Fußball
hi!
ähm.. zum Anfang muss ich erstmal sagen.. ich hatte diese FF hier schonmal hochgeladen.. hab sie jetzt aber nochmal an einigen (wenigen) Stellen überarbeitet.. und werde parallel noch ne Story schreiben.. die das ganze aus Sora's Sicht erzählt.. wird vermutlich "An other point of view" heißen.. oder so.. ^^" na ja.. jetzt erstma.. viel spass.. und kritisiert schön rum! ^.-
"Kari! Kannst du nicht endlich mal ans Telefon gehen?"
"Immer ich...", grummelnd geht die Jüngere zum Telefon. "Hikari Yagami?"
"Wer?"
"Hm.. ja... der ist da, aber..."
"Okay, ich werde mal nachsehen."
Sie legt die Hand auf die Sprechmuschel und geht samt Telefon zum Zimmer ihres Bruders. Vorsichtig klopft sie an. "Tai? Telefon für dich. Es ist..."
"Ich will niemanden sprechen!"
"Aber..."
"Nein!"
"Okay..." Schlurfend verschwindet das Mädchen wieder. Tai hört noch etwas von "Entschuldigung, aber er will niemanden sprechen, so geht das schon seit Tagen..", dann ist es wieder still. Er sitzt an seinem Schreibtisch und vor ihm liegen acht Gegenstände. Ein Fußball, ein Foto, ein Discman, ein alter, entwerteter Kinogutschein, sein Wappen, eine CD von Matts Band, sein altes blaues T-Shirt und eine Haarspange... Während er die Dinge betrachtet, spürt er ein Stechen im Herzen. Er weiß, es ist Zeit sich davon zu verabschieden, auch wenn es schwer fällt. Zuerst nimmt er sich den Fußball vor. Er dreht und wendet ihn in seinen Händen. Damit hatte alles angefangen....
Der Fußball
Es war einer dieser sonnigen Tage im Mai. Tai traf sich mit seinen Fußballkumpels unten im Park, wie fast jeden Nachmittag. Fußball war sein Leben. Sein größter Traum war es später mal richtiger Profi zu werden und wenn er weiter so hart trainieren würde, ständen seine Chancen auch recht gut, hatte der Trainer gesagt. "Hey komm schon Michael! Pass zu mir!", rief Tai. Sie waren mitten im Spiel. Sein blonder Freund schoss, Tai sprang hoch und... verfehlte den Ball nur ganz knapp! "Scheiße!!" Sein Ehrgeiz war nun geweckt. Er wollte jetzt sofort dem Feind den Ball abnehmen und ein Tor schießen! Der gerade mal 10jährige Junge sprintete los, blieb dann aber abrupt stehen, als er erkannte, dass ein Mädchen den Ball angenommen hatte und ihn nun anlächelte. Ihr rotes Haar glänzte im Sonnenlicht und Tai bekam seinen Mund vor Staunen gar nicht mehr wieder zu. "Ist das deiner?" Sie sah ihn direkt an mit ihren braunen Augen an. Er nickte. "Darf ich vielleicht mitspielen? Mir ist so langweilig..." Die anderen Jungen hatten sich nun mittlerweile um Tai versammelt. "Du bist ein Mädchen.", brachte er entgeistert raus. Sie schaute ihn etwas verwirrt an. "Ja und? Glaubst du, Mädchen können kein Fußball spielen?"
Schnell hatte sich Tai wieder gefasst und gab schon fast beleidigt zurück: "Genau das denke ich!" Er ging ein paar Schritte auf sie zu und riss ihr den Ball aus den Händen. Abwertend blickte er sie an und wollte sich dann wieder zu seinen Freunden drehen, als Sasuke von hinten rief: "Hey Tai! Was soll das? Lass sie doch mal zeigen, was sie drauf hat!"
"Das ist ja wieder typisch... nur weil er schon 12 ist, glaubt er immer, er könne bestimmen...", ging es Tai durch den Kopf. Er mochte den zwei Jahre Älteren nicht unbedingt, jedoch gab er klein bei, aber auch nur, weil er endlich weiterspielen wollte. Schließlich war er nicht zum Quatschen hergekommen. "Meinetwegen. Aber wenn sie es nicht drauf hat, kann sie gleich wieder gehen!" "Danke!", das Mädchen strahlte. "Ich heiße übrigens Sora." Schnaubend drehte Tai sich weg. "Okay Sasuke, sie gehört zu euch! Sind wieder alle auf Position?" Dies wurde allgemein bejaht und Tai stürmte mit dem Ball aufs Tor zu. Er hatte ihn gut unter Kontrolle und wich den Verteidigern aus, bis plötzlich dieses Mädchen vor ihm stand. Sie war sehr geschickt, wie er leider zugeben musste. Aber für ihn, Taichi Yagami, sollte ein Mädchen nun wirklich keine Schwierigkeit darstellen! Doch plötzlich rutschte sie unter ihm durch und nahm ihm so den Ball ab! Im ersten Moment war er so erstaunt darüber, dass er gar nicht reagieren konnte und als er die Situation dann endlich realisierte, war es schon zu spät. Sora hat den Ball bereits zu Sasuke gepasst und dieser schoss auch sogleich ein Tor. Es herrschte sekundenlanges Schweigen und Staunen. Keiner konnte so richtig glauben, dass die Neue Tai den Ball abgenommen hatte und damit wesentlich an dem Tor beteiligt war.
