Zum Inhalt der Seite

Lost to be found

und nommal
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

1.1. Run away and come home

Kapitel 1: Run away and come home
 

Müder liefen sie nun schon seit über vier Stunden nebeneinander her. Keiner sagte etwas, wie ein schweigendes Einverständnis. Nur ganz selten warf er einen Seitenblick zu seiner jungen Begleiterin, die ihre Kappe tief ins Gesicht gezogen hatte und das kurze, dunkel gefärbte Haar darunter versteckte.

Wenn man so wollte, hatte sie sich in den letzen Jahren sehr verändert und andererseits war sie dennoch vollkommen die Selbe geblieben.

"Kai, komm endlich und hör' auf, mich anzustarren als wäre ich ein Alien!"

Er zog nur kalt grinsend die Augenbrauen nach oben.

"Ach, bist du doch keiner?!"

Sie verdrehte gespielt entnervt die Augen und seufzte theatralisch.

"Nein, auch wenn das dem hoch verehrten Herrn Hiwatari erst jetzt aufgefallen sein sollte, ich gehöre nicht zu deiner, aus Freaks bestehenden, Verwandtschaft!"

Er kicherte kaum merklich in sich hinein als er die kleine, pulsierende Zornesader auf ihrer Stirn entdeckte, die ihn davor warnen sollte, sich möglichst nicht mit ihr anzulegen, außer er wollte einen Vulkanausbruch verursachen.

Da Kai aber anscheinen sehr gerne verdammt gefährlich lebte, verschränkte er ganz einfach die Arme und setzte sich mitten auf den Pfad, den sie bis gerade eben entlang marschiert waren.

Mit einem, mittlerweile sehr breiten, Grinsen beobachtete er die imaginären Gewitterwolken über ihrem Kopf, die schon ordentlich blitzten.

Um sie noch ein bisschen mehr zu reizen verschränkte er die Arme hinter dem Kopf und legte sich ganz einfach mitten hin, die Augen halb geschlossen. So etwas erlaubte er sich wirklich nur bei ihr, und dass auch nur, wenn sie sicher waren vollkommen allein zu sein.

Genau diese Momente genoss er ja gerade so, da er so endlich einmal "das Kind in sich", wie sie es immer besserwisserisch nannte, herauslassen konnte. Na ja, eigentlich stritten sie nur jedes mal ein wenig zum Spaß, wenn es ihnen wieder einmal zu langweilig geworden war.

Ok, ob sie wusste, dass er das ganze nicht so meinte, war er sich in der Zwischenzeit nicht mehr ganz so sicher. Obwohl sie ihm doch kaum etwas antun würde, oder?!

Entnervt schaute sie ihn an. Das konnte ja noch heiter werden mit dem Sturkopf im Gepäck. Dieser kleine Mr. Eisberg junior ging ihr im Moment ja so was von auf die Nerven.

Wutentbrannt, dass er sich jetzt auch noch hingelegt hatte fing sie an ihn mit allen erdenklichen unfreundlichen Spitznamen dieser Welt zu bombardieren.

Zwar würde er es niemals öffentlich zugeben, aber er war verdammt scheißfroh, sie von dort weg und wieder bei sich zu haben, dass es ihn sogar egal war, als was sie ihn außer "Eisklotz" und "letzter Indianer mit Kriegsbemalung" sonst noch so betitelte, da er sich einfach nicht von der Stelle rührte.
 

Rei gähnte leicht und genoss das sanfte Sonnenlicht, das ihn im Gesicht kitzelte. Mit geschlossenen Augen streckte er sich in Katenmanier auf seinem ast, ein zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht. Heute würde ihn nichts und niemand stören. Zur Abwechslung wollte er den ganzen Tag schlicht und ergreifend faulenzen. Immerhin durfte er ja wohl selbst entscheiden, wie er das "große Ereignis" anging. Und im Moment wollte er ganz einfach seine Ruhe.

"Rei-kun? Wo steckst du-uh?"

Och nö, dass konnte jetzt aber nicht wirklich wahr sein! Nee, dass war jetzt unfair, und zwar so was von!

