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Dunkle Nächte

Wenn das Schicksal zuschlägt...
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Meine Lieben,

es ist endlich so weit. Das nächste Kapitel ist online!

Da immer wieder auch englische Sätze darin vor kommen, war es ein ziemlicher Aufwand bei Word. Sollten irgendwelche Probleme durch die Sprache auftreten, sagt mir doch bitte Bescheid.

Und nun wünsche ich viel Spaß bei dem nächsten Kapitel!

Liebe Grüße
eure Traumfänger Komplett anzeigen

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Auf fremdem Boden

Kapitel 29

Auf fremdem Boden
 

Noch lange machte ich mir über diese Situation Gedanken. Kaiba hatte sich zurückgezogen und wieder auf seinen Laptop konzentriert. Was auch immer geschehen war, es hatte ihn verändert. Ich spürte diese seltsame Aura in der Luft und irgendwie hatte sich mir der Blick dieser Augen eingebrannt. Hinter der dicken Schicht aus Eis schien so viel Schmerz zu liegen. Nur warum? Welche Bedeutung hatte diese Frau im Leben Seto Kaibas? Verwirrt ließ ich es endlich bleiben und konzentrierte mich ein weiteres Mal auf diesem Flug auf meinen Lernstoff. Es brachte mir immerhin nichts, wenn ich mir weiter über diesen Kerl Gedanken machte, ohne dabei ein Ergebnis erreichen zu können.

Noch verwirrter wurde ich jedoch, als die Flugbegleiterin uns mitteilte, dass wir zum ersten Zwischenstopp ansetzten und wir uns anschnallen sollten. Ich tat, wie mir geheißen und blickte aus dem Fenster. Ich konnte unter uns wieder die Häuser erkennen, noch klein und winzig, aber sie kamen immer näher. Erstaunt beobachtete ich das Bild, welches sich hinter dem Fenster ergab. „Im Gegensatz zu einem Linienflugzeug kann der Jet die Gesamtstecke nicht nonstop fliegen. Er schafft ungefähr 2.700 Kilometer. Wir benötigen für eine Strecke von knapp 8.000 km daher zwei Zwischenlandungen, in denen wir nichts anderes tun, als zu tanken. Je nachdem, wie schnell wir wieder eine freie Startbahn bekommen, sparen wir in der Gesamtzeit nur 1,5 Stunden ein.“ Erstaunt begriff ich, dass dieser Kühlschrank wieder mit mir sprach und ich nickte leise. „Nein, es rechnet sich im Grunde nicht. Es wäre deutlich günstiger gewesen, wenn wir einen Linienflug genommen hätten. Finanziell ist diese Reise eher ein Desaster.“ Ein leichtes Lächeln lag auf Setos Lippen und ich kratzte mich verlegen am Hinterkopf. „Oh, ich bin wirklich leicht zu durchschauen oder?“ Meinte ich mit einem schiefen Grinsen und spürte, wie sich diese unangenehme Wärme auf meine Wangen legte. „Schon gut, es gibt dramatischere Nachteile ihm Leben, Wheeler. Du solltest nur niemals Poker spielen. Dich würde sogar Yugi bis aufs letzte Hemd ausnehmen.“

Diese seltsame Distanz war noch immer in seiner Stimme zu hören und so lachte ich nur knapp. Mein Blick fiel wieder aus dem Flugzeug und ich begann begeistert zu beobachten, was sich mir vor dem kleinen Fenster bot. Es war ein anderes Land, eine andere Welt und begierig suchte ich jedes kleine Detail. Viel zu kurz erschien mir die Zeit, als sich das Flugzeug wieder in Bewegung setzte und wir die richtige Position auf dem Rollfeld einnahmen. Angst erfasste mich, ich hasste diesen Moment, wenn wir den Boden unter den Füßen verloren oder besser, unter den Rädern.
 

Als wir zur zweiten Landung ansetzten, wurde ich sanft von der Flugbegleiterin geweckt. Offensichtlich war ich eingeschlafen und bei dem Versuch den Kopf zu heben, klebte die Buchseite an meiner Wange fest. „Lachen sie ruhig. Ich würde es sicher an ihrer Stelle tun.“ Meinte ich versöhnlich, als ich ihr unterdrücktes Lächeln sah. Kaiba hatte sich anscheinen zurück gezogen und saß auf einem der Sessel. Sollte er doch. Müde rieb ich mir über meinen steifen Nacken und beobachtete ein weiteres Mal die Welt da draußen, die nun langsam wieder ihre richtige Größe anzunehmen begann. Irgendwie schien ich mich ein klein wenig an dieses Spiel zu gewöhnen und ich freute mich schon darauf, all die Unterschiede zu finden, die es zu unserem ersten Stopp gab.
 

