oya? Ein einfacher Mensch? Warum konnte er dann Youki spüren, bzw. spüren, dass sie es unterdrückte?

Er stand auf, kam zu ihr, und trotz ihrer gewöhnlichen Selbstbeherrschung überlief sie ein Schauder. Er war kein Mensch. Unter seinem Kimono bewegten sich keine Füße, eher etwas wie nebelige Schwärze. Und sein Geruch war so bedrohlich, dass ihr fast übel wurde. Er betrachtete sie, das wusste sie, auch wenn die Maske sein Gesicht ganz verbarg.

"Eine Youkai, die ihr Youki vollständig verbergen kann...und das in so jungen Jahren. Die Kleidung ist kostbar...Eine hochrangige Youkaiprinzessin, nicht wahr? Oder eher Fürstin, denn dein Kimono ist der einer verheirateten Frau. - Du hast mir da etwas sehr Interessantes mitgebracht, Kapitän."

"Es freut mich, Euch dienen zu dürfen." Der Angesprochene verneigte sich.

"Du bist stark, Prinzessin, nicht wahr? Vielleicht wird dein Youki ausreichen, mir endlich genug Energie bringen, damit ich meinen Körper zurückbekommen kann."

Ihr Youki, damit er seinen Körper...Shiro weigerte sich, weiter zu denken. Das klang mehr als merkwürdig. War dieser Dai Oya etwa verrückt? Aber er war kein Mensch - und doch einer. Hatte er irgendwie bei einem magischen Unfall seinen Körper verloren? Aber was wollte er mit ihrem Youki?

Langsam fuhr er fort: "Ja, im Augenblick unterdrückst du deine Macht vollständig. Aber ich werde dich zwingen, sie zu zeigen. Du wirst davon allerdings nichts haben, denn das Sternjuwel verhindert den Gebrauch von Youki. Und dann werde ich Stück um Stück deine dämonische Energie aus dir herausholen, bis auf das kleinste bisschen. Vielleicht genügt das... Ich werde mir keinen Fehler leisten. Siehst du dort?"

Unwillkürlich drehte sie den Kopf, ignorierte die Stange in ihrem Nacken. Zum dritten Mal in kürzester Zeit benötigte sie ihre vollständige Selbstbeherrschung. Nichts in ihrem Leben hatte sie je auf einen solchen Anblick vorbereitet.
 

An der rechten Seite der Haupthalle befand sich ein seltsames Gebilde. Sie erkannte daran einen Glasbehälter, der zu Dreivierteln mit etwas Weißem angefüllt war. Und sie verstand, dass es sich um Youki handeln musste, auch, wenn sie bislang noch nie so etwas erblickt hatte. Von diesem Ding aus liefen Schläuche, - oder waren es Fäden? -, weiter an die Wand. Und dort hing etwas, das sie nur noch mit Mühe als männlichen Youkai identifizieren konnte. Sie rang unwillkürlich nach Atem. Nie zuvor hatte sie sich auch nur vorstellen können, das denkende Lebewesen mit einem anderen derartig verfahren würden.

Jetzt begriff sie, was Dai Oya vorhatte, was auch auf sie warten würde. Mühsam nahm sie sich zusammen. Als sie zu dem Magier blickte, war ihr Gesicht wieder ruhig. "Soviel Aufwand für einen menschlichen Körper?" Das klang sachlich. Noch war es nicht soweit und vielleicht....ja, vielleicht geschah auch etwas ganz anderes.

"Du verdammtes..." brachte der Kapitän hervor, aber Dai Oya hob etwas die Hand.

Jetzt bemerkte Shiro, dass er auch Handschuhe trug. Anscheinend wollte er verbergen, wie er nun aussah.

"Lass. Unsere Prinzessin hier ist anscheinend die Selbstbeherrschung in Person. Oder weißt du nicht, was dort passiert?"

"Ich kann es mir denken."

