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Hinter den Schatten

von

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Kurz vor Zwölf

Titel: Hinter den Schatten; Kapitel 7
 

Disclaimer: Nein, ich verdiene hiermit immer noch nichts….
 

Hinweis: Die Vorbereitungen auf der Black Pearl laufen auf Hochtouren, aber nicht nur dort…
 

Beta: Denebola *kussi*
 

Anmerkung: Ja also ich hoffe ihr hasst mich nicht, weil ich euch so lang hab warten lassen…. Aber es ging wirklich leider nicht früher….
 

Naja, ich hoffe, dass ihr euch trotzdem freut und mir auch weiterhin so schöne Reviews schreibt :3
 

Kurz vor Zwölf
 

We're leaving together,

But still it's farewell

And maybe we'll come back,

To earth, who can tell?

I guess there is no one to blame

We're leaving ground

Will things ever be the same again?
 

It's the final countdown

the final countdown…
 

Simjon kam erst am nächsten Morgen, nachdem die Sonne aufgegangen war, auf die Black Pearl zurück. Er trällerte gut gelaunt vor sich hin und bemerkte die amüsierten Blicken der Anderen erst, als Jack ihn direkt ansprach.
 

„Na, da ist ja unser Turteltäubchen!“ Er grinste ihn breit an. Simjon hörte auf zu summen und blickte sich leicht schockiert um. „Und, wie wars?“ Jack konnte seine Neugierde nicht unterdrücken. Simjons Ohren liefen rot an und er sagte mit leicht wackeliger Stimme: „Na das wüsstest du wohl gerne, was?“
 

„Ja allerdings. Aber ich glaube da bin ich nicht der Einzige hier. Also raus mit der Sprache!“ Die anderen Männer waren nun auch herbeigekommen, da sie sich so was nicht entgehen lassen wollten.
 

„Und ich glaube, das geht euch neugierige Bande rein gar nichts an!“, fauchte Simjon und blickte Jack fest an. Er sah es nicht ein, wieso er sein Liebesleben mir der Crew diskutieren sollte. Er wusste was die anderen dachten, aber er sagte nichts weiter darüber und ließ sie glauben, was sie wollten.
 

„Soso, der vermeintliche Nachtschwärmer will uns also nicht verraten, wieso er erst heute Morgen auftaucht?!“
 

„Nein, will er nicht. Und ich denke, ihr habt weitaus besseres zu tun, als euch jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen!“, mischte sich Anamaria nun ein. Sie stand vor der Treppe, die nach unten führte und sah mit funkelnden Augen in die Runde. „Also macht Euch an die Arbeit, sonst könnt ihr sehen, was ihr heute zu Essen bekommt!“ Sie blickte Jack noch einmal streng an. Er kannte diesen Blick und wusste, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Anamaria zwinkerte Simjon kurz zu, bevor sie wieder unter Deck verschwand. Als sie weg war, ergriff der Captain wieder das Wort.
 

„Ihr habt es gehört! Ran an die Arbeit, oder wollt ihr verhungern? Ich für meinen Teil habe gerne `n vollen Magen! Wenn jemand hier anderer Meinung ist, diskutiert er das mit Anamaria selbst aus! Also los, ihr faulen Hunde!“ Jack konnte es nicht leiden, wenn sich Anamaria so aufspielte und das auch noch vor versammelter Mannschaft. Aber ein Loch im Magen wollte er dann doch nicht haben...
 

Simjon war Anamaria dankbar, dass sie die anderen Männer davon abgehalten hatte, ihm Löcher in den Bauch zu fragen und ihn über die letzte Nacht auszuquetschen. Und so machte er sich mit den anderen an die Arbeit, die weißen Segel anzumontieren; sogar Jack packte mit an.
 

Die Männer schafften es tatsächlich, die Black Pearl an diesem Tag weiß einzukleiden. Die neue Farbe verlieh dem Schiff eine ganz andere Aura. Und diese wollte einfach nicht wirklich zur Black Pearl passen.
 

„Es sieht irgendwie so ... falsch aus“, fand Simjon, als er sich nach getaner Arbeit das Werk ansah. Gibbs pflichtete ihm nickend bei.
 

„Ja, wirkt viel zu brav ...“
 

„Na das war doch auch Sinn und Zweck der Sache! Sonst hätten wir das ganze auch bleiben lassen können!“, erklärte Jack und trat zu den beiden.
 

