Zum Inhalt der Seite

Engel des 21. Jahrhunderts

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die 'Originalfassung'

Zu Anbeginn der Zeit erschuf der Herr, Vater allen Lebens, zwei Wesen. Des ersten Flügel spannten sich über den Himmel, schützen die Engel. Des anderen verschlossen den Eingang zur Hölle, hielten die toten, gehetzten Seelen in der Unterwelt und die Lebendigen in der Unseren.

Jedes der Wesen prägte sein Reich und erfüllte seine Pflichten unter der Hand Gottes, des Allmächtigen.

Das Wesen des Himmels, HightHoly getauft, erkor Luzifer zu seinem Liebling aus.

Das Wesen der Hölle hingegen, DeepDarth getauft, verlor den Glauben an Vergebung, an das Gute, und wandte sich von Gott, seinem Herren, ab.

Der Zorn Gottes war zügellos und zerschlug das Gleichgewicht zwischen den Himmlischen Gefilden und der Hölle.

DeepDarth verließ seinen Posten, Gott zu besinnen; gegen ihn anzutreten, sollte es die Situation erfordern. Doch kaum, da er seines Weges ging und das Portal zwischen Erde und Hölle offen stand, entflohen die verlorenen und gehetzten Seelen der Unterwelt. Nur dem Eigennutz verschrieben drangen sie in das Himmelreich ein, verwüsteten es von Hass getrieben. Ein grausamer Krieg brach über die Himmlischen Gefilde hinein, während dem Luzifer aus dem Himmel fiel.

DeepDarth glaubte HightHoly habe Luzifer betrogen und aus dem Himmelreich gestoßen. Erzürnt über diesen Verrat schwor er seinen Bruder, den Wächter der Himmlischen Gefilde, zu töten.

HightGoly dagegen sah den Grund für Luzifers Sturz im Ungehorsam seines Bruders, welcher Gottes Zorn entflammt hatte und richtete die heilige Macht, von Gott gegeben, die Engel im Himmelreich zu schützen, gegen DeepDarth.

Ein Engel, ein einziger nur, trat zwischen die beiden Wesen, DeepDarth den Rücken zugewandt, die Arme schützend ausgestreckt. Es war Luzifers Geliebte, Ellis getauft.

Zu spät bemerkte HightHoly den schmächtigen Engel. Seine Macht traf Ellis anstelle des verhassten Bruders. Der unscheinbare Engel hatte den sicheren Tod DeepDarth' verhindert. Ellis - Ein Engel von hohem Rang. Von der heiligen Macht HightHolys getroffen, starb sie auf der Stelle, verflüchtigte sich in Form von Kugeln aus Licht ins Nichts.

Gott, der Vater der Geschwister und allen Lebens, verbannte HightHoly aus den Himmlischen Gefilden und bat DeepDarth den Posten seines Bruders einzunehmen, doch der Krieg im Himmelreich hatte ihm den letzten Glauben an das Gute genommen. So lehnte DeepDarth ab und bat Gott ausziehen zu dürfen, Luzifer zu finden.

Jener willigte ein, denn Luzifer war sein schönster und liebster Engel. Er trieb die verlorenen Seelen aus dem Himmel zurück in die Unterwelt und versiegelte das Portal.

DeepDarth - von da an nur noch als Höllenhund bekannt - erlitt durch Luzifer eine weitere Enttäuschung. Als er ihn endlich fand, musste er feststellen, dass Luzifer Gott und alles, was der Gemeinschaft der übernatürlichen Wesen heilig war, aufgegeben hatte.

Höllenhund gab seinerseits Luzifer auf und teilte ihm den Verlust Ellis' nicht mit.

An diesem Tag nahm Höllenhund eine andere Gestalt an, die Gestalt eines gewöhnlichen Hundes. Er zog durch die Welt, enttäuscht von Luzifer und gezeichnet durch den Tod Ellis', auf der Suche nach ihr, an die er sein Herz verloren hatte; vergessen und abgewandt von Gott.

Engel im Schnee

Es war, als glitten Alex' Hände wie von allein in die Hosentaschen seiner dunkelblauen Jeans. Die Luft schien starr vor Kälte, war von weißen Nebelschleiern durchzogen, und die einzelnen feinen Schneeflocken, die vom Himmel rieselten und das einzig Bewegte an diesem Morgen schienen, blieben in Alex' kurzem Silberhaar haften.

'Welch wunderschöner Morgen für einen solchen Tag der Trauer', fuhr es ihm durch den Kopf, während ihm ein leiser Seufzer entwich.

Fast waren es schon Hundert Jahre, die er schon durch die Landschaften der Erde streifte; stets auf der Suche – doch niemals fündig geworden. Er musste es finden. Nur dieser eine Gedanke, leuchtend wie ein Stern, hatte sich in seinem Herzen fest verankert, eingeschlossen in Stein. Doch was war es, was suchte er schon so lange Zeit? Die Gedanken begangen zu verblassen und davonzufließen wie Wasser in der hohlen Hand. Alex konnte sie nicht halten, entglitten sie doch seinem Bewusstsein so rasch- und zurück blieb nur das Licht des Wunsches, tief vergraben in seinem Herzen.

Hastige Schritte durchbrachen die Stille, die Alex bis eben noch umgeben hatte und schreckte ihn aus seinen Gedanken. Da er aufblickte, sah er ein kleines Mädchen mit türkis-blauen Augen auf ihn zu eilen; sie konnte kaum älter als vierzehn Jahre sein.

Wie festgefrohren blieb Alex stehen und wie gebannt folgten seine Augen dem Mädchen, wie es an ihm vorbei ging – etwas regte sich in ihm; weckte eine längst verloren geglaubte Erinnerung und ließ das ermüdete Licht in seiner Brust aufflammen.

'Ellis?`, flüsterte Alex ungläubig, wie eine an sich selbst gestellte Frage.

Doch er war sich sicher, sie musste es sein, sie musste!

„Ellis!“, rief er dem Mädchen nach.

Die Angesprochene verlangsamte ihre Schritte, blieb schließlich stehen und wandte sich zu Alex um. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Verwirrung ab: „Meinst du mich?“

Sehr langsam und mit auf der dünnen Schneeschicht leise knarrenden Schritten ging Alex auf das Mädchen zu, dessen langes Blondhaar von einer jäh aufkommenden Windböhe heftig zerzaust wurde. Nur einige Zentimeter von ihr entfernt blieb er stehen, blickte sie durchdringend aus eisblauen Augen an, welche jedoch keine Kälte auszustrahlen schienen. Das Mädchen blinzelte verlegen und wandte den Blick ab.

„Du bist doch Ellis, nicht wahr?“, fragte Alex leise, fast selbst ungläubig.

Ein leises Lächeln kräuselte die sanft rosafarbenen Lippen des Mädchens: „Ich weiß nicht, wer du bist und wovon du redest, aber so viel kann ich dir sagen: deine Ellis bin ich nicht.“

Alex' Stirn kräuselte sich, während er das Mädchen noch einmal genau in Augenschein nahm: „Du siehst ihr aber sehr ähnlich... Und wieso hast du auf den Namen reagiert?“

Fast gleichgültig zuckte das Mädchen die Achseln: „Ich weiß es nicht, wirklich. Ich habe mich nur irgendwie angesprochen gefühlt. Mein Name ist Lilly, Lilly Hidomi.”

Sie fröstelte und zog sich den schwarzen Mantel enger um die Schultern: “Dürfte ich jetzt erfahren wer du bist?“

„Verzeih meine Unhöflichkeit; mein Name ist DeepDarth... Ich meine natürlich Alex!“

„So so und wie alt bist du?“, sie musterte ihn interessiert.

„2004 Jahre alt.“

„Ja klar. Du bist doch höchstens fünfzehn!“

„Nein, ich meine das ernst!“

„Ja und am ersten, ersten, im Jahre Null hast du Geburtstag oder wie?“, kicherte Lilly.

„Nein, am dreizehnten, achten, im Jahre Null.“

Lilly lachte beherzt: „Du bist wirklich komisch und wenn mir nicht so kalt wäre, würde ich mich gerne weiter mit dir unterhalten...“

„Kannst du mich nicht mitnehmen? In den Nächten ist es im Winter wirklich sehr kalt hier draußen...“

Verdutzt blickte Lilly wieder in diese eisblauen Augen: „Du verarschst mich doch!“

„Mögen deine Eltern Tiere?“

„Was soll denn die Frage jetzt bitteschön? Ja, meine Mutter liebt Tiere, aber wir haben keine.”

Alex lächelte geheimnisvoll, nahm Lilly bei der Hand und zog sie durch eine schmale Seitengasse in einen Hinterhof. Um diese Uhrzeit war kaum ein Mensch unterwegs, doch wollte er ganz sicher gehen, dass ihn niemand sehen würde.

Leicht nervös blickte er sich um; doch weit und breit war kein Mensch zu sehen.

Lilly musterte ihn verwirrt und wollte kurz darauf ihren Augen nicht mehr trauen. Vor ihren Augen schienen Alex' Konturen zu verschwimmen und sich kurz darauf wieder zu festigen: doch sahen sie dieses Mal völlig anders aus. Jäh sah sich Lilly mit einem cremefarbigen Hund konfrontiert.

Sie wollte schreien, doch kein Laut entwich ihrer Kehle. Mit weit aufgerissenen Augen wich sie an eine Steinmauer zurück und blieb dort wie angewurzelt stehen, unfähig sich zu rühren. Eigentlich mochte sie Hunde – doch Jungen, die sich in welche verwandelten...?

„Hast du nicht gesagt, du magst Tiere?“, fragte der Hund.

„Und jetzt spricht er auch noch!“, dachte Lilly verzweifelt.

„Was bist du?!“, entschloss sie sich schließlich zu fragen. Unterdrückte Panik schwang in ihrer Stimme mit.

„Ich gebe dir einen Tipp, ich bin kein Mensch. Mein Name als Hund ist Höllenhund, du kannst mich Hölly nennen“, grinste Hölly und setzte sich in den Schnee.

„Was bist du?“, wiederholte Lilly ihre Frage etwas gefasster als zuvor.

„Kennst du die Geschichte von Luzifer? In den Satanistenkreisen wird sie oft aus der Sicht Luzifers erzählt. Ich sehe das Ganze natürlich wieder etwas anders als er. Kennst du das Werk, welches sich ,Originalfassung' nennt?“

Die schwarzen Perlaugen des Hundes funkelten geheimnisvoll.

„Ja, ich habe die Geschichte gelesen. Ich habe mich schon immer für so was interessiert.“

„Glaubst du mir, dass ich DeepDarth bin?“

Irritiert musterte Lilly den Hund vor ihr. Endlose Minuten sagte sie nichts; es arbeitete in ihr. Glauben und Zweifel rangen miteinander, bis sich Lilly kaum noch sicher war, ob dies alles wirklich geschah oder ob sie einfach nur in ihrem Bett lag und träumte. Doch wenn dies so war: Was hatte sie zu verlieren?

Zögernd trat sie an den Hund heran, kniete sich nieder und kraulte ihn hinter dem linken Ohr. Es fühlte sich warm und flauschig an; so etwas konnte man sich nicht einbilden

Schließlich seufzte sie: „Ja, ich glaube dir.“

„Und glaubst du mir, dass du die wiedergeborene Ellis bist?“

Einige Sekunden lang musterte Lilly ihn stumm, dann kicherte sie kleinkindhaft: „Nein, das nun wirklich nicht.“

Hölly wirkte enttäuscht, ließ die Ohren hängen. Doch zu seiner Verblüffung grinste ihn seine neue Freundin frech an: „Ich gehe dann mal nach Hause.“

„Und was ist mit mir?“, fragte Hölly und blickte Lilly aus Hundeaugen an.

