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Dunkle Nächte

Wenn das Schicksal zuschlägt...
von

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Ein vergeblicher Versuch

Kapitel 32

Ein vergeblicher Versuch
 

Sein Blick lag noch immer auf der leuchtenden Stadt, als Kaiba zu ihm trat. “Is everything ok?” Fragte er beinahe einfühlsam und bemerkte den abwesenden Blick des Blonden. “Yes… yes I think… everything is ok….” Stammelte er und schien den Mann nicht wirklich wahrzunehmen. Er konnte den Blick nicht von der Stadt nehmen, die unter ihnen lag. Von hier aus waren die Lichter in all ihren Farben und Formen zu erkennen, die aus einem schwarzen Meer zu ihnen hinauf funkelten. “Do you see the lights?” Fragte er mit einem Mal und schien die Antwort ebenso wenig zu hören, wie die Frage Kamils, ob es ihm gut ginge. „Erinnerst du dich noch an das Gespräch im Flugzeug? Genau darum geht es. Dieses Meer aus Lichtern ist das beste Sinnbild, welches ich in meinem gesamten Leben gesehen habe. Das einzige, was von hier oben zu sehen ist, sind die Lichter, die funkelnden, strahlenden Lichter. Keine Menschen, kein Leben, nur die ewig leuchtenden Lichter. Der Blick von hier oben verrät nicht, wie viel Arbeit hinter all dem steckt. Da unten wimmelt es an Menschen, die alles tun, damit hier oben die Dinge so sind, wie sie sind. Sie schuften, rennen, hetzen, Tag für Tag. Sie beginnen in der Früh und hören erst spät in der Nacht damit auf. Sie geben alles, nur in dem Wunsch, dass sie Morgen wieder eine Arbeit haben werden. Nur in der Hoffnung, dass dieses System sie weiter trägt. Es geht nicht darum, dass sie etwas Großes erreichen könnten, das ist nur ein flüchtiger Traum, wenn sie den Blick Richtung Himmel heben. Denn alles, alles was sie hier sehen können sind die Lichter der Türme. Wie die Sterne unter dem Himmel, sind es nur Lichter. Ebenso sind es keine Menschen. Wie auch? Sie sehen ja nur das strahlende Licht, sie sind viel zu weit weg von dem hier, um etwas anderes zu sehen. Also bleibt ihnen nur ihre Vorstellung. Wie mögen die Menschen sein, die sich hier hinter verbergen? Vermutungen, die sich aus Wut, Angst und Sehnsucht zusammenschustern und am Ende ein Zerrbild der Wirklichkeit darstellen. Sie werden vielleicht niemals einen Fuß in ein solches Leben setzen und so bleibt ihnen nur der Ärger und die Verzweiflung, wenn sie den Blick heben.“ Er machte eine kurze Pause und legte dann den Kopf etwas schief.

„Doch was bleibt von hier oben? Am Ende ist es das gleiche Spiel. Niemand sieht die Menschen dort unten und es wird vergessen, was alles geschehen muss, damit dieser Luxus hier oben existieren kann. Am Ende bleiben nur die Lichter und die Menschlichkeit geht verloren. Keiner sieht mehr den anderen und niemand glaubt, dass der Unterschied zwischen ihnen vielleicht gar nicht so groß ist. Wir haben nur noch unsere eigenen Vorstellungen vom dem, was sich hinter dem Licht verbirgt. Wie soll also die Gesellschaft eins sein, wenn wir sie so trennen? Wie soll denn der Wert einer Arbeit geschätzt werden, wenn sie selbst hinter dem Licht verschwindet? Ich verstehe nicht ganz, warum all das hier nötig ist. Wenn ich einen Ort wie diesen betrete, dann denke ich über all die Arbeit nach, die es für die Erschaffung bedurfte: die Materialien, die Schwierigkeit, all das Gold aufzutragen, all die kleinen Stränge der Vorhänge auseinander zu halten, all die Stunden Arbeit, Training, die es kostet, so ein guter Barkeeper zu sein. Ich weiß, wie es ist, die Tablette zu tragen, die Tische im gleichen Zug abzuwischen und auch noch die Bestellung dabei aufzunehmen. Alles in einer Balance zu halten und dann auch noch freundlich zu lächeln, obwohl der eigene Körper eigentlich schon längst um Ruhe fleht. Ich glaube, dass es kein grausameres Bild gibt, als dieses hier. Diese tausend Lichter, die verräterisch funkeln und so tun, als wären sie unschuldig, obwohl sie die Sünde einer ganzen Gesellschaft darstellen.“
 