„Ja schön und gut, Jack. Die Pearl ist soweit verkleidet, dass man sie vermutlich auf den ersten Blick nicht erkennen wird. Aber bei allem Respekt ... dich erkennt jeder ...“, bemerkte Simjon und sah den Captain forsch an.
 

„Keine Panik, Bürschchen! Mich wird man schon nicht erkennen, immerhin bin ich Captain Jack Sparrow.“ Er grinste und zwinkerte den beiden zu. Egal was Jack vorhatte, sie würden es wahrscheinlich erst in aller letzter Sekunde erfahren. Aber das waren sie mittlerweile ja schon von ihm gewohnt. Und so machten sie sich gar nicht erst die Mühe, ihn durch die Mangel nehmen zu wollen.
 

________________________________________

Die nächsten zwei Tage verbrachte Simjon damit, tagsüber auf der Pearl das zu erledigen, was Jack ihnen auftrug und abends mit Becky zusammen zu sein. Dies war seit langem etwas, an das er sich später bestimmt gerne erinnern würde. Einfach nur mit Becky Hand in Hand spazieren zu gehen und kein Pirat sondern einfach ein ganz normaler Mann zu sein. Und Becky ging es nicht anders. Sie hätte sich in den vergangenen Jahren niemals träumen lassen, dass sie Simjon wieder sehen würde; deshalb war sie umso glücklicher, dass das Unverhoffte eingetroffen war.
 

Als Jack ihnen am dritten morgen eröffnete, dass sie zum Sonnenaufgang des nächsten Tages nach Port Royal aufbrechen würden, war Simjon völlig durch den Wind. Die ersten Stunden der Bekanntmachung war nichts mit ihm anzufangen. Er war ständig mit seinen Gedanken woanders – es war nicht schwer zu erraten wo – und konzentrierte sich nicht auf seine Arbeit.
 

„Simjon, komm doch mal achtern!“, rief Jack ihm zu, als er wieder einmal ins Leere starrte. Aus den Gedanken gerissen sah er Jack einen Moment lang an, als wüsste er nicht wer er war, dann ging er vom Bug des Schiffes zu ihm.
 

„Aye, Captain?“, fragte er lahm.
 

„Was ist eigentlich los mit dir?“ Natürlich wusste der Captain, was sich hier abspielte, tat aber lieber auf ahnungslos.
 

„Mit mir? Nichts ist mit mir ...“, antwortete er matt.
 

„Ja klar, deshalb bist du auch so topfit und mit Feuereifer bei der Arbeit, was?“, bemerkte Jack sarkastisch.
 

„Es ist alles in Ordnung!“, wiederholte Simjon. Er blickte auf die See hinaus und Jack sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Fast hättest du mich überzeugt...
 

„Du magst sie wirklich gerne, nicht wahr?“
 

„Wen meinst du?“ Simjon wusste auf was Jack hinaus wollte aber er war sich nicht sicher ob er Lust hatte, darüber zu reden. Doch Jack ließ nicht locker.
 

„Ach komm, wen mein ich wohl? Bestimmt nicht den Wischmopp!“
 

„Becky ist ...“, begann Simjon.
 

„Na?“
 

„Naja, vielleicht ist sie meine Freundin ... aber das geht dich nichts an ...“
 

„Und ob mich das was angeht!“ Jacks Stimme war mit einem mal viel ernster geworden. „Es ist mir herzlich egal, was ihr die letzte Zeit getrieben habt und was nicht. Aber es ist mir nicht egal, wenn du hier jetzt rumhängst wie eine schlappe Flunder!“ Simjon starrte ihn an. Irgendwie hatte Jack ja schon Recht, aber was erwartete er? Sollte er vollkommen uninteressiert über die Tatsache hinwegsehen, dass er sein neues Glück so schnell wieder verlassen musste?
 