Niedergeschlagen ließ der Braunhaarige sich auf seine Knie fallen. Wie konnte das bloß sein? Er verstand es einfach nicht.. Das Mädchen hingegen verfiel in Jubelgeschrei und schlug in Sasuke' s hingehaltener Hand ein. Tai schüttelte bloß den Kopf. Ihm war klar, dass sie nun richtig dazugehörte.. sie hatte gezeigt, was sie konnte. Sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Seine rechte Hand ballte sich zu einer Faust. Er war richtig wütend. Was fiel ihr überhaupt ein? Tauchte hier einfach auf, war ein Mädchen und stahl ihm die Show! "Geht's wieder?", ihre freundliche Stimme drang in sein Ohr. "Du warst echt nicht schlecht.." Sie reichte ihm die Hand entgegen und lächelte. "Ich finde, wir sollten das nächste Mal zusammen in einer Mannschaft sein." Er schaute in ihre Augen. Sie hatte irgendwas an sich, denn er schaffte es nicht, weiter auf sie böse zu sein. Seine Wut verrauchte einfach. Dankbar griff er nach ihrer Hand und stand auf.
Seit diesem Tag war sie Teil der Mannschaft, Teil seines Freundeskreis und Teil seines Lebens...
Noch immer hält er den Ball in seinen Händen.... all seine Freunde haben darauf unterschrieben.. er hatte ihn als Glücksbringer von seinen Kumpels aus dem Park bekommen, als er richtig hart anfing zu trainieren und keine Zeit mehr für sie hatte. Das alles war nun schon sechs Jahre her... er hatte zu keinem von ihnen mehr Kontakt... außer zu ihr...
Er steht auf und nimmt den Ball mit in den Garten. Eigentlich hatte er sich vorgenommen zum Park zu gehen, aber er war schon seit Tagen nicht mehr unter Menschen gewesen.. und wollte auch erst wieder welche sehen, wenn er sich von allem verabschiedet hatte..
Noch einmal blickt er auf jede der Unterschriften, sein Blick bleibt auf ihrer Unterschrift hängen. Kurz kneift er die Augen zu, legt dann den Ball auf den Boden und schießt ihn mit voller Kraft weg. Er sieht, wie er über einige Zäune fliegt, und dreht sich dann um...
Zurück in seinem Zimmer greift der Braunhaarige dann nach einem Foto. Es ist schon ein bisschen älter und leicht gewellt, wahrscheinlich hatte er es mal nass werden lassen. Es zeigt ihn und das Mädchen vom Fußball... Sora...
Das Foto
Das Foto
"Ich bin ja so aufgeregt! Du auch Tai?" Das rothaarige Mädchen stand wippend vor dem Spiegel. "Sehen meine Haare auch gut aus?" Nervös strichen ihre Finger durchs Haar. "Aber natürlich Sora." Tai grinste sie an. Für ihn war sie das hübscheste Mädchen weit und breit und er war sich sicher keine schönere auf dem Schulball vorzufinden. Ihre Schule hatte dieses Jahr 100 jähriges Jubiläum, was mit einem großen Ball gefeiert wurde. "Ich glaub, wir müssen jetzt auch langsam los." Sora schaute auf die Uhr. "Du hast Recht! Hab ich etwa so lange vorm Spiegel gestanden?" Der Braunhaarige konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. "Ey! Ich find das nicht lustig!" Aber auch sie musste lachen. "Na dann mal los Prinzeschen." Tai hakte sich bei ihr ein und die Beiden gingen los. "Nenn mich nicht Prinzeschen!"
"Wieso nicht?"
"Du weißt genau, dass ich das nicht mag!"
"Aber ich kenne den Grund nicht.."
"Ich mags einfach nicht... oh sieh mal! Sind das dort hinten nicht Mimi und Matt?" Sora zeigte auf ein lachendes Pärchen. "Hm.. schon möglich." Die Beiden waren seit Matts 15. Geburtstag ein Paar. Tai beneidete seinen besten Kumpel darum. Er selbst würde sich nie trauen, den ersten Schritt zu machen... Das glaubte er zumindest. Mit einem Grinsen erinnerte er sich daran, wie nervös sein bester Freund schon den ganzen besagten Tag über gewesen war. Dieser Geburtstag war auch ihre erste richtige Party gewesen, so mit Alkohol und so was. Und auch nur deswegen ließ sich wohl Matts plötzlicher Mut erklären, als er plötzlich die notdürftig hergerichtete Tanzfläche betrat, vor Mimi stehen blieb und ihr erklärte, dass sie für ihn das Hübscheste Mädchen auf dieser Welt sei.
"An was denkst du gerade?"
"Eh?", verwirrt sah Tai Sora an. Sie piekte ihm leicht in die Seite. "Nun sag schon." "An Matts 15. Geburtstag.."
