akarui hoshi
Hey~ho!
Endlich wieder ein neues Chap ~ ich weiß, mein Tempo ist mit dem einer Schnecke vergleichbar.. *hüstel*
Also, nur vorweg eine kleine Beruhigung: Toshiyas Sprache bleibt im Verlauf der Story nicht so schrecklich geschwollen, das hält nicht mal er aus xP Nein, ernsthaft, er wird schon etwas umgangssprachlicher mit der Zeit.. ^.^
Ich freue mich über das rege Interesse, das die Story bekomme ~ hoffentlich gefällt euch auch Kapitel 4 - heller Stern...
Baibai~
Tisara
Chapter 4 - akarui hoshi
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"Du kannst doch mit zu mir kommen. Wenn wir schon mal den ganzen Nachmittag frei haben..." Kyo zögerte. "Ich weiß nicht, meiner Mutter geht's nicht so gut." "Ach so.."
Die klang ein stückweit enttäuscht. Soeben verließen die beiden Jungen nebeneinander das Schulgebäude, passierten das Schultor. "Na ja, ein wenig kann ich trotzdem noch mitkommen.", beruhigte Kyo ihn. "Prima." Die grinste zufrieden und hakte sich bei dem kleinen Blonden ein.
"Kyo!" Ein Rufen, das beide dazu veranlasste, sich umzudrehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, an ein geparktes, schwarzes Auto gelehnt, stand eine große Gestalt, wie immer in dunklen Stoff gekleidet und mit einer teuren Sonnenbrille auf der Nase.
Die hob die Augenbrauen an. "Ist das nicht der Typ von Freitagabend?" Kyo stand starr da, blickte ungläubig hinüber. Zögerlich, gefolgt von Die, trat er an Toshiya heran, ließ sich von einem warmen Lächeln empfangen.
"Hast du schon was vor?" Kyo sah ihn hin- und hergerissen an. "Tut mir leid, Die und ich - ach, übrigens, Die - Toshiya", er deutete zwischen den beiden hin und her, "Die und ich wollten-" "He, ist schon in Ordnung, kawaii-mono.", unterbrach Die ihn. "Ich hab dich ja doch täglich an der Backe."
Kyo musterte ihn. "Wirklich?" Die rollte mit den Augen. "Seh ich so aus, als würde ich dir Tränen nachweinen? Hau schon ab, muss ich meine Aufgaben halt für einmal alleine machen." Kyo lächelte. "Danke."
Er wandte sich zu Toshiya um. "Was steht an?" "Lass dich überraschen und steig ein.", erwiderte Toshiya, klang dabei gut gelaunt und deutete auf die Beifahrertür. Die stieß einen Pfiff aus. "Dein Wagen?" Zustimmendes Nicken. "Hai, gehört mir." Die nickte anerkennend. Nicht übel...
Nach dem Abschied von Die setzte sich Kyo ins Wagenpolster der Beifahrerseite und sah Toshiya, der nun die Sonnenbrille absetzte und am Autoradio herumschaltete, nachdenklich an. "Was hast du vor?" "Überhaupt nichts. Nur ein klitzekleiner Ausflug."
"Warum?" "Ich möchte wissen, wie du aussiehst, wenn du dich freust." Ein verblüffter Blick. "Und das willst du wie machen?" "Ich weiß da etwas, das dir gefallen wird..."
Als der Wagen auf einem Kundenparkplatz hielt, schaute Kyo sich um. "Was? Das Planetarium?" Toshiya lächelte. "Komm mit." Er zog ihn an der Hand mit sich zum Haupteingang.
Schon im Eingangsbereich sah Kyo die Plakate der momentanen Ausstellung - die Sternenbilder. Toshiya schob ihn weiter in den richtigen Ausstellungsraum, und kaum, dass sie die weiträumige Halle betreten hatten, erstarrte Kyo, blickte mit großen Augen um sich.
Es war, als stünden sie mitten im Universum, die verschiedenen zigmillionen Sterne um sie herum funkelten atemberaubend, zum Greifen nah und doch so weit entfernt.
"...." Toshiya sah hinüber in das nur vom künstlichen Sternenlicht erhellte Gesicht, musste lächeln. So hingerissen, fasziniert hatte er Kyo in den vielen Stunden, die sie inzwischen gemeinsam verbracht hatten, nie sehen dürfen.
