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On our way to nowhere

4. Kapitel: On our way to nowhere
 

Mit seiner Vermutung, dass er erneut eine nicht gerade erholsame Nacht verbringen musste schien Ray mehr Recht behalten zu haben als er es wollte. Nachdem er seine Sachen, einen Rucksack für das allernötigste und einen Beutel Kleidung zum Wechseln - wohl gemerkt doch mehr als nur der eine Rucksack - gepackt hatte wollte er zwar sofort zu Bett gehen, schaffte es aber aus irgendwelchen Gründen nicht, sich ruhig hinzulegen und auf das Eintreffen des bitter nötigen Schlafs zu warten. Stattdessen saß er lieber an seinem Schreibtisch und kritzelte vor sich hin. Was genau er da gezeichnet hatte wusste er nicht mehr genau. Ein, zwei Skizzen von seinem Drigger waren sicher dabei gewesen. Und eine überraschender Weise erstaunlich gute Zeichnung von Kai und Angel die sich fröhlich neckten, ganz ausgelassen lachten, nicht so, wie sonst immer hinter vorgehaltener Hand, heimlich.

Denn etwas an dieser "Flucht" gab ihm zu denken, ließ ihn nicht mehr los:

Weder schien Kai die 4. Kapitel: On our way to nowhere
 

Mit seiner Vermutung, dass er erneut eine nicht gerade erholsame Nacht verbringen musste schien Rei mehr Recht behalten zu haben als er es wollte. Nachdem er seine Sa-chen, einen Rucksack für das allernötigste und einen Beutel Kleidung zum Wechseln - wohl gemerkt doch mehr als nur der eine Rucksack - gepackt hatte wollte er zwar sofort zu Bett gehen, schaffte es aber aus irgendwelchen Gründen nicht, sich ruhig hinzulegen und auf das Eintreffen des bitter nötigen Schlafs zu warten. Stattdessen saß er lieber an seinem Schreibtisch und kritzelte vor sich hin. Was genau er da gezeichnet hatte wusste er nicht mehr genau. Ein, zwei Skizzen von seinem Drigger waren sicher dabei gewesen. Und eine überraschender Weise erstaunlich gute Zeichnung von Kai und Angel die sich fröhlich neckten, ganz ausgelassen lachten, nicht so, wie sonst immer hinter vorgehalte-ner Hand, heimlich.

Denn etwas an dieser "Flucht" gab ihm zu denken, ließ ihn nicht mehr los:

Weder schien Kai die Dunkelhaarige zu erwarten noch auf ein Verschwinden vorbereitet zu sein. Gestern meinte er ja auch, der Chinese könne mitkommen falls Angel nicht da-gegen hatte. Aber wie er den Silberhaarigen eigentlich einschätzte würde dieser sich in eigener Sache niemals dazwischen reden lassen. Also konnte es wohl nicht sein eigener Plan gewesen sein, zu fliehen. Was wiederum die Frage aufwarf, was zu Hölle bitte die Schwarzhaarige mit Biovolt am Hut haben könnte. Denn ganz sicher hatte Voltaire seine Finger im Spiel.

Im Moment allerdings hatte er da ein anderes, kleines Problem, dass ihre Abreise den-noch beträchtlich verzögern könnte. Er fand sein Portmonee nicht. Und das brauchte er verdammt noch mal, wenn er verreisen wollte. Ohne Ausweis ging nun mal gar nichts. Außerdem befand sich dort ein für ihn sehr wichtiges Foto. Sozusagen eine Erinnerung an einen ganz besonderen Tag, ein Ereignis, dass noch vor seiner Zeit bei den Bladebrea-kers stattgefunden hatte. Es war zwar nichts weiter als ein simples Schnellfotobild aber...