Ein Lächeln breitete sich auf Soras Gesicht aus. "Die Aktion von Matt war total süß, nicht wahr?" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ob es süß war.. mutig würde ich es eher nennen.." "Und dabei bin ich doch derjenige, der das Wappen des Mutes trägt..", ging es ihm durch den Kopf. Überall auf der Straße waren verliebte Pärchen verteilt, die auf dem Weg zur Schule waren. Der Ball war DAS Ereignis des Jahres, natürlich mussten da alle mit ihren Liebsten auftauchen. Tai hatte das Gefühl, er war der einzige ohne... Zwar war er auch mit Begleitung, aber war zwischen ihm und ihr das Verhältnis nicht so, wie er es sich wünschte. Er seufzte. "Hast du was?" Besorgt schaute Sora ihn an. "Nein, keine Sorge." Er lächelte sie an. "Dann ist ja gut." Sie betraten die festlich geschmückte Aula der Schule. Es war ziemlich laut und eng dort drinnen. Tai fing sofort an in seinem dicken Anzug zu schwitzen. "Komm Tai, lass uns tanzen!" Sie zog an seiner Hand. "Was? Zu dieser Musik?", entgeistert schaute er sie an. "Ach bitte..." Er schüttelte energisch den Kopf. "Nein, den Gefallen kann ich dir wirklich nicht tun."
"Hey Tai! Na Sora!" Matt kam Arm in Arm mit Mimi zu ihnen. "Hi Matt!" "Wie sieht's aus? Kommt ihr mit tanzen?" "Tai will ja nicht...", flüsterte Sora schon fast. Ihr Blick war streng auf den Boden gerichtet. "Was? Das gibt's jawohl nicht!", rief Matt gespielt empört. Er löste sich von Mimi und nahm Soras Hand. "Darf ich bitten?" Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Hand. "Aber gerne doch..", kicherte Sora und klang dabei beinahe wie ein 12jähriges Mädchen. Die Beiden verschwanden auf der Tanzfläche.
Mimi lehnte sich genervt gegen einen der Tische. "Kann er es nicht einmal lassen?", fragte sie mehr sich selbst, als Tai. "Mh.. was meinst du?", fragend sah er sie an. "Das weißt du ganz genau..." Ihr Blick heftete fest an den beiden Tanzenden. "Aber... sie sind doch Freunde... und du bist mit Matt zusammen..." Der Braunhaarige verstand nicht so ganz, was Mimi meinte. Zwar spürte er ein Stechen im Herzen, als er Sora und Matt so eng zusammen tanzen sah, aber er machte sich da keine weiteren Sorgen drüber. Mimi erwiderte nichts darauf. Stattdessen starrte sie weiter zu ihnen hinüber.
Endlich kamen Sora und Matt wieder zurück. Was Tai auffiel war, dass ihr Lächeln irgendwie anders war als sonst... aber wie, das konnte er auch nicht erklären. Mimi riss ihren Matt an sich und verschwand wieder mit ihm. "Und? Hat's Spaß gemacht?", fragte Tai. Sora nickte. "Und wie! Oh sieh mal! Da hinten werden Fotos gemacht! Da müssen wir hin!" Auch ihre Stimme klang irgendwie verändert. Sie nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her. Es stand eine lange Schlange vorm Fotografen. Es dauerte ziemlich lange, bis sie dann endlich an der Reihe waren. Eingehakt und lächelnd standen sie da. Der Fotograf fuchtelte mit den Händen. "Könnt ihr nicht ein Stückchen näher zusammenrücken? Eigentlich wollte ich nur Pärchen haben!" Tai merkte, wie er ein bisschen rot wurde. "Komm schon... leg deinen Arm um meine Schulter!", forderte Sora ihn auf. Er tat wie ihm geheißen und ehe er wusste, wie ihm geschah drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und genau in dem Moment drückte der Fotograf ab.
Lächelnd betrachtet er das Foto in seiner Hand. Er glaubt noch nie in seinem Leben so dämlich geguckt zu haben, wie auf diesem Bild. Vorsichtig streicht er mit seinen Fingern darüber. Er kann sich noch genau daran erinnern, wie verwirrt er danach an diesem Abend war. Aber Sora verhielt sich so wie immer, als wäre nichts gewesen... und so hatte er es dann auch gemacht. Sein Blick wandert zum Spiegel. Seit dem Foto waren 1 ½ Jahre vergangen.. sein Aussehen hatte sich seitdem nicht mehr viel verändert. Außer, dass die Bartstoppel in seinem Gesicht mehr geworden waren. Seine Haare hat er noch immer so wild und durcheinander. Aber Sora... sie war seitdem noch schöner geworden... Ihr Haare hat sie nun bis über die Schultern und ihr Körper ist noch weiblicher geworden. Langsam zerreißt er das Foto. Die zwei Teile zerreißt er noch in viele andere kleine Teile. Das macht er so lange, bis nur noch kleine Schnipsel über sind. Danach zündet er eine Kerze in seinem Zimmer an. Für kurze Zeit sitzt er still vor der flackernden Flamme. Er nimmt die Schnipsel und lässt sie fallen. Sie leuchten einmal hell in der Flamme auf, bevor sie sich in Asche verwandeln... Zufrieden wendet er sich wieder seinem Schreibtisch und den übrigen sechs Dingen zu....