"Ich erkläre es dir trotzdem, meine Schöne." Er musterte sie: "Es ist bei dir fast schade, wenn man bedenkt, dass das alles kaputt gemacht werden wird...du bist wirklich ein hübscher Anblick. - Nun, jeder Youkai hat Youki. Die Mächtigen von euch verstecken es gern, zumal, wenn sie hierher kommen. Aber eure Körper haben einen Überlebenswillen. Und das mache ich mir zunutze. Jeder Youkai, den mir meine treuen Untertanen bringen, wird dort an dieses Brett gebunden, mit meiner Schöpfung verbunden. Und dann gehen meine Henker her und fügen euch Verletzungen zu. Nicht arge, und da euer Schmerzempfinden anders ist, als das von Menschen, wird es dir zunächst nicht einmal wehtun. Aber dein Körper wird auf die Verletzung reagieren, Youki ausschütten. Das Sternjuwel verhindert, dass du diese Energie einsetzen kannst, aber sie entsteht unwillkürlich in dir. Und dann wird meine kleine Schöpfung dir dein Youki absaugen, das soeben entstanden ist. Und so geht es immer weiter. Natürlich werden die Verletzungen irgendwann schwerer werden müssen, da du weniger Youki erzeugen kannst, aber so wird dir allmählich alle Energie abgenommen, die du produzieren kannst. Und ich bin sicher, du kannst sehr viel davon herstellen. Am Schluss ist es immer nur die Frage, an was der Youkai hier stirbt: den schweren Verletzungen oder dem Entzug des Youki." Er betrachtete seine Gefangene. Ihre grünen Augen schienen noch immer ruhig zu sein. War sie zu dumm, um sich vorstellen zu können, was das für sie heißen würde? "So stark, wie du bist, wirst du sicher drei Wochen brauchen, um zu sterben." Er betrachtete sie genau. Nur etwas wie ein Schatten schien durch ihre Augen zu ziehen, dann waren sie ruhig wie zuvor. Da gab es noch keine Angst in diesem Geist. "Es ist bedauerlich, dass euch ihr Gefährte entkam. Bei Hundeyoukai ist der männliche Partner stets stärker als der weibliche. Sein Youki hätte sicher gereicht, und ich hätte die Schönheit hier behalten können. Nun, man kann nicht alles haben. Ich werde meine Berechnungen vervollkommnen, die Sternkonstellationen auskundschaften. Noch nie war ich so nahe am Erfolg. Und dein Youki, meine Prinzessin, wird es wohl schaffen. Bringt sie in den Keller. Ich will mir bei ihr keinen Fehler leisten. Endlich, nach fünftausend Jahren..."

Das flüsterte er nur, aber Shiro hatte es gehört.

Nach fünftausend Jahren? So alt war dieser Mensch, nein, dieses Wesen schon? Und was war damals passiert, das ihm den Körper genommen hatte? Aber letztlich war das gleich. Er wollte ihr Youki, weil er annahm, dann wieder einen Körper bekommen zu können. Warum auch immer er das glaubte. Sie würde ihn kaum vom Gegenteil überzeugen können, zumal sie zugeben musste, dass sie keine Ahnung hatte, ob das nicht doch irgendwie möglich war. Immerhin besaß er dieses ominöse Sternjuwel, woher auch immer es kommen mochte. Und das war nichts, von dem sie je auch nur Gerüchte gehört hatte.

Die Männer zogen die Stange empor. Sie musste rasch aufstehen, da sie sich nicht die Schultern ausrenken lassen wollte. Die Schwertwunde in ihrem Oberschenkel war auch noch nicht verheilt. Ohne Einsatz von Youki dauerte ein Genesungsprozess einfach. Der Kapitän lächelte sie zynisch an, als er an ihr vorbeiging. Ganz offenkundig amüsierte er sich, dass sie hier gefangen war, in der Falle saß. Warum nur? Auch die Menschen in dem Ort hatten sich gefreut, eine Youkai gefangen zu sehen. Sie ließ sich durch lange Gänge führen.

Endlich blieb der Kapitän stehen:

"Nehmt ihr die Stange ab." Seine Männer gehorchten, während er sich bückte, einen Stein am Boden beiseite schob: "So, Prinzessin. Du solltest dort hinunter springen, wenn du nicht willst, dass wir dich stoßen."