Der rosa Haarschopf der jungen Chinesin, die ihn immer noch zu suchen schien, überzeugte ihn jedoch recht schnell davon, nicht einfach eine nervige Einbildung zu haben. Natürlich musste diese nervige Einbildung real sein und nach ihm suchen.

Nur um das mal klar zu stellen:

Eigentlich hatte Rei rein gar nichts gegen Mao und eigentlich war er gerne in ihrer Nähe. Nur eben heute nicht!!!

Grummelnd schloss er die Augen wieder und ignorierte sie im typischen Kai - style. Na ja, dass mit dem Arme verschränken sollte er vielleicht noch mal üben, da er fast von seinem erhöhten Sitzplatz fiel, aber sonst schien er sehr überzeugend zu wirken.

Niemand hatte es bis jetzt gewagt, ihn anzuquatschen wenn er so in Kaipose auf seinem Ast saß und Ruhe suchte.

Nun, Mao schien sein grimmiger Gesichtsausdruck irgendwie ziemlich egal zu sein und so hopste sie vergnügt wie eh und je auf ihn zu. Der Todesblick nutzte auch nichts und sie kam immer näher, obwohl er sie doch schon längst aufgespießt haben müsste.

Bei Kai klappte das immer so wundervoll. Kai. Er musste leicht grinsen, als er daran zurück dachte, wie der Russe ihm die positiven Seiten des "bösen Blicks" demonstriert hatte. Tyson wäre vor Angst fast tot umgekippt und irgendwie wurde der Schwarzhaarige das Gefühl nicht los, dass der Junge mit den rubinroten Augen dies auch vorhatte.

Es war schon ziemlich cool gewesen, von seinem Teamkapitän "beschützt" zu werden indem der ganz einfach allen Anderen Angst machte.

An diesem Tag ging es ihm sehr schlecht, auch wenn Rei Kon dies nie zugegeben hätte. Man hatte ja seinen, teilweise echt störenden, Stolz, der es einem nicht erlaubte, Schwäche zu zeigen.

Wäre auch ziemlich seltsam, wenn er plötzlich jedes Mal wenn es ihn nicht ganz so gut ging Gott weiß wen mit seinen Problemen zutexten würde. Falls jemandem auffallen sollte, dass es ihm nicht all zu gut ging, würde er es wohl so lange abstreiten, bis er zusammenklappte.

Zum Glück war ihm das bei Kai erspart geblieben, da dieser für solche Situationen ein gewisses Gespür hatte. Auch wenn man es diesem Eisklotz nicht gerade ansah, konnte er extrem fürsorglich sein. Gut, auf eine leicht groteske Weise zwar...
 

"Rei, hey Rei, nun komm endlich, ich muss dir was zeigen!"

Ungeduldig hibbelte Takao auf und ab während sein Blick angespannt auf dem Fernseher lag. Seit knapp zwei Stunden spielte er nun schon dieses dämliche Spiel und aus einem unerfindlichen Grund wurde ihm dabei einfach nicht langweilig. Außerdem nervte er den Chinesen spätestens alle fünf Minuten mit irgendwelchen bescheuerten Bildsequenzen, die diesem ziemlich egal waren.

Zwar merkte man es Rei nicht gleich an, doch an diesem Tag hatte er höllische Kopfschmerzen. Es fühlte sich ungefähr so an, als würde eine Heavy Metal Band in seinem Schädel ein viel zu lautes Konzert geben. Wenn er Schmerztabletten eingeworfen hätte, würde er sich wahrscheinlich um einiges besser fühlen, nur müsste er sich somit dumme Fragen wie es ihm den ginge herumschlagen. Und darauf konnte er mit dem Dröhnen in seinem Hirn gut und gerne verzichten.

Der Russe neben ihm beobachtete ihn bereits seit mindestens 20 Minuten mit ganz leicht hochgezogenen Augenbrauen. Kein Wunder, er sah, wenn man ganz genau hinsah, wirklich ein klein wenig fertig aus. Er strengte sich sichtlich an, dass man ihm seine momentane Schwäche nicht all zu sehr anmerkte aber für einen "Beobachter" wie Kai war deutlich zu erkennen, was mit dem Schwarzhaarigen los war.