Kyo drehte sich zu ihm herum, sagte leise: "Das.. wow." Der Größere beugte sich zu ihm hinunter, fragte: "Und? Freust du dich...?" Ein leichtes Nicken. "Ja.."
Eine Weile trafen ihre Blicke sich, dann erklärte Toshiya: "Komm mit, es gibt noch viel mehr Sternenbilder zu sehen." Damit setzte er sich in Bewegung. Kyo folgte ihm auf dem Fuß. Hin und wieder ertönten die Laute anderer Besucher, ein begeistertes "Oh" und "Ah", ansonsten aber nahm Kyo keinerlei Geräusche war.
Sie standen an einer Glasscheibe, durch die sie eine Darstellung des Mondes betrachten konnten, von der Kyo vollkommen fasziniert zu sein schien; zumindest glaubte Toshiya, dies am Schimmern seiner Augen auszumachen.
Der Jüngere war völlig im Bann des unglaublich echt wirkenden Modells, konnte kaum den Blick abwenden von der Schönheit des Himmelskörpers. Bis plötzlich etwas im Spiegelbild des Glases auftauchte. Ein blasses Gesicht, dessen Augen ihn anstarrten, beobachteten.
Kyos Herz schien eine Sekunde lang stillzustehen. So dicht, wie dieses Gesicht hinter ihm schwebte, musste der Mensch dazu direkt bei ihm stehen, keine fünf Zentimeter von ihm entfernt sein.
Der kleine Blonde fuhr herum, entdeckte jedoch nichts als die vollkommene Dunkelheit. "Was ist los?" "Wie?" Er klang abwesend, fuhr mit den Augen weiter die Umgebung ab. "Du siehst merkwürdig aus." Kyo schüttelte den Kopf, vertrieb das Gesicht mühsam aus seinem Bewusstsein. "Nein, alles in Ordnung.."
Toshiya entging nicht, dass Kyos Gedanken abgeschweift waren. Doch er wusste ebenso gut, wie er sie wieder zurück zu sich holen konnte. Urplötzlich griff er nach Kyos Hand und zog ihn mit sich, blieb unter einem besonders hell leuchtenden Stern stehen.
"...?" Lächelnd sagte er zu dem Jüngeren: "Weißt du.. mir ist aufgefallen, wie wenig du dich selbst zu mögen scheinst. Als wir gestern von Äußerlichkeiten sprachen, hast du ebenfalls recht abweisend reagiert, nachdem das Thema auf dich fiel."
Kyo zog die linke Augenbraue an, fragend. "Aber wenn du mich fragst..." Das Lächeln wurde größer, "bist du mindestens so schön wie dieser Stern hier." Der Dunkelhaarige deutete hinauf zu dem Stern direkt über ihnen.
Ein gezwungenes Lächeln. "Danke für deine Liebenswürdigkeit, Toshiya. Aber das ist wirklich nicht nötig...", murmelte Kyo und wanderte weiter. Der Ältere verdrehte die Augen, hielt ihn am Handgelenk fest und zog ihn somit zurück zu sich.
"Mag sein, dass du es noch nicht verstanden hast, doch wenn ich etwas sage, ist dem auch so. Klar?", sagte er ruhig, aber bestimmt. Kyo zog die Augenbrauen zusammen. Die Art, wie Toshiya sprach, klang mit einem Mal weniger sanft, weniger freundlich. Nicht verärgert, doch dort lag ein gewisser Unterton in seiner Stimme, den Kyo nicht zu deuten wusste. Fühlte Toshiya sich am Ende angegriffen, weil er seinen Worten keinen Glauben schenken konnte?
Er zwang sich zu einem Nicken. "Klar.." Toshiyas Mundwinkel verzogen sich erneut zu einem Lächeln. "Siehst du.", flüsterte er in das von blonden Strähnen verdeckte Ohr. "Es geht doch." Er hauchte seinen warmen Atem an Kyos Wange, danach erst ließ er ihn los und ging, sich interessiert umsehend, weiter.
Kyo berührte nachdenklich seine Wange und dachte bei sich, wie seltsam Toshiya doch war.
Ich glaubte, seine merkwürdige Art ließe mit dem Kennen lernen nach. Dabei wird er immer eigenartiger...
~~
Stunden später hielt der schwarze Toyota Avensis in einer Straße, die das teure Automodell förmlich lächerlich protzig wirken ließ. Kyo, noch in die weichen Polster gelehnt, betrachtete Toshiya, der sich aufmerksam umsah. "In welchem der Häuser wohnst du?"