Das hätte bedeutet, dass sie sich leicht etwas brechen würde. Und ohne Youki wäre das fatal. Dementsprechend trat Shiro an den Rand des Lochs. Unter ihr war ein Raum zu erkennen, Steinboden, aber sicher gut drei Meter tiefer. Für gewöhnlich kein Sprung, der sie erschreckt hätte, aber so war das deutlich schwieriger. Sie war zu vorsichtig, als dass sie sich nicht an den Rand des Loches gesetzt hätte, um sich hinunter gleiten zu lassen. Wieder ärgerte sie sie darüber, dass sie den kostbaren, zwölflagigen Kimono einer Fürstin trug. Männerkleidung war für solche Abenteuer praktischer. Aber das half nichts, sie trug nun einmal dies. So rutschte sie vor und sprang hinab.

"Wie brav so eine Youkaiprinzessin doch sein kann", meinte der Kapitän höhnisch und warf noch etwas zu ihr hinunter: "Hier. Zieh das an. Wenn du nicht in einer halben Stunde umgezogen bist, werden wir dich ausziehen."

"Eine Frage habe ich, Kapitän."

"Ach? Brauchst du mal Wasser?"

"Warum hasst ihr Menschen dieser Insel Youkai?"

"Ihr seid das Böse in Person." Das klang fast überrascht: "Weißt du nicht, dass ihr schuld am Untergang dieser Insel tragt? Einst war das hier eine große Insel im Glück. Youkai haben sie zerstört."

Youkai? Shiro verstand das nicht. Selbst für mächtige Youkai, sogar, wenn ihre Familie zusammenarbeitete, würde es kaum schaffen sein, eine so große Insel zu zerstören. Abgesehen davon, dass sie es gar nicht wollen würden, weil sie keinerlei Nutzen davon hätten. Sie wollte noch fragen, aber der Stein wurde über die Öffnung geschoben. Da es dennoch nur dämmerig im Raum war, blickte sie sich um. An einer Wand oben war eine kleine Lücke, die Tageslicht hindurch ließ. Sonst gab es keinerlei Einrichtung.

Sie bückte sich, hob das Kleidungsstück auf, das sie nun tragen sollte. Es war ein recht kurzer, einfacher Kimono. Zumindest dachte sie das zunächst. Sie fand es passend für eine Gefangene, und vermutlich sah das Dai Oya genauso. Da sie keine Wahl hatte, zog sie sich um. Erst dann erkannte sie, dass dieses neue Kleid anders war. Es reichte ihr nur bis zur Mitte der Oberschenkel, war fast schockierend kurz. Sie hatte außer Inuyashas miko, dieser Kagome, noch nie ein Mädchen, eine Frau mit einem so kurzen Rock gesehen. Aber immerhin, Kagome trug solche Kleidung und hatte gesagt, dies sei in ihrer Epoche durchaus üblich. Vielleicht war es das auf dieser Insel auch. Sie konnte sich nicht erinnern, Frauen auf der Strasse gesehen zu haben, so dass ihr der Vergleich fehlte. Und auch ihre Arme waren unbedeckt, wurde das Kleid doch nur von zwei Spangen an den Schultern gehalten. Ganz eindeutig wollten diese Menschen ihr durch ein solches Gewand klarmachen, dass sie keine Prinzessin, keine Fürstin mehr war, sondern nichts als eine, ihnen ausgelieferte Gefangene. Shiro dachte mit etwas Zynismus, dass sie ihnen fast dankbar sein musste, ihr überhaupt noch etwas zum Anziehen gegeben zu haben. Aber auch das hätte ihr weit weniger ausgemacht als es bei einer Menschenfrau der Fall gewesen wäre. Immerhin war sie eine Hundeyoukai und in ihrer wahren Form trug sie auch keine Kleidung. So gesehen, war der psychologische Druck, den dieses Minikleid auf sie ausüben sollte, nicht vorhanden. Sie setzte sich an die Wand, lehnte sich dagegen. Sie konnte nichts tun, als sich darauf zu verlassen, dass ihre Familie sie nicht im Stich lassen würde. Und weil dieser Dai Oya etwas von Sternkonstellationen gesagt hatte, von Berechnungen, schien es auf einen bestimmten Stichtag anzukommen. So dürfte sie eine Gnadenfrist bekommen zu haben, in der ihre Familie sie finden konnte.
 

Nach genau einer halben Stunde wurde oben der Stein beiseite geschoben, ein Korb heruntergelassen.

"Leg deinen Kimono hinein", befahl jemand.