Für einen Moment war Seto überfordert. Er starrte den blonden Mann mit seinen eisblauen Augen an und versuchte zu verstehen, wie tiefgreifend die Worte waren, die Joey von sich gab. Sein Blick fiel aus dem Fenster hinunter in das leuchtende Meer und ihm wurde bewusst, wie sehr dieser Mann recht hatte. Für ihn waren es alles Gegebenheiten. Er erwartete diese Dinge. Er sah nicht den Menschen hinter der Arbeit. Für ihn war es entscheidend, dass diese Arbeit erledigt wurde und wenn sich dabei ein Fehler ergab, dann war das nicht tolerierbar. Es war Kamil, der ihn sanft am Oberarm berührte und fragend anblickte. Er hatte kein Wort verstanden und so beugte sich der Brünette zu ihm hinüber, um die Aussage so gut es ging zu übersetzen. Er nutze dabei die arabische Sprache und noch während er sprach, sah der dunkelhäutige Mann zum Fenster zurück. Er schien erstaunt und verwirrt zugleich zu sein. Es waren Aspekte, über die er noch nie in seinem Leben nachgedacht hatte. Mit großen Augen starrte er auf den Rücken des Blonden und begriff, dass er ihm nie eine solche philosophische Tiefe zugetraut hatte.
 

“Shit!” Fluchte dieser mit einem Mal und verwirrt sahen die beiden Männer ihn an. “I am such an Idiot!” Ertönte plötzlich und mit einem etwas verwirrten Ausdruck trat Seto näher. “What happened? Is everything ok?” Fragte er ruhig und die honigbraunen Augen sahen ihn plötzlich groß an. “No, look at this!” Er deutete auf die Fensterscheibe, auf der ein sichtbarer Abdruck seiner Hand zu erkennen war. “I hate people, how need to touch everything, especially glass! Why I have to touch it? Look at this fingerprint!” Gab er mürrisch von sich und Kaiba betrachtete ihn verwirrt. Dann sah er zu der Fensterscheibe und musste dem jungen Mann Recht geben. Es war sein Fingerabdruck, nein, sein gesamter Handabdruck dort zu erkennen. Der Firmenführer schüttelte mit einem schiefen Grinsen den Kopf und Kamil reichte dem Blonden ein seidenes Taschentuch mit einem hübsch gestickten Ornament. “If you want to clean up this mess...” Meinte er ruhig und für einen Moment blickten ihn die honigbraunen Augen an. Er konnte dem Gesicht deutlich ansehen, wie Joey am Überlegen war. Er schien die Situation abzuwägen, ob das Taschentuch so eine Behandlung verdient hatte. “No, thank you very much, but no...” Joey schüttelte den Kopf und drehte sich vom Fester weg. Er wollte sich keine weiteren Gedanken darüber machen.

“Ok, you two wanted to drink something!” Begann er und deutete auf einen der kleinen Tische am Fenster, der gerade leer geworden war. “We should sit, before someone else will take our place!” Schlug er vor und setzte sich auch schon in Bewegung. Einer der Kellner räumte gerade den Tisch frei und wischte ihn ab, bis sie den Platz erreichten. Von hier aus hatte man eine gute Sicht über die große Fensterfront und Joey ließ sich schon auf einen der runden Sessel fallen.

“I am really impressed with him. However, what I find most fascinating is that from now on he looks like a completely different person.” Meinte Kamil leise zu seinem Freund und sah dem jungen Mann nach. Er musste lächeln, als er den Blick der großen, braunen Augen bemerkte. “Yes you are right. I've seen him do something like this before, but never like this ....“ Antwortete Kaiba und dachte an die ein oder andere Aktion, die Joey schon einmal gebracht hatte. “This guy always manages to surprise me.”
 

