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Hinter den Schatten

von

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Gefühlschaos

Titel: Hinter den Schatten; Kapitel 6
 

Disclaimer: Ich verdiene hiermit immer noch nichts und ich glaube auch nicht, dass sich das noch irgendwann ändert ;)
 

Hinweis: Evelyn treibt unsre liebe Elizabeth in den Wahnsinn und Will ist mit den Reparaturen des Hauses beschäftigt.
 

Beta: Denebola *umknuddel wie blöd* danke Süße!
 

Anmerkung: Klar ist Will eigentlich Schmied, und ja auch ein gelernter Schmied, schließlich hat er beim alten Mr. Brown gelernt, aber er kann seinem zukünftigen Schwiegervater diese Bitte doch nicht einfach abschlagen! Wer weiß, vielleicht ändert dieser ja noch seine Meinung und lässt ihn ja doch nicht seine Lizzy heiraten?? ;)
 

Und wieso Jack dann doch das ganze Schiff absaufen lässt? Naja, ganz einfach: jeder, der seiner geliebten Black Pearl auch nur ein Härchen krümmt, bekommt es mit Captain Jack Sparrow zu tun! Da schmeißt auch er mal seine Grundprinzipien übern Haufen *gg*
 

Ich entschuldige mich vielmals, dass es so ewig gedauert hat. Irgendwie ist mir immer was anderes dazwischen gekommen. Naja ich hoffe, ihr könnt mir verzeihen und habt wenigstens Spaß beim Lesen ;)
 

Gefühlschaos
 

How will I know if he really loves me?

I say a prayer with every heart beat

I fall in love whenever we meet

I'm asking you what you know about these things
 

How will I know if he's thinking of me?

I try to phone but I'm too shy can't speak

Falling in love is all bitter sweet

This love is strong why do I feel weak?
 

Es war bereits einige Tage her, seit die Black Pearl im Hafen von Tortuga vor Anker gegangen war. Jack und seine Mannschaft waren seither damit beschäftigt, das Schiff wieder auf Fordermann zu bringen. Priorität dabei hatten die beiden großen Löcher, die durch Kanonenschüsse von dem Überfall auf das britische Handelsschiff stammten und auf See nur notdürftig repariert werden konnten. Genau genommen hatte die gesamte Pearl mal wieder Rundumerneuerung nötig; und da sie eigentlich nur noch auf den Tag der Hochzeit warteten und nichts sonst vorhatten, war dieser Moment genau der Richtige Zeitpunkt dafür.
 

In diesem Sinne hatte Jack seine Mannschaft mobilisiert und jedem eine Aufgabe zugeteilt; Dorian und Jasper kümmerten sich um das eine Loch und Garin und Nathan sich um das andere. Simjon hatte den Auftrag bekommen die Brüstung des Krähennestes zu erneuern, außerdem sollte er dieses und die Masten mal ordentlich schrubben. Gibbs war dafür zuständig, sich in der Waffenkammer umzusehen und dort Ordnung zu schaffen; Anamaria war in der Kombüse und der Vorratskammer beschäftigt und Bardo, der Liliputaner und somit der kleinste auf dem Schiff, säuberte die Kajüten. An Deck wienerten fünf weitere Matrosen die Planken und den Rest des Schiffes und der Captain selbst reparierte derweil das Steuerrad und überprüfte die Rehling.
 

Abends gingen sie dann alle von Bord und beteiligten sich am regen Treiben Tortugas, wobei der ein oder andere Kneipenbesuch nicht ausblieb.
 

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"Na komm Sim, einen trinken wir noch!"
 

Der Tisch, an dem Jack, Simjon und der Rest der Crew saßen war mit Bechern und Flaschen voll gestellt und bot kaum noch Platz für weiteres, doch das interessierte niemanden. An diesem Abend ließen sie es sich alle bei Rum und guter Gesellschaft gut gehen, da sie den Tag über hart geschuftet und die Pearl soweit fertig repariert hatten.
 

"Ne danke, ich denk' ich geh' schon mal aufs Schiff. Ich bin vollkommen erledigt.", versuchte sich der junge Mann rauszureden. Jack sah ihn skeptisch an und wollte gerade noch etwas einwerfen, was Simjon zum Bleiben überreden sollte, doch dieser reagierte schneller; Er war gerade aufgestanden und verabschiedete sich bereits.
 

"Macht's gut Leute, bis morgen.", damit wandte er ihnen den Rücken zu und verschwand aus der Taverne. Die wenigen Gassen, die von der Schenke zum Hafen führten, durchquerte Simjon nicht in demselben Tempo, wie er sich eben aus der Taverne geflüchtet hatte. Es war das erste Mal seit er von Jack in die Mannschaft aufgenommen wurde, dass sie länger als zwei Tage auf Tortuga blieben. Und wie viel länger sie hier noch verweilen würden, wusste niemand. Jack war in dieser Beziehung unberechenbar.
 

Völlig in Gedanken vertieft bog Simjon um die Ecke in die etwas belebtere Hauptstraße ein. Er sah sich kurz um und drückte sich dann so unauffällig wie möglich an einer Gruppe Prostituierten vorbei. Er hatte absolut keine Lust sich jetzt irgendwelche Ausreden ausdenken zu müssen, wieso er gerade jetzt keine Zeit für so etwas hatte. Glücklicherweise schaffte er es, sich unbemerkt davon zu schleichen. Erleichtert seufzend ging er auf den Hafen zu.
 

"Simjon?"
 

Simjon blieb augenblicklich stehen. Er kannte diese Stimme. Langsam drehte er sich um, während es in seinem Kopf zwanghaft arbeitete. Es war schon eine Weile her aber er war sich hundert Prozent sicher, dass er die Stimme kannte. "Simjon, bist du das?"
 

"Wer ist da?", fragte Sim, da er die Person, von der die Stimme kam, immer noch nicht erspäht hatte. Dann bemerkte er, wie sich etwas an einer Hausecke rührte, an der er vor ein paar Minuten entlang gegangen war. Erst als die Person aus dem Schatten des Hauses trat, erkannte er sie. Eine junge Frau mit hellbraunen Haaren, die ihr leicht gewellt bis zu den Ellebogen reichten ging auf Simjon zu und fixierte ihn mit ihren dunkelgrünen Augen. Zusätzlich trug sie ein sehr anzügliches Kleid, das mit dem grün ihrer Augen harmonierte. Alles zusammen bewirkte, dass Simjon sie ungläubig anstarrte.
 

"Becky?" Simjon traute seinen Augen nicht. Dieses Mädchen war vor mindestens sechs Jahren mit ihrer Mutter nach England ausgewandert. Sie kannten sich schon von Kindesbeinen an, da ihre Mütter gute Freundinnen gewesen waren. Damals waren sie beide noch leichtsinnige Teenager gewesen, die nur Unsinn im Kopf hatten. Und auch wenn sie jeden Tag zusammen gewesen waren, war ihm damals nie aufgefallen, wie hübsch Becky war.
 

"Du kannst dich also doch noch erinnern.", sagte sie und grinste frech.
 

"Aber was machst du auf Tortuga? Ich dachte du und deine Mutter seid in England?"
 

"Ja, du hast schon Recht. Aber vor ungefähr zwei Monaten haben wir es endlich geschafft zwei Plätze auf einem Schiff für eine Rückfahrt zu bekommen. Wir wollten eigentlich schon viel früher von England weg, aber es hat nicht eher geklappt. Es ist nicht alles so abgelaufen, wie es sich meine Mutter ursprünglich vorgestellt hatte. Außerdem habe ich langsam Heimweh bekommen." Sie lächelte und fuhr dann fort. "Als wir dann wieder hier waren, habe ich mitbekommen, dass du auf einem Piratenschiff angeheuert hast." Sie sah ihn fragend an.
 

