Aussprache
Angst - Wenn Ereignisse prägen 11
Aussprache
Die Gruppe machte sich auf den Weg raus an den See, denn da konnte man - wie Harry fand - nicht so einfach belauscht werden. So gelangten sie dann an einem Platz, der von einem Baum beschattet wurde.
Sie setzte sich und genossen einige Minuten die Stille und Friedlichkeit, bevor Harry sich räusperte.
*
" Also, wie ich versprochen habe, werde ich euch jetzt aufklären."
Draco zerquetschte fast die Hand des Schwarzhaarigen, außerdem zitterte er. Der Blonde hatte sich so hinter seinen Freund gesetzt, dass die anderen beiden ihn nicht so gut sehen konnten.
Mit einem aufmunternden Lächeln drehte sich Harry um und zog Draco auf seinen Schoß. Dann legte er die Arme um ihn und strich beruhigend über seinen Rücken.
Ron und Hermine beobachteten das schweigend, innerlich fragten sie sich jedoch, was mit dem verhassten Frettchen passiert war.
Immerhin war es nicht normal, dass der sich an Harry schmiegte und sich von diesem beruhigen ließ.
" Also, vielleicht fange ich einfach von vorne an und ihr stellt hinterher Fragen, ja?"
Auf ein Nicken hin, begann er zu erzählen:
" Also, in den Sommerferien letztes Jahr, habe ich einen Brief von Professor Dumbledore bekommen. Ich musste feststellen, dass es sich dabei um einen Brief von meiner Mutter handelte. Auf dem Papier stand, wer mein echter Vater ist. Natürlich war ich anfangs geschockt, aber ich hab mich recht schnell gefasst und dann den Brief weiter geleitet."
Er machte eine kurze Pause, sah seine Freunde an und gab Draco ein Küsschen auf den Haarschopf.
" Dad ist damals sofort gekommen und hat mich mit nach Hause genommen. Wir haben uns vertragen und wir lieben uns, wie eine normale Familie es auch tut. Ich kann verstehen, dass ihr jetzt ungläubig seid und ich verlange auch nicht, dass ihr meinen Vater mögt. Aber versteht bitte mich, denn er ist alles, was ich habe.."
Kurz lag sein Blick auf dem Blonden, dann sah er die anderen wieder an.
" Jedenfalls vereinbarten wir, dass es erst mal unser Geheimnis bleiben sollte. So verhielten wir uns in der Schule weiterhin so, als würden wir uns hassen. Das Ganze hat uns einen Heidenspaß bereitet! Die Ferien habe ich ja hier verbracht, so wie Dad.. Und die letzten Sommerferien hat Dad dann Dumbledore überredet, mich zu ihm zu lassen, wegen Voldi und so."
Wieder schwieg er ein paar Minuten, in denen er seinen Freund zärtlich streichelte und einen Kuss gab.
" Tja, in diesen Ferien hat Dad dann einen Brief bekommen, dass ein Todesser jemanden quält und zwar auf grausamste Weise. Ich war außer mir und bin sofort dort hin und habe ihn befreit. Natürlich war am Anfang Angst da, aber die hat sich gelegt und wir sind uns näher gekommen. Erst Freunde, jetzt eben Geliebte.."
Wieder warf er einen liebevollen Blick zu Draco, dann drückte er ihn noch näher an sich und kraulte seinen Nacken. Der Blonde wiederum ließ sich das nur zu gerne gefallen, drängte sich noch weiter an seinen Partner.
" Ich liebe Dray und bitte euch, ihn nicht wieder, so wie gestern, herunter zu machen. Er hat euch auch in Ruhe gelassen und wird es auch weiterhin tun."
*
Nun schwiegen alle. Während Ron und Hermine ihren Gedanken nachgingen, hatte sich Harry auf den Rücken gelegt und Draco mit sich gezogen. Nun lagen sie da und der Kleinere schlief.
" Also bist du schwul und er auch?!", stellte das Mädchen klar.
" Ganz recht. Ändert das was an unserer Freundschaft?", stellte er die Gegenfrage.
Beide schüttelten sie ihre Köpfe.
" Aber erwarte nicht, dass wir auf gut Freund mit Malfoy machen!! Das kannst du vergessen!", warf der Rothaarige ein.
Harry schüttelte den Kopf.
" Nein, das ist nicht nötig. Aber bitte seit so nett und behandelt ihn nicht so wie gestern Abend.", entgegnete er und betrachtete die schlafende Gestalt neben sich.
" Und warum, wenn man fragen darf?"
Der Schwarzhaarige antwortete erst mal nicht. Nachdenklich schweifte sein Blick über den Himmel.
" Ihm ist übel mitgespielt worden.. Er sah nicht schön aus, als ich ihn da rausholte. Total unterernährt und leichenblass, mal abgesehen davon, dass er verletzt war und er keine medizinische Versorgung erhalten hatte.
Ich fand ihn in seinem eigenen Blut liegend vor.. Was denkt ihr, ist das für ein Gefühl, wenn man die Person, die man liebt, so findet?"