"Rei", zischte er leise zu seinem Nebenmann, "komm mit!"

Verwirrt blickten bernsteinfarbene in rubinrote Augen, eine unausgesprochene Frage auf den Lippen. Schweigend folgte er ihm dennoch nach oben in dessen Zimmer.

Kaum waren sie an der Treppe angelangt rief Takao auch schon wieder nach ihnen. Der Blausilberhaarige drehte sich mit drohendem Blick um und funkelte die kleine Nervensäge bedrohlich an. Dieser schluckte nur leise und machte schnellst möglich eine Kehrwende und ging verängstigt mit raschen Schritten davon.

Der Russe grinste diabolisch zufrieden und wand sich erneut Rei zu. Ohne jeglichen Kommentar zog er ihn mit sich, oder viel eher hinter sich her. In seinem Zimmer angekommen stellte er den Chinesen vor seinem Bett ab und kramte etwas aus seiner Tasche hervor. Noch immer schweigend drückte er ihm nun ein eine kleine Schachtel in die Hand. Auch eine Wasserflasche fand einen neuen Platz auf dem kleinen Tisch neben ihnen. Der Schwarzhaarige zog abwertend die Augenbrauen zusammen während sein Teamchef eine einzelne Tablette aus der Packung quetschte.

"Schmerzmittel", gab Kai kurz und gebunden von sich und schob ihm das weiße Ding gleichzeitig in den Mund. Ganz automatisch schluckte er schnell und begann leicht zu husten. Darauf vorbereitet wurde ihm ein Glas Wasser gereicht. Mit hastigen Zügen leerte er es, darauf bedacht, sich möglichst nicht noch einmal zu verschlucken.

Mit einem kleinen Grinsen wurde ihm das leere Glas wieder abgenommen. Zwar war es nur mikroskopisch klein, aber hey, Mr. Antarktis Hitwari hatte doch tatsächlich gegrinst. Ray musste daraufhin ziemlich dämlich ausgesehen haben, da Kai ein lautes Loslachen nur schwer unterdrücken konnte. Sogar zu kichern begann er und konnte oder wollte sich einfach nicht mehr fangen.

Dabei entdeckte der Chinese ein kleines Grübchen in der rechten Wange des Silberhaarigen, was ihm bis damals wirklich noch nie aufgefallen war. Erstaunt stellte er sich vor den noch immer grinsenden und sah ihm skeptisch in die Augen wobei er versuchte die Augenbrauen in typischer Kaimanier so weit wie irgendwie möglich nach oben zu ziehen.

"Und du bist dir ganz sicher, dass du Kai Hitwari bist?!", wurde schließlich zweifelnd gefragt worauf nur ein weiteres Lachen als Antwort folgte. Die roten Augen blitzten belustigt und zum aller ersten Mal war die, zwar mittlerweile recht dünne, Eisschicht gänzlich verschwunden. An ihre Stelle war der wohl süßeste Unschuldsblick des ganzen Universums getreten.

"Ich glaube schon sonst würde ich wohl kaum hier neben dir sitzen, oder? Ach ja, bevor ich's vergesse, wie geht es deinem Kopf jetzt? Theoretisch müsste das Zeug doch gerade begonnen haben zu wirken..."

Immer noch leicht verdattert nickte Rei zögerlich. Vor lauter Staunen über den Jungen neben sich hatte er jetzt doch glatt das widerliche Dröhnen in seinem Kopf vergessen. Jetzt war es auf jeden Fall vorbei und er ließ sich vorsichtig auf dem, ganz in schwarz bezogene, Bett nieder. Der dünne Stoff der Decke war angenehm weich und kühl. Spontan kippte er ganz einfach nach hinten und kuschelte sich in die so herrlich nach Kai riechenden Sachen. Mit einem Lächeln schloss er die Augen und begann ein wenig vor sich hin zu dösen. Am Rande bekam er noch mit, wie Takao ungefragt in den Raum stürzte und von rubinroten Augen fast augenblicklich wieder nach draußen verbannt wurde. Erneut war die Kälte zurück in den eben noch sanften Blick des Halbrussen gekehrt.