"Tja, so was spricht sich hier halt schnell herum...", erwiderte er und grinste schief. "Vor drei Monaten legte ein Piratenschiff hier an und ich habe es halt wie jedes Mal versucht. Nur Diesmal hatte ich Glück."
 

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Port Royal:
 

Die nächsten Tage war Will kaum zu Hause. Es gab noch viel im Anwesen Button zu tun und außerdem hatte Will noch eine Schmiede zu führen. Er verließ das Haus noch vor Sonnenaufgang und kehrte meist erst spät abends zurück. So bekam Elizabeth ihren Verlobten nur sehr selten zu sehen. Begeistert war sie darüber natürlich nicht, aber sie hatte selbst noch viel für die Hochzeit vorzubereiten, dass auch sie kaum zu Hause war. Und da sie kaum da war, musste sie sich nicht mit ihrer Tante und ihrer Cousine herumschlagen, solange sie noch bei den Swann's wohnten.
 

Nach drei Tagen harter Arbeit von Will, John, Norrington und die Männern, die er aus der Marine entbehren konnte, waren die Reparaturen abgeschlossen und das Haus erneut bewohnbar. Elizabeth freute sich ganz besonders über diese Nachricht, weil dies bedeutete, dass sie ihre Cousine endlich loswerden würde.
 

"So, das war's!" Will packte den Hammer wieder in seinen Werkzeugkasten. "Jetzt müssen nur noch die Möbel wieder hergebracht werden." Er wandte sich an Norrington, der sich gerade die Hände mit deinem Lappen notdürftig säuberte. "Aber ich denke, das können Ihre Männer auch ohne meine Hilfe! Ich habe die Arbeit in der Schmiede in letzter Zeit sehr vernachlässigt. Außerdem sollte ich Elizabeth bei den Hochzeitsvorbereitungen zur Hand gehen."
 

Norrington sah Will emotionslos an, rollte aber innerlich die Augen. Wieso musste Will immer wieder betonen, dass er Elizabeth heiratete und nicht Norrington selbst? Er hatte es ja mittlerweile verstanden und versuchte, so diplomatisch wie möglich damit umzugehen. Dass er keine Chance bei Elizabeth hatte, wusste er. Wieso sich also weiter den Kopf darüber zerbrechen? Immerhin gab es genug andere Frauen auf Port Royal, die ihn nicht abweisen würden, angenommen, er würde sich soweit für sie erwärmen, dass er sie auch fragt.
 

James entschied sich dafür, seinen kurz aufflackernden Groll gegen William herunter zu verdrängen und ihm zuzunicken.
 

"Natürlich. Ich werde sie anweisen, alles so schnell wie nur möglich herzurichten." Will lächelte kurz dankbar, dann griff er nach seiner Tasche und wollte an Norrington vorbei durch die Tür verschwinden. Doch der Commodore hielt ihn kurzerhand am Arm fest. Will blickte ihn etwas verwirrt an. Dann ergriff Norrington seine Hand und schüttelte sie mit einem kräftigen Händedruck. "Gute Arbeit, Mr. Turner.", sagte Norrington, und klang dabei das erste Mal nicht steif, sondern ungewohnt ehrlich.
 

"Danke. Das Kompliment kann ich nur zurückgeben." Will drückte die Hand der Commodore. Dann ging er durch die Tür und verließ das Haus durch die große Eingangstür.
 

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Tortuga:
 

Simjon und Becky spazierten derweil auf das Pier zu und unterhielten sich über die alten Zeiten.
 

"Aber Becky sag mal, wie bist du denn jetzt zu dieser Art... Arbeit gekommen? Ich kann mich erinnern, dass du früher immer gesagt hast, dass du eher betteln gehen würdest, anstatt als Straßenmädchen dein Geld zu verdienen. Was ist passiert?"
 

"Naja, da hast du nicht ganz Unrecht. Aber in den letzten Jahren ist so viel geschehen... mir blieb keine Wahl. Als Mutter und ich in England waren, hatten wir viel Mühe um uns über Wasser zu halten. Und als wir dann endlich das Geld zusammen hatten, um wieder hierher zurück zu kommen, blieb ihr nichts anderes übrig, als auf diese Weise Geld zu verdienen." Sie machte eine kurze Pause, dann fuhr sie fort. "Mutter wurde sehr schnell in eines der angesehensten Bordells aufgenommen. Doch ihr Verdienst reichte nicht für uns beide. Also musste ich handeln. Entweder ich verdiene mein Geld oder ich verhungere. Ich habe versucht eine Arbeit zu finden, aber vergebens. Dann fragte mich meine Mutter, ob ich nicht auch in diesem Bordell arbeiten wolle...anfangs habe ich mich dagegen gesträubt, aber letztendlich blieb mir keine Wahl. Die Besitzerin war einverstanden und jetzt", sie zupfte an ihrem Kleid, "bin ich eine von ihnen."

Simjon hatte, während sie erzählt hat, still zugehört. Es war eine komische Vorstellung... seine ehemals beste Freundin als Vergnügen alter Seemänner...
 

"Ja, aber was... ich meine... macht dir das Spaß?", fragte Simjon vorsichtig.
 

"Spaß?!" Becky lachte kurz und freudlos auf. Verwirrt sah er sie an. "Das ist kein Spaß, Sim. Es ist ein Job für mich. Du darfst nicht glauben, dass ich das mache, weil ich es toll finde von alten, stinkenden und betrunkenen Männern betatscht zu werden!" Sie sah ihn ernst an. "Aber was bleibt mir anderes übrig! Eine andere Arbeit findest du auf Tortuga als Frau einfach nicht." Sie blickte Simjon einen Moment lang mit ihren grünen Augen an, dann lächelte sie. "Aber mach dir wegen mir keine Sorgen. Ich komm schon klar." Simjon nickte, sagte aber nichts. Während sie sich unterhalten haben, waren sie am Hafen angekommen. "So, nun zeig mir mal das Schiff, auf dem du jetzt arbeitest!", sagte Becky neugierig.
 

"Gerne, da vorne ist es schon." Simjon führte Becky an den anderen Schiffen vorbei und blieb dann vor einem mit schwarzen Segeln stehen. "Darf ich vorstellen? Das ist die Black Pearl", sagte er mit einer Spur Stolz und der Stimme.
 

"Die Black Pearl?", fragte Becky verdutzt. "Dann ist dein Captain ja dieser Sparrow, oder nicht?
 

"Ähm, ja. Wieso? Kennst du ihn?"
 

"Nein. Nicht persönlich. Aber Scarlett und Giselle haben das ein oder andere über ihn erzählt...", sagte Becky und grinste Simjon vielsagend an.
 

"Achso, ich verstehe...", erwiderte Simjon und grinste ebenso schelmisch zurück. Sie sahen sich kurz an, dann lachten sie beide laut los. Als Simjon Becky neben sich lachend stehen sah war er froh, dass er die Erinnerungen an seine Vergangenheit nicht alleine ertragen musste. Im Gegenteil: mit Becky würden die Tage, die sie noch auf Tortuga verbringen würden, bestimmt sehr angenehm werden.
 

Nachdem sich die beiden von ihrem Lachanfall wieder erholt hatten, verabschiedeten sie sich voneinander. Simjon war sehr erschöpft von der Arbeit des Tages und Becky musste ins Bordell zurück.
 

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Port Royal:
 

Die Zeit für das Abendessen war schon lang verstrichen, doch Elizabeth saß immer noch im Speisesaal und wartete darauf, dass Will endlich nach Hause kam. Die Sonne war schon untergegangen, als er sich schließlich die schwere Holztür des Hauses öffnete und Will eintrat. Elizabeth stand sofort auf und ging ihm freudig entgegen.
 