Kyo deutete auf das Hochhaus direkt links neben dem am Bürgersteig parkenden Wagen. Er suchte nach Worten, wollte unbedingt etwas loswerden, bevor er das Auto verlassen und in seine eigene Welt zurückkehren musste.
"Toshiya?" Aufmerksamkeit. "Ich... ich wollte mich noch - bedanken. Ja, etto... danke für den Nachmittag." Kyo bemerkte nicht, wie er unruhig mit seinen Fingern spielte. "Das... war so ziemlich der beste Tag seit langem. Dafür auch danke."
Toshiya lachte leicht. "Es ist schön, wenn ich dir so leicht eine Freude machen kann, Kyo. Der Nachmittag war auch für mich sehr angenehm." Er fuhr mit den Fingerspitzen durch das gelbblonde Haar, zog das Gesicht zu sich hinüber, um dem Jüngeren für den Bruchteil einer Sekunde die Lippen aufzudrücken. Nicht mehr als ein Windhauch - und doch so intensiv wie ein Kuss.
"Mata, Kyo-chan." Der Angesprochene nickte, stieg langsam aus dem Wagen. Alles war unwirklich, warum auch immer. Der Blonde sah dem Toyota noch eine Zeit hinterher, ehe er sich endlich dazu durchringen konnte, das Treppenhaus zu betreten.
Wenig später bereits schloss er die Haustür auf, ging in die Küche, wo er auf seine Mutter traf. Die Frau mittleren Alters stand am Waschbecken, spülte ab. "Konban wa, Schatz.", begrüßte sie ihn sanft.
Kyo erwiderte den Gruß liebevoll und stellte seine Schultasche in einer Ecke ab. "Du bist spät.", stellte Nishimura-san fest, wischte die nassen Hände an ihrer Küchenschürze ab und gab ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange.
Kyo nickte, sagte entschuldigend: "Hai, ich war nach der Schule noch unterwegs." "Mit Daisuke?" "Ano... ja." Ein ungutes Gefühl beschlich den Jungen, doch es widerstrebte ihm, Toshiya vor seiner Mutter zu erwähnen. Der junge Mann war sein Geheimnis - einzig und allein seins.
"Ich wusste gar nicht, dass er einen Führerschein hat." Kyo sah sie groß an. "Hat er auch nicht.", entgegnete er perplex. "Die nimmt zur Zeit erst Fahrstunden." Er setzte sich an den Küchentisch, goss sich ein Glas Wasser ein.
"Aus wessen Auto bist dann eben gestiegen?" Ein Husten. Kyo verschluckte sich an seinem Wasser, stellte es hastig wieder weg. "Wie...?" Seine Mutter deutete aus dem Küchenfenster, das an der Hauptfront des Hochhauses lag. "Ich habe vorhin zufällig hinausgesehen, als du ausgestiegen bist."
Es war so klar. Wieso sollte ich auch einmal im Leben mit einer Lüge durchkommen...?
"Ach so. Nein. Das war... das Auto eines Bekannten. Er hat mich nur nach Hause gefahren.", brummte Kyo und sah auf die Küchenuhr. Es war längst reguläre Abendbrotzeit im Hause Nishimura, doch...
"Er ist lange weg heute." "Kyo!", beschwerte sich seine Mutter in einem Ton, der nicht sonderlich rügend wirkte. "Sag nicht immer >er< zu deinem Vater." Sie drehte sich nicht zu ihm um, war weiter mit dem Essen beschäftigt.
Der Junge blinzelte. "Du hast mich Kyo genannt." "Was meinst du?" Die Frau wandte sich nun doch erstaunt zu ihm um. "Seit wann nennst du mich Kyo?", wiederholte der Achtzehnjährige seine Frage. "Ach so." Sie lächelte. "Nun, deine Freunde sagen Kyo zu dir, nicht? Der Name scheint dir zu gefallen. Also werde ich dich auch so nennen."
Kyo sah sie voller Zuneigung an. "Das hast du dir gemerkt?" "Natürlich." "Er - äh - Paps würde mich nicht so nennen." "Dein Vater hat immerhin auch den Namen Tooru für dich ausgesucht. Natürlich besteht er darauf, dass du diesen Namen beibehältst."
Ein Grund mehr, den Namen zu hassen.