Zufrieden grinsend zerrte er den Geldbeutel unter seinem Bett hervor. Etwas umständlich wurde das Foto aus einer der vielen kleinen Taschen gezogen und schmunzelnd betrach-tet. Beinahe zärtlich strich er über das Abbild des Jungen neben sich. Wie glücklich er gelächelt hatte, wie befreit. Er konnte sich noch genau an das erinnern, was er damals gesagt hatte: "Weißt du, bald ist alles vorbei. Sobald ich richtig gut bin wird er mir nichts mehr zum vorwerfen haben und ich kann zur BBA. Und dann sind wir zusammen in ei-nem Team..."

Schwer wurde geschluckt. Damals hatte dieser Junge noch so hoffnungsvoll gewirkt. A-ber...als sie schließlich in einem Team waren war er so kalt, so unnahbar. Wie hätte der junge Chinese auch damals wissen können, was kurz nach ihrem Treffen geschehen war. Nur durch einen dummen Zufall hatte er es mitbekommen. Sein Blick wurde trüb als er sich der dritten Person auf dem Bild zuwendete. Sie hatte ihre Arme von hinten um beide geschlossen, drückte sie frech an sich. Ihr übermütiges Grinsen.

"Scheiße!"

Eilig steckte er das leicht verknitterte Foto in seine Hosentasche. Lange hätte er es nicht mehr ansehen können. Obwohl er dieses Mädchen nur einen Tag lang kannte spürte der Schwarzhaarige einen deutlichen Knoten in seiner Brust. Er war wohl einer der letzen, die sie je kennen lernen durften. Denn der Typ, der ihn dorthin gebracht hatte...Er...er hatte sie umgebracht. Und das nur, weil sie sich weigerte, für Biovolt zu arbeiten. Auch er hät-te damals von Voltaire aus rekrutiert werden sollen, als Partner von Kai. Doch zum Glück war die BBA bei ihm schnell genug. Aber...ihr konnte man nicht mehr helfen...

"Anna..."

Auch heute noch dachte er gerne an die wenigen Stunden zurück, die er mit ihr und dem Silberhaarigen verbringen durfte. Sie war etwas ganz besonders gewesen, einer dieser Menschen, die einem ins Auge stachen durch ihre Einzigartigkeit. Auch der Besitzer der roten Augen war ein solcher Mensch. Jemand, der seine Freunde sehr genau auswählte, nicht jeden an sich heran ließ. Und gerade deshalb war er, Rei Kon, stolz darauf, sich seinen Freud nennen zu dürfen. Er wusste nicht genau, warum gerade ihm diese Ehre zu teil wurde. Vielleicht lag es daran, dass sie sich eine schmerzliche, schöne Erinnerung teilten.

Und wieder geriet er ins Grübeln. Früher, in ihrer Anfangszeit schien das die einzige Möglichkeit zu sein, Kai zu erreichen. Doch nach Biovolt schien sich etwas geändert zu haben, nach der Weltmeisterschaft. Nicht nur, dass er plötzlich nicht mehr aufs Gewinnen versessen war. Nein, selbst sein Blade, Dranzer, schien sich verändert zu haben. Er wur-de offener, ein Stückchen. Etwas musste er bei seinen Großvater erfahren haben, etwas, dass ihn erleichterte, eine Last von ihm abfallen ließ.

"Ray Kon, jetzt reiß' dich mal zusammen!"

Kopfschüttelnd verließ er sein Zimmer für wer weiß wie lange, sein Gepäck gleich mit sich nehmend. Nicht, dass er noch mal nach oben gehen musste. Sicher wäre er noch einmal umgekehrt, hätte er auch nur geahnt, wie lange diese "Flucht" wohl dauern mochte. Aber ohne dieses Wissen und mit den Gedanken in Fragen versunken, auf die er bald eine Antwort finden wollte verließ er das Haus schweigend und stellte sich wartend neben Kai, welcher bereits vor seinem Haus Stellung bezogen hatte. Die Brieftasche blieb unbemerkt mit samt den Papieren des Chinesen auf dem säuberlich gemachten Bett liegen.
 