Die beiden Männer bestellten und Joey hielt sich zurück. Er bemerkte, wie er langsam müde wurde und der Tag seine Spuren hinterließ. Seine Aufmerksamkeit dem Gespräch gegenüber wurde immer geringer und er lehnte in seinem Sessel, den Blick hinaus gerichtet. Er hielt einen alkoholfreien Cocktail in seinen Händen und atmete tief ein und aus. Er hatte kein Interesse an dem, was die beiden da erzählten, besonders, weil immer wieder ein Haufen Frauen Bestandteil ihrer Gespräche war. Ob nun nur in der Diskussion, welche von den anwesenden Damen attraktiv wäre und warum oder aber ihre Anwesenheit war ganz explizit Teil der Gesellschaft. Er war müde, zu müde um dem aufgeblasenen Geturtel der angeheiterten Meute zu folgen. Wenn Kaiba der Meinung war, sich an diesem Abend mit irgendeiner dahergelaufenen Frau zu vergnügen, dann sollte er das tun. Er hatte ihm gesagt, was er davon hielt und für den Rest war er nicht verantwortlich. Er würde diesem Mann nicht nachlaufen und so tun, als müsste er ihn bemuttern. Wenn die beiden sich nicht an normale Konventionen halten konnten, sollten sie doch ihren unglückseligen Krieg führen und am Ende… ja, am Ende würden sie beide traurig und verletzt darüber sein, dass sie einen Haufen Schaden angerichtet hatten.

Sein Blick wanderte zu der jungen Frau, die neben dem Firmenführer saß und sich an diesen schmiegte. Es fehlte nur noch, dass sie auf seinen Schoß kletterte und meinte, sich an ihn zu drückte, wie es eine willige Katze tat, wenn sie um etwas zu Essen bettelte. Sie sah hübsch aus, ja, aber nicht so überragend, wie die Männer hier alle fanden. Er hatte die musternden Blicke der anderen gesehen, die voller Neid zu dieser Gruppe sahen. Auch neben Kamil hatte es sich eine Frau sehr gemütlich gemacht und mit einem leicht genervten Ton stand Joey schließlich auf. “I'm out of this. I'm going to sleep.” Gab er an und sah in die verwunderten Gesichter der anderen. Es war Kamil, der als erstes etwas sagte und seine braunen Augen musterten den Blonden. “It's a shame, the evening is still young.“ Kurz schwieg Joey und sah dann von dem jungen Araber zu der hübschen Schwarzhaarigen an seiner Seite. Er ließ seinen Blick weiter zu Kaiba wandern und verharrte schlussendlich bei der Brünetten, die sich an den Firmenführer schmiegte. “No, I don't want to be part of this whole lousy game. It's up to you, you know, what I think of it.” Es war etwas Trockenes in seiner Stimme, welches die Dame zu ihm aufsehen ließ. Sie schien nicht zu verstehen und doch konnte er in dem Gesicht des Firmenführers erkennen, dass dieser gleich verstanden hatte.
 

“Did he tell you, that he has a girlfriend?“ Fragte er mit einem Mal und sie zuckte zusammen. Erstaunt sah sie von dem Blonden zu Kaiba und richtete sich auf, als wollte sie Platz zwischen sich und den Mann bringen. Er konnte erkennen, wie Kaiba in seiner ganzen Art versteinerte und ihn mit einem kalten, finsteren Blick anstarrte. “He quarreled with her and now he wants to sleep with so many women tonight, that she has to read it in the newspaper.” Erklärte er müde und ein wenig angefahren. Er konnte genau beobachten, wie sich die schmalen Lippen zu einem Ausdruck der unterdrückten Wut zusammen pressten und auch Kamil schien von dieser direkten Aussage getroffen zu sein. Die junge Frau öffnete nur den Mund und schien überfordert. Es herrschte ein absolutes Schweigen und sie sah vorsichtig und anklagend zugleich zu dem Firmenführer, an den sie sich eben noch so heran geworfen hatte. “You should know that I hate lying. Besides, I hate it even more, when someone gets a pretty woman like these two ladies into trouble.” Erklärte er und hob zum Abschied sein leeres Cocktailglas. “If it happens now, it's her fault.” Mit diesen Worten verabschiedete er sich von ihnen und ließ sie dort sitzen. Es interessierte ihn nicht weiter. Er hatte für einen ausgeglichenen Kampf gesorgt und wenn die Frauen bereit waren, sich unter diesen Umständen auf die beiden einzulassen, dann hatte er dafür keine Verantwortung mehr.

