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Regentage

von

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Kapitel 1
 

Durch die ersten Strahlen der Morgensonne wurde er geweckt. Sie kitzelten seine Nase. "Hmmm" rümpfte er sie und schlug langsam die Augen auf. Sich aufrecht hinsetzend, starrte er aus dem Fenster und blickte auf die Stadt.

Wieder war ein neuer Tag angebrochen, ein Tag, der bis in die tiefe Nacht gehen würde, gefüllt mit Interviews, Fotoshootings, Videodrehs und Autogrammstunden.

Seufzend blickte er zur Seite und betrachtete seinen noch immer schlafenden Schatz, der so friedlich aussah, wenn er die Augen geschlossen hatte und wie ein kleines Baby sabberte. Der junge Mann erhob sich, strich seinem Geliebten kurz über das Gesicht und entfernte ihm ein paar Haarsträhnen, um ihn besser ansehen zu können. Dann seufzte er leise und erhob sich aus dem Bett. Er streifte sich seinen Morgenmantel über und trat zum Fenster um es zu öffnen. Er blickte hinaus in die Ferne und hörte die Hektik, die so früh am Morgen immer in Tokyo herrschte. Die Autos hupten, Schülerinnen und Schüler eilten zur Schule, Geschäftsleute sprinteten die Straßen entlang und Kinder rannten fröhlich lachend durch die Seitengassen von Tokyo, um in den Kindergarten oder die Vorschule zu gelangen.
 

Kurz schloß er seine Augen und lauschte dem Lärm, den er jeden Tag hörte und der sich, wie ein Ohrwurm, der immer wiederkehrt, in ihn gemeißelt hatte. Mit einem erneuten Seufzer öffnete er wieder die Augen. Er zog die Vorhänge vor die offenen Fenster, da er ihren Anblick nicht mehr ertragen konnte. In seinem Inneren staute sich ein widerliches Gefühl, es war ihm als drehte sich alles und ihm wurde übel. Er hielt sich die Ohren zu und sank zu Boden. Plötzlich rauschte es in seinem Kopf, es hörte nicht auf, es war wie ein Sender, der nach Empfang suchte, aber keinen fand. Der Druck auf seinen Ohren wurde immer schlimmer, bald hörte er nichts mehr als dieses rauschen, er presste die Hände fest gegen die Ohren, aber ohne Erfolg, das widerliche ekelerregende Gefühl, dass in ihm ein Gefühl des Kotzens hervorrief, wurde stärker und stärker.
 

"Shinya??" hörte er eine ihm sehr vertraute Stimme von weitem sagen. Er riss die Augen auf und blickte sich um, genau in die Augen seines Geliebten. "Was ist mit dir? Sag doch was, hey Shinya!" Der junge Rotschopf schüttelte an Shinya herum. Dieser blickte ihn mit leeren Augen an, sah durch ihn hindurch. Er versuchte auf Dies Stimme zu hören, aber es gelang ihm nicht, Dies Stimme wurde immer leiser und leiser und das Rauschen in seinem Ohr lauter und lauter.

Der junge Gitarist sah seinen Freund geschockt an, Angst sammelte sich in seinem Inneren und breitete sich in jeder Zelle seines Körpers aus. Seine Hände wurden eiskalt und klitschnass, sein Gesicht verlor an Farbe, wurde kreidebleich, seine Lippen begannen zu zittern.

"Nein!!!" sagte er plötzlich und kniff die Augen zusammen. "Sag, dass das nicht wahr ist! Sag, dass das alles nur ein Traum ist!!!" schrie er den ins Leere starrende Shinya an und schüttelte ihn durch. "Das DARF nicht wahr sein!" Dies Augen füllten sich mit Tränen, heißen, bitteren Tränen, die sofort aus seinen Augen quollen und eine heiße Spur auf seiner Wange hinterließen. Er umarmte Shinya und drückte ihn so fest es ging. Er weinte herzzerreißend, er kreischte fast schon und zerrte weiter an Shinya herum, aber dieser hörte ihn nicht mehr, er hörte nur noch das Rauschen des Senders, das Rauschen, das sein Leben verändern würde, das Rauschen, was in ihm Übelkeit hervorrief, das Rauschen, das Bedürfnis nach Erbrechen verlangte und das Rauschen, das seinen Körper mit einer eisigen Kälte füllte, die er seit langem nicht mehr gespürt hatte.....
 


 

"Hach maaaan! Ist das langweilig!!" gähnte der junge Sänger und kippelte in seinem Stuhl vor und zurück. "Wann kommen Die und Shinya denn endlich? Nur weil die zusammenwohnen, haben sie noch lange nicht das Recht, zu spät zu kommen!" Der Blondschopf setzte sich wieder richtig auf den Stuhl und blickte seine Bandmitglieder an. Toshiya zuckte mit den Achseln. "Frag mich mal was Leichteres.." Er blickte kurz auf und zupfte dann weiter an seiner Gitarre herum.