Nachdenklich wurde der noch nicht einmal ganz erleuchtete Horizont beobachtet. Der morgendliche Nebel streifte unruhig durch die Luft, undurchsichtig wie jene roten Augen, welche so eisig kalt wirkten sobald jemand mit ihrem Besitzer sprach. Doch in Momenten wie diesen, bevor noch die Sonne völlig aufgegangen und ihn in seine Maske gezwungen hatte war es nicht nötig, sich zu verstellen. Denn, wer sollte ihn jetzt sehen können?

Der sonst so harte Blick war weich und in Gedanken versunken. Ein winziges, unbe-schwertes Lächeln umspielte seine sonst so verbitterten Züge. Es mochte seltsam wirken, dass er glücklich über diese Situation war wenn man die Umstände die für ihren Aufbruch bedachte. Sie waren hier um zu fliehen, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. All das, was man ihnen damals angetan hatte. Sicher, seine Kindheit war kein Zuckerschlecken gewesen, er hatte ziemlich leiden müssen, auch lange danach noch. Aber...sie war end-gültig vorbei. Er war hier! Sie waren hier, und nicht mehr allein.

Jemandem, der sein Leben lang immer nur das getan hatte, was von ihm erwartet wur-de, konnte bei diesem Gefühl der Freiheit leicht etwas mulmig werden. Das Eis in den dunklen Augen schmolz ein Stück weit, ließ dieses seltsame Glücksgefühl auch bis in sei-nen Blick vordringen. Sie waren frei, konnten überall hingehen wo auch immer sie woll-ten. Niemand konnte sie mehr halten. Sie beide hatten so lange darauf gewartet, endlich zu tun was sie wollten. Wenn...

Und wieder kehrte dieses mulmige Gefühl in seinem Magen zurück, drückte unaufhörlich sein Lächeln zu Boden. So leicht war es doch nicht, ganz einfach alles zu verdrängen. Es gab dort draußen noch jemanden, mit dem er eine Rechung offen hatte. Jemanden, de er versprochen hatte, ihn da raus zu holen, seine Freiheit mit ihm zu teilen. Sie waren doch zu dritt gewesen, hatten einander vertraut. Hatten alles obwohl man ihnen nichts gelas-sen hatte.

Wenn doch er auch hier sein könnte, diesen Moment zu teilen. Wenn...

Ach scheiße!!! Er war nun mal nicht hier. Er sollte auch gar nicht hier sein! Nicht nach-dem, was er ihnen angetan hatte, nicht nachdem er erfahren hatte, dass es niemand anderes als er gewesen war. Und dennoch wollte er ihn zurück. Schließlich...hatte er ihn ja doch irgendwo geliebt, anders geliebt als sie.

Sie war seine Schwester, keine Geliebte. Angel schien ihn schon immer verstehen zu können, alles zu wissen. Es wäre so viel einfacher gewesen sich in sie zu verlieben und dann um sie zu trauern als sich statt den Schmerz zuzulassen an ihn zu ketten und nach und nach dennoch zu lieben. Anfangs hatte er ihn noch als Ersatz gesehen, weil er sie nicht haben konnte. Jetzt aber, nachdem er so viele Mädchen gehabt hatte, nur auf der Suche nach dem, was er dort verloren hatte, war ihm bewusst geworden, dass er nicht nach einer zweiten Angel gesucht hatte sondern nach ihm, nach einem Jungen in den er sich genauso haltlos verlieben konnte. Einem Kerl!

Wie in Trance strich er sich über die warmen Lippen, starrte seine Fingerspitzen an.

Was würden wohl seine Teamkollegen sagen, wenn sie herausfinden würden, dass er auf Kerle stand? Ganz sicher würden sie nicht ausrasten oder ähnliches...dafür schienen sie ihn zu sehr zu mögen. Ihn, den ewigen Eisklotz. Und dennoch konnte er es ihnen beim besten Willen nicht sagen, um genau zu sein, nur ihm nicht. Nicht nachdem er festge-stellt hatte, auch den hübschen Schwarzhaarigen als eine Art Ersatz anzusehen. Das hat-te der kleine Chinese bei weitem nicht verdient.

