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Till death...

Salt in my wounds, until the bitter end
von

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Chapter 8

Okay, nach einer mehr oder weniger kleinen Pause habe ich endlich das nächste Kapitel geschrieben! *g* Viel Spaß beim Lesen!
 

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Chapter 8
 

Es war unangenehm still, als wir vier am Tisch saßen und aßen. Niemand sprach ein Wort, jeder war nur mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ich für meinen Teil überlegte die ganze Zeit, wieso ich das offensichtliche nicht sofort erkannt hatte? Wie blind musste man eigentlich sein? Ich starrte wie betäubt auf meinen Teller und krampfte meine Finger so stark um die Gabel, dass die Knöchel weiß hervortraten.

"Elena, ist alles okay?", erkundigte sich mein Vater, fast flüsternd. Wahrscheinlich behagte ihm die Stille genauso wenig wie mir und irgendwie war es komisch auf einmal wieder zu sprechen. Ich antwortete auch genauso leise.

"Ja, ich muss nur die ganze Zeit an den Dämon denken."

Tommy wechselte einen Blick mit Lucifer.

"Glaubst du, es gibt noch mehr von ihnen?", fuhr ich fort. "Warum sollte es nur einen einzigen geben und was wollte der von dir?"

Mein Vater blickte eindeutig nervös auf den Tisch und Lucifer zog die Augenbrauen zusammen, als wenn er nachdenken würde. In seinem Gesicht stand Unmut geschrieben.

"Tommy, wir würden das alle gerne wissen.", sagte er zu meinem Vater.

Dieser zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung." Er steckte sich die volle Gabel in den Mund, um nicht mehr sagen zu müssen, was mir ganz gegen meinen Willen ein amüsiertes Lächeln entlockte. Er wirkte wie ein kleines Kind, das man zur Rede stellte.

"Von wegen keine Ahnung!", fuhr Lucifer plötzlich auf, die ganze Situation meines Vaters offensichtlich nicht sonderlich amüsant findend. Die Anspannung der letzten Tage brach sich endgültig Bahn in ihm. "Du erzählst uns jetzt auf der Stelle, was diese verdammte Lichtschluckerin von dir wollte!". schrie er meinen Vater an, wobei er seine Gabel so ungestüm in die Tischplatte rammte, dass sie zitternd stecken blieb.

Ich zuckte so heftig zusammen, dass ich mich verschluckte. Mein Husten war das einzige, was die vollkommene Stille störte. Mein Vater starrte Lucifer aus aufgerissenen Augen an und Marina war von ihrem Stuhl gerutscht, um ins Wohnzimmer zu laufen.

Lucifers Brust hob und senkte sich viel zu schnell bei jedem Atemzug und er bebte am ganzen Leib vor Erregung, die Hand, mit der er die Gabel in den Tisch gestoßen hatte, immer noch halb erhoben, die andere zur Faust geballt. Man konnte deutlich erkennen, wie er versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, die kühle, beherrschte Fassade wieder aufzusetzen, aber er konnte sein Gesicht und vor allem seine Augen nicht wieder zurück unter die Maske zwingen. Sie loderten vor... ja, was eigentlich? Wut? Entsetzen? Sorge? Schmerz? Es war irgendwie eine Mischung aus so vielen Gefühlen, dass keines richtig heraus zusehen war.

"Ich...", begann mein Vater und schluckte mühsam. Er sprach nicht weiter.

Lucifer zwang sich mit aller Kraft den Blick zu senken, ich konnte genau sehen, wie viel Anstrengung ihn das kostete, und versuchte dann wieder die Gabel aus der Tischplatte zu ziehen, was ihm nicht so wirklich gelingen wollte. Wäre die Situation nicht so furchtbar morbide gewesen, ich hätte loslachen können, wie er so verzweifelt an dem Griff zog, aber im Moment war mir wirklich nicht nach lachen zumute. Schon eher zum Heulen. Lucifer gab es auf, wobei er sich gerade noch im letzten Moment beherrschte, nicht mit der flachen Hand auf den Tisch zu hauen. Sein Gesicht zuckte schon wieder vor verhaltener Wut, als er den Stuhl etwas zu heftig zurückschob, um dann im Schlafzimmer zu verschwinden.