Genau diese Augen befanden sich nun direkt über ihm und funkelten ihn schelmisch an.

"So ein "böser Blick" kann doch manchmal echt von Vorteil sein, nicht?!"

Grinsend nickte er erneut und setzte sich geschickt wieder auf. Wie lange sie noch dort oben waren und sich einfach nur in die Augen sahen wusste er nicht. Auch konnte er sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, was sie den Rest des Tages gemacht hatten, lediglich, dass Kai wieder so kühl wie eh und je zu allen war. Umso mehr hatte er diese vertraute Zweisamkeit genossen...
 

"Damals habe ich wohl bemerkt, dass er mehr ist als auf den ersten Blick erkennbar ist!"

Rei seufzte innerlich und starrte verträumt vor sich hin. Mao wurde ganz einfach ignoriert, da es im Moment deutlich wichtigeres gab. Zum Beispiel Wolken zählen, was bei klarem Himmel natürlich ziemlich kompliziert war, nicht, dass es ihn gestört hätte.

"...und dann meinte Yuka noch...............aber Nija erwiderte darauf nur...............ich persönlich finde ja...............deswegen wollte ich dich fragen, welche dir am besten gefällt. Hörst du mir überhaupt zu, Reimond Kon?"

Gerade noch konnte er ein verwirrtes "Hm?" unterdrücken. Puh, das hätte beinahe riesigen Ärger gegeben. Aber das Problem blieb: Von was redete die Pinkhaarige die ganze Zeit. Gut, so wichtig konnte es auch nicht sein, also wurde ihr schlicht und ergreifend zugestimmt, was auch immer sie gesagt hatte.

"Ha, ich hab's doch gewusst! Du würdest mir nie im Leben zustimmen, wenn du mir zugehört hättest, oder willst du jetzt echt eine Kurzhaarfrisur?!"

Er schluckte und schüttelte schnell den Kopf, so dass der lange Zopf von einer Seite zur anderen geschleudert wurde. Nichts da, seine Haare blieben so lang, wie sie waren und wenn die Welt Kopf stehen würde, da gab es nichts zu rütteln.

"An wen oder was hast du denn gerade gedacht?"

Ok, es gab exakt zwei Eigenschaften an ihr, die er nicht leiden konnte. Die erste war Neugierde und die zweite, nun, sie bemerkte sofort, wenn er auch nur im Ansatz versuchte, sie anzulügen.

"An niemanden, kennst du nicht..."

Sie grinste überlegen. Er hatte sich geradeeben selbst verraten. Wie konnte man auch so ein Plappermaul sein! Natürlich wusste sie jetzt, dass sie die Person kannte. Ganz toll, Rei, jetzt wird sie dich weiter ausquetschen, bis du ihr alles erzählt hast und dann wird sie nie wieder mit dir reden. Fantastisch!

Aber nichts der gleichen folgte und sie lächelte ihn lediglich schüchtern an.

"Hey, nun fang' bitte nicht an zu lügen, du weißt, dass kann ich so was von überhaupt nicht ab. Ich merke doch, wenn du nicht darüber reden willst genau so wie ich merke, was mit dir los ist. Weißt du, ich bin ja auch verliebt und habe mich am Anfang mindestens so seltsam verhalten wie du und eine ziemlich lange Zeit allein verbracht, um mir über meine Gefühle klar zu werden. Es ist zwar hoffnungslos, aber ich habe mich in dich verliebt, Rei."

Erstaunt sah er seine langjährige beste Freundin an. Zwar hatte er es schon lange gewusst jedoch nicht damit gerechnet, dass sie ihm alles sagen würde. Am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen doch sie schüttelte nur schief grinsend den Kopf.

"Versuch gar nicht erst, mir zu erklären, wie leid dir das alles tut, es ist schon in Ordnung, ich habe nur eine einzige Bitte an dich: Warte nicht so lange damit wie ich. Überleg' dir gut, ob es nur Freundschaft ist, die du fühlst oder Liebe."

