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Memories of yesterday

Prolog: Memories of yesterday
 

Ich hätte es von Anfang an wissen müssen, schließlich hat sie es mir ja damals selbst gesagt. Auch heute noch, fast acht Jahre später, ist es mir noch immer so, als würde sie lächelnd neben mir stehen, eine Hand auf meine Schulter gelegt, und mir leise Mut zusprechen.

Mit ruhiger und vollkommen gelassener Stimme erklärte sie mir, dass ich, wenn ich wirklich wollte, neu anfangen könnte. Mir würden alle Türen offen stehen und ich müsste nur wählen durch welche ich gehe.

Wenn ich jetzt so darüber nachdenke fällt mir das leichte Zittern ihres ganzen Körpers wieder ein.
 

Sie meinte, dort draußen würde jemand ganz besonders auf mich warten. Wie Recht sie damit hatte ist kaum zu glauben, aber, zu meinem großen Glück, wahr.

Höchstwahrscheinlich würde sie sich in diesem Moment kaputtlachen über das, was ich hier erzähle. Eben dass war es, was sie so besonders machte...das und ihr trauriges Lächeln, welches mich noch heute manchmal bis in meine Träume verfolgt

Es ist sehr lange her, dass ich diesen Ausdruck auf ihrem Gesicht das erste Mal sah. Dennoch hat er sich fest in mein Gedächtnis gebrannt.
 

Irgendwann hatte sie mich dazu gebracht, weiter zu kämpfen und nicht aufzugeben. Damals machte ich mir erstmals ernsthafte Gedanken über meine Zukunft.

Lange haben wir lachend auf dem Boden gesessen und über all' die abwegigen Möglichkeiten in unserem Leben diskutiert.

Gegen Ende meinte ich schließlich, ich wolle sie unbedingt dabei haben, wenn ich ein neues Leben begänne. Sie schüttelte nur den Kopf und erklärte, dass dies für sie unmöglich sein würde.
 

An diesem Tag war der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht erschienen und bis heute nicht daraus verschwunden...

1.1. Run away and come home

Kapitel 1: Run away and come home
 

Müder liefen sie nun schon seit über vier Stunden nebeneinander her. Keiner sagte etwas, wie ein schweigendes Einverständnis. Nur ganz selten warf er einen Seitenblick zu seiner jungen Begleiterin, die ihre Kappe tief ins Gesicht gezogen hatte und das kurze, dunkel gefärbte Haar darunter versteckte.

Wenn man so wollte, hatte sie sich in den letzen Jahren sehr verändert und andererseits war sie dennoch vollkommen die Selbe geblieben.

"Kai, komm endlich und hör' auf, mich anzustarren als wäre ich ein Alien!"

Er zog nur kalt grinsend die Augenbrauen nach oben.

"Ach, bist du doch keiner?!"

Sie verdrehte gespielt entnervt die Augen und seufzte theatralisch.

"Nein, auch wenn das dem hoch verehrten Herrn Hiwatari erst jetzt aufgefallen sein sollte, ich gehöre nicht zu deiner, aus Freaks bestehenden, Verwandtschaft!"

Er kicherte kaum merklich in sich hinein als er die kleine, pulsierende Zornesader auf ihrer Stirn entdeckte, die ihn davor warnen sollte, sich möglichst nicht mit ihr anzulegen, außer er wollte einen Vulkanausbruch verursachen.

Da Kai aber anscheinen sehr gerne verdammt gefährlich lebte, verschränkte er ganz einfach die Arme und setzte sich mitten auf den Pfad, den sie bis gerade eben entlang marschiert waren.

Mit einem, mittlerweile sehr breiten, Grinsen beobachtete er die imaginären Gewitterwolken über ihrem Kopf, die schon ordentlich blitzten.

Um sie noch ein bisschen mehr zu reizen verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und legte sich ganz einfach mitten hin, die Augen halb geschlossen. So etwas erlaubte er sich wirklich nur bei ihr, und dass auch nur, wenn sie sicher waren vollkommen allein zu sein.

Genau diese Momente genoss er ja gerade so, da er so endlich einmal "das Kind in sich", wie sie es immer besserwisserisch nannte, herauslassen konnte. Na ja, eigentlich stritten sie nur jedes mal ein wenig zum Spaß, wenn es ihnen wieder einmal zu langweilig geworden war.

Ok, ob sie wusste, dass er das ganze nicht so meinte, war er sich in der Zwischenzeit nicht mehr ganz so sicher. Obwohl sie ihm doch kaum etwas antun würde, oder?!

Entnervt schaute sie ihn an. Das konnte ja noch heiter werden mit dem Sturkopf im Gepäck. Dieser kleine Mr. Eisberg junior ging ihr im Moment ja so was von auf die Nerven.

Wutentbrannt, dass er sich jetzt auch noch hingelegt hatte fing sie an ihn mit allen erdenklichen unfreundlichen Spitznamen dieser Welt zu bombardieren.

Zwar würde er es niemals öffentlich zugeben, aber er war verdammt scheißfroh, sie von dort weg und wieder bei sich zu haben, dass es ihn sogar egal war, als was sie ihn außer "Eisklotz" und "letzter Indianer mit Kriegsbemalung" sonst noch so betitelte, da er sich einfach nicht von der Stelle rührte.
 

Rei gähnte leicht und genoss das sanfte Sonnenlicht, das ihn im Gesicht kitzelte. Mit geschlossenen Augen streckte er sich in Katenmanier auf seinem ast, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Heute würde ihn nichts und niemand stören. Zur Abwechslung wollte er den ganzen Tag schlicht und ergreifend faulenzen. Immerhin durfte er ja wohl selbst entscheiden, wie er das "große Ereignis" anging. Und im Moment wollte er ganz einfach seine Ruhe.

"Rei-kun? Wo steckst du-uh?"

Och nö, dass konnte jetzt aber nicht wirklich wahr sein! Nee, dass war jetzt unfair, und zwar so was von!

Der rosa Haarschopf der jungen Chinesin, die ihn immer noch zu suchen schien, überzeugte ihn jedoch recht schnell davon, nicht einfach eine nervige Einbildung zu haben. Natürlich musste diese nervige Einbildung real sein und nach ihm suchen.

Nur um das mal klar zu stellen:

Eigentlich hatte Rei rein gar nichts gegen Mao und eigentlich war er gerne in ihrer Nähe. Nur eben heute nicht!!!

Grummelnd schloss er die Augen wieder und ignorierte sie im typischen Kai - style. Na ja, dass mit dem Arme verschränken sollte er vielleicht noch mal üben, da er fast von seinem erhöhten Sitzplatz fiel, aber sonst schien er sehr überzeugend zu wirken.

Niemand hatte es bis jetzt gewagt, ihn anzuquatschen wenn er so in Kaipose auf seinem Ast saß und Ruhe suchte.

Nun, Mao schien sein grimmiger Gesichtsausdruck irgendwie ziemlich egal zu sein und so hopste sie vergnügt wie eh und je auf ihn zu. Der Todesblick nutzte auch nichts und sie kam immer näher, obwohl er sie doch schon längst aufgespießt haben müsste.

Bei Kai klappte das immer so wundervoll. Kai. Er musste leicht grinsen, als er daran zurück dachte, wie der Russe ihm die positiven Seiten des "bösen Blicks" demonstriert hatte. Tyson wäre vor Angst fast tot umgekippt und irgendwie wurde der Schwarzhaarige das Gefühl nicht los, dass der Junge mit den rubinroten Augen dies auch vorhatte.

Es war schon ziemlich cool gewesen, von seinem Teamkapitän "beschützt" zu werden indem der ganz einfach allen Anderen Angst machte.

An diesem Tag ging es ihm sehr schlecht, auch wenn Rei Kon dies nie zugegeben hätte. Man hatte ja seinen, teilweise echt störenden, Stolz, der es einem nicht erlaubte, Schwäche zu zeigen.

Wäre auch ziemlich seltsam, wenn er plötzlich jedes Mal wenn es ihn nicht ganz so gut ging Gott weiß wen mit seinen Problemen zutexten würde. Falls jemandem auffallen sollte, dass es ihm nicht all zu gut ging, würde er es wohl so lange abstreiten, bis er zusammenklappte.

Zum Glück war ihm das bei Kai erspart geblieben, da dieser für solche Situationen ein gewisses Gespür hatte. Auch wenn man es diesem Eisklotz nicht gerade ansah, konnte er extrem fürsorglich sein. Gut, auf eine leicht groteske Weise zwar...
 

"Rei, hey Rei, nun komm endlich, ich muss dir was zeigen!"

Ungeduldig hibbelte Takao auf und ab während sein Blick angespannt auf dem Fernseher lag. Seit knapp zwei Stunden spielte er nun schon dieses dämliche Spiel und aus einem unerfindlichen Grund wurde ihm dabei einfach nicht langweilig. Außerdem nervte er den Chinesen spätestens alle fünf Minuten mit irgendwelchen bescheuerten Bildsequenzen, die diesem ziemlich egal waren.

Zwar merkte man es Rei nicht gleich an, doch an diesem Tag hatte er höllische Kopfschmerzen. Es fühlte sich ungefähr so an, als würde eine Heavy Metal Band in seinem Schädel ein viel zu lautes Konzert geben. Wenn er Schmerztabletten eingeworfen hätte, würde er sich wahrscheinlich um einiges besser fühlen, nur müsste er sich somit dumme Fragen wie es ihm den ginge herumschlagen. Und darauf konnte er mit dem Dröhnen in seinem Hirn gut und gerne verzichten.

Der Russe neben ihm beobachtete ihn bereits seit mindestens 20 Minuten mit ganz leicht hochgezogenen Augenbrauen. Kein Wunder, er sah, wenn man ganz genau hinsah, wirklich ein klein wenig fertig aus. Er strengte sich sichtlich an, dass man ihm seine momentane Schwäche nicht all zu sehr anmerkte aber für einen "Beobachter" wie Kai war deutlich zu erkennen, was mit dem Schwarzhaarigen los war.

"Rei", zischte er leise zu seinem Nebenmann, "komm mit!"

Verwirrt blickten bernsteinfarbene in rubinrote Augen, eine unausgesprochene Frage auf den Lippen. Schweigend folgte er ihm dennoch nach oben in dessen Zimmer.

Kaum waren sie an der Treppe angelangt rief Takao auch schon wieder nach ihnen. Der Blausilberhaarige drehte sich mit drohendem Blick um und funkelte die kleine Nervensäge bedrohlich an. Dieser schluckte nur leise und machte schnellst möglich eine Kehrwende und ging verängstigt mit raschen Schritten davon.

Der Russe grinste diabolisch zufrieden und wand sich erneut Rei zu. Ohne jeglichen Kommentar zog er ihn mit sich, oder viel eher hinter sich her. In seinem Zimmer angekommen stellte er den Chinesen vor seinem Bett ab und kramte etwas aus seiner Tasche hervor. Noch immer schweigend drückte er ihm nun ein eine kleine Schachtel in die Hand. Auch eine Wasserflasche fand einen neuen Platz auf dem kleinen Tisch neben ihnen. Der Schwarzhaarige zog abwertend die Augenbrauen zusammen während sein Teamchef eine einzelne Tablette aus der Packung quetschte.

"Schmerzmittel", gab Kai kurz und gebunden von sich und schob ihm das weiße Ding gleichzeitig in den Mund. Ganz automatisch schluckte er schnell und begann leicht zu husten. Darauf vorbereitet wurde ihm ein Glas Wasser gereicht. Mit hastigen Zügen leerte er es, darauf bedacht, sich möglichst nicht noch einmal zu verschlucken.

Mit einem kleinen Grinsen wurde ihm das leere Glas wieder abgenommen. Zwar war es nur mikroskopisch klein, aber hey, Mr. Antarktis Hitwari hatte doch tatsächlich gegrinst. Ray musste daraufhin ziemlich dämlich ausgesehen haben, da Kai ein lautes Loslachen nur schwer unterdrücken konnte. Sogar zu kichern begann er und konnte oder wollte sich einfach nicht mehr fangen.

Dabei entdeckte der Chinese ein kleines Grübchen in der rechten Wange des Silberhaarigen, was ihm bis damals wirklich noch nie aufgefallen war. Erstaunt stellte er sich vor den noch immer grinsenden und sah ihm skeptisch in die Augen wobei er versuchte die Augenbrauen in typischer Kaimanier so weit wie irgendwie möglich nach oben zu ziehen.

"Und du bist dir ganz sicher, dass du Kai Hitwari bist?!", wurde schließlich zweifelnd gefragt worauf nur ein weiteres Lachen als Antwort folgte. Die roten Augen blitzten belustigt und zum aller ersten Mal war die, zwar mittlerweile recht dünne, Eisschicht gänzlich verschwunden. An ihre Stelle war der wohl süßeste Unschuldsblick des ganzen Universums getreten.

"Ich glaube schon sonst würde ich wohl kaum hier neben dir sitzen, oder? Ach ja, bevor ich's vergesse, wie geht es deinem Kopf jetzt? Theoretisch müsste das Zeug doch gerade begonnen haben zu wirken..."

Immer noch leicht verdattert nickte Rei zögerlich. Vor lauter Staunen über den Jungen neben sich hatte er jetzt doch glatt das widerliche Dröhnen in seinem Kopf vergessen. Jetzt war es auf jeden Fall vorbei und er ließ sich vorsichtig auf dem, ganz in schwarz bezogene, Bett nieder. Der dünne Stoff der Decke war angenehm weich und kühl. Spontan kippte er ganz einfach nach hinten und kuschelte sich in die so herrlich nach Kai riechenden Sachen. Mit einem Lächeln schloss er die Augen und begann ein wenig vor sich hin zu dösen. Am Rande bekam er noch mit, wie Takao ungefragt in den Raum stürzte und von rubinroten Augen fast augenblicklich wieder nach draußen verbannt wurde. Erneut war die Kälte zurück in den eben noch sanften Blick des Halbrussen gekehrt.

Genau diese Augen befanden sich nun direkt über ihm und funkelten ihn schelmisch an.

"So ein "böser Blick" kann doch manchmal echt von Vorteil sein, nicht?!"

Grinsend nickte er erneut und setzte sich geschickt wieder auf. Wie lange sie noch dort oben waren und sich einfach nur in die Augen sahen wusste er nicht. Auch konnte er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was sie den Rest des Tages gemacht hatten, lediglich, dass Kai wieder so kühl wie eh und je zu allen war. Umso mehr hatte er diese vertraute Zweisamkeit genossen...
 

"Damals habe ich wohl bemerkt, dass er mehr ist als auf den ersten Blick erkennbar ist!"

Rei seufzte innerlich und starrte verträumt vor sich hin. Mao wurde ganz einfach ignoriert, da es im Moment deutlich wichtigeres gab. Zum Beispiel Wolken zählen, was bei klarem Himmel natürlich ziemlich kompliziert war, nicht, dass es ihn gestört hätte.

"...und dann meinte Yuka noch...............aber Nija erwiderte darauf nur...............ich persönlich finde ja...............deswegen wollte ich dich fragen, welche dir am besten gefällt. Hörst du mir überhaupt zu, Reimond Kon?"

Gerade noch konnte er ein verwirrtes "Hm?" unterdrücken. Puh, das hätte beinahe riesigen Ärger gegeben. Aber das Problem blieb: Von was redete die Pinkhaarige die ganze Zeit. Gut, so wichtig konnte es auch nicht sein, also wurde ihr schlicht und ergreifend zugestimmt, was auch immer sie gesagt hatte.

"Ha, ich hab's doch gewusst! Du würdest mir nie im Leben zustimmen, wenn du mir zugehört hättest, oder willst du jetzt echt eine Kurzhaarfrisur?!"

Er schluckte und schüttelte schnell den Kopf, so dass der lange Zopf von einer Seite zur anderen geschleudert wurde. Nichts da, seine Haare blieben so lang, wie sie waren und wenn die Welt Kopf stehen würde, da gab es nichts zu rütteln.

"An wen oder was hast du denn gerade gedacht?"

Ok, es gab exakt zwei Eigenschaften an ihr, die er nicht leiden konnte. Die erste war Neugierde und die zweite, nun, sie bemerkte sofort, wenn er auch nur im Ansatz versuchte, sie anzulügen.

"An niemanden, kennst du nicht..."

Sie grinste überlegen. Er hatte sich geradeeben selbst verraten. Wie konnte man auch so ein Plappermaul sein! Natürlich wusste sie jetzt, dass sie die Person kannte. Ganz toll, Rei, jetzt wird sie dich weiter ausquetschen, bis du ihr alles erzählt hast und dann wird sie nie wieder mit dir reden. Fantastisch!

Aber nichts der gleichen folgte und sie lächelte ihn lediglich schüchtern an.

"Hey, nun fang' bitte nicht an zu lügen, du weißt, dass kann ich so was von überhaupt nicht ab. Ich merke doch, wenn du nicht darüber reden willst genau so wie ich merke, was mit dir los ist. Weißt du, ich bin ja auch verliebt und habe mich am Anfang mindestens so seltsam verhalten wie du und eine ziemlich lange Zeit allein verbracht, um mir über meine Gefühle klar zu werden. Es ist zwar hoffnungslos, aber ich habe mich in dich verliebt, Rei."

Erstaunt sah er seine langjährige beste Freundin an. Zwar hatte er es schon lange gewusst jedoch nicht damit gerechnet, dass sie ihm alles sagen würde. Am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen doch sie schüttelte nur schief grinsend den Kopf.

"Versuch gar nicht erst, mir zu erklären, wie leid dir das alles tut, es ist schon in Ordnung, ich habe nur eine einzige Bitte an dich: Warte nicht so lange damit wie ich. Überleg' dir gut, ob es nur Freundschaft ist, die du fühlst oder Liebe."

Und mit einem Mal drängte sich ihm die frage auf, ob er Kai etwa liebte. Ja klar, er wollte bei ihm bleiben und fühlte sich allein beim Gedanken an den Silberhaarigen gleich sichtlich wohler. Aber ob das schon Liebe war musste sich wohl erst noch herausstellen, nur die passende Gelegenheit zu finden dürfte schwierig werden, da der Angebetete ja in Russland war, zumindest dachte er so...
 

Denn so weit war Kai gar nicht weg. Er saß nämlich noch immer mitten auf dem kleinen Weg irgendwo in China und beobachtete seine Begleiterin belustigt. Zwar hatte sie damit aufgehört, ihn mit hoch interessanten Spitznamen zu betiteln aber noch war sie, dem hinterhältigen Grinsen nach, mit ihrem Latein nicht am Ende. Was genau sie vorhatte wusste er allerdings nicht und etwas sagte ihm, dass sie es ihm auch garantiert nicht verraten würde.