Die letzten Stunden verbrachte ich mit dem kläglichen Versuch zu lesen, doch ich ließ mich zu gerne von meiner Schwester ablenken. Offenbar hatte ich hier oben Internet und so schrieben wir fleißig über Gott und die Welt. Ich schaffte es sogar, ihr ein Photo von der Wolkendecke zu schicken, über die wir flogen. Dennoch blieb dieses komische Gefühl, dass ich irgendetwas falsch gemacht hatte. Ich verstand nicht, warum Kaiba nun so wütend auf mich war und irgendwie all die Freude und der Spaß, den wir hatten, nur noch eine leere Erinnerung schien. Vielleicht hätte ich nicht von ihr beginnen sollen, diese Frau hatte ihn irgendwie im Griff, aber nicht auf die gute Weise. Selbst bei der Überlegung, dass er seinen Plan heute Abend umsetzen würde, schrie mein Bauchgefühl auf. Es war nicht gut, gar nicht gut. Sich betrinken und dann in aller Öffentlichkeit Frauen abschleppen, nur um sich zu rächen? Vielleicht konnte ich ihn davon überzeugen, dass es einen nachhaltig schlechten Eindruck auf die Verhandlungen hatte. Das wäre vielleicht eine Idee.
 

Die Ankunft in Dubai war eines der größten Erlebnisse meines Lebens. Schon die Landung in Amerika, hatte mir die Winzigkeit meiner eigenen Welt gezeigt, doch hier schien alles noch ein wenig eigener zu sein. Niemand schien sich darüber zu wundern, dass der Jet landete und mit großen Augen verfolgte ich, wie wir vor dem gewaltigen, leicht bläulichen Gebäude standen. Wäre Kaiba nicht, hätte ich keinerlei Ahnung, was ich tun müsste. Zum Glück war mein Reisepass noch immer aktuell und mit möglichst graden Schultern und großen Augen folgte ich dem Mann, der offenbar nicht das erste Mal hier war. Irgendwie schafften wir es in diesem seltsamen Gebäude an allen Normalsterblichen vorbei zu kommen. Der Flughafen wirkte wie ein riesiges, rundes Rohr, welches hübsch weiß mit blauen Akzenten auf den Platz gelegt wurde. Aus allen Wolken fiel ich als der Kerl plötzlich nicht englisch, sondern arabisch mit der Dame hinter dem Schalter sprach und ihr den Reisepass vorlegte. Als beide mich ansahen, beeilte ich mich dieses ebenfalls zu tun und kaum später saßen wir in einer großen, gemütlichen Limousine, die uns vom Flughafen weg führte.

Vielleicht war es diese kindliche Begeisterung, die den Kühlschrank wieder erwärmte, denn plötzlich tauchte ein Lächeln auf seinen Lippen auf. Ich hatte es nicht erwartet und schweigend erwiderte ich es mit einem breiten Grinsen. Ich konnte mich kaum satt sehen, an den vielen Gebäuden, die sich neben der Straße erstreckten und hatte das Gefühl, dass einige von ihnen weit aus größer waren, als der gewaltige Turm, der den Firmensitz dieses brünetten Eisschrankes darstellte. Hier in der Innenstadt schienen sich die Gebäude in Form und Gestaltung überbieten zu wollen und an jeder Ecke konnte ich eine neue, interessante Konstellation sehen. Ich war mir sicher, dass ich hier tagelang entlangwandern konnte und doch noch immer nicht alles gesehen hatte. Ja, Dubai war eine erstaunliche Stadt.
 

Ebenso erstaunlich war das, was sie nun an Ende ihrer Fahrt erwartete. Er konnte den großen Turm sehen oder eher das Hotel. Seine honigbraunen Augen sahen rund zu dem Gebäude auf, welches auf einer kleinen Insel im Meer vorgelagert war. Eine Brücke mit schneeweißem Geländer verband dieses unglaubliche Bauwerk mit der Küste. Der Blonde schluckte und doch kam ihm spöttisch in den Sinn, dass dieses Hotel wirkte, als hätte jemand eine weiße Banane in den Boden gesteckt und sie in kleine Stücke geschnitten. Die elegante Form, die nach vorne hin auslegend rundlich war hatte eine grade, schlichte Rückwand zum Meer hin. „Burj Al Arab.“ Murmelte Joey vor sich hin. So oder so ähnlich hieß das Hotel und er konnte sich erinnern, dass er es schon in einigen Videos über Dubei gesehen hatte. Ganz untätig war der Blonde nicht gewesen und als sie vor dem großen, gläsernen Eingang zum Stehen kamen, trat ein Mann mit dunkler Haut an die Tür, um diese zu öffnen. Er begrüßte sie auf Arabisch und Seto antwortete etwas. Es war so seltsam, den Brünetten in einer solchen Sprach zu hören und aufgeregt kletterte Joey aus dem großen Wagen. Das hier war eine Welt, die ihm so fremd und seltsam vorkam, dass er nicht einmal Angst empfinden konnte. Es erschien ihm wie ein wilder Traum und dann betrat er das Gebäude. Er blieb einfach stehen und konnte seinen Mund nicht schließen. Gewaltig, groß und mit viel Gold begrüßte ihn die Eingangshalle und er starrte überfordert in diese glamouröse Schönheit.