Diese hatte sich bereits aufgerichtet und verließ mit langsamen Schritten den Hinterhof.

„Und was ist mit mir?“, wiederholte er verzweifelt.

„Du kommst mit, was sonst?“

Freudig erregt sprang Hölly auf und hatte Lilly schon bald eingeholt. Das Schneetreiben war inzwischen dichter geworden; dicke weiße Flocken segelten dicht an dicht gen Boden, türmten sich auf und ließen Lillys Schritte erlahmen, während ein Teil der Flocken in ihrem Mantel und Haar haften blieb.

Während für sie der Marsch wesentlich beschwerlicher geworden war, jagte Hölly quietsch fidel durch den Schnee, übersprang kleine Schneeverwehungen und vergnügte sich in den Schneeanhäufungen am Rande des Weges, welche von dem vergeblichen Versuch stammten, die eigene Einfahrt vom Schnee zu befreien.
 

An Lillys Haustür angekommen ließ sich Hölly an der Stelle nieder, an der vor einigen Stunden noch ein Fußabtreter zu sehen gewesen sein musste.

Ohne weiter auf den Hund zu achten, durchwühlte Lilly ihre Manteltaschen auf der Suche nach ihrem Haustürschlüssel. Sie fand ihn schon bald und drehte ihn mit klammen Fingern im Schloss herum.

Genau in dieser Sekunde ertönte ein Aufschrei aus dem Inneren des Hauses: „Um Gottes willen, Lilly! Zieh die Schuhe aus bevor du reinkommst!“

„Mom.“, wisperte Lilly in Höllys Richtung.

Rasch schlüpfte sie aus den Schuhen und übersprang Hölly, der immer noch vor der Haustür lag. Nun legte sie auch ihren Mantel ab und schüttelte ihn direkt über Höllys Kopf aus, was ein erneutes Schneetreiben hervorzurufen schien. Doch der Hund schüttelte sich nur, um sich selbst von dem Schnee zu befreien und willigte klaglos ein, als Lilly ihm gebot, vor der Tür zu warten.

„Was für ein Wetter! Und dabei haben wir nicht einmal Dezember!“

„Mom...Reg dich ab“, grinste Lilly, „Ich mag den Schnee.“

„Aber er blockiert die Straßen; es wird immer schwieriger mit dem Auto durchzukommen“, seufzte ihre Mutter und ließ sich auf einem Stuhl in der Küche nieder.

Ihr folgend ließ sich Lilly auf einen kleinen Stuhl, ihrer Mutter gegenüber, fallen.

„Tja“, gluckste sie, „Dann brauchen wir wohl einen Schlittenhund. Was würdest du eigentlich von einem Haustier halten? Vielleicht ja wirklich ein Hund?“

Mrs. Hidomi nahm einen Schluck von ihrem Kaffee: „Ein Hund braucht viel Auslauf, das weißt du. Aber wenn du meinst damit klar zu kommen, warum nicht? Vielleicht schenkt dein Vater dir einen zu Weihnachten.“

„Ach, das wird nicht nötig sein, ich weiß schon welchen Hund ich will“, gab Lilly zurück und pfiff kurz und schrill.

Das war das vereinbarte Zeichen. Freudig sprang Hölly auf und schob die Haustür, welche Lilly extra einen Spalt breit hatte offen stehen lassen, mit der Pfote auf. Darauf bedacht keinen Schnee in das Haus zu tragen und damit gleich einen schlechten Eindruck zu hinterlassen, tapste Hölly hinein und fand – Lillys Geruch folgend – auch sogleich die Küche. Dort angekommen setzte er sich vor Mrs. Hidomi auf den Boden und blickte sie Schwanz wedelnd aus Hundeaugen an; ihr Urteil über ihn abwartend.

Gespannt blickte Lilly ihrer Mutter entgegen, versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten, doch es gelang ihr nicht. Die Hände fest verschränkt wartete sie gespannt auf die Reaktion ihrer Mutter. Würde sie den Hund erlauben? Gespannt erwartete Lilly den Urteilsspruch.

Die dritte virtuelle Welt

„Bist du etwa eine Satanistin?“, fragte Hölly, der mit Lillys Schmuckschatulle auf dem Boden lag.

Die Angesprochene reagierte nicht; sie nahm den Zirkel und konstruierte das nächste Dreieck. Zum Glück hatte ihre Mutter ihr erlaubt den Hund zu behalten und so war dieser direkt in Lillys Zimmer eingezogen.

Hölly hob den Kopf und wandte den Blick von den umgedrehten Kreuzanhängern in Lillys Schmuckschatulle zu ihr.

„Hey, ich hab dich was gefragt!“

Verärgert ließ Lilly den Zirkel auf ihren Schreibtisch fallen und sank an die Lehne des Schreibtischstuhles zurück: „Und wenn es so wäre?“

Mit irritiertem Blick kratze sich Hölly am Ohr und sprang dann mit einem Satz auf Lillys frisch bezogenes Bett, welches wirklich sehr groß war; wie für zwei gemacht. Er streckte sich genüsslich auf dem weißen Bettdeck und zwischen den vielen Kissen.

„Nichts wäre dann. Es interessiert mich nur, weißt du? Wegen Luzifer, er ist...“

„Es ist mir gleich, was mit ihm ist; was interessiert mich was vor Hunderten von Jahren war?“

„Oh! Das sollte dich interessieren. Was für einen Glauben hast du dann?“, fragte Hölly weiter.

„Theoretisch bin ich Jüdin, aber praktisch hab ich keinen Glauben. Und warum sollte mich das interessieren?“, fragte Lilly schneidend zurück.

Nach einigen Sekunden, in denen sie Hölly aus zornig zusammengezogenen Augenbrauen anstarrte, vergingen. Dann jedoch seufzte sie, stand auf und ließ sich neben Hölly auf die Bettkante sinken. Gedankenverloren starrte sie der weißen Decke entgegen.

„Wir werden verreisen“, begann Hölly behutsam.

„Was?! Wohin?“, rief Lilly erneut aufgewühlt aus und setzte sich kerzengerade auf.

„In die dritte virtuelle Welt“

„Welche dritte virtuelle Welt? Ich kenne nur die Unterwelt und die himmlischen Gefilde!“

„Die dritte ist die exakte virtuelle Welt von dieser hier“, erklärte Hölly wie selbstverständlich.

Ob es wohl noch mehr Welten gab? Lilly wollte es lieber nicht wissen.

„Was soll ich denn da? Ich will da nicht hin!“

„Das hat damit gar nichts zu tun. Eine Woche nachdem ich Ellis, also dich, gefunden habe, wird Gott sie und mich in die virtuelle Welt schicken. Wir suchen nach Luzifer, vielleicht kommt er wieder zur Vernunft, wenn er dich lebend sieht. Er wird noch alles zerstören“, belehrte Hölly sie ernst.

„Hat mich das zu interessieren?“

„Ja, das hat es! Jetzt schlaf, morgen früh ist es schon so weit“

Lilly zog ihr Nachthemd über, putzte sich die Zähne, löschte das Licht und krabbelte unter die Decke. Etwas Flauschiges lag an ihrer Wange. Sie tastete verwirrt danach.

„Das kitzelt!“

„Hölly! Raus aus meinem Bett! Du bist ein Kerl!“

Enttäuscht verzog sich Hölly von Lillys Kopfkissen und krabbelte hinab an das Fußende des Bettes: „Ist es so in Ordnung?“

„Muss gehen“, murmelte Lilly und schloss die Augen.

Ein Fluss aus seichtem Schwarz zog sie sanft in den Schlaf.
 

Mit einem lauten Niesen erwachte Lilly. Kalter Wind zog durch das jäh weit geöffnete Fenster herein und ließ die gerade Aufgewachte frösteln. Selbst vereinzelte Schneeflocken trug er herein und ließ sie über Lillys Bett fallen.

An ihren Füßen lag wärmend Hölly, über dessen Anwesenheit sie in diesem Moment sehr dankbar war.

„Sonntag“, sagte er, „wir sollten uns fertig machen.“

Die Decke bis an den Hals hinaufgezogen setzte sich Lilly auf: „Wozu?“

Hölly grinste schelmisch auf Hundeart und streckte sich. Dann drehte er sich um Hundertachsig Grad und blickte Lilly ins Gesicht: „Wir müssen ins Internet, meine Liebe, ins Internet!“

Da er den Gesichtsausdruck Lillys bemerkte, zeigte er belustigt die Zähne.

„Du hast doch einen internetfähigen Computer?“, fragte er schließlich vorsichtig.

„Natürlich, aber...“

„Dann zieh dich an!“, rief Hölly erfreut und sprang seinerseits hoch motiviert vom Bett.

„Zauberwort mit zwei T“

„Aber flott!“

Beide kicherten, so fern das in Höllys Fall möglich war.

Doch schon einige Sekunden später hatte sich Lilly wieder beruhigt und wies streng mit dem Zeigefinger auf ihre Zimmertür: „Raus, sonst habe ich mich übermorgen noch nicht angezogen!“

Enttäuscht, jedoch ohne Widerworte trottete Hölly aus dem Zimmer. Sobald er außer Sicht war, stand Lilly auf, um erst die Tür hinter ihm und dann das Fenster zu schließen; den Schnee konnte sie in ihrem Zimmer nicht brauchen.

Rasch zog sie die Kleidung aus dem Schrank, die ihr gerade bequem vorkam. So traf ihre Wahl auf eine Jeans und die dunkelrote Stoffjacke. Hastig kämmte sie sich noch die Haare und ging dann hinüber ins Nebenzimmer, wo Hölly schon erwartungsvoll schwanzwedelnd vor dem PC saß.

„Ah, da bist du ja“, stellte sie fest und zog die Tür hinter sich zu.

„Du bist aber sicher, dass keiner den PC herrunterfährt, wenn wir weg sind?“

„Ganz sicher“, beruhigte Lilly ihn.

Vorsichtshalber drehte sie jedoch den im Schloss steckenden Schlüssel herum: „Und jetzt?“

Auf die gleiche wundersame Weise wie bei ihrer ersten Begegnung verwandelte sich Hölly nun vom Hund zurück in einen Menschen: „Vergiss aber nicht mich Alex zu nennen und nicht Hölly!“

„Wird schon, wird schon...“

Alex zog einen Stuhl vor den PC und setzte sich. Lilly tat es ihm nach und bückte sich dann, um den PC anzuschalten.

„Warte, lass mich das machen.“

Alex schob Lillys Hand bei Seite und drückte den blauen Knopf am Rechner. Mit einem kurzen Piepen startete sich der PC und das übliche "Windows 98" Bild erschien auf dem Bildschirm. Doch kaum, da der PC hochgefahren war, erschien nicht wie üblich das Desktopmotiv auf dem Schirm. Stattdessen zierte den Monitor ein grell roter Hintergrund - und eine Art Fehlermeldung mit weißer Schrift auf schwarzem Grund.

'Wollen Sie ins Internet gehen oder wollen Sie den PC weiterhin normal nutzen?'

Alex griff über Lilly hinweg zur Maus und klickte auf den Button ,Internet', der links neben ,Normale Nutzung' stand, woraufhin ein Dialog, wie beim Installieren eines Spieles erschien.

,Geben Sie die Zahl der Personen ein, die das Internet nutzen wollen'

Alex tippte eine 2 in das Kästchen ein und bestätigte.

,Was wollen Sie tun?'

Dieses Mal gab es mehrere Buttons zur Auswahl:

Bestimmten User Suchen

Bestimmten Chat Room suchen

Chatliste sehen

Userliste sehen

Optional im Internet arbeiten

Ausgangsort auswählen

Alex klickte auf den letzten Button. Eine Liste merkwürdiger Ortsnamen, die Lilly nie gesehen hatte erschienen auf dem Bildschirm, doch Alex schienen sie bekannt. Er scrollte mit der Maus runter bis zum Buchstaben S und machte dann einen Doppelklick auf "St. Livre Place".