Mit theatralisch genervtem Gesichtsausdruck ging sie vor ihm in die Hocke, die Hände auf seinen Knien aufgestützt. Für einen Moment starrten sie sich nur schweigend in die Augen bis sie wieder aufstand und sich wortlos umdrehte. Nach einigen Schritten meinte sie nur nebensächlich, ob ihm etwas fehlen würde.

Und wie er sie kannte, hatte sie ihm garantiert etwas geklaut. Nur was? Brieftasche und Ausweis waren sicher unter seinem Shirt verwahrt und sonst trug er eigentlich nichts Wichtiges bei sich was sie ihm hätte stehlen können. Die eine Sache, die noch in Frage kam fühlte er zum Glück ganz deutlich in seiner Hosentasche.

Halt, Moment, da war nichts mehr! Es war weg!

Siegessicher streckte sie ihm den blauen Blade entgegen, darauf gefasst, dass er jede Sekunde aufspringen konnte und ihn ihr wegnehmen würde.

"Ich an deiner Stelle würde jetzt lieber schön brav mitkommen, Kai-chan. Oder du überlässt mir, natürlich freiwillig, deinen heißgeliebten Dranzer. Ich denke Ich denke, dein hübscher Phönix würde mir auch ganz gut stehen, nicht?!"

Nachdem er sich einige Sekunden nicht gerührt hatte steckte sie seufzend den Blade ein und machte sich wieder auf den Weg, einen, noch immer auf dem Boden sitzenden, silberhaarigen Jungen, der leicht angesäuert wirkte, zurücklassend.

Missmutig stapfte er hinter ihr her. Sie würde seinen Beyblade wahrscheinlich erst wieder herausrücken, wenn sie an ihrem vorläufigen Ziel angekommen waren, und das auch nur, falls er Glück haben sollte. Sonst würde er Dranzer wohl erst in einigen Monaten wiedersehen. In der Beziehung konnte die Kleine verdammt stur sein. Lag wohl in der Familie...

Aber sie war schon immer so. Bereits als er sie kennen lernte beherrschte sie die Kunst mit dem Kopf durch die Wand zu kommen meisterhaft, was in ihrer Kindheit ein schwieriges Unterfangen war. Na ja, jetzt, in dieser seltsamen Lage in die er mehr durch Zufall mit hineingeschlittert war, würde es wohl kaum besser werden.

Aber warum musste sie bei ihren Übungen für die Durchsetzung ihres Willens ausgerechnet sein Blade als Lieblingsopfer auserkoren haben?!

Na ja, da sie ihr Verhalten eigentlich nie rechtfertigen wollte, würde sie spätestens in ein paar Stunden klein bei geben. Weit konnten sie nicht mehr weg sein, nur noch über diesen wundervoll großen Berg da vorne und sie waren da. Das einzige Problem, dass es gab war die langsam aber stetig untergehende Sonne. Schließlich mussten sie noch vor Mitternacht ankommen, sonst würde sein geiler Spruch nicht mehr ziehen.

"DER wir Augen machen!"

Mit raschen Schritten holte er sie recht schnell ein, aber auch nur, weil sie noch weniger Peilung hatte, wo sie lang mussten. Er wusste wenigstens, wo sie hinwollten, so ungefähr zu mindest...
 

Laut dröhnte die Musik in seinem Kopf doch er genoss es in vollen Zügen. Die CD die Mao ihm geschenkt hatte war fantastisch. Auch wenn er sonst nicht viel von diesem Stil hielt musste er zugeben, dass diese Band ihre Sache erstklassig machte. Obwohl er noch gar nicht lange im Besitz besagten Albums war hatte er bereits drei absolute Lieblingssongs. Erstes und auch zweites Lied waren mehr sarkastisch gemeinte "Lobpreisungen" über das Leben aber das letzte, eine art Ballade, hatte ihn echt überrascht. Die Ausdruckskraft und Nachvollziehbarkeit waren wirklich bewundernswert.

"Ob Kai dieser Song wohl gefallen würde? Eher nicht, der steht ja nicht auf Punkrock oder laute Musik. Ich zwar eigentlich auch nicht aber die haben's nun Mal drauf! Gut, Kai...argh, es nervt tierisch andauernd an diesen Typen denken zu müssen! Als ich ihn noch tagtäglich gesehen habe war es nicht so schlimm. Mao wird doch nicht etwa Recht haben?

Ach Quatsch, ich und der Eisklotz? Ungefähr so wahrscheinlich wie ein Kai, der Takao eigentlich als seinen Seelenverwandten aus der Kindheit betrachtete. Ok Rei Kon, darf ich vorstellen: Du hast soeben deine sarkastische Seite entdeckt, werdet glücklich mit einander!"

Oh Gott, jetzt führte er schon in Gedanken Selbstgespräche, zwar nur in Gedanken aber das reichte schon. Sein Team würde ihn für verrückt erklären, sie würden ihn in die nächste Gummizelle stecken und Kai den Schlüssel feierlich wegwerfen lassen.

Nein, schon wieder dieser Name! Da konnte man sich gleich lebendig begraben lassen! Oder von einem Blitz erschlagen werden! Aber nö, die sämtlichen Schicksalsschläge blieben aus und er schaffte es einfach nicht die roten Augen aus seinem Kopf zu verbannen! Grummelnd schmiss er sich mit verschränkten Armen auf sein Bett und schloss demonstrativ die Augen. Jetzt hatte sich auch schon sein eigener Verstand, soweit dieser in dem Zustand noch zu gebrauchen war, gegen ihn verschworen. Und natürlich alles heute! War ja irgendwie klar, dass ein solcher Tag nicht normal ablaufen konnte! Was kam als Nächstes? Vielleicht stand ja Takao vor seiner Tür...

Erst nach einigen Minuten hörte er das schrille Klingeln seines Telefons durch die Musik. Schnell drückte er auf Pause und griff nach dem silbernen Hörer. Zum Glück war das Teil schnurlos, sonst hätte er es sich kaum auf dem Bett gemütlich machen können.

"Rei Kon!?"

"Gut, dass du da bist, Rei. Hier ist Kenny. Es gibt ziemlich schlechte Neuigkeiten!"

Und die Nachrichten mussten wirklich erstens verdammt wichtig und zweitens sehr schlecht sein, wenn Kenny um ca. halb elf Nachts bei ihm hier in China anrief. Der, fast auf alles gefasste, Schwarzhaarige hörte seinem alten Freund angespannt zu, deutlich war in dessen Stimme zu hören, dass etwas gewaltig schief gelaufen war.

"Kai ist verschwunden! Er ist gestern Abend aus seiner Schule abgehauen. Alle seine Sachen sind noch da, nur Dranzer und sein Geld hat er mitgenommen. Einer seiner Mitschüler meinte, ein komisches Mädchen sei bei ihnen aufgetaucht und habe ihm irgendetwas in einer, ihnen unverständlichen Sprache, erzählt. Er habe ihn gebeten, der Schulleitung kurz Bescheid zu geben, dass seine Schwester ihn besuchen wollte. Als der junge wieder kam waren beide weg!

Keiner weiß wohin und das einzige, was ich bis jetzt mit Sicherheit sagen kann, ist:

Nirgendwo steht auch nur das Geringste über eine Schwester von Kai. Auch Voltaire scheint keine Ahnung zu haben, wer sie ist. Zumindest will er nicht mit der Sprache rausrücken. Aber er...er sucht nach den beiden. Und wenn er sie in die Finger bekommt..."

Der Chinese schluckte kurz. Erst einmal mussten die ganzen Informationen verarbeitet werden. Dann drängte sich ihm diese eine, alles entscheidende Frage auf.

"Sollte Voltaire nicht schon längst festgenommen werden, ich meine, Mr Dickenson hat doch Zeugen und ich glaube, auch Kai hätte gegen seinen Großvater ausgesagt. Also, warum ist das Arsch auf freiem Fuß?!"

Jetzt war es Kenny, der schweigend da saß und keine Antwort wusste. Wie denn auch, wenn er sich selbst nicht erklären konnte, wie Biovolt aus der ganzen Sache wieder herausgekommen war. Der, der vielleicht ein wenig Ahnung von dem ganzen Geschehen in Russland hatte, war zu allem Überfluss wie vom Erdboden verschluckt.

"Ich...verdammt...ich weiß es nicht! Niemand weiß etwas!"

Rei nickte verständnisvoll, obwohl Kenny das kaum hätte sehen können. Was für eine besch...eidene Lage. Hätte Kai sich nur irgendwie bei ihm gemeldet, sodass er wenigstens vorher zu mindest Ansatzweise etwas wusste. Aber seit ungefähr einem Monat war der Kontakt zu seinem ehemaligen Teamchef gänzlich abgebrochen. Davor war immerhin im ungefähren Abstand von 2 Wochen ein Brief von dem Silberhaarigen gekommen...

"Sorry Rei, aber Mr. Dickenson ist in der anderen Leitung, ich muss aufhören rufe dich aber sofort an, falls es etwas Neues gibt!"

Noch immer klang sein Gesprächspartner völlig gehetzt und er selbst zitterte sogar ein wenig, als er den Hörer wieder auflegte und sein Gesicht in dem weichen Kissen vergrub. Was machte dieser Idiot auch für einen Mist? Nie konnte man ihn alleine lassen, ohne dass er etwas anstellte. Fast wie ein kleines Kind. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Kai hatte sie früher immer "Kindergarten" genannt, wenn es mal wieder nicht nach seinem Willen ging. Dass er dabei selbst oft genug wie ein schmollender kleiner Junge aussah, wurde von den anderen lediglich in Gedanken angefügt, da man ja glücklich weiterleben wollte.

Immer wieder wurde etwas gegen seine Fensterscheibe geworfen. Eigentlich wollte er jetzt niemanden sehen, dennoch siegte seine Neugierde und er rannte schnell zur Haustüre, die sich genau unter seinem Zimmer befand. Etwas schneller als sonst riss er schwungvoll die Tür auf und starrte im ersten Moment sichtlich geschockt in zwei smaragdgrüne, kühl dreinblickende Augen. Irgendwie kam ihm die Haltung der Person vor sich sehr bekannt vor, genau wie der leicht abwertende Blick mit dem sie ihn musterte.

Also wirklich! Schließlich war ja nicht er es, der mit einer blauen Baggijeans, einem kurzen schwarzen Kleid und einer, tief ins Gesicht gezogenen Baseballkappe durch die Gegend lief! Und als ob dieser Anblick nicht schon seltsam genug wäre hatte sie sowohl Augen als auch Lippen tiefschwarz geschminkt. Ohne jeglichen Kommentar drehte sie sich wieder um, ließ den blick kurz suchend durch die Nacht schweifen und wand sich nach einem Weilchen wieder an ihn.

"Du bist doch Reimond Kon von den Bladebreakers, den momentanen Beyblade Weltmeistern, oder?"

Wollte diese Möchtegern Gothictussi ihn etwa herausfordern. Anscheinend schon, da sie tatsächlich einen Blade aus ihrer Tasche zog. Nur dass es nicht irgendeiner war sondern ein ganz besonderer, blauer Beyblade mir einem glänzenden Chip in der Mitte. Und darauf war nichts anderes abgebildet als ein roter Phönix.

Der Schwarzhaarige setzte bereits zu einem "Wo hast du den her" an als sie Dranzer gezielt hinter sich schleuderte. Doch anstatt wie erwartet auf den Boden zu fallen wurde er geschickt von einer anderen Person, deren Umrisse nur schwach zuerkennen waren, aufgefangen.

"Na endlich! Wurde auch langsam Zeit, dass du ihn mir wiedergibst, Süße!"

Augenblicklich erstarrte der junge Chinese und schluckte. Diese Stimme! Er kannte sie nur all zu gut, nur wie sollte das möglich sein?! Alle Welt war auf der Suche nach ihm und er...stand kurz vor Mitternacht vor seiner Tür, mitten in China. Wie zur Hölle war er in so knapper Zeit hierher gekommen? Was suchte er hier? Und vor allen Dingen: Was fiel ihm ein, allen so einen riesigen Schrecken einzujagen?!

All das wollte Rei den Anderen fragen, über seine Lippen kam jedoch lediglich ein schwaches "Kai?". Mit ernstem Blick trat der Silberhaarige einige Schritte nach vorne, sodass auch er von dem, aus dem Haus fallenden Licht beleuchtet wurde. In diesen Klamotten hatte er seinen Teamchef noch nie gesehen, was ziemlich schade war...

Kai trug noch immer seine grüne Schuluniform mit der roten Krawatte, wobei das Hemd ein Stück aufgeknöpft war. Viel auffälliger wirkten aber die blauen Streifen in seinem Gesicht oder vielmehr das Fehlen eben dieser. Stattdessen trug der Halbrusse einen kleinen, wie nicht anders zu erwarten, blauen Ohrstecker.

Fast von selbst leckte der Schwarzhaarige sich gierig über die Lippen. Während er dies realisierte wurde die Bewegung abrupt gestoppt. Leicht verlegen bat er seine müde wirkenden Gäste herein. Ohne groß Fragen zu stellen führte er sie zu einem kleinen Raum mit mehreren am Boden liegenden Matten. Gästezimmer konnte man es zwar nicht gerade nennen, aber besser als nichts war es auf alle Fälle.

"Macht es euch so gemütlich wie es euch möglich ist. Nichts Großartiges hier, aber immerhin etwas, nicht?! Ach ja, falls ihr duschen wollt, gegenüber ist das Bad, Handtücher hängen da."

Wie auf ein Stichwort marschierte Kai geradewegs an ihm vorbei und streifte wie zufällig über seine Schulter bevor er hinter der sich schließenden Tür verschwand. Rei hingegen verzog sich in sein Zimmer, drehte die Musik leiser und begann irgendein Buch zu lesen. Eigentlich starrte er die Buchstaben auf den einzelnen Seiten an, als ob er nicht verstehen könnte, was für ein Sinn hinter der Anordnung stecken könnte. Exakt 8 Minuten und 16 Sekunden später hörte er, wie der Duschhahn kurz zugedreht wurde und bemerkte, dass er die ganze Zeit nur darauf wartete Kai aus dem Bad kommen zu sehen.

Später wusste er nicht mehr genau was wie passiert war doch der Silberhaarige stand plötzlich neben ihm und er spürte ein weiches, angenehmes Kribbeln auf seiner Wange. Kais Lippen fühlten sich herrlich an. Wie eine Feder schienen sie seine eigene Haut zu streicheln.

"Happy Birthday und danke", wurde noch gemurmelt uns schon war der Halbrusse wieder fort. Rei hingegen strich sich ungläubig über die Wange und vergrub sein Gesicht in den Kissen. Was hatte dieser Vollidiot da gerade nur getan?!

1.2. Find your way straight into the future

2. Kapitel: Find your way straight into the future
 

"Kai! Untersteh dich, wenn du nicht einen äußerst qualvollen Tod sterben willst! Lass deine Finger da weg oder ich hack sie dir ab!"

Gähnend tapste Rei leicht übermüdet in die Küche, aus der seit ca. einer Stunde höllischer Lärm zu hören war. Verschlafen rieb er sich die Augen und seufzte leicht. Was seine beiden Gäste da wohl machten, in aller Herrgottsfrühe. Je nach Betrachter empfand er 10 Uhr morgens heute für viel zu früh um aufzustehen. Dennoch hatten die Beiden ihn aus dem Bett bekommen.

Verwundert beobachtete er einen sich mit Händen und Füßen wehrenden Kai, der verzweifelt versuchte den Hieben des Kochlöffels, der immer wieder gezielt auf seine Finger einschlug, auszuweichen. Dazwischen grinste er die Schwarzhaarige andauernd hämisch an was diese nur dazu brachte, weiter auf ihn einzuschlagen.

Plötzlich schien er seinen Gastgeber bemerkt zu haben. "Morgen Rei!" wurde kurz gemurmelt und schlagartig stellten die beiden ihre Aktivitäten ein. Grüne Augen musterten ihn erneut neugierig, was er ihr heute auch kaum vergönnen konnte, sah man ihm den Schlafmangel im Moment mehr als deutlich an. Der Grund seiner nächtlichen Unruhe hingegen beachtete ihn kaum und machte sich stattdessen eifrigst daran, den Tisch für das Frühstück zu decken. Woher der Silberhaarige allerdings wusste, wo sich dieser befand, war äußerst fragwürdig, wurde allerdings nur am Rande registriert, da aus der Küche ein köstlicher Geruch strömte. Genüsslich sog der Schwarzhaarige den Duft auf und sah verwundert zu dem Mädchen vor sich.

"Pfannkuchen?!"

Sie nickte nur kurz und verschwand wieder am Herd. Schulter zuckend setzte Chinese sich auf einen Stuhl und beobachtete die beiden gespannt. Anscheinend waren sie ein eingespieltes Team, da sie sich beim Anrichten nicht ein einziges Mal auch nur ganz kurz im Weg standen. Ob die Kleine wohl doch Kais Schwester oder sogar Freundin war?

"Hau rein, sie sind auch nicht vergiftet, ich hab' ihn extra weit weg von der Pfanne gehalten!"

Freundlicherweise schaufelte sie ihm ordentlich Pfannkuchen auf seinen Teller und beobachtete ihn abwartend als er langsam begann zu essen. Aber die Teile schmeckten wirklich hervorragend sodass dem ersten bald ein zweiter und sogar noch ein dritter folgte.

Die ganze Zeit über hatten alle drei geschwiegen und einfach nur gegessen. Nach einem Seitenblick Kais zu seiner Begleiterin begann er eine, anscheinend schon länger angebrochene Diskussion fortzuführen.

"Da wir jetzt für's Erste angekommen sind, sollten wir uns wirklich schnellst möglich überlegen, wo wir denn jetzt hinwollen, da wir ja kaum erwarten können, ewig Reis Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Also, wohin jetzt?!"

Sie senkte nachdenklich den Kopf und begann ein wenig auf ihrer Unterlippe herumzukauen, ein deutliches Zeichen dafür, dass sie schon länger über diesem Problem grübelte. Aber bis auf weiteres hatte sie wohl auch keine Lösung parat. Rei blickte angespannt zwischen den beiden hin und her. Sie waren wirklich nicht gerade entspannt. Sogar dem Silberhaarigen konnte man die leichte Nervosität ansehen.

"Ich würde vorschlagen, erst einmal den Tisch abzuräumen, bevor ihr hier eure Gehirne mit Grübeln zum schmelzen bringt!", unterbrach der Schwarzhaarige die Stille schief grinsend.

Fast augenblicklich starrten rubinrote Augen ihn böse an. Er schluckte laut und machte sich so schnell wie möglich daran, die Teller in die Küche zu bringen. Kurz darauf folgte ihm die unbekannte und begann, das Geschirr abzuwaschen.

"Ich dachte du könntest Hilfe gebrauchen." wurde auf seinen verwunderten Blick hin erklärt. "Danke, ähm..." Mein Gott, da ließ er eine Wildfremde die mitten in der Nacht vor seiner Tür stand herein, bei sich übernachten uns sich sogar von ihr bekochen und kannte dabei noch nicht einmal ihren Namen.