Und mit einem Mal drängte sich ihm die frage auf, ob er Kai etwa liebte. Ja klar, er wollte bei ihm bleiben und fühlte sich allein beim Gedanken an den Silberhaarigen gleich sichtlich wohler. Aber ob das schon Liebe war musste sich wohl erst noch herausstellen, nur die passende Gelegenheit zu finden dürfte schwierig werden, da der Angebetete ja in Russland war, zumindest dachte er so...
 

Denn so weit war Kai gar nicht weg. Er saß nämlich noch immer mitten auf dem kleinen Weg irgendwo in China und beobachtete seine Begleiterin belustigt. Zwar hatte sie damit aufgehört, ihn mit hoch interessanten Spitznamen zu betiteln aber noch war sie, dem hinterhältigen Grinsen nach, mit ihrem Latein nicht am Ende. Was genau sie vorhatte wusste er allerdings nicht und etwas sagte ihm, dass sie es ihm auch garantiert nicht verraten würde.

Mit theatralisch genervtem Gesichtsausdruck ging sie vor ihm in die Hocke, die Hände auf seinen Knien aufgestützt. Für einen Moment starrten sie sich nur schweigend in die Augen bis sie wieder aufstand und sich wortlos umdrehte. Nach einigen Schritten meinte sie nur nebensächlich, ob ihm etwas fehlen würde.

Und wie er sie kannte, hatte sie ihm garantiert etwas geklaut. Nur was? Brieftasche und Ausweis waren sicher unter seinem Shirt verwahrt und sonst trug er eigentlich nichts Wichtiges bei sich was sie ihm hätte stehlen können. Die eine Sache, die noch in Frage kam fühlte er zum Glück ganz deutlich in seiner Hosentasche.

Halt, Moment, da war nichts mehr! Es war weg!

Siegessicher streckte sie ihm den blauen Blade entgegen, darauf gefasst, dass er jede Sekunde aufspringen konnte und ihn ihr wegnehmen würde.

"Ich an deiner Stelle würde jetzt lieber schön brav mitkommen, Kai-chan. Oder du überlässt mir, natürlich freiwillig, deinen heißgeliebten Dranzer. Ich denke Ich denke, dein hübscher Phönix würde mir auch ganz gut stehen, nicht?!"

Nachdem er sich einige Sekunden nicht gerührt hatte steckte sie seufzend den Blade ein und machte sich wieder auf den Weg, einen, noch immer auf dem Boden sitzenden, silberhaarigen Jungen, der leicht angesäuert wirkte, zurücklassend.

Missmutig stapfte er hinter ihr her. Sie würde seinen Beyblade wahrscheinlich erst wieder herausrücken, wenn sie an ihrem vorläufigen Ziel angekommen waren, und das auch nur, falls er Glück haben sollte. Sonst würde er Dranzer wohl erst in einigen Monaten wiedersehen. In der Beziehung konnte die Kleine verdammt stur sein. Lag wohl in der Familie...

Aber sie war schon immer so. Bereits als er sie kennen lernte beherrschte sie die Kunst mit dem Kopf durch die Wand zu kommen meisterhaft, was in ihrer Kindheit ein schwieriges Unterfangen war. Na ja, jetzt, in dieser seltsamen Lage in die er mehr durch Zufall mit hineingeschlittert war, würde es wohl kaum besser werden.

Aber warum musste sie bei ihren Übungen für die Durchsetzung ihres Willens ausgerechnet sein Blade als Lieblingsopfer auserkoren haben?!

Na ja, da sie ihr Verhalten eigentlich nie rechtfertigen wollte, würde sie spätestens in ein paar Stunden klein bei geben. Weit konnten sie nicht mehr weg sein, nur noch über diesen wundervoll großen Berg da vorne und sie waren da. Das einzige Problem, dass es gab war die langsam aber stetig untergehende Sonne. Schließlich mussten sie noch vor Mitternacht ankommen, sonst würde sein geiler Spruch nicht mehr ziehen.

"DER wir Augen machen!"