"Hallo mein Schatz.", grüßte sie und küsste ihn auf die Wange. "Bist du noch hungrig?"
 

"Hi Liebling. Ja, ich könnte durchaus noch etwas zu Essen vertragen."
 

"Ich werde dem Diener sagen, dass er uns etwas zu Essen in das Kaminzimmer bringen soll! Maggie?" Sie rief nach eine Magd, die auch sofort herbei geeilt kam. "Geh doch bitte in die Küche und sag dem Koch, dass er noch etwas zu Essen machen soll. Bring die Speisen dann bitte in das Kaminzimmer." Die Magd nickte kurz und verschwand in die Küche. Derweil zog Will seinen Mantel aus und hing diesen wie auch seinen Hut an einen Haken.
 

Sie betraten gemeinsam das Kaminzimmer. Das Feuer, das in diesem Zimmer eigentlich durchgehend brannte, warf tanzende Schatten auf Boden und Wände und schuf eine gemütliche Atmosphäre. Nachdem sie sich auf die bequemen Sessel niedergelassen und unterhalten hatten, kam Maggie auch schon mit dem Essen. Will ließ sich den Rest Hühnchen, das noch übrig geblieben war und welches der Koch in einer Bratensoße angebraten hatte, schmecken. Elizabeth schaute ihm dabei zu und grinste leise vor sich hin. Allem Anschein nach hatte Will einen arbeitsreichen Tag hinter sich.
 

"Ach ja, das tat gut." Will legte Messer und Gabel auf den Teller und ließ sich in die Polster der Couch zurücksinken.
 

"Na, heute war wohl noch einiges zu Erledigen gewesen, was?"
 

"Das kannst du aber laut sagen. Aber die Arbeit hat sich gelohnt. Wir sind fertig!" Er sah seine Verlobte triumphierend an. Er wusste, wie sehr sie sich über diese Nachricht freuen würde.
 

"Ist das dein Ernst?", Elizabeth schaute ihn mit großen Augen an.
 

"Na aber sicher. Ich bin froh, dass das vorbei ist!", gab ihr Verlobter lachend von sich.
 

"Und ich erst!" Elizabeth fiel Will freudestrahlend um den Hals. Ihm war natürlich klar, dass beide etwas vollkommen anderes gemeint hatten und er grinste in sich hinein.
 

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Tortuga:
 

Unterdessen saß Jack mit der Crew immer noch um einen Tisch im "Rumfass" und ließen sich den für die Schenke bekannten Rum schmecken. Sogar Anamaria, die neben Gibbs und Cotton saß, schien gute Laune zu haben. Sie und Gibbs versuchten sich mit Cotton zu unterhalten, sofern das durch dessen nichtvorhandene Sprechfähigkeit möglich war. Die Unterhaltung bestand eher aus einer mit Händen und Füßen redenden Anamaria und einem wild gestikulierenden Cotton, der noch von einem "Wind in den Segeln" krächzenden Papagei auf dessen Schulter unterstützt wurde. Gibbs, der sich das ganze anschaute und ab und zu seine Kommentare zum Besten gab, grölte aus vollem Hals, als der blaugelbe Vogel von Cottons Schulter auf Anamarias Kopf hüpfte und es sich dort bequem machte. Auch Anamaria stimmte in das Gelächter ein und einige Sekunden später war der gesamte Tisch am Lachen.
 

Jack blickte zufrieden in die Runde. Er hatte seine Leute lange nicht mehr so ausgelassen erlebt. Und dass Anamaria sich nicht wie üblich in ihrer Kajüte eingeschlossen hatte sondern bei den Männern saß, war ein Phänomen, das nur selten vorkam.
 

"Na, wieso grinst denn unser Captain so in der Gegend rum?", fragte Dorian und riss Jack aus seinen Gedanken.
 

"Was dagegen, Matrose?", kam die Gegenfrage vom Captain und Dorian grinste nur noch breiter.
 

"Sag mal Jack, wie willst du es eigentlich anstellen, unbemerkt mit der Pearl nach Port Royal zu segeln?", schaltete sich nun auch Anamaria in das Gespräch ein. "Dieser Norrington ist schließlich nicht dumm ... etwas einfältig vielleicht ... aber er wird schlau genug sein, ein Schiff mit schwarzen Segeln als Piratenschiff, noch dazu als dieses Piratenschiff zu erkennen."
 

"Lass das mal meine Sorge sein. Immerhin bin ich hier der Captain, klar soweit? Außerdem habe ich da schon eine Idee!" Er grinste hintergründig und nahm einen großen Schluck aus seinem Becher. Anamaria kannte diesen Blick; heute würden sie ihm sicherlich kein einziges Wörtchen über diese Idee mehr entlocken können. Normalerweise war dies eine gute Eigenart ihres Captains; er konnte schweigen wie ein Grab, wenn er das wollte. Doch manchmal wünschte sich Anamaria, dass das nicht der Fall wäre. Und so wandte sie sich wieder Gibbs und Cotton zu, die beide wieder wild mit den Armen herumfuchtelten.
 

Alles in Allem war es ein sehr feuchtfröhlicher Abend, an dem viel gelacht und getrunken worden war. Als sie dann weit nach Mitternacht vom Wirt aus der Taverne geworfen worden waren, weil dieser schließlich auch noch etwas von seinem wohlverdienten Schlaf bekommen wollte, torkelte die Crew der Black Pearl stolpernd und fallend in Richtung Hafen An Bord fielen sie wie Steine in ihre Kojen und schliefen augenblicklich ein.
 

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Port Royal:
 

Elizabeth war an diesem Morgen früh aufgestanden und hatte nur eine Kleinigkeit zu sich genommen. Danach war sie ins Dorf geeilt und hatte sich zum Hause Button aufgemacht. Sie wollte sicher gehen, dass dort nicht noch gähnende Leere herrschte, sondern schon fleißig auf- und umgebaut wurde. Norrington, der sich ebenfalls im Haus befand und das Tun seiner Männer überwachte, damit nichts aus den Bahnen lief, bestätigte ihr, dass das Haus an diesem Abend bewohnbar sein würde. Diese gute Nachricht hatte Elizabeth den Tag gerettet und nichts vermochte ihr diese Laune wieder zu trüben.
 

Vom Haus der Buttons war Elizabeth zur Schmiede ihres Verlobten aufgebrochen. Nach diesen paar Tagen Reparaturarbeit am Hause Button hatte er die Arbeit in der Schmiede aufschieben müssen. Elizabeth betrat den alten Arbeitsraum. Wie immer war es sehr staubig und trübes Licht fiel durch die schmutzigen Fenster herein. Will hämmerte gerade mit einem Hammer auf die Bruchstelle eines kaputten Schwertes, das er gerade aus der Glut des Feuers gezogen hatte. Er hatte durch den Lärm, die durch seine Arbeit entstand, nicht mitbekommen, wie sie die Schmiede betreten hatte. Elizabeth grinste und schlich sich leise von hinten an ihren Verlobten heran.
 

"Buh!", sagte sie laut, als sie ganz dicht hinter Will stand. Sie ging gerade noch rechtszeitig in Deckung, um einem Hammer auszuweichen, der nun in hohem Bogen über sie flog und einige Meter hinter ihr auf den Boden aufschlug.
 

"Lizzy!" Will hatte sich ruckartig umgedreht und schaute nun in das Gesicht einer Frau, die nur mühsam ein Lachen unterdrücken konnte. "Was soll denn das? Das hätte ins Auge gehen können!" Er wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, doch der Schreck stand ihm noch ins Gesicht geschrieben.
 