Kyo suchte nach einem Themenwechsel, betrachtete seine Mutter eine Weile. "Dir geht's gut heute, was?" "Ja." Sie nickte zustimmend. "Ich glaube, die neuen Tabletten schlagen gut an." "Das ist schön." Ein warmes Gefühl in der Magengegend.
"Schatz?" "Hm?" "Wie geht es deiner Wange?" Kyo sah sie groß an. "Was sollte mit meiner Wange sein?" "Ich habe das letztes Wochenende sehr wohl gehört. Es tut mir leid, dass er seinen Ärger an dir ausgelassen hat."
Kyo seufzte, wandte den Blick ab. "Entschuldige dich nicht ständig für ihn. Du kannst nichts dafür." Seine Mutter kam nicht mehr dazu, etwas zu antworten, da ein Schlüssel im Türschloss das Eintreffen einer weiteren Person ankündigte.
Keine Sekunde später trat Kyos Vater in die Küche, begrüßte seine Frau, sah seinen Sohn dann verwundert an. "Seltener Anblick.", stellte er fest. Kyo ignorierte die Spitze gegen ihn. Er wusste, sagte er nun etwas, bräche er damit gleich den nächsten Streit vom Zaun.
Das gemeinsame Abendessen verlief schweigsam, während sein Vater gelegentlich etwas von der Arbeit berichtete, aß Kyo stumm seine Portion, hing dabei seinen eigenen Gedanken nach. "Wie läuft die Schule, Tooru?" Der Angesprochene sah auf, zuckte mit den Achseln. "Muss ja."
"Das heißt so viel wie?" "Na ja, wie soll die Schule schon laufen? Ich gehe hin, nehme am Unterricht teil, komme heim, mache, was zu tun ist, meist noch ein bisschen mehr - owari." Seine Mutter sah ihn bittend an. Daraufhin fügte Kyo noch hinzu: "Momentan ist der Stoff ziemlich trocken, aber es lässt sich aushalten."
Der Mann mittleren Alters nickte. "Denk dran, du lernst für dich. Nicht für uns." "Jaah." "Wie geht es Kumiko?" Kyo starrte ihn an. "Wie kommst du denn auf die?" "Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Wenn ich mich recht erinnere, hast du dich ein paar Mal mit ihr getroffen."
Kyo verzog das Gesicht. "Ja. Weil du mit ihrem Vater befreundet bist und mich dazu genötigt hast." "Ich muss doch sehr bitten. Kumiko ist ein nettes Mädchen." "Sie ist eine verzogene Göre, die von Zwölf bis Mittag denkt."
"Noch Reis?", mischte sich Kyos Mutter in ihre Diskussion ein. Sie wusste, wie leicht sich ihr Mann angegriffen fühlte, sobald man seine Meinung kritisierte, daher unterbrach sie das Gespräch - so gut sie die Sicht ihres Sohnes auch verstehen konnte.
Ihr Ehemann aber ignorierte dieses Einmischen. "Scheinbar ist sie aber die Einzige, die überhaupt Interesse an dir zeigt." Kyo rollte mit den Augen. "Du hast doch keine Ahnung.", murmelte er und legte seine Stäbchen beiseite.
"Scheinbar gibt es da Dinge, die wir wissen sollten." "Nein, gibt es nicht.", widersprach der Junge mürrisch und rutschte tiefer auf seinem Stuhl, verschränkte die Arme vor dem Körper. "Ich habe definitiv keine Lust, mein nicht vorhandenes Liebesleben zu diskutieren."
Zumal du es sowieso nicht verstehen würdest...
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Die Musik schallte durch den Raum, prallte gegen die Wände, wurde von dort wieder zurück ins Zimmer geworfen. Das alles in einer geringen Lautstärke, sodass sie lediglich durch die Uhrzeit überhaupt vernehmbar war.
Auf seinem Bett, noch komplett angezogen, lag Kyo, die Arme unter dem Kopf verschränkt, tief in Gedanken. Seine Eltern störten sich sicherlich nicht an der Musik, unmöglich, waren sie doch unüberhörbar in eine Diskussion vertieft.
Doch auch Kyo selbst nahm die Worte kaum wahr, die der Vokalist leise über das Zusammenspiel von Gitarren, Bass und Schlagzeug hinweghauchte. Immer wieder spielten sich dieselben Bilder vor seinem geistigen Auge ab, Szenen der letzten zwei Wochen - der schönsten Wochen überhaupt.