„Kommst du endlich?“ Fragte Seto mir kühler Stimme und verwirrt blickten die honigbraunen Augen zu Kaiba. Keine Reaktion folgte. „Wheeler?“ Doch der 19 Jährige stand einfach da, konnte den Mund nicht schließen und blinzelte. Er hatte noch immer den Riemen seiner Tasche über der Schulter und bemerkte, wie jemand hinter ihm die Tür geöffnet hatte. Ein warmer, angenehmer Wind zog durch die Öffnung und mischte sich mit der kühlen Luft des Eingangsbereiches. „Wheeler, bei Fuß!“ Schockartig ging ein Ruck durch den jungen Mann und er verzog sein Gesicht. „Ach, da reagierst du wieder?“ Kam nun spöttisch und nur langsam fand Joey zurück aus seiner Starre. „Halt doch die Klappe, Kaiba.“ Brummte er und schulterte den Riemen noch einmal, damit er ein wenig höher lag. Er setzte sich endlich in Bewegung und als er neben dem Firmenführer ankam, kommentierte er das Ganze nur schlicht. „Ich habe nur noch nie in meinem Leben so etwas gesehen. Ich meine, hast du dir diese gewaltige Eingangshalle einmal angesehen? Da passt das gesamte Stockwerk meines Hauses hinein.“ Er sah ihn groß an, den Zustand seiner Gefühle nicht ganz fassend. „Wenn ich dich an die Hand nehmen soll, sag Bescheid!“ Frotzelte der 22 Jährige mit seinen kühlen, blauen Augen, um dann noch einmal ernst anzufügen. „Ich mag dieses gesamte Hotel nicht. Ist mir viel zu protzig. Ich habe nur ja zu diesem Vorschlag gesagt.“
 

Mit einem Schlucken versuchte sich Joey nun anständiger zu benehmen und folgte dem brünetten Mann. Neugierig blickte er sich um und musterte die anderen Gäste. Sie schienen allgemein etwas besser betucht zu sein und wirkten, als kämen sie aus allen Ecken der Welt. Es war hier Hochsaison, wie er sich erinnerte. Viele Gäste, die Kaiba auf die Nerven gehen konnten. Das gefiel ihm gar nicht. Schweigend ließ er diesem den Vortritt, der an der Rezeption alles klärte. Aufmerksam beobachtete er die Gesichtszüge des Mannes, der dort hinter dem Tresen stand und dann zwei Karten in feinsäuberlichen, blauen Umschlägen hinüber schob. Plötzlich drehte sich Kaiba zu ihm um und hielt eine dieser Karten in der Hand. „Für mich?“ Fragte Joey und nahm sie zögerlich entgegen. Doch die feine Augenbraue hob sich nur in die Höhe, bevor er kommentierte. „Hast du gedacht, dass ich ein Bett mit dir teile? Bei deiner Enthaltsamkeit erwarte ich nicht, dass du heute Abend gleich mit einem Dreier weiter machen willst.“ Joey wurde auf der Stelle bis unter die Haarspitzen rot und konnte nichts weiter dazu sagen. Er schwieg und senkte den Blick. „Das Gepäck wird auf unsere Zimmer gebracht und ich hätte jetzt Hunger. Ich denke, du willst auch etwas zu Mittag essen?“