"Sei doch froh, dass ich es war. Stell dir doch mal vor, es wäre ein kaltblütiger Verbrecher gewesen, der dich hinterrücks gemeuchelt hätte. Du hättest es nicht einmal mehr mitbekommen!"
 

"Jetzt mal doch nicht gleich den Teufel an die Wand!" Will legte das halbfertige Schwert zur Seite und küsste seine Verlobte zur Begrüßung auf die Wange. "Wieso bist du so früh auf?"
 

"Na meinst du denn, an so einem Tag bleibe ich im Bett liegen?"
 

"Was ist denn heute so besonderes? Habe ich irgendwas vergessen?", fragte er und sah leicht verwirrt drein.
 

"Also Will! Heute zieht Evelyn endlich aus meinem Zimmer aus! Ich werde diese Nervensäge von Cousine und Schreckschraube von Tante endlich los! Naja, mehr oder weniger. Aber das ist es mir wert, so früh aufzustehen." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und plusterte die Backen auf, sodass sich Will bei ihrem Anblick ein Lachen nicht verkneifen konnte.
 

"Du bist echt gemein, mein Schatz.", meinte er immer noch lachend.
 

"Ich? Gemein?", fragte sie gespielt beleidigt.
 

"Schon gut, schon gut. Du bist ein Engel." Will grinste und nahm Elizabeth in den Arm. Sie lächelte zufrieden und schmiegte sich an seine Brust. Was würde sie nur ohne Will machen? Ohne ihn wäre sie die vergangenen Tage wahrscheinlich durchgedreht. Irgendwie schaffte er es immer wieder, sie zu beruhigen. Sie seufzte erleichtert. Dann blickte sie zu ihm auf.
 

"Sag mal, wie weit bist du eigentlich?"
 

"Naja, du siehst ja, wie es hier aussieht. Noch nicht sonderlich weit. Ich habe noch einige Bestellungen, die ich vor der Hochzeit fertig kriegen möchte." Er stöhnte, während er sich in seiner Schmiede umsah.
 

"Na dann will ich dich nicht weiter von de Arbeit abhalten.", sagte Elizabeth und löste sich aus Wills Umarmung.
 

"Och, gegen diese Art Unterbrechung hab ich eigentlich nichts.", grinste er leicht anzüglich.
 

"Na das kann ich mir denken." Sie schaute frech zurück. "Aber ich mach jetzt lieber, dass ich nach Hause komme, bevor du beschließt noch einen Hammer nach mir zu werfen." Sie kicherte beim Anblick von Wills griesgrämigem Gesicht. "Bis nachher." Damit drehte sie sich um und verließ die Schmiede.
 

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Tortuga:
 

Am nächsten Morgen kehrte auf der Black Pearl erst um die Mittagszeit wieder Leben ein. Simjon war der einzige, der schon früh auf den Beinen war. Nachdem er aufgewacht war und festgestellt hatte, dass seine Kameraden noch am Schnarchen waren, hatte Simjon beschlossen in die Stadt zu gehen und zu frühstücken, damit er später kein Loch im Magen hatte, wenn Jack neue Aufgaben verteilte. Und so saß er mit einem Brötchen und einem Krug Kaffee auf einer Bank am Straßenrand und begutachtete die Passanten, die an ihm vorbeikamen. Plötzlich wurde ihm von hinten die Augen zugehalten und eine Stimme forderte: "Rate wer ich bin!"
 

"Guten Morgen Becky!", antwortete Simjon grinsend, worauf ihm sein Augenlicht zurückgegeben wurde.
 

"Woher wusstest du das?", grummelte Becky und ließ sich neben ihm auf die Bank fallen. Heute trug sie ein weniger aufreizendes Kleid, worin sie jedoch nicht weniger hübsch aussah, als am Abend zuvor.
 

"Die gesamte Crew schläft noch und sonst würde mich hier keiner so überfallen.", sagte er und zwinkerte ihr zu. "Außerdem hab' ich deine Stimme erkannt."
 

"Achja, der klassische Schönheitsfehler ..." Sie kicherte. "Und wieso schon so früh auf den Beinen?"
 

"Naja, bei dem Krach, der in unsere Kajüte von den ganzen Schnarchnasen produziert wird, kann doch niemand gescheit schlafen!", sagte er augenrollend.
 

"Schon klar.", sagte Becky grinsend. "Und was wirst du heute den ganzen Tag machen?"
 

"Naja, ich denk, ich werde mich auch bald mal wieder aufs Schiff begeben und abwarten, wann die Mannschaft erwacht. Und dann könnte ich ja drauf Wetten, dass unser lieber Captain wieder irgendwas für uns zu tun hat. Ne ruhige Minute hast du nur selten. Aber so ist er halt, der gute Jack Sparrow."
 

"Captain Jack Sparrow, wenn ich bitten darf!" ertönte eine, Simjon wohlbekannte, Stimme und er blickte auf.
 

"Aye, Captain. 'Tschuldige.", sagte Simjon und stand auf.
 

"Was ist Sim, wo bleiben deine Manieren? Willst du mir deine kleine Freundin nicht vorstellen?", fragte Jack und schielte zu Becky hinüber.
 

"Ja natürlich. Becky, dass hier ist Captain Jack Sparrow, Befehlshaber auf der Black Pearl.", sagte Simjon an Becky gewandt. Dann drehte er sich zu Jack. "Und Captain, das ist Becky, eine alte Freundin von mir."
 

"Sehr erfreut, Miss!", säuselte Jack und verbeugte sich.
 

"Die Ehre ist ganz meinerseits, Captain. Simjon hat mir schon viel von Euch erzählt.", erwiderte Becky und machte einen kleinen Knicks.
 

"Soso, hat er das ..."
 

"Sag mal Captain, wieso bist du eigentlich schon wach?", versuchte Simjon sich aus der Affäre zu ziehen.
 

"Naja, einer muss sich ja schließlich darum kümmern, wie wir nach Port Royal kommen ohne gleich erkannt zu werden. Immerhin ist die Pearl bekannt wie ein bunter Hund. Und du kannst mir dabei helfen anstatt hier herum zu flirten."
 

"Ich flirte nicht ...", grummelte Simjon.
 

"Wie auch immer. Komm mit! Miss Becky," er wandte sich zu ihr, "Es war mir ein Vergnügen."
 

"Ganz meinerseits, Captain Sparrow.", verabschiedete sie sich von Jack.
 

"Tut mir leid, Becky. Vielleicht sehen wir uns bald mal wieder." Simjon schaute etwas traurig drein.
 

"Schon in Ordnung, Sim. Und mach dir deswegen mal keine Sorgen! Wir sehen uns bestimmt früher, als du denkst!", sagte sie zwinkernd und ging die Straße rauf davon. Simjon sah ihr mit gerunzelter Stirn nach, dann eilte er seinem Captain hinterher.
 

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Port Royal:
 

"Kann ich dir beim Packen helfen?" Elizabeth stand in ihrem Zimmer und Evelyn starrte sie ungläubig an.
 

"Wieso auf einmal so freundlich, Cousinchen?", fragte sie ironisch und in ihrer Stimme schwang Misstrauen ob Elizabeths Freundlichkeit mit.
 

"Warum nicht? Ich kann mir vorstellen, dass du so schnell wie möglich in Euer Haus einziehen möchtest. Da darf ich dir doch meine Hilfe anbieten, oder?" Elizabeth setzte eine gespielt gekränkte Miene auf, wusste aber genau, dass sie damit das erreichen würde, was sie wollte.
 