'Wollen Sie St. Livre Place wirklich besuchen?'

Alex bestätigte durch einen Mausklick auf den „Ja“-Button und nahm Lilly bei der Hand. Ein greller Strahl aus festem Licht kam aus dem Bildschrim auf Alex und Lilly zu, schlang sich wie ein Lasso um sie und zog sie in den PC hinein. Durch merkwürdige Formen und Farben wurden sie gezogen, doch schon ein paar Sekunden später standen sie auf einer grünen Wiese vor einem Schloss.
 

Alles sah merkwürdig aus, so unwirklich. Wie in einem 4D Spiel, Höhen, Tiefe, Weiten und Zeit. Erstaunt blickte ich auf meine Hände: waren dort nicht mehr Kanten als gewohnt?

Alex: ,Komm, wir gehen hoch zu Carfax'

Er fuhr sich mit der linken Hand durch sein Silberhaar.

Lilly: ,Carfax?'

Alex: ,Das Schloss da vorne, Carfax Abbey. Dracula und Beherit wohnen dort. Alte Bekannte.'

Seite an Seite gingen wir den leicht ansteigenden Weg zu Carfax Abbey hinauf. Immer noch erschien mir alles irreal, ich fühlte mich viel leichter als sonst.

Lilly: ,Die Gärten sind wunderschön. Wer kümmert sich um sie?'

Alex: ,Niemand. Hier in der virtuellen Welt kannst du dich um die Blumen kümmern, aber sie brauchen es nicht. Du kannst auch essen, du musst es nicht. Mit dem Schlafen ist das so eine Sache, manche haben das Gefühl, sie müssen, andere nicht. Aber wir müssen sowieso rechtzeitig zurück sein. Aber wir haben viel Zeit, ein Tag hier ist eine Sekunde in deiner Welt.'

Ich nickte und schritt weiter voran und schon einige Sekunden später standen wir vor dem massiven Schlosstor Carfax Abbeys.

Der Graf

Lilly: ,Soll ich klopfen?'

Alex: ,Ach was.'

Alex drückte die Tür auf und verwandelte sich wieder in einen Hund. Seine Pfoten machten laute und tapsige Geräusche auf dem Parkett. Gespannt folgte ich ihm. Wir kamen in einem Aufenthaltsraum an. Zwei Jungen saßen auf roten Sesseln am Kamin und beäugten uns neugierig.

Hölly: ,Hey Hey Beherit, Dracula'

'Ach der Köter', begrüßte uns der Blonde zu freundlich.

Hölly: ,Schon gut Beherit.'

Hölly schien sich zu ärgern.

Hölly: ,Lilly, hier, und ich, wir würden uns gerne zwei Zimmer mieten'

Der Schwarzhaarige nickte. Er sah Beherit auffallend ähnlich. Vielleicht sein Bruder?

Dracula: ,Ein Zimmer für die Lady'

Hölly: ,Und was ist mit mir?'

Dracula: ,Wir vermieten keine Zimmer an Köter'

Beherit: ,Das heißt, du kannst ja auf der Fußmatte schlafen'

Ich kicherte verdruckst. Hölly sah begeistert aus.

Hölly: ,Ich kann dann ja mit in Lillys Zimmer schlafen'

Dracula: ,Kommt nicht in Frage!'

Hölly: ,Aber...'

Dracula wandte sich ab und lächelte mich an. Er nahm mich am Arm und führte mich zu meinem Zimmer im ersten Stock. Hölly folgte uns. Dracula stellte sich vor meine Zimmertür.

Dracula: ,Ich habe mich noch nicht vorgestellt, ich bin Graf Dracula'

'Schön zu wissen', dachte ich mir, sagte jedoch nichts. Dracula nahm meine Hand und küsste sie. Diese Geste gefiel mir sehr und ich grinste frech. Schnell schloss er mein Zimmer auf, öffnete die Tür und gab mir den Schlüssel.

Dracula: ,Wir sehen uns um 18.00Uhr im Speisezimmer'

Lilly: ,Ja, bestimmt'

Ich lächelte ihm zu und ging in das Zimmer. Hölly folgte mir und leise wurde die Tür hinter uns geschlossen.

Hölly: ,Er scheint dir ja gut zu gefallen'

Lilly: ,Lass mir doch mein Vergnügen...'

Mit einem leisen Knall verwandelte sich Hölly wieder in Alex und setzte sich neben mich auf das Bett. Er nahm meine Hand und drückte sie.

Alex: ,Vergiss nicht, wir sind auf der Suche nach Luzifer, er kann überall sein. Vielleicht greift er bald dieses Schloss an und Dracula stirbt, was dann? Krall dich hier bloß an keinem fest. Man sollte sowieso nicht gleich jedem vertrauen.'

Lilly: ,Ja, schon gut, ich kenn mich hier noch nicht gut aus'

Schwer seufzte Alex.

Alex: ,Genau das ist es was mir Sorgen bereitet'

Ich trat ans Fenster und sah hinab auf einen von Wiesenblumen überwucherten Garten, der eher einer Wiese glich.

Lilly: ,Lass uns rausgehen.'

Alex verwandelte sich wieder in einen Hund und nickte lebhaft. Wir betraten den Flur und ich schloss meine Zimmertür hinter Hölly ab. Unser Weg führte uns an tausenden und abertausenden von Türen vorbei. Ich folgte Hölly, da ich mich nicht auskannte. Mein Orientierungssinn war ziemlich schlecht und es war das erste Mal, dass ich dieses Schloss besuchte.

Lilly: ,Was wohl hinter diesen Türen ist?'

Hölly: ,Keine Ahnung, sie sind verriegelt.'

Ich blieb an einer Tür stehen, streckte die Hand nach der Klinke aus und...

Dracula: ,Einen schönen Tag wünsche ich'

Rasch zog ich die Hand zurück und wandte mich um. Wo war der denn so schnell hergekommen?

Dracula: ,Ich würde Ihnen nicht raten, unbekannte Räume zu durchsuchen oder verschlossene Türen zu öffnen'

Lilly: ,Tut mir Leid, aber verschlossene Türen kann ich doch nicht öffnen, keine Sorge'

Ich grinste. Dracula sah scharf auf meine Finger. Verwirrt und halb bestürzt fragend blickte ich ihn an, doch Hölly gab ein merkwürdiges Fiepen von sich und ich folgte ihm weiter den Gang entlang.

Lilly: ,Aber Hölly ich...'

Hölly: ,Hier geht's lang'

Draußen auf der Wiese, die ich von meinem Fenster gesehen hatte, lies ich mich ins Gras fallen und blickte hinauf in den stahl bauen Himmel.

Lilly: ,Warum hast du mich vorhin nicht ausreden lassen?'

Hölly: ,Man sollte Dracula nicht so dreist wiedersprechen wenn man ihn nicht lang genug kennt.'

Lilly: ,Hm, und was meinte er mit verschlossenen Türen?'

Hölly: ,Ellis hatte die Gabe, alles öffnen zu können, selbst ohne es zu berühren, sicher sieht er sie in dir!'

Lilly: ,Hm...'

Ich strich mit dem Zeigefinger leicht über die Blüte einer Blume links von mir.

Lilly: ,Er tut so höflich, aber er scheint mir so böse'

Hölly drehte sich auf den rücken und jaulte vergnügt.

Hölly: ,Keine Sorge, nach meiner Empfindung ist alles an ihm unverschämt. Also böse!'

Lilly: ,So mein ich das nicht'

So lagen wir lange einfach nur da. Die Sonne begann bereits hinter den entfernten Bergen zu versinken, als ich auf die Uhr sah. Leider musste ich feststellen, dass sie in dieser Welt nicht zu funktionieren schien. Sie war einfach stehen geblieben.

Lilly: ,Wie spät es wohl ist?'

Langsam blickte Hölly zum Himmel empor.

Hölly: ,Kurz vor 18.00Uhr würde ich sagen'

Lilly: ,Dann sollten wir ins Speisezimmer gehen'

Hölly stand auf und reckte sich.

Hölly: ,Ja!'

Wieder folgte ich Hölly auf einem langen und komplizierten Weg durch das große Schloss. Am Speisezimmer angekommen, drückte ich die Klinke runter und stieß die Tür auf. Dracula und der blonde Beherit saßen bereits am Tisch.

Lilly: ,Sind wir zu spät?!'

Dracula schüttelte den Kopf und bat mich, Platz zu nehmen. Ich folgte der Aufforderung und er rückte mir einen Stuhl zurecht. Achtlos stellte Beherit einen Hundenapf mit Suppe für Hölly auf den Boden. Hölly nahm dies sehr beleidigt auf. Darüber konnte ich nur schadenfroh grinsen.

Das Essen war eine recht ruhige Angelegenheit. Erst beim Nachtisch fing Dracula ein Gespräch mit mir an und durchbrach so das Schweigen.

Dracula: ,Wie lange habt Ihr vor zu bleiben?'

Hölly antwortete noch bevor ich den Mund aufmachen konnte.

Hölly: ,Nur ein paar Tage, wir sind auf der Durchreise'

Lilly: ,Ja, wir suchen nach Luzifer!'

Alle Augen richteten sich auf mich. Hatte ich was falsches gesagt?

Höllys Blick war vorwurfsvoll. Der von Dracula und Beherit verwirrt, prüfend und abschätzend. Nach einer kurzen Pause, in der jeder seinen Gedanken nachhing, hob Dracula mit einer Handbewegung die Tafel auf. Beherit war der erste der aufstand und auf einen Blick von Dracula hin den Tisch abräumte.

Ich erhob mich, doch dann fiel mir noch etwas wichtiges ein.

Lilly: ,Habt ihr hier einen Fernseher?'

Dracula: ,Wie meinen?'

Hölly grinste sein Hundegrinsen und ich kam mir bescheuert vor. Wo sollte man in einem Schloss, das von Fackeln beleuchtet wird einen Fernseher, geschweige denn eine Steckdose her haben? Ich lächelte Dracula vorsichtig an.

Lilly: ,Schon gut'

Hölly: ,Lass uns gehen. Wir haben morgen viel vor'

Ich nickte. Hölly verließ das Speisezimmer. Mit einem letzten Blick zurück auf Dracula und seinen Tischabräumdienst folgte ich ihm. Wieder ging es durch die zwielichtigen Gänge des Gebäudes. Es zog gewaltig.

Lilly: ,Wieso ist's hier bloß so arschkalt?'

Hölly: ,Was erwartest du? Hier gibt es keine Fensterscheiben'

Verwirrt blickte ich mich um. Tatsächlich. Die großen Kirchenfenster hatten keine Fensterscheiben. Der kalte Wind wehte ungehindert durch die Gänge.

Lilly: ,Wenn du mich morgen früh wecken kommst, bin ich erfroren...'

Hölly: ,Wehe! Ohne dich kann ich Luzifer niemals wieder zu Gott bringen'

Lilly: ,Is das eigentlich alles wozu ich gut bin?'

Hölly: ,Vielleicht schon. Vielleicht bist du ja dazu geboren'

Inzwischen waren wir an meiner Zimmertür angekommen. Oh er war ja so gemein! Wie konnte er bloß so was gemeines sagen?

Ich schloss die Tür auf und knallte sie vor Höllys Nase zu.

Lilly: ,Du bist unfair!'

Hölly : 'So war das nicht gemeint. Hey Ellis!'

Lilly: 'Ich bin nicht Ellis! Hau ab, lass mich in Ruhe!'