Mit raschen Schritten holte er sie recht schnell ein, aber auch nur, weil sie noch weniger Peilung hatte, wo sie lang mussten. Er wusste wenigstens, wo sie hinwollten, so ungefähr zu mindest...
 

Laut dröhnte die Musik in seinem Kopf doch er genoss es in vollen Zügen. Die CD die Mao ihm geschenkt hatte war fantastisch. Auch wenn er sonst nicht viel von diesem Stil hielt musste er zugeben, dass diese Band ihre Sache erstklassig machte. Obwohl er noch gar nicht lange im Besitz besagten Albums war hatte er bereits drei absolute Lieblingssongs. Erstes und auch zweites Lied waren mehr sarkastisch gemeinte "Lobpreisungen" über das Leben aber das letzte, eine art Ballade, hatte ihn echt überrascht. Die Ausdruckskraft und Nachvollziehbarkeit waren wirklich bewundernswert.

"Ob Kai dieser Song wohl gefallen würde? Eher nicht, der steht ja nicht auf Punkrock oder laute Musik. Ich zwar eigentlich auch nicht aber die haben's nun Mal drauf! Gut, Kai...argh, es nervt tierisch andauernd an diesen Typen denken zu müssen! Als ich ihn noch tagtäglich gesehen habe war es nicht so schlimm. Mao wird doch nicht etwa Recht haben?

Ach Quatsch, ich und der Eisklotz? Ungefähr so wahrscheinlich wie ein Kai, der Takao eigentlich als seinen Seelenverwandten aus der Kindheit betrachtete. Ok Rei Kon, darf ich vorstellen: Du hast soeben deine sarkastische Seite entdeckt, werdet glücklich mit einander!"

Oh Gott, jetzt führte er schon in Gedanken Selbstgespräche, zwar nur in Gedanken aber das reichte schon. Sein Team würde ihn für verrückt erklären, sie würden ihn in die nächste Gummizelle stecken und Kai den Schlüssel feierlich wegwerfen lassen.

Nein, schon wieder dieser Name! Da konnte man sich gleich lebendig begraben lassen! Oder von einem Blitz erschlagen werden! Aber nö, die sämtlichen Schicksalsschläge blieben aus und er schaffte es einfach nicht die roten Augen aus seinem Kopf zu verbannen! Grummelnd schmiss er sich mit verschränkten Armen auf sein Bett und schloss demonstrativ die Augen. Jetzt hatte sich auch schon sein eigener Verstand, soweit dieser in dem Zustand noch zu gebrauchen war, gegen ihn verschworen. Und natürlich alles heute! War ja irgendwie klar, dass ein solcher Tag nicht normal ablaufen konnte! Was kam als Nächstes? Vielleicht stand ja Takao vor seiner Tür...

Erst nach einigen Minuten hörte er das schrille Klingeln seines Telefons durch die Musik. Schnell drückte er auf Pause und griff nach dem silbernen Hörer. Zum Glück war das Teil schnurlos, sonst hätte er es sich kaum auf dem Bett gemütlich machen können.

"Rei Kon!?"

"Gut, dass du da bist, Rei. Hier ist Kenny. Es gibt ziemlich schlechte Neuigkeiten!"

Und die Nachrichten mussten wirklich erstens verdammt wichtig und zweitens sehr schlecht sein, wenn Kenny um ca. halb elf Nachts bei ihm hier in China anrief. Der, fast auf alles gefasste, Schwarzhaarige hörte seinem alten Freund angespannt zu, deutlich war in dessen Stimme zu hören, dass etwas gewaltig schief gelaufen war.

"Kai ist verschwunden! Er ist gestern Abend aus seiner Schule abgehauen. Alle seine Sachen sind noch da, nur Dranzer und sein Geld hat er mitgenommen. Einer seiner Mitschüler meinte, ein komisches Mädchen sei bei ihnen aufgetaucht und habe ihm irgendetwas in einer, ihnen unverständlichen Sprache, erzählt. Er habe ihn gebeten, der Schulleitung kurz Bescheid zu geben, dass seine Schwester ihn besuchen wollte. Als der junge wieder kam waren beide weg!