"Schon gut, schon gut. Die Sachen hier kommen in die Kiste dort hinten." Evelyn deutete auf einen Stapel Unterkleider. Lizzy machte sich auch sogleich daran, sie in die Kiste zu räumen. Insgeheim tat Elizabeth das nicht ihrer über alles geliebten Cousine zuliebe, wie sie es ihr glauben gemacht hat. Sie wollte nur dabei behilflich sein, die beiden so schnell es ging aus ihrem Hause zu befördern. Und wenn Evelyn so weiter machte, würde sie morgen noch hier im Zimmer stehen...
 

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Tortuga:
 

Als sie knapp zwei Stunden später wieder auf der Pearl waren, war auch der Rest der Mannschaft aus seinem Rumkoma erwacht. Ein paar saßen mit leicht gläsernem Blick an Deck und starrten auf die Wellen, die vom offenen Meer in den Hafen rollten. Andere beschäftigten sich irgendwie, um nicht an den Kater denken zu müssen, der sich in ihren Köpfen breit gemacht hatte. Jack und Simjon stellten die vier großen Leinensäcke, die sie getragen hatten an Deck ab und nahmen den beiden Arbeitern, die vier weitere Säcke getragen hatten, diese ab und warfen sie zu den anderen. Die Männer wurden durch das laute Hantieren an Deck auf die beiden Ankömmlinge aufmerksam und kamen herbei.
 

"Was is'n das?", kam es von Gus.
 

"Das, ihr Schlafmützen, ist unsere Fahrkarte nach Port Royal!", sagte Jack laut und verschaffte sich so das Gehör seiner Leute. "Wie Anamaria gestern ganz recht festgestellt hat, wird die Royal Navy ein Schiff mit schwarzen Segeln wohl ohne zu zögern als unser Schiffchen hier erkennen. Aber mal angenommen, es segelt ein Schiff mit weißen Segeln nach Port Royal; Was würden sie dann machen?" Er blickte fragend in die Runde.
 

"Ähm, sie weitersegeln lassen?" mutmaßte Kian.
 

"Genau das! Und deshalb werden wir die Black Pearl die nächsten Tage in eine White Pearl verwandeln!" Er machte eine künstlerische Pause und schaute sich die Gesichter seiner Leute an. Manche nickten, was zu bedeuten hatte, dass sie verstanden hatten, auf was er hinaus wollte, andere runzelten die Stirn und einigen stand die Ahnungslosigkeit ins Gesicht geschrieben.
 

"Und wie willst du das anstellen? Willst du das Schiff mit weißer Farbe anmalen oder was?"
 

"So ein Blödsinn, du Knalltüte!" Jack rollte mit den Augen und wartete ab, ob sonst jemand erkannt hatte, was er vorhatte.
 

"Du willst der Black Pearl weiße Segel verpassen?", fragte Gibbs und sah Jack mit scharfen Augen an.
 

"Ah, endlich mal jemand, der nicht nur Seemannsgarn im Kopf hat!", grinste er seinen ersten Maat an. "Genau so ist es! Die Black Pearl bekommt weiße Segel. Und hier meine Herren," sagte Jack und deutete auf die acht großen Leinensäcke, " sind die Segel, mit der ihr die nächsten Tage unser schönes Schiff ausstatten werdet." Einer der Männer der den Säcken am nächsten stand öffnete einen und schaute hinein.
 

"Aber das sind ja nur weiße Bettlaken!", stellte er fest und blickte forschend zurück.
 

"Ja meint ihr ich gebe unser kostbares Gold für waschechte Segel aus?" Er warf seinen Männern einen missbilligenden Blick zu und grinste dann schelmisch. "Also, ich erwarte, dass ihr euch sobald ihr wieder etwas frischer ausseht, an die Arbeit macht und die schwarzen Segel in weiße eintauscht. Aber wehe, die schwarzen verschwinden irgendwohin, ausgenommen in das Lager unter Deck! Immerhin soll das nur ein Ausnahmefall sein und kein Dauerzustand. Ich will nicht mit weißen Segeln durch die Karibik segeln müssen! Also ran an die Arbeit, ihr Landratten!"
 

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Port Royal:
 

Endlich waren alle Sachen gepackt und Evelyn und ihre Mutter waren mit der Kutsche zu ihrem Haus gebracht worden. Commodore Norrington erwartete sie bereits vor der Haustür. Als die Kutsche hielt, ging er auf sie zu und bot den Damen seinen Arm als Hilfe beim Ausstieg an.
 

"Sehr freundlich von ihnen, Mr. Commodore.", bedankte sich Vivienne.
 

"Aber gerne doch Mrs. Button.", sagte er und reichte nun auch Evelyn seinen Arm. Diese lächelte ihm nur dankbar zu. "Darf ich sie nun durch ihr Haus führen?", fragte Norrington, nachdem sie die Eingangshalle betreten hatten.
 

"Ja, sehr gerne.", nahm Mrs. Button das Angebot an. Norrington nickte freundlich und wie einen der Diener an, die Truhen von der Kutsche zu laden und sie in die Halle zu bringen. Dann geleitete er die Buttons durch ihr Haus. Es war kleiner als die Villa Swann, jedoch nicht weniger kunstvoll eingerichtet. Der Speisesaal war um einiges kleiner, doch die großen Fenster ließen ihn größer erscheinen, als er war. Die Schlafzimmer befanden sich im ersten Stock, der über eine große Treppe erreicht werden konnte. Sie waren mit jeweils einem großen Bett ausgestattet, über denen prächtige Baldachins hingen.
 

"Wunderbar.", sagte Vivienne zu Norrington, als sie gerade im Kaminzimmer standen. "Vielen Dank, Mr. Norrington, dass sie sich so bemüht haben und ihre kostbare Zeit geopfert haben."
 

"Aber das ist doch selbstverständlich. Schließlich sind sie die Schwägerin des Governors von Port Royal." Vivienne lächelte leicht.
 

"Ich werde jetzt die Mägde und Diener anweisen, unsere Sachen auf die Zimmer zu bringen und anzufangen auszuräumen. Ich danke ihnen nochmals herzlich, Mr. Norrington." Mit diesen Worten drehte sie sich um, machte sich auf den Weg nach unten und ließ den Commodore und ihre Tochter im Kaminzimmer zurück. Evelyn wandte sich von der Tür ab. Langsam lief sie durch den Raum und ließ ihren Blick über die Möbel wandern. Am Fenster blieb sie schließlich stehen und blickte nach draußen. Norrington sah ihr nach, dann folgte er ihr und trat neben Evelyn an das Fenster.
 

"Sie haben faszinierende Möbel, Miss Button.", sagte er nach einer Weile, da er auf die Schnelle kein anderes Gesprächsthema fand.
 

"Finden Sie? Mein Vater war ganz verrückt nach außergewöhnlichen Gegenständen. Deshalb hat er auch unter anderem Kommoden und Schränke, die nur eine Spur anders waren, von Händlern gekauft und im Haus verteilt. Ihm lag sehr viel an seinen Möbeln." Evelyn lächelte blass. Nach dem Tod ihres Vaters hatte sie recht wenig über ihn nachgedacht. Nach der Beerdigung drehte sich alles nur noch um den Umzug in die Karibik.
 

"Es tut mir leid, ich wollte sie nicht daran erinnern.", sagte Norrington als er ihre traurigen Augen sah.
 

"Schon in Ordnung.", erwiderte Evelyn und lächelte Norrington entschuldigend an. "Das ist vorbei. Wir sind jetzt hier um ein neues Leben anzufangen. Da bringt es nichts, wenn man sich zu sehr an die Vergangenheit klammert. Was nicht heißen soll, dass mir der Tod meines Vaters nichts ausgemacht hätte."
 

"Sie müssen sich nicht vor mir rechtfertigen, Miss Button. Ich verstehe Sie.", sagte der Commodore und legte seine Hand auf ihren Arm, woraufhin sie ihn dankbar ansah. "Wollen wir uns nicht setzen?" Er wies auf den kleinen Tisch und die Sessel, die vor dem Kamin standen.
 