Der Discman
Da er sich vorgenommen hat, alles der chronischen Reihenfolge nach zu verabschieden, greift er als nächstes nach dem Discman. Er ist ziemlich verkratzt. Tai hat ihn ja auch fast überall mithingenommen... wie auch an diesem einen verregneten Tag....
Eine ältere Frau schüttelte schockiert den Kopf als sie an dem Braunhaarigen Wuschelkopf vorbei ging. Sie suchte einen Platz in der überfüllten U-Bahn, aber die Jugend von heute bot ja nicht mehr ihre Plätze an, sondern hörte lieber ohrenbetäubende Musik mit diesen neuen Techniken. Einen tragbaren CD-Spieler... von so was hatte sie früher nicht einmal geträumt! Fluchend setzte sie sich dann auf den Platz neben ihm, sie murmelte laut etwas in der Art wie "Diese Jugend von heute wird immer schlimmer" in der Hoffnung, der Braunhaarige würde sich angesprochen fühlen, aber der bekam davon gar nichts mit. Er hatte die Augen geschlossen und summte leise die Melodie seiner Musik mit. Wie er solche Tage hasste... wer brauchte schon den Herbst und den dazu gehörigen Regen? Keiner, da war er sich sicher. Dazu kam noch, dass er heute zu seiner Großmutter fahren musste. Natürlich, die alte Frau freute sich ihren Enkel mal zu sehen, aber für Tai bedeutete das, heute kein Fußball... und keine Sora... aber die hätte heute ja eh keine Zeit gehabt. Er öffnete kurz seine Augen um zu schauen, wie weit er schon war. Noch gut eine halbe Stunde Bahnfahrt... er seufzte, drehte die Musik noch lauter und schloss die Augen wieder. Fast alle zwei Minuten stoppte die Bahn kurz, ließ Leute raus, neue kamen rein, setzten sich und die Bahn fuhr weiter... wie langweilig... Plötzlich ließ sich jemand mit einem kräftigen Ruck neben ihm fallen, damit hatte er nicht gerechnet und erschrocken schlug er die Augen auf. Verärgert wollte er seinen Sitznachbarn fragen, was das sollte, aber dann blieb ihm der Mund offen stehen, als er sah wer das war... Sora... sie war ganz nass geregnet... Sofort nahm er seine Kopfhörer ab. "Hey Sora! Was machst du denn hier?" Langsam drehte sie ihr Gesicht in seine Richtung. Da erkannte er, dass sie ganz gerötete Augen hatte... "Hast... hast du geweint?" Vorsichtig nickte sie. "Aber.. wieso denn? Was ist denn passiert?" Plötzlich war er ganz aufgewühlt. Er wollte, nein er musste einfach wissen, was geschehen war. Sie verzog ihr Gesicht, gab keine Antwort, bis sie sich plötzlich in seine Arm schmiss und hemmungslos anfing zu weinen. Mit der Situation war Tai überfordert, er wusste nicht, was nun zu tun war... vorsichtig legte er seine Arme um sie und drückte sie an sich. "Sch.. ganz ruhig Sora... wird schon wieder..." Besänftigend strich er ihr mit der einen Hand übers Haar. Ihr ganzer Körper zuckte bei den Schluchzern zusammen. Es tat ihm weh, sie so zu sehen... Nach einiger Zeit löste sie sich von ihm, um ein Taschentuch zu suchen. Als sie ihre Augen damit abgetupft hatte, sah sie ihn schuldbewusst an. "Jetzt hab ich dich ganz nass gemacht..." "Ach.. das bleibt nicht aus bei dem Wetter..", meinte er leicht lächelnd. "Aber was ist denn nun passiert?" "Ach..." Sie schaute beschämt zu Boden, "Weißt du, ich hatte... hatte eine Verabredung mit Sasuke... der vom Park..." sie wurde rot, "Und.. ich dachte wirklich, er mag mich auch... wir... wir saßen in einem Café... und nachdem er mich geküsst hatte..." sie machte eine Pause, in der Tais Herz einen Aussetzer hatte.. sie hatte Sasuke geküsst? Warum hatte sie ihm nichts von ihren Gefühlen gesagt? "Tauchte plötzlich seine Freundin auf.. es gab eine Riesenszene... er machte mir klar, dass ich ihm nichts bedeute und danach bin ich heulend weggelaufen..." Tai schaute sie ganz ernst an. Es tat ihm Leid, dass Sasuke so zu ihr war... er hätte sie warnen können, wenn er etwas davon gewusst hätte... Man sah, dass Sora sich zu einem Lächeln zwang. "Ganz schön kindisch und blöd von mir, was?" Tai schüttelte den Kopf. "Nein..." "Doch, ich finde schon! Ich mein, Sasuke.. der ist zwei Jahre älter als ich, ist doch klar, dass er sich nicht für mich interessiert.." Ein gezwungenes Lachen ihrerseits. "Das ist Quatsch Sora... Gefühle haben nichts mit dem Alter zu tun..." Sie lächelte wieder... dieses Mal war es ein echtes, das konnte er erkennen. "Das ist lieb, dass du so was sagst." Er nahm sie wieder in den Arm, so dass sein Mund gleich neben ihrem Ohr war. "Aber bitte... versprich mir, dass du mir das nächste Mal von deinen Gefühlen erzählst, versprochen? Wir sind doch beste Freunde, oder?", flüsterte er. "Natürlich sind wir das! Und ich verspreche dir hiermit, dass ich dir das nächste Mal von meinen Gefühlen erzählen werde!" Sie löste sich von ihm und zwinkerte ihn an. "Aber nur, wenn du das auch machst!" "Klar..." In dem Moment wusste er genau, dass das eine Lüge war, denn er würde ihr bestimmt nichts von seinen Gefühlen zu ihr verraten... "Hey! Du hast doch deinen Discman mit, oder?" Er nickte. "Kann ich meine CD reinlegen? Dann können wir zusammen hören!" "Meinetwegen..." Zwar wusste er genau, dass er ihre Musik nicht mochte, aber er ließ sie machen, damit sie wenigstens in diesem Moment Sasuke vergaß... Gemeinsam lauschten sie also ihrer Musik... waren sich ganz nahe... da ja das Kabel so kurz war... Ihre Beine berührten sich die ganze Zeit... für Tai ein wunderbares Gefühl... sie fuhren mit der Bahn, bis es draußen schon dunkel war... "Oh verdammt!" Plötzlich sprang Tai auf. "Ich wollte doch meine Großmutter besuchen!" Beide fingen an zu lachen... für Sora war es ein befreiendes Lachen...