„Es ist nur ... wir haben uns so ewig nicht gesehen und jetzt segeln wir morgen los und ich hab keine Ahnung, wann ich sie wieder sehe ... ich hab sie wirklich gern ...“ Er klang irgendwie niedergeschlagen. „Und ich weiß nicht, wie ich ihr sagen soll, dass ich morgen wieder weg bin!“
 

„Und was ist, wenn wir sie einfach mitnehmen?“
 

„Auf der Black Pearl?“
 

„Nein, auf der White Pearl!“
 

„Ist das dein Ernst? Ich dachte du bist von Frauen an Bord nicht begeistert?!“
 

„Ich hab lieber noch eine Frau mehr an Bord, als ein vor Liebeskummer jammerndes Nervenbündel!“ Er sah Simjon an und dieser blickte schuldbewusst zu Boden. Er wusste, dass Jack Recht hatte. Aber ganz nachvollziehen, wieso er freiwillig eine Frau an Bord nehmen wollte, konnte er doch nicht. Er hatte von Gibbs erfahren, was der Captain damals für einen Aufstand gemacht hatte, bevor er auch Anamaria an Bord genommen hatte. Dies hatte jedoch eine andere Vorgeschichte gehabt, wie Simjon später mitbekommen hatte.
 

„Ja aber meinst du nicht, dass die anderen etwas dagegen hätten? Ich meine, von denen nimmst du nie irgendwelche Frauen mit an Bord, wieso solltest du wegen mir eine Ausnahme machen?“
 

„Das klingt ja fast so, als würdest du nicht wollen, dass sie mitkommt...“, bemerkte Jack mit hochgezogener Augenbraue.
 

„Nein, nein, auf keinen Fall!“ Simjon hob beschwichtigend die Hände. „Ich dachte nur, sie würden dann beleidigt sein oder so....“
 

„Die sollen nur wagen etwas zu sagen! Ich bin hier der Captain, also wird gemacht, was ich sage! Und wenn ich sage, dass wir eine Frau an Bord nehmen, dann nehmen wir eine Frau an Bord.“ Er verschränkte gebieterisch die Arme vor der Brust. „Also Simjon, was ist jetzt?“
 

„Ich werd’ sie sofort fragen gehen!“, sagte Simjon eifrig und eilte zur Planke, die aufs Hafendock führte. Kurz bevor er verschwand, drehte er sich noch mal um. „Danke Captain“, sagte er nicht sehr laut, aber Jack verstand ihn. Dann lief er die Planke herunter.
 

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Oscura Noche
 

Lautlos und so leicht wie eine Feder ließ sich der Leitvogel der Pájaros auf die Rehling der Oscura Noche nieder. Tan, der schon früh am Morgen an Deck war und auf das ruhige Meer blickte, hob die Hand und strich dem Tier behutsam über das schwarze Gefieder. Leise krächzend hob der Vogel den Kopf. Ein verstohlenes Lächeln huschte kaum merklich über Tans Lippen.
 

Er liebte diese Vögel. Schon von klein an war es ihm möglich gewesen, sich mit ihnen zu verständigen. Als Kind hatte er nie begriffen, wie das möglich war, doch als er alt genug gewesen war, hatte ihm sein Vater erzählt was es damit auf sich hatte. Tan konnte aus einem ganz bestimmten Grund mit Vögeln sprechen: Sie sollten ihm dabei helfen, später, wenn die Zeit gekommen war, dem zukünftigen „Don Celáje“, so gut er konnte, auf seinem Weg zu unterstützen. Und daran hielt Tan auch fest. Er hatte Alec stets zur Seite gestanden und ihm geholfen, so weit das möglich war, und die Pájaros waren ihm dabei seit jeher eine große Hilfe gewesen.
 

Ivo, der Leitvogel der Pájaros, stieß einen hohen Ton aus, breitete seine großen Flügel aus und erhob sich ebenso leicht, wie er sich niedergelassen hatte, wieder in die Lüfte. Gedankenverloren starrte Tan dem Vogel nach. Die Sehnsucht, ebenfalls die Flügel auszubreiten und gemeinsam mit ihm über das Meer zu fliegen war deutlich in seinem Blick zu erkennen, auch wenn er das niemals zugeben würde.
 

Seufzend schloss Tan für einen Moment die Augen. Es war beruhigend dem Rauschen der Wellen zu lauschen. Tan bemerkte nicht einmal, wie hinter ihm die Tür zu den Kajüten aufging, Alec an Deck kam und zu ihm an die Rehling trat. Selbst als er die Augen wieder öffnete fiel ihm die Anwesenheit des anderen nicht sofort auf.
 