"Ja gerne. Ich werde und Tee bringen lassen."
 

"Das ist nett.", bedankte sich Norrington im Voraus.
 

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Tortuga:
 

Die Stunden verstrichen und die Mannschaft der Black Pearl hatte immer noch nicht mit dem Anbringen der weißen Segel begonnen. Es war wesentlich mühseliger als erwartet, die schwarzen Segel so zu demontieren, dass man sie später wieder verwenden konnte. Alle arbeiteten jedoch fleißig und Jack hatte nichts an seinen Leuten auszusetzen.
 

Als die Crew am Abend dieses Tages endlich das Erkennungszeichen der Pearl soweit bei Seite geschafft hatten, blieb ihnen gerade noch genug Zeit, eines der kleineren Segel am oberen Mast zu montieren, bevor die Dunkelheit ihnen das Licht zum Arbeiten nahm.
 

"Genug für heute, Männer, ihr habt gute Arbeit geleistet.", verkündete der Captain. "Jetzt haben wir uns einen ordentlichen Schluck Rum verdient. Aber morgen früh geht es weiter, also seht zu, dass eure Köpfe nicht zu sehr brummen!" Er zwinkerte ihnen zu und nach und nach machten sich kleine Gruppen auf den Weg in die Stadt.
 

Auch Simjon hatte sich einer Gruppe angeschlossen und war in die Stadt gegangen. Nun saßen sie, Gibbs, Dorian, Cotton und Simjon, wieder einmal bei ein oder zwei Bechern Rum und unterhielten sich über die letzten Tage oder erzählten sich gegenseitig Geschichten aus der Vergangenheit. Am lustigsten war es immer, wenn Gibbs anfing zu erzählen. Die Hälfte von dem, was er von sich gab, war schlicht und ergreifend an den Haaren herbeigezogen. Aber es war trotzdem immer ein Heidenspaß, ihm zuzuhören.
 

Simjon fühlte sich in dieser Runde am wohlsten. Das war der Teil der Crew, mit dem er sich am besten verstand und am meisten zu tun hatte; was nicht heißen sollte, dass er nicht auch mit den anderen auskam. Normalerweise waren noch Jack und Anamaria dabei, aber Anamaria hatte vorerst genug vom Rumtrinken und Jack meinte, er müsse noch etwas erledigen und würde nachkommen. Es dauerte auch nicht mal allzu lange und Jack tauchte in der Kneipe auf.
 

"Was hattest du denn noch so Wichtiges zu erledigen?", fragte Gibbs gleich neugierig und auch die anderen spitzten die Ohren.
 

"Nichts, was ich euch auf die Nase binden müsste! Bedienung! Einen Becher Rum, aber ein bisschen plötzlich!", rief er quer durch den Raum und ließ sich dann auf einem Stuhl am Tisch nieder.
 

"Freundlich wie eh und je, unser Captain Jack Sparrow ..." ertönte es hinter ihm.
 

"Hallo Liebes.", sagte Jack als er sich umgedreht hatte und Scarlett vor sich stehen sah.
 

"Spar dir das, Sparrow.", knurrte sie den Captain an, setzte sich dann aber zu den Männern an den Tisch. "Na, wen haben wir denn hier?", fragte neugierig grinsend in die Runde und sah zu Simjon hinüber. "Wenn das nicht der kleine Simjon ist! Du bist ja erwachsen geworden!" Sie lächelte ihn zuckersüß an.
 

"Scarlett, Schätzchen, lass deine Fingerchen von ihm!" Becky kam in einem Kleid, das dem des Vorabends ähnelte, von der Bar zu ihnen herüber. "Der ist zu jung für dich!"
 

"Ach, tatsächlich, Beckylein?" Jack wollte schon den Mund aufmachen in seinen Kommentar zu dem Thema abgeben, als Scarlett ihm ein "Schnauze Sparrow!" zuzischte.
 

"Na, Sim, wenn das mal keine Einladung ins Paradies ist!", stupste Dorian Simjon mit dem Ellebogen in die Seite.
 

"Aber ich ...", setzte Simjon an, kam jedoch nicht weit.
 

"Papperlapapp! So was darf man sich doch nicht entgehen lassen!" Und bevor er sich wehren konnte, hatten Dorian und Cotton, der über das ganze Gesicht grinste, Simjon auf die Beine komplimentiert und in Beckys Richtung geschubst.
 

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Port Royal:
 

Der Tee dampfte in den beiden Tassen, die auf dem Tisch standen vor sich hin. James und Evelyn hatten auf den Sesseln platz genommen und waren nun ins Gespräch vertieft. Nachdem sie über England und dann über die Karibik gesprochen hatten, waren sie nun an den Punkt gekommen, an dem Evelyn mehr über den Commodore erfahren wollte.
 

"Sagen Sie, Mr. Norrington, leben Ihre Eltern auch hier auf Port Royal oder in Übersee?", wollte sie freundlich lächelnd wissen.
 

"Meine Eltern wohnen weder hier, noch in England. Sie sind tot."
 

"Oh ... das tut mir leid.", sagte Evelyn mit leiser Stimme.
 

"Schon gut, das ist über dreißig Jahre her.", sagte Norrington mit versteinerter Miene.
 

"Wie... ist das geschehen?", fragte Evelyn, unsicher, ob es ihr zustand, danach zu fragen.
 

Nach einer kurzen Pause, nach welcher der Commodore leise seufzte, begann er zu erzählen.

"Meine Eltern gehörten zu den wohlhabenderen Bürgern Neuenglands. Und wie alle Menschen, die Geld haben, wollte meine Eltern das auch zeigen. Und so machten wir eine Reise in die Karibik, hierher, nach Port Royal.

Der Aufenthalt hier war sehr abenteuerreich, vor allem für den neunjährigen Grünschnabel, der ich damals war. Ich fand alles und jeden auf dieser Reise aufregend. Als wir wieder abreisten, schwor ich mir, wenn ich groß bin würde ich noch einmal her kommen. Durch die vielen neuen Erfahrungen verzaubert, schwor ich mir bei unserer Abreise, dass ich als Erwachsener noch einmal hierher zu kommen.

Auf der Heimfahrt gerieten wir jedoch in einen Sturm. Wir überstanden ihn zum Glück ohne Verletzungen, das Schiff allerdings trug großes Schaden davon.

Zu allem Überfluss griff uns einen Tag darauf ein Piratenschiff an. Da das Schiff auch Schäden an Mast und Segel hatte, konnten wir dem Überfall nicht ausweichen. Natürlich haben wir versucht, auf das Schiff zu schießen, wenn man aber keine Chance hat zu wenden, nützt das recht wenig." Er zuckte mit den Schultern. "Naja, die Piraten waren von der skrupellosen Sorte und haben jeden, der nicht kooperierte, erschossen.

Der Leutnant, der unser Schiff befehligte, war ein Feigling und hatte keine Ahnung, wie man in solch einer Situation reagieren sollte. Die Piraten trieben die Gäste des Schiffes an Deck, um ihnen ihre Wertsachen abzunehmen.

Ich stand hinter meinem Vater und schaute zu den Ganoven herauf. Mein Vater zitterte vor Zorn. Er war nicht der Typ Mensch, der sich gern kampflos einem dahergelaufenem Piraten gehorchte. Am Schlimmsten war es für ihn, mit ansehen zu müssen, wie der Leutnant nicht einmal den kleinen Finger rührte, um etwas zu unternehmen.