Der Silberhaarige war sich auf eine seltsame Weise sicher, dass Ray sich Hoffnungen ma-chen würde, die er ihm bei Gott nicht erfüllen konnte. Nicht, wenn sein Herz noch immer ihm gehörte, wenn auch jetzt aus Hass. Denn er würde wohl nie in der Lange sein, so zu lieben wie ein jeder andere auch. Seine Art von Liebe verletze, tat ihm selbst weh, da er sich jeden Moment darüber im Klaren war, dass dieses Gefühl nur von ihm ausging.

Aber...er liebt nun mal nur mit Schmerzen, wie sollte er auch anders können.

Nur am Rande registrierte er den anderen, der sich zu ihm gesellt hatte, die kühle Maske wurde erneut aufgesetzt. Ob sie nun zu seinem eigenen oder zum Schutz des anderen errichtet wurde wusste er selbst nicht so genau. Nur...er wollte ihn nicht zu nahe kom-men lassen. Wie hätte er ihm auch jemals gerecht werden können. Womit sollte er die-sen Jungen den verdient haben?
 

"Verdammt, jetzt ruf endlich an!"

Wütend starrte das schwarzhaarige Mädchen auf das noch immer dunkle Display. Wenn das so weiter ging würde es mit ihrer abreise nichts mehr werden. Denn bis zu ihrem heutigen Zielort waren es einige Stunden und falls sie nicht recht bald losgingen, würden sie morgen nicht weiterkommen und nur noch weiter in Verzögerung geraten. Und das konnten sie sich im Moment nun mal wirklich nicht leisten da sie noch mit ihren richtigen Pässen unterwegs waren. Solange sie nicht gedeckt durch eine andere Identität reisten mussten sie schrecklich aufpassen, da die Biovolt ihnen somit sehr leicht hätte folgen können. Aber da ihre neuen Papiere sich im Moment noch in Japan bei Dickinson befan-den und frühestens in 2 Tagen bei ihrem nächstgelegenen Kontaktmann ankommen wür-den musste sie ihn auf jeden Fall jetzt erreichen. Aber da sie ja schlecht bei der BBA an-rufen und nach seiner Geheimnummer fragen musste sie wohl oder übel darauf warten, dass er sich wie geplant melden würde.

Als habe dieses kleine Ding, dass von Allen immer Wunder der Elektronik genannt wurde ihr allerdings nur den letzen Nerv raubte, ihr stummes Flehen erhört klingelte es kurz in einem dieser möglichst auffälligen Töne. Da hatte Dicki sich wohl mal wieder einen Scherz erlaubt. Grummelnd drückte sie auf den kleinen Knopf und versuchte möglichst völlig ruhig zu bleiben:

"Sag' mal spinnst du, dein Anruf ist 20 Minuten zu spät! Ich dachte schon, wir können nicht mehr mit der BBA rechnen du Idiot!"

Vom anderen Ende der Leitung erklang nur das munter und durchaus erheiterte Lachen der tiefen Bassstimme. Sofort erkannte sie ihren Gesprächspartner, war sich mit einem Mal völlig sicher, dass alles in Ordnung war. Dieser Mann konnte sie mit dem bloßen, ruhigen Klang seiner Stimme beruhigen.

"Entschuldige Engelchen, aber die Nachricht heute Morgen, dass ihr doch zu dritt kommt hat uns ziemlich überrascht. Besonders weil sie zu einer schier unmöglichen Uhrzeit an-gekommen ist! Halb 3 ist etwas arg früh selbst für euch beide!"

Seufzend hörte sie ihm zu, wissend, dass er ihr am liebsten noch so einiges an Informa-tionen entlockt hätte. Aber er sollte doch wissen wie ihre Lage war und wie schnell auch nur die kleinsten Infos durchsickern konnten. Also wurde nur knapp geantwortet.

"Er schläft nun mal nicht früher. Und das ich Kontakt zu dir habe ist ihm bestimmt nicht recht!"

