Zum Inhalt der Seite

Schutzengel wider Willen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Stimmen

Draco erwachte. Es war dunkel um ihn herum. Kein Laut war zu hören.
 

Verwirrt setzte er sich auf. Er versuchte etwas von seiner Umgebung zu erkennen, aber da war nichts. Nicht nur, dass er nichts erkennen konnte, er hatte das Gefühl sich in einem völlig leeren Raum zu befinden. Er tastete nach dem Boden, auf dem er lag, aber auch da war nichts zu fühlen. Sehr eigenartig. Wo war er?
 

Dann fiel ihm das Quidditch-Duell wieder ein, der verhexte Ball, der Absturz. Er glaubte den schrecklichen Laut noch einmal zu hören, mit dem sein Kopf an die Tribüne geprallt war, das Gefühl, das etwas Wichtiges kaputt ging. Danach nichts mehr. Eine Stimme, die seinen Namen rief, doch er konnte nicht antworten, weil ihm sein Körper nicht mehr gehorchte. Aber Schmerzen hatte er jetzt keine mehr.
 

Ein Gedanke durchfuhr ihn wie ein glühend heißer Blitz. Er war doch wohl nicht etwa tot? War das die große Antwort auf das: "Was kommt danach?" Dann waren das ziemlich finstere Aussichten, stellte er verärgert fest. Probeweise versuchte er, ob er etwas sagen konnte.
 

"Hallo?", klang seine Stimme etwas dumpf in der Dunkelheit. "Hallo, ist hier noch wer?"

Keine Antwort. Doch was war das? Irgendwie hörte er ein leises Plopp und hatte das Gefühl nicht mehr alleine zu sein.
 

Eine leise Stimme neben ihm ließ ihn zusammenfahren. "Oh, du bist wach. Wie schön, Draco. Willkommen!"

Er starrte in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. "Wo bin ich? Wer bist du? Was soll das hier alles?"
 

"Du bist dazwischen", antwortete die Stimme nun von der anderen Seite. Er drehte den Kopf, konnte jedoch immer noch nichts sehen. "Ich bin ein Begleiter, bis Sie Zeit für dich hat. Wenn es soweit ist, wird eine Entscheidung gefällt werden."
 

Verärgert fuhr der blonde Junge die Stimme in der Dunkelheit an. "Was soll das heißen? Wer ist Sie und was soll dieser ganze Schwachsinn? Wenn das ein Scherz sein soll, dann mache ich nicht länger mit. Zeig dich endlich, sonst komm ich dich holen und dann werden wir ja sehen, ob ich nicht ein paar gescheite Antworten aus dir herausbekomme."
 

Seufzend gab die Stimme zur Antwort. "Ich sehe schon, wir kommen so nicht weiter. Daher werde ich dir jemanden besorgen, der sich mit dir auseinandersetzt." Dann verschwand die Stimme und Draco war wieder alleine. Er stand auf, was trotz des nicht vorhandenen Bodens keine Schwierigkeit darstellte und ging ein wenig umher. Er hätte gerne ein Licht gehabt, damit er sich wenigstens wieder sehen konnte. Irgendwie fühlte er sich komisch, als wäre er gar nicht richtig da. Was hatte diese komische Stimme noch gesagt. Er war dazwischen. Wo zwischen denn?
 

Plötzlich sah er etwas auf sich zukommen. Neugierig ging er ihm entgegen und stand kurz darauf vor einer kleinen, schwebenden Gestalt. Sie leuchtete und kleine, durchsichtige Flügel flatterten kaum erkennbar durch ihre Geschwindigkeit auf ihrem Rücken hin und her. Eine Elfe hätte man denken können, wenn es nicht statt eines glaszarten Wesens ein kleiner Mann gewesen wäre, der einen kugelrunden Bauch hatte, auf dem Kopf eine blauen Zylinder trug und in einem dermaßen grellgrünen Anzug steckte, dass der Slytherin nach der langen Dunkelt etwas geblendet die Augen zusammenkniff. Der Kleine hob grüßend den Zylinder und sprach Draco mit einer erstaunlich tiefen Stimme an: "Na, Kleener. Haste dich hier schon einjefunden? Meine Kollejin hat jesagt, ick soll dir man'n bisschen unter die Arme jreifen."
 