Sie wagten nicht, etwas zu sagen. Kein Wort wäre hier angebracht.
" Seit einfach nur nicht so zu ihm. Behandelt ihn neutral und mehr nicht. Und berührt ihn nicht, dass mag er nicht.."
Harry strich eine verirrte Strähne aus dem blassen Gesicht und lächelte traurig. Hermine senkte betroffen den Kopf.
" War er sehr wütend, wegen dem, was ich gestern gesagt habe?", wollte sie wissen.
" Ja, es hat ihn getroffen. Er war nicht wütend, sondern hatte das Gefühl, das er es nicht wert ist, in meiner Nähe zu sein. Er dachte, dass ich ihn nicht wirklich wollen würde, wegen dem, was ihm passiert ist."
" Tut mir Leid, Harry. Ich verspreche dir, ich werde ihm nicht mehr solche Sachen an den Kopf werfen."
Dankbar sah er die beiden an.
" Das ist nett von dir."
So verbrachten sie noch ein paar Stunden am See, bis Draco irgendwann aufwachte.
Es war Zeit zum Mittagessen und so entschlossen sich die vier, ins Schloss zurück zu gehen.
~*~
Im Schloss sahen ihnen einige Slytherins entgegen, dabei verzogen sie ihre Gesichter zu Fratzen.
Crabbe und Goyle, sowie Parkinson, erinnerten sich nur zu gut an die Briefe, die Lucius Malfoy ihnen geschrieben hatte.
Sie sollten dafür sorgen, dass Draco leidet. Es gab da auch noch einen vierten Brief, aber Zabini schien keinen Wert darauf zu legen. Pansy hatte ihn schon als Verräter abgestempelt, allerdings versuchte sie nicht, ihm zu schaden, da er ihr - dummerweise, wie sie fand - keinen Grund dazu gab.
" Ich werde schon noch einen Weg finden, diese kleine dreckige Schlampe zu bestrafen! Weigert er sich doch glatt, Todesser zu werden.", fauchte sie den beiden Gorillas zu, die neben ihr saßen.
Sie verstanden gar nicht genau, warum Draco nun ihr Feind war, aber wenn sie einen Befehl vom Lord bekamen, oder Lucius Malfoy - was genauso wichtig war -, dann gehorchten sie auch.
*
Harry führte seinen Freund an den Tisch und ließ sich neben ihm nieder. Die Blicke der anderen waren ihm natürlich aufgefallen, aber unterkriegen würden sie ihn nicht!
Dem Schwarzhaarigen fiel auf, dass sein Liebling immer in eine Richtung sah und dann entdeckte er Blaise Zabini, der seinen Blick erwiderte. Als er aber bemerkte, dass Harry ihn ansah, wandte er sich ab.
" Draco?", sprach er ihn dann an.
Nervös sah dieser auf.
" Was ist mit Zabini?", wollte er wissen und warf wieder einen Blick zu dem anderen Slytherin.
" Wir sind Freunde.", nuschelte er und schluckte.
" Verstehe und weiter?"
Draco schwieg und schüttelte den Kopf.
" Du weißt nicht?"
Ergeben seufzte Harry und traf einen Entschluss. Als sie beide mit Essen fertig waren, standen sie auf, um den Saal zu verlassen.
Vor Zabini blieben sie stehen, was Draco verwunderte, aber er sagte nichts.
" Du kommst zu uns ins Zimmer, wenn du hier fertig bist, ja?"
Es war weniger eine Bitte, als ein Befehl.
~*~
Eine halbe Stunde später klopfte es und dann ging die Tür auf. Blaise blieb unschlüssig im Rahmen stehen und wartete auf eine Aufforderung.
" Komm rein und schließ die Tür!", meinte dann Harry, der gerade aus dem Bad kam.
*
Mit einer Handbewegung lud Harry Blaise ein, es sich auf dem Sofa bequem zu machen. Er kam der Einladung nach und erwartete das Kommende.
" Also, Draco hat mir erzählt, ihr beiden seit Freunde?"
Der Sitzende weitete die Augen vor Überraschung und fasste sich dann wieder.
" Ja, wir waren Freunde..", stimmte er zu.
" Wart?"
" Na ja, ich weiß nicht, ob er sich noch mit mir abgeben will.. Ich meine, wegen dem, was Lucius Malfoy uns aufgetragen hat."
Schweigen lag im Raum und erdrückte die Anwesenden. Dann nahm Harry gegenüber von Zabini Platz und kurz darauf kam Draco ebenfalls zu ihnen. Er setzte sich bei seinem Geliebten auf den Schoß und ließ sich von ihm den Nacken kraulen.
" Was hat er euch aufgetragen und wem alles?", fragte er dann.
Blaise schluckte.
" Er hat uns befohlen, Draco leiden zu lassen. Wir sollen ihn fertig machen, weil er sich geweigert hat, Todesser zu werden. Parkinson und ihre beiden Affen kommen dem natürlich nach, aber ich bin immer Drays bester Freund gewesen und ich will ihn nicht verraten."