Müde machte er noch einen Umweg zur Bar und bat den Mann, mit dem er eben schon so ein kleines Geplänkel hatte, um ein einfaches Glas Wasser. Er war müde und es würde schon schwer genug werden, sein eigenes Zimmer in diesem großen Hotel zu finden. Es war ein unglaubliches Abenteuer, aber auch ermüdend und irgendwie zehrend. Bei Kaiba hatte er immer das Gefühl, dass er zwischen gut und böse wandelte und nie wusste, wann er etwas sagen sollte oder nicht. Kurz sah er noch, wie die Dame, die er eben angesprochen hatte, mit einem wütenden Schnauben hinaus zum Ausgang stapfte und er konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Natürlich fiel das dem aufmerksamen Mann auf der anderen Seite des Tresens auf und sie zwei tauschten einen stummen, langen Blick aus. Seltsamerweise fühlte er sich direkt mit ihm verbunden. Sie waren beide Barkeeper und diese Tatsache schien sie zu vereinen. Er schien in dem Blick so viel zu erkennen, zu lesen und plötzlich meinte er lächelnd. “My friend wants to take revenge on his girlfriend and therefore sleep with as many women as possible. He's kind of famous and his girlfriend lives in England. So it has to be in the newspaper for her to know.” Erklärte er und der Araber sah ihn mit einem wissenden Blick an. “And did you tell her the truth?” Es war ein breites Grinsen in seinem Gesicht als er ihm antwortete. “That's why she just ran out.”
 

Sie unterhielten sich noch lange nebenher. Irgendwie hatten sie einen Draht zueinander und Joey genoss es, endlich einmal mit jemandem zu sprechen, der nicht an Geld und Gewinn dachte. Sie lachten, fachsimpelten über Cocktails, zumindest so gut es ging. Joey fehlten dann doch einige Worte und er war froh, dass Google auch problemlos von Japanisch in Englisch übersetzen konnte. Plötzlich lehnte sich der Araber über den Tresen und fragte leise. “Sorry, but can it be that you are more interested in men?” Völlig irritiert starrte Joey ihn an und fragte prompt. “Why?” Der Mann leckte sich über die Lippen und wirkte unsicher. Er deutete vorsichtig auf eine Frau die Joey seltsam bekannt vor kam. War sie nicht eben hier am Tresen gewesen und hatte ihn angesprochen. “You have now been approached by four women, who would certainly have taken you to their room. But you ignored them very directly. So, either you are very difficult to understand or you have no interest in women.” Völlig entgeistert starrte Joey der attraktiven Frau hinter her, die nun eingeschnappt mit ihrem Cocktail davon geschritten war. “What? NO! NO WAY!” Gab er von sich und konnte es noch immer nicht glauben. “You are kidding me!” Fassungslos wanderte sein entsetzter Blick nun hinüber zu dem dunklen Gesicht des Barkeepers und dieser grinste verlegen. “I've seen many here and you, my pretty angel, with your brown eyes and blonde hair, are like honey for these bees.” Gab er nun frohlockend an und lehnte sich wieder zurück. Noch immer konnte Joe es nicht glauben und sah in die Richtung, in die die fremde Frau verschwunden war. “You are kidding me!” Stieß er erneut hervor und mit einem angestrengten Ausatmen sah er den Araber verwirrt an. Dieser schob ihm ohne noch etwas zu sagen, dafür aber mit einem vielsagenden Blick, einen Cocktail hinüber und unterdrückte ein Grinsen.

Schweigend trank Joey von diesem und dachte nach. Ja, er war angesprochen worden, aber er hatte da jetzt nichts bemerkt, von dem er sagen würde, dass es besonders war. Sie fragten ihn, wie es ihm ging, wo er her kam, ob er alleine war. Er hatte sich schon gewundert, was sie eigentlich von ihm wollten? War er wirklich so dumm, dass er nicht mitbekommen hatte, was diese Frauen von ihm wollten. “Fuck that is frustrating!” Schimpfte er plötzlich und sah mit einem resignierten Ausdruck zu dem jungen Mann, der leicht lachte. “Come back tomorrow, then your bed won't stay empty!” Schlug er ihm vor und nun musste auch Joey lachen. Ach, wahrscheinlich wüsste er gar nicht, was er machen sollte, wenn ihn eine so hübsche Frau ansprach. “Glad you said it, is time. I'll check out the idiots one more time and then I'll really go to bed.” Gab er von sich und schob das leere Gals wieder über den Tresen. Beide nickten sich vielsagend zu und mit einem seltsamen Gefühl im Bauch machte er sich wieder auf den Weg zu den Plätzen am Fenstern.
 