"Was? Wer? Was?", stotterte der Junge überrascht und riss sich dann am Riemen. Es gehörte sich nicht für einen Malfoy sinnlos in der Gegend herumszustammeln. Schließlich wollte er Antworten; und das schnell. Also setzte er eine hochnäsige Mine auf und fragte schroff. "Wer bist du und warum belästigt ihr mich alle mit eurer Gegenwart?"
 

Jetzt schien der andere verblüfft und fing dann schallend an zu lachen. "Mein lieber Junge, dett war ja köstlich. So langsam versteh ick, warum se dich hier haben wollte. Du bist ja echt zum Schießen." Dann zog er ein Taschentuch heraus, das fast so groß war wie er selber, wischte sich die Lachtränen ab und schnäuzte sich kräftig.
 

Als er das Tuch umständlich wider verstaut hatte, kochte Draco inzwischen vor Wut. Was fiel diesem kleinen Kerl eigentlich ein, über ihn zu lachen. Er war nicht zum Lachen. "Wer ist den nun diese ominöse Sie von der ihr immer sprecht?", knirschte er und ballte die Fäuste. Irgendwie hatte er trotz der geringen Größe dieses Wesens das Gefühl, dass es nicht ratsam war, nach ihm zu schlagen, was er eigentlich liebend gerne getan hätte. Wer weiß, vielleicht war es giftig oder bissig.
 

Doch der kleine Mann, setzte sich jetzt einfach mitten in die leere Luft, faltete seine Flügel zusammen, und holte eine winzige Pfeife heraus. "Ick hoffe, dett stört dich nicht", brummte er und starrte Draco aus kleine Knopfaugen an. Doch der schüttelte nur den Kopf, woraufhin sich kurze Zeit später süßlicher Rauch in der immer noch formlosen Dunkelheit auszubreiten begann. Auf einen Wink seines Gegenübers hin, setzte er sich ebenfalls.
 

"Woran erinnerst du dich noch?", fragte der Mann schließlich nach einer Weile.
 

"An das Quidditch-Spiel mit Potter... und daran dass mich ein Klatscher vom Besen geholt hat. Ich habe mir den Kopf angeschlagen und dann nichts mehr. Naja, irgendwer hat meinen Namen gerufen aber dann..." Er verstummte und sah diesen "Elferich" an.
 

"Jut, dett is ne Menge mehr, als andere wissen. Watt meinst du denn, wie's da draußen um dich steht, Junge?", antwortete der.

"Wieso da draußen? Bin ich tatsächlich ... tot?", das letzte Wort flüsterte er nur noch und trotzdem schien es den ganzen Raum zu füllen.
 

"Nee, du bist erstmal dazwischen. Es ist noch nich entschieden, watt Sie mit dir vorhat. Wenn de Jlück hast, darfste zurück."
 

"Und wie lange dauert das?", wollte der Blonde wissen. Irgendwie war es klar, dass das alles, obwohl es noch so schwachsinnig klang, die volle Wahrheit war. Er wusste nicht, warum er sich da so sicher war, aber es gab nicht den geringsten Zweifel in seinem Empfinden.
 

"Dett is unterschiedlich. Einige warten Jahre, andere sind nach Minuten wieder da. Je nachdem, wie du dich benommen hast.", grinste der kleine Mann und zog gemütlich an seiner Pfeife.
 

"Na toll!", stöhnte Draco uns ließ sich nach hinten fallen. "Ich sitze mit einem durchgeknallten Elferich im Dunkeln fest und warte, das irgendeine bekloppte Frau Zeit für mich hat. Wie dämlich ist das bitte?"

Der kleine Mann klang nun verschnupft. "Ick bin keen Elferich meen Junge. Ick bin een waschechter Himmelsbote."
 

"Ein was?", fuhr der Slytherin auf.
 

"Ein Himmelsbote. Jefällt dir mein Äußeres nicht? Hab ick selber zusammenjestellt. Aber wenn dir watt anders lieber ist", meinte der andere gekränkt. Einen Augenblick später stand ein riesiger, geflügelter Drache neben Draco und spie eine Feuergarbe in das Dunkel. Dann rollte er den Schwanz um die Füße und stieß eine Rauchwolke auf Draco herab, der zu husten begann.

"Besser?", grollte das Tier.
 

"Äh, ja. Viel besser", spuckte der blonde Junge um nicht noch eine Rauchwolke abzubekommen. "Sehr beeindruckend."
 

"Danke! Dachte ich mir doch, dass dir dein Namensvetter gefällt", schnurrte der Drache sanft und spitzte dann die grünen Ohren. "Moment, ich kriege gerade gesagt, dass du rein darfst. Er erhob sich würdevoll. "Komm ich trag dich."