Also versuchte mein Vater mit ihnen zu handeln, aber sie ließen sich auf nichts ein. Als sich der Pirat, der allem Anschein nach der Captain dieser Bande war, kurz umdrehte ging mein Vater einige Schritte auf ihn zu. Einer der Piraten schien das für eine echte Bedrohung zu halten und schoss auf meinen Vater. Er starb noch in dieser Nacht."
 

Norrington machte eine Pause. Allem Anschein nach, war es sehr lange her, seit er das letzte Mal darüber geredet hatte, falls er das überhaupt jemals getan hatte. Evelyn war gerührt, dass er ihr diese Geschichte so bereitwillig erzählte, denn er musste das nicht tun. Über sein Handeln war der Commodore selbst auch etwas verdutzt, doch er ließ sich nichts anmerken.
 

"Und Ihre Mutter? Haben die Piraten auch sie ...", flüsterte Evelyn heiser. Sie traute sich nicht laut zu sprechen.
 

"Nein. Meine Mutter und ich gelangten heil nach England zurück. Doch anscheinend hatte meine Mutter sich auf der Fahrt eine schlimme Erkältung eingefangen und auch die Trauer um meinen Vater trug dazu bei, dass sich ihr Zustand immer weiter verschlechterte. Nach einem Jahr, in dem sie fast nur noch im Bett gelegen hatte, starb auch sie. Auf ihrer Beerdigung gab ich ihr ein Versprechen. Ich versprach ihr, ein besserer Leutnant zu werden, als der Versagen auf dem Schiff, damit niemand mehr dasselbe Schicksal wie wir erleiden muss. Und ich würde jeden Piraten, der in der Karibik sein Unwesen trieb, zur Strecke bringen." Seine Augen funkelten entschlossen und Evelyn lächelte verträumt. Ein Sohn, der seiner Mutter an ihrem Grab ein Versprechen gibt, wie romantisch.
 

"Mr. Norrington, wieso sind Sie eigentlich noch nicht verheiratet?", plapperte sie einfach ihren Gedanken aus, ohne wirkliche Hintergedanken gehabt zu haben. Er sah sie etwas verdutzt an und Evelyn versuchte sich mit einem Lächeln aus der Affäre zu ziehen. Dann räusperte sich der Commodore.
 

"Ich widme mich im Moment mehr meinen Pflichten. Für Frauen hab ich wenig Zeit."
 

"Und wieso sitzen Sie dann hier und trinken mit mir Tee?", fragte sie und klimperte mit ihren langen Wimpern.
 

"Nun, ich ..." Ein lauter Gong unterbrach ihn. Die große Standuhr, die ebenfalls im Kaminzimmer stand, hatte gerade 21.00 Uhr geschlagen. Der Commodore blickte erst auf die Uhr und dann kurz aus dem Fenster. Die Sonne war inzwischen unter gegangen und ein dunkelblauer Sternenhimmel erstreckte sich über die Karibik. "Ich glaube, ich sollte jetzt gehen. Es ist immerhin schon spät." Er erhob sich und auch Evelyn stand aus dem Sessel auf. Sie begleitete ihn noch nach unten zur Tür.
 

"Es war ein schöner Abend. Und vielen Dank nochmals, dass Sie sich so tatkräftig für uns eingesetzt haben."
 

"Es war mir ein Vergnügen, Miss Button." Norrington ergriff ihre Hand und küsste den Handrücken zum Abschied. "Ich wünsch Ihnen eine angenehme Nachtruhe." Er lächelte sich kurz an, dann drehte er sich um und ging über die Straße davon. Evelyn blickte ihm noch eine Weile nach, bis sie sich schließlich umdrehte und die schwere Haustür hinter sich schloss.
 

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Tortuga:
 

Beckys Arm in Simjons eingehakt, gingen die beiden am Strand entlang. Nachdem Dorian den völlig verwirrten und eingeschüchterten Simjon in Beckys Arme katapultiert hatte, hatte diese ihn auch ohne ein weiteres Wort gepackt, auf dem Absatz kehrt gemacht und hatte die Schenke mit dem jungen Mann verlassen. Draußen war die kalte und rücksichtslose Fassade von Becky abgefallen und sie hatte Simjon sachte über den Arm gestrichen und ihm gesagt, er solle sich keine sorgen machen.
 

Nun spazierten sie Arm in Arm am Strand entlang. Trotz der beruhigenden Worte Beckys war Simjon leicht nervös.
 

"Du ... Becky ...", stotterte er, "was ..." Er klang ziemlich hilflos und Becky konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen.
 

"Was ich jetzt mit dir vorhabe?" Sie grinste ihn wimpernklimpernd an. "Was denkst du denn?", fragte sie mit verführerischer Stimme. Simjon, der mit Frauen in dieser Hinsicht noch recht unerfahren war, stand mittlerweile der kalte Schweiß auf der Stirn.
 

"Nun, ich ... ähm ..." Er versuchte die Unsicherheit in seiner Stimme durch ein kurzes Hüsteln zu vertuschen. Doch als Becky, die ihn erwartungsvoll ansah, in heiteres Gelächter ausbrach, lief er bis zu den Haarwurzeln rot an.
 

"Mensch, Simjon!", sagte Becky, als sie sich wieder erholt hatte. "Sei nicht albern! Ich hab gar nichts vor! Ich wollte dich nur aus Scarletts Krallen befreien, was mir auch zweifellos gelungen ist. Bei der ist alles, was männlich ist, um diese Uhrzeit nicht sicher! Ich weiß nicht, wie viel zu weißt, aber deinen lieben Captain hatte sie auch schon im Bett ..."
 

,Wer hatte ihn denn noch nicht', dachte Simjon, als er sich an den Vorfall auf Barbados erinnerte, entschied sich dann aber für ein "Ja, ich weiß." Er grinste jetzt leicht und die Röte in seinem Gesicht verblasste allmählich. Auch Becky lächelte nun etwas verlegener. Sie liefen noch ein gutes Stück weiter, bis sie bei ein paar Felsen ankamen und sich auf ihnen nieder ließen. Eine Zeit lang hin jeder seinen Gedanken nach.
 

Simjon dachte daran, dass morgen wieder ein harter Arbeitstag anstand und was sie alles zu tun hatten.
 

Becky dachte an etwas vollkommen anderes. Sie war in Gedanken bei demjenigen, der vor langer Zeit ihr Herz gestohlen hatte.
 

Damals waren beide noch jung gewesen, doch sie wusste trotz allem, dass sie nur ihn so gern haben, gar lieben, konnte. Aber sie hatte sich gehütet, ihm zu sagen, was sie fühlte. Allein jeden Tag an seiner Seite sein zu dürfen, war puren Glück für sie gewesen.
 

Selbstverständlich war es also, dass es ihr das Herz brach, als ihr Mutter entschied, für unbegrenzte Zeit nach England zu reisen. In England angekommen träumte sie Nacht für Nacht von dem einem Jungen mit zerzausten, schwarzen Haaren und azurblauen Augen.
 

Und noch größer war die Enttäuschung gewesen, als sie nach Tortuga zurückgekehrt waren und sie erfuhr, dass er nicht mehr hier lebte. Von da an hatte sie jede Hoffnung aufgegeben, ihn je wieder zu sehen. Sie war zu einer Hure geworden, damit sie und ihre Mutter relativ normal leben konnten. Sie hatte ihre Jungfräulichkeit weggeworfen und ihren Körper an etliche Männer verschwendet, ohne das geringste dabei zu fühlen. Und so würde es vermutlich immer bleiben. Ihr Herz war verschlossen und würde sich nur für ihre Jungendliebe wieder öffnen können.
 

Becky sah Simjon von der Seite verstohlen an. Dann seufzte sie und blickte auf das im Mondschein glitzernde Meer.
 