Kaoru sah aus dem Fenster. "Wolken ziehen auf!" sagte er leise und blickte hinaus auf das Tokyo, was immer dunkler wurde und in kürzester Zeit in Schwärze eingetaucht war. Bald darauf fielen die ersten Tropfen auf die heissen Asphalt- und Teerböden und erzeugten einen Dampf, der sofort verflog. Binnen Sekunden hatte sich das Wetter geändert, große Regentropfen klatschten laut auf den Boden und ließen Tokyo verschwimmen, man erkannte kaum noch die eigene Hand vor den Augen, so sehr goss es.

Der Bandleader drehte sich herum. "Ich glaube kaum, dass sie noch kommen werden....."

Kyo kippelte wieder. "Nanio??? Toll, da hätte ich auch zu Hause bleiben können und Playstation spielen können!" schmollte er und zog nervös an seiner Zigarette. Er blies den Dampf durch die Lippen aus und sah zu, wie er im Raum verflog.

Toshiya seufzte. "Das Wetter ist wirklich zum Kotzen, wenn ihr mich fragt! Wollen wir in ne Bar oder so?" Er legte seinen Bass weg und stand auf, um seinen Rücken durchzustrecken. Kaoru nickte leicht, zog sich seinen Mantel über, ging an Kyo vorbei, welchem er die Zigarette aus der Hand zog, um selber einen Zug davon zu nehmen und verließ dann den Raum. "Na los!"
 


 

Der kleine Hund saß winselnd am Bett von seinen Herrchen und sah mit treudoofen Augen auf. Er wedelte mit seinem kleinen Schwanz aufgeregt hin und her und begann im Kreis zu laufen. Er blickte abwechselnd von Die und Shinya hin und her und konnte sich keinen Reim darauf machen, was geschehen war.

Die tätschelte leicht Shinyas Kopf und redete ihm beruhigende Worte zu, doch dieser hörte sie kaum. Er vernahm nur wieder sein Summen, sein Rauschen, was ihn fast irre machte. Er starrte an die Decke über ihm und klammerte sich an der Bettdecke fest, die Die fürsorglich über ihn gelegt hatte.
 

Shinya merkte nichts, er fühlte auch nichts, nur diese Leere und dieses schmerzende Stechen in der Brust. Erneut stieg in ihm das Gefühl der Übelkeit auf, diesmal verschwand es nicht wieder, es wurde stärker und stärker, er fühlte sich schrecklich krank und wollte einfach nur noch, dass es aufhörte. Als der Drang nach Erbrechen immer größer wurde und er das Summen nicht mehr aushielt, sprang er aus dem Bett und rannte ins Bad. Die erschrak und rannte ihm nach, aber er konnte ihn so schnell nicht einholen.

Als er im Türrahmen vom Bad zum Stehen kam, sah er auf den sich übergebenden Shinya, der über dem Klo hing und fürchterlich weinte. Das Geräusch von Shinyas Erbrechen bohrte sich in Dies Kopf fest, er schloss die Augen, versuchte, es zu verdrängen, aber er schaffte es nicht. Er biss sich auf die Unterlippe, bis er salziges Blut schmeckte und kniff seine Augen zusammen.

Plötzlich vernahm er seinen Namen. "Die-chan...??" Er riss die Augen auf und sah zu Shinya.

Dieser hockte halb nackt auf dem Boden vor dem WC und sah ihn mit verheulten Augen und schmerzverzerrtem Gesicht an. "Es....Es tut so weh.... Es tut so weh, Die-chan.. Bitte!! Bitte hilf mir!!"

Langsam trat Die auf seinen Freund zu, Tränen flossen aus seinen Augen. "Ach Shinya!" brachte er gequält hervor und lies sich neben ihn sinken, um ihn zu umarmen. Er nahm seinen Kopf in seine Hände und strich sanft darüber. Schmerzerfüllt sah er ihn an. Shinya erwiderte seinen Blick, auch ihm liefen die heißen Tränen über die Wangen. An seinem Mundwinkel hing Speichel, der sich langsam einen Weg an seinem Kinn heruntersuchte.

"Ich liebe dich doch Shinya, ich liebe dich!!" meinte Die und drückte seinen Freund noch fester an sich heran. Shinya blickte ihn an, ihm wurde langsam schwarz vor Augen, das Rauschen wurde immer doller, das Piepsen nahm zu. Er verdrehte die Augen und kippte im nächsten Moment ab, ließ den ahnungslosen Die verzweifelt sitzen und kümmerte sich um nichts mehr.
 