Die Augen hielt er nun gesenkt.
" Verstehe. Danke, dass du uns das gesagt hast, Blaise!"
Harry stand vor ihm und reichte seinem Gegenüber die Hand.
" Lass uns auch Freunde sein, ja? Ich will so wenig Streit, wie möglich. Es reicht schon, dass es mit den dreien Ärger gibt!"
Lächelnd nahm der Schwarzhaarige die Hand entgegen.
~*~
Als Blaise in seinen Schlafsaal kam, packten Crabbe und Goyle ihn und drückten ihn an die nächste Wand.
Aus dem Schatten trat Parkinson und kicherte vergnügt auf. Es war ein kaltes Lachen, dass einem einen Schauer über den Rücken jagte.
" Was wollte Snape denn von dir?"
Blaise war gar nicht in der Lage, zu antworten, denn einer der Gorillas drückte gegen seine Luftröhre.
" Goyle, lass ihm Luft zum Antworten.", befahl Pansy und ihre Augen glitzerten selbstgefällig.
Als erstes atmete der Gefangene tief durch.
" Ich hab nichts mit euch zu tun! Ich werde Draco auch nicht verletzen, also verschwindet und lasst mich in Ruhe!"
Verzweifelt versuchte er, sich zu befreien, allerdings wurde er vorher losgelassen.
" Wehe, du verplapperst dich, dann wirst du bezahlen!"
Und in ihrem typisch Gang, der mehr als arrogant war, verschwand sie durch die Tür.
*
Kaum, als auch die anderen beiden weg waren, stürmte Blaise zu Harry und Draco. Schnell klopfte er an und wartete gar nicht erst auf eine Antwort.
Er riss die Tür auf und erstarrte. Die beiden lagen schon im Bett und der Blonde weinte..
Harrys Blick glitt zu dem Störenfried und entdeckte Blaise, der aufgewühlt in der Tür stand.
" Komm rein.", sprach der Kurzhaarige und wiegte weiterhin seinen Freund im Arm.
Der Blonde hatte seit langem wieder einen Albtraum gehabt.
Blaise setzte sich an den Bettrand und wirkte momentan besorgt, er schien vergessen zu haben, weshalb er aufgetaucht war.
" Was hat er?", wollte der Langhaarige wissen.
" Albtraum.", erwiderte Harry bloß, was alles zu sagen schien.
" Warum bist du da? Du sahst eben noch ziemlich fertig aus.", stellte Harry nun seinerseits die Frage, vergaß aber nicht, sich um seinen Freund zu kümmern.
Dracos Tränen waren mittlerweile versiegt, denn er hatte mitbekommen, das Blaise hier war.
Sein Freund und sein Cousin unterhielten sich.
" Parkinson hat mir mit Crabbe und Goyle aufgelauert. Sie haben mir gedroht, dass sie mich fertig machen wollen, falls ich euch was sag. Gut möglich, dass sie wissen, dass ich jetzt hier bin!"
Beunruhigt setzte sich der Kleinste auf und musterte seinen besten Freund.
" Haben sie dir was getan?"
Blaise sah auf und musste schlucken. So hatte er Draco noch nie gesehen!
" Nein, mir geht es gut.", log er, denn er hatte noch immer ein unwohles Gefühl am Hals und die Gewissheit, dass Pansy ihre Drohung wahr machen würde, verbesserte das nicht.
*
" Wenn du möchtest, kannst du heute Nacht bei uns schlafen. Allerdings musst du dich mit dem Sofa zufrieden geben. Morgen werde ich dann mit Dad reden, dass er dich zu uns verlegt.", entschied Harry und Blaise war mehr als erleichtert, dass er nicht zurück musste.
" Danke, Harry!"
Der Angesprochene nickte und zog die Decke etwas mehr über Draco, der nun mehr sitzend, als liegend, an ihn gekuschelt, eingeschlafen war.
Blaise freute sich für den Blonden, dass er endlich jemanden hatte, der sich so um ihn kümmerte.
" Harry, was hat sein Vater mit ihm gemacht?"
Überrascht, der Frage wegen, blieb der Slytherin still. Erst nach einigen Minuten sprach er.
" Ich weiß nicht, ob ich dir etwas erzählen soll, denn es ist eigentlich Drays Entscheidung. Lass mich zumindest das erwähnen:
Er musste Schreckliches durchmachen und ich will nun nur noch, dass er das alles vergessen kann.
Ich möchte mit Draco einfach eine schöne Zukunft, eine, wo er ohne Angst leben kann!"
Betroffen senkte Blaise den Blick. Er hatte sich schon gedacht, dass er von Harry keine Antwort erhalten würde. Andererseits war ihm auch schon einiges zu Ohren gekommen, was sich wohl als Wahrheit heraus stellte.
" Eine Frage noch?"
Harry nickte.
" Stimmt es, dass Lucius, Draco vergewaltigt hat?"
Ende für heute!
Bye, Mitani