"Scheiße...", murmelte mein Vater, was die Situation ganz treffend beschrieb. Er schaute mich ratlos an und ich zuckte mit den Schultern. Was sollte ich ihm jetzt sagen? Dass ich auch ganz gerne wüsste, was hier los war? Dann würde sich mein Vater sicherlich ziemlich verarscht vorkommen.

"Lass uns rausgehen. Ich muss eine rauchen.", sagte ich und stand auf, um mir meinen Mantel überzuziehen. Mein Vater folgte mir und schließlich standen wir draußen, im Vorgarten Lucifers und ich zog hastig an meiner Zigarette.

"Du hast dir das immer noch nicht abgewöhnt.", stellte mein Vater mit einem Seufzen fest.

Ich lächelte etwas unglücklich. "Tut mir leid."

"Na ja, jeder hat ja so seine Laster." Mein Vater lächelte ebenfalls und ich schmiss die heruntergebrannte Zigarette auf den nassen Gehweg, um sie auszutreten. Als ich den vorwurfsvollen Blick meines Vaters bemerkte, hob ich sie anschließend mit spitzen Fingern auf und wickelte sie in ein Taschentuch.

Mein Vater seufzte erneut und ich kam einfach nicht umhin, meine Arme um ihn zu legen. "Lucifer ist ganz schön ausgerastet.", meinte er leise.

"Irgendwie klar, oder?", murmelte ich. Es tat mir weh, dass ich meinem Vater einmal nicht zustimmen konnte.

"Ja...", antwortete er gedehnt.

"Und?", fragte ich vorsichtig.

"Was und?"

Ich war mir sicher, dass er wusste, was ich meinte, es nur nicht wahrhaben wollte.

"Komm schon.", drängte ich ihn leise.

"Okay..." Seine Stimme befand sich genau neben meinem Ohr. "Es ist... im Grunde ganz einfach." Er stockte kurz und holte Luft. Seine Arme schlangen sich noch ein wenig stärker um mich. "Eigentlich... eigentlich geht es darum, dass... also... Hast du vorhin gehört, was Lucifer sagte?"

"Ja, wieso? Lenk jetzt bloß nicht ab.", antwortete ich.

"Auch wie er sagte Lichtschluckerin?"

"Stimmt." Ich hatte mich schon ein wenig über diesen Ausdruck für eine Lichtdämonin gewundert. "Was hat das mit dir und der Dämonin auf sich?"

"Lucifer ist... war auch... also, er war auch mal einer.", stotterte mein Vater erklärend, seine Stimme war so leise geworden, dass ich ihn fast nicht mehr verstanden hätte.

"Was? Was war er auch mal?", hakte ich nach, obwohl ich tief um Grunde meines Herzens genau verstanden hatte, was mein Vater meinte. Die Wahrheit war einfach nur zu schrecklich, um sie zu akzeptieren.

"Ein Dämon.", hauchte mein Vater und es wäre nicht anders gewesen, hätte er plötzlich eine 9mm hervorgezogen und mir in den Kopf geschossen. Ich wich zurück. Obwohl, die zweite Variante hätte ich wahrscheinlich noch eher glauben können, als seine Worte.

"Er war... er war ein Dämon?", fragte ich fassungslos. Wie war das möglich?

Mein Vater nickte und sein Blick wurde schmerzhaft.

"Aber..." Ich konnte das einfach nicht glauben.

"Du fragst dich jetzt sicher, wieso er einem Menschen zum Verwechseln ähnlich ist." Mein Vater blickte zu Boden. "Ganz einfach..." Er brach ab und als er mich anschaute, hatte ich das Gefühl ins Bodenlose zu stürzen. Seine Augen schrieen vor Schmerzen, vor Erinnerungen, die er am liebsten völlig aus seinem Gedächtnis gebannt hätte, die sich aber so unauslöschbar in seinen Kopf gebrannt hatten, wie die Narbe eines glühenden Messers.

"Paps, was ist geschehen?", fragte ich und trat auf ihn zu, da ich dachte, er würde jeden Moment zusammenbrechen, so bleich war er plötzlich.