Sicherlich, normalerweise würde sie dieses heikle Thema um jeden Preis meiden, doch in diesem Fall konnte sie unangenehmen Fragen über den Dritten entgehen auch wenn sie sich deshalb wahrscheinlich auf einen Streit einlassen musste.

"Kleines, du weißt, dass ich ein Recht darauf habe, ihn zu sehen! Das kannst du mir nicht verbieten! Und das weißt du auch..."

Natürlich hatte er Recht, was das Formelle anging. Sie konnte ihm nicht verbieten, Kon-takt mit Kai aufzunehmen aber es war eher zweifelhaft, dass dieser das wollte. Und DAS sollte Iwan nun Mal wissen, nachdem was er ihm angetan hatte.

"Verdammt noch mal, weißt du eigentlich wie weh du ihm damals getan hast? Einem kleinen Jungen, dem man ganz plötzlich alles genommen hatte. Der nichts mehr hatte und noch nicht einmal wusste warum. Weil du ihm gesagt hast, er solle stark werden kann er kaum mehr etwas fühlen, hat jede Emotion in sich abgetötet. Glaubst du wirk-lich, du könntest das wieder gut machen, wenn du jetzt zu ihm kommst. Er lebt jetzt wieder...ohne dich! Deshalb...bitte, lass ihn, ja Iwan?!"

Obwohl auch sie beinahe perfekt darin war, völlige Emotionslosigkeit ans Tagelicht zu legen zitterte ihre sonst so gefasste Stimme ungemeint. Sie machte sich nun mal Sorgen um ihren kleinen Bruder. Denn sie war seine Familie, nicht er. Keine Antwort er-tönte von ihrem Gesprächspartner. Er musste das alles wohl erst mal verarbeiten. Aber, hatte er wirklich geglaubt, alles würde wieder gut werden?

"Hör mal, tut mir leid aber die Zeit drängt nun mal. Wir brauchen die Papiere. Kannst du noch heute jemanden in die Nähe des Qinghai-Hu in China schicken?! Am leichtesten wäre wohl Lanzou zu erreichen. Von dort aus fährt eine Bahn nach Xining. Alles weiter teile ich dir dann später mit." (*)

Ohne eine mögliche Erwiderung abzuwarten legte sie auf. Es wäre zu riskant, die Tele-fonverbindung länger aufrecht zu erhalten. Schon jetzt wäre es eventuell möglich, sie zu orten. Und nach den angegeben Daten könnten sie sich eigentlich gleich einen Sarg zule-gen können, wenn sie nicht so schnell wie möglich auf den Weg machten. Geübt wurde das kleine Handy in der Umhängetasche, ihrem einzigen Gepäckstück, verstaut in dem auch schon die gesamten essbaren Vorräte des Chinesen Platz gefunden hatte, die man nicht erst kochen musste. Denn nach ihrem Plan würden sie frühestens heute Abend wie-der etwas zuwischen die Zähne bekommen.

Sicheren Schrittes trat auch sie nach draußen, grinste die beiden Jungs nichts sagend an, das schlechte Gefühl in ihrer Magengegend ignorierend. Die beiden sollten nichts von dem unguten Gefühl erfahren, dass sie eben überkommen hatte, zumindest nicht, bis sie irgendeinen Grund fand, weswegen sie so besorgt war.

"Also Jungs, ich hab' grade alles mit unserem Kontaktmann bei der BBA abgeklärt. Wir treffen uns nach Möglichkeit in 2-3 Tagen in Lanzou. Das dürfte zu schaffen sein, oder Rei?"

Prüfend wurde der Schwarzhaarige gemustert, welcher in Gedanken wohl die Entfernung berechnete und kurz seinen Blick über seine beiden Begleiter schweifen ließ. Es war zwar ein ganzes Stück Weg aber nach dem Äußeren der beiden zu urteilen und davon ausge-hend, dass sie Kondition hatten auch mal mehrer Stunden am Stück zu laufen.