"Danke, ich kann selber laufen", gab Draco stolz zurück, wurde aber einfach von der Drachenschnauze am Kragen gepackt und hochgehoben. Aller Protest nützte nichts, doch dann ging es auf einmal steil abwärts und er war eigentlich doch ganz froh, sicher getragen zu werden.
 

Sie landeten auf einem hell gepflasterten Platz vor einem großen Gebäude mit weißen Säulen aus Marmor und einem goldenen Eingangstor. Sanft setzte ihn das große Tier ab, wurde ein wenig kleiner und lächelte verschmitzt. "Nur nicht so schüchtern, du wirst erwartet." Dann stupste er den Jungen durch die Tür und folgte ihm schwanzwedelnd.
 

In dem Gebäude kamen sie in einen großen Saal, an dessen Ende eine Art Thron zu stehen schien. Beim Näherkommen sah Draco, dass eine Frau darauf saß und gemütlich die Beine baumeln ließ. Er versuchte zu erkennen, wie sie aussah, doch als er gerade meinte, blonde Haare zu erblicken, waren sie plötzlich schwarz, dann grau und schließlich rosa. Auch das Alter der Frau schien unbestimmbar ebenso wie ihre Größe und Kleidung, die ständig wechselte. Er kniff die Augen zusammen um besser sehen zu können, doch der Drache grollte nur: "Verschwende nicht deine kostbare Zeit damit. Du wirst nicht herausbekommen, wie Sie aussieht. Niemand kann das. Trage lieber dein Anliegen vor, bevor die Audienz vorbei ist."
 

Als sie schließlich vor dem Thron standen,wusste Draco nicht, was er sagen sollte. Doch ein klares Lachen nahm ihm die Entscheidung ab. "Ich sehe, Draco, das du keine Ahnung hast, was das hier eigentlich soll, nicht wahr?"

Er versuchte zu sprechen, doch es kam nur ein heiseres Krächzen dabei heraus. "Wer bist du?"
 

"Ich bin hier", antwortete die Frau, "Damit ich entscheiden kann, ob du eine weitere Chance erhältst oder für immer auf dieser Seite bleiben musst. Es gibt viele Namen, die mir meine Besucher gaben und auch, was du siehst ist nicht, was ich wirklich bin. Diese Form hast du selbst unbewusst gewählt. Nur die Funktion, die ich für dich einnehme, ist entscheidend. Um es einmal mit dir verständlichen Worten auszudrücken: Dein Leben liegt in meiner Hand und nur ich kann entscheiden, ob du lebst oder stirbst."
 

Draco schluckte. "Wie wirst du entscheiden?" Denn sterben wollte er nun beileibe nicht. Er hatte noch eine Rechnung mit Potter offen und die wollte er noch begleichen. Außerdem schien es nicht gerade verlocken tot zu sein, wenn das nur aus ewiger Finsternis bestand.
 

"Das hängt ebenfalls von dir ab, Draco." Auf seinen fragenden Blick hin fuhr sie jetzt nicht mehr lächelnd fort. "Du hast dir eine weitere Chance nicht gerade verdient, denn dein Leben ist alles andere als gezeichnet von guten Taten, meinst du nicht auch?"
 

Er lachte auf. "Gute Taten sind was für Weicheier und Schwächlinge wie Potter und Co. Ich begebe mich doch nicht auf ihre Stufe. Am Ende wird nur der Starke überleben und ich habe nicht vor, aus der Seite der Verlierer zu stehen." Der Drache hinter ihm räusperte sich vernehmlich.
 

Sie schien nicht sehr angetan von seiner Antwort zu sein, denn die ganze Gestalt verdüsterte sich und es war ein dunkles Grollen in der Ferne zu hören. "Du bist eitel, hochnäsig und arrogant. Ich denke nicht, dass ich dich zurückschicken sollte. Die Aufgabe, die ich für dich bereitgestellt hatte, wirst du nie erfüllen können."

"Was für eine Aufgabe?", fragte er versöhnlicher. Vielleicht war es doch erst einmal klüger zu verhandeln, anstatt später festzustellen, dass man nicht mehr zurückkonnte.
 

"Das wirst du erfahren, wenn du sie annimmst", meinte sie kalt lächelnd. "Mehr Information hast du dir nicht erarbeitet. Doch es erhält jeder eine Chance sich zu bewähren. So auch du. Doch ich muss dich warnen. Diese Aufgabe ist schwierig und du wirst keine Hilfe dabei erhalten. Nur eine kleine Erinnerung daran, was du zu tun hast."
 