Wütend und enttäuscht lies ich mich auf mein Bett fallen. Nach 5 Minuten zog ich mich aus und krabbelte unter die Decke. Hölly kratzte immer noch an meiner Tür. Ich missachtete ihn und glitt in einen leichten Schlaf hinüber.

Als sich meine Zimmertür öffnete, erwachte ich. Hölly hatte sich in einen Menschen verwandelt um die Klinke zu erreichen. Leise schloss er die Tür hinter sich und setzte sich auf meine Bettkante.

Alex: ,Ich weiß das du wach bist'

Seufzend richtete ich mich auf und zog die Decke bis zum Hals hoch. So leicht bekleidet musste er mich nicht sehen.

Lilly: ,Was willst du?'

Alex: 'Mich entschuldigen. So meinte ich das vorhin nicht. Es ist dein Schicksal mir zu helfen, aber das ist nicht alles, wofür du geboren wurdest'

Er sprach leise und ich schrie ihn nun förmlich an.

Lilly: ,Und wozu sonst noch?!'

Alex: ,Ich mag dich'

Als wüsste er von meinem Vorhaben ihn erneut anzuschreien, legte er mir den Zeigefinger auf den Mund. Ich lies mich zurück in die Kissen sinken. Er beugte sich über mich... Und küsste mich.

Lilly: ,Was... Was soll das?'

Natürlich war ich sofort hochrot angelaufen. Ich senkte den Blick. Alex antwortete nicht.

Einige Minuten des Schweigens verstrichen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Hätte ich das gewusst... Wieso hatte ich es nicht gemerkt? Meine Gedanken drehten so schnell, dass mir davon leicht schwindelig wurde. Als ich nun wieder zu Alex aufblickte, sah ich mit wachsendem Erstaunen Tränen in seinen Augen glitzern.

Lilly: ,Alex..?'

Wieder erhielt ich keine Antwort.

Lilly: ,Ich wollte dich nicht so anschreien. Wirklich , ich...'

Ich wusste gar nicht, was ich eigentlich sagen wollte. Es schien als hätte jemand beim Anblick von Alex' Tränen jeden klaren Gedanken aus meinem Kopf gelöscht.

Lilly: ,Ich meine... Ich mag dich wirklich...'

Doch Alex schüttelte nur abweisend den Kopf. Trotzdem hatte ich auf eine seltsame Art das Gefühl, er wüsste, was ich ihm sagen wollte. Langsam schien Alex' Schwermut auch mich zu übermannen. Ich winkelte die Beine an und umschlang sie mit den Armen.

Alex: ,Ich werde dann mal gehen'

Lilly: ,Was? Wohin willst du denn?'

Alex öffnete die Tür einen Spalt breit und verwandelte sich wieder in einen Hund.

Hölly: ,Auf die Fußmatte'

Damit schlüpfte er durch den Türspalt. Der bittere Humor in seiner Stimme hatte mich ein wenig erschreckt.

Lilly: ,Warte doch!'

Ich stieß die Tür auf und blicke mich um. Von Hölly war weit und breit nichts zu sehen. Mir behagte der Gedanke gar nicht, dieses unübersichtliche Schloss auf eigene Faust zu durchstreifen. Doch ich wollte Hölly unbedingt finden und so einiges richtig stellen.

So wählte ich auf gut Glück den Weg zu meiner Rechten.

Der Wind, der durch die scheibenlosen Fenster wehte, zerrte eisig an meinem Nachtkleid. Was tat ich hier nur? Ich wusste nicht wohin ich ging und zu allem Überfluss waren die meisten Fackeln auf den Gängen gelöscht worden.

Vor einer verbal gewählten Tür hielt ich inne. Dracula hatte mir gesagt, ich solle keine Türen öffen. Doch ohne Türen zu öffnen, konnte ich Hölly nicht finden.

Ich streckte die Hand aus und berührte die Türklinge. Das Schloss klickte leise und die Tür schwang auf.

Lilly: ,Hölly? Bist du hier?'

In dem finsteren Raum konnte ich nichts erkennen, doch ich erhielt keine Antwort also schloss ich die Tür hinter mir. Seufzend lehnte ich mich dagegen. Ich konnte nur weitersuchen, ich wusste inzwischen auch nicht mehr, aus welcher Richtung ich gekommen war.

So versuchte ich es bei drei weiteren Türen. Der dritte Raum war der einzige, der erleuchtet war. Und was ich in ihm erblickte, gefiel mir gar nicht. Dracula stand in mitten des Zimmers. Und zwar nackt. Ich erblickte flüchtig auch Beherit, der allerdings in einem Bett lag. Dracula wandte sich der Tür zu.

Dracula: ,Lilly?'

Sofort schlug ich die Tür zu und rannte den Gang hinab. Jedoch nicht weit. Ich strich um eine Ecke und drückte mich in der Hoffnung, Dracula würde mich nicht sehen, an die Wand.

Ich vernahm Schritte. Mein Herz klopfte so heftig, als wollte es noch dringender fliehen als ich. Verzweifelt mühte ich mich, den verräterischen Atem anzuhalten.

Um mich herum flammten jäh sämtliche Fackeln auf. Ich hatte mich auf die Dunkelheit verlassen, die nun zunichte war.

Es dauerte nur wenige Sekunden und Dracula trat neben mich. Er trug nun einen grau glänzenden Morgenmantel. Beschämt blickte ich zu ihm auf.

Dracula: ,Guten Abend'

Lilly: ,E...Entschuldigen Sie, ich habe nach Hölly gesucht. Ich wusste nicht, dass...'

Draculas Blick blieb so undurchsichtig wie je. Ich konnte nicht einmal erkennen, ob er wirklich zornig war.

Dracula: ,Ich habe Sie bereits darauf hingewiesen: Ich sehe es nicht gerne, wenn man ohne meine Befugnis verschlossene Räume betritt'

Lilly: ,Verzeihen Sie, ich wusste nicht, dass die Tür verschlossen war. Ich wollte nicht stören, ich habe den Weg zurück zu meinem Zimmer nicht gefunden...'

Mit seiner bloßen Anwesenheit machte mich Dracula nervös. Ich wusste nicht woran es lag, doch immer wenn ich in seine dunklen Augen sah, überlief mich ein Schauder.

Dracula: ,Bitte folgen Sie mir'

Erleichtert tat ich wie geheißen. Es hätte schlimmer kommen können. So konnte ich mich wenigstens wieder ins Bett legen, auch wenn ich Hölly nicht gefunden hatte.

Dracula führte mich durch die verworrenen Wege des Schlosses. Der Rückweg kam mir viel länger vor, als der Hinweg...

Dracula: ,Wir sind da'

Lilly: ,Wo sind wir? Das ist nicht mein Zimmer'

Wir befanden uns in einem mittelgroßen Raum, der bis auf ein mit rotem Samt ausgekleidetes Bett völlig leer war.

Dracula: ,Ich habe nicht gesagt, ich würde dich zurück in dein Zimmer geleiten'

Ich blickte ihn verwundert an. Nicht nur, dass er mich plötzlich duzte, in seinen Augen funkelte auch etwas zärtliches auf, etwas, das zugleich böse schien.

Dracula schloss die Tür hinter sich. Jäh wurde ich mir meines dünnen Nachtkleides bewusst und wandte im den Rücken zu.

Ich vernahm ein Geräusch wie von auf den Boden fallendem Stoff. Ich warf einen schüchternen Blick über die Schulter und musste mit Entsetzen feststellen, dass Dracula so eben seinen Morgenmantel abgelegt hatte.

Dracula: ,Hast du Angst vor mir?'

Er legte seine Arme von hinten um mich und zog mich an sich. Spontan entschloss ich mich zu einer wahren Antwort.

Lilly: ,Ja, ich habe Angst vor Ihnen'

Ich sah es nicht und doch hatte ich das Gefühl, dass er lächelte. Mit sanfter Gewalt zog er mich auf das mit Samt ausgekleidete Bett.

Und ich schrie...

Gebrandmarkt

Die Tür zerbarst. Meine Augen waren geöffnet und doch konnte ich kaum etwas erkennen. Dracula entfernte sich von mir, ich konnte es spüren.

Ich blinzelte. Verschwommen nahm ich die Umrisse einer Gestalt, die in der Tür stand wahr. Ihr Zorn schien sich in Energie abzuladen, die fast greifbar war.

Langsam klärte sich mein Blick und ich konnte die Gestalt als Alex identifizieren. Mein Herz schlug schneller. Welch ein Glück war mir hold!

Alex streckte Dracula den rechten Arm entgegen. Ein Energiestoß fegte über mich hinweg und schleuderte Dracula an die Wand hinter mir. Bewusstlos blieb er liegen.

Alex lies den Arm wieder sinken. Sein Zorn schien leichter Panik zu weichen und er kniete neben dem Bett, auf dem ich lag, nieder.

Alex: ,Lilly, ist alles in Ordnung?'

Lilly: ,Ich bin mir nicht sicher...'

Erst jetzt bemerkte ich einen stechenden Schmerz an meiner linken Halsseite. Was war nur geschehen?

Ein leises Stöhnen erklang hinter mir und kündigte das Erwachen Draculas aus seiner Ohnmacht an.

Alex: ,Wir kehren sofort in deine Welt zurück. Kannst du aufstehen?'

Ich versuchte es. Als ich mich aufgesetzt hatte, überfiel mich ein leichter Schwindel. Wagemutig erhob ich mich. Sofort verlor ich das Gleichgewicht und drohte zur Seite zu kippen. Alex hielt mich fest und stützte mich.

Lilly: ,Danke'

Alex: ,Beeilen wir uns...'

Rasch führte mich Alex durch die verworrenen Gänge des Schlosses. Wie immer kannte er den Weg ganz genau und dieses Mal war ich noch dankbarer dafür. Wir verließen das Schloss und gingen durch die wunderschönen Gartenanlagen. Je näher wir der Pforte kamen, durch die wir das Anwesen betreten hatten, desto weiter breitete sich ein seltsames Gefühl in meinem Körper aus. Meine Adern begannen zu brennen und mein Herz schien zu zerreißen. Wieder schwindelte ich. Alex warf mir einen sehr besorgten Blick zu.

Lilly: ,Es geht schon'

Kurz vor dem Ausgang verweigerten meine Beine ihren Dienst und knickten ein. Alex half mir wieder hoch, doch da ich nicht in der Lage war auch nur einen weiteren Schritt zu tun, nahm er mich auf den Arm. Während er die Pforte durchschritt, stiegen mir vor Schmerz Tränen in die Augen. Hilflos klammerte ich mich an seinem weißem Hemd fest.

Als die Pforte passiert war, begann der Schmerz langsam nachzulassen.

Dann wurde es rot um mich her. Vor Alex und mir erschienen drei alt bekannte schwarze Buttons mit weißer Schrift:

Ausgangsort wechseln

Internet verlassen

Zurückkehren

Alex berührte den mittleren Button mit der Handfläche und wieder schien sich ein Lasso um ihn und mich zu schlingen und uns durch einen Wirbel aus Licht und Schatten, Formen und Farben fortzureißen.
 

Alex setzte Lilly auf den Schreibtischstuhl. Sie waren wieder in die normale Welt zurückgekehrt. Verwirrt schüttelte Lilly den Kopf. Ihr Blick fiel auf die Uhr. Seit sie und Alex ins Internet gegangen waren, schien keine Minute vergangen zu sein.

Alex strich Lilly eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Etwas erschrocken blickte sie zu ihm auf. Seine Augen schienen stumpf und viel freudloser denn je.

,Wie fühlst du dich?', wollte er besorgt wissen. Lilly zückte die Achseln. Nun, da sie in sich hineinhorchte, bemerkte sie, dass der Schmerz in ihren Adern und ihrem Herzen verschwunden war.

,Ich glaube mir geht's gut', gab Lilly vorsichtig zurück.

