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Schutzengel wider Willen

von

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Weiße Magie

Als Harry sich umgedreht hatte, wich das wärmende, tröstende Gefühl, dass er beim Anblick des blonden Jungen empfunden hatte. Was war da gerade passiert? War er denn noch bei Sinnen?
 

Seine Hände krampften sich um Fangs Leine und er bemühte sich nicht nach hinten zu blicken. Was hatte ihn eigentlich geritten, Malfoy zu sagen, er sollte mitkommen? Was auch immer der andere da mit seinem Rücken angestellt hatte; es war immer noch Malfoy. Das sicher wieder einer seiner geschmacklosen Scherze.
 

Andererseit hatte der Slytherin nicht ausgesehen, als würde er scherzen, aber trotzdem war das Ganze hirnverbrannt. Wahrscheinlich war ihm irgendein Fluch schief gegangen. Oder, was dem Gryffindor dann am wahrscheinlichsten schien, er hatte Harry selber verzaubert, damit er dachte der Slytherin hatte Flügel. Genau, das war die Lösung. Aber den Gefallen würde Harry ihm nicht tun. Wahrscheinlich saßen Malfoys Freunde jetzt irgendwo im Wald und lachten sich kringelig.
 

Als sie an Hagrid Hütte ankamen, klopfte Harry an die Tür. Ein verwunderter Hagrid öffnete ihm. "Hey, Harry! Warum kommst du nicht einfach rein, die Tür ist immer noch offen."Dann stutzte er. "Und was tust du mit dem da hier draußen?"
 

Der Junge sah sich kurz um und fragte dann leise: "Hagrid, kommt dir an Malfoy irgendwas komisch vor? Oder an mir?"
 

Angestrengt musterte der andere ihn. "Ich weiß nicht, was du meinst, Harry. Du siehst aus wie vorhin, nur mit ein bisschen mehr Farbe im Gesicht.Was den jungen Malfoy angeht, finde ich höchstens komisch, dass ihr beide euch hier draußen zusammen rumtreibt. Ich denke, du kannst ihn nicht leiden."
 

Harry sah sich noch mal um. "Kann ich auch nicht. Aber trotzdem danke." Dann drehte er sich um, ließ Hagrid einfach stehen und machte sich auf den Weg in sein Bett. Sollte Malfoy doch bleiben, wo der Pfeffer wächst. Seine kindische Reaktion von vorhin war ihm dabei mehr als peinlich. Er hatte sich überrumpeln lassen. Wie dämlich! Warum hatte er nur an die Sternschnuppe gedacht und gemeint, das wäre die Antwort auf seinen Wunsch? Inzwischen sollte er es besser wissen. An diesem Slytherin war weder etwas Engelhaftes noch etwas Nettes.
 

"Hey!", ertönte da die Stimme des Blonden hinter ihm. "Was ist denn jetzt mit mir? Ich denke, du wolltest mit mir reden."
 

Bei jedem andere hätte Harry geschworen, dass er verletzt war; aber nicht bei Malfoy junior.
 

"Ich hab's mir anders überlegt. Schlaf schön du Engel-Abklatsch.", rief er daher ohne sich umzudrehen. "Leg jemand anderen mit deiner dummen Verkleidung rein. Zu Weihnachten wird das sicher der Hit."
 

"Das kannst du nicht machen.", brüllte der andere nun. "Ich leide seit Wochen unter den Dingern und du wirst mir helfen, sie wieder los zu werden. Schließlich ist das alles deine Schuld."
 

Der Gryffindor blieb stehen und fuhr herum. "Ach ja? Rate mal, wen deine Gefühle einen Scheissdreck interessieren! Wusste gar nicht, dass du überhaupt so was hast. Such dir einen anderen Dummen, Malfoy. Du bist zu weit gegangen. Ich hab keine Lust mehr darauf."
 

Harry war sich selber nicht sicher, woher diese plötzliche Entschlossenheit kam, aber es gefiel ihm. Ihm war, als hätte er sein früheres Selbst wieder gefunden. Doch er hatte seine Rechnung ohne den wütenden Slytherin gemacht, der sich nun auf ihn stürzte, ihn zu Boden warf und ihm seinen Zauberstab unter die Nase hielt.
 

"Also schön, Potter. Wenn du nicht willst, werde ich dich zwingen.", knurrte Malfoy und hob an einen Zauberspruch auszusprechen. Aber Harry kam ihm zuvor und griff nach seiner Hand und drehte sich mit einer geschickten Bewegung so, dass der Schwächere mit einem Mal unter ihm lag und er ihn mit seinem Körper am Boden festnagelte. Befriedigt stellte der Schwarzhaarige fest, dass das gar nicht so schwer war. Er hätte das schon eher machen sollen. Seine ständigen Rangeleien mit Dudley hatten also endlich auch mal eine positive Auswirkung.
 