Das war einer der schönsten Nachmittage in seinem Leben bis dahin gewesen. Seitdem hatte sich seine Freundschaft zu Sora verändert. Sie wurde intensiver und sie verbrachten noch mehr Zeit miteinander, waren unzertrennlich... Er wirft einen Blick auf den Discman. Seine grüne Klappe hat einen großen Riss ungefähr in der Mitte. Was soll er damit nun machen? Er beschließt ihn einfach in die schwarze Tonne zu werfen... etwas besseres fällt ihm im Moment nicht ein. Also macht er sich auf den Weg zum Keller. Der Keller stinkt und er ist froh, als er wieder oben in der Wohnung ist. Er kommt am Wohnzimmer vorbei. Seine Schwester schaut Fernsehen. Sie interessiert sich gar nicht wirklich für ihn, hat nun andere Sachen im Kopf, es ist nichts mehr so wie früher... das wird ihm immer bewusster...
Der Kinogutschein
Als nächstes greift er nach dem Kinogutschein. Eigentlich weiß er auch nicht, warum er den aufbewahrt hat. Wer behält denn schon entwertete Kinogutscheine? Er seufzt, kann sich noch genau daran erinnern, wie sie damit vor ihm stand...
"Taichi? Kannst du mal an die Tür gehen? Es hat geklingelt." "Mach ich Mom!" Langsam schlenderte er zur Tür. War wahrscheinlich eh nur seine Schwester, die den Schlüssel vergessen hatte. Er öffnete die Tür und vor ihm stand zu seiner Überraschung Sora. "Hey!", sie lächelte ihn an. "Oh hi... dachte, du wärst meine Schwester." Er grinste. "Komm doch rein..." "Nee, ich muss gleich weiter und wollte dich fragen, ob du mitkommen willst." "Wohin denn?" "Ins Kino..." Sie wedelte mit einem Kinogutschein vor seinen Augen rum. "Den hab ich extra für dich heute noch geholt. Ich dachte mir, der wäre als kleines Dankeschön für neulich in der Straßenbahn gut geeignet." "Das war doch selbstverständlich! Dafür brauchst du mich doch nicht einladen..." "Doch, doch! Also, löst du ihn gleich heute Abend ein? Ich bin nämlich mit Matt und Mimi im Kino verabredet, sie freuen sich bestimmt auch, wenn du mitkommst." "Hm... Mom?" Er drehte sich nach hinten zur Wohnung. "Was denn Tai?" "Ich geh jetzt ins Kino." "Ins Kino? Du hast gar nicht gesagt, dass du dort hin willst..." Frau Yagami kam mit Küchenschürze angelaufen. "Hallo Sora!" "Hi" "Dann hab ich das Abendessen ja ganz umsonst gekocht... denn wie's aussieht, kommt deine Schwester ja nicht pünktlich nach Hause..." "Bewahr es bis morgen auf." "Hm... muss ich wohl... na dann geht mal los... ach, wann bist du denn wieder zu Hause?" "Weiß noch nicht... mal schauen. Hab ja Schlüssel dabei." "Okay, dann viel Spass!" Tai zog sich schnell seine Jacke über und ließ dann die Tür hinter sich ins Schloss fallen. "Welchen Film wollt ihr denn schauen?" "Wissen wir noch nicht. Entscheiden wir dort." Der Vorfall im Bus war nun einen Monat her... Sie war schon wieder viel fröhlicher. Tai freute das. Sie hatten sich fast jeden Tag gesehen und etwas zusammen unternommen. In dieser Zeit war ihm bewusster geworden, wie viel er für Sora empfand... und er hatte sich vorgenommen, es ihr auch zu zeigen... weil er nicht einfach so damit weiterleben konnte.