Alec sah Tan an, blickte zu den Pájaros hinauf und grinste. Er wusste genau, wie sehr Tan seine Vögel mochte. Nun räusperte sich Alec kurz, sodass Tan aus seinen Gedanken aufschreckte und ihm bewusst wurde, dass er nicht alleine war. Er drehte sich sogleich um, schaute Alec überrascht an und wollte sich vor ihm verneigen, wie er sonst immer zu tun pflegte. Doch sofort legte sich Alecs Hand auf seine Schulter und hinderte ihn daran. Verwirrt sah er auf.
 

„Du weißt genau, dass du das nicht sollst.“, sagte Alec mit ruhiger Stimme.
 

„Aber Don, ich...“, setzte Tan an doch Alec fuhr ihm über den Mund.
 

„Du sollst Alec zu mir sagen. So wie immer, wenn wir unter uns sind. Nenn mir einen Grund, wieso ausgerechnet du mich mit meinem Titel anreden solltest?!“
 

„Naja, immerhin bist du derjenige, dem es bestimmt ist...“
 

„...Herr der Schatten zu werden, ja ich weiß. Das heißt aber noch lange nicht, dass mein treuester Anhänger und längster und bester Freund mich nicht mehr beim Vornamen nennen darf.“, erklärte Alec ernst. „Außerdem bist du älter als ich.“, fügte er grinsend hinzu. „Da komme ich mir ja älter vor als ich bin. Außerdem ist es ja noch nicht soweit. Also immer langsam mit den jungen Pferden, ok?“
 

Tan lächelte unsicher, nickte dann und sagte „Verstanden.“
 

„Sehr schön. Also: wie lange dauert es noch bis wir die Insel erreichen? Weit kann es nicht mehr sein, das spüre ich.“
 

„Ivo hat mir berichtet, dass es noch höchstens zwei Tage dauern wird, bis wir die Gewässer

vor der Insel erreichen werden.“, erläuterte Tan. „Was meinst du . . . Alec . . . sind wir dann am Ziel?“. Fragend sah er ihn an.
 

„Ich spüre, dass der Ring ganz in der Nähe sein muss. Doch inwieweit wir dann am Ziel unserer langen Suche sind, weiß selbst ich nicht.“, sagte er, und in seiner Stimme Schwang ein melancholischer Ton mit. Alecs Blick schweifte daraufhin auf die See ab. Dann fuhr er mit entschlossener Stimme fort. „Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass wir, wenn wir den Ring haben, nicht mehr weit davon entfernt sein können.“
 

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Tortuga
 

Simjon rannte durch die Straßen Tortugas, während er nach Becky Ausschau hielt. Er vermutete sie zunächst in der Kneipe, aus der sie ihn vor ein paar Tagen „verschleppt“ hatte, fand sie dort aber nicht. Dann machte er kehrt und lief zu dem Bordell, in dem Becky arbeitete. Er wusste noch aus Kindertagen, wo es sich befand; dieses Gebäude war einfach unverkennbar. Auf dem Balkon, der sich um das Haus zog, standen einige Dirnen und hielten Ausschau nach einem Opfer für den kommenden Abend.
 

Simjon spürte neugierige Blicke auf sich ruhen, als er das Haus betrat. Seinen Ruf, das meist besuchteste Bordell Tortugas zu sein, hatte es zu Recht, wie Simjon beinahe überrascht feststellte. Es war mit Vorhängen und Sesseln ausgestattet und in der Mitte des Raumes, der den Salon darstellen sollte, stand ein Tresen. Hinter ihm auf einem hölzernen Stuhl mit hoher Rückenlehne saß eine etwas ältere Dame, die offensichtlich alles tat, um sich ihr Alter nicht anmerken zu lassen. Simjon musste bei ihrem Anblick unweigerlich an einen Papagei denken. Sie sah ihn interessiert an, als er sich ihr näherte.
 

„Hallo“, sagte er mit unsicherer Stimme. Er war sich nicht ganz sicher, ob er hier finden würde was er suchte und wie er sich anschließend aus dieser prekären Lage wieder retten konnte.
 

„Guten Tag. Was kann ich für Euch tun?“, fragte die Frau mit verführerischer Stimme und lehnte sich soweit nach vorne, dass Simjons Blick automatisch auf ihr Dekolletee fiel.
 

„Ich … ähm … suche jemanden.“, brachte er mühsam heraus, nachdem sich seine Augen wieder dem Gesicht der Frau zugewandt hatten.
 