"So.", schnaufte der Gryffindor. "Jetzt zwing mich mal schön. Ich warte, Malfoy."
 

"Bist du denn total bescheuert? Geh runter von mir.", versuchte der blonde Junge aufzubegehren, aber Harry hielt ihn fest.
 

"Wenn du alleine bist, Malfoy, wirkst du gar nicht mehr so stark, was? Ich hätte mich schon viel früher wehren sollen. Ohne Zauberstab, bist du nicht gefährlicher, als eine Miezekatze. Oder sollte ich sage, ein Vögelchen?"
 

"Warte nur ab, ich werde mich an dir rächen, Potter.", drohte der Slytherin, sah aber wohl ein, dass er verloren hatte und hörte auf zu strampeln. "Was fällt dir eigentlich ein? Weißt du nicht, dass ich dir über bin?"
 

Harry grinste. "Im Moment scheint es mir aber, dass du eher unten liegst, Engelchen."
 

"Nenn mich nicht so.", kam es wütend zurück und der Blonde fing wieder an sich zu wehren.
 

"Aber du hast dir sie Sache doch ausgedacht, Malfoy. Nun musst du die Suppe auch auslöffeln.", konterte Harry.
 

"Was heißt hier ausgedacht?", schnaubte der andere. "Die Dinger sind verdammt echt und du brichst sie mir gleich, wenn du nicht endlich absteigst."
 

Verblüfft bemerkte der Gryffindor, dass der Mantel des Blonden schon seit einiger Zeit heruntergerutscht war, und sich die hellen Federn gut sichtbar gegen das dunkle Gras abzeichneten. Weil er jedoch nicht aufgepasst hatte, lag er dann auf einmal auf dem Rücken und sein Gegner kroch einige Meter auf allen Vieren von ihm weg. Dort erhob sich der Blonde und betastete vorsichtig seine Flügel.
 

Harry überkam schon wieder dieses Gefühl, dass er vorhin schon einmal bei dem Anblick der engelsgleichen Gestalt verspürt hatte. Es war, als machte ihm dieser Anblick ganz ruhig und gelassen. Sein Herzschlag begann wieder langsamer zu werden und der Zorn, den er eben verspürt hatte, verebbte langsam.
 

Der Slytherin schlug fröstelnd die weißen Schwingen um sich und sah zu ihm herüber. "Was ist denn jetzt los? Erst schaust du mich an, als wäre ich eine Erscheinung, dann verprügelst du mich und jetzt lächelst du wieder, als wenn heute dein Geburtstag wäre. Ich werde nicht aus dir schlau, Potter. Du hast doch echt nicht alle Sinne beisammen. Selbst wenn ich dreimal dein blöder Schutzengel sein sollte, dir ist doch nicht zu helfen."
 

Dann marschierte er, seinen Umhang und den Zauberstab beiläufig vom Boden aufhebend an Harry vorbei und verschwand in Richtung des Schlosses.
 

Nach einer Weile erhob sich auch der schwarzhaarige Junge und schlich sich zurück in den Gryffindor-Turm. Er zog gerade noch seine Schuhe aus und fiel dann in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
 


 

Als Ron ihn am nächsten Morgen aus dem Bett holte, erwartete ihn ein strahlender Samstag Morgen und eines der letzten Quidditch-Spiele vor dem Winter. Gähnend überlegte er, ob er die ganze Sache wohl doch nur geträumt hatte, doch als sein Blick auf seinen Umhang fiel, der ziemlich viele Schlammflecken aufwies, war er sich sicher, zumindestens im Wald gewesen zu sein. Aber das hieß ja, dass ...
 

Er schüttelte den Kopf. Das musste er geträumt haben. Vielleicht sollte er doch mal mit Dumbledore reden. Wenn er jetzt sogar schon von Malfoy träumte, war es wirklich nicht mehr weit her mit ihm.
 

Als ihm der Slytherin beim Frühstück wieder komische Blicke zuwarf, war Harry gar nicht mehr wohl in seiner Haut. Er schleppte sich durch das Spiel, als hingen Bleigewichte an seinen Füßen und Gryffindor verlor das Spiel haushoch gegen Ravenclaw. Zu allem Überfluss versuchte auch noch Cho mit ihm zu reden. Da flüchtete er lieber unter die Dusche und blieb da, bis alle anderen nebst Ron gegangen waren. Er hatte sich zwar noch einige Kommentare zu seinem miesen Trainings-Stand anhören müssen, aber das war es dann auch schon gewesen. Wenigstens hackten nicht auch noch die Gryffindors auf ihm rum. Wenn er sich doch nur wieder so fühlen würde, wie in seinem Traum.
 