Nach kurzer Zeit waren sie beim Kino angekommen. Mimi und Matt standen schon händchenhaltend davor. "Oh hey Tai! Schön, dass du auch da bist! Man sieht dich ja kaum noch Kumpel!" Matt haute ihm freundschaftlich auf die Schulter. "Bist du so mit deinem Fußballtraining beschäftigt?" "Klar... hab jeden Tag Training..." "Und danach treffe ich mich immer mit Sora..", fügte er in Gedanken hinzu. "Ich sehe schon, du verwirklichst deinen Traum Fußballprofi zu werden?" "Ich versuch's..." "Na dann viel Glück!" "Ich bastele ja immer noch an meiner Sängerkarriere." Matt lachte. "Was meint ihr denn, in welchen Film wir gehen sollten?", mischte sich Mimi ein. Sora schaute sich nacheinander die Filmplakate an. "Hm... ich hab gehört Titanic soll nicht schlecht sein.." "Mit Leonardo DiCaprio, nicht wahr?" Sora nickte. "Ja, für den Film bin ich dann auch.", stimmte Mimi freudig zu. "Ach nee... nicht so ne Schnulze... oder was sagst du Tai?" "Mir ist es eigentlich egal..." Und das war es ihm auch wirklich... Hauptsache Sora war bei ihm. Nach einigem hin und her zwischen Matt und den Mädchen, musste er klein beigeben und so saßen sie nun im Kinosaal von Titanic... Das Schiff hatte bereits den Eisberg gerammt und war dabei zu sinken... eigentlich bekam Tai nicht viel davon mit. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, ob er es nun wagen konnte, nach Soras Hand zu greifen oder nicht... Er konnte trotz der Dunkelheit erkennen, wie angespannt sie auf ihrem Platz saß, ihre Augen waren starr auf die Leinwand gerichtet. Sie war richtig gefesselt von dem Film und ihre Hand lag auf der gemeinsamen Armlehne. Er schaute kurz zu Mimi und Matt rüber. Matt sah gelangweilt aus... während bei Mimi schon Tränen in den Augen glitzerten. "Okay... ich tue es jetzt einfach..", dachte er sich, atmete noch einmal tief ein und legte dann vorsichtig seine Hand auf Soras. Zu seinem Erstaunen zuckte sie nicht zusammen und zog sie auch nicht weg. Er war erleichtert. Langsam begann er mit seinem Daumen über ihre Haut zu streichen...
"Hey Tai!" Erschrocken zuckt er zusammen. "Geht das so?" Leicht verärgert dreht er sich zu seiner Schwester. Sie steht da und betrachtet sich in seinem Wandspiegel. "Sehe ich gut aus?" Er mustert sie. Sie trägt einen kurzen Jeansrock, ein schwarzes Top und dazu noch Stiefel. Ihre Haare hat sie mit vielen bunten Haarspangen am Hinterkopf festgesteckt. "Wo willst du hin?" "Ach... ist das nicht egal?" Er schüttelt den Kopf. "Zu Davis... er feiert seinen Geburtstag." Sie grinst. Er nickt wissend. Das ist also die Ausrede für die Eltern, wahrscheinlich trifft sie sich also alleine mit ihm.. in diesem Outfit... "Es sieht akzeptabel aus..." "Nicht gut?" Der Braunhaarige ist genervt. Gerade noch war er so vertieft in seinen Erinnerungen da stört sie ihn. Am liebsten würde er sie anschreien, aber er reißt sich zusammen. "Es wird Davis gefallen..." Sie geht ein paar Schritte auf ihn zu. "Geht es dir immer noch nicht besser?" "Doch." Seine knappe Antwort. "Und warum gehst du dann nicht endlich mal wieder raus? Triffst dich mit deinen Freunden? Oder gehst endlich mal wieder zum Fußball?" "Lass das meine Sorge sein!", gibt er mit wütendem Unterton von sich. "Ist okay.. wie du meinst... Ich geh dann mal.." "Viel Spaß." "Danke." Er hört wie sie sein Zimmer verlässt. Er will weinen, kann es aber nicht..., versucht lieber wieder sich in seine Erinnerungen zu vertiefen, wo es da doch vorangeht...
Das Wappen
Nach dem Kino saßen die vier Freunde in ihrer Lieblingsecke des Stadtparks. Natürlich hielt Tai nun nicht mehr Soras Hand, er hatte sie im Kino sofort losgelassen, als das Licht wieder angegangen war. Zu seiner Erleichterung hatte sie nichts dazu gesagt, ihm wäre es wohl ziemlich peinlich gewesen, wenn sie eine Erklärung dafür verlangt hätte, aber auf der anderen Seite war er auch enttäuscht, hatte sie das vielleicht gar nicht richtig bemerkt? War er so unwichtig in ihrem Leben? Er seufzte. Die Anderen waren gerade mitten in einer Unterhaltung vertieft. Sein Blick wanderte zu Sora. Sie sah so hübsch aus. "Du, Sora?"
"Was denn Mimi?"
"Du wolltest doch eigentlich heute bei mir schlafen, ne?"
"Es war so abgesprochen, wieso?"