"Nichts... gar nichts.", antwortete er zerstreut. "Vergiss es einfach." Damit wandte er sich ab und stieg die drei Stufen, zu Lucifers Haus empor, um in der Tür zu verschwinden. Ich sah ihm nach. In mir war auf einmal nur noch eine Leere, die mich völlig zu verschlingen drohte. Und tausende von Fragen, auf die mir niemand eine Antwort gab. Selbst die Frage, die mein Vater eben noch bereit gewesen war zu beantworten, hatte er letzten Endes nicht geklärt. Welche schreckliche Sache hatten die Dämonen getan, um Lucifer zu einem Menschen zu machen? Und was hatte das mit dem Pakt zu tun, an dem ich langsam nicht mehr zweifelte? Wieder nur weitere hundert Fragen und keine einzige Antwort dazu gewonnen. Ich folgte meinem Vater ins Haus, schlüpfte wieder aus meinem Mantel und warf das Taschentuch mit dem Zigarettenstummel in den Müllbehälter. Meinen Vater konnte ich in der Küche nicht sehen, sicherlich war zu Marina ins Wohnzimmer gegangen. Dafür hörte ich einen gedämpften langgezogenen Schrei aus dem Schlafzimmer. Es klang, als wenn jemand in ein Kissen brüllte.

Etwas irritiert näherte ich mich der Schlafzimmertür. Ich kannte es von mir, dass ich den Schmerz, der sich in mir ansammelte, manchmal einfach hinausschrie, wobei ich das Gesicht in ein Kissen presste, um den Schrei wenigstens etwas zu dämpfen. Dass Lucifer so etwas tat, konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen und schon gar nicht nach dem, was ich erfahren hatte. Aber als ich die Tür in weiteres Mal an diesem Tag vorsichtig öffnete, sah ich gerade noch wie der schwarzhaarige Mann ein Kissen mit aller Kraft in die Ecke schleuderte und dann mit geballten Fäusten und schwer atmend stehen blieb. Lucifer schien sich nicht wirklich beruhigt zu haben. Erschrocken bemerkte ich, wie er die Finger so sehr in die Haare krallte, dass es definitiv wehtun musste.

Ich öffnete die Tür ganz und trat ins Zimmer. "Lucifer, was tust du?", fragte ich in Ermanglung von etwas anderem, was ich hätte tun können, damit er endlich aufhörte sich selbst weh zu tun.

Lucifer fuhr so hastig herum, dass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Tränen glitzerten auf seiner Wange und zogen schwarze Spuren bis zu seinem schmalen Kinn. Er starrte mich nur ausdruckslos und mit leicht schief gelegtem Kopf an.

Ich begann mich auf einmal ziemlich unwohl zu fühlen und blickte nervös in nach links und nach rechts, damit ich die Verzweiflung in seinem Gesicht nicht ertragen musste. Krampfhaft überlegte ich, was ich nun tun sollte. Lucifer nahm mir die Entscheidung kurzerhand ab, in dem er plötzlich anfing zu schluchzen und zusammenbrach. Die Hand vor den Mund gepresst und auf Knien zusammengesunken saß er neben seinem Bett und versuchte verzweifelte wieder seine Fassung zurück zu gewinnen.

Es war wie der Stich eines Dolches in mein Herz, als ich ihn so sah. Ich ließ mich vor ihm nieder und griff nach seiner anderen Hand. Lucifer bebte am ganzen Körper und er schien kaum Luft zu bekommen, aber ich wusste nicht, was ich hätte sagen können, um sein Leiden zu verringern. Manchmal half eine kleine Geste mehr als tausend Worte es vermochten. Wir saßen einfach nur so da, Lucifers Hand zwischen meinen, die andere vor den Mund gepresst und beide darum bemüht, das eigene Gefühlschaos zu ordnen.