Die braunen Augen sahen ihn verwirrt an. Mittag? Er hatte die Zeitzonen vergessen und nickte dann schweigend. Nach dieser dummen Aktion wollte er sich lieber zurückhalten. Es reichte ja schon, dass er wie ein Hammel in der Tür stand und sich sicher sein konnte, dass Kaiba das nicht vergaß. Mit einem flauen Gefühl folgte er durch die großen Gänge und an den lichten Fenstern vorbei. Es ging in den hinteren Teil des Hotels und bewundernd sah er auf die blaue, glitzernde Fläche vor den Fenstern. Das Meer. Er hatte es bisher nur zwei oder drei Mal gesehen. Domino lag im Landesinneren und mit seinen bescheidenen Mittel hatte er nur über die Schulausflüge den weiten Ozean erblicken können. So sah also das Meer aus, wenn es wie eine Decke aus funkelnden Steinen unendliche Weiten bedeckte. Irgendwie stimmte ihn dieser Anblick froh und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Seine Aufmerksamkeit war auf die Frau am Eingang des großen Speisesaales gerichtet, die hinter einem kleinen Pult stand. Kurz sprach Kaiba mit ihr und sie nickte. Ihre Antwort war unverständlich und sie schien überrascht, dass der junge Mann, der so gar nicht arabisch wirkte, so fließend zu sprechen schien. Sie deutete in den Raum und erklärte etwas. Dankend deutete Kaiba eine Verbeugung an und sie erwiderte diese. Schweigend folgte Joey dem schlanken, hübschen Rücken, der sich durch das Gedränge in den großen Raum bewegte. Es wurde voll hier und überall hörte er fremde Sprachen. Englisch war ebenfalls dabei und Joey freute sich, als er erkannte, wie ein Mann seiner Frau sagte, dass er unbedingt nach dem Essen an den Strand wollte.
 

Der Speisesaal schien sich auf der Rückseite des großen Gebäudes entlang zu ziehen und wartete mit gewaltigen Glaswänden auf, die einen Blick über den Außenbereich und dann über das große, weite Meer erlaubten. “Gosh, what are you doing, little rat?” Erstaunt sah Joey, wie der Brünette einen kleinen Jungen am Kragen packte, der gerade mit voller Wucht gegen ihn gerannt war. Der Kleine war vielleicht vier Jahre alt und sah aus braunen Augen zu ihm auf. Angst lag in seinem kindlichen Gesicht, welches eine gute Bräunung besaß. Vielleicht war er Europäer, Südländer. „Ayúdame mamá!“ Rief er und strampelte mit den Armen und den Beinen. Abfällig ließ der Firmenführer das Kind wieder fallen und brummte. “What a little bugger!“ Der Kleine war auf seinen Hintern gefallen und Tränen sammelten sich in seinen Augen, bevor er sich weinend aufrappelte und davon rannte. Erstaunt beobachtete Joey diese Szene und wusste nicht, wie er regieren sollte. Hier war es voll, Kinder waren unterwegs und er verstand eines. Das war nicht die Welt, die Kaiba bevorzugte. Schwer sog er die Luft ein und entschied sich dazu, dass er lieber schwieg. Es half ja eh nicht.

Eine fremde Stimme rief plötzlich einen Namen, der ihm sehr bekannt war, doch die Sprache verstand er nicht. Verwundert sah er sich um und dann erblickte er ihn. Es wusste nicht warum, aber es war klar, dass dieser Mann auf Kaiba wartete. Er hatte diesen leicht karamellfarbenen Hautton und braune, klare Augen. Sein schwarzer Bart war typisch gestutzt, so dass er sich unter dem Kinn entlang zog und in zwei sanften Bögen an den vollen Lippen abwärts fiel. Die kurzen Haare waren unter einem dunkelroten Turban versteckt, der neckische Zierbänder besaß, die den Blick einfingen. Um den Hals trug er eine schwarze Kette, die aus festen, großen Perlen bestand. Da er sein rotes Seidenhemd oben offen trug, war diese gut zu sehen. Der Stoff war an der Taille enger geschnitten und reichte dann bis zur Mitte der Oberschenkel. Darunter kam eine schwarze Flanellhose zum Vorschein. Wirklich faszinieren taten ihn die Augen dieses Mannes. Sie waren wie Edelsteine, klar, leuchtend und doch eiskalt. Die ebenmäßigen Gesichtszüge wirkten wie von Meisterhand geschaffen.
 

Zum ersten Mal in seinem Leben starrte er einen Mann an und spürte, wie ihm anders wurde. Dieser Mann schien aus purer Erotik geschaffen worden zu sein und das in einem von Perfektion strotzenden, makellosen Körper. Alles an ihm schien verführerisch, als wäre er nur dazu geboren worden, die Sünde selbst zu sein. Noch nie in seinem Leben war er einem solchen Mann begegnet. Hitze stieg in seine Wangen und er konnte keinen weiteren Schritt gehen. Kaiba war dies nicht aufgefallen und mit einem freudigen Ausdruck hob er seine Hand zum Gruß. “There are you, Kamil! Who are you?“ Antwortete ihm der Brünette und trat neben den Tisch, die Arme leicht erhoben. Der Araber grinste und tat es ihm gleich, zog den schlanken Man an sich und klopfte ihm auf die Schulter. “Fine, thank’s! You’r playing with little buggers, are you?“ Ein kaltes Lachen erklang und der Brünette löste sich von ihm. “Yes, I’m playing the big feast with this bloody cockroach! Oh, I really hate children. Hope, never have some by myself.” Er fuhr sich mit der Hand durch die brünetten Strähnen und dann war er fort. Dieser Zauber der Gewohnheit, der sonst über dem Brünetten lag. Joey hatte ihn immer als den reichen Geldsack angesehen, mit dem er schon zu Schulzeiten gestritten hatte. Da war nichts Interessantes oder Attraktives an ihm. Er kannte den Kerl ja, wusste, wie er war.