Shiro gehorchte. Sie verspürte nicht die mindeste Lust, sich irgendwelchen Sanktionen auszusetzen, die diese verrückten Menschen sicher gegen sie verhängen würden. Aus irgendeinem Grund hatten sie keine Ahnung von Youkai, hassten sie aber. Das war unlogisch und sehr emotional, eigentlich sehr menschlich, wenn sie das so recht bedachte.

Der Korb wurde emporgezogen, der Stein ohne weiteres Wort wieder über die Öffnung gelegt.

So setzte sie sich wieder, lehnte sich gegen die Wand. Es gab nichts, was sie tun konnte. Sie war hier gefangen, und ohne Youki konnte sie daran auch kaum etwas ändern. Ihre einzige Hoffnung war, dass ihre Gefährte und ihr Bruder sie nie im Stich lassen würden. Aber gewiss würden sie Zeit brauchen, um diese Insel hier zu finden, sich dann ohne Youki zu orientieren, das Sternjuwel gar zu zerstören. Wäre das geschafft, könnten sie alle wieder Dämonenenergie einsetzen, und dann sollte dieser Dai Oya sich vorsehen.

Zeit.

Ja, sie konnte nur hoffen, dass die Berechnungen möglichst lange dauern würden. Und dann....Sie dachte nach. Sie hatte schon einmal Zugang zu der Quelle ihres Youki gefunden, war schon einmal in dem seltsamen Land ihrer eigenen Seele gewesen. Wenn es ihr gelang, zu verhindern, dass die Quelle bei jeder Verletzung das volle Youki aussandte...das könnte gehen. Je weniger Energie ihr dieser Dai Oya auf einmal abzapfen konnte, umso länger würde es dauern, bis sie tot war. Ihr war klar, dass der Versuch, Zeit gewinnen zu wollen, ein äußerst schmerzhafter werden konnte, und vielleicht am Ende nichts bringen würde, aber das Spiel um Zeit war der einzige Weg, den sie sah, um ihrer Familie die Möglichkeit zu verschaffen, sie doch noch zu finden und herauszuholen.
 

In dem Menschendorf lehnten die beiden Hundeyoukai abseits an einem großen Baum, der neben der Hütte des Schamanen stand. Die Dörfler waren froh, dass die beiden vornehmen Herren nichts von ihnen wollten, keine Befehle erteilten, sondern einfach nur auf die Rückkehr der Fischer und deren Boote zu warten schienen. Auf ihrer Insel gab es keine Adeligen, aber sie alle hatten Märchen, Geschichten von früher oder fernen Ländern gehört, über vornehme Gebieter, die sich gegenüber armen Dörflern so einiges herausgenommen hatten. Aber Legenden und Wirklichkeit waren wohl zumindest in diesem Fall etwas anderes. Wie sehr wären die Bauern erschrocken, hätten sie erfasst, dass es sich nicht nur um adelige Menschen, sondern Youkai höchsten Ranges handelte. In ihren Geschichten waren dies Wesen des absolut Bösen.
 

Yuri blickte an sich hinab, betrachtete die beiden Schwerter, die er im Gürtel trug, sein eigenes und Shiros Daketsaiga. Er wusste, dass er es nicht führen konnte, beinhaltete die Klinge doch den Fangzahn seiner Cousine und den des Herrn der Hunde. Es war Sesshoumarus Morgengabe an seine Gefährtin. Er sah seitwärts. "Darf ich dir eine Frage stellen, Taishou?"

Der drehte ihm den Kopf zu.

Yuri empfand das als Bejahung: "Versteh mich bitte nicht falsch, mein Fürst. Ich will das Schwert nicht führen. Aber ich habe gegen Shiro schon trainiert. Und dennoch ist mir die Wirkungsweise von Daketsaiga noch immer ein Rätsel. Die Klinge nimmt das Youki des Angreifers auf?"

"Ja."

"Aber sie reflektiert es auch?"

"Ja. - Shiros eigene Kampftechnik ist die Reflexion, die Verteidigung."

"Aber dennoch ist da noch etwas anderes. Sie meinte, dass läge an deinem Fangzahn. Nun, ihr Schwert heißt ja auch die Vereinigung der Fangzähne."