Irgendwann, ich wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, hörten seine Finger endlich auf zu zittern und die Tränen versiegten. Er saß einfach nur da und starrte mit halb zusammen gekniffenen Augen auf den Boden zwischen unseren Knien. Seine Lippen waren trocken und rissig und hatten einiges von ihrer roten Farbe eingebüßt. Schließlich blinzelte er und fuhr sich mit der freien Hand über die Schläfe. Ich war direkt erleichtert, dass er ein Zeichen von sich gab, dass er noch nicht völlig in dem Land aus Qual verloren war. Sein Blick suchte meine Augen, fast als sehnte er sich etwas herbei, an das er sich halten konnte, um nicht endgültig abzurutschen. Ich bemühte mich, dem stechenden Blick seiner dunkelblauen Augen standzuhalten, die so vorwurfsvoll zu mir aufschauten, mit einer einzigen Frage: "Warum ich?"

Ich konnte ihn nur zu gut verstehen. Ich hatte mir diese Frage schließlich selber oft genug gestellt. Warum musste ich leiden, warum musste Lucifer leiden, warum nicht jemand anderes? Es mochte egoistisch klingen, aber es war so. Wieso ausgerechnet die, die niemandem etwas getan hatten?

"Komm, steh auf.", sagte ich leise. "Der Boden ist kalt. Du wirst nur krank." Es war total absurd, dass ich als 16-Jährige einem erwachsenen Mann sagte, dass er sich eine Erkältung zuziehen würde, wenn er länger auf dem Boden sitzen blieb, aber im Moment schien Lucifer nicht wie ein Erwachsener auf mich und ob er ein Mensch war, dass war ja nun auch fraglich. Er kam meiner Aufforderung nach, aber erst nachdem ich ihn hochzog, schaffte er es, sich aufrecht hinzustellen.

"Geht's wieder?", erkundigte ich mich vorsichtig und Lucifer nickte. Ich hob die Hände, um ihm die gräulichen Tränenspuren von der Wange zu wischen. Lucifer ließ es wortlos geschehen. Schweigend setzten wir uns auf den Rand seines Bettes. Ich wusste einfach nicht, was ich noch sagen sollte und Lucifer schien es genauso zu gehen.

"Schau mich mal an.", forderte er mich plötzlich mit schwacher Stimme auf. Ich hob den Kopf und blickte ihm in die Augen. Lucifer zögerte einen Moment, dann legte er seine Hände seitlich auf mein Haar und meine Wangen und murmelte fast unhörbar ein paar Worte. Entweder waren sie wirklich so leise gesprochen oder sie waren von einer fremden Sprach, aber ich verstand sie nicht, genauso wenig wie ich begriff, was das bringen sollte. Seine dunklen Augen wurden auf einmal eindringlicher, trotzdem begann ich auf einmal Dinge zu sehen. Dinge, die offensichtlich in der Vergangenheit gewesen waren, unscharf und verzerrt, aus der Sicht eines anderen Wesens, das ich wahrscheinlich nie verstehen würde, denn jeder Mensch, ja jeder Organismus sah seine Umgebung so viel anders, als es sein Nebensitzender tat. Ich sah plötzlich mehrer Dunkeldämonen, Lucifers Gesicht im Hintergrund wurde immer schwächer und auf einmal hörte ich sogar, was die Dunkeldämonen sprachen, alles aus dieser so fürchterlich fremden Perspektive, aus der alle bekannten Gegenstände immer noch vertraut und trotzdem so eigenartig wirkten, so wie ich sie noch nie gesehen hatte.

"Komm, Baphomet. Zier dich nicht so.", sprach einer der Dämonen und trat näher an mich heran. Ich sah mein eigenes Spiegelbild in seinen Augen - und schrie. Zumindest wollte ich es, aber eine ungemein starke Macht hinderte mich daran, auch nur einen Muskel zu rühren. Ich konnte nur noch atmen, hören und sehen. Und ich sah das Gesicht eines Dunkeldämons in den Augen meines Gegenübers. Mein Spiegelbild sah, bis auf die charakteristischen, katzenartigen Züge der Dämonen, Lucifer zum Verwechseln ähnlich und ich begann mich zu fragen, ob Lucifer mir seine eigene Erinnerung zeigte.

Der Dämon, der sich zu mir heruntergebeugt hatte, trat wieder beiseite, um einem anderen Platz zu machen. Ich zerrte an den Eisenfesseln, die meine Arm- und Fußgelenke banden und eine unbegründbare Wut stieg in mir hoch, als ich ein kräftiges Dämonengesicht sah, das mir irgendwie bekannt vorkam. Wie von selbst bewegte sich nun mein Mund und ich spie ihn an. "Vater.", zischte ich.