"Nenn mich einfach Angel, das tun so und so alle", grinsend reichte sie ihm die vom Spülwasser nasse Hand.

"Ok, Angel, dann lass uns mal anfangen, da sich der Herr Hiwatari wohl kaum herablassen wird, uns zu helfen!"

Und so werkelten die beiden Schwarzhaarigen in der Küche und beseitigten die letzten Spuren des Frühstücks gekonnt. Keiner sagte etwas und dennoch war die Stille zwischen ihnen nicht etwa unangenehm. Nein, irgendwie kam Rei diese Situation seltsam vertraut vor, auch wenn er sich versichern konnte, noch nie schweigend mit jemandem in der Küche zusammengearbeitet zu haben.

Sicherlich waren schon oft Leute bei ihm, die ihm sogar ab und zu ein wenig halfen aber eigentlich immer munter drauf los redeten. Gut, mit Kai hatte er solche "Gespräche ohne Worte" recht häufig geführt, aber so ähnlich waren sich die beiden nun auch wieder nicht, dass man von einem auf den anderen schließen konnte. Nur die Augen, die bei beiden so kalt und gleichzeitig verlassen wirkten. Dass dies bei weitem nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen den beiden war sollte er im Laufe der Zeit schon noch feststellen...
 

Kai, der für einen winzigen Moment vorhatte den Beiden zu helfen, verwarf diese Idee möglichst schnell wieder. Blöder Gedanke! Seit wann half er schon anderen Menschen. Nun, eigentlich immer schon, nur so versteckt, dass es nicht so auffällig war. Hier und da eine "hilfreiche" Bemerkung, meist im abfälligsten Meckerton, der irgendwie möglich war. Fragwürdige Methode, sicher, aber bei Takao klappte es, natürlich erst nachdem dieser sich lautstark abreagiert hatte. Nur, beim Abwasch würde er sich wohl oder übel die Hände schmutzig, in dem Fall eher nass, machen. Und so etwas tat der Kai Hiwatari schließlich nicht, den alle Welt kannte und bewunderte.

Aber dieser Kai schleppte auch kein Mädchen quer durch China mit sich herum, nur um einen kleinen schwarzhaarigen Chinesen zu beruhigen. Dieser Kai hatte auch nicht die Absicht, sich irgendwo für eine Weile zu verstecken. Dieser Kai hatte ja keine gottverdammte Vergangenheit, die ihn jetzt noch verfolgte. Er schon!

Er war sofort mit ihr aufgebrochen, als sie ihm die Situation erklärt hatte, um zu der Person zu gelangen, der er im Moment mehr als allen anderen vertraute, auch wenn der schwarzhaarige das nicht wusste...

Natürlich hatte Rei die beiden ohne einen Laut der Missbilligung sofort herein gelassen und bis jetzt noch keine einzige Frage zu ihrem plötzlichen Auftauchen gestellt, wofür der Halbrusse ihm sehr dankbar war. Dankbar genug, um ihn rein intuitiv sanft auf die Wange zu küssen, wie er es als Kind immer bei seiner Mutter gemacht hatte. Macht der Gewohnheit...aber Rei sah in diesem Moment so was von dämlich aus der Wäsche. Zu niedlich....

Der "normale" Hiwatari junior würde bestimmt nie so etwas von einem seiner ehemaligen Teamkameraden denken aber dies war nun mal der am besten passende Ausdruck für den verwirrten Blick und die Unsicherheit des Chinesen.

Gerade noch konnte er ein vergnügtes Quietschen beim Gedanken an den Schwarzhaarigen unterdrücken. Stattdessen grinste er zufrieden vor sich hin und verzog sich so schnell und vor allem gleichzeitig leise wie möglich vom Esstisch in "sein" Zimmer wo er sich auf eine der matten fallen ließ. Dies war jetzt weder der richtige Moment um Trübsal zu blasen noch um Freudenfeste zu feiern.

Er musste jetzt dringend überlegen, wie sie weitermachen sollten. Dass das ganze hier so und so nur Zeitschinderei war, war ihm durchaus bewusst. Sie brauchten ja auch nichts anderes tun, außer möglichst unauffällig zu bleiben und sich für die nächsten Monate erstmal nicht mehr sehen zu lassen. Leichter gesagt als getan. Da er, aus Übermut und wegen mangelhafter Überlegungen, Rei mehr oder weniger mit in die ganze Angelegenheit hineingezogen hatte, würde dieser sie garantiert nicht ohne eine gute Erklärung wieder von dannen ziehen lassen.

Ok, und woher bekam er auf die Schnelle eine passable ausrede her?

Irgendwie musste der kleine Chinese davon abgehalten werden, sich tiefer in der ganzen Angelegenheit zu verstricken. Schwierig, wenn man ihn nicht anlügen und auf keinen Fall verletzen wollte...

Angel schwanger? - Ne, dafür würde sie ihm an die Gurgel gehen!

Urlaub? - Schon klar, ohne Hotel und mit Anreise zu Fuß!

Verlaufen? - Sich von Russland aus nach China verlaufen. Dumme Idee.

Als Überraschungsbesuch zum Geburtstag? - Fehlten nur noch die rote Nase und die riesigen Clownschuhe. Nein, das ging auf keinen Fall. Aber der einzige vernünftige Vorschlag wäre...nun, dem Schwarzhaarigen die Wahrheit zu sagen. Würde auch nicht glatt laufen, außer natürlich, man erzählte ihm die Geschichte nur stellenweise.

Jetzt musste er es nur noch schaffen, Angel so unauffällig wie möglich einzuweihen.
 

Noch immer schweigend saßen sie in seinem Zimmer und lauschten der lauten Musik. Es war die CD, die Mao ihm geschenkt hatte, das Lied bei dem er an Kai denken musste, setzte zu seinen ersten Takten an und er vernahm ein leises Summen von der Schwarzhaarigen. Fast lautlos sang sie jedes einzelne Wort mit, als habe sie das Lied selbst geschrieben. Beim Refrain erhob sie sogar ihre Stimme und schloss dabei ganz automatisch die Augen.

"...it's not ok, but we're alright. I remember the days, you were a hero in my eyes but those are just a long lost memory of mine. I spent so many years learning how to survive. Now I'm writing just to let you know I'm still alive..."(©Good Charlotte "Emotionless")

Er schluckte kurz. So wie sie sang hörte es sich sogar noch überzeugender als im Original an, auch wenn ihre Stimme und die Qualität des Gesangs nicht makellos waren. Vielleicht waren es ja gerade die manchmal etwas schiefen Töne und die kleinen Grimassen, die sie dabei schnitt, die ihn so beeindruckten. Dieses Mädchen hatte die Fähigkeit, mühelos die gesamte Aufmerksamkeit zu erlangen und es selbst noch nicht einmal zu bemerken.

Zufrieden lächelnd öffnete sie die Augen wieder und zog die Beine an. Langsam, in einer seltsamen Art, sogar schon fast bedächtig, schlang sie die Arme um ihre Knie und stützte ihren Kopf auf. Weder sah sie ihn an noch sprach sie.

"Warum seid ihr abgehauen?"

Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte sie ihn, sah dabei aber durch ihn hindurch. Wieder schien es so, als wolle sie ihn zur Antwort anschweigen doch ihr Blick festigte sich in Sekundenschnelle und sie starrte Rei teils überrumpelt teils unterkühlt und ein klein wenig nervös an.

"Was geht's dich an! Kann dir doch scheißegal sein und das sollte es besser auch!"

Obwohl sie ihre Worte wie eine Drohung hatte klingen lassen wollen hörte er die leise Angst in ihrer Stimme mitschwanken. Anscheinend war etwas passiert, dass sie so schnell wie möglich dazu bewegt hatte, wegzulaufen, da weder Kai noch sie ihre Flucht, wenn es den eine war, genauer geplant hatten. Ob sie nicht darüber reden wollte oder konnte?

Noch immer blitzten ihn grüne Augen gefährlich an. Mit dieser Frage hatte er sich wohl in gefährliche Gewässer begeben. Es war wohl besser, wenn er einstweilen nicht weiter nachfragte und das Ganze auf sich beruhen ließ. Irgendwo hatte er das Gefühl, jetzt schon zu tief in der Sache drin zu sein. Aber plötzlich einen Rückzieher machen? Geduldig wartete er, bis sie sich wieder gefasst hatte und lächelte sie dann einnehmend an. Mit dieser kleinen Geste wollte er ihr zeigen, dass er sie verstand und nicht weiter nachbohrte.

"Sorry, ich wollte dich nicht aufregen. Wenn es mich nichts angeht, dann werde ich auch nicht weiter nachfragen.", entschuldigend grinsend griff er nach dem Telefon und verließ sein Zimmer. Kurz drehe er sich noch im Türrahmen um und meinte leise:

"So Leid es mir tut geht es mich jetzt doch etwas an. Schließlich seid ihr bei mir mitten in der Nacht vor der Tür aufgetaucht. Aber ich kann warten."

Die Tür fiel ins schloss und zurück blieb eine nachdenkliche Schwarzhaarige, die sich frustriert auf das weiche Bett fallen ließ. Die Situation war komplizierter als am Anfang angenommen. Dieser Rei, auch wenn er auf den ersten Blick sehr niedlich und völlig ungefährlich wirkte, könnte sie beide noch in bedenkliche Schwierigkeiten bringen. Entweder sie erzählen ihm gar nichts und verschwanden gleich wieder, was Kai-chan bestimmt nicht gefallen würde, oder...

Resigniert wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Da musste wohl die Wahrheit ein ganzes Stück zu Recht gebogen werden. Aber was tat man nicht alles um einen Eisblock glücklich zu sehen. Denn dieser kleine Chinese tat ihrem Kai wirklich gut. Seitdem sie sich dazu entschlossen hatten, nach China zu fliegen und den Schwarzhaarigen zu besuchen redete er nur noch von dessen Augen, seiner Freundlichkeit und anderen auf Dauer nervtötenden guten Eigenschaften Reis.

"Wobei ich, glaube ich, noch immer die einzige bin, die Kai jemals von jemandem hat schwärmen hören. Tja, da kann ich mir wohl selbst auf die Schulter klopfen. Ich hab' den kleinen Hiwatari anscheinend ziemlich weich gekocht!"

Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie war, dass die Tür wieder geöffnet wurde und der Silberhaarige herein schlich. Demonstrativ kniete er sich breitbeinig über sie und pustete ihr seinen Atem ins Gesicht. Grinsend zog sie ihn in eine freundschaftliche Umarmung.

"Ich hab' dich vermisst, Kai-chan!"

mit einem Mal wurde er für einen Moment völlig ruhig und ließ sich in ihre Umarmung sinken, sich von ihr festhalten. Niemand konnte ihn sehen, weder der, vor dem er weglief noch der, der ihm so einst nahe stand oder der, der ihm seine Gedanken raubte. Es war fast wie früher.

"Ich dich auch, Engelchen. Es war sehr einsam in all den Jahren ohne dich. Ich wäre fast gestorben, als du eines morgens nicht mehr da warst. Man hat uns erzählt, du seiest adoptiert worden und würdest jetzt ein wundervolles Leben führen. Alle die dich kannten haben sich für dich gefreut, nur ich nicht. Ich habe dich in diesem Moment so sehr gehasst! Nie wieder wollte ich auch nur an dich denken. Und dennoch hab' ich dich vermisst. Ich habe mich sogar..."

Und so plötzlich wie er seine Schwäche gezeigt hatte, war auch die Mauer um ihn herum augenblicklich wieder an ihrem ursprünglichen Platz und schirmte ihn vor der Außenwelt ab. Noch bevor er sich aus ihren Armen löste wusste "Angel" bereits, dass sie ihn erneut an seine Erinnerung verloren hatte, dass er es noch immer bereute, worauf er sich damals eingelassen hatte. Er gab sich immer noch die Schuld daran, was aus ihnen allen dreien geworden war. Ihr, die von allein gelassen wurde. Sich selbst, dessen Herz zu Stein erstarrt war und dessen eigene Dunkelheit drohte, ihn zu verschlingen. Und natürlich er, den sie beide wie einen Bruder geliebt hatten und der sie beide verraten hatte.
 

Das gelb leuchtende Display ging gerade wieder aus doch noch immer konnte man bei genauem hinsehen die eingespeicherte Nummer sehen. Unsicher betrachteten zwei bernsteinfarbene Augen die lange Zahlenfolge. Sollte er das wirklich tun? Seine beiden Gäste würden davon nicht gerade begeistert sein. Aber die anderen (er selbst natürlich auch) würden sich sicher entschieden besser fühlen, wenn er jetzt dort anrief und die ganze Situation aufklärte. Vor allem er selbst würde sich dann besser fühlen.

Seufzend legte er das silberne Telefon neben sich auf den Tisch und starrte die Tischplatte genervt an. Es war zum Haare ausreißen. Entweder er rief jetzt an und erklärte Dicki alles oder er tat es nicht und versuchte, Kai und diese Angel zu überreden, ihn mitkommen zu lassen. Letzteres gefiel ihm im Augenblick wesentlich besser.

Seit wann er vor hatte die beiden zu begleiten?

Nun, eigentlich seit Kai heute beim Frühstück meinte, dass sie nicht ewig hier bleiben konnten. Da kam in ihm schon das unbestimmte Gefühl auf, den Silberhaarigen nicht gehen lassen zu dürfen. Irgendetwas schien ihm dabei nicht zu stimmen. Den Entschluss mitzukommen, wenn sie wirklich gehen mussten, hatte er gerade eben erst gefasst. Er wollte wissen, ob das ungute Gefühl berechtigt war. Und Angels Verhalten hatte seine Vermutung bestätigt. Etwas stimmte da ganz und gar nicht! Er würde schon noch dahinter kommen! Aber zu Erst...musste Kai davon überzeugt werden, ihn, Rei, mit zulassen. Vielleicht, wenn er wenigstens Kenny Bescheid sagen würde, könnte er ihnen helfen, ein besseres Versteck als zum Beispiel sein Haus zu finden. Nur zu gut konnte der schwarzhaarige verstehen, warum der Halbrusse so schnell wie möglich von hier weg wollte. Es war ja doch ziemlich offensichtlich, dass Kai zu einem seiner ehemaligen Teamkameraden ging. Und wenn Biovolt ihn suchte...

Aber was wollte Voltaire bitte von diesem Mädchen. Schließlich war sie es, die bei Kai aufgetaucht war und ihn mitgenommen hatte. Oder war es doch anders herum verlaufen? Kopfschüttelnd suchte er im Kurzwahlverzeichnis nach Kennys Handynummer. Wenige Sekunden später hörte er die monotone Computerstimme seiner Mailbox den üblichen Text hinunterrattern und das Piepssignal für Nachrichten ertönte.

"Ähm...hey Kenny, hier ist Rei! Gibt es etwas Neues? Blöde Frage, da du ja anrufen wolltest, falls es Neuigkeiten gib. Was ich meine ist...Ok, noch mal von vorne. Ich muss dir etwas Wichtiges sagen:

Ich weiß jetzt was mit Kai ist. Was genau ist, natürlich nicht nur...Angel hat so etwas Merkwürdiges gesagt. Eigentlich hat sie überhaupt nichts gesagt. Aber du kennst Angel ja gar nicht! Ich kenne sie auch nicht...ich habe sie zwar schon mal gesehen, sie stand nämlich gestern vor meiner Tür und...

Was ich eigentlich sagen will ist, dass Kai mit samt Begleitung gestern mitten in der Nacht vor meiner Tür aufgetaucht ist und sich vorübergehend hier einquartiert hat. Ich muss jetzt Schluss machen, Kai hat nämlich keine Ahnung von diesem Anruf und eigentlich hat das Ganze hier nie stattgefunden..."

Er hätte wohl noch weiter wirres Zeug vor sich hin gebrabbelt hätte nicht in diesem Moment ein zweites Piepsen das Ende der Nachricht verkündet. Schulter zuckend legte er auf und starrte das Telefon an. Hoffentlich verstand Kenny sein wirres Gefasel überhaupt.
 

Rei erhielt den gesamten Vormittag über weder Antwort von Kenny, eine Nachricht von Mr. Dickinson noch konnte er mit Kai reden. Also entschloss er sich, etwas zu tun, das er schon lange nicht mehr gemacht hatte. Er schnappte sich seinen Blade und ging von sich aus trainieren. Obwohl er selbst merkte, dass er etwas aus der Übung war, klappte das ganze doch recht gut. Er beherrschte die meisten Spielzüge noch immer nahezu perfekt und selbst Drigger ließ sich problemlos aufrufen.

"Du bist immer noch äußerst begabt, Reimond Kon! Deine Mutter wäre sicherlich äußerst stolz auf dich, wenn sie dich heute sehen könnte. Sie war eine ganz fantastische Bladerin, der du, wie nicht anders zu erwarten, sehr ähnlich siehst. Gehst du ein Stück mit mir spazieren?"

Mit einem gutmütigen Lächeln ging der Dorf Älteste etwas zitternd auf ihn zu und besah sich den glänzenden, silbernen Blade etwas genauer. Sanft strich er über den auf dem Chip abgebildeten weißen Tiger, in Erinnerungen schwelgend machte er sich langsam auf den Weg in den nahe gelegen Wald, Rei dicht hinter sich.

"Mao sagte mir, du seiest äußerst nachdenklich in letzter Zeit. Sie meinte du würdest hier keinen dauerhaften Frieden mehr finden. Selbst in diesem Punkt bist du ihr ähnlich!

Ray, deine Mutter, war kaum älter gewesen als du jetzt, als man ihr den White Tiger vermacht hatte. Sie war damals ausgezogen, Hilfe für ihr Dorf zu finden. Wir bereiteten ihr ein riesiges Abschiedsfest und warteten auf ihr Wiederkommen.

Ihrer Rückkehr war jedoch längst nicht so glorreich wie ihr Auszug in eine ihr unbekannte Welt. Mitten in der größten Hitze war sie ermüdet in meine Hütte gestolpert, die Hände fest um den deutlich von der Schwangerschaft gekennzeichneten Bauch geschlungen. Sie hatte keine Hilfe gefunden. Nur eine unglückliche Liebe war ihr widerfahren und die einzige Erinnerung an deinen Vater außer dem Kind in ihrem Bauch war der neue Blade, den er um Drigger gebaut hatte.

Obwohl sie viel zu erschöpft für die Strapazen einer Geburt war, kamst du noch am selben Tag als gesunder, kräftiger Junge auf die Welt. Leider hat sie das nie erfahren können, da sie die Schmerzen und die völlige Überanstrengung nicht überlebt hat. Aber ich erinnere mich noch wie sie mit einem seligen Lächeln dort lag, als wollte sie mir sagen, ich solle auf dich aufpassen!