Natürlich hatten die beiden die Zeit gut genutzt und mit großen Augen erkannte er, dass rittlings auf dem Schoß des Brünetten eine Frau saß und ihn leidenschaftlich küsste. Gleichzeitig waren da jedoch all die anderen Signale, die er direkt notierte. Rote Wangen, dieser besondere Ton, der nicht von Erregung, sondern von Alkohol herrührte. Die Augen hatten diesen glasigen Schein und als der Mann ihr etwas zuraunte, konnte er den leicht lallenden Ton vernehmen. Auch Kamil, der „beschäftigt“ war, zeigte deutlich diese Anzeichen und mit einem Seufzen ergab er sich in sein Schicksal. Er klatschte laut in die Hände und meinte dann mit voluminöser Stimme. “Come on guys, it's time to go to bed!”

Erschrocken sahen die beiden Männer zu ihm und keiner schien so Recht mit ihm gerechnet zu haben. Erstaunt starrten sie ihn an und dann meinte Kaiba. “Are you still here?” Und da war es so deutlich heraus zu hören. Der Mann war betrunken, ganz ordentlich betrunken. “Yes, and you two are going to bed now. You have drunk enough. There's nothing going on tonight anyway.” Gab er in einem bestimmenden Ton von sich und alle vier sahen ihn mit großen Augen an. “No, not yet. A little more, please!” Lallte die Dame und kicherte dann. Sie war anscheinend ebenso betrunken, wie die anderen und mit einem weiteren Seufzen griff Joey nach einem der leeren Stamper auf dem Tisch. “Ok, I'll leave you alone, if you can take my glass off. Otherwise it's off to bed.” Er wusste nicht, was er damit auslösen würde. Die Damen kicherten und mit einem Wanken kletterte die erste von Kaibas Schoß. Sie war bei weitem nicht mehr so sicher auf den Beinen und funkelte ihn mit ihren betrunkenen Augen groß an. Sie biss sich auf die Lippe, als sie das Glas fixierte, welches Joey ihr entgegen hielt. Sie machte einen Schritt nach vorne, holte aus und als der Blonde das Glas zur Seite zog, stolperte sie ohne Hoffnung auf einen Halt direkt in seine Arme. Sie schrie und lachte dann, während sie sich an ihm fest hielt. “Oh, that was mean.” Schimpfte sie und sah ihn dann mit großen Augen an. Einer der Kellner kam näher und der 19 Jährige schüttelte den Kopf. “Good night! Who wants next?” Fragte er und die nächste Dame versuchte ihr Glück. Mit einem gewissen Entsetzen starrten Kamil und Kaiba ihn an, als er nun zwei Frauen im Arm hielt, die wenig später kichernd an einem Kellner hingen, der die wankenden Schönheiten zu ihren Zimmern brachte, denn sie konnten definitiv nicht mehr alleine stehen.

Nun erhob sich schwerfällig der Brünette, nicht ohne eine gewisse Wut. Jetzt ruinierte der Kerl ihm zum zweiten Mal seinen Abend. Doch auch er hatte mehr getrunken, als er sollte und als Joey ihm das Glas entgegen hielt, musste er blinzeln. Zu viele Betrunkene hatte er schon in seinem kurzen Leben gesehen und Kaiba war betrunken. Er war wirklich betrunken. Allerdings war es auch nicht sonderlich schwer, einen betrunkenen auszutricksen und so musste er nur warten. Kaiba machte einen Schritt auf ihn zu, schien damit zu rechnen, dass Joey das Glas wieder wegziehen wollte, doch sein Köper reagierte nicht. Er spürte, wie er zur Seite wegkippte und Joey nach ihm griff. Er packte dessen Ärmel und mit einem Ruck wurde er in die andere Richtung gezerrt. „Lass es, du hast echt zu viel für heute Nacht.“ Meinte Joey, als er leicht lachend den größeren in seinen Armen wieder fand. „Was? Ich…“ Doch weiter kam er nicht. Der schnelle Richtungswechsel hatte einen heftigen Schwindel ausgelöst und so klammerte er sich mit geschlossenen Augen an den Blonden. „Hat Kamil hier auch ein Zimmer?“ Fragte er und nach einer Weile kam ein leises. „Ja, hat er. Neben meinem, 765…“
 