Mein Gegenüber lachte. "Gut erkannt." Er machte eine wedelnde Handbewegung zu den anderen vier Dämonen, die noch im Raum standen, der offensichtlich unterirdisch war. "Schafft ihn in den OP-Raum."

Die vier ungemein starken Dämonen ergriffen mich und zerrten mich mit sich, in einen wesentlich helleren Raum, der trotzdem noch vollkommen in Grautönen gehalten war. Das weiße sterile Licht, das von überall her zu kommen schien, verstärkte den kalten Eindruck nur noch mehr und ich musste unwillkürlich frösteln.

"Baphomet, überleg es dir. Willst du sterben oder in Ruhm und Ehre weiterleben?", fragte mich die Person, die ich eben als Vater bezeichnet hatte.

Wieder sprach ich, ohne mein Zutun. "Lieber sterbe ich."

"Sicher?" Er grinste. "Nur ein paar kleine Eingriffe und du kannst zu den Menschen gehen, um dann ruhmreich wieder hierher zurück zu kehren. Unser anderer Spion ist ja leider zu dämlich gewesen, die Klappe zu halten." Er spukte abwertend auf den Boden neben sich, was ihm einen strafenden Blick von einem Dunkeldämon einfing, der kaum etwas Menschliches an sich hatte. Offensichtlich gehörte ihm dieser OP-Raum.

"Ja, ein paar Eingriffe... Du spinnst!", sagte ich verächtlich.

"Und wenn ich dir sage, dass ich einen Menschen in meiner Hand habe, der dir lieb und teuer ist?" Er klatschte in die Hände und die Tür öffnete sich. Eine Dunkeldämonin trat ein, in den Armen ein kleines Baby haltend, kaum sechs Monate alt. In mir regte sich ein Erkennen, das eigentlich nicht da sein durfte. Ich hatte dieses Kind noch nie gesehen, aber der andere Geist gewann die Oberhand. Lucifers Augen hatten dieses kleine Wesen schon öfters gesehen und es offensichtlich sehr lieb gewonnen. Wut, Schmerz, Trauer, alles stürmte zugleich und mit einer Wucht auf mich ein, dass ich in Tränen ausbrach, dabei war ich mir nicht mal sicher, ob ich es nicht wirklich ebenfalls tat. Die Gefühle waren so überwältigend, dass ich mich fragte, wieso Lucifer daran noch nicht zerbrochen war.

"Du hinterhältiges Schwein!", schrie ich meinen Vater an. "Wie kannst du nur? Wie kannst du es wagen Hand an ein Menschbaby zu legen."

"Ob ich Hand an den Kleinen lege, dass liegt ganz bei dir. Wenn du lieber stirbst, dann stirbt das Kind mit dir, wenn du die Spionage vorziehst, dann wirst du bei ihm sein dürfen, so lange du willst, Baphomet." Er wedelte erneut mit der Hand. "Bindet ihn auf den OP-Tisch."

Die vier Dunkeldämonen kamen seiner Aufforderung nach und fesselten mich auf den kalten Eisentisch in der Mitte des Raumes. Lauter Geräte und eine Lampe hingen darüber.

"Und nun, Baphomet? Was wählst du, mein Sohn?", fragte mein Vater mit einem kalten Lachen. Er wusste ganz genau, was ich, beziehungsweise Lucifer wählen würde. Es kostete mich trotzdem unglaublich viel Überwindung. Ich spürte die Flügel auf meine Rücken, dann die Tränen auf meiner Wange und schließlich hörte ich die unkoordinierten Laute, die das kleine Baby ausstieß. Es stand fest. Ich würde die Spionage vorziehen.

"Ich gehe zu den Menschen.", sagte ich mit zitternder Stimme und mit einmal begriff ich, was man Lucifer angetan hatte. "Dafür will ich im selben Alter sein, wie das Kind."