Alex lächelte sie an: ,Ein Glück.'

Und damit verwandelte er sich wieder in den kleinen, harmlosen Hund.

Lilly erhob sich und schloss die Tür auf. Verwirrt frage sie sich, was in Carfax Abbey geschehen war, bevor Alex sie rettete. Sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen. Sie schwirrten wie ein Schwarm kleiner Silberfische ziellos in ihrem Kopf umher.

,Warte', rief Hölly Lilly zurück, als sie gerade das Zimmer verlassen wollte, ,Fahr doch bitte den PC herunten.'

Lilly tat wie geheißen. Als sie diese kleine Aufgabe erledigt hatte, verlies sie zusammen mit Alex den Raum.

'Wieso sollte ich eigentlich den Computer ausschalten?', wollte sie auf dem Weg in ihr Zimmer wissen.

,Nur eine Vorsichtsmaßname', grinste Hölly auf Hundeart.

Lilly zuckte hilflos die Achseln, betrat ihr Zimmer und lies sich auf ihr Bett fallen. Irgend etwas war anders, als sie es gewöhnt war, doch sie kam einfach nicht darauf was.

,Dreh dich um, ich will mich umziehen', erklärte sie müde und zog den Reisverschluss ihrer Sweatshirtjacke auf.

Als Hölly nicht reagierte, runzelte sie die Stirn: ,Nun mach schon!'

'Es ist Sonntag Morgen und du willst dich bettfertig machen?', fragte er zweifelnd, sprang auf Lillys Bett und machte es sich bequem.

,Du wirst es kaum glauben, aber für mich war es gerade mitten in der Nacht', grummelte Lilly gereizt. Sie zog sich die Jacke aus und warf sie Hölly über den Kopf. Fiepend rollte sich dieser über das Bett, wobei er sich nur noch mehr in dem Stoffstück verhedderte. Als er sich endlich befreit hatte, stand Lilly bereits umgezogen vor ihm.

,Lass uns noch ein bisschen rausgehen', wimmerte Hölly und späte aus dem Fenster, ,Der Schnee glitzert so schön.'

,Du kannst ruhig gehen', versicherte Lilly ernst. Sie schlüpfte unter die Bettdecke und räkelte sich genüsslich. Da Hölly keine Anstalten machte, das Zimmer zu verlassen, setzte sie sich verwirrt erneut auf.

,Ist noch etwas?', wollte sie wissen. Hölly sprang vom Bett und kratzte demonstrativ mit der Pfote an der Tür.

Lilly grinste verlegen: ,Entschuldige bitte.' Sie stand erneut auf und öffnete Hölly die Zimmertür. Freudig schwanzwedelnd schlüpfte dieser durch den Türspalt und tapste die Treppe hinunter. Lilly folgte ihm langsamer und öffnete ihm schließlich auch die Haustür.

,Komm nicht zu spät wieder! Ich lasse die Terrassentür für dich auf', rief sie ihm noch nach. Ein ausgelassenes Kläffen war die Antwort. Leise lächelnd schloss Lilly die Haustür. Sie fröstelte und ging dann ins Wohnzimmer, um die Terrassentür einen Spalt zu öffnen..

,Mach bloß keine Dummheiten', dachte sie stirnrunzelnd und kehrte langsam in ihr Zimmer zurück.
 

Alex schob die Hände in die Hosentaschen und starrte in den weißen Himmel empor. Vereinzelte Schneeflocken segelten sanft zur Erde hinab. Eine von ihnen flog direkt in Alex' linkes Auge und er musste es zukneifen. Rasch senkte er den Kopf und starrte zu Boden. Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus und wusste nicht wieso. Das stimmte ihn nachdenklich und wühlte ihn auf. Die Erklärung für diese Vorahnung war zum Greifen nah und doch kam er nicht darauf. Was war es bloß, das sich seit der Wiederkehr aus der 3. virtuellen Welt so verändert hatte?

Alex lies die Gedanken schweifen. Bilder von Carfax Abbey zogen an seinem inneren Auge vorbei. Was hatte sich verändert? Es musste einen Hinweis geben; ein kleines Zeichen, das er übersehen hatte.

Ein Bild Draculas, als er Lillys Hand küsste, drängte sich in Alex' Gedankenstrom. Er ergriff es, hielt es fest und betrachtete es. Seinem Herzen wurde ein leichter Stich versetzt. Wieder konnte er das gerührte Glitzern in Lillys Augen sehen. Wütend zerfetzte er das Bild und zwang ein anderes in den Vordergrund zu treten. Es war ein alter, längst Erinnerungsfetzen, eine traurige Erinnerung aus alter Zeit. Trotzdem nahm Alex dieses Bild dankbar an und konzentrierte sich unsinnig stark darauf. Unbewusst lenkte er seine Schritte zurück zu Lillys Haus. Erst als er vor ihrer Haustür stand, bemerkte er, wo er sich befand.

,Nun da ich schon einmal hier bin, kann ich auch nachsehen, ob Lilly inzwischen aufgestanden ist', dachte er achselzuckend und verwandelte sich zurück in einen Hund. Er drückte die einen Spalt breit offenstehende Terrassentür mit der Pfote auf und strich durch den Spalt in die Wohnung. Sofort lief er die Treppe in den ersten Stock empor und kratze an Lillys Zimmertür. Als Lilly nicht öffnete, bellte er einmal kurz. Nichts regte sich.

Vorsichtig blickte Hölly nach links und rechts. Niemand war zu sehen und in der unteren Etage hatte er auch niemanden bemerkt. Auf gut Glück verwandelte sich Hölly wieder in einen Menschen. Er fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn und wischte den Schweiß weg. Dieses ständige Wechseln der Gestalten strenge ihn sehr an.

Er klopfte zwei Mal an die Tür, wartete jedoch keine Antwort ab, da ihm klar war, dass Lilly nicht antworten würde, und öffnete die Tür.

Zu seiner Überraschung schlief Lilly nicht. Sie saß auf der Bettkante, den Kopf in die Hände gestützt.

,Lilly?', sprach Alex sie an. Lilly schien ihn jedoch nicht zu hören. Langsam trat er näher an sie heran und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie schreckte auf und hob den Kopf. Ihre Augen schimmerten feucht.

Alex lies sich neben ihr auf der Bettkante nieder: ,Hast du geweint?'

Rasch fuhr sich Lilly mit dem Ärmel ihres Nachthemds übers Gesicht.

,Das muss dir nicht peinlich sein', lächelte Alex sanft und legte den Arm um sie. Wieder traten ihr Tränen in die Augen.

,Bitte lass mich los', flehte sie halb. Sofort lies er von ihr ab, stand auf und blickte ihr bestürzt in die Augen.

,Tut mir Leid', flüsterte sie, ,Es ist nicht so, wie du denkst.'

,So?', fuhr er sie an, ,Was ist es dann?' Lilly zuckte zusammen und noch im selben Augenblick schämte er sich für seine schroffe Bemerkung.

,Es war nicht so gemeint', versicherte er ihr und setzte sich wieder neben sie. Ein betrübtes nicken ihrerseits genügte als Antwort.

,Was ist los mit dir?', setzte Alex erneut an. Dieses Mal wieder in besorgtem Tonfall.

,Ich weiß es nicht', gestand Lilly und stützte erneut den Kopf in die Hände, ,Manchmal... Manchmal überfällt mich einfach dieser Schmerz... Es fühlt sich an, als würde sich mein Blut in Gift verwandeln und mein Herz zerrisse....' Unbeholfen brach sie ab und senkte den Kopf.

,Es geschieht etwa ein Mal in der Stunde ohne Vorwarnung... Und auch immer dann, wenn du mich berührst...', fügte sie leise hinzu.

Alex schickte sich an, sie an den Schultern zu packen, brach dann jedoch mitten in der Bewegung ab und lies die Arme sinken.

,Seit wann geschieht das?', fragte er stattdessen. Eigentlich ahnte er es schon. Das war es, was ihm diese dunkle Vorahnung beschert hatte. Es hatte die ganze Zeit offen vor ihm gelegen und er hatte es nicht gesehen. Nun begannen auch seine Augen feucht zu glänzen.

,Seit wann?', wiederholte er matt.

,Seit wir das Schloss in der dritten virtuellen Welt verlassen haben', sagte Lilly mehr zu sich selbst, als zu ihrem Gegenüber und bestätigte damit Alex' Befürchtung.

Er setzte sich kerzengerade auf: ,Wir müssen zurück nach Carfax.'

,Was ist geschehen?', fragte Lilly mit zitternder Stimme.

,Dracula', gab Alex bitter zurück, ,Er hat dich gebrandmarkt.'

Aufgewühlte Gefühle

Lilly: ,Was... was heißt das?'

Alex schob die Hände in die Hosentaschen. Ich bekam langsam das Gefühl, er tat das immer, wenn ihn etwas beschäftigte. Er ging nah bei mir, jedoch darauf bedacht mich nicht zu berühren und dafür war ich ihm sehr dankbar.

Seit wir nun durch die Ländereien Carfax Abbeys streiften, erfüllte ein eigenartiges Kribbeln meinen Körper. Eigentlich hatte mich Alex hoch zum Schloss bringen wollen, doch er konnte sich nicht dazu durchringen. Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir dieser Gedanke auch nicht.

Alex: ,Es ist eine Art Menschen als sein Eigentum zu kennzeichnen. Nur Vampire können Menschen brandmarken. Und wenn ich geahnt hätte, dass dieser...'

Da ich fürchtete von wüsten Beschimpfungen gegen Dracula überschwämmt zu werden, unterbrach ich Alex rasch. Das seltsame Gefühl Dracula in Schutz nehmen zu müssen zuckte zaghaft durch meinen Leib.

Lilly: ,Bitte erzähl mir mehr davon.'

Alex: ,Besonders viel weiß ich darüber nicht. Nur, dass die Gebrandmarkten durch Schmerzen im Körper für Fehltritte bestraft werden können.'

Er machte eine kleine Pause, die ich nicht durchbrach, da ich das Gefühl hatte, es ginge noch weiter.

Alex: ,Und in den meisten Fällen sollen die Gebrandmarkten ein Gefühl für ihren Herren entwickeln, das an Liebe grenzt...'

Er brach ab uns senkte den Blick. Eine Woge aus Blut schien durch mein Herz zu schießen. Es machte mich traurig Alex so zu sehen.

Lilly: ,Ich glaub' nicht daran'

Das war eine Lüge. Ich hatte das Gefühl, es hatte schon begonnen. Als Alex mich nun musterte, starrte ich schnell zu Boden.

Alex: ,Lass uns zum Schloss hinaufgehen. Dracula weiß sicher längst von unserer Anwesenheit.'

Ich nicke stumm und folgte Alex den leicht ansteigenden Weg zu Carfax Abbey hinauf. Schon von weitem konnte ich Dracula hinter einem Fenster ausmachen. Ich konnte es noch nicht richtig erkennen, doch ich hatte das Gefühl, er lächelte.

Alex machte sich nicht die Mühe zu klopfen und stieß das Schlosstor auf. Zu meiner Überraschung wartete Beherit direkt hinter der Tür auf uns.

Beherit: ,Folgt mir, Dracula erwartet euch.'

Wir taten wie geheißen. Ich hatte das Gefühl, es wäre das erste Mal, dass sich Alex den Bewohnern Carfax Abbeys in Menschengestalt zeigte.

Beherit führte uns in einen gemütlich anmutenden Raum. Ein Kamin, einige gemütliche rote Sessel und ein großer Eichenschrank waren seine Ausstattung.

Dracula saß in dem Sessel, der dem Kamin am nächsten stand. Nun, da wir den Raum betraten, stand er auf und begrüßte uns.