„Ach nein, tatsächlich! Das tun sie alle.“, sagte die Frau herausfordernd und klimperte mit den Wimpern. Man konnte Simjon ansehen, dass es in seinem Kopf mächtig rumorte. Es wusste nicht, wie er die Frau dazu bringen konnte ihm lediglich die Antwort auf seine Frage zu geben, ohne ihm weitere Anzüglichkeiten zu unterstellen. Er versuchte sich zusammenzunehmen, um nicht Hals über Kopf wieder aus dem Bordell zu stürmen.
 

„Ja.“, sagte er so ernst wie möglich. „Ich suche Miss Becky. Ist sie hier?“, fragte er ohne Umschweifen.
 

„Ich weiß nicht ob sie da ist. Aber zur Not könnte ich Euch sicherlich ebenfalls behilflich sein ...“, erwiderte die Frau, woraufhin sich etwas in Simjon vor Ekel zusammenzog.
 

„Das ist wirklich nett von dir, Amanda, aber ich glaub das übernehme doch lieber ich.“ Becky hatte glücklicherweise den letzten Teil des Gespräches mitbekommen und kam sofort die Treppe hinunter. Simjon hatte schon lange nicht eine solch große Erleichterung gespürt wie in diesem Moment.

„Lass uns gehen.“, sagte sie unvermittelt, und ignorierte den erbosten Blick ihrer Chefin geflissentlich, als sie Simjon’s Hand nahm und mit ihm das Bordell verließ.
 

Draußen angekommen gingen sie eine Straße entlang, die aus der Stadt hinaus führte. Da sich das Bordell am Stadtrand befand, hatten sie nach kurzer Zeit den Trubel der Menschen hinter sich gelassen. Kurz darauf zog er sie an sich und küsste sie sachte auf den Mund.

„Hi.“, sagte er leise und lächelte sie an. Becky strich ihm daraufhin vorsichtig eine Haarsträhne aus den Augen und sie setzten sich auf einen nahegelegenen, umgestürzten Baumstamm.
 

„Was wolltest du da drin?“, fragte sie ihn.
 

„Eine heiße Nacht mit deiner Chefin natürlich“, sagte Simjon prompt und kassierte einen Hieb mit dem Ellebogen, worauf er laut zu lachen begann. „Na was hab ich da drin wohl gewollt?“ Er sah Becky an, die ihn anschmunzelte und ihm einen Kuss auf die Backe drückte. Dann nahm sie seine Hand in ihre und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
 

„Schön, dass du mich da raus geholt hast, wenn auch nur für kurze Zeit.“
 

„Ja, finde ich auch.“ Er seufzte. Nach einer kurzen Pause sagte er: „Ich muss mit dir reden ...“

Der klang seiner Stimme verriet Becky, dass es sich um etwas Ernstes handeln musste. Sie setzte sich auf und sah ihn stirnrunzelnd an.
 

„Was ist los?“
 

„Wir ... wir reisen ab ...“, sagte Simjon mit trauriger Stimme. Becky sah ihn überrumpelt an. In ihren Augen konnte er sehen, dass sie fieberhaft überlegte, was sie nun sagen sollte. Es dauerte eine Weile, ehe sie ihm antwortete
 

„Naja, ihr könnt ja nicht ewig auf Tortuga bleiben ... irgendwann würde die Royal Navi bestimmt auch unseren Hafen hier überprüfen…“
 

„Ja schon.“ Simjon lächelte matt. „Wir legen morgen früh ab.“
 

„Was? So eilig hast du es, von mir weg zu kommen?“ Sie sah ihn an und blickte anschließend ins Leere.
 

„Nein, ganz bestimmt nicht. Das weißt du.“ Er nahm ihre Hand und küsste diese behutsam. Becky schloss für einen Moment die Augen, dann sah sie ihn an.
 

„Ja ich weiß.“, flüsterte sie und legte ihre andere Hand auf seine.
 

„Ich würde ja hier bei dir bleiben. Aber Jack würde den Teufel tun, als mich hier zu lassen!“
 

„Ich würde mir wirklich wünschen mit dir hier auf Tortuga leben zu können, aber ich kann von dir nicht verlangen, deinen Lebenstraum für eine Frau aufzugeben.“
 

„Wenn ich könnte, würde ich es tun!“ Sie erkannte in seinen Augen, dass er es ehrlich meinte. Sie wusste, wie viel ihm die Seefahrt bedeutete; aber jetzt erkannte sie vollends, wie wichtig sie ihm war.
 