Aber jetzt, hier im einfallenden Licht der Sonne Dubais, mitten in diesem vollen, chaotischen Speisesaal, schienen diese braunen Haare seidig weich. Ein unerwartetes Verlangen erfasste ihn, ein Bedürfnis, dass er nicht verstand. Es kribbelte in seinen Fingerspitzen und er wollte so gerne durch diese weichen Haare fahren. Diese perfekte helle Haut, diese wunderschönen blauen Augen, diese schmalen, ebenen Lippen. Ja, er wollte sie berühren, spüren, wie die Wärme dieses fremden Körpers unter dieser Berührung wuchs. Bilder platzten in seinem Kopf auf, er dachte an ihr Gespräch auf dem Flug und an das große Bett des Brünetten. Zwei in völliger Perfektion geformte Körper schmiegten sich aneinander, kein Fetzen Stoff verbarg etwas und eine Sehnsucht wurde in Joey wach. Das war nicht fair! Warum nur Kamil und Seto? Warum waren sie allein? Warum….

Erschrocken zuckte er zusammen, als er die Handbewegung sah. Der gutaussehende, heiße Kerl blickte ihn aus diesen wundervollen braunen Augen an, die linke Hand leicht erhoben. Er schien ihn zu rufen. WARTE? DER WAS? Ihm stand der Mund offen, die Hitze seiner Wangen war in nur einem Herzschlag so gewaltig, dass er bis unter die Haarspitzen rot wurde. Der Riemen seiner Tasche rutschte von der Schulter und sie schlug laut und dumpf auf dem Boden auf. Er musste schlucken und beeilte sich, nach dieser zu greifen. Seine Hände zitterten. Was war nur los mit ihm? Noch nie, noch nie in seinem Leben hatte er so etwas erlebt. Nicht einmal bei May, die ebenfalls einen göttergleichen Körper hatte. Da war er sich sicher, denn er kannte ihn. Nicht so ausgiebig, wie erwartet, aber ausreichend genug, um dies bestätigen zu können. Nein, er hatte noch nie einen Menschen angesehen und dabei das Bedürfnis gehabt… ja, was genau war das für ein Gefühl? Ihn berühren zu wollen? Nein, nicht ganz. Es war mehr.

“Sorry, Kamil, he’s doing that, since we are here. Standing around like a stupid idiot, doing nothing!” Ein kaltes Lachen erklang und Kamil stimmte mit ein. “Yeah, looks like he is a little boy lost in the big world!” Für einen Moment wusste Joey nicht, was er sagen sollte, doch diese Beleidigungen holten ihn zumindest zurück ins hier und jetzt. So griff er noch einmal fester nach seiner Tasche und schüttelte nur den Kopf, während er näher trat. “Sorry, I was shocked, not more. You exist. I thought, Kaiba was making a joke, but there you are.” Nun war es an den beiden Männern ihn skeptisch anzublicken und Joey ließ seine Tasche auf den freien Stuhl neben ihm gleiten. Als er die Verwunderung sah, zuckte er mit den Schultern und erklärte lässig. “You told me, we will meet a friend of yours. I didn’t expect that you have really existing friends. I’m shocked. Whatever, my name is Wheeler Joey!” Für einen Moment konnte sich Seto einen leicht bewundernden Blick nicht verkneifen. Der junge Mann war gut und auch Kamil war erstaunt. Er hatte nach den Beschreibungen seines Freundes nicht so jemanden erwartet. Doch in einem Punkt musste der Araber dem Blondschopf zustimmen. Als Freund dieses leicht herzlosen Egoisten war er nicht minder herzlos und egoistisch. Er setzte ein sanftes Lächeln auf und meinte dann in einem verführerisch tiefen Ton und klarem Englisch. “Nice to meet you, Joey. My name is Kamil Hadad bin Hadisch Malek Hadad bin Hadisch Amar Nejem Al-Saud.” Dabei legte er die Hände leicht übereinander und deutete eine Verbeugung an. Als er aus seinen braunen Augen wieder auf sah, konnte er in ein völlig entsetztes Gesicht blickten und mit einem unschuldigen Blick stellte er die Frage. “Is everything ok?” Natürlich hatte er erwartet, dass der junge Mann ihn verwirrt anblickte und genau dieses gewünschte Ergebnis erzielte er.