"Wenn wir jetzt losgehen erreichen wir sogar noch heute Haiyan(**). Und das sollten wir auch, da die anderen Dörfer in der Gegend nicht gerade gastfreundlich gegenüber Frem-den sind. Na ja...und da ihr nicht gerade draußen schlafen wollt..."

Ein kurzes Nicken der beiden Angesprochenen, worauf auch immer die Antwort. Es wäre geradezu idiotisch, nicht in die nächstgelegene Stadt gelangen zu wollen. Und so lange Rei wusste, wohin sie denn genau gehen mussten sollte es ihnen Recht sein. Hauptsache, man würde sie nicht allzu schnell wieder finden.
 

Etwas erschöpft trottete der junge Chinese hinter dem schwarzhaarigen Mädchen hinter-her, den Rucksack lediglich über eine Schulter gehängt. Der Kleiderbeutel war schließlich doch trotz großem Protest daheim geblieben, warum auch immer. Er wusste zwar nicht, was er ohne Klamotten machen sollte aber insgeheim war er darüber froh, nicht auch noch diese Tasche mit sich herum schleppen zu müssen. Und anscheinend war dies der Zweck de Sache. Oder doch die Tatsache, dass man ihnen so nicht direkt ansehen konn-te, dass sie verreisen wollten?

Auf jeden Fall freute er sich über jedes minimale Gewicht, dass er nicht tragen musste. Und da sie Unterstützung von der BBA zu erwarten hatten würde sich das Kleidungsprob-lem wohl ganz von alleine klären. Schließlich waren die beiden Russen ja auch ohne wei-teres Gepäck unterwegs. Woraus er schloss, dass auch Angel Russin war? Nun ja...einerseits rollte sie das "r" manchmal auf die gleiche Weise wie Kai und andererseits meinte sie vor knapp einer Stunde auf seinen letzten, auf alle Fälle russischen, Fluch nur ganz cool: "Dir ist schon klar, dass du grade einen Stein beschimpfst, Kai-chan?!"

Gut, sie konnte auch irgendwo diese Sprache gelernt haben. Nur...so gut, dass sie seinen Akzent, der ohne Frage und trotz mangelnder Sprachkenntnisse von Seiten des Schwarz-haarigen deutlich vorhanden war, problemlos verstand, bei seinem Sprechtempo? Never!

Kurz huschte sein Blick nach hinten zu dem Silberhaarigen, der, ganz in Gedanken versunken, schweigend hinter ihnen her lief. Was war eigentlich mit dem los? Seit Angel diese Kontaktperson erwähnt hatte war er seltsam zurückgezogen, noch mehr als sonst sogar. Sollte er diese Person etwa kennen? Die Schwarzhaarige hatte nur kurz erklärt, dass er nichts von einer Verschlechterung der Lage in Russland erwähnt hatte.

Sollte dieser jemand etwa er sein?

Woher er von ihm wusste?

Nach der Weltmeisterschaft hatte Kai ihm damals erzählt, dass er nicht nach Russland zurückkehren wollte, dass es dort jetzt niemanden mehr gab, der auf ihn wartete. Er ha-be schon vor einiger Zeit erfahren, was der wichtigste Mensch in seinem Leben ihm ange-tan hatte. Dieser jemand hätte ihn zu sehr verletzt. Und er wollte ihn nie wieder sehen. Ihn?

Ja ihn, denn genau das hatte Rei auch gedacht, sogar danach gefragt. Er wusste nicht viel über den Fremden. Wenig aber genug um zu wissen, dass Kai ihn mehr als alles an-dere geliebt hatte. Ihn immer noch liebte.

Schon zu diesem Zeitpunkt hatte sein Herz sich schmerzvoll zusammengezogen bei dem Gedanken, dass die rubinroten Augen einst liebevoll auf einen anderen Jungen gerichtet waren, ihn mit zärtlichen Blicken bedachten und auch jetzt noch nicht vergessen moch-ten. Den einzigen Jungen, der jemals den Weg in sein Herz gefunden hatte.