Dracula: ,Schön dich zu sehen, Lilly. Ich habe dich erwartet. Natürlich bin ich weniger erfreut auch den Köter begrüßen zu dürfen'

Woher wusste er, dass Alex Hölly war? Doch ich hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken.

Dracula: ,Lilly, bitte folge mir auf dein Zimmer'

Ich zögerte und warf Alex einen fragenden Blick zu. Doch ehe mir Alex ein Zeichen geben konnte, spürte ich Draculas Blick im Nacken. Wieder durchzuckte meine Adern das brennende Gefühl, das ich bereits kannte und so wandte ich mich um und folgte Dracula raschen Schrittes. Jäh klang das Gefühl in meinem Körper ab und ich seufzte erleichtert.

Er führte mich zurück in mein altes Zimmer. Es hatte sich nicht viel verändert. Nur das Fenster war nun mit robusten Eisenstäben ausgekleidet und verlieh dem Raum dadurch den Charakter eines Kerkers. Mit einem unguten Gefühl betrat ich das Zimmer und lies mich auf das Bett fallen.

Dracula: ,Gewöhne dich an deine Lebenslage. Ich werde mich deiner später annehmen. Und du Köter, verlasse mein Land, oder deiner Freundin wird es schlecht ergehen.'

Alex funkelte Dracula erzürnt an, senkte dann jedoch den Blick und schickte sich an zu gehen. Schnell sprang ich auf und streckte den Arm nach ihm aus, um ihn aufzuhalten. Doch wieder durchzuckte mich ein heftiger Schmerz, sodass ich den ausgestreckte Hand auf mein Herz pressen musste und in die Knie ging.

Alex wandte sich noch einmal erschreckt zu mir um und rannte dann aus dem Raum. Auch Dracula verließ mich ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen. So setzte ich mich wieder auf mein Bett und starrte die karge Wand an. Auf eine seltsame Weise hatte es mich getroffen, dass sich Dracula nicht von mir verabschiedete hatte. Doch noch mehr schmerzte der Verlust Alex'. Ich fragte mich, ob er zurückkehren würde.
 

Als die Nacht bereits hereingebrochen war, klopfte es an meiner Zimmertür. Ohne eine Antwort abzuwarten, betrat Dracula den Raum und schloss die Tür hinter sich. Zur selben Sekunde entflammten die Fackeln an den Wenden und tauchten den Raum in sanftes Goldlicht. Ich erschrak heftig und setzte mich im Bett auf.

Dracula lies sich neben mir nieder. Aus einem mir unerfindlichen Grund begann mein Herz so laut zu schlagen, dass ich Angst bekam er könnte es hören.

Dracula: ,Bist du bereit?'

Lilly: ,Bereit wozu?'

Er antwortete nicht und legte seine Hand an meinen Hals. Ich schauderte unwillkürlich - seine Hand war eiskalt - und doch genoss ich seine Berührung. Mit sanfter Gewalt drückte er mich in die Kissen zurück und beuge sich über mich. Er strich mein Haar bei Seite. Eine Woge aus Blut schoss durch mein Herz und ich schloss die Augen. Als Draculas Eckzähne nun in meinen Hals eindrangen durchzuckte mich ein süßer Schmerz. Das alles schien zu viel für mein Gemüt und ich wurde bald von einer gnädigen Ohnmacht empfangen.

Als ich erwachte, war Dracula immer noch bei mir. Er lag neben mir im Bett und hatte die Arme um mich gelegt. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss und blickte rasch in eine andere Richtung.

Dracula: ,Ah, du bist aufgewacht.'

Er lächelte mich verhalten an und setzte sich auf. Ich tat es ihm nach und bedachte ihn dann mit einem fragenden Blick.

Dracula: ,Wir werden nun in die reale Welt zurückkehren. Wenn wir zu lange hier verweilen, altern wir in der realen Welt zu schnell.'

Damit stand er auf und bedeutete mir mit einer Hanfbewegung ihm zu folgen. Natürlich tat ich wie geheißen und auf halbem Weg schloss sich Beherit uns an. Jäh fragte ich mich, ob Dracula und Beherit in der realen Welt auch zusammen wohnten.

Dracula führte uns aus dem Schloss und durch die Ländereien zu der Pforte, die ich inzwischen schon kannte. Als wir sie durchschritten, erschienen wieder die drei mir altbekannten Buttons ,Ausgangsort wechseln' ,Internet verlassen' und ,Zurückkehren'. Wie schon vor kurzer Zeit Alex berührte Dracula den Button ,Internet verlassen' mit der Hand und wieder einmal wurde ich dieser Welt durch einen Farbwirbel entrissen.
 

Alex stützte sich auf dem Computertisch ab. Es war kaum eine Minute verstrichen, seit er in diese Welt zurückgekehrt war, und doch war er sich ziemlich sicher, dass auch Lilly und Dracula bereits wieder hier waren. Immerhin war eine Minute in dieser Welt in der dritten virtuellen Welt 60 Tage. Doch wo sollte er sie suchen? Er wusste nicht wo Dracula in dieser Welt lebte.

Alex verschränkte die Arme hinter dem Kopf und verlies in Gedanken versunken das Arbeitszimmer. Langsam stieg er die Treppe ins Erdgeschoss hinab und erschrak.

,Wer sind Sie?!', brüllte Mrs Hidomi ihn an. Erst jetzt wurde Alex klar, dass er vergessen hatte sich zurück in einen Hund zu verwandeln.

,Ich, äh, ich', begann er hoffnungslos. Dann fasste er sich ein Herz und sagte: ,Ich bin Alex, der Freund ihrer Tochter, schön Sie kennen zu lernen.'

Mrs Hidomi starrte ihn ungläubig an und er konnte das voll und ganz verstehen.

,Ich wollte gerade nach Hause gehen. Auf wiedersehen', sagte er rasch und wandte sich zum Gehen.

,Ist Lilly oben?', wollte Mrs Hidomi mit zornig verzogenem Gesicht wissen. Nun war alles aus. Was sollte er ihr sagen?

,Lilly übernachtet heute Nacht bei mir. Sie ist schon vorgegangen', log er. Mrs Hidomi starrte ihn noch eine Spur ungläubiger an und so schlüpfte Alex rasch durch die Wohnungstür.

,Warte Junge!', rief Mrs Hidomi ihm nach. In der Angst sie könnte ihm folgen, rannte Alex das Stück bis zur Hauptstraße. Dort angekommen atmete er tief durch. Wieder fragte er sich, wo er Lilly suchen sollte.

,Immerhin kann ich davon ausgehen, dass Dracula in dieser Welt keine Macht über Lilly hat', dachte er hoffnungsvoll und schlenderte nach links die Straße endlang.

Nun, da er Ellis endlich gefunden hatte, wurde sie ihm schon entrissen. Das was nicht fair - das war einfach nicht fair. Hatte er jemals irgendjemanden etwas getan, das selbst nach so vielen Jahren noch bestraft werden musste?

Die Sonne versank langsam hinter dem Horizont und immer noch wandelte Alex ziellos in den Straßen umher. Bald gelangte er in ein Viertel, das halb verlassen schien. Auf seinem Weg traf er niemanden und das war ihm sehr recht. Immer noch suchte sein Gehirn vergeblich nach einer Erklärung für das, was ihm wiederfuhr.

In einem Hinterhof blieb Alex stehen, schob die Hände in die Hosentaschen und starrte in den Nachthimmel empor.

"Gott!", rief er gen Himmel, "Was habe ich dir getan?!"

Das Geheimnis alter Zeit

Lilly fand sich in einem Raum mit vielen PCs wieder. Er erinnerte sie an einen Computerraum in einer Firma oder einer Schule. In der ersten Sekunde fragte sie sich, wo sie war, doch dann wurde es ihr rasch bewusst: Sie musste sich wieder in der realen Welt befinden. Doch war sie nicht bei sich zu Hause angekommen, sondern dort, wo Dracula wohnte.

Sie riss sich aus ihren Gedanken und suchte den Raum nach Dracula und Beherit ab. Natürlich waren die beiden kaum zu übersehen und doch überraschte Lilly ihr Anblick. Im Gegensatz zu ihr sahen die beiden in der realen Welt anders aus, als im Internet. Der, den Lilly als Dracula zu erkennen glaubte, unterschied sich von dem Dracula der 3. virtuellen Welt nur durch die Augenfarbe. In dieser Welt waren seine Augen von einem verhaltenen Grauton. An Draculas Bein klammerte sich ein kleines, blondes Mädchen. Sie konnte höchstens 10 Jahre alt sein. War dieses Mädchen wirklich Beherit?

Jäh schoss Lilly durch den Kopf, dass die beiden wohl kaum Dracula und Beherit heißen konnten. Das waren schließlich keine Namen.

,Wie heißt ihr?', fragte sie also etwas zögerlich.

,Mein Name ist Keith', erklärte Dracula gediegen wie je, ,Und das ist meine Adoptivschwester Cynthia.' Lilly nickte dankend.

,Und wie heißt du?', wollte Cynthia wissen, überwand ihre Scheu und lies Keith' los.

,Lilly', gab Lilly wahrheitsgetreu zurück, ,Wie ist es möglich im Internet jemand zu sein, der man in Wahrheit nicht ist?'

Keith lächelte amüsiert: ,Im Internet kann sich jeder ein sogenanntes Profil erstellen. In ihm kann er festlegen, wie er aussehen und heißen möchte. Nun folge mir bitte. Es wird Zeit den Heimweg anzutreten.'

Keith nahm seine kleine Schwester bei der Hand und verließ den Raum. Lilly folgte ihm auf dem Fuße. In einer fremden Gegend wollte sie nicht alleine zurückbleiben.

Tatsächlich handelte es sich bei dem Gebäude, in dem sich der Computerraum befand, um eine Schule. Genauer gesagt um ein Gymnasium, das sich zu Lillys Überraschung in der Stadt befand, in der sie selbst wohnte.

,Ich könnte einfach davonlaufen und nach Alex suchen', fuhr es ihr durch den Kopf. Doch dann erinnerte sie sich jäh an den stechenden Schmerz, der sie ereilte, wenn sie eine Spur Eigeninitiative zeigte, und entschied sich dagegen.
 

Die Laternen an den Straßen entflammten alle zugleich und tauchten die Stadt in Zwielicht. Immer noch wandelte Alex ziellos umher und langsam begann er an dem Sinn dieses Unternehmens zu zweifeln. Er lehnte sich erschöpft an eine mit Graffiti beschmierte Wand und beobachtete die vereinzelten vorüberziehenden Menschen. Wieder war er dazu verdammt eine Nacht alleine auf der Straße zu verbringen. Dieser Gedanke widerstrebte ihm fast noch mehr, als die Tatsache, dass es hoffnungslos war Lilly in einer derart großen Welt zu suchen. Wie hatte er es nur geschafft seine Ellis einmal wiederzufinden? Und viel wichtiger: Wie hatte er es geschafft sie so schnell wieder zu verlieren?

Doch Alex schien das Glück hold. Er schloss für einige Sekunden die Augen und als er sie wieder öffnete, kreuzte ein ungleiches Dreiergespann seinen Weg, dass aus einem großen, dunkelhaarigen Jungen, einem kleinen blonden Mädchen und einem noch viel kleinerem blonden Mädchen bestand. Verwirrt rieb sich Alex die Augen. Hatte ihm sein müder Geist einen Streich gespielt, oder war das ältere Mädchen mit dem langen Blondhaar tatsächlich Lilly? Er hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken. Rasch und in gebührendem Abstand folgte er der Gruppe bis sie an einem altmodisch anmutenden Haus ankamen und darin verschwanden.