Ich weiß, bis her haben wir dir erzählt, du seiest ein Findelkind. Aber dem ist nicht so, Ray. Deine Mutter hat uns viel zu früh verlassen! Deshalb wollten wir alles daran setzen, dass wenigstens du für immer bei uns bleibst. Doch ich spüre seit langem, dass dich etwas beschäftigt, nicht war? Du kannst nicht hier bleiben. Du musst diese beiden begleiten und vielleicht findest du ja heraus, was deine Mutter mit ins Grab genommen hat..."

Mit glänzenden Augen blieb der alte Mann vor einem einfachen Grab mitten im Wald stehen. Der Schwarzhaarige erinnerte sich daran, hier oft mit Lee und Mao gespielt zu haben. Aber niemand von ihnen wusste, wer dort unter der Erde lag. Sie hatten auch nie danach gefragt. Wie oft hatten sie für die Fremde im Wald gebetet, ohne zu wissen, ob es noch jemanden gab, der sie gekannt hatte. Wer hätte ahnen sollen, dass seine eigene Mutter es war.

"Nur sie wusste es, kannte den Namen deines Vaters. Sie hat ihn aber niemandem verraten, wahrscheinlich aus Angst, du könntest ihr weggenommen werden. Und jetzt stehst du hier, nachdem ich dir die Wahrheit gesagt habe und hast keinen Anhaltspunkt, wer es sein könnte!"

Der Älteste wollte sich wieder zu Rei umdrehen und ihn beschwichtigend in den Arm nehmen. Dieser jedoch sah ihn hasserfüllt an. Man hatte ihn belogen. Die ganze Zeit hatte man ihn belogen. Seine Eltern waren gar nicht beide unbekannt verstorben. Seine Mutter stammte aus diesem Dorf, hatte hier gelebt und war sogar hier begraben.

Und sein Vater. Sein Vater war wahrscheinlich noch am Leben. Vielleicht suchte er sein Kind sogar verzweifelt. Und er? Er wusste bis gerade eben noch nicht einmal, dass sein Vater noch lebte.

"Verzeih uns, Rei! Wir wollten nur das Beste für dich!"

Einzelne Tränen rannten aus den sonst so strahlenden bernsteinfarbenen Augen. Das Beste! War es etwa das Beste für ihn gewesen, mit dem Gedanken aufwachsen zu müssen, seine Eltern nie sehen zu können, sie tot zu wissen und noch nicht einmal an ihrem Grab trauern zu können. Er kam sich so belogen vor. Mit raschen Schritten rannte der junge Chinese zurück zu seinem Haus und sah sich verächtlich um.

Sein ganzes Leben hier war eine einzige Lüge gewesen. Nichts entsprach der Wahrheit. Er hätte heulen können, hätte schreien können. Aber er tat nichts von alledem. Seine Augen starrten nur leer auf dem Boden. Nicht einmal mehr Tränen flossen über seine Wangen so wie gerade eben. Alles schien so...lächerlich...

Wie in Trance ließ er sich zu Boden gleiten und blieb so regungslos sitzen.
 

Nachdenklich sah er aus dem Fenster. Seit heute morgen hatte er weder mit Angel noch mit Rei geredet. Und mittlerweile war es bereits Abend. Von ihr wusste er zwar, dass sie gerne herumstreifte. Aber Rei. Natürlich war auch dieser ab und zu Mal verschwunden, wenn er Zeit für sich brauchte, nur bis jetzt kam er stets nach höchstens drei Stunden zurück. Das er weg gegangen war, war jedoch bereits weitaus länger her. Insgeheim hatte der Silberhaarige ihn beobachtet, was er aber nicht zugeben würde.

Genauso wenig, wie er zugeben würde, dass er sich ein wenig Sorgen um den Schwarzhaarigen machte. Und das nicht erst seit heute oder gestern. Viel mehr kümmerte er sich schon seit einiger Zeit mehr um den kleinen Chinesen als um sonst irgendjemanden. Etwas an ihm hatte den Eisblock in seinem Inneren ein ganz klein wenig zum Schmelzen gebracht. Aber anstatt sich jetzt besser zu fühlen war durch die kleinen Risse in seiner sonst so eisern aufrecht gehaltenen Mauer ein anderes, dumpfes, stechendes Gefühl gekrochen. Etwas, dass sie wie ein unsichtbares Gift jedes Mal in seinem gesamten Körper ausbreitete wenn er sah, wie weit seine Freunde doch in Wahrheit von ihm entfernt waren obgleich sie doch neben ihm standen.

Gerade als er nach unten sehen wollte hörte er das leise Knacken der Tür und sah einen völlig fertigen Rei hereinkommen. Doch obwohl er sehr müde wirkte konnte Kai in den hellen Augen eine seltsame Entschlossenheit sehen.
 

Der Schwarzhaarige hatte endgültig einen Entschluss gefasst. Er konnte hier nicht bleiben! Hier hatte er nichts mehr verloren, umgeben von all diesen Lügnern. Sie hatten es gewusst, alle hatten sie es gewusst. Mao, Lee, Kevin - selbst seine besten Freunde hatten ihn belogen. Aber jetzt war es an ihm, die Wahrheit zu finden, seinen Vater.

"Kai", obwohl er etwas zitterte klang seine Stimme völlig fest und ruhig "ich bitte dich nur einmal, dieses eine Mal. Lasst mich mit euch mitkommen! Ich muss etwas herausfinden. Ihr seid die einzige Chance die sich mir bietet. Ich kann dir jetzt nicht sagen, worum es geht nur, dass es sehr wichtig ist. Was sagst du?"

Rubinrote Augen sahen ihn prüfend an, als wolle der Halbrusse seine Entschlossenheit auf die Probe stellen. Entschlossen hielt er dem blick stand, sagte aber nichts und wartete einfach ab. Ein kurzes Hochzucken seiner Mundwinkel (vielleicht sogar ein Lächeln?) ließ ihn aufmerken.

"Angel wird sicherlich nicht gerade begeistert sein, dass du uns begleitest, wo wir doch noch nicht einmal wissen wohin. Aber es scheint dir sehr ernst zu sein. Du kannst mitkommen, unter einer Bedingung: Weder du noch ich hinterfragen das Verhalten des Anderen, egal wie seltsam es uns auch vorkommen mag!"

Er nickte kurz und reichte dem Silberhaarigen die Hand. Dies würde eine Reise ohne Ziel werden. Aber wen kümmerte das schon.

1.3. Just smiling is more than all words can tell

3. Kapitel: Just smiling is more than all words can tell
 

Mitleidig betrachtete sie das einfache, sehr leicht übersehbare Grab. Wer hier wohl lag? Ganz automatisch war sie dem Schwarzhaarigen hinterher geschlichen, hatte aber nichts von all dem verstanden, was der alte Mann ihm erzählte. Nein, der Grund ihrer Anwesenheit war ein anderer...Sie hatte wohl eine Vorliebe für solche ruhigen Orte. Lächelnd ging sie in die Knie und berührte die trockene, harte Erde. Ob es ihr auch einmal vergönnt werden sollte, an einem so friedlichen Ort begraben zu werden.

Ohne das geringste Zögern legte Angel sich schweigend neben das einfache Holzkreuz und starrte mit gefalteten Händen nach oben. Nichts regte sich mehr. Nur ab und zu strich der Wind an den dunkelgrünen Blättern vorbei, säuselte seine leisen Märchen all jenen zu, die alsbald in Schlaf versunken sein werden.

Wie von Geisterhand begann sie leise ein Schlaflied zu summen. Vielleicht konnte sie ja einfach hier liegen bleiben und den Rest der Welt vergessen lassen, dass sie noch immer da war. Ob es wohl ein Fehler ihrerseits war, Kai in die ganze Sache mit hinein zu ziehen. Schließlich betraf es eigentlich nur ihn und sie. Auch wenn der junge Halbrusse sie beide damals erst so eng zusammengeschweißt hatte, würde er es doch nie verstehen können, warum sie noch immer um diesen Menschen trauerte.

Natürlich hatte er vieles falsch gemacht aber wie sollte sie ihn dafür hassen können. Er war ihr doch ihre Kindheit über mit Kai zusammen der liebste Mensch von allen gewesen. Wie hätte sich das in den letzen Jahren, in denen sie so unermüdlich nach den beiden gesucht hatte ändern können. Selbst jetzt, wo sie doch wusste, wer sie und den Silberhaarigen damals wirklich auseinander gerissen hatte, konnte sie ihn nicht hassen, so wie Kai. Er würde wohl immer ein wunder Punkt bleiben.

Mit geschlossenen Augen strich sie sich rührselig durch das kurze, gefärbte Haar. Auch wenn sie nicht lange schwarz bleiben würden, war es kaum möglich, dass er sie wieder erkannte. Zu vieles hatte sich an ihr geändert. Nicht nur äußerlich, auch innen in ihr hatte sich etwas sehr verändert. Ihr weiches Kinderherz, das nicht einmal einem kleinen Insekt etwas hätte antun können war kalt und grausam geworden.

,Du bist wie Lilith, die Dämonenbraut, schön und grausam. Ich habe dir alles gegeben, dir mein Herz geschenkt und dennoch trittst du es mit Füßen. Nichts scheint dir etwas zu bedeuten! Ohne einen Grund zu sagen, willst du einfach abhauen, obwohl wir doch schon fast ein Jahr lang glücklich waren. Und du hast es gewagt mich deine Liebste zu nennen!'

Noch immer hallten ihre Worte im Gedächtnis der Schwarzhaarigen. Obwohl sie sich am Anfang ganz sicher war, dieses Mädchen zu lieben, verlor sie sehr bald schon ihr Interesse an ihr. Eigentlich sogar schon in dem Moment in dem sie sie haben konnte.

"Tut mir leid Feli, aber ich konnte doch nicht bei dir bleiben, wenn sein Schatten mein Herz noch immer einschnürt und ich drohe, daran zu ersticken. Oder Voltaire hätte dich gefunden...Es wäre nicht gut gegangen. Es kann bei mir nie gut gehen. Ich glaube, ich kann gar nicht lieben. Ich habe sie gar nicht verdient...", leise murmelte sie fast lautlos vor sich hin, in Gedanken an zwei graublaue, sanfte Augen versunken.

Ob sie dieses Mädchen geliebt hatte? Ob sie überhaupt lieben konnte? Waren ihre ehrlichen Gefühle ihr etwa schon abhanden gekommen? Aber wenn sie, die nicht halb so viel wie Kai verloren hatte, schon nicht mehr richtig fühlen konnte, wie abgestumpft musste er dann sein, der so viel mehr durchleiden musste?

Doch auch wenn Kai auf die meisten kühl und unnahbar wirkte, wusste sie genau, dass er den Menschen um ihn herum viel näher war, als sie. Für ihn gab es vielleicht noch etwas, was ihn hier fest hielt und von dieser seltsamen Todesnähe im Herzen ein Stück weit entfernt hatte. Sie war es auf jeden Fall nicht...

Kopfschüttelnd stand sie auf und ging mit raschen Schritten zurück zum Haus. Wie wollte sie eigentlich ein halbwegs normales Leben führen, wenn sie die liebe lange Zeit nur an Tod und Verderben dachte! Aber an diesen Gedanken war nur dieser Rei schuld. Er schien Kai so seltsam zu beeinflussen, sodass sie nicht mehr mit ihm reden konnte.
 

Dunkelrote Augen, in denen sich schwach das Licht der Lampe widerspiegelte sahen ihn kühl wie immer an. Doch mittlerweile wusste er jedes Zucken, jedes Blinzeln, selbst die wenigen winzigen Seitenblicke des Silberhaarigen zu deuten, wusste, dass dieser darüber grübelte, warum er sich so entschieden hatte. Aber wie hätte er ihm denn bitte klarmachen können, was er wollte, was er suchte, wenn er selbst nicht genau wusste, ob er es finden würde und ob es ihn glücklich machen konnte. Dennoch musste er sie finden.

"Du wunderst dich sicher, weshalb ich so aufgebracht bin. Nun...ich kann es dir im Moment nicht erklären, ich weiß ja selbst nur, dass ich etwas finden muss. Bitte frag nicht nach. Ich erzähle es dir sicher irgendwann. Nur, ich...ich muss die Wahrheit herausfinden, muss wissen wo ich hin gehöre..."

Noch immer ruhte Kais Blick scheinbar unverändert auf ihm, starrte durch ihn hindurch und sahen ihn dennoch gleichzeitig unbewegt an. Rei war sich ganz sicher, irgendwo in den beiden zu Eis erstarrten Rubinen Verständnis für seine Lage und Ungewissheit zu finden. Erleichterung darüber, dass der Halbrusse nicht weiter nachfragte und stattdessen nur schwach nickte, machte sich in ihm breit. Und zum ersten Mal nach Stunden schlich sich der Anflug eines Lächelns auf sein Gesicht ließ wenigstens für ein paar Minuten die düsteren Gedanken, welche sich bereits in seinem Kopf fest genistet hatten, verschwinden. Kai hatte wirklich bildhübsche Augen, die einen sofort in ihren Bann zogen.
 

Nachdenklich war sein Blick noch immer auf den jungen Chinesen vor sich gerichtet. Auch wenn dieser im Moment wieder lächelte war er seich sehr sicher, dass sich etwas in ihm verändert hatte. Etwas war zerbrochen, eines dieser seltenen und deshalb so wertvollen Gefühle schien ihm abhanden gekommen zu sein. Er konnte nicht zuordnen, welches es war, da er seine Gefühle schon vor langer Zeit abgelegt hatte. Konnte ihm dieser niedliche Schwarzhaarige nicht einfach egal sein oder zumindest einstweilen aus dem Kopf gehen?

Seufzend tastete seine Hand nach dem blauen Blade. Kaum spürte er das harte Material seines Dranzers wurde er um einiges ruhiger und entspannter. Auf sein Bitbeast konnte er sich schon immer verlassen, seit sein Vater es ihm vermacht hatte. Sein Vater...

Die faszinierend kalten Augen wurden bekümmert geschlossen.

Er hatte keinen Vater mehr, keinen Großvater, niemanden, dem er wichtig war. Wieso sollte also ausgerechnet er sich um den Schwarzhaarigen kümmern. Was konnte er ihm schon geben außer einem gefrorenen Herzen und schmerzlichen Erinnerungen, die ihn noch heute verfolgten, wie ein ewiger Schatten an ihm kleben zu schienen. Nichts konnte er diesem wundervollen Geschöpf bieten.

Und dennoch...

Ein leises, beinahe stummes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, nur ganz leicht, als wolle es von der kalten Welt dort draußen ungesehen bleiben und sich nur einer Person zeigen. Früher hatte sie ihm immer ganz geheimnistuerisch von diesem einen besonderen Gefühl erzählt, dass jeder Mensch in sich trug und nur ganz selten in völlig unterschiedlichen Formen erschien.

Da war zum einen das völlig ehrliche Weinen, wenn man mit einer anderen Person gemeinsam litt, als seien es die eigenen Ängste und Schmerzen. Diese vergossenen Tränen sollten das dichte Band zwischen zwei Menschen darstellen.

Zum anderen existierte aber auch das warme, einmalige Lächeln, welches sich von Person zu Person anders zeigte. Manche lächelten oft und ohne sich zu verstecken. Andere lächelten selten, dafür aber unglaublich zärtlich. Und es gab da noch jene Menschen, die versteckt und ungesehen lächelten, in diesen seltenen Momenten jedoch bildschön und so erreichbar wirkten. Es waren jene Menschen, die ein Normalsterblicher nie zu fassen bekam. Rei gehörte seiner Meinung nach zu diesen Leuten.

Diese Beschreibung passte wohl auf den ersten Blick nicht, wenn man den Dunkelhaarigen nicht genauer kannte, wusste, dass seine offene Art nur eine andere Möglichkeit war, Angst tief in seinem Inneren zu verstecken, aus Furcht, andere zu verletzen. Schon lange hatte der Halbrusse festgestellt, dass auch Rei sich in einer gewissen Weise die ganze Zeit über versteckt hatte. Nur das seine eigene Maske nicht so zerbrechlich war wie die des Schwarzhaarigen.

Er hatte ihn nur selten völlig befreit und glücklich gesehen. Aber die wenigen Momente, in denen der Chinese ihn offen anstrahlte waren mitunter die schönsten und freisten in seinem Leben.

Was also konnte geschehen sein, dass Rei so einsam wirken ließ, ihn dazu zwang, sein Versteck aus stetiger Fröhlichkeit aufzugeben?

Wie lange er die Schönheit vor sich nun schon anstarrte wusste Kai nicht. Es musste wohl schon eine ganze Weile gewesen sein, da Ray langsam aber stetig nervöser wurde und unruhig mit seinem Knie auf und ab wippte, was er immer tat, wenn ihm eine Situation unangenehm war. Gerade wollte er zu einer genaueren Erklärung ansetzen doch der silberhaarige brachte ihn mühelos wieder zum schweigen, bevor noch ein Wort die bebenden Lippen verlassen hatte.

"Schon ok, ich habe weder das Recht dazu noch verlange ich von dir eine Rechtfertigung deines Handelns. Du willst uns begleiten. Gut, falls du Angel davon überzeugen kannst, gerne. Wenn sie die Gründe deiner Entscheidung in Frage stellt liegt es bei dir, ihr alles zu erklären oder nicht. Ich persönlich werde mich nicht einmischen, da du auch nie nach meinen Gründen gefragt hast, wenn ich wieder einmal etwas in deinen Augen vielleicht Seltsames getan habe. Es ist mir egal warum du mitkommen willst, solange du dir deiner Sache sicher bist."

Freundschaftlich und ohne die gewohnte Kälte und Arroganz streckte der Halbrusse ihm die Hand entgegen.
 

Den Blick starr zu Boden gerichtet, die Lippen wütend zusammengekniffen saß sie auf dem flachen, nicht all zu hoch angelegten Hausdach. Eigentlich wollte sie direkt zu Kai gehen und sofort mit ihm aufbrechen. Doch das war wegen diesem dämlichen, kleinen Chinesen nicht möglich, da dieser ihren Kai voll geheult hatte, wie schlecht doch sein Leben war und wie wichtig es ihm wäre, sie bei zu begleiten. Kleine Mistkröte!

Natürlich war dem dunkelhaarigen Mädchen völlig bewusst, dass es Rei tatsächlich schlecht ging und er Kai nichts vorgejammert hatte. Nur...etwas in ihr war auf ihn eifersüchtig. Wie hatte er es nur geschafft, den Silberhaarigen so schnell zum schmelzen zu bringen, wo sie doch fast zwei Jahre damit verbracht hatte, sich sein Vertrauen auch nur im Ansatz zu gewinnen. Und da kam dieser fremde Junge...und...und veränderte Kai so. Früher war sie es, die viele Freunde hatte. Damals hatte Kai nur sie, traute nur ihr.