"Dein Wunsch soll dir gewährt werden. Wir setzen dich in die Grundschulzeit, damit du wenigstens noch klar denken kannst. Dein kleiner Schatz Tom wird bei dir sein." Er befahl dem Dunkeldämon, der sicherlich so etwas wie ein Arzt war, mich zu betäuben und dann sofort zu beginnen. Ich spürte einen stechenden Schmerz in meinem Hals, dann versank ich in Dunkelheit.

Die Zeit schien einen Sprung zu machen oder es war einfach nur ein Teil, an den Lucifer sich nicht erinnerte, aber auf jeden Fall schien viel Zeit vergangen zu sein, als ich zu mir kam. Ich lag auf einem ganz normalen Bett, trug keine Lederrüstung, sondern ganz normale Kleidung und befand mich sogar in einem ganz normalen Zimmer. Ich wusste auf einmal, dass ich zur Schule musste, ohne indes zu begreifen, woher. Also stand ich auf und trat vor den Spiegel, der an der einen Schranktür angebracht war. Wieder hätte ich beinahe aufgeschrieen. Diesmal steckte ich in dem Körper eines vielleicht sechsjährigen Jungen, der wie eine jüngere Ausgabe Lucifers aussah. Diese Gesichtszüge, diese dunkelblauen Augen waren unverkennbar. In meinen Gedanken machte sich Entsetzen breit, aber diesmal von Lucifer ausgehend. Meine Flügel, wo waren meine Flügel? Wie grausam war es, wenn man sein ganzes Leben lang hatte fliegen können, wenn einem der Himmel gehört hatte und man nun plötzlich von der Schwerkraft gebunden war, gezwungen zu laufen? Die Tränen liefen dem kleinen Jungen über die Wangen. Er hatte Schmerzen und ich erkannte, dass man selbst die Zähne abgefeilt hatte. Als ich mit der Zunge darüber fuhr, spürte ich etwas hauchdünnes plastikartiges, das meine Zähne daran hinderte wieder nachzuwachsen. Das war es, was diese bestialischen Schmerzen verursachte.

Wieder ein Zeitsprung. Ich fand mich auf einer kleinen Bank sitzend wieder und als ich zur Seite schaute, saß mein Vater neben mir. Aber diesmal mein richtiger Vater, Tom Taylor! Und ich spürte plötzlich Zuneigung, Liebe, aber nicht mehr auf der Ebene, wie ein Kind seinen Vater liebt, sondern so, wie man einen fremden Menschen liebt, mit dem man ewig zusammen sein möchte. Lucifer liebte meinen Vater, natürlich.

"Lucifer de Angelus?", fragte die Lehrerin. Als ich sie ansah, wurde mir plötzlich bewusst, wie anders Lucifer die Menschen um sich herum sah. Mein Vater war auf einmal so unglaublich hübsch, wie ich ihn noch nie gesehen hatte und die Lehrerin, die definitiv ein Männerschwarm war, kam mir plötzlich so ausdruckslos und dumm vor. Ihre übergroßen Brüste wirkten einfach nur erschlagend und das hübsche Gesicht war leblos und Angst einflößend. Dagegen kam mir das Mädchen, einen Tisch neben mir, plötzlich so anziehend vor. Es hatte große Augen und einen kleinen Schmollmund. All diese Gegenstände, die ich kannte und immer für selbstverständlich gehalten hatte, wirkten so verzerrt und zugleich so vertraut wie eh und je. Lucifer hatte so eine befremdende Sichtweise. An seiner Stelle kam mir alles so furchtbar und grausig vor, dass ich am liebsten davongerannt wäre.

Jäh verschwamm alles vor mir und ich begann wieder zu mir selber zurück zu finden, Lucifers dunkelblaue Augen direkt auf meine gerichtet. Ich starrte ihn an, unfähig auch nur ein Wort zu sagen.
 

So, das is ja nun ne ziemliche Menge gewesen... Hoffe es hat euch trotzdem gefallen! =)

Eure Caty de Lioncourt



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-04-10T21:19:02+00:00 10.04.2006 23:19
wow...*staun*
lucifer...ein dämon..?
also, sowas in der art hab ich mir shcon fast gedacht*g*
aber,...puh

mir fehlen die worte..*g*
nur nocheins: der arme tisch XD
in dem steckt einfach so ne gabel hihi^^

*großes KNUFF+
Das dein doppi


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