Simjon ahnte nicht einmal, was sie fühlte. Sie hatte sich nie getraut, es ihm zu sagen. Und jetzt war sie schlau genug, nicht mit der Tür ins Haus zu fallen. Sie hatte durch die vielen Nächte und den Umgang mit den Männern gelernt, dass diese eher abgeschreckt wurden, wenn ihnen eine Frau ihre Gefühle gestand. Außerdem wusste sie nicht um Simjons Gefühle, was sie ebenfalls zum Schweigen veranlasste.
 

"Sag mal, bist du immer so direkt und ungestüm?", durchbrach Simjon plötzlich die Stille.
 

"Was meinst du?", fragte sie, nicht sicher auf was er hinaus wollte.
 

"Naja, dein Auftritt vorhin war ja nicht sehr galant, oder?" Becky lachte kurz aber unsicher auf.
 

"Also wenn du in diese Branche freundlich und nett bist, gehst du ganz schnell unter. Du musst rücksichtslos gegenüber deinen Rivalinnen sein, sonst sitzt du auf der Straße! Man kann sagen, hier herrscht das Gesetz des Stärkeren." Sie grinste. Auch Simjon grinste, überlegte kurz und sagte dann: "Also war ich heute deine Beute, ja?" Spitzbübisch sah er sie an.
 

"Naja, ich wollte eigentlich ..." Jetzt war es Becky, die ins Stottern geriet, was Simjon wiederum mehr Sicherheit verlieh.
 

"Ich frage mich ... wie vielen ... Kunden du bis jetzt hattest und ihnen ihr Geld abgeknüpft hast?"
 

"Das ist ja nicht gerade die feine englische Art!", tadelte Becky Simjons Frage leicht gereizt. "Ich führe nicht Buch darüber, aber du kannst mir glauben, dass jeder einzelne von ihnen zuviel war. Aber das ist nicht wichtig." Sie machte eine kurze Pause bevor sie wieder sprach. "Und, wie vielen Frauen hast du schon die Herzen gebrochen?" Sie sah Simjon mit ihren bergseegrünen Augen an, woraufhin Simjon leicht verlegen wurde und aufs Meer starrte.
 

"Also wenn ich ehrlich sein soll, war ich bis jetzt ein braver Junge ... und ich glaube nicht, dass jemals eine Frau wegen mir Kummer hatte ..." Er schwieg. Dieses Geständnis war ihm doch etwas peinlich gewesen.
 

,Das denkst aber auch nur du', dachte Becky, sagte es aber nicht. "Du bist also nicht von dem gleichen Schlag wie dein Captain?", fragte sie nach ein paar Minuten des Schweigens.
 

"Nein, ganz bestimmt nicht. Jack ist da so 'ne Sache für sich. Er ist zwar ein toller Captain aber über seine Frauengeschichten kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Aber wenn er meint ..." Simjon zuckte mit den Schultern. Becky erwiderte nur ein "Ahja", freute sich aber innerlich, dass Simjon so dachte und seinem Captain in diesem Punkt nicht nacheiferte. Er war ein Pirat, aber anders als die anderen...
 

Sie starrten beide eine Zeit lang auf das Meer und beobachteten die Wellen, die an den Strand herangerollt kamen. Für einen Moment lang schloss Becky die Augen, atmete die frische Luft tief ein und seufzte dann laut, sodass Simjon seinen Kopf zu ihr drehte. Sie legte ihr linke Hand auf seine rechte, blickte noch immer aufs Wasser und sagte: "Ach Simjon, ich bin froh, dass du wieder da bist!" Nun drehte sie sich zu ihm und lächelte ihn so herzlich an, dass Simjon ganz warm wurde. Wieso war ihm früher eigentlich nie aufgefallen wie hübsch sie war und wie gern er Becky im Grunde hatte?
 

Er lächelte zurück und sagte: "Ja, ich auch!"
 

Sie hatten noch eine Zeit lang schweigend auf den Steinen gesessen, bevor Becky festgestellt hatte, dass es schon spät war und sie sich auf den Weg zurück zum Hafen machen musste. Auf halbem Weg blieb Simjon stehen.
 

"Warte mal."
 

"Was ist?", Becky wandte sich fragend um.
 

"Was sagst du jetzt eigentlich deiner Chefin? Ich meine, wird sie nicht sauer sein, dass du deine kostbare Zeit verschwendet hast und noch nicht mal Geld mitbringst?", er machte ein besorgtes Gesicht.
 

"Ja, vermutlich ... aber das ist egal.", Becky lächelte ihn beruhigend an, doch schaffte es nicht, ihn zu überzeugen.
 

"Nein, ist es nicht. Ich will nicht, dass du wegen mir Ärger bekommst. Hier.", er zog einen kleinen Lederbeutel aus seiner Hosentasche und reichte ihn Becky, "Nimm das!"
 

Doch Becky rührte den Beutel nicht an. "Nein Simjon. Es ist in Ordnung so. Mach dir keine Gedanken deswegen. Sie wird mir schon nicht den Kopf abreißen."
 

"Ja aber ...", setzte Simjon gerade an.
 

"Kein aber! Ok?" Sie sah ihn entschlossen an und nur widerwillig gab Simjon Becky seine Zustimmung zu ihrer Entscheidung. "Aber trotzdem danke", sagte sie freundlich und küsste ihn leicht auf die Wange. Dann wollte sie sich wieder zum Weitergehen wenden, als Simjon sie am Handgelenk festhielt. Sie drehte sich um und blickte ihn fragend an. Simjon sah sie an und in seinem Blick erkannte sie eine zuvor nicht dagewesene Entschlossenheit. Er sah sie durch seine azurblauen Augen unverwandt an, bevor er sich ihrem Gesicht langsam näherte, die Augen schloss und sie sachte auf den Mund küsste.
 

Becky Herz raste vor Aufregung und sie fühlte sich, als würde sie zerschmelzen. Konnte Simjon etwa ihre Gedanken lesen?
 

In der Tat hatte es bei Simjon, nachdem Becky ihn auf die Wange geküsst hatte, war ihm die Erkenntnis gekommen und er wusste, wenn er jetzt nicht handelte, würde er es irgendwann bereuen, seine Chance verpasst zu haben. Also hatte er frei aus dem Bauch heraus gehandelt.
 

Als er sich von Becky löste, blickte sie ihn wortlos an. Er wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde und sah sie ebenfalls schweigend an. Doch dann verzog sich ihr Mund zu einem Lächeln und Simjon wusste, dass er richtig gehandelt hatte. Er lächelte zurück, zog sie näher an sich und küsste sie erneut. Diesmal wurde der Kuss leidenschaftlicher und Becky vergrub eine Hand in Simjons dunklen Haaren. Die Welt um sie herum schien zu verschwinden und langsam ließen sie sich auf den feinen Sand sinken.
 

Tbc...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Spiky
2005-12-01T20:11:25+00:00 01.12.2005 21:11
hallo steffi-mausi^^
das kapitle ist echt mal wieder soooo toll geworden!! *_____* ich bin am bildschrim geklebt und konnte net aufhörn zu lesen. doch dann war es leider auf einmal schon alle *sniff*
ich glaube ich kriege schon wieder langsam entzugserscheinungen *ggggg*
und ich freu mich schon sooo riesig auf das nächste kapitel, denn das ist echt die allerbeste fanfic, die ich kenne!! *nick nick*
ich bewundere es jedesmal aufs neue, wie man nur so etwas tolles schreiben kann *_______*
mach fleißig weiter so!!!
dein treuer fan^^
spiky
Von:  poppel23
2005-11-23T20:41:07+00:00 23.11.2005 21:41
<.< >.> *umguck* Noch kein Kommi da?das sofort ändern muss*
Also mir gefällt das Kappi ^__^


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