Keiner weiß wohin und das einzige, was ich bis jetzt mit Sicherheit sagen kann, ist:

Nirgendwo steht auch nur das Geringste über eine Schwester von Kai. Auch Voltaire scheint keine Ahnung zu haben, wer sie ist. Zumindest will er nicht mit der Sprache rausrücken. Aber er...er sucht nach den beiden. Und wenn er sie in die Finger bekommt..."

Der Chinese schluckte kurz. Erst einmal mussten die ganzen Informationen verarbeitet werden. Dann drängte sich ihm diese eine, alles entscheidende Frage auf.

"Sollte Voltaire nicht schon längst festgenommen werden, ich meine, Mr Dickenson hat doch Zeugen und ich glaube, auch Kai hätte gegen seinen Großvater ausgesagt. Also, warum ist das Arsch auf freiem Fuß?!"

Jetzt war es Kenny, der schweigend da saß und keine Antwort wusste. Wie denn auch, wenn er sich selbst nicht erklären konnte, wie Biovolt aus der ganzen Sache wieder herausgekommen war. Der, der vielleicht ein wenig Ahnung von dem ganzen Geschehen in Russland hatte, war zu allem Überfluss wie vom Erdboden verschluckt.

"Ich...verdammt...ich weiß es nicht! Niemand weiß etwas!"

Rei nickte verständnisvoll, obwohl Kenny das kaum hätte sehen können. Was für eine besch...eidene Lage. Hätte Kai sich nur irgendwie bei ihm gemeldet, sodass er wenigstens vorher zu mindest Ansatzweise etwas wusste. Aber seit ungefähr einem Monat war der Kontakt zu seinem ehemaligen Teamchef gänzlich abgebrochen. Davor war immerhin im ungefähren Abstand von 2 Wochen ein Brief von dem Silberhaarigen gekommen...

"Sorry Rei, aber Mr. Dickenson ist in der anderen Leitung, ich muss aufhören rufe dich aber sofort an, falls es etwas Neues gibt!"

Noch immer klang sein Gesprächspartner völlig gehetzt und er selbst zitterte sogar ein wenig, als er den Hörer wieder auflegte und sein Gesicht in dem weichen Kissen vergrub. Was machte dieser Idiot auch für einen Mist? Nie konnte man ihn alleine lassen, ohne dass er etwas anstellte. Fast wie ein kleines Kind. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. Kai hatte sie früher immer "Kindergarten" genannt, wenn es mal wieder nicht nach seinem Willen ging. Dass er dabei selbst oft genug wie ein schmollender kleiner Junge aussah, wurde von den anderen lediglich in Gedanken angefügt, da man ja glücklich weiterleben wollte.

Immer wieder wurde etwas gegen seine Fensterscheibe geworfen. Eigentlich wollte er jetzt niemanden sehen, dennoch siegte seine Neugierde und er rannte schnell zur Haustüre, die sich genau unter seinem Zimmer befand. Etwas schneller als sonst riss er schwungvoll die Tür auf und starrte im ersten Moment sichtlich geschockt in zwei smaragdgrüne, kühl dreinblickende Augen. Irgendwie kam ihm die Haltung der Person vor sich sehr bekannt vor, genau wie der leicht abwertende Blick mit dem sie ihn musterte.

Also wirklich! Schließlich war ja nicht er es, der mit einer blauen Baggijeans, einem kurzen schwarzen Kleid und einer, tief ins Gesicht gezogenen Baseballkappe durch die Gegend lief! Und als ob dieser Anblick nicht schon seltsam genug wäre hatte sie sowohl Augen als auch Lippen tiefschwarz geschminkt. Ohne jeglichen Kommentar drehte sie sich wieder um, ließ den blick kurz suchend durch die Nacht schweifen und wand sich nach einem Weilchen wieder an ihn.

"Du bist doch Reimond Kon von den Bladebreakers, den momentanen Beyblade Weltmeistern, oder?"