Doch jetzt?!

Schon gleich zu Beginn ihrer "Reise" hatte sie gemerkt, dass mit dem Silberhaarigen etwas nicht zu stimmen schien, er auf eine seltsame, unerklärliche Weise viel ruhiger wirkte, fröhlicher. Und als er dann von ihren ersten möglichen Zufluchtsort gesprochen hatte, war er immer mehr ins Schwärmen geraten, wie freundlich der Chinese doch war, wie gut er bladen konnte, wie niedlich er lächelte...furchtbar!!!
 

Schweigend saßen die beiden in dem großen, fast schon übervollen Flugzeug und warteten ungeduldig auf den Abflug. Ein Außenstehender hätte wohl nicht geahnt, wie nervös sowohl der Silberhaarige als auch seine anscheinend schlecht gelaunte Begleiterin waren. Dieser Flug hier war an sich schon ein ziemliches Risiko, da sie mit ihren eigenen Pässen fliegen mussten und deshalb ihre Spur nur all zu leicht verfolgt werden konnte. Warum mussten sie die Fälschungen auch erst außerhalb von Russland erhalten?! Sicherlich, es war nicht ungefährlich einen, zumindest einem von beiden, bekannten Mitarbeiter der BBA hierher zu schicken. Aber sprach die Gefahr, noch vor ihrer Abreise aufzufliegen nicht dafür, dieses Risiko einzugehen? Scheinbar nicht, da man der Schwarzhaarigen nur kurz mitgeteilt hatte, ihre Deckidentitäten würden sie erst beim Treffen mit einer Vertrauensperson außerhalb des Landes erhalten.

Zum Glück hatte sie schon damals, als sie die Abtei verlassen musste, eine neue Identität verpasst bekommen. Zumindest für Angel war es im Moment kein all zu großes Problem, unerkannt zureisen. Nur Kai, der in ganz Russland wegen seinem Großvater bereits wohl bekannt war, machte ihr sorgen. Auch wenn sie bewusst einen Lastminuteflug gebucht hatten, in der Hoffnung ihre Spur wenigstens en klein wenig zu verwischen ließen die dunklen Vorahnungen die doch noch recht junge Frau nicht wirklich in Ruhe. Zudem wusste sie noch nicht einmal, wohin sie genau unterwegs waren, da Kai ihr lediglich sagen konnte, sie wären dort auf jeden Fall für ein Weilchen in Sicherheit. Mehr wollte er nicht preisgeben, aus Angst belauscht zu werden.

Aber jetzt, ca. 2 Stunden später hatte er noch immer nichts von sich ausgesagt und sie machte ihn leise grummelnd darauf aufmerksam, dass es durchaus angebracht wäre, ihr etwas von ihrem ersten Ziel zu erzählen. Zumindest wolle sie darauf vorbereitet sein wem sie begegnen würde und vor allen Dingen, weshalb sie diese Kontaktperson ausgerechnet in China treffen mussten.

Kurz warf der Halbrusse ihr einen kühlen, abwertenden Blick zu, musterte ihren leicht entnervten Gesichtsausdruck mit einer Mischung aus Belustigung und Spott. Dann jedoch schlich sich etwas klamm heimlich in die sonst so kalten, eisigen Gesichtszüge, war durchaus seltenheitswert hatte: Ein zwar sehr schwaches, fast unsicheres, aber dennoch vorhandenes Lächeln umspielte die schmalen, leicht geöffneten Lippen. Mit einem warmen, für ihn doch sehr ungewöhnlichen Ton in der sonst so schneidenden Stimme erklärte er ihr leise, nahezu flüsternd seine Gedanken.

"In China wohnt ein ehemaliger Teamkamerad von mir. Sehr abgeschiedenes, kleines Dörfchen mitten im Hochgebirge. Ich bin mir sicher, dass man uns einstweilen kaum dort vermuten wird, da fast niemand den Weg dorthin kennt!"

Aber warum sollte dieser Mensch ihnen denn bitte helfen? Auf die stumme Frage in den faszinierend grünen Augen, die ihn abwartend unter leicht gewölbten Augenbrauen ansahen wurde fast augenblicklich geantwortet.

"So lange ich Rei kenne, und dass sind immerhin fast schon 2 Jahre, hat er bis jetzt noch jedem geholfen, der Unterstützung brauchte. Weißt du, er ist wirklich einer der wenigen Menschen, denen wir jetzt problemlos vertrauen können. Und außerdem ist er ein verdammt guter Blader!"

Als ob der letzte Satz alles geklärt und ihr ein ausreichend klares Bild des dunkelhaarigen Chinesen gegeben hätte grinste Kai sie einnehmend an. Anscheinend hielt er das für alle nötigen Informationen, was seine Begleitung dazu bewegte, sich deprimiert an die Stirn zu fassen und ungläubig den Kopf zu schütteln. Wie konnte jemand so intelligentes wie Kai Hiwatari mit einem Mal nur so Strunzdumm wirken.

"Kai-chan", säuselte sie möglichst ruhig auch wenn er deutlich die leise Drohung in ihren Worten wahrnehmen konnte, "auch wenn es noch so gut von dir gemeint war, aber ich kann mir diesen ominösen Rei noch immer nicht wirklich gut vorstellen und werde ihn auch wohl kaum erkennen, wenn du mir nicht augenblicklich sagst, was ich wissen will!"

Mit jedem Wort war der giftige Unterton in ihrer Stimme gestiegen, deutete klar darauf hin, dass sie stinksauer und sehr leicht reizbar war. Unter normalen Umständen hätte er sie jetzt garantiert nicht weiter gereizt, aber da er im Moment nichts Besseres zu tun hatte setze der Silberhaarige noch einen drauf und grinste sie unschuldig an.

"Was willst du denn wissen?!"

Mit einem gewaltigen Maß an Selbstbeherrschung unterdrückte sie den Wutanfall und damit verbundenen Schreikrampf gerade noch. Stattdessen atmete sie kurz tief durch und entgegnete ihm liebevoll lächelnd als würde sie mit einem kleinen Kind sprechen, dass sonst nicht begreifen würde von was die große Tante da eigentlich redete:

"Du könntest mir zum Beispiel erzählen, wie denn dein "ach so toller" Redi eigentlich aussieht. Vielleicht ist er ja mein Typ. Ich hatte ja schon lange nichts mehr Festes mit 'nem Kerl. Wer weiß, eventuell wird ja was draus..."

Gespieltes Entsetzen lag in den strahlenden, rubinroten Augen. Wie sehr hatte sie dieses Leuchten in den letzen 5 Jahren vermisst. Seit sie damals weg gegangen war schien es ihr, als könne Kai nicht mehr richtig Lachen. Seit er mit den Bladebreakers unterwegs war und immer öfter im Fernsehen zu bestaunen war, schien es sich allmählich wieder mehr und mehr zu bessern, aber auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Und dieser war bei der Weltmeisterschaft erreicht. Sie selbst hatte sich ins Publikum gemogelt und konnte deutlich die Veränderung des Silberhaarigen sehen. Es machte ihm nahezu nichts aus, verloren zu haben, da er ja noch immer seine Freunde hatte. Fast wie früher. Doch nachdem sich die Bladebreakers getrennt hatten war die ursprüngliche Kälte wieder in seinen Blick zurückgekehrt.

Aber jetzt, da sie auf dem Weg zu diesem Chinesen waren schien ihr kleiner Eisklotz, welcher gerade damit beschäftigt war, den Kopf wie besessen zu schütteln, die Freude in Person zu sein, soweit diese aussage jemals auf Kai zutreffen konnte. Voller Begeisterung erzählte er ihr von dem katzenhaften Jungen, seinen geradezu magischen Augen, seinem niedlichen Lächeln, seinen putzigen Zähnchen, seinem weichen, langen Haar, seinem hübschen Gesicht, seinem wohlgeformten Körper...und geriet dabei mehr und mehr ins Schwärmen
 

Bei ihrer ersten Begegnung fand sie diesen Rei ja noch ganz ok, sogar ein wenig niedlich. Gut. Sie musste Kai Recht geben, dass dieser Junge wirklich nicht zu verachten war. Eigentlich...eigentlich war der Schwarzhaarige sogar richtig...niedlich...und nett. Heute Morgen konnte sie beim besten Willen keine negativen Eigenschaften an ihm finden und das nervte sie tierisch.

Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, war sie eifersüchtig.

Eifersüchtig auf Rei, dass er ihr den ersten Rang bei Kai ablaufen könnte.

Und dafür hätte sie sich selbst in den Arsch beißen können.

Obwohl sie in Gedanken versunken war hörte sie das leise Knarren eines sich öffnenden Fensters ungefähr drei Meter von ihr entfernt. Obwohl sie bereits wusste, dass nur er es sein konnte, linste sie neugierig in Richtung Geräusch. Es war tatsächlich ein kleines Dachfenster, das von innen geöffnet wurde sodass der schwarzhaarige Junge geschickt und ohne jegliche Schwierigkeiten hinauskletterte. Die bernsteinfarbenen Augen ließen ihren Blick kurz schweifen bis er an der Schwarzhaarigen haften blieb.

Unsicher lächelte Rei sie an, sichtlich nervös. Auch ihre Mundwinkel zogen sich zu einem reichlich schiefen Grinsen nach oben, schließlich hatte er ihr wirklich nichts getan. So freundlich wie möglich deutete sie auf den Platz neben sich, bereits wissend, worüber er mit ihr reden wollte. Zögerlich ließ sich der junge Chinese neben ihr nieder, sie schon fast schüchtern ansehend. Wahrscheinlich nur reine Fassade, schließlich musste er sie nur irgendwie von sich überzeugen. Doch das Gespräch verlief anders, als erwartet:

"Du hast es gesehen, nicht? Das Grab meine ich!"

Grinsend sah er sie an, die hellen Augen jedoch sagten etwas ganz anderes als die fröhliche Art des anderen ihr vormachen wollte. Ihr Gesichtsausdruck musste wohl sehr ertappt aussehen, da Rei ihn als Zustimmung deutete.

"Schau nicht so! Ich hab' dich bemerkt, als ich zurückging. Sonst hätte ich dich wohl kaum bemerkt...Hast du uns belauscht? Hast du gehört, was er mir erzählt hat?!"

Ein rasches Kopfschütteln war die einzige Antwort darauf.

"Na ja, auch nicht schlimm...aber, weißt du, ich habe heute erfahren, dass meine Mutter, die niemand zu kennen schien, hier gelebt hat, in diesem Dorf. Ein ziemlicher Schock für mich, da außerdem mein verstorben geglaubter Vater anscheinend doch noch am Leben ist!"

Ungläubigkeit mischte sich in die grünen Augen, die ihren Gesprächspartner genau musterten. Aber nichts deutete darauf hin, dass er log. Die schönen Katzenaugen waren betrübt zu Boden gewandt.

"Weißt du...ich hielt mich all die Jahre für ein Waisenkind...und jetzt?! Ich bin mir völlig bewusst, dass dir meine Geschichte nichts bedeuten muss und du mich wohl kaum verstehst, aber ich möchte trotzdem gerne mit euch mitkommen...vielleicht kann ich ja etwas über meinen Vater herausbekommen...wenn ich darf..."

Noch immer bewegte der Schwarzhaarige nicht, nur sein ruhiger Atem war zu vernehmen, der stetig auf und ab ging. Beinahe wäre er schon aufgestanden und ganz einfach davon gelaufen als er eine warme, weiche Hand auf seiner Schulter spürte, die ihn sanft streichelte, ohne ihn dabei jedoch tatsächlich zu berühren.

"Schon ok. Ich hab' mich wohl geirrt, du hast sehr wohl gute Gründe ebenfalls ein Weilchen weg zu laufen. Warum also nicht zusammen? Ich bin mir sicher Kai-chan wird sich über deine Gesellschaft freuen."

Dieses Mal war es an Rei erstaunt aufzusehen. Die grünen Edelsteine sahen ihn noch immer kühl an, doch dahinter konnte er einen leichten Schimmer Freundlichkeit entdecken, so wie es auch bei Kai der Fall war, wenn man näher hinschaute. Eventuell, nein ganz sicher sogar, waren die beiden sich doch ein wenig ähnlicher als gedacht.

"Was meinst du damit?", fragte er nicht ohne ein wenig rot um die Nasenspitze zu werden. War es denn so offensichtlich, dass er sich auf diese seltsame Art zu Kai hingezogen fühlte? Oder sollte das Ganze im Scherz gemeint sein und er hatte den Witz bei der Sache nur nicht verstanden.

Angel beobachtete jegliche Reaktion genau und konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen. So abgeneigt schien der Kleine ihrem "Brüderchen" gegenüber nicht zu sein.

"Ach nichts...ich glaube ganz einfach nur, dass deine fröhliche Art dem kleinen Mr. Frost gut tun würde. Und außerdem brauche ich Unterstützung, sonst hol' ich mir nur Frostbeulen! Und du bist hier weit und breit die beste Hilfe, die ich finden kann in Sachen Kai auftauen! Also, wie wär's?"

Grinsend reichte sie ihm die Hand.

"Abgemacht!" Gutgelaunt schlug Rei ein und beschloss spontan, dass wenn er schon mit diesem Mädchen auf große Reise gehen sollte er eventuell etwas mehr über sie und "Kai-chan" in Erfahrung bringen konnte. Doch bevor er mit einem langwierigen Frage-Antwort Spielchen beginnen konnte war Angel bereits wieder nach drinnen geklettert und sah ihn abwartend an.

"Na komm, schließlich müssen wir morgen früh raus, wenn wir aufbrechen wollen! Und soweit ich weiß sind deine Sachen garantiert noch nicht gepackt. Wobei...nimm dir an uns ein Beispiel und pack nur das Nötigste ein. Höchstens ein Rucksack voll, ok?!"

Und schon war sie im Haus verschwunden, einen etwas verdatterten Ray zurücklassend. Nur das Nötigste? Einen einzigen Rucksack voll, dass konnte ja noch heiter werden!

Kopfschüttelnd erhob er sich und streckte sie langsam, ein leises Quietschen von sich gebend. Dieses Dach war schrecklich unbequem für jemanden, der die vorige Nacht über kaum geschlafen hatte. Mit einem mürrischen Gesichtsausdruck stellte er fest, dass sein gesamter Körper verspannt war und sich höchstwahrscheinlich nicht all zu bald entspannen würde...
 

Später an diesem Abend unterhielten die beiden Russen sich angeregt in ihrer Heimatsprache über die Reise, da man jetzt etwas umplanen und noch eine dritte Person mit einbezogen werden musste, was sich jedoch zu beider Erstaunen als kein all zu großes Problem darstellte, da bei ihrer Flucht von Anfang an mit drei Leuten gerechnet wurde und Rei ganz einfach den frei gewordenen Platz einnahm.

"Irgendwie bin ich mittlerweile froh darüber, dass Rei mitkommt, Kai! Ich habe da heute etwas ziemlich interessantes festgestellt", meinte die Dunkelhaarige als sie sich bereits in ihre Betten verkrochen hatten. Im ersten Moment bekam sie als Antwort nur ein leises, müdes Grummeln. Doch dann realisierte der Silberhaarige was sie eben gesagt hatte und wälzte sich neugierig zu ihr herum.

"Und was glaubst du bitte herausgefunden zu haben, Engelchen?!", stichelte er neugierig, sich darüber im Klaren seiend, dass er nur wegen dem Wort "Rei" plötzlich so interessiert war.

Sanft strich sie ihm einige Haarsträhnen aus dem Gesicht und lächelte ihn warm an, sah aber gleichzeitig durch ihn hindurch sodass er ganz von selbst die Augen schloss und nicht weiter nachfragte. Wenn seine Kleine so etwas tat war dies ein Zeichen dafür, dass sie bereits wieder in ihre Gedankenwelt versunken war. Also hieß es jetzt wohl oder übel schlafen, da man mit ihr in diesem Moment nicht mehr reden konnte.

Die Schwarzhaarige dachte noch eine geraume Weile über den hübschen, katzenhaften Chinesen nach, der es ihrem Kai so sehr angetan hatte. Ob sie wohl Recht mit ihrer gerade gekommenen Vermutung hatte und dieser dabei war, sich in den Eisklotz Hiwatari zu verlieben? Eines war auf jeden Fall ganz sicher:

Rei sorgte sich um Kai, was schon allein durch seinen unglaublich erleichterten Gesichtsausdruck als er den ehemaligen Teamchef der Bladebreakers wieder sah zu beweisen war. Und wenn er Kai nicht schon längst ganz bewusst verfallen war, konnte es mit Sicherheit nicht mehr lange dauern bis es so weit war.

Nachdem sie sich sicher war, dass der Silberhaarige bereits schlief flüsterte sie ihm ein leises "Ich bin sogar ein klein wenig eifersüchtig auf dich" ins Ohr.

On our way to nowhere

4. Kapitel: On our way to nowhere
 

Mit seiner Vermutung, dass er erneut eine nicht gerade erholsame Nacht verbringen musste schien Ray mehr Recht behalten zu haben als er es wollte. Nachdem er seine Sachen, einen Rucksack für das allernötigste und einen Beutel Kleidung zum Wechseln - wohl gemerkt doch mehr als nur der eine Rucksack - gepackt hatte wollte er zwar sofort zu Bett gehen, schaffte es aber aus irgendwelchen Gründen nicht, sich ruhig hinzulegen und auf das Eintreffen des bitter nötigen Schlafs zu warten. Stattdessen saß er lieber an seinem Schreibtisch und kritzelte vor sich hin. Was genau er da gezeichnet hatte wusste er nicht mehr genau. Ein, zwei Skizzen von seinem Drigger waren sicher dabei gewesen. Und eine überraschender Weise erstaunlich gute Zeichnung von Kai und Angel die sich fröhlich neckten, ganz ausgelassen lachten, nicht so, wie sonst immer hinter vorgehaltener Hand, heimlich.

Denn etwas an dieser "Flucht" gab ihm zu denken, ließ ihn nicht mehr los:

Weder schien Kai die 4. Kapitel: On our way to nowhere
 

Mit seiner Vermutung, dass er erneut eine nicht gerade erholsame Nacht verbringen musste schien Rei mehr Recht behalten zu haben als er es wollte. Nachdem er seine Sa-chen, einen Rucksack für das allernötigste und einen Beutel Kleidung zum Wechseln - wohl gemerkt doch mehr als nur der eine Rucksack - gepackt hatte wollte er zwar sofort zu Bett gehen, schaffte es aber aus irgendwelchen Gründen nicht, sich ruhig hinzulegen und auf das Eintreffen des bitter nötigen Schlafs zu warten. Stattdessen saß er lieber an seinem Schreibtisch und kritzelte vor sich hin. Was genau er da gezeichnet hatte wusste er nicht mehr genau. Ein, zwei Skizzen von seinem Drigger waren sicher dabei gewesen. Und eine überraschender Weise erstaunlich gute Zeichnung von Kai und Angel die sich fröhlich neckten, ganz ausgelassen lachten, nicht so, wie sonst immer hinter vorgehalte-ner Hand, heimlich.