Es war ein lustiges Bild und auch irgendwie beeindruckend, wie leicht dem jungen Mann der Trick gefallen war. Nachdem auch Kamil nur wankend auf die Beine kam, brauchte es nicht mehr viel und er kam freiwillig mit. Der Kleinste unter ihnen hatte nun links und rechts je ein betrunkenes Gewicht hängen, welches lallend und schimpfend kommentierte, dass das hier unwürdige Zustände wären. Dabei wurden japanisch, arabisch und englisch in einen Satz geworfen und gemischt. Als sie an der Bar vorbei kamen, löste sich Kamil von ihnen und wollte schon drauf los stapfen, als ihn Joey am Kragen packte. “No, stop it! You stay here!” Und mit diesen Worten bugsierte er den Mann wieder von der Bar weiter. Als er das Gesicht des jungen Arabers sah, der gerade nach einer Flasche griff, rief er nur. “Don‘t say anything!!!”

Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Diese beiden machten es ihm wirklich nicht leicht und doch schaffte es Kaiba, einen Vortrag über den Aufbau dieses Hotels zu halten und Kamil stimmte mit fachlichen Kommentaren mit ein. Mit einem Kopfschütteln hoffte er nur, dass hier alles gut gehen würde und ignorierte die Anspielungen, die der Araber ihm gegenüber machte. Bis sie endlich im richtigen Stockwerk angekommen waren, dauerte es. Dafür schien besonders Kaiba wieder etwas klarer zu sein, zumindest wankte er nicht mehr und konnte gut alleine gehen. Er war es auch, der dafür sorgte, dass sie das richtige Zimmer fanden, in welches sie Kamil verfrachten konnten. „Warum hat er noch gleich ein Zimmer hier? Lebt er nicht in Dubai?“ Fragte er und schaltete das Licht aus. Sie konnten schon jetzt ein ruhiges Schnarchen hören und Joey trat in den Flur. „Wir sehen uns so selten, dass wir möglichst viel Zeit mit einander verbringen wollten. Außerdem ist es einfacher von der Bar hier her zu kommen, als ans andere Ende der Stadt.“ Erklärte Kaiba in einem ruhigen Ton und musterte den Blonden. „So schnell steht der nicht wieder auf.“ Scherzte Joey und da es dem 22 Jährigen soweit wieder gut ging, setzte er sich in Bewegung, um zu seinem eigenen Zimmer zu kommen. Er zog schon die Karte heraus, während er sich noch einmal zu seinem Chef um drehte.
 

Erschrocken stellte er fest, dass nur noch eine Armlänge zwischen ihnen lag und der Blick in den eisblauen Augen verriet ihm nichts Gutes. „Ähm… gute.. gute Nacht…“ Murmelte er und der Brünette schien noch näher zu kommen. „Das wird etwas schwierig, Wheeler.“ Begann die tiefe, vom Alkohol rauchig gewordene Stimme. „Weißt du, ich wollte eines heute Nacht und das habe ich nicht bekommen. Sagen wir so, es hat sich ein gewisser Druck aufgebaut und eine gewisse Wut.“ Joey wich zurück. Er kannte diese Art. Er kannte diesen Ausdruck. Das war nichts Gutes. Das war etwas verdammt Gefährliches und wenn er nicht schleunigst hier weg kam, hatte er ein verdammt großes Problem. Er schluckte und murmelte. „Du bist betrunken, Kaiba. Geh schlafen und alles wird wieder gut. Du.. also…“ Er leckte sich über die Lippen und konnte dem Blick nicht standhalten. „… ganz ehrlich, das was du willst, hättest du doch eh nicht bekommen. Ihr wäret doch eh nur betrunken auf dem Bett eingeschlafen.“ Murmelte er nun noch leiser und spürte, wie er Angst bekam. Es war wie ein bedrohliches Flimmern in der Luft und er konnte nicht sagen warum.
 