Inzwischen war sich Alex vollkommen sicher, dass es sich bei dem einen Mädchen um Lilly handelte. Doch wieder stand er im wahrsten Sinne des Wortes vor einer verschlossenen Tür. Wie konnte er Lilly signalisieren, dass er hier war, ohne es Dracula und Beherit ebenfalls zu verraten? Denn, dass es sich bei Lillys Begleitern um die beiden handelte, erschien Alex selbstverständlich.

Nachdenklich schob er die Hände in die Hosentaschen. Jäh war er sich sicher, den dunkelhaarigen Jungen schon einmal gesehen zu haben. Doch er konnte sich nicht erinnern woher er ihn kannte. Es war einfach zu lange her. Aber wie konnte er einen ganz gewöhnlichen Jungen vor vielen Hunderten von Jahren getroffen haben? Hatte ihm seine Phantasie einen Streich gespielt? Doch das war jetzt nicht wichtig. Er musste sich etwas einfallen lassen, denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, so viel war klar.
 

,Du kannst hier bei mir schlafen', wies Keith Lilly an, während er einige im Zimmer verstreute Bücher in ein Regal einsortierte. Seine Schwester hatte sich bereits im Flur von ihnen verabschiedet und war in dem Zimmer gegenüber diesem verschwunden.

,Bitte verzeih die Unordnung. Ich habe keinen Besuch erwartet', fuhr Keith fort und richtete das Bett. Lilly für ihren Teil hätte das Zimmer auch zuvor nicht als unordentlich beschrieben. Eine faltige Bettdecke und ein paar unsortierte Bücher - das war für sie das normalste der Welt.

,Du kannst dich jetzt umziehen. Das Bad ist die erste Tür rechts, wenn du aus dem Zimmer gehst', erklärte Keith und richtete sich auf, nicht ohne das makellose Bett zufrieden zu mustern.

,Umziehen?', fragte Lilly verwirrt. Sie hatte nichts zum Umziehen dabei. Keith wandte sich nach links und öffnete den Kleiderschrank. Nach kurzer Zeit des Suchens zog er ein langes weißes Nachthemd heraus und reichte es Lilly, die es einige Sekunden lang musterte.

,Wieso haben Sie so etwas in Ihrem Schrank?', wollte sie schließlich wissen.

Keith zwinkerte vielsagend mit den Augen und antwortete nicht. So verließ Lilly schließlich leise seufzend das Zimmer um sich umzukleiden. Sie fand das Badezimmer sofort und streifte das Nachthemd über. Dann ließ sie sich auf dem Toilettendeckel nieder und starrte ins Leere. Keith' sachliches, fast schon abweisendes Verhalten verwirrte sie sehr. Wenn er sie nicht bei sich haben wollte, wieso ließ er sie nicht gehen?

Lilly schwelgte noch eine ganze Weile in Gedanken und so kam es, dass sie erst eine halbe Stunde später in Keith' Zimmer zurückkehrte. Dieser lag bereits ausgestreckt auf dem Bett und schien in ein Buch vertieft. Auch er hatte sich für die Nacht umgezogen. Er trug eine schwarze Jogginghose. Da er oben rum unbekleidet war, blieb Lilly unschlüssig in der Tür stehen und senkte verlegen den Blick. Es verging keine Minute bis Keith sein Buch zuschlug und sich aufsetzte.

,Lilly, komm doch rein', bat er sie höflich. Immer noch verlegen dreinblickend betrat Lilly das Zimmer und ließ ihre abgelegte Kleidung auf den Schreibtischstuhl gleiten. Dann schloss sie die Tür hinter sich.

,Setz dich zu mir', wies Keith sie an und rückte von der Mitte des Bettes ein Stück nach rechts um ihr Platz zu machen. Langsam lies sie sich neben ihm nieder und starrte auf ihre Hände, die sie leicht nervös knetete. Nach einer Minute des Schweigens blickte sie auf und sah genau in Keith' graue Augen. Ein heißer Schauder lief ihr über den Rücken.

,Lilly', begann Keith in einem Tonfall, der Lilly sagte, dass es sich um etwas Wichtiges handelte, ,Wir kennen uns nun schon sehr lange.'

,Sehr lange? Ich empfinde drei Tage nicht als lange', fuhr Lilly stirnrunzelnd dazwischen, doch Keith hob die linke Hand um sie zum Schweigen zu bringen.

Wieder starrte Lilly auf ihre Finger und Keith suchte vergeblich ihren Blick. Erst nach einer erneuten Minute des Schweigens sah Lilly auf und wieder trafen sich die Blicke der beiden. Dieses Mal war es an Keith tief zu seufzen. Er ergriff Lillys rechte Hand, legte sie auf seinem Bein nieder und drückte sie sanft zwischen den Händen.

Lilly spürte wie ihr das Blut in den Kopf schoss, doch sie nahm sich zusammen und wandte den Blick nicht ab. Sie hatte das Gefühl, sie wäre es Keith schuldig.

,Ich habe ein Geheimnis und ich denke es ist meine Pflicht dich davon zu unterrichten', sagte Keith fest und doch war deutlich zu spüren, dass der für diese Worte all seinen Mut zusammennehmen musste. Er nahm die rechte Hand von der Lillys und legte ihr den Arm um die Schulter, wobei er ihre Hand immer noch mit seiner Linken fest umklammert hielt. Langsam zog er sie so nah an sich heran, dass sich ihre Schultern berührten und beugte sich dann zu ihr hinüber. Dann flüsterte er ihr die folgenden Worte sanft und doch klar verständlich ins Ohr: ,Ich bin der gefallene Engel Luzifer, Ellis einstiger Geliebter - dein Geliebter.'

Ewiger Kreis

,W... Was sagst du da?', stotterte Lilly, befreite sich aus Keith' Umarmung und wich ein Stück vor ihm zurück. Jede Formalität war vergessen. Irgendetwas in Lillys Kopf weigerte sich standhaft diese Tatsache hinzunehmen. Es schien einfach unmöglich. Dieser geheimnisvolle, dunkelhaarige Junge sollte die Welt zerstören wollen?

Keith Gesicht hatte einen an Verzweiflung grenzenden Ausdruck angenommen und eine Sekunde sah es aus, als wollte er Lilly wieder an sich ziehen. Doch dann erhob er sich von der Bettkante und trat an das kleine Fenster gegenüber des Bettes, sodass Lilly nur noch seinen Rücken sehen konnte.

Nach einigen Minuten des Schweigens klammerte sich Lilly an ihrem Nachthemd fest. ,Wieso willst du die Welt zerstören?', fragte sie wagemutig, jedoch sehr leise. Sie erwartete jede Sekunde wieder diesen stechenden Schmerz in den Adern, doch blieb er aus.

Keith wandte sich wieder zu Lilly um. In seine Augen war ein Ausdruck getreten, der Lilly Schauder über den Rücken jagte und doch schimmerten sie leicht feucht.

,Ich werde nur die Welt der Menschen zerstören, das ist meine heilige Pflicht', erklärte er tonlos.

,Wieso?', fuhr Lilly ihn nun leicht erzürnt an. Ihr Herz war so verwirrt, dass sie sich nur von ihren Gefühlen leiten ließ.

,Die Menschheit muss ausgerottet werden', fuhr Keith sie an, ,Nur durch diese verletzbaren Wesen ist Gott verwundbar.'

,Was hat Gott dir getan?', schrie sie zurück, ,Er hat jahrelang auf dich gewartet, du hättest jeder Zeit in die Himmlischen Gefilde zurückkehren können!' Ein Teil von Lilly begriff kaum, was sie eigentlich sagte, doch einer anderer Teil von ihr wusste es sehr wohl. Ein Teil, der lange Zeit geruht hatte nun schlaftrunken seine Flügel entfaltete.

,Folg mir', befahl Keith und verließ das Zimmer. Verunsichert und doch hoffnungsvoll, es würde eine Erklärung für all dies geben, folgte Lilly ihm.

Keith führte sie in Cynthias Zimmer. Das kleine Mädchen saß an ihrem Schreibtisch und starrte die karge Wand an. Als die Tür geöffnet wurde, wandte sie sich um: ,Was gibt es?'

Keith verengte die Augen leicht und wandte sich wieder an Lilly: ,Das ist Hightholy.'

Lilly starte Cynthia ausdruckslos an. Trieb Keith Schabernack mit ihr und hatte er selbst auch nur die ,Originalfassung' gelesen? Hatte er ein Gespräch zwischen Lilly und Alex belauscht?

,Das kann nicht wahr sein', sagte Lilly fest, doch die Überzeugung, dass es sich doch um die Wahrheit handelte, übermannte sie und ihr stiegen Tränen in die Augen. Langsam verließ sie rückwärts gehend den Raum, drehte sich um und rannte davon.

Lilly wählte eine völlig verbale Tür und betrat den dunklen Raum. Sie machte sich nicht die Mühe Licht zu machen und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. Wieso verwirrte Keith sie so? Eigentlich hätte es ihr egal sein können, was er sagte. Und doch war es das nicht. Ein seltsames Band schien ihr Herz mit seinen Händen zu verbinden und was immer er tat, zerrte an ihrer Seele.

Schon einige Sekunden später wurde der Türgriff hinuntergedrückt, doch die Tür wurde nicht geöffnet. Lilly lehnte an ihr und sie ging nur nach innen auf.

,Lass mich bitte ein', bat Keith mit ruhiger Stimme.

,Wieso sollte ich das tun?', fragte Lilly so leise und bedrückt, dass sie sich nicht sicher war, ob es Keith gehört hatte.

,Weil du mich liebst', war die ebenso ruhige Antwort.

,Das ist eine Lüge', erwiderte Lilly erbittert.

,Dann lass mich ein, damit ich dir erklären kann, was Gott mir getan hat', gab Keith zurück. Er schien sich über Lillys Antwort nicht im geringsten zu wundern oder zu ärgern.

Zögernd trat Lilly bei Seite und Keith öffnete die Tür. Als er nun eingetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, war es wieder stockfinster.

,Ich höre', fuhr Lilly ihn nicht ganz überzeugt an.

,Ich werde mich für Hightholys Schicksal an Gott rächen', antwortete Keith knapp und verstummte wieder.

Eine kurze Pause entstand, in der es in Lilly unaufhörlich arbeitete.

,Du hast Ellis nie wirklich geliebt, oder?', schob sie schließlich unvermittelt ein.

,Nicht, wie es ihr gebührt hätte. Eine Scheinliebe um dem Spott der anderen Engel zu entgehen. Aber bitte versteh mich nicht falsch. Dich habe ich in mein Herz geschlossen, doch nicht den Engel Ellis in deiner Seele', antwortete Keith leise und es klang tatsächlich, als handelte es sich um die Wahrheit.

,Hightholy ist also ein Mädchen', gab Lilly trocken zurück. Tränen flossen ihr über die Wangen. Ein Teil ihres Herzens schien vor Schmerz zerrissen zu werden und doch hatte sie das Gefühl, dass nur die wiedergeborene Ellis tief in Lillys Herzen Tränen vergoss.

,Ich wünsche mir, du könntest mir verzeihen', fuhr Keith fort und versuchte die Resignation aus seiner Stimme zu verbannen, was ihm jedoch nicht gelang.

,Ich muss dir nichts verzeihen. Erzähl das Ellis', sagte Lilly leise und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, ,Überhaupt. Was bringt es dir diese Welt zu zerstören? Du wirst sterben, ich werde sterben und Hightholy wird ebenfalls sterben. Hast du sie jemals gefragt, ob sie das wirklich will?'

Keith erwiderte nichts. Lillys Worte hatten ihn in einen unerwarteten Abgrund gestürzt, aus dem er keinen Ausweg fand. Da auch Lilly keinen Laut mehr über die Lippen brachte, verließ er nach einer Minute den dunklen Raum.
 