"Also, ich mache mir wirklich langsam Sorgen um die beiden!" meinte Kaoru nachdenklich, aschte in den Aschenbecher vor sich und blickte dann Kyo und Toshiya an.

"Meinst du, Shinya hat wieder....?" Toshiya sah ihn besorgt an. "Armer Die, er hat es nicht leicht!"

Kyo blickte zwischen beiden hin und her. "Hm, aber Shinya hat es noch viel schwerer..... Man der Ärmste! Als ich meinen Hörsturz hatte, dachte ich auch ich will einfach nur noch sterben, das war damals so schrecklich... Allein wenn ich daran denke, treibt es in mir die Übelkeit hoch!"

Kaoru sah seine Bandkameraden an. "Ich hoffe nur, dass er nicht wahnsinnig wird...."

Kyo und Toshiya sahen aus dem großen Fenster der Bar, in der sie saßen und sahen dem plätschernden Regen zu, lauschten seiner Melodie, schlossen die Augen und genossen die Zeit.

Kaoru dagegen grübelte weiter, blickte gedankenverloren auf seine Zigarette, deren Asche nun schon so viel Zigarette verbraucht hatte, dass sie einfach auf den Tisch fiel, ohne dass er vorher abaschen konnte.

Kaoru starrte auf den Tisch, auf dem die Asche fiel, die noch kurze Zeit hell glühte und dann langsam ihr Licht verlor und eisig kalt wurde, es jagte ihm einen Schauer über den Rücken, der ihm durch Mark und Bein glitt.
 

Langsam öffnete er die Augen, er starrte an eine weiße Decke, überhaupt war seine ganze Umgebung weiß, es blendete ihn und er kniff seine Augen fest zusammen. Sein Rauschen im Ohr war verschwunden. Langsam drehte er den Kopf zur Seite. Ein roter Wuschelkopf lag, auf seine Arme gestützt, auf seinem Bett.

Shinya setzte sich aufrecht im Bett hin und tätschelte seinen Kopf. Dann blickte er sich um. Er war in einem schneeweiß-gestrichenen Zimmer, neben ihm stand ein weißes Schränkchen, darauf Tabletten und ein Glas Wasser gestellt. Er ließ seinen Kopf nach links und rechts wandern und betrachtete das kleine Zimmer genauer. An den Wänden hingen keine Bilder, der Raum war insgesamt sehr trostlos, nur ein kleines Telefon konnte er an der Wand entdecken und dann ganz viele Kabel, Knöpfe, Drähte, der reinste Wirrwarr. Shinya blickte aus dem Fenster, dieses befand sich nur ein paar Meter von seinem Bett entfernt, war riesig groß und mit weißen Gardinen behangen, die leicht im Wind tanzten. Shinya drehte seine Beine, so dass er langsam aus dem großen Bett steigen konnte, er wollte Die nicht aufwecken, wo er doch so friedlich schlief, er musste schrecklich müde sein.

Shinya zog sich die kleinen Pantoffeln, die vor seinem großen Bett standen, an und schlürfte langsam zum Fenster. Er zog die Vorhänge auf und sah hinaus. Er schlang seine Arme um den Körper und drückte fest zu, denn es fröstelte ihm. Shinya blickte hinaus in einen großen grünen Garten, in dem lauter Bäume standen, viele schmale Wege sich kreuz und quer durchzogen und Krankenpfleger Menschen im Rollstuhl herumfuhren. Er war im Krankenhaus!

Plötzlich hörte Shinya, wie die Tür aufging und er drehte sich herum.

"Aber Herr Terachi! Haben sie denn schon wieder genug Kraft um aufzustehen? Und überhaupt, was machen sie denn dort am Fenster, es ist kalt, sie könnten sich eine Erkältung zuführen!" Die schockierte Krankenschwester rannte mit einem Morgenmantel auf den jungen Drummer zu. "Herr Terachi!! Herr Terachi!!" rief sie seinen Namen, doch er antwortete nicht und sah sie nur verdattert an. "Können sie mich hören? Herr Terachi!!" Shinya schüttelte kurz den Kopf und blickte sie dann freundlich an. "Ja, ich kann sie hören!" Er lächelte leicht und nahm ihr den Morgenmantel aus der Hand, um ihn sich überzuziehen.
 