"Weißt du..." Mimi druckste herum. "Meine Eltern sind doch heute nicht da... und da dachte ich, dass Matt vielleicht bei mir übernachten könnte?"
Sora schwieg und biss sich dabei auf ihre Unterlippe. "Meine Eltern sind nicht da und ich hab meinen Schlüssel liegen gelassen...", meinte sie dann nach einiger Zeit. Mimi machte ein betroffenes Gesicht. "Oh... hm... da kann man wohl nichts machen..." Tai sah seine Chance. "Du kannst ja zur Not auch bei mir schlafen, ich mein, es wäre ja nicht das erste Mal." Skeptisch schaute ihn das rothaarige Mädchen an. "Du glaubst, das ginge in Ordnung?" "Klar. Wieso nicht?" Begeistert klatschte Mimi in die Hände. "Das wäre ja super!" Matt dagegen sah eher genervt aus. "Danke Tai! Das ist echt lieb von dir!" Mimi fiel ihm um den Hals vor Freude. "Ist doch selbstverständlich..", murmelte er. Die Braunhaarige stand schon wieder bei ihrem Freund. "Wollen wir uns dann jetzt auch auf den Weg machen?", sie lächelte ihn verführerisch an. "Meinetwegen..." Tai wunderte sich über Matts Verhalten. Er war doch sonst nie so gleichgültig, wenn er eine Nacht mit Mimi in Aussicht hatte. Das Liebespärchen verabschiedete sich und dann machten sich auch Sora und Tai auf den Weg.
Tai greift nach seinem Wappen. Es steht für Mut, für seinen Mut. Natürlich, damals in der Digiwelt war er der Mutigste und ihr Anführer gewesen. Aber das war auch etwas ganz anderes gewesen. Da ging es darum, die Angst zu unterdrücken, sie den anderen nicht zu zeigen, an das Gute zu glauben. Heute war das alles anders... es ging um andere Dinge... Aber an diesem Abend vor drei Wochen... da war er mutig gewesen...
"Und du bist dir sicher, dass deine Eltern nichts dagegen haben?" Sora stand in Tais Zimmer und sah ihn mit großen Augen an. "Natürlich... Kari schleppt doch andauernd ihre Freundinnen abends mit nach Hause. Er funktionierte das Ausklappbare Sofa zu einer Art Bett um und schaute dann Sora an. "Willst du nicht eben ins Bad gehen und dich umziehen?" Sie nickte und ging dann. Ihre Schlafsachen hatte sie ja dabei, weil sie ja eigentlich bei Mimi geschlafen hätte. Tai setzte sich kurz auf seinen Schreibtischstuhl und atmete tief durch. Irgendetwas sagte ihm, dass er ihr es heute sagen musste... dass das seine Chance war! Er stand auf, machte die Deckenbeleuchtung aus und stattdessen seine Nachttischlampe an. Sora war immer noch im Badezimmer, also beschloss er sich in seinem Zimmer schon mal umzuziehen. Gerade als er alles bis auf seine Boxershorts ausgezogen hatte, vernahm er ein Räuspern hinter sich. Erschrocken drehte er sich um. Sora stand mit leicht geröteten Wangen hinter ihm. Sie trug nur ein kurzes, dünnes Nachthemdchen, das ihr bis zu den Knien ging. Er bemerkte, wie sie seinen Körper musterte. Er war natürlich ziemlich durchtrainiert, schließlich hatte er fünf Mal in der Woche Training und dazu samstags noch die Spiele. "M.. mö... möchtest du lieber auf dem Sofa oder in meinem Bett schlafen?" Sie schreckte hoch. "Ähm..." Sora schaute einige Zeit aufs Sofa. "Können wir nicht vielleicht beide auf dem Sofa schlafen? Sonst bist du soweit weg von mir...", flüsterte sie schon fast. Tai merkte, dass er die Farbe einer Tomate annahm, aber er hoffte, sie würde das in dem Dämmerlicht nicht bemerken. "Ähm... nun... also... meinetwegen schon." "Gut!", sie strahlte ihn an. Er griff währenddessen nach seinem T-Shirt, dass er immer zum Schlafen anzog. Mitten in der Bewegung hielt er jedoch inne, weil sie plötzlich direkt vor ihm stand. Sein Herz schlug schneller. "Du trägst ja dein Wappen immer noch bei dir..." Natürlich tat er das, seit sie damals ihre Wappen bekommen hatte, hatte er es niemals abgenommen, sondern immer unter seinen Klamotten als Glücksbringer getragen. "Es... bedeutet mir sehr viel..." Sora nickte wissend. "Ich habe meins auch immer bei mir." Ganz dicht standen sie voreinander. Er konnte ihren Atem spüren und plötzlich auch ihren Handrücken an seiner Brust. Sie hielt das Wappen in ihrer Hand. "Das Wappen des Mutes..", murmelte sie. Tai hatte das Gefühl, sein Herz würde gleich zerspringen. Lächelnd schaute sie ihn an. "Warum schlägt dein Herz denn so schnell? Bist du aufgeregt?" Er fühlte sich ertappt und schnappte erst mal nach Luft. Er wusste, nun war der Zeitpunkt gekommen, es ihr zu sagen. "Sora... ich... ich... muss dir was sagen..." Sie ließ das Wappen los und legte ihre Finger auf seine Lippen. "Scht... ganz ruhig..." Er nickte, konnte auch gar nichts mehr erwidern, da sie schon im nächsten Moment seine Lippen mit ihren verschloss. Ganz sanft tasteten sich ihre Zungen voran. Er konnte sein Glück gar nicht fassen. Langsam zog sie ihn mit sich auf das Sofa, ohne dass sie sich voneinander trennten. Sie lagen so dicht aneinander, dass er ihre Brüste spüren konnte und sein Herz schlug noch viel schneller. Seine eine Hand lag auf ihrem Rücken, mit der anderen strich er ihr übers Gesicht. Ihre Hände fuhren durch sein Haar. Sie küssten sich wild und leidenschaftlich, bis sie irgendwann erschöpft einschliefen... Arm in Arm...