"In der Tat." Sesshoumaru dachte kurz nach. Aber wer wusste schon, was vor ihnen lag und es mochte sein, dass es einmal lebensnotwendig sein würde, wüsste Yuri, was Shiro konnte - und was nicht. "Kennst du Inuyashas Technik des Bakuryuuha?"

"Ja, gewiss, ich habe schon gegen ihn trainiert. Tessaiga erzeugt ein kaze no kizu, übernimmt die Energie des Gegners und schleudert diese auf ihn zurück, mitsamt der Windnarbe. - Ah, geht das bei Shiro so ähnlich?"

"Ja. Ihr Youki reflektiert den Angriff. Das konnte sie mit jedem Schwert. Zugleich aber nimmt Daketsaiga auch die Energie des Gegners in sich auf, verbindet sie mit sich. Der Angreifer bekommt also nicht nur seinen eigenen Angriff zurückgeschleudert, sondern zusätzlich Shiros Youki. Je stärker der Gegner, desto stärker die Reflexion. Aber nach wie vor kann sie nicht selbst direkt angreifen. Sie kann nur zurückweisen und aus dieser Abwehr angreifen." Er fügte nicht hinzu, dass er selbst sicher war, auch durch diese, ihre Verteidigung zu kommen. Sein eigener Fangzahn in der Klinge würde ihm das ermöglichen.

"Das mag ein Hindernis ein, " murmelte der Youkaiprinz. "Aber andererseits auch ein Vorteil. Wir werden sehen."

Das werden wir, dachte Sesshoumaru.
 

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Arme Shiro. Immerhin hat sie etwas Frist gewonnen.
 

Im nächsten Kapitel lernt Yuri, warum ein Flirt mit einem Menschenmädchen eine dämliche Idee sein kann. Und ein paar Piraten lernen, warum man kein Dorf überfallen sollte, wenn ein Junge mit langen weißen Haaren und einem überdimensioniertem Schwert vor einem steht...
 

Wer so nett ist, mit einen Kommentar zu hinterlassen, dem schicke ich auch eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von:  Teilchenzoo
2006-01-21T22:11:00+00:00 21.01.2006 23:11
Oh je ... das sind schlimme Aussichten für Shiro ... warum eigentlich immer sie?! Meine arme Shiro-hime ... und dieser widerliche Kapitän!! Ekelhafter Typ ...
Und Dai Oya ... nun, der ist auf eine andere Weise ekelhaft ... uaaah ... gruselig. Dem möchte ich nicht ihm Dunkeln begegnen ... aber trotz allem ... er ist mir sympathischer als der Kapitän. Nicht, dass ich ihn mag, aber dieser menschliche Abschaum da ist mir einfach noch mehr zuwider.
Dass Shiro die Quelle ihres Youki kennt, ist wirklich ein Vorteil, aber dafür wird sie länger leiden müssen ... hoffentlich beeilen sich ihre Retter!!

Bye bye neko
Von:  Lizard
2006-01-13T17:19:48+00:00 13.01.2006 18:19
Bescheibungen mal wieder 1a! Da hat es bestimmt mehrere Leser gegruselt. Und offensichtlich und endlich, endlich kam eine gewisse Assoziation, die ich mal zu Dai Oya hatte, nicht mehr auf.^^ Diesen unheimlichen, grausigen Magier hast du also sehr gut rüber gebracht. Shiro kann einem nur noch leid tun. Besonders widerlich ist die Vorstellung, dass Dai Oya Shiro gern "behalten" hätte, hätte er Sesshoumaru auch noch in die Finger bekommen.
Ekliger Typ!
Sesshoumaru und Yuri möchte ich am liebsten anschubsen oder ihnen irgendwie helfen, dass sie schneller sind. Ich will gar nicht daran denken, was da noch alles auf die arme Hundeyoukai wartet.
Ach ja, da fällt mir noch ein. Kannst du mir das Bild von Dai Oya aus deiner Charabeschreibung noch schicken. das ist so toll. Und ich sammle ja immer schöne Bilder als Anregung.
Von:  Haniel
2006-01-07T12:10:03+00:00 07.01.2006 13:10
oje da scheint shiro ganz schön in der klemme zu stecken. naja wenigstens muss sie jetzt nicht mehr diese unbequemen kimono tragen, ihr 'kleid' erinnert mich irgendwie an eine tunika der alten römer...frag mich nicht wie ich jetzt drauf gekommen bin *g*
dai oya ist jetzt endlich aufgetaucht und wir lernen ihn kennen. eine ziemlich furchteinregende figur muss ich gestehen, mit der no-maske und seiner aussprache *zitter* dem muss wirklich einiges mitgespielt haben, dass er so geworden ist. es wird sicher auch einen grund für seine maske geben *im phsychologiebuch stöber*
Von:  SeiyaDarkside
2006-01-04T01:04:38+00:00 04.01.2006 02:04
Klasse Kapitel. Ist wieder toll geschrieben und spannend.
Ich reu mich schon auf den nächsten Teil-