"Shinya!!" erklang vom Bett aus Dies Stimme. Dieser war durch den Lärm, den die Krankenschwester verursacht hatte nun auch aufgewacht und sah zu beiden hin. Er stand auf und ging auf Shinya zu, um ihn in den Arm zu nehmen. "Danke es geht schon Die-chan!" meinte Shinya. Die Krankenschwester betrachtete beide skeptisch und zuckte nur mit den Achseln "Wenn sie etwas brauchen, klingeln sie! Ansonsten kommt der Doktor in einer Stunde bei ihnen vorbei!"

Sie verließ schnellstmöglich den Raum und schloß die Tür hinter sich. Shinya und Die sahen ihr nach und verharrten eine Weile kurz so. "Shinya!" meinte Die plötzlich und drückte ihn fest an sich. "Ich hatte solche Angst um dich!" Shinya blickte ihn an, sah ihm in die Augen und schloß die seinigen dann, kuschelte sich ganz eng an seinen Freund.

"Aishiteru Die-chan..." nuschelte er und verbarg sein Gesicht an Dies Hals.

Dieser strich ihm beruhigend über den Kopf, wippte hin und her mit ihm. Die Zeit schien still zu stehen. "Die-chan.. was ist mit Miyu??" fragte Shinya plötzlich und sah zu ihm auf. "Keine Sorge, die ist bei unserer Nachbarin, sie kümmert sich darum, bis wir wieder zu Hause sind, keine Sorge!"

Shinya nickte ihn an und kuschelte sich dann wieder an ihn. Er schluchzte plötzlich los, was Die zum Aufschrecken brach. "Ich... Ich hatte solche Angst, Die-chan..... Erst... habe ich nichts mehr gehört, dann rauschte es alles nur noch, ich dachte ich werde wahnsinnig!! Dann wurde mir so schlecht von dem Geräusch, ich dachte mir platzt der Kopf, mir wurde so komisch und dann..... dann konnte ich nicht mehr klar denken und..... und dann bin ich erst hier wieder aufgewacht und mir wurde klar, was geschehen war! Die-chan.... ich..... es wird immer schlimmer.... Ich halte das bald nicht mehr aus!!" Shinya sah mit verweintem Gesicht zu Die auf. Dieser streichelte ihm weiter beruhigend über den Rücken. "Ist gut, ist ja gut mein Schatz, ich bin bei dir! Ich liebe dich Shinya!" Die schloss seine Augen und nahm Shinyas Gesicht in beide Hände, zog ihn an sich heran und küsste ihm sanft die Tränen aus den Augen.
 

"Also die Diagnose ist eindeutig, Herr Terachi... Wie sie wissen, leiden sie unter Tinitus und auf Grund dessen, dass es noch schlimmer geworden ist, als das letzte mal, sehe ich mich gezwungen ihnen mitzuteilen, dass......" Der Arzt sah Shinya ernst an, Mitleid zeigte sich in seinen Augen, denn er wusste was Tinitus für einen Musiker bedeutete, das Aus! Würde er, als Arzt, seine Hände verlieren, wäre es für ihn auch das Aus, er könnte nicht mehr operieren, könnte seinen Patienten nicht mehr Helfen, er wäre ein Krüppel, unfähig seiner Arbeit weiter nachzugehen und um so schwerer fiel es ihm, Shinya dies beizubringen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2004-03-06T11:49:57+00:00 06.03.2004 12:49
Die FF ist echt toll aber Shini der Arme tut mir auch echt Leid*snief*
Aber trotzdem unbedingt weiterschreiben ja?^-^
Von: abgemeldet
2004-02-23T14:32:11+00:00 23.02.2004 15:32
machen wir den kommentar zu kapitel 1 mal prägnant:

-schreibstil: klasse
-bisherige storyline: toll
-darstellung des geschehens: super
-aufzeigen der gefühle und gedanken: ebenso

-alles in allem: spitze!!!

weiter so! und lass mich zu lang auf de forsetzung warten, denn ch mag das gefühlvolle, beinahe schon zerbrechliche an dieser fic...
Von: abgemeldet
2004-02-22T17:57:27+00:00 22.02.2004 18:57
halli hallo, ^^ *knuffz*

also, deine ff is echt supi geschrieben, aba mit tut shinny soooooo leid. weißt ja wie lieb ich ihn hab. trotzdem hoffe ich, dass du bald weiterschreibst, denn dein schreibstil is so schön. stimme gaijin in allem zu.

mach weita so.
bye bye Mishiko ^^
Von:  Gaijin
2004-02-21T23:03:21+00:00 22.02.2004 00:03
toll ;___;
also mir gefällt diese ff total, mag auch daran liegen das es vielleicht erst meine zweite ist, dennoch die art wie du schreibst, was gerade geschieht, die umgebung versuchst deutlich darzustellen, klasse, gefällt mir sehr gut, hoffe die restlichen kapitel werden genauso ansprechend

^^


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