Als er ein Räuspern hörte, schrak er zusammen. Jemand stand im Umkleideraum. "Bist du endlich fertig, Potter?", hörte er Malfoys Stimme. "Ich hab nämlich keine Lust reinzukommen und dich zu holen, verstanden."
 

"Was willst du?", fragte Harry.
 

"Immer noch mit dir reden. Ich habe nachgedacht. Wir sollten und überlegen, wie wir aus der Sache wieder rauskommen. Es gefällt mir überhaupt nicht, aber anscheinend soll ich wirklich dein blöder Engel sein. Ich hab's noch mal mit den unterschiedlichsten Leuten ausprobiert, aber du scheinst der Einzige zu sein, der meine Flügel sehen kann."
 

Harry drehte das Wasser ab und wickelte sich in sein Handtuch. Also hatte er doch nicht geträumt. Als er in den Umkleideraum trat, lehnte der Slytherin an der Wand und spielte mit dem Saum seines Umhangs Offensichtlich fühlte er sich auch nicht sehr wohl in seiner Haut. Böse funkelten ihn die grauen Augen durch die blonden Haare hindurch an. "Nun zieh dir endlich was an. Ich will nicht länger als nötig hier mit dir Zeit vertrödeln. Außerdem nervt es, sich die Uniform mit einem Paar Riesen-Flügel zu teilen."
 

Harry sah, dass unter dem Unhang des Blonden schon wieder weiße Federn hervor ragten. "Dann zieh den Umhang doch aus.", meinte er auf einmal. "Ich würde sie mir gerne noch mal ansehen. Nur damit ich weiß, dass ich auch wirklich wach bin."
 

"Bestimmt nicht.", fauchte der andere.
 

"Warum nicht? Ist nur fair. Ich hab schließlich auch keine Klamotten an.", grinste Harry. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen. Malfoy hatte selber schuld, wenn er ihm hier auflauerte. Das war sowieso sehr ungewöhlich, aber wahrscheinlich war es ihm immer noch weniger peinlich, als mit Harry sprechen zu müssen, wenn andere ihn sahen.
 

Misstrauisch musterte ihn der Slytherin. "Was hast du vor, Potter? Ich hab gesagt, wir müssen zusammen arbeiten. Von mehr war nicht die Rede."
 

"Mehr habe ich auch gar nicht gemeint. Aber... sie sind schön. Es fühlt ich gut an, sie anzuschauen." Harry wusste nicht, wie er das Verlangen danach beschreiben sollte.
 

"Ok.", knurrte Malfoy widerwillig. "Aber zuerst ziehst du dir was an, verstanden? Ist ja nicht mitanzusehen, wie du dich halb totfrierst."
 

Schnell schlüpfte der Gryffindor in Hose und Hemd, wobei er sich immer mal vergewisserte, dass der andere auch nicht in seine Richtung sah. Die Situation war schon irgendwie komisch. Als wäre da etwas zwischen ihnen, das auftauchte, sobald sie alleine waren; etwas, das so völlig anders war, als alles, was er kannte.
 

Als er fertig war, ging er langsam auf den blonden Jungen zu. "So, nun zeig!", verlangte er.
 

Der nahm den Umhang ab und schüttelte die weißen Schwingen ein wenig auf. "Zufrieden?"
 

Harry zögerte.
 

Sollte er sagen, was ihm durch den Kopf ging?
 

Würde Malfoy ihn dann gleich wieder anschreien?
 

Doch der andere nahm ihm die Entscheidung ab. "Du willst sie mal anfassen. Hab ich recht, Potter?"
 

Der Gryffindor nickte und bereitwillig streckte sich ihm ein Meer aus weißen Federn entgegen. Sanft strich er darüber und fühlte, wie ein kleiner Schauer seinen Rücken hinunter rieselte. "Wundervoll!", flüsterte er und widerstand mit Mühe dem Bedürfnis, sich einfach hineinsinken zu lassen. Aber das ging nicht. Schließlich war das immer noch Malfoy. Der Junge, der ihm in den letzten Wochen...
 

"Warum?", fragte er leise. Als der andere nicht antwortete, wiederholte er die Frage etwas lauter. "Warum hasst du mich so sehr, Malfoy?"
 

"Ich... ich weiß nicht. Vielleicht, weil du einfach auf der anderen Seite stehst, Potter. Das war schon immer so und es wird sich immer wieder wiederholen. Slytherin gegen Gryffindor ist fast so alt wie Hogwarts selbst. Da wir beide an der Spitze stehen, musste es wohl so kommen. Wir hätten niemals Freunde werden können."
 