Denn der Halbrusse hatte ihm recht schnell klar gemacht, nicht schwul zu sein. Dies sei eine einmalige Ausnahme gewesen!

Recht schnell sah er wieder nach vorne, verdrängte die soeben gekommenen Gedanken recht schnell wieder. Was sollte er auch davon halten, wenn er sich noch nicht einmal sicher war, ob er in Kai verliebt war. Es war so, als stände er direkt vor der Entschei-dung, ob er den anderen nun lieben wollte oder eben nicht. Und ganz ehrlich hatte er keine Ahnung, welche Entscheidung wohl die bessere war.
 

Das Wissen, dass der Besitzer der roten Augen seinen kurzen Blick sehr wohl bemerkt hatte sei ihm nicht vergönnt. Dennoch konnten dessen Augen für einen Moment lang in die bernsteinfarbenen des anderen sehen, die leise Trauer darin deutlich erkennen. War er daran schuld?

Natürlich hatte er seinen Teamkameraden oft wehgetan, sie mit seinen harten Worten verletzt doch bis jetzt war es immer Rei gewesen, der stets darüber stand, die anderen wieder zu besänftigen wusste. Sollte er auch ihn verletzt haben. Doch womit?

Er stand dem hübschen Schwarzhaarigen doch nicht einmal nahe genug, um ihn ernst-haft zu verwunden, oder?! Sicher, näher als so manchem anderen nur...Anna stand er damals sehr nahe, näher als irgendjemandem sonst. Aber seine Anna, so wie er sie frü-her gekannt hatte, lebte schon lange nicht mehr. Die dunklen Seelenspiegel, welche bei ihm völlig die Wirkung verfehlt hatten da sie seine Gefühle nicht zu zeigen vermochten, betrachteten kurz Angel, welche munter noch immer den schier endlosen Weg die Gleise entlang marschierte. Zwischen den beiden Mädchen lagen zwar an sich Welten aber eine unglaubliche Ähnlichkeit war nicht zu leugnen.

Ein trockenes Lachen kam über seine Lippen, ließ auch sie ihn verwundert anstarren, nur einen Moment lang bis sie wusste, dass alles in Ordnung war. Ein kurzer Blick reichte da schon meistens. Die faszinierend grünen Augen sahen wieder zu Rei, sie ließ sich ein Stück zurück fallen sodass sie neben dem Schwarzhaarigen lief vermutlich um mit ihm über den dämlichen Weg zu reden.

Erst jetzt fiel Kai auf, dass der junge Chinese in etwa so groß war wie Angel. Also musste er wohl gewachsen sein, sogar ein ganzes Stückchen. Schließlich war sie nur knappe 3 cm kleiner als der Halbrusse selbst. Komisch, warum hatte er erst jetzt bemerkt, dass Rei größer geworden war?

,Vielleicht weil ich, wenn er vor mir steht besseres zu tun habe, als mich um seine Größe zu scheren. Dazu sind die hellen Augen viel zu schön!'

Die weichen Lippen wurden zu einem schwachen, kaum erkennbaren Lächeln verzogen.

Wieso leugnen, dass der hübsche Chinese eine ungeheure Anziehungskraft auf ihn hatte, ihn immer wieder aufs Neue in seinen Bann zog. Nur all zu gerne hätte er selbst zugelas-sen, dass er sich in jenen bildhübschen Jungen verliebte aber...

Sein Herz gehörte nun mal schon jemand anderem!
 

Sanft rote Farben die sich bis in helles Pastellblau hinzogen färbten den Himmel bereits in ihrer unnachahmlichen Weise, die kein noch so guter Maler oder Fotograf je auch nur im Ansatz hätte festhalten könne. Denn eben diese Vergänglichkeit war es, die diese unge-heuere Faszination auf die Menschen hatte. Das Zerbrechlich und dennoch so unverwüst-liche Farbenspiel eines jeden Sonnenuntergangs, der die sanfte Ruhe der anbrechenden Nacht mit seinen beinahe wehmütig, bitterschönen Bildern, die er Abend für Abend an den Himmel malte, nur kurze Zeit lang.