Er wusste nicht, wie dieses Wesen es geschafft hatte, ihn so zu verzaubern, und doch fiel es Kyo zugegebenermaßen schwer, seine Gedanken von Toshiya wegzulenken. Der junge Mann, so anmutig und wundervoll, brachte sein Herz dazu, höher zu schlagen - dies schien ihm so mühelos gelungen, ohne Anstrengungen. Alles, was er getan hatte, war Interesse an Kyo selbst zu zeigen, sich Gedanken um ihn zu machen.
Er macht mich glücklich. Seine Nähe ist so schön wie er selbst. Das muss es sein... Ich habe keine Ahnung, was genau an ihm so anders ist, doch diese Art, sich zwar für mich zu interessieren, gleichzeitig aber nicht an mir zu kleben, ist beeindruckend. Er gibt mir nie das Gefühl, mich zu brauchen oder wirklich zu wollen - und doch macht er sich so viele Gedanken, lässt sich die wundervollsten Dinge einfallen, um mich zum Lächeln zu bringen. Toshiya, du bist ein Rätsel. Was versprichst du dir von all dem...?
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Dies Augen weiteten sich, er konnte kaum glauben, was er sah.
Kyo hing nicht wirklich auf seiner Tischbank und hielt seelenruhig einen Schlaf, während der Lehrer an der Tafel eine Zeittafel erläuterte...?
"Pst...!", machte er und gab dem Jüngeren einen unauffälligen Stoß. "Wach auf..." Er quetschte es nur zwischen den Zähnen hindurch, viel zu leise, um in Kyos Traumwelt hervorzudringen.
Allerdings wies er durch seine eigene Unaufmerksamkeit den Lehrer auf Kyos geistige Abwesenheit hin. "Tooru." Keine Reaktion. "Tooru, wären Sie so gut, uns mit Ihrem Wachzustand zu beglücken?"
Kyo blinzelte. Hmm... Plötzlich drangen Wortfetzen zu ihm hindurch. Er riss die Augen auf und setzte sich ruckhaft richtig hin. "Gomen nasai...", stotterte er, nachdem ihm bewusst wurde, dass der gesamte Geschichtskurs samt des Lehrers zu ihm hinüberstarrte.
Der Lehrer verwies ihn darauf zurück, nach Ende der Stunde im Klassenraum zurückzubleiben, um sich nicht während des Unterrichts weiter mit diesem Vorfall aufzuhalten, führte danach unberührt sein Fach fort.
Kyo stöhnte innerlich und vergrub das Gesicht in den Händen. So eine...
"Was ist denn los?", fragte Die, nachdem der Gong den Geräuschpegel anhob. "Ich hab schlecht geschlafen.", murrte der kleinere Junge und ächzte. Das konnte wirklich Ärger geben. Die versprach ihm, vor dem Raum auf ihn zu warten, fragte noch: "Wie viel hast du in Englisch geschrieben?", woraufhin Kyo ihn groß anstarrte, erwiderte: "Wieso Englisch?!" - und Die kopfschüttelnd den Raum verließ.
Lange musste der Rotschopf nicht warten, bis Kyo das Klassenzimmer um einige Sonderaufgaben schwerer verließ und frustriert seufzte. "Fuck off, das kann doch jedem mal passieren!", maunzte er und setzte sich auf den Boden, lehnte dabei mit dem Rücken gegen die Wand.
Die ging vor ihm in die Hocke und sah ihn prüfend an. "Was zum Teufel ist los mit dir?" "Wieso?", grummelte der Blonde. "Na ja, du pennst im Unterricht ein, vergisst deine Aufgaben, bist allgemein ziemlich durch den Wind - und das dir, dem Musterschüler..."
Kyo rieb sich die Stirn, erklärte dann: "Ach, mir geht einfach zu viel im Kopf rum, das ist alles." "Hör auf, immer alles runterzuwerten. Irgendetwas hast du. Wofür sind wir Freunde, Kyo?"
Ein erneutes Seufzen. "Ein anderes Mal, ja, Die? Nicht jetzt, nicht hier. Dafür ist die Mittagspause echt zu schade..." Die gefiel es nicht, doch es blieb ihm nichts anderes übrig, als seinem Freund zuzustimmen. Wollte er nichts sagen, bekam man ja doch nicht ein Wort aus ihm heraus.
Ach Kyo. Was soll das? Warum schließt du mich so aus deinem Leben aus? Ich verlange doch nicht viel. Nur, dass du mich daran teilhaben lässt..
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tbc