"So schwer kann das nicht sein", meinte Draco selbstgefällig. -Der Drache hustete nun lauter.- "Schließlich bin ich ein Malfoy. Und ich bin nicht dumm. Das schaffe ich schon. Nur her damit."
 

"Wie du willst", sagte die Frau zögernd "Aber ich muss dich noch einmal ausdrücklich warnen. Wenn du die Aufgabe annimmst, hast du ein Jahr Zeit, sie zu erfüllen. Wenn du es bis dahin nicht schaffst oder gar nicht herausfindest, was sie beinhaltet, ist dein Leben verwirkt und du wirst die Konsequenzen zu tragen haben. Einmal begonnen, gibt es kein Zurück, so lauten die Regeln."
 

"Das ist mir egal. Ich will mich noch an Potter rächen, dass ich seinetwegen den Klatscher angekommen habe. Dafür nehme ich einiges in Kauf. Außerdem hab ich noch allerhand vor in meinem Leben. Da ist ein früher Tod recht hinderlich. Also nur zu."

Er warf sich in die Brust und sah das Wesen vor sich herausfordernd an. Das hysterische Husten hinter sich ignorierte er ebenso, wie das kleine Gefühl so eben etwas sehr Dumme getan zu haben. Wenn er erst wieder aus diesem esoterischen Affenstall heraus war, würde sich schon zeigen, wer hier die Zügel in der Hand hatte.
 

Sie seufzte tief. "Also schön, Draco Malfoy. Du wirst zurückkehren und hast dann ein Jahr, um deine Aufgabe zu finden und zu erfüllen Nicht einen Tag länger. Nutze die Zeit, denn du wirst sie brauchen." Dann stand sie auf. "Schließe deine Augen. Wenn du sie das nächste Mal öffnest, wirst du zurück sein. Ich denke, ich werde dich nicht ermahnen müssen, diese Abmachung nicht zu vergessen. Du wirst es nicht tun, da bin ich mir sicher."
 

Er fragte sich noch, was der belustigte Unterton in ihrer Stimme zu sagen hatte, doch da fielen ihm schon die Augen zu und er sackte in sich zusammen.
 

Kurz bevor er wirklich das Bewusstsein verlor, hörte er noch die tiefe Stimme des Drachen. "Meint Ihr wirklich, Mylady, dass er der Richtige dafür ist."

Die weibliche Stimme antwortete sanft: "Nur er war der Richtige dafür, du wirst es sehen. Er ist stark, er wird es schon schaffen."
 

Dann wurde es wieder dunkel.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-04-26T13:21:43+00:00 26.04.2005 15:21
Wenn so der Himmel ist, dann sollte das veröffentlicht werden. Das wäre sicher animierender, als so ein alter Mann in Papstrobe mit einem uralten Bch in der Hand.
*g*
ja, ich bin Religionskritiker. Dafür zitiere ich meinen Kunstlehrer: Ich bin kein Atheist. Ich glaube schon an was. Aber ich glaube nicht an die Kirche.

Jo, Dar arme Dra hat jetzt wohl auch seinen ganz eigenen "Weg zum Glauben" gefunden bekommen...
Von: abgemeldet
2004-11-13T18:50:52+00:00 13.11.2004 19:50
P.S.: Was ich vergessen habe: Es geht mir ein klein wenig zu schnell, dass Draco akzeptiert, dass sie sein Leben in ihrer Hand hat. Ein so renitenter Bengel würde das glaube ich, gar nicht ohne Zweifel annehmen.
Und sorry für den Doppelpost unten.*sigh*
Von: abgemeldet
2004-11-13T18:49:22+00:00 13.11.2004 19:49
Die gute Frau erinnert mich an Lady Death aus den Sandmancomics, sie ist der Tod und trotzdem eher ein kleiner lockerer Punk, der immer einen coolen Spruch auf den Lippen hat. Sie ist einfach zu weise und überlegen, um sich mit Kapuzenmantel und Sense anzugeben.
Ich fürchte, Draco hat keine Ahnung, was auf ihn zukommt, aber ich, die ich den FFTitel kenne, habe so eine Vermutung ;-)
Von: abgemeldet
2004-10-14T22:18:27+00:00 15.10.2004 00:18
Hui *freu* das wird interessant ^^


Zurück