Denn etwas an dieser "Flucht" gab ihm zu denken, ließ ihn nicht mehr los:

Weder schien Kai die Dunkelhaarige zu erwarten noch auf ein Verschwinden vorbereitet zu sein. Gestern meinte er ja auch, der Chinese könne mitkommen falls Angel nicht da-gegen hatte. Aber wie er den Silberhaarigen eigentlich einschätzte würde dieser sich in eigener Sache niemals dazwischen reden lassen. Also konnte es wohl nicht sein eigener Plan gewesen sein, zu fliehen. Was wiederum die Frage aufwarf, was zu Hölle bitte die Schwarzhaarige mit Biovolt am Hut haben könnte. Denn ganz sicher hatte Voltaire seine Finger im Spiel.

Im Moment allerdings hatte er da ein anderes, kleines Problem, dass ihre Abreise den-noch beträchtlich verzögern könnte. Er fand sein Portmonee nicht. Und das brauchte er verdammt noch mal, wenn er verreisen wollte. Ohne Ausweis ging nun mal gar nichts. Außerdem befand sich dort ein für ihn sehr wichtiges Foto. Sozusagen eine Erinnerung an einen ganz besonderen Tag, ein Ereignis, dass noch vor seiner Zeit bei den Bladebrea-kers stattgefunden hatte. Es war zwar nichts weiter als ein simples Schnellfotobild aber...

Zufrieden grinsend zerrte er den Geldbeutel unter seinem Bett hervor. Etwas umständlich wurde das Foto aus einer der vielen kleinen Taschen gezogen und schmunzelnd betrach-tet. Beinahe zärtlich strich er über das Abbild des Jungen neben sich. Wie glücklich er gelächelt hatte, wie befreit. Er konnte sich noch genau an das erinnern, was er damals gesagt hatte: "Weißt du, bald ist alles vorbei. Sobald ich richtig gut bin wird er mir nichts mehr zum vorwerfen haben und ich kann zur BBA. Und dann sind wir zusammen in ei-nem Team..."

Schwer wurde geschluckt. Damals hatte dieser Junge noch so hoffnungsvoll gewirkt. A-ber...als sie schließlich in einem Team waren war er so kalt, so unnahbar. Wie hätte der junge Chinese auch damals wissen können, was kurz nach ihrem Treffen geschehen war. Nur durch einen dummen Zufall hatte er es mitbekommen. Sein Blick wurde trüb als er sich der dritten Person auf dem Bild zuwendete. Sie hatte ihre Arme von hinten um beide geschlossen, drückte sie frech an sich. Ihr übermütiges Grinsen.

"Scheiße!"

Eilig steckte er das leicht verknitterte Foto in seine Hosentasche. Lange hätte er es nicht mehr ansehen können. Obwohl er dieses Mädchen nur einen Tag lang kannte spürte der Schwarzhaarige einen deutlichen Knoten in seiner Brust. Er war wohl einer der letzen, die sie je kennen lernen durften. Denn der Typ, der ihn dorthin gebracht hatte...Er...er hatte sie umgebracht. Und das nur, weil sie sich weigerte, für Biovolt zu arbeiten. Auch er hät-te damals von Voltaire aus rekrutiert werden sollen, als Partner von Kai. Doch zum Glück war die BBA bei ihm schnell genug. Aber...ihr konnte man nicht mehr helfen...

"Anna..."

Auch heute noch dachte er gerne an die wenigen Stunden zurück, die er mit ihr und dem Silberhaarigen verbringen durfte. Sie war etwas ganz besonders gewesen, einer dieser Menschen, die einem ins Auge stachen durch ihre Einzigartigkeit. Auch der Besitzer der roten Augen war ein solcher Mensch. Jemand, der seine Freunde sehr genau auswählte, nicht jeden an sich heran ließ. Und gerade deshalb war er, Rei Kon, stolz darauf, sich seinen Freud nennen zu dürfen. Er wusste nicht genau, warum gerade ihm diese Ehre zu teil wurde. Vielleicht lag es daran, dass sie sich eine schmerzliche, schöne Erinnerung teilten.

Und wieder geriet er ins Grübeln. Früher, in ihrer Anfangszeit schien das die einzige Möglichkeit zu sein, Kai zu erreichen. Doch nach Biovolt schien sich etwas geändert zu haben, nach der Weltmeisterschaft. Nicht nur, dass er plötzlich nicht mehr aufs Gewinnen versessen war. Nein, selbst sein Blade, Dranzer, schien sich verändert zu haben. Er wur-de offener, ein Stückchen. Etwas musste er bei seinen Großvater erfahren haben, etwas, dass ihn erleichterte, eine Last von ihm abfallen ließ.

"Ray Kon, jetzt reiß' dich mal zusammen!"

Kopfschüttelnd verließ er sein Zimmer für wer weiß wie lange, sein Gepäck gleich mit sich nehmend. Nicht, dass er noch mal nach oben gehen musste. Sicher wäre er noch einmal umgekehrt, hätte er auch nur geahnt, wie lange diese "Flucht" wohl dauern mochte. Aber ohne dieses Wissen und mit den Gedanken in Fragen versunken, auf die er bald eine Antwort finden wollte verließ er das Haus schweigend und stellte sich wartend neben Kai, welcher bereits vor seinem Haus Stellung bezogen hatte. Die Brieftasche blieb unbemerkt mit samt den Papieren des Chinesen auf dem säuberlich gemachten Bett liegen.
 

Nachdenklich wurde der noch nicht einmal ganz erleuchtete Horizont beobachtet. Der morgendliche Nebel streifte unruhig durch die Luft, undurchsichtig wie jene roten Augen, welche so eisig kalt wirkten sobald jemand mit ihrem Besitzer sprach. Doch in Momenten wie diesen, bevor noch die Sonne völlig aufgegangen und ihn in seine Maske gezwungen hatte war es nicht nötig, sich zu verstellen. Denn, wer sollte ihn jetzt sehen können?

Der sonst so harte Blick war weich und in Gedanken versunken. Ein winziges, unbe-schwertes Lächeln umspielte seine sonst so verbitterten Züge. Es mochte seltsam wirken, dass er glücklich über diese Situation war wenn man die Umstände die für ihren Aufbruch bedachte. Sie waren hier um zu fliehen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. All das, was man ihnen damals angetan hatte. Sicher, seine Kindheit war kein Zuckerschlecken gewesen, er hatte ziemlich leiden müssen, auch lange danach noch. Aber...sie war end-gültig vorbei. Er war hier! Sie waren hier, und nicht mehr allein.

Jemandem, der sein Leben lang immer nur das getan hatte, was von ihm erwartet wur-de, konnte bei diesem Gefühl der Freiheit leicht etwas mulmig werden. Das Eis in den dunklen Augen schmolz ein Stück weit, ließ dieses seltsame Glücksgefühl auch bis in sei-nen Blick vordringen. Sie waren frei, konnten überall hingehen wo auch immer sie woll-ten. Niemand konnte sie mehr halten. Sie beide hatten so lange darauf gewartet, endlich zu tun was sie wollten. Wenn...

Und wieder kehrte dieses mulmige Gefühl in seinem Magen zurück, drückte unaufhörlich sein Lächeln zu Boden. So leicht war es doch nicht, ganz einfach alles zu verdrängen. Es gab dort draußen noch jemanden, mit dem er eine Rechung offen hatte. Jemanden, de er versprochen hatte, ihn da raus zu holen, seine Freiheit mit ihm zu teilen. Sie waren doch zu dritt gewesen, hatten einander vertraut. Hatten alles obwohl man ihnen nichts gelas-sen hatte.

Wenn doch er auch hier sein könnte, diesen Moment zu teilen. Wenn...

Ach scheiße!!! Er war nun mal nicht hier. Er sollte auch gar nicht hier sein! Nicht nach-dem, was er ihnen angetan hatte, nicht nachdem er erfahren hatte, dass es niemand anderes als er gewesen war. Und dennoch wollte er ihn zurück. Schließlich...hatte er ihn ja doch irgendwo geliebt, anders geliebt als sie.

Sie war seine Schwester, keine Geliebte. Angel schien ihn schon immer verstehen zu können, alles zu wissen. Es wäre so viel einfacher gewesen sich in sie zu verlieben und dann um sie zu trauern als sich statt den Schmerz zuzulassen an ihn zu ketten und nach und nach dennoch zu lieben. Anfangs hatte er ihn noch als Ersatz gesehen, weil er sie nicht haben konnte. Jetzt aber, nachdem er so viele Mädchen gehabt hatte, nur auf der Suche nach dem, was er dort verloren hatte, war ihm bewusst geworden, dass er nicht nach einer zweiten Angel gesucht hatte sondern nach ihm, nach einem Jungen in den er sich genauso haltlos verlieben konnte. Einem Kerl!

Wie in Trance strich er sich über die warmen Lippen, starrte seine Fingerspitzen an.

Was würden wohl seine Teamkollegen sagen, wenn sie herausfinden würden, dass er auf Kerle stand? Ganz sicher würden sie nicht ausrasten oder ähnliches...dafür schienen sie ihn zu sehr zu mögen. Ihn, den ewigen Eisklotz. Und dennoch konnte er es ihnen beim besten Willen nicht sagen, um genau zu sein, nur ihm nicht. Nicht nachdem er festge-stellt hatte, auch den hübschen Schwarzhaarigen als eine Art Ersatz anzusehen. Das hat-te der kleine Chinese bei weitem nicht verdient.

Der Silberhaarige war sich auf eine seltsame Weise sicher, dass Ray sich Hoffnungen ma-chen würde, die er ihm bei Gott nicht erfüllen konnte. Nicht, wenn sein Herz noch immer ihm gehörte, wenn auch jetzt aus Hass. Denn er würde wohl nie in der Lange sein, so zu lieben wie ein jeder andere auch. Seine Art von Liebe verletze, tat ihm selbst weh, da er sich jeden Moment darüber im Klaren war, dass dieses Gefühl nur von ihm ausging.

Aber...er liebt nun mal nur mit Schmerzen, wie sollte er auch anders können.

Nur am Rande registrierte er den anderen, der sich zu ihm gesellt hatte, die kühle Maske wurde erneut aufgesetzt. Ob sie nun zu seinem eigenen oder zum Schutz des anderen errichtet wurde wusste er selbst nicht so genau. Nur...er wollte ihn nicht zu nahe kom-men lassen. Wie hätte er ihm auch jemals gerecht werden können. Womit sollte er die-sen Jungen den verdient haben?
 

"Verdammt, jetzt ruf endlich an!"

Wütend starrte das schwarzhaarige Mädchen auf das noch immer dunkle Display. Wenn das so weiter ging würde es mit ihrer abreise nichts mehr werden. Denn bis zu ihrem heutigen Zielort waren es einige Stunden und falls sie nicht recht bald losgingen, würden sie morgen nicht weiterkommen und nur noch weiter in Verzögerung geraten. Und das konnten sie sich im Moment nun mal wirklich nicht leisten da sie noch mit ihren richtigen Pässen unterwegs waren. Solange sie nicht gedeckt durch eine andere Identität reisten mussten sie schrecklich aufpassen, da die Biovolt ihnen somit sehr leicht hätte folgen können. Aber da ihre neuen Papiere sich im Moment noch in Japan bei Dickinson befan-den und frühestens in 2 Tagen bei ihrem nächstgelegenen Kontaktmann ankommen wür-den musste sie ihn auf jeden Fall jetzt erreichen. Aber da sie ja schlecht bei der BBA an-rufen und nach seiner Geheimnummer fragen musste sie wohl oder übel darauf warten, dass er sich wie geplant melden würde.

Als habe dieses kleine Ding, dass von Allen immer Wunder der Elektronik genannt wurde ihr allerdings nur den letzen Nerv raubte, ihr stummes Flehen erhört klingelte es kurz in einem dieser möglichst auffälligen Töne. Da hatte Dicki sich wohl mal wieder einen Scherz erlaubt. Grummelnd drückte sie auf den kleinen Knopf und versuchte möglichst völlig ruhig zu bleiben:

"Sag' mal spinnst du, dein Anruf ist 20 Minuten zu spät! Ich dachte schon, wir können nicht mehr mit der BBA rechnen du Idiot!"

Vom anderen Ende der Leitung erklang nur das munter und durchaus erheiterte Lachen der tiefen Bassstimme. Sofort erkannte sie ihren Gesprächspartner, war sich mit einem Mal völlig sicher, dass alles in Ordnung war. Dieser Mann konnte sie mit dem bloßen, ruhigen Klang seiner Stimme beruhigen.

"Entschuldige Engelchen, aber die Nachricht heute Morgen, dass ihr doch zu dritt kommt hat uns ziemlich überrascht. Besonders weil sie zu einer schier unmöglichen Uhrzeit an-gekommen ist! Halb 3 ist etwas arg früh selbst für euch beide!"

Seufzend hörte sie ihm zu, wissend, dass er ihr am liebsten noch so einiges an Informa-tionen entlockt hätte. Aber er sollte doch wissen wie ihre Lage war und wie schnell auch nur die kleinsten Infos durchsickern konnten. Also wurde nur knapp geantwortet.

"Er schläft nun mal nicht früher. Und das ich Kontakt zu dir habe ist ihm bestimmt nicht recht!"

Sicherlich, normalerweise würde sie dieses heikle Thema um jeden Preis meiden, doch in diesem Fall konnte sie unangenehmen Fragen über den Dritten entgehen auch wenn sie sich deshalb wahrscheinlich auf einen Streit einlassen musste.

"Kleines, du weißt, dass ich ein Recht darauf habe, ihn zu sehen! Das kannst du mir nicht verbieten! Und das weißt du auch..."

Natürlich hatte er Recht, was das Formelle anging. Sie konnte ihm nicht verbieten, Kon-takt mit Kai aufzunehmen aber es war eher zweifelhaft, dass dieser das wollte. Und DAS sollte Iwan nun Mal wissen, nachdem was er ihm angetan hatte.

"Verdammt noch mal, weißt du eigentlich wie weh du ihm damals getan hast? Einem kleinen Jungen, dem man ganz plötzlich alles genommen hatte. Der nichts mehr hatte und noch nicht einmal wusste warum. Weil du ihm gesagt hast, er solle stark werden kann er kaum mehr etwas fühlen, hat jede Emotion in sich abgetötet. Glaubst du wirk-lich, du könntest das wieder gut machen, wenn du jetzt zu ihm kommst. Er lebt jetzt wieder...ohne dich! Deshalb...bitte, lass ihn, ja Iwan?!"

Obwohl auch sie beinahe perfekt darin war, völlige Emotionslosigkeit ans Tagelicht zu legen zitterte ihre sonst so gefasste Stimme ungemeint. Sie machte sich nun mal Sorgen um ihren kleinen Bruder. Denn sie war seine Familie, nicht er. Keine Antwort er-tönte von ihrem Gesprächspartner. Er musste das alles wohl erst mal verarbeiten. Aber, hatte er wirklich geglaubt, alles würde wieder gut werden?

"Hör mal, tut mir leid aber die Zeit drängt nun mal. Wir brauchen die Papiere. Kannst du noch heute jemanden in die Nähe des Qinghai-Hu in China schicken?! Am leichtesten wäre wohl Lanzou zu erreichen. Von dort aus fährt eine Bahn nach Xining. Alles weiter teile ich dir dann später mit." (*)

Ohne eine mögliche Erwiderung abzuwarten legte sie auf. Es wäre zu riskant, die Tele-fonverbindung länger aufrecht zu erhalten. Schon jetzt wäre es eventuell möglich, sie zu orten. Und nach den angegeben Daten könnten sie sich eigentlich gleich einen Sarg zule-gen können, wenn sie nicht so schnell wie möglich auf den Weg machten. Geübt wurde das kleine Handy in der Umhängetasche, ihrem einzigen Gepäckstück, verstaut in dem auch schon die gesamten essbaren Vorräte des Chinesen Platz gefunden hatte, die man nicht erst kochen musste. Denn nach ihrem Plan würden sie frühestens heute Abend wie-der etwas zuwischen die Zähne bekommen.

Sicheren Schrittes trat auch sie nach draußen, grinste die beiden Jungs nichts sagend an, das schlechte Gefühl in ihrer Magengegend ignorierend. Die beiden sollten nichts von dem unguten Gefühl erfahren, dass sie eben überkommen hatte, zumindest nicht, bis sie irgendeinen Grund fand, weswegen sie so besorgt war.

"Also Jungs, ich hab' grade alles mit unserem Kontaktmann bei der BBA abgeklärt. Wir treffen uns nach Möglichkeit in 2-3 Tagen in Lanzou. Das dürfte zu schaffen sein, oder Rei?"

Prüfend wurde der Schwarzhaarige gemustert, welcher in Gedanken wohl die Entfernung berechnete und kurz seinen Blick über seine beiden Begleiter schweifen ließ. Es war zwar ein ganzes Stück Weg aber nach dem Äußeren der beiden zu urteilen und davon ausge-hend, dass sie Kondition hatten auch mal mehrer Stunden am Stück zu laufen.

"Wenn wir jetzt losgehen erreichen wir sogar noch heute Haiyan(**). Und das sollten wir auch, da die anderen Dörfer in der Gegend nicht gerade gastfreundlich gegenüber Frem-den sind. Na ja...und da ihr nicht gerade draußen schlafen wollt..."

Ein kurzes Nicken der beiden Angesprochenen, worauf auch immer die Antwort. Es wäre geradezu idiotisch, nicht in die nächstgelegene Stadt gelangen zu wollen. Und so lange Rei wusste, wohin sie denn genau gehen mussten sollte es ihnen Recht sein. Hauptsache, man würde sie nicht allzu schnell wieder finden.
 

Etwas erschöpft trottete der junge Chinese hinter dem schwarzhaarigen Mädchen hinter-her, den Rucksack lediglich über eine Schulter gehängt. Der Kleiderbeutel war schließlich doch trotz großem Protest daheim geblieben, warum auch immer. Er wusste zwar nicht, was er ohne Klamotten machen sollte aber insgeheim war er darüber froh, nicht auch noch diese Tasche mit sich herum schleppen zu müssen. Und anscheinend war dies der Zweck de Sache. Oder doch die Tatsache, dass man ihnen so nicht direkt ansehen konn-te, dass sie verreisen wollten?

Auf jeden Fall freute er sich über jedes minimale Gewicht, dass er nicht tragen musste. Und da sie Unterstützung von der BBA zu erwarten hatten würde sich das Kleidungsprob-lem wohl ganz von alleine klären. Schließlich waren die beiden Russen ja auch ohne wei-teres Gepäck unterwegs. Woraus er schloss, dass auch Angel Russin war? Nun ja...einerseits rollte sie das "r" manchmal auf die gleiche Weise wie Kai und andererseits meinte sie vor knapp einer Stunde auf seinen letzten, auf alle Fälle russischen, Fluch nur ganz cool: "Dir ist schon klar, dass du grade einen Stein beschimpfst, Kai-chan?!"