Und während der helle Feuerball hinter dem Horizont verschwand, alle seine Kinder noch ein letztes Mal für diesen Tag mit seinem Licht wärmte, ihnen einen Abschiedsgruß gab, beobachteten misstrauische Augen die Fremden, welche soeben in ihrer Stadt gekommen waren. Aufgeregtes Tuscheln machte die Runde zwischen den Alten und Klatschweibern. Es kam nicht gerade oft vor, dass Reisende aus den Bergen hierher nach Haiyan kamen. Insbesondere nicht, wenn zwei von ihnen so seltsam fremdländisch aussahen und auch gekleidet waren. Den dritten konnte man leicht aus einen von dem Bergvolk identifizie-ren. Die außergewöhnliche Kleidung mit dem Tigerwappen und die zusammengebunde-nen, langen Haare wiesen eindeutig auf ein Mitglied der Tigers hin. Doch der andere Jun-ge und das Mädchen in dessen Begleitung waren da schon ein richtiges Rätsel.
 

Und so war es kein all zu großes Wunder, dass auch noch 2 Stunden später einige Men-schen neugierig vor dem kleinen Gasthaus standen in dem die Fremden sich ein Zimmer gebucht hatten und zwanghaft versuchten einen Blick auf den schweigsamen aber über-aus schönen Fremden zu erhaschen. Jener hatte sich jedoch bereits mit seinen beiden Begleitern zur Ruhe gelegt. Morgen würden sie bis nach Xinging laufen müssen. Da brauchte er jetzt keinen Trubel mehr!
 

(*) = Qinghai-Hu ist ein großer Gebirgssee in Westchina. Es existiert tatsächlich eine Eisenbahnstrecke, die von Golmund aus höchstwahrscheinlich Ware über Xinging, Lanzou und durch ganz China transportiert. Leider weiß ich nicht, ob auch Passagiere transpor-tiert werden. Da ich mir allerdings als Autor erlaube, gewisse Änderungen für meine Ge-schichte vorzunehmen und mir weder diese Fakten noch Reis genauer Wohnort bekannt sind werde ich mir das jetzt so zurrecht biegen. Falls jemand genauere Informationen zur geographischen Lage wünscht, soll er sich doch bitte per ENS bei mir melden. Ich picke ihm das dann gerne heraus.

(**) = *hust und Hayan winkz*



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2004-11-14T15:22:30+00:00 14.11.2004 16:22
*gg*
kann mich dem erdnuckel nur anschließen XD
aber sonst klasse die ff XD
Von:  Morathi
2004-09-23T19:21:10+00:00 23.09.2004 21:21
ein großes SORRY!!!!!!!!!! *verbeug* ich hab mcih ewig nit gemeldet.... *zerknirscht guck*
dass is jetzt der ganz neue teil!?
entweder ich habw as nicht mitgekriegt, oder.... IN WEN ZUM TEUFEL IST KAI VERLIEBT???????????????? DAS KANN DOCH NCIHT SEIN!!!!!!! *heul* bitte nciht.... kai und ray müssen zusammenkommen *trotz* auf alle fälle...... udn weil ich das jetzt unbedingt wissen möchte: SCHREIB WEITER!!!!!!!!!!! BITTE!
das wird immer spannender und ich bin wirklich gespannt, wies weitergeht. also schreib schnell weiter. bei so tollen kapis kannst du die leser doch nciht foltern ^^ *gg*
cu tsusuki
Von:  Erdnuckel
2004-09-18T21:12:48+00:00 18.09.2004 23:12
diesen teil fand ich teilweise sehr verwirren, aber gut ^-^
nur wusste ich teilweise nicht wer von denen was gedacht hat
freu mich schon auf den nächsten teil ^-^
>Erd<i


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