Harry hörte den bitteren Unterton in Malfoys Stimme, konnte ihn aber nicht einordnen und eigentlich war es ihm auch egal, denn seine Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefangen genommen.
 

Immer noch fühlte er die Federn unter seinen Finger hindurch gleiten. Er spürte die unterschiedliche Beschaffenheit der starken Schwungfedern, die schützende Fläche der darüber liegenden kleineren Federn und schließlich die kleinen, weichen Flaumfeder, die hier und da etwas unordentlich aus dem Rest hervorstanden und am Ansatz der Schwingen besonders weich waren. Er fühlte, wie der Slytherin unter seinen Berührungen erzitterte.
 

"Wusstest du", murmelte er in den Anblick versunken, der sich ihm bot. "dass ich fast nach Slytherin gekommen wäre. Aber ich wollte kein böser Zauberer werden, obwohl der Hut sagte, ich hätte Fähigkeiten die sich durchaus mit dem Haus Slytherin vereinbaren ließen."
 

"Ist nicht dein Ernst. Weiß das jemand?", kam eine leise Frage von dem Blonden, der sich jetzt mit den Armen an die Wand gestützt hatte.
 

"Nicht viele. Ist doch auch egal, es ist eben anders und wir sind Feinde. Was soll's?"
 

Der Slytherin drehte sich um und sah Harry direkt ins Gesicht. Er sah ihn eine Weile an und ein andere, an dem Slytherin völig neuer Audruck erschien in seinen Augen.

"Weißt du was, Potter. Ich glaube, es tut mir leid, was ich in den letzten Wochen mit dir gemacht habe. Es war so leicht und ich hatte so eine Wut auf dich, wegen dem Quidditch, wegen der Flügel, weil du meinen Vater vertrieben hast und damit meinen Weg in die Reihen von..." Er verstummte.
 

Dann riss er sich aus dem Blickkontakt los und fluchte leise vor sich hin. "Reiß dich zusammen, Draco. Das ist Potter. Daran sind nur diese verdammten Flügel schuld. Du wirst noch sentimental."
 

Da verblassten die weißen Schwingen plötzlich und Harry hörte Stimmen auf dem Gang. Die beiden Jungen drehten sich ertappt zur Tür um. Ron stürmte hinein und rief laut: "Hey, wo bleibst du denn? Nach der Pleite gibt uns Angelina ein Butterbier aus. Sie meinte das hebt die Moral und... Was macht der denn hier?" Der rothaarige Gryffindor starrte verdutzt auf Malfoy, der sich hastig seinen Umhang über den nun wieder unbeflügelten Rücken warf.
 

Er schoss noch einen giftigen Blick auf Harry ab und zischte: "Wir sehen uns, Potter.", und rauschte aus der Tür.
 

"Was macht der hier?", wiederholte Ron entgeistert seine Frage.
 

"Nichts. Wir hatten nur was zu besprechen. Alles in Ordnung.", versuchte Harry seinen misstrauischen Freund zu beruhigen.
 

"Na wie du meinst, Harry. Du bist alt genug um zu wissen, was du tust.", gab der zweifelnd zurück.
 

"Oh Ron, du hörst dich schon an wie deine Mutter. Lass uns lieber sehen, dass wir noch was von dem Bier abkriegen." Fröhlich lachend griff er den Rothaarigen am Arm und zog in zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum hinauf.
 

Wenn er nur wüsste, warum er sich so gut angefühlt hatte.
 

Hatte das tatsächlich was mit Malfoy zu tun?
 

Vielleicht hatte er ja doch nicht "der Welt schlechtesten Schutzengel"erwischt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2005-04-26T17:48:56+00:00 26.04.2005 19:48
den schlechtesten vielleicht nicht.
Aber den unfreundlichsten, zynischsten, bösartigsten und unwilligsten Schutzengel des ganzen UNIVERSUMS!!

*beide knuddelt*
Weiter so *fänchen schwingt*
Von: abgemeldet
2004-11-13T19:36:42+00:00 13.11.2004 20:36
Draco Montague und Harry Capulet, hm?
Gefällt mir, wie die Flügel den bösen Jungen ganz weichspülen... Eigentlich gefällt mir alles an der FF.
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:20:47+00:00 15.10.2004 00:20
Hm Draco und der Welt schlechtester Schutzengel, dass glaub ich irgendwie nicht ganz. Ron hört sich wie seine Mutter an und nicht wie Ron.
Aber wieso kommt Malfoy zu Harry vor allem, wenn Harry duscht .... *grübel*


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