Gut, sie konnte auch irgendwo diese Sprache gelernt haben. Nur...so gut, dass sie seinen Akzent, der ohne Frage und trotz mangelnder Sprachkenntnisse von Seiten des Schwarz-haarigen deutlich vorhanden war, problemlos verstand, bei seinem Sprechtempo? Never!

Kurz huschte sein Blick nach hinten zu dem Silberhaarigen, der, ganz in Gedanken versunken, schweigend hinter ihnen her lief. Was war eigentlich mit dem los? Seit Angel diese Kontaktperson erwähnt hatte war er seltsam zurückgezogen, noch mehr als sonst sogar. Sollte er diese Person etwa kennen? Die Schwarzhaarige hatte nur kurz erklärt, dass er nichts von einer Verschlechterung der Lage in Russland erwähnt hatte.

Sollte dieser jemand etwa er sein?

Woher er von ihm wusste?

Nach der Weltmeisterschaft hatte Kai ihm damals erzählt, dass er nicht nach Russland zurückkehren wollte, dass es dort jetzt niemanden mehr gab, der auf ihn wartete. Er ha-be schon vor einiger Zeit erfahren, was der wichtigste Mensch in seinem Leben ihm ange-tan hatte. Dieser jemand hätte ihn zu sehr verletzt. Und er wollte ihn nie wieder sehen. Ihn?

Ja ihn, denn genau das hatte Rei auch gedacht, sogar danach gefragt. Er wusste nicht viel über den Fremden. Wenig aber genug um zu wissen, dass Kai ihn mehr als alles an-dere geliebt hatte. Ihn immer noch liebte.

Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sein Herz sich schmerzvoll zusammengezogen bei dem Gedanken, dass die rubinroten Augen einst liebevoll auf einen anderen Jungen gerichtet waren, ihn mit zärtlichen Blicken bedachten und auch jetzt noch nicht vergessen moch-ten. Den einzigen Jungen, der jemals den Weg in sein Herz gefunden hatte.

Denn der Halbrusse hatte ihm recht schnell klar gemacht, nicht schwul zu sein. Dies sei eine einmalige Ausnahme gewesen!

Recht schnell sah er wieder nach vorne, verdrängte die soeben gekommenen Gedanken recht schnell wieder. Was sollte er auch davon halten, wenn er sich noch nicht einmal sicher war, ob er in Kai verliebt war. Es war so, als stände er direkt vor der Entschei-dung, ob er den anderen nun lieben wollte oder eben nicht. Und ganz ehrlich hatte er keine Ahnung, welche Entscheidung wohl die bessere war.
 

Das Wissen, dass der Besitzer der roten Augen seinen kurzen Blick sehr wohl bemerkt hatte sei ihm nicht vergönnt. Dennoch konnten dessen Augen für einen Moment lang in die bernsteinfarbenen des anderen sehen, die leise Trauer darin deutlich erkennen. War er daran schuld?

Natürlich hatte er seinen Teamkameraden oft wehgetan, sie mit seinen harten Worten verletzt doch bis jetzt war es immer Rei gewesen, der stets darüber stand, die anderen wieder zu besänftigen wusste. Sollte er auch ihn verletzt haben. Doch womit?

Er stand dem hübschen Schwarzhaarigen doch nicht einmal nahe genug, um ihn ernst-haft zu verwunden, oder?! Sicher, näher als so manchem anderen nur...Anna stand er damals sehr nahe, näher als irgendjemandem sonst. Aber seine Anna, so wie er sie frü-her gekannt hatte, lebte schon lange nicht mehr. Die dunklen Seelenspiegel, welche bei ihm völlig die Wirkung verfehlt hatten da sie seine Gefühle nicht zu zeigen vermochten, betrachteten kurz Angel, welche munter noch immer den schier endlosen Weg die Gleise entlang marschierte. Zwischen den beiden Mädchen lagen zwar an sich Welten aber eine unglaubliche Ähnlichkeit war nicht zu leugnen.

Ein trockenes Lachen kam über seine Lippen, ließ auch sie ihn verwundert anstarren, nur einen Moment lang bis sie wusste, dass alles in Ordnung war. Ein kurzer Blick reichte da schon meistens. Die faszinierend grünen Augen sahen wieder zu Rei, sie ließ sich ein Stück zurück fallen sodass sie neben dem Schwarzhaarigen lief vermutlich um mit ihm über den dämlichen Weg zu reden.

Erst jetzt fiel Kai auf, dass der junge Chinese in etwa so groß war wie Angel. Also musste er wohl gewachsen sein, sogar ein ganzes Stückchen. Schließlich war sie nur knappe 3 cm kleiner als der Halbrusse selbst. Komisch, warum hatte er erst jetzt bemerkt, dass Rei größer geworden war?

,Vielleicht weil ich, wenn er vor mir steht besseres zu tun habe, als mich um seine Größe zu scheren. Dazu sind die hellen Augen viel zu schön!'

Die weichen Lippen wurden zu einem schwachen, kaum erkennbaren Lächeln verzogen.

Wieso leugnen, dass der hübsche Chinese eine ungeheure Anziehungskraft auf ihn hatte, ihn immer wieder aufs Neue in seinen Bann zog. Nur all zu gerne hätte er selbst zugelas-sen, dass er sich in jenen bildhübschen Jungen verliebte aber...

Sein Herz gehörte nun mal schon jemand anderem!
 

Sanft rote Farben die sich bis in helles Pastellblau hinzogen färbten den Himmel bereits in ihrer unnachahmlichen Weise, die kein noch so guter Maler oder Fotograf je auch nur im Ansatz hätte festhalten könne. Denn eben diese Vergänglichkeit war es, die diese unge-heuere Faszination auf die Menschen hatte. Das Zerbrechlich und dennoch so unverwüst-liche Farbenspiel eines jeden Sonnenuntergangs, der die sanfte Ruhe der anbrechenden Nacht mit seinen beinahe wehmütig, bitterschönen Bildern, die er Abend für Abend an den Himmel malte, nur kurze Zeit lang.

Und während der helle Feuerball hinter dem Horizont verschwand, alle seine Kinder noch ein letztes Mal für diesen Tag mit seinem Licht wärmte, ihnen einen Abschiedsgruß gab, beobachteten misstrauische Augen die Fremden, welche soeben in ihrer Stadt gekommen waren. Aufgeregtes Tuscheln machte die Runde zwischen den Alten und Klatschweibern. Es kam nicht gerade oft vor, dass Reisende aus den Bergen hierher nach Haiyan kamen. Insbesondere nicht, wenn zwei von ihnen so seltsam fremdländisch aussahen und auch gekleidet waren. Den dritten konnte man leicht aus einen von dem Bergvolk identifizie-ren. Die außergewöhnliche Kleidung mit dem Tigerwappen und die zusammengebunde-nen, langen Haare wiesen eindeutig auf ein Mitglied der Tigers hin. Doch der andere Jun-ge und das Mädchen in dessen Begleitung waren da schon ein richtiges Rätsel.
 

Und so war es kein all zu großes Wunder, dass auch noch 2 Stunden später einige Men-schen neugierig vor dem kleinen Gasthaus standen in dem die Fremden sich ein Zimmer gebucht hatten und zwanghaft versuchten einen Blick auf den schweigsamen aber über-aus schönen Fremden zu erhaschen. Jener hatte sich jedoch bereits mit seinen beiden Begleitern zur Ruhe gelegt. Morgen würden sie bis nach Xinging laufen müssen. Da brauchte er jetzt keinen Trubel mehr!
 

(*) = Qinghai-Hu ist ein großer Gebirgssee in Westchina. Es existiert tatsächlich eine Eisenbahnstrecke, die von Golmund aus höchstwahrscheinlich Ware über Xinging, Lanzou und durch ganz China transportiert. Leider weiß ich nicht, ob auch Passagiere transpor-tiert werden. Da ich mir allerdings als Autor erlaube, gewisse Änderungen für meine Ge-schichte vorzunehmen und mir weder diese Fakten noch Reis genauer Wohnort bekannt sind werde ich mir das jetzt so zurrecht biegen. Falls jemand genauere Informationen zur geographischen Lage wünscht, soll er sich doch bitte per ENS bei mir melden. Ich picke ihm das dann gerne heraus.

(**) = *hust und Hayan winkz*

Tell me, what are we doing

Kapitel 5: Tell me, what are we doing
 

Die Sonne blendete unangenehm, selbst durch die geschlossenen Augenlieder schien sie zu dringen. Mit einem leisen Laut der Unmut streckte die Schwarzhaarige sich und öffnete blinzelnd ihre Augen. Verschlafen musterten die beiden grünen Seelenspiegel ihre Umgebung, starrten von der Decke des Schlafraums über die einfachen Wände bis hin zu den beiden Jungs, die seelenruhig neben ihr lagen und noch friedlich schlummerten. Dieser Anblick löste ein leichtes Gähnen bei ihr aus. Warum musste sie auch immer so schrecklich früh aufwachen. Augen reibend richtete sie sich auf, nur um sich gleich darauf wieder in das einfache Bett zurücksinken zu lassen. Sie wollte jetzt noch nicht aufstehen!

Grummelnd zog sie die Decke noch einmal ein Stückchen hoch, drehte sich genüsslich um und wartete auf den herrlichen Dämmerschlaf, der sie umnebeln sollte. Je länger sie jedoch dort lag umso wacher wurde sie und umso klarer wurde es ihr, dass es jetzt völlig sinnlos war liegen zu bleiben. Sie spürte zwar weder Unruhe noch sonst etwas, es war nur so, dass die Vernunft ihr sagte, sie müsse eh gleich aufstehen, da die drei es auch heute eilig hatten. Und wenn sie so und so aufstehen musste konnte sie sich wenigstens im Bad etwas mehr Zeit als sonst lassen. Ohne irgendwelchen Elan rappelte sie sich auf und kletterte lautstark aus dem Bett. Sie war zwar abgehärteter Frühaufsteher, schaffte es dabei aber nie leise zu sein. Kurz huschte ihr Blick zu den anderen beiden, in der Hoffnung, sie würden noch schlafen. Müde, helle Augen zeigten aber das Gegenteil. Etwas verdattert starrte der Schwarzhaarige sie einige Sekunden lang an, drehte sich dann aber wieder um. Mit schief gelegtem Kopf grinste sie den so katzenähnlichen Jungen kurz an. Zu niedlich, wie er erneut in den Kissen vergrub und versuchte, die störenden Geräusche auszublenden. Sich selbst zurechtweisen griff sie nach den sauber zusammengelegten Klamotten und verließ das Zimmer in Richtung Bad. Von Rei hatte sie schön die Finger zu lassen, schließlich meinte sie es ja eh nicht ernst und eines ihrer üblichen Spielchen abzuziehen wäre mehr als unfair, schließlich war der Kleine doch so süß und irgendwie nichts ahnend.

Die fein geschnittenen Lippen ihr gegenüber hatten sich zu einem neckischen Grinsen verzogen. Nachdenklich fuhr sie über die weiche Haut, beobachtete ihr Spiegelbild, dass es ihr gleich tat. Die losen, dunklen Strähnen wurden mit einer geübten Bewegung zurückgestrichen, gaben den Blick auf das gesamte Gesicht frei. Die Entsprechung der Züge war doch so markant, so offensichtlich und dennoch hatte es noch keiner bemerkt. Ließen sich die Leute wirklich so leicht von einem anderen Namen täuschen? Würde jemandem die Ähnlichkeit, wenn sie sich nicht Angel nennen sondern ihren eigentlichen Namen angeben würde?

Seufzend wurde der schwarze Haarschopf geschüttelt und noch ein wenig mehr zerzaust, aus dem duschen würde wohl nichts werden. Erstens hatte sie keine Zeit mehr und zweitens gab es hier noch nicht einmal eine einfache Duschkabine. Musste sie wohl noch ein Weilchen warten. "Na ja", zog ein Gedanke kurz durch ihren Kopf, "wenigstens habe ich gestern am Morgen noch schnell 'nen Ausflug unter die Dusche gemacht!"

Nur davor, wieder in die durchgeschwitzten Klamotten zu müssen graute es ihr jetzt wirklich. Seit mittlerweile ganzen vier Tagen lief sie jetzt schon darin herum und heute würde es nicht anders sein. Aber daran würde sie sich gewöhnen müssen. Erst in Lanzou wieder würden sie neue Kleidung erhalten wenn sie wie per SMS vereinbart auf den Kontaktmann trafen, so hatten sie es für diesen ersten Teil der Strecke ausgemacht. In diesem Kaff hier würden sie ja wohl kaum etwas finden, dass sie nicht noch auffälliger machte. Kai und sie in farbigen Chinadressen, sehr unpassende Vorstellung. Man sah ihnen beiden nun mal irgendwie die Nationalität an. Kai eher weniger, sicherlich, wegen seiner japanischen Mutter eben, aber sie...Sie würde auf keinen Fall als Chinesin durchgehen. Warum also sich lächerlich machen.

Schnell schlüpfte sie in die etwas weitere Jeans und zog das kurze Kleid drüber. Gut, so hergerichtet war sie auch nicht gerade unauffällig aber hey, jedem Freak das seine, wie Kai schon gesagt hatte als er sie wieder sah. Grinsend drückte sie einen richtigen Batzen Zahnpasta aus der Tube auf die feuchte Bürste und putzte schnell die Zähne. Ihr Spiegelbild tat es ihr, wie sollte es auch anders sein, noch immer gleich und die grünen Augen funkelten se dabei belustigt an. Sie sah nicht gerade wie ein Durchschnittstyp aus, eher wie einer dieser Spinner, die immer irgendwie heraus stachen. Wie eine "Angel" eben aussehen sollte.
 

Der dunkelhaarige Junge hatte sich erst wieder geregt als der leichte Geruch von frischem Reis in seine Nase gedrungen war. Die anderen beiden saßen anscheinend schon beim Frühstücken und auch er folgte, nach einem kurzen Besuch im Bad, deren Beispiel und erschien dennoch recht verschlafen in der Wirtsstube des Gasthauses. Der Wirt begrüßte ihn nicht gerade überschwänglich und er sah auch schon bald wieso.

Anstatt von ihrem großzügigen Frühstück zu essen hatten die beiden Russen sich über eine Landkarte von China gebeugt und diskutierten einiges lauter und deutlicher als nötig auf Japanisch, was sie jetzt machen wollten. Die goldenen Augen bedachten den Mann ihm gegenüber mit einem kurzen, entschuldigenden Blick bevor auch er sich an den Tisch mit der Eckbank zu den beiden anscheinend Streitenden gesellte. Diese schenkten ihm keinerlei Beachtung, waren viel zu sehr in ein Gespräch vertieft, welche bei genauerer Betrachtung aus nichts anderem als dem wiederholen zweier verschiedener Wörter bestand. Während sie dies taten tippten beide auf einen anderen Punkt auf der Karte.

"Hierher!"

"Dorthin!"

"Nein, da!"

Er grinste belustigt. Fehlte nur noch, dass sie sich gegenseitig pieksten und sich die Zunge herausstreckten. Schon seltsam, in ihrer Gegenwart war Kai ganz anders, kindlicher. Der Chinese seufzte leise. Er würde doch nicht etwa eifersüchtig werden. Aber irgendwie...wurmte es ihn doch ein wenig, dass Kai sich mehr mit dieser Angel beschäftigte als mit ihm. Nun gut, sonst hatte Kai sich auch nie recht viel mit ihm beschäftigt...wenigstens auch nicht mit jemand anderem! Er räusperte sich vernehmlich und sah die beiden an.

Durch das deutliche Geräusch auf ihn aufmerksam gemacht erwiderten beide Russen beinahe augenblicklich seinen Blickkontakt. Der Streit, wenn man es so nennen mochte, wirkte vergessen. Beide waren wieder ruhig und schweigsam. Um nicht in eine peinliche Stille zu geraten, da er jetzt keine Ahnung hatte, was er sagen sollte, wurde ein leises "Morgen" gemurmelt. Ein kurzes Nicken von beiden Seiten und man fing endlich an zu frühstücken.

Der Schwarzhaarige seufzte erneut. So hatte er sich das ganze nicht vorgestellt. Kaum war er da, redeten sie nicht miteinander, war er mit einem von beiden allein, dann schon. Aber zu dritt? Sie konnten doch schlecht ohne mit einander zu sprechen weiterziehen oder? Also startete er den nächsten Versuch, ein Gespräch anzufangen.

"Worüber hat ihr grade geredet, wenn man fragen darf?"

Und siehe da, es schien zu funktionieren. Trotz Kais schiefen Blicken rutschte die Dunkelhaarige ein Stück weit auf und zeigte Rei die Karte. Dieser musste sich ein erneutes Grinsen verkneifen, da Kai, wie mittlerweile typisch für ihn, sich an die Rückwand der Bank lehnte und scheinbar desinteressiert wie eh und je, die Augen schloss. Sah man aber genauer hin so beobachtete er die beiden verstohlen aus den Augenwinkeln. Die bernsteinfarbenen Augen glitten zurück auf die Landkarte und er hörte der kurzen Ausführung des Mädchens interessiert zu.

"Also, wir laufen heute nach Xinging und nehmen von dort aus den nächsten Zug nach Lanzou. Unser Kontaktmann wird dort mit Papieren und Kleidung auf uns warten. Um die Papiere auszutesten werden wir einen Flug innerhalb der Grenzen Chinas buchen. Die Frage ist nur wohin. Entweder nach Shanghai und von dort aus weiter oder eben Hongkong. Was meinst du?"

Er sah sie einen Moment lang verdutzt an. Papiere? Etwa gefälschte? Sie sollten mit falschen Pässen reisen? Leise wurde geschluckt. Das hätte er sich doch denken müssen. Natürlich ging das nicht, dass Angel und Kai unter normalen Namen mitkamen, schließlich suchte man sie und so wäre es viel zu einfach, sie zu finden. Aber ganz wohl war ihm bei der Sache nicht. Innerlich schelte er sich selbst für diesen Gedanken. Jetzt war es auch schon zu spät. Jetzt konnte er auch nicht einfach wieder umkehren. Aber...er wurde ja nicht gesucht, er konnte ja seinen Pass benutzen! Nur...wovon sollten sie ihren Flug bezahlen beziehungsweise die ganze Reise?! Das musste er sie unbedingt noch fragen aber erstmal wollte sie eine Antwort hören.