Wollte diese Möchtegern Gothictussi ihn etwa herausfordern. Anscheinend schon, da sie tatsächlich einen Blade aus ihrer Tasche zog. Nur dass es nicht irgendeiner war sondern ein ganz besonderer, blauer Beyblade mir einem glänzenden Chip in der Mitte. Und darauf war nichts anderes abgebildet als ein roter Phönix.

Der Schwarzhaarige setzte bereits zu einem "Wo hast du den her" an als sie Dranzer gezielt hinter sich schleuderte. Doch anstatt wie erwartet auf den Boden zu fallen wurde er geschickt von einer anderen Person, deren Umrisse nur schwach zuerkennen waren, aufgefangen.

"Na endlich! Wurde auch langsam Zeit, dass du ihn mir wiedergibst, Süße!"

Augenblicklich erstarrte der junge Chinese und schluckte. Diese Stimme! Er kannte sie nur all zu gut, nur wie sollte das möglich sein?! Alle Welt war auf der Suche nach ihm und er...stand kurz vor Mitternacht vor seiner Tür, mitten in China. Wie zur Hölle war er in so knapper Zeit hierher gekommen? Was suchte er hier? Und vor allen Dingen: Was fiel ihm ein, allen so einen riesigen Schrecken einzujagen?!

All das wollte Rei den Anderen fragen, über seine Lippen kam jedoch lediglich ein schwaches "Kai?". Mit ernstem Blick trat der Silberhaarige einige Schritte nach vorne, sodass auch er von dem, aus dem Haus fallenden Licht beleuchtet wurde. In diesen Klamotten hatte er seinen Teamchef noch nie gesehen, was ziemlich schade war...

Kai trug noch immer seine grüne Schuluniform mit der roten Krawatte, wobei das Hemd ein Stück aufgeknöpft war. Viel auffälliger wirkten aber die blauen Streifen in seinem Gesicht oder vielmehr das Fehlen eben dieser. Stattdessen trug der Halbrusse einen kleinen, wie nicht anders zu erwarten, blauen Ohrstecker.

Fast von selbst leckte der Schwarzhaarige sich gierig über die Lippen. Während er dies realisierte wurde die Bewegung abrupt gestoppt. Leicht verlegen bat er seine müde wirkenden Gäste herein. Ohne groß Fragen zu stellen führte er sie zu einem kleinen Raum mit mehreren am Boden liegenden Matten. Gästezimmer konnte man es zwar nicht gerade nennen, aber besser als nichts war es auf alle Fälle.

"Macht es euch so gemütlich wie es euch möglich ist. Nichts Großartiges hier, aber immerhin etwas, nicht?! Ach ja, falls ihr duschen wollt, gegenüber ist das Bad, Handtücher hängen da."

Wie auf ein Stichwort marschierte Kai geradewegs an ihm vorbei und streifte wie zufällig über seine Schulter bevor er hinter der sich schließenden Tür verschwand. Rei hingegen verzog sich in sein Zimmer, drehte die Musik leiser und begann irgendein Buch zu lesen. Eigentlich starrte er die Buchstaben auf den einzelnen Seiten an, als ob er nicht verstehen könnte, was für ein Sinn hinter der Anordnung stecken könnte. Exakt 8 Minuten und 16 Sekunden später hörte er, wie der Duschhahn kurz zugedreht wurde und bemerkte, dass er die ganze Zeit nur darauf wartete Kai aus dem Bad kommen zu sehen.

Später wusste er nicht mehr genau was wie passiert war doch der Silberhaarige stand plötzlich neben ihm und er spürte ein weiches, angenehmes Kribbeln auf seiner Wange. Kais Lippen fühlten sich herrlich an. Wie eine Feder schienen sie seine eigene Haut zu streicheln.

"Happy Birthday und danke", wurde noch gemurmelt uns schon war der Halbrusse wieder fort. Rei hingegen strich sich ungläubig über die Wange und vergrub sein Gesicht in den Kissen. Was hatte dieser Vollidiot da gerade nur getan?!



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-08-26T19:23:36+00:00 26.08.2004 21:23
Hey wo bleibt die Fortsetzung ^^ Die Story is sau gut


Zurück