Plötzlich spürte er den Griff des Mannes. Es ging so schnell, dass er sich nicht wehren konnte. Der 22 Jährige packte sein Handgelenk mit der linken und griff mit der rechten nach seiner Schulter. Die Bewegung, in die er Joey zwang, sorgte dafür, dass er ihm den Arm auf den Rücken drehte und einen Moment später drückte er ihn mit Gewalt gegen die Wand. Joey unterdrückte nur knapp einen Schrei und zischte überfordert und wütend. „Lass mich los! Was soll das werden?“ Er hatte Angst. Große Angst! Der Kerl war betrunken und wurde übergriffig. Fieberhaft versuchte er nach einer Lösung zu suchen, doch in seinem Gehirn befand sich nur eine unglaubliche Leere. Der Schmerz raste durch seine Schulter und dann hörte er das grausame Wispern an seinem Ohr, spürte den schweren Körper, der sich gegen den seinen drückte. „Was das werden soll? Du hast eine Behauptung in den Raum gestellt und du hast mir den Abend verdorben. Ich denke, es wird Zeit, dass ich dir noch einmal deinen Platz deutlich mache. Was habe ich dir gesagt? Was verdammt noch mal, habe ich dir gesagt?“ Er wusste nicht genau, ob er Freude in der kalten Stimme hörte, aber sein Herz schlug panisch. „Du solltest dich nicht in mein Leben einmischen! Das ist die einzige Regel, die es gibt und du musst sie immer und immer wieder brechen! Also, wenn du dafür gesorgt hast, dass ich heute Nacht unbefriedigt bleibe, wirst du das auch ausbaden!“
 

In seinem von Angst geschwängerten Gehirn war nichts mehr zu finden. Was genau meinte der Kerl damit? Er wehrte sich nicht, als Kaiba ihm die Karte aus der Hand nahm und die Zimmertür öffnete. Es blieb nur Panik und Schmerz, als der Größere ihn am Krage packte, den Arm noch immer auf den Rücken gedreht und ihn mit einer kräftigen Bewegung von der Wand riss, um ihn in das Hotelzimmer zu stoßen. Das Geräusch der zufallenden Tür hallte tausendfach in seinen Ohren wieder und dann kam er, der Impuls sich zu wehren. „Lass mich los!“ Rief er, seine Stimme zitterte und er versuchte sich aus dem Griff des anderen zu lösen. „Lass mich los!“ Brüllte er und schrie schmerzhaft auf, als er gegen die nächste Wand geschmettert wurde. Seine Schulter wurde von einem grausamen Stich durchzogen und seine Brust pochte dumpf. „Vergiss es, Wheeler, du gehörst mir!“ Knurrte er und es klang wie der kehlige Ton eines großen Monsters. Gefräßig und grausam. Nur wenige Herzschläge später zog ihn Kaiba erneut von der Wand und trieb ihn weiter, bis er ihm einen Schubs gab. Schreiend stolperte er nach vorne, riss die Arme in diese Richtung und stürzte auf das Bett. Ein seltsames Geräusch erklang und dann spürte er den Mann erneut hinter sich. Er packte nach den Handgelenken Joeys und bevor der Blonde noch wusste, was der andere geplant hatte, zog sich der Gürtel fest. Entsetzt starrte er im Halbdunkeln des Zimmers auf diese Fessel und die Frage platzte in seinem Verstand auf, was genau der Mistkerl vor hatte. Er wollte doch nicht etwas…?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TaniTardis
2021-11-07T00:34:49+00:00 07.11.2021 01:34
Oh, nein...das kann Seto doch nicht machen, auch wenn er betrunken ist...oh man...armer Joey..ich hoffe es wir nicht zu äußersten kommen...su machst spannend...
Super Kapitel, mit sehr spannenden ende...

glg
Antwort von:  Traumfaengero_-
07.11.2021 18:08
Oh, was soll ich dir sagen? Es ist ein Drama... ein Drama... o.o

Herzlichen Dank für deinen Lieben Kommentar und ich hoffe, dass du die Geschichte auch im nächsten Kapitel weiter lesen magst. Selbst wenn es vielleicht Seto von seiner schlimmsten Seite zeigt.

Liebe Grüße
Traumfänger


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