"Shanghai", erwiderte er ohne weiter darüber nachzudenken. In Hongkong war er bereits gewesen und wenn dann wollte er auch ein wenig von der Welt sehen. Sie grinste ihn siegesgewiss an, als hätte er nichts Richtigeres sagen können. Etwas verdutzt zog der Chinese die Augenbrauen nach oben. Wenn sie sich freute dann...Langsam drehte er sich zu dem Halbrussen. Dieser verdrehte nur entnervt die Augen und trank einen Schluck Tee. Anschließend wanderten die beiden roten Rubine auf die Dunkelhaarige neben ihm.

"Bist du jetzt zufrieden, wo du deinen Willen bekommen hast?!", wurde vernehmlich gegrummelt. Das breiter werdende Grinsen auf ihrem Gesicht sollte an dieser Stelle als Antwort genügen. Rasch trank auch der Chinese seinen restlichen Tee aus. Irgendwie hatte er das Gefühl, nicht mehr lange Zeit zu haben.

Und tatsächlich sah Angel kurze Zeit später auf ihr Handydisplay und wies sie an, sich zu beeilen, da sie ihren Zug erwischen mussten und ja kaum im Dauerlauf durch die Gegend rennen wollten. Kurz wurde Kai die ehrenvolle Aufgabe zugeteilt zu bezahlen, während die anderen beiden das Gepäck holen gingen. Und Rei, eigenständig und nicht darauf erpicht, Almosen anzunehmen, bestand natürlich darauf, seinen Teil selbst zu zahlen...vorausgesetzt er würde seinen Geldbeutel finden. Leider konnte er ja nicht ahnen, dass eben dieser zusammen mit seinen gesamten Papieren noch in seinem Zimmer in seinem Haus in seinem Dorf einen ganzen Tagesmarsch weit entfernt war.

"Scheiße", murmelte er leise. So hätten sie wenigstens ein wenig Startkapital gehabt und nicht die BBA anbetteln müssen. Angel winkte lachend ab und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Sie wären ja nicht auf das bisschen angewiesen wurde ihm schmunzelnd erklärt. Der Schalk stach geradezu aus ihren Augen heraus und dennoch war sich der Chinese einen Moment lang sicher, noch etwas anderes dahinter zu sehen, etwas, was nicht zu ihrem fröhlichen Gesicht passte. Eine gewisse Ernsthaftigkeit und Kühle, eine Art Schutzmechanismus, eine Maske, wie auch Kai sie trug. Mit einem gedanklichen Stirnrunzeln wurde diese Idee ganz schnell in das hinterste Kämmerchen seines Gehirns verdrängt. So ein Schwachsinn. Sie........

Er kam nicht dazu, weiter nachzudenken, da sie ihn bereits wieder nach unten dirigierte mit der Begründung sie hätten wirklich keine Zeit zum dumm herumstehen. Und dort angekommen bot sich ihm eine recht amüsante Szene. Kai, der immer wieder versuchte, den Wirt auf Japanisch nach der Rechnung zu fragen und der völlig verwirrte Mann, der nur verdattert den Kopf schüttelte, da er kein Wort zu verstehen schien. Den Halbrussen trieb das langsam und sogar sichtbar zur Verzweiflung. Er streckte dem Chinesen sogar schon sein Portmonee entgegen in der Hoffnung, er würde es begreifen, was aber eher weniger der Fall war. Hilfe suchend sahen sich die roten Augen um und blieben an Rei hängen.

Dieser nahm ihm lächelnd den Geldbeutel ab und fragte den Wirt höflich in schnellem Chinesisch: "Wir würden gerne abreisen, könnten wir die Rechung für das essen und die Zimmer haben?" Der Wirt wirkte ebenfalls mehr als nur erleichtert, endlich jemanden gefunden zu haben, der ihn verstand. Schnell war ein kleines Büchlein auf den Tresen gelegt und gefragt, wie sie zu Zahlen gedachten. Der Schwarzhaarige öffnete das Portmonee und untersuchte es kurz. Einige hundert Yen flackerten darin herum ebenso wie etliche Kredit und Kontokarten. Auf einen fragenden Blick hin griff Kai nach einer der Kreditkarten und legte sie auf den Tresen. Der Wirt betrachtete sie kurz, nickte dann aber und buchte den Betrag kommentarlos ab. Auch als Kai seine Unterschrift unter die Quittung setzte wurde nichts gesagt. Lediglich zum Abschied ein kurzer Gruß. Irgendwie schien er froh darüber zu sein, dass sie wieder gingen.

Diese drei wirkten wirklich unpassend sowohl vom auftreten her als auch von ihrer Sprache. Wenn man bedachte, wo man sich befand war es ja schon bewundernswert, dass die Menschen mit Kreditkarten bezahlen konnten. Aber solche komischen Vögel, die nicht einmal die Landessprache beherrschten und lieber auf einer Karte herumtippten als endlich zu frühstücken waren schon eine Sensation, die es lieber aus der Ferne zu betrachten galt.
 

"Sag mal", begann der hübsche Chinese seine Frage, "was machen wir eigentlich, wenn wir erst einmal in Shanghai sind?" Er erhielt anfangs keine Antwort, da er vorneweg lief und die beiden seine Stimme wohl nicht gehört hatten. Sie waren seit knapp zwei Stunden unterwegs und hatten noch keine Pause gemacht. Rei taten die Füße mehr als nur weh. Auch wenn er es gewohnt war, meistens zu Fuß unterwegs zu sein, reichte ihm dieses stillschweigende dahinstapfen mittlerweile schon wieder also stellte er Fragen, die ihn beschäftigten, um nicht völlig in Gedanken zu versinken. Würden die beiden nur antworten. Er wollte schon zur nächsten ansetzen als er von Kai ein "Das müssen wir wohl noch auslosen" hörte. Irgendwie beschlich ihn der dumpfe Gedanke, dass die beiden diese Flucht nicht gerade wohl durchdacht hatten. Beunruhigend...

Also wurde sich vorsichtshalber etwas weiter erkundigt.

"Wovon wollen wir unseren Ausflug eigentlich bezahlen? Ich glaube nämlich nicht, dass die BBA und lange unterstützen wird. Ich meine, ihr könntet euch ja auch irgendwo verstecken bis alles vorbei ist, nicht?"

Etwas unsicher blickte er nach hinten. Kai schien kurz zu überlegen, was er sagen sollte, blickte nachdenklich zu Boden und Angel hatte den kopf in die Karte gesteckt. Schlechte Chancen, eine rasche Antwort zu erhalten. Mit Kreditkarten würde das wohl kaum lange gut gehen, da jeder Kredit erstens ein Limit hatte und diese Teile zweitens immer auf eine bestimmte Person ausgestellt wurde. Und da Kai ja bald einen neuen Pass bekommen würde wäre es mehr als auffällig, wenn er weiterhin mit Hiwatari unterzeichnete.

"Wir zapfen das Konto der Biovolt und das seines ach so leiben Großvaters an, schließlich hast du ja mittlerweile eine Vollmacht über beides nicht wahr, Kai?", erklang schlussendlich doch Angels leicht genervte Stimme. Kai nickte nur und sie wand sich zu Rei. "Noch irgendetwas, Kleiner?"

Er schüttelte den Kopf. Ihre Stimmung hatte sich anscheinend drastisch gewendet. Aber wer konnte ihr das verübeln. Vor ihnen lagen Gleise und hinter ihnen ebenso. Und so wie es auf der Karte aussah, würde das wohl noch eine ganze Weile so weitergehen. Und außerdem wollte der Chinese aus diesen Klamotten heraus...
 

Blauer Himmel und nichts weiter als teils grüne, teils felsige Landschaft. Und das schon seit über einer Stunde. Nichts besonderes, was sein Interesse außerhalb des Zugs hätte wecken können und dennoch starrte Kai wie besessen hinaus, ignorierte den lauten Tumult um sich herum völlig. Auch dem kleinen Jungen, der ihn mit großen Augen anstarrte, wurde keinerlei Beachtung geschenkt. Man konnte leicht das Gefühl bekommen, dass der für die Landesbevölkerung unwirklich scheinende Silberhaarige mit offenen Augen schlief, so unbeweglich saß er dort am Fenster und betrachtete seine Umgebung.

Seine beiden Begleiter saßen ein gutes Stück von ihm entfernt, sodass er nichts von ihnen mitbekam in diesem überfüllten Waggon. Sie waren erst in der letzen Station zugestiegen und dennoch scheinbar eine Ewigkeit unterwegs. Ihr Ziel war an sich noch nicht einmal 30 Kilometer entfernt aber etwas Schnelleres als diese Zugverbindung gab es wohl nicht. Also saß er eingezwängt auf einem alten Sitz, der lediglich aus Holz bestand, hier und betrachtete nachdenklich seine Umgebung.

Immer wieder ging er alle Fakten ihrer scheinbar völlig planlosen "Flucht" durch. Das Auftauchen seiner Kleinen, ihre überstürzte Abreise, der Weg zu Rei, das eben dieser sie jetzt begleitete, der "Kontaktmann", ihr planloses Herumfahren irgendwo in China, die Tatsache, dass sie noch keine Ahnung hatten, wohin als nächstes...Egal wie er es drehte und wendete, stets spukte ihm nur ein Wort im Kopf herum: "Schwachsinn". Und wie genau es die ganze Sache hier traf war beinahe bewundernswert.

Seine Finger verkrampften sich ein wenig, jedoch noch nicht stark genug, dass es jemand anderem hätte auffallen können. Scheiße, worauf hatte er sich da nur eingelassen. Das war doch alles kompletter Wahnsinn. Das musste doch geradezu schief gehen. Aber wenn er hier und aussteigen würde, könnte er vielleicht sogar ohne Schaden zu nehmen zurück nach Russland oder besser Japan gehen und sich glatt wie ein Aal aus der Sache herauswinden. Rei würde schon nicht ohne ihn weitermachen...und wenn doch...scheiß drauf. Und Angel, das Weibsbild konnte ihn doch eh mal kr...

Hey Moment, woher plötzlich diese Arschlochgedanken. Er würde garantiert nicht den Schwanz einziehen und weglaufen, nein! Erstens ging ihn das ganze Spektakel hier mehr an als er zugeben wollte und zweitens...er hatte sie schon mal verlassen müssen. Nicht noch mal der gleiche Fehler. Sie war ihm doch wichtig, nicht wahr?

Müde schloss er die Augen, hörte schweigend etwas in sich hinein. Angel. Was war sie für ihn? Warum wollte er sie beschützen? Warum hatte er sogleich zugestimmt als sie zu ihm gekommen war? Ja, warum eigentlich? Die rotzen Augen öffneten sich wieder, schauten das Mädchen auf dem Sitz auf der anderen Seite, gegenüber seiner eigenen Reihe, verwirrt an. Das dunkelblaue Cappie war tief in ihr Gesicht gezogen, verdeckte jedoch nicht einmal alle Fransen des schwarz gefärbten Haars. Ihre Haut wirkte ungesund blass, das Gesicht war heute völlig ungeschminkt und die Arme wurden von langen Stulpen verdeckt. Nichts, aber auch wirklich gar nichts an ihr erinnerte an seine kleine Anna. Und dennoch.

Ihre Augen hatten sich bereits die ganze Zeit auf ihn gerichtet, schafften es jedoch erst jetzt, seinen Blick zu fangen, sahen ihn müde an. Auch wenn man es nicht in ihrem Gesicht sehen konnte war da ein kleines, unnachgiebiges Lächeln in ihrem Blick. Nicht mehr und nicht weniger. Die grünen Seelenspiegel blitzen leicht, selbst in diesem trüben Licht. Sie würde nicht aufgeben, das konnte sie gar nicht. Sie würden das schaffen, ganz sicher. Woher diese Klarheit plötzlich kam wusste er selbst nicht so genau, sie war einfach da. Angel war einfach da.

Anna war weg, aber Angel war da. Und Angel war anders. Positiv anders. Anna hatte er beschützen müssen, um Anna mussten sie beide sich immer kümmern. Aber dieses Mädchen da drüben war stark. Sie war jetzt hier, zusammen mit Rei. Anna war damals in der Abtei für ihn da...mit ihm...

Unwillig schüttelte der Halbrusse den Kopf, die erste größere Regung seit er sich hierhin gesetzt und den Kopf zum Fenster gewandt hatte. Das ganze war bereits Ewigkeiten her. Seine Freundin von damals war gestorben, er war gestorben und auch der kleine, zerbrechliche Kai von früher ruhte schlafend unter der Oberfläche eines tiefen Vulkans, der soeben mit seinem Tun gestoppt hatte und erstarrt war. Sollte allerdings jemand darin herumstochern würde es nicht lange dauern, bis er ausbrach.

Unbemerkt war sein Blick weiter auf den schlafenden Schwarzhaarigen neben Angel gewandert. Der Kopf war auf die Brust gestützt und sowohl Arme als auch Beine ein ganzes Stück mehr angewinkelt als nötig, als wolle er sich zusammenrollen. Die dunkle Mähne wurde wie immer von dem weißen Band gezähmt, an der Stirn zusätzlich von dem roten Stirnband mit dem YinYangzeichen zurückgehalten. Trotz seiner unmöglich bequemen Lage wirkte er mehr als nur zufrieden. Hätte nur noch gefehlt, dass er schnurrte. Wobei, wer sagte denn, dass er eben dies nicht tat?

Mit dieser speziellen, für ihn sonst so untypischen Weise, strich Kai sich durch das Haar, verstrubbelte es selbst noch ein wenig mehr. Er konnte es nicht leugnen, er war froh darüber, dass Rei sie begleitete. Wer weiß, vielleicht wollte er nur deshalb nach China kommen, weil er genau das gehofft hatte. War das nicht schrecklich unwichtig? Wieso immer alles hinterfragen, was den jungen Chinesen anging. Die trüben Gedanken von gestern morgen waren noch immer in seinem Hinterkopf festgefahren, doch mehr als einmal erlaubte sie ein Hiwatari nicht die gleiche Schwäche.

Den Erinnerungen an früher wurde nicht mehr halb soviel Gewicht gegeben wie noch am vorherigen Tag, sie wirkten nebensächlich. Viel mehr beschäftigte ihn etwas anderes: Die Kontaktperson. Er wusste haargenau, wer seine Kleine da angerufen hatte. Aber würden sie Iwan auch treffen. Heute bestimmt noch nicht, dafür war es noch zu früh, da auch er selbst garantiert unter Beobachtung stand. Aber früher oder später musste das passieren, da gab es keinen Zweifel. Das alles hier war nur eine Flucht vor unbeglichenen Rechnungen, ein aussichtsloser Kampf, dessen einziges Ziel aus dem Gewinnen von Zeit bestand.
 

Ich weiß, das Kapitel ist kurz und es ist das erste Mal, dass ich hierzu ein Nachwort schreibe. Aber das hat einen ganz einfachen Grund: Ich suchte hierzu dringend eine Betaleserin, da diese Geschichte vor Rechtsschreibfehlern nur so strotzt, da bin ich mir sicher. Nun gut, die Länge will ich hier gar nicht sonderlich rechtfertigen, da es nur noch wenige Sekunden bis Mitternacht sind. Was sag' ich, es ist so weit ^^' Nun gut, ich wollte hier noch sagen, dass ich mich sehr freuen würde wenn ihr trotz längerer Unterbrechung weiter lest. Diese Geschichte wird nämlich glaube ich meine bisher längste.
 

Blacky



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Kommentare zu dieser Fanfic (13)
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Von: abgemeldet
2006-04-30T13:40:37+00:00 30.04.2006 15:40
*~*
die ff gefällt mir :) hoffe es gibt bald ein neues kapitel das ich verschlingen kann
*hug*
bin schon gespannt wies weitergeht

toshi
Von:  Morathi
2005-01-17T18:36:09+00:00 17.01.2005 19:36
na, die flucht kann ja noch was werden *drop* ^^
aber soooo abgeneigt scheint kai ray gar nich zu sein *fragend guck*
ein schönes kapi udn cih bin echt gfespannt, wies weitergeht ^^
also, schreiben schreiben schreiben XD
cu tsusuki ^^
ps. betaleser/in? hm..... würd ich gerne machen ^^
Von: abgemeldet
2005-01-17T18:03:57+00:00 17.01.2005 19:03
Ah das ging ja schon vor Ewigkeiten weiter >< *sry es nicht mitbekommen hat* Gefällt mir aber immer nocht ^^... auser die Tatsache dass Kais Herz jemand anderem gehört als Ray --
Von: abgemeldet
2005-01-16T17:13:55+00:00 16.01.2005 18:13
Bin dir treu ergeben
Von: abgemeldet
2004-11-14T15:22:30+00:00 14.11.2004 16:22
*gg*
kann mich dem erdnuckel nur anschließen XD
aber sonst klasse die ff XD
Von:  Morathi
2004-09-23T19:21:10+00:00 23.09.2004 21:21
ein großes SORRY!!!!!!!!!! *verbeug* ich hab mcih ewig nit gemeldet.... *zerknirscht guck*
dass is jetzt der ganz neue teil!?
entweder ich habw as nicht mitgekriegt, oder.... IN WEN ZUM TEUFEL IST KAI VERLIEBT???????????????? DAS KANN DOCH NCIHT SEIN!!!!!!! *heul* bitte nciht.... kai und ray müssen zusammenkommen *trotz* auf alle fälle...... udn weil ich das jetzt unbedingt wissen möchte: SCHREIB WEITER!!!!!!!!!!! BITTE!
das wird immer spannender und ich bin wirklich gespannt, wies weitergeht. also schreib schnell weiter. bei so tollen kapis kannst du die leser doch nciht foltern ^^ *gg*
cu tsusuki
Von:  Erdnuckel
2004-09-18T21:12:48+00:00 18.09.2004 23:12
diesen teil fand ich teilweise sehr verwirren, aber gut ^-^
nur wusste ich teilweise nicht wer von denen was gedacht hat
freu mich schon auf den nächsten teil ^-^
>Erd<i
Von: abgemeldet
2004-09-17T17:57:54+00:00 17.09.2004 19:57
Wie schön ^^ Ab jetzt kenne ich die Kapitel nicht mehr und ich muss agene diseses hier war besonders süß ^^
Ich hoffe die drei verstehen sich. Bei drei Leuten ist es schwer zu vermeiden, das sich nicht einer benachteiligt fühlt. Bin gespannt, ob sie das durchstehen ^^
Von: abgemeldet
2004-09-17T15:40:50+00:00 17.09.2004 17:40
Oho nun ist schon ein Mädchen eifersüchtig auf Kai, na dass will ja was heißen, sorry dass ich so lange net geschrieben habe, aber die Schule nimt mich nun völlig in Anspruch.
Von:  Erdnuckel
2004-09-16T20:50:28+00:00 16.09.2004 22:50
wie süß
ich hatte die ff ja schon mal gelesen XD
habs aber vergessen, njo doppelt hält besser ^-^
kannst du mir bescheid sagen wenn das nächste kappie on ist?
bye
>Erd<i


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