Alex hatte sich inzwischen dazu entschieden, auf herkömmliche Weise in das Haus, in dem Lilly verschwunden war, einzubrechen. Er stocherte mit zwei Haarnadeln so lange in dem alten Schloss herum, bis es klickte und die Tür aufsprang.

Selbstzufrieden und kampflustig betrat er das fremde Gebäude - und erstarrte. Er stand Cynthia gegenüber, die bei seinem Anblick ebenfalls wie festgefroren schien.

,Mein Bruder', entfuhr es ihr überrascht.

Nur einige Sekunden wollte Alex seinen Augen nicht trauen, dann erfüllte ihn jäh ein grenzenloser Zorn.

,Du hast Ellis auf dem Gewissen!', schrie er Cynthia an.

,Der Schlag hat dir gegolten', fuhr sie ihn an und ballte die Hände zu Fäusten, ,Also hast allein du ihren Tod verschuldet!'

Einen Liedschlag später stand Alex Hightholy in ihrer wahren Gestalt gegenüber. Ein Zweimanns hoher, streifenloser Tiger von strahlendem weiß knurrte ihn zornig an. Er war mit großen Schwingen bestückt, die in einem sanften Hellblau gefärbt waren.

Zu seiner Verteidigung nahm nun auch Alex seine wahre Gestalt an. Deepdarth sah exakt genauso aus, wie seine Schwester, nur dass er von schwarzer Farbe mit roten Schwingen war. Auf der Stirn der beiden Tiere glänzte ein Stein in der Farbe ihrer Flügel.

Ein an der Wand stehender Schrank zerbarst, als sich Hightholy nun zorntbrannt auf seinen

Bruder stürzte.
 

Eilig rannten Lilly und Keith hinab in das Erdgeschoss, wobei sie fast aufeinander geprallt wären. Beide waren von den Kampfgeräuschen angezogen worden und zumindest Lilly konnte kaum glauben, was sie sah. Nur ein kleiner Teil ihres Herzens verriet ihr, wer die beiden Wesen waren und was sie taten und dieser Teil war ein Erbe Ellis'.

,Hört sofort auf damit!', schrie sie Deepdarth und Hightholy entgegen. Zu ihrer Überraschung schien es zu wirken. Die beiden Wesen standen sich nun keuchend gegenüber und schienen den jeweils anderen mit Blicken durchbohren zu wollen.

Diese Gelegenheit nutzte Keith um sich an die Seite des weißen Wesens zu stellen. Noch immer hielt er sich auf der Seite seiner Geliebten Hightholy.

Lilly hingegen nährte sich langsam und unsicher den beiden Wesen. Doch als Hightholys Blick auf sie fiel, war es mit der Ruhe vorbei. Sie spannte die Flügel und machte sich bereit, ihrem Bruder Deepdarth den Todesstoß zu geben, den er schon vor vielen Hunderten von Jahren hätte erhalten sollen. Auch über diese Tatsache wurde Lilly von dem kleinen fremden Teil in ihrem Leib aufgeklärt.

'Tu das nicht!', schrie sie. Farbige Bilder zogen an ihrem inneren Auge vorbei. Bilder auf denen sich Hölly fröhlich auf einer Wiese wälzte, Bilder auf denen Alex' Wangen von Tränen benetzt waren und ganze Bildbände, die die Geschichten der vergangenen Tage erzählten.

Sie konnte es nicht zulassen, dass Deepdarth starb, denn erst in diesem Augenblick der Entgültigkeit bemerkte sie, dass sie ihm schon lange ihr Herz geschenkt hatte.

Ohne zu überlegen rannte sie los und warf sich dem großen schwarzen Tiger um den Hals.. Hightholy bemerkte es zu spät. Ihre heilige Macht traf Lilly wie ein gleißender Lichtstrahl. Sie blickte noch einmal mit weit aufgerissenen Augen zu Deepdarth auf, dann wurden ihre Glieder schlaff. Ihre Augen schlossen sich und sie sackte leblos zu Boden.

Für einige Sekunden schien Deepdarth wie gelähmt. Dann nahm er wieder seine menschliche Gestalt an, kniete neben Lilly nieder und stricht ihr sanft durch das lange Blondhaar.

Was war das bloß für ein Leben? Kaum, da Alex seine Geliebte Ellis wiedergefunden hatte, wurde sie ihm auch schon entrissen. Tränen benetzten seine Wangen, als er Lillys leere Hülle hochhob, um ihr die letzte Ruhe zu gewähren. Doch er durfte nicht aufgeben, das war er Lilly schuldig. Wieder war ein Leben ausgelöscht worden um das Seine zu schützen und er würde es nicht wegwerfen. Er musste durchhalten und viele weitere Jahrhunderte nach der Wiedergeburt Ellis' suchen und eine kleine Stimme tief in seinem Herzen sagte ihm, dass er eines Tages mit ihr vereint sein würde, auch wenn sie zuvor noch viele hundert Tode sterben musste. Es gab diese winzig kleine Chance auf ewiges Glück und Alex würde sie ergreifen, indem er seines Weges ging. Immer geradeaus.
 

----
 

In der Schule eines kleinen Städtchens wurde ihm Jahr 4002 die ,Originalfassung' gelesen. Selbstverständlich wurde sie erneuert und ergänzt. So handelte sie inzwischen auch von der Liebschaft Luzifers und Hightholys und einem Mädchen, namens Lilly Hidomi.

,Deepdarth tut mir richtig Leid', seufzte Marieanne.

'Ja, so eine traurige Geschichte. Glaubst du, Ellis wird noch einmal wiedergeboren werden?', gab ihre Tischnachbarin zurück.

,Ich weiß nicht. Aber wenn hoffe ich, dass sie Hightholy nicht begegnet', überlegte Marieanne laut. Ihre türkis-blauen Augen glänzten verträumt und sie fuhr sich spielerisch durch das lange Blondhaar: ,Vielleicht lebt Ellis bereits in einer von uns...'

Das Schicksal

Gott, was habe ich dir getan?, fragte Deepdarth den Herrn und senkte ehrfürchtig das Haupt.

Nichts, antwortete dieser, Nichts. Es gibt eine Macht, die selbst die Meinige durchbrechen kann. Eine Macht, die ich erschuf und die mir über den Kopf wuchs, Schicksal getauft.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (19)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Evidenz
2007-01-15T00:04:28+00:00 15.01.2007 01:04
JaJa das Schicksal!!!!
Werde mir auch noch andere Geschichten von dir durchlesen...
bei meinen Favos biste ja schon *g*

LG Eneco
Von:  Evidenz
2007-01-15T00:02:26+00:00 15.01.2007 01:02
-traurig-
Hab fast geweint, als Lilly Alex wieder gerettet hat!
Wenn sich die Geschichte langsamer aufgebaut hätte, hätte ich bitterlich geweint -.-
denn dann hätte ich die Charaktere tiefer ins Herz geschlossen....aber du kannst hier ja nicht einen ganzen Roman hochladen *lol*
Eine tolle Geschichte auch das Ende finde ich gut...ist zwar offen aber es ist ja äußerst positiv *g*
*begeistert schau*

LG Eneco
Von:  Evidenz
2007-01-14T23:50:05+00:00 15.01.2007 00:50
Hui......was für eine Wende!!!!!!!!!!!*.*
Von:  Evidenz
2007-01-14T23:40:46+00:00 15.01.2007 00:40
Wieder toll geschrieben...
Die arme Lilly!!!!
und Alex erst O_O
Von:  Evidenz
2007-01-14T23:33:07+00:00 15.01.2007 00:33
Das ist bisher das BESTE Kapitel!!!!!!!!
Toll geschrieben und die Situation in der sich Lily und Alex/Hölly befinden sehr gut eingefangen....
-muss SOFORT weiter lesen-
Von:  Evidenz
2007-01-14T23:08:33+00:00 15.01.2007 00:08
Wow!!!
Ich bin echt begeistert von deiner Geschichte!
Habe nen Tip von lomelinde bekommen ^___-
und sofort angefangen deine FF zu lesen.....

Der Wechsel im Schreibstil gefällt mir irgendwie gut!
Ist mal was anderes *g*
Am besten hat mir der Kuss von Lily und Alex gefallen ^^
ich hoffe es kommen noch mehr solcher Szenen...
*gespannt bin*
Werde jetzt wahrscheinlich auch noch die restlichen Kapitel lesen!Will ja unbedingt wissen wie es weiter geht ^___^

In dem voherigen Kapitel hat mich etwas die Internetszene gestört (also das das die 3 virtuelle Welt sein soll und das man dort SO hinkommt *g*)Das macht stört irgendwie ein bissl das Konzept....*g* (aus meiner Sicht) aber sonst eine tolle Storyline!

Mal in meine Favos pack ^__^
LG Eneco
Von:  lomelinde
2007-01-14T21:44:13+00:00 14.01.2007 22:44
Ich kann mich da meiner Vorrednerin eigentlich nur anschließen. Ich gratuliere dir zu dieser tollen Geschichte. Sie ist schon richtig bei meinen Favoriten gelandet.
Mal sehen, vielleicht versuche ich mich ja noch einmal an einer Geschichte von dir... Lust hätte ich schon.
Von:  lomelinde
2007-01-14T21:40:20+00:00 14.01.2007 22:40
Sorry, aber mit der verbalen Tür oder der verbal gewählten Tür kann ich immer noch nichts anfangen. Das geht einfach nicht. Mag sein, dass andere Leute das ganz anders sehen, aber mir rollen sich dabei die Fußnägel hoch. Ich find die Formulierung genau gesagt einfach nur grässlich. Tut mir leid, ist aber meine bescheidene Meinung.

Du bist gemein, der arme Alex. Und du sagst mir, du magst keine DarkFics und dann mündet es auch in so etwas ähnlichem du bist echt supi gemein. Der Arme...

Eigentlich mag ich Geschichten mit so einem extrem offenen Ende ja nicht, aber man kriegt nicht immer was man will.

Das Ende ist trotzdem nicht schlecht und die Geschichte ist ja sowieso toll.
Von:  lomelinde
2007-01-14T21:16:07+00:00 14.01.2007 22:16
Hab grade erst angefangen zu lesen, bin im zweit Absatz.
In der ganzen einleitenden Phase des Kapitels klingt die Story leider ein kleinwenig holprig. Sie erklären wie sie sind usw. aber es klingt nicht ganz so flüssig wie du es ansonsten immer hin bekommst.
Im zweiten Absatz, mit Alex, wird die Sprache wieder viel fließender.
Aber insgesamt erscheint mir das Kapitel vom Sprachfluss weniger flüssig. Beinahe so als wäre dir das Schreiben nicht so einfach von der Hand gegangen als bei den vorangegangenen. Es ist nicht so schlimm, aber es ist mir einfach ein bisschen aufgefallen.

Moi, also mit dem Ende des Kapitels hätte ich nicht gerechnet, aber gut. Lucifer musste ja irgendwann mal auftauchen.
Ich bin mal gespannt, wie es weiter geht...
Von:  lomelinde
2007-01-14T14:41:34+00:00 14.01.2007 15:41
Gleich am Anfang des Kapitels, hab gerade angefangen zu lesen, da springst durch die Zeitformen. Die ganze Zeit bist du in der Vergangenheit und dann der Satz: "Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir dieser Gedanke auch nicht."

Oh der arme Alex. Der tut mir so leid. Ich mag ihn (ich rede auch schon wie über eine Mangafigur, das muss ansteckend sein!)
Am meisten gefällt mir das Ende wo er Gott fragt was er ihm angetan habe. Das mag ich sehr.

Auch ansonsten hab ich wenig zu meckern. Es ist einfach schön. Du meinst also, dass das Ende eine Enttäuschung für mich sein würde. Naja, umso gespannter bin ich jetzt auf das Ende. Mal schauen


Zurück