Zufrieden musste Seto feststellen, dass Kamil seine charmante Art nicht verloren hatte und unschuldig lächelte der Araber den gerade etwas überforderten Sekretär an. Doch dieser überraschte ihn ein weiteres Mal, als er sich fing und aus seinen honigbraunen Augen direkt in die leuchtenden Edelsteine des Fremden sah. “Well, that’s a long name and I’m sure, you expected, I can’t remember it. You’re right, I cannot. So, you can write your name down or tell me the short one.” Nun war das Erstaunen auf der Seite der beiden jungen Männer zu finden, die sich verwirrt ansahen. Mit einem tiefen Einatmen hob Seto die Hände und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er war selbst über diese Aussage erstaunt, ihn hatte Kamil damals mit diesem Namen dezent in den Wahnsinn getrieben. Dieser Punkt ging anscheinend an den Blonden, der recht gelassen neben seinem Stuhl stand und eine gewisse Belustigung der Situation gegenüber nicht leugnen konnte. “Come on guys, I’m in hell and you are the devil themselves. I expect every evil joke, which you can find. You won’t let me forget, that I only the secretary.” Ein leichtes Lachen entkam dem dunkelgebräunten Mann und er nickte anerkennend. “You’re right, that was the plan. Ok, you can call me Kamil. Is that short enough?” Fragte er und deutete den beiden anderen an, sich zu setzen. Er hatte Hunger und jetzt erwartete ihr neuer Spielgefährte ja den nächsten Angriff. Anscheinend würde er sie mit einer gewissen Leichtigkeit an der Nase herum führen und daran hatte keiner der beiden Interesse.
 

Dass sich dieser Tag noch so entwickeln würde, hätte Seto nicht gedacht. Lachend drückte er sich den Handrücken gegen die Lippen, doch er konnte einfach nicht aufhören. Auch Kamil erging es nicht besser. Es wirkte beinahe so, als würde sein Turban gleich den Halt verlieren, als er laut lachend mit der Hand auf den Tisch schlug. Sie hatten ausschweifend gegessen und nun war eine gewisse Trägheit eingetreten. Sie hatten noch einen Moment, bis das Treffen begann und nachdem auch ein Nachtisch verspeist wurde und der Tee seinen Weg zu ihnen fand, hatten die beiden wieder ein größeres Interesse an dem Blonden entwickelt. Joey war schon aufgefallen, dass die Gespräche zwischen den beiden Männern in einem anderen Ton, einer anderen Art geführt wurden. Es war noch immer Englisch, aber viel komplizierter und er verstand kaum etwas, schnell und mit einem seltsamen Anschlag.

Als der Tee serviert wurde, änderte sich dieses, als wollten sie Joey wieder miteinbeziehen. Seto hatte seinem Freund mit einem höhnischen Ton mitgeteilt, dass die große Klappe des Blonden ihre Grenze in der englischen Sprache fand und Kamil zog in Erwägung, doch endlich Japanisch zu lernen. Es hatte für ihn hier nur leider keine Vorteile. Diese Aussage brachte Joey dazu von einem unterhaltsamen Vorfall zu erzählen, der ihm im Unterricht der Berufsschule passiert war. Mitten im Lehrjahr hatte sich ihr Lehrer das Bein gebrochen und sie brauchten Ersatz. Wie immer kam Joey mit einer saftigen Verspätung in den Unterricht gestolpert, Seto merkte hier an, dass dieses schon zu gemeinsamen Schulzeiten eine Tradition des Blonden war. Dieses Wissen hegten leider auch seine Klassenkammeraden und so hatte jemand den Putzeimer vor die Tür geschoben, dass Joey gegen ihn stieß und nach einem Schrei mit den Armen rudernd mitten auf dem Boden landete. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden sich noch recht gut im Griff, jedoch… “I looked up and everything I saw was legs, wonderful, naked legs of a young woman with a really, really short dress. She was standing in front of me and in the first moment I said. ‘Yeah, what a nice morning!’” Das war der Moment, an dem die beiden ihr Lachen nicht mehr zurückhalten konnten. “She went a few steps back, looked at me like she was in the middle of a nightmare. And yes,… I was a stupid idiot, laying there on the ground, grinned at her and said. ‘How many times goes a men on his niece for you?’ She didn’t answered my question, she only shouted “Go out!” and I gone.” Joey erzählte es mit einer gewissen Freude. Es gab zwar keinen peinlicheren Moment in seiner bisherigen Schulzeit, aber dafür hatte er sich den Respekt seiner Mitschüler gesichert. Die junge Lehrerin hatte ihn jedoch nach dem Unterricht zum Direktor zitiert und sein Meister hatte ihm im Nachhinein ganz schön die Leviten gelesen. Wie konnte er es wagen, einer Frau so unhöflich und respektlos gegenüber zu sein? Da kannte der alte Mann keine Gnade. “It wasn’t that funny after all, I had to clean the whole shop the next month… alone!”