„Danke“, sagte sie lächelnd und küsste ihn. Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Endlich hatte sich das erfüllt, von dem sie immer geträumt hatte und von dem sie nie geglaubt hat, dass es wahr werden könnte. Sie wollte sich nicht schon wieder von ihm trennen müssen. Doch festhalten konnte sie ihn auch nicht. Sie wollte ihn nicht Tag für Tag sehnsüchtig aufs Meer starren sehen, in dem Wissen, dass es ihre Schuld war, dass er nicht dort draußen sein kann. Sie liebte ihn, das wusste sie. Und ihr war klar, wenn sie ihn liebte, würde sie ihn gehen lassen müssen. Eine verstohlene Träne lief ihre Wange hinunter, doch Simjon bemerkte es nicht.
 

„Komm mit mir!“, hörte Becky ihn plötzlich leise flüstern.
 

„Was?“, fragte sie ihn irritiert.
 

„Komm mit mir!“, wiederholte er etwas lauter und sah sie mit klaren, blauen Augen an.
 

„Wohin?“, fragte sie überrumpelt.
 

„Auf die Pearl!“
 

„Was?“ Sie schaute ihn ungläubig an. „Ich glaube nicht, dass du das einfach entscheiden kannst. Dein Captain wird sicher dagegen sein.“ Sie verstand ihn nicht. Wollte er sie auf den Arm nehmen?
 

„Du würdest dich wundern ...“, erwiderte Simjon und sah sie vielsagend an.
 

„Wieso?“, fragte sie, immer noch leicht verunsichert.
 

„Es war Jacks Idee, dich mitzunehmen. Aus irgendeinem Grund glaubt er, es wäre besser für die Crew ...“ Er zuckte mit den Schultern. Dann umklammerte er Becky Hände wieder mit seinen und sah sie mit glänzenden Augen an. „Aber so können wir immerhin zusammen sein! Ist das nicht toll?“
 

Becky starrte ihn an. Dann brachte sie ein leises „Ja.“ heraus. Simjon wollte sie mit auf die Pearl nehmen? War das wirklich sein Ernst?
 

„Heißt das, dass du mitkommst?“, fragte Simjon sicht- und hörbar aufgeregt. Seine Stimme bebte vor Freude. „Wirklich?“
 

Becky schaute in seine azurblauen Augen, in denen so viel Liebe, Hoffnung und Erwartung lagen. Und sie wusste, dass sie diese Augen jeden Morgen nach dem Aufwachen würde anblicken wollen; dass sie so gern seine Liebe erwidern, diese Hoffnungen erfüllen und diese Erwartungen mit ihm teilen wollte.
 

Es war Simjon ernst, das war ihr klar. Und sie war sich auch bewusst, was das für sie bedeuten würde. Sie würde endlich hier weg kommen. Nach so langer Zeit würde sie ihre Vergangenheit hinter sich lassen können und einer neuen Zukunft entgegenblicken. Und das mit dem Mann an ihrer Seite, dem ihr Herz solange sie denken kann gehörte.
 

Das war das, was sie sich erhofft, aber nie wirklich daran geglaubt hatte; Tortuga sein lassen zu können.
 

Doch in all ihrer Euphorie machte sich plötzlich ein ungutes Gefühl in ihr breit, das sie nicht ignorieren konnte. Tortuga zu verlassen hieß gleichzeitig auch, ihre Mutter zurück lassen zu müssen. Und mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie unmöglich mitgehen konnte.
 

Seit ihrer Kindheit war ihre Mutter der einzige Mensch gewesen, auf den sie sich hatte stützen können, der ihr immer und in jeder noch so schwierigen Lage Halt gab. Sie hatten alles gemeinsam durchgestanden. Von der Überfahrt nach England und wieder zurück bis hin zu der mehr oder weniger notwendigen „Arbeit“ im Bordell.
 

Ihre Mutter war ihre beste Freundin. Und genauso eng wie ihr Band zu ihrer Mutter war, war es auch von Becky’s Mutter zu ihr. Becky würde es nicht übers Herz bringen, sie im Stich zu lassen. Sie konnte sie jetzt nicht einfach Sang- und Klanglos zurücklassen, nur weil ein Mann ihr dazu die Gelegenheit gab.
 