Lieben Gruß
kisu

Seiya (^^)V *wink*
Von: abgemeldet
2006-01-03T21:32:54+00:00 03.01.2006 22:32
klasse Kapitel
Irgendwie leide ich total mit Shiro, die wird ja in einiger Zeit einiges durchmachen müssen. Bin total gespannt wie es weiter geht.
Schreibst du mir bitte ne Ens wenns weiter geht.
Babsy88
Von: abgemeldet
2006-01-03T00:43:59+00:00 03.01.2006 01:43
Shiro geht es dann ja noch relativ gut.. fragt sich nur, wie lange es noch bis zu dem Stichtag dauert... und wie lange, bis die beiden anderen bei ihr sind.

*seufz* Nun muss ich wohl erstmal wieder warten, bis das nächste Kapitel kommt, was? War gerade so schön am Lesen ;)
Hoffe daher es geht sehr rasch weiter,
Gruß, Jenny
Von: abgemeldet
2006-01-02T12:23:21+00:00 02.01.2006 13:23
Shiros selbsbeherrschung ist echt der Wahnsinn!! Ich hätte diesen fünftausend Jahre alten Trottel eine geklebt, dass er nicht mehr ob er männlein oder weiblein ist!! ÒoÓ
Ich hoffe du lässt ihn den qualvollsten Tod sterben! Oder am besten so wie die armen Youkai vor Shiro!!

Und in nächsten Kapitel hat Yuri also ein Erlebniss mit einer Dorfschönheit? Ich glaub, ich weiß welches XDDDDDD

GLG Kiara-_-_-chan
Von:  Sesshoumaru-sama
2006-01-01T16:24:27+00:00 01.01.2006 17:24
Über Innenarchitektur kann man sich vortrefflich streiten. Ich persönlich würde ja gerne ein paar Inu-Hanyou-Ohren in den Flur vor meinem Schlafgemach nageln lassen. Wieso also nicht ein Häufchen Dämon an der Wand? *ggg*

Zudem bin ich nachwievor der Meinung, daß dieser Yuri eindeutig viel zu boniert ist, von diesem seltsamen Inselvolk mal abgesehen - (erinnerm mich stark an Engländer)...

Wo soll das noch hinführen.... *sich vermisst*
Sesshoumaru-sama, Lord of the Western Lands
GVD
Von:  Lothiril
2005-12-31T20:01:38+00:00 31.12.2005 21:01
Arme Shiro, aber wirklich... es is immer depremierend, wenn jemand wie sie so brav solchen Befehlen folgen muss...

Dai Oya mag ich nicht, aber diesen Kaptain genauso wenig... wenn Shiro frei ist, hoffe ich, dass es ihr vergönnt sein wird, ihn eigenhändig zu zerstückeln...

Wenn das zeitgleich passiert und Dai Oya noch irgendwelche Sternchen berechnen muss, dann haben sie aber gute Chancen würd ich sagen, immerhin sind Sesshoumaru und Yuri ja schon auf Insel Nummer 1. ^^

Ich wünsch dir noch ein frohes neues Jahr. =)
Lg,
Lothy
Von:  RoseMalfoy
2005-12-31T16:44:41+00:00 31.12.2005 17:44
Hey du!
Das Kapitel war toll.
Am besten hat mir die Kurzbeschreibung für das nächste Kapitel gefallen. Also Yuri wird mir immer simpatischer.*lach*
Ich freu mich schon auf Inu Yasha.
Mach weiter so!

Liebe Grüße Tessa


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