Langsam beruhigte sich der Brünette wieder und musste noch immer glucksen. “Sorry, but…“ Er brach wieder ab und sah Joey etwas entschuldigend an. “That was so typical of you.“ Meinte er und griff nach seinem kleinen, bauchigen Teeglas, um einen Schluck zu trinken. Er musste sich konzentrieren, um nicht erneut zu lachen. Joey hingegen musste nur breit grinsen.
 

Er beobachtete den Mann, mit dem er die nächsten Tage verbringen würde und es fiel ihm erneut auf. Er hatte ein schönes Lachen, wenn es frei aus dem Herzen kam. Ja, eigentlich gefiel ihm dieses Gespräch sehr gut. Er konnte nicht erklären warum, aber hier im Sonnenschein, das Rauschen des Meeres erinnernd, welches unter den Gesprächen der anderen Tische unterging, ja, hier gefiel es ihm gut mit diesen seltsamen, attraktiven Männern, die ihm irgendwie das Gefühl gaben, dazuzugehören. Als sich Kamil endlich gefangen hatte, wollte er gerne mehr über die beiden wissen. Anscheinend kannten sich Joey und Seto schon eine Weile und so erzählte der Firmenführer, wie er damals nach Gozaburos Ableben die Domino High besuchte und über den blonden Chaoten stolperte. Auch Joey war daran interessiert, wie es dazu kam, dass der Firmenführer so weit von Zuhause entfernt einen echten Freund zu haben schien. Nun war es Kamil, der von ihrem Kennenlernen berichtete, bei welchem beide noch Kinder gewesen waren. Ihre Väter hatten sich gekannt und waren wohl geschäftlich miteinander verbunden. Kamil wollte Englisch lernen und Seto damals Arabisch. Er ging davon aus, dass die weltgeschichtliche Entwicklung diese Sprache irgendwann ebenso wichtig werden ließ, wie die englische. Zuerst begannen die beiden nur mit Briefen, die sie über die Welt schickten. Seto schrieb arabisch, Kamil antwortete auf Englisch. Als dann die moderne Welt das Telefon und WhatsApp entdeckte, verlagerte sich die Unterhaltung von der alten, langsamen Papierform in ein schnelles, direktes Gespräch von einer zur andern Seite des Planeten. Sie telefonierten hin und wieder und wenn sich die Möglichkeit ergab, dann trafen sie sich. Letzteres kam leider nicht so oft vor, wie beiden lieb wäre.
 

Mit einem Blick auf die Uhr seines Telephons stellte Seto fest, dass es langsam Zeit für sie wurde. Er wollte sich noch einmal frisch machen und dann hieß es den Nachmittag mit Geplänkel und Tee zu verbringen, um darin die harten Fakten der heutigen Verhandlung unterzubringen. Zusätzlich rechnete er eine gewaltige Zeitspanne ein, in der sich sein Sekretär über die Unterkunft der nächsten Tage freuen würde. Während der Blonde unter dieser wahrheitsgemäßen Aussage errötete, erhob sich der Firmenführer und nahm seinen Freund kurz in den Arm. “We will see us for dinner?“ Fragte der Araber und Seto nickte. “Yes, we will see. I will write to you afterwards contact you for the exact time.“ Antwortete er und Joey musterte die beiden Männer, die sich so nahe waren. Kamil hatte noch immer seine caramelfarbenen Hände auf den Unterarmen Kaibas liegen und plötzlich stellte er sich die Frage, ob sie jemals das Bett miteinander geteilt hatten. Es war seltsam, solche Fragen gehörten nicht zu seinen üblichen Gedanken und mit einem flauen Gefühl im Magen stand er ebenfalls auf. Er konnte nicht leugnen, dass Kamil gut aussah. Es war das erste Mal, dass er ein solches Gefühl empfand, welches ihm ein Kribbeln unter die Haut jagte, wenn er sich die Berührung dieser Hände vorstellte. Toll, warum hatte er auch so ein Gespräch mit dem Eisklotz führen müssen? Jetzt drehte sein Verstand ganz durch. Konnte er diese Gefühle wieder abschalten? Woher kamen sie eigentlich? Er stand doch auf Frauen. Warum kribbelte es dann an Stellen, an denen es auf gar keinen Fall kribbeln sollte?