Becky nahm Simjons Hand in ihre und atmete tief ein, als würde sie sich für das wappnen, was sie jetzt tun musste.
 

„Simjon, ich liebe dich, das weißt du. Und du weißt auch, dass ich im Moment nichts lieber tun würde, als das alles hier hinter mir zu lassen. Aber…“, sie stockte leicht und spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. „…ich kann nicht... Du wirst ohne mich gehen müssen.“
 

„Das kann ich aber nicht!“ Simjon verstand nicht, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Er selbst war vor knapp fünf Monaten einfach so von Tortuga fortgesegelt, ohne das je bereut zu haben. Zugegeben, er hatte niemanden mehr dort gehabt, der ihn hätte aufhalten können oder an den er sich besonders gebunden gefühlt hat. Trotzdem, sie beide waren in den letzten Tagen so glücklich gewesen, dass er sich nicht hat vorstellen können, dass es etwas Wichtigeres als das gäbe. Sie haben soviel Glück miteinander geteilt, dass er nicht mehr wusste, wie er ohne sie an seiner Seite je wieder würde lächeln können.
 

„Du bist stark, das schaffst du schon.“, versuchte Becky ihn zu ermutigen, aber mit ihrer tränen ersticken Stimme gelang ihr das nur halbherzig.
 

Simjon schnaubte sie verstört an. „Wieso?“
 

„Die Seefahrerei, Pirat sein…. Das ist dein Leben. Und meins ist, so sehr ich es teilweise auch verabscheuen mag, hier auf Tortuga. Meine Mum würde es hier alleine bestimmt nicht aushalten. Und ehrlich gesagt, ich will ihr das auch nicht zumuten. Man braucht eine harte Schale, um hier überleben zu können und ich befürchte, die hat sie nicht mehr.“ Sie machte eine Pause. „Irgendwann kommst du wieder hierher und dann holst du mich von hier fort. Bis dahin weißt du, dass ich auf dich warten werde…“, endete sie leise.
 

Simjon konnte und wollte Beckys Entscheidung nicht akzeptieren, aber ihm würde wohl oder übel Nichts anderes übrig bleiben. Er saß einfach nur da und starrte sie ungläubig an. Becky blickte nun stumm gerade aus, während ihr die Tränen noch immer über die Wangen liefen. Simjon seufzte schwer und legte schließlich seinen Arm um ihre Schultern. Sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und beide blieben noch eine Weile, ohne etwas zu sagen.
 

Irgendwann lief ihm eine heimliche Träne über seine Wange. Er wollte ja auch nicht, dass Becky ihre Mutter zurückließ und er ihr unglückliches Gesicht Tag für Tag ertragen müsste, mit dem Wissen, dass er sie in diese Lage gebracht hatte. Nachdem er diesen Gedanken fasste, räusperte sich Simjon und Becky sah zu ihm auf. Ihre Tränen waren inzwischen getrocknet, einen glücklichen Eindruck machten sie jedoch beide nicht. Er blickte sie an und in seinem Blick lagen die Erinnerungen der vergangenen Tage.
 

„Ich werde dich vermissen.“, sagte er leise.
 

Tbc….



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Spiky
2006-10-03T14:06:59+00:00 03.10.2006 16:06
hallo meine mausi!!
das kapitel war mal wieder ganz große klasse! so umwerfend und detailreich geschrieben *hach* so schöööööön^^
ich schließ mcih da monimaus mal voll und ganz an. fand es auch herzzerreißend mit becky und simjon. dachte schon jetzt wird alles gut für die beiden und dann noch das mit ihrer mutter...
wenn ich deine ff les, kann ich mir immer alles genau bildlich vorstellen, was du beschreibst, das ist der wahnsinn!!!
bitte weiterschreiben!!! will unbedingt wissen wie es weiter geht :))
*ganz fettes bussi*
von deiner spiky^^
Von: abgemeldet
2006-09-26T18:39:18+00:00 26.09.2006 20:39
ERSTEEEEEEEEEEEEE
*freuz*
also das mit simjon und becky fand ich ja herzzerreissend *sfzl*
ich hätte fast geheult ganz ehrlich, soooo gefühlvoll geschrieben! ich konnte mich richtig schön reinleben in die gefühlswelt der beiden, das war so herzerweichend..hach....
*heul*
*schnief*
MEHR!
*bettel*


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