Joey zuckte zusammen, als ihn jemand an der Schulter berührte und mit großen Augen starrte er in Kamils ebenmäßiges Gesicht. Direkt fielen ihm die Gedanken ein, die er eben noch zu diesem Mann gehegt hatte. Ebenso schlagartig schoss die Hitze in seine Wangen und er begriff, dass sein Mund offen stand. “Calm down, everything is fine. I just want to say goodbye.“ Die tiefe Stimme hatte einen sanften, schmeichelnden Ton und er spürte die Wärme der Hand auf seiner Schulter. Sein Gehirn setzte aus. Seine braunen Augen starrten den jungen Mann an und er war nicht in der Lage zu reagieren. Dafür zierte nun ein vielsagendes Grinsen die makellosen Lippen und die brauen Augen Kamils zeigen einen Ausdruck, der Joey eine Gänsehaut über den Rücken jagen ließ. “Unfortunately I have to break your heart. I'm only into women. But I am glad that you like me so much.” Joey war völlig überfordert und starrte ihn weiterhin an. Erst jetzt schien auch Kaiba zu bemerken, was da vor sich ging und musste sich ein Lachen verkneifen. Seine eisblauen Augen musterten das rote Gesicht, welches so offensichtlich Verlegenheit und Überforderung zeigte.
 

“What? NO! NO, NOT THAT!” Joey war lauter, als er hätte sein müssen, immerhin standen beide Männer recht nah beim ihm. In einer fließenden Bewegung hob er die Hände und trat zurück. Die Augen vor Panik und Entsetzen weit und rund, schaffte der 19 Jährige wirklich den Akt, noch eine Spur dunkler im Gesicht zu werden. “No it’s not… it’s not like this! I… I…” Doch er kam nicht weiter. Das Grinsen der beiden war schlicht als dreckig zu beschreiben und er wusste, dass sie diese Situation ausschlachten würden, wie man es höchstens mit seinen schlimmsten Feinden tat. Er hatte sich ausgeliefert und er ahnte, dass er nun endlich erfahren würde, warum Kaiba und Kamil so gut miteinander befreundet waren. “You are blushing like a schoolgirl. It’s exactly, how it looks!” Sagte der brünette Firmenführer und stützte sich dabei mit dem Arm locker auf der Schulter des ebenso großen Arabers ab. Joey konnte den herablassenden Ton so klar hören, als hätte ihn jemand mit einem Verstärker extra deutlich hervorgehoben. Er schluckte, Schweiß stand auf seiner Stirn und er fühlte sich so elend. Sein Magen wurde flau und sein Herz schlug so hart und wild gegen den Brustkorb, dass es jeden Moment heraus brechen musste. “Yeah, but he isn’t a schoolgirl. And… it's obvious that you like me.” Meinte Kamil und der Blick der braunen Augen wanderte so offensiv von Joeys Gesicht weiter abwärts über dessen Brust, bis hin zu der Stelle, die eine unerwartete Reaktion ausgelöst hatte, dass jeder der beiden anderen verstand, um was es ging. Auch der Blick des Firmenführers folgte seinem und wenn Joey erwartet hatte, dass er jeden hämisch dreckigen Gesichtsausdruck des Mannes kannte, hatte er sich geirrt. Dieses Lächeln löste in ihm ein unendliches Gefühl der Erniedrigung aus und es schien ihm beinahe, als hätten die beiden ihn vor aller Welt bloßgestellt. Er wusste, auf was sie starrten und das machte es nicht besser.

Ohne noch etwas zu sagen griff er nach seiner Tasche und riss sie vom Stuhl. Er drehte sich um und rannte. Lachend sah ihm Kamil nach, während die Lehne neben ihm gefährlich nach hinten kippte und schlussendlich der Erdanziehungskraft nachgab. Mit einem Scheppern schlug der Stuhl auf dem Boden auf und auch Kaiba konnte nicht anders. Es wurde still im Raum, die anderen Gespräche verstummten und alle Augen blickten die beiden Männer an, die ungezügelt lachten. Es war kein schönes Lachen, keines von der Sorte, der man gerne zuhörte. Es war eines jener grausamen Töne, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. “It was completely unexpected, but funny.” Gab Kaiba von sich und deutete zum Ausgang. “Ok see you later. I have to find the guy again first.” Er klang dabei seltsam beschwingt und amüsiert. Ein Blick in das erfreute Gesicht seines langwierigen Freundes zeigte den gleichen Ausdruck. Mit einem Funkeln in den Augen meinte dieser dann begeistert. “If you only knew how much I'm looking forward to tonight.”



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