Am nächsten Morgen wurden sie durch ein lautes Klopfen an der Tür geweckt. "Tai? Bist du schon wach?" "Was ist denn Mom?" Seine Mutter öffnete ahnungslos die Tür. "Du hast...", weiter kam sie nicht, da sie erst mal erschrocken einen Schritt zurück sprang, als sie sah, dass Tai nicht alleine da lag. "Wa... was macht Sora denn hier?!" "Ist ne längere Geschichte Mom. Ich konnte dir jedenfalls gestern Abend nicht mehr Bescheid sagen, weil du schon geschlafen hast, als wir nach Hause kamen." "Guten Morgen Frau Yagami...", meinte Sora ein wenig schüchtern, da es ihr peinlich war. "Guten Morgen...", murmelte die ältere Frau geistesabwesend, anscheinend war sie nun ein wenig durcheinander. Sie wandte sich wieder der Tür zu. "Was wolltest du denn nun eigentlich Mom?" "Ach ja! Du hast Besuch. Matt steht unten, soll ich ihn zu euch hochschicken?" "Joa... mach mal.." Frau Yagami verschwand und Tai legte zufrieden seinen Arm um Sora und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn. Sie wandte sich von ihm ab. "Ich mach mich dann mal schnell fertig. Damit Matt mich nicht so sieht." Sie grinste ein wenig und verschwand dann schnell mit ihren Sachen. Ein paar Sekunden später kam Matt klitschnass ins Zimmer. "Boah... scheiße! Wer hat eigentlich so ein Wetter erfunden?", fluchte er vor sich hin. "Was für ne Begrüßung.", meinte Tai grinsend. "Sorry... dann halt erst mal guten Morgen." "Klingt doch schon gleich viel besser." Tai stand auf und zog sich erst mal schnell seine Klamotten über. "Hast du so geschlafen?", fragte Matt erstaunt. Der Braunhaarige nickte. "Wo ist denn eigentlich Sora?" "Die ist gerade im Badezimmer." Tai ging zu seinem Kleiderschrank und holte ein blaues T-Shirt heraus. "Hier Kumpel, damit du nicht krank wirst." "Danke." Schnell zog Matt sich um. "Hi Matt!", Sora betrat frisch gestylt das Zimmer. "Was machst du denn hier? Und das so ganz ohne Mimi?" Matt ließ sich auf einen der Stühle fallen. "Deswegen bin ich hier, ich dachte, ihr solltet es als erstes erfahren... Mimi und ich haben uns getrennt." "WAS?!", fragten Tai und Sora gleichzeitig. "Ja... hat alles nicht mehr so gestimmt.." Er schaute auf den Boden. "Aber ist ja auch egal. Sagt mir lieber, was zwischen euch beiden nun ist.." Er grinste herausfordernd. "Oh Gott! Ich muss sofort zu Mimi!" , rief Sora aus, packte schnell ihre Sachen zusammen und ließ die beiden Jungen dann einfach stehen. Plötzlich sprang Matt auch auf und rannte hinter Sora her. Tai blieb verwirrt sitzen. Er verstand das nicht... warum war Sora so plötzlich verschwunden? Und warum waren Matt und Mimi auf einmal getrennt? Was hatte das alles zu bedeuten?
Seine Augen glitzern ein wenig. Das war seine schönste Nacht im bisherigen Leben gewesen. Wie hatte er auch so blind sein können? Er versteht es nicht. Noch immer hält er das Wappen in der Hand. Heute ist der erste Tag, an dem er es nicht trägt und er will es auch nie wieder tragen, will nie wieder an diese Nacht erinnert werden. Doch was soll er damit nun machen? Er traut sich nicht es wegzuwerfen... es bedeutet ihm einfach doch noch zu viel. Seufzend steht er auf und geht zu seinem Schrank. Dort steht eine kleine Schatzschatulle. Er öffnet sie und legt das Wappen hinein. Diese Schatulle hat er früher von seiner Großmutter bekommen. Er schließt das kleine Vorhängeschloss ab und lässt den Schlüssel in seine Hosentasche fallen. Er hofft, dass er den Abschied bald verkraftet hat und dann sein Wappen wieder an sich nehmen kann, schließlich ist es doch ein Teil von ihm...
Die CD
Er setzt sich wieder an den Schreibtisch und denkt noch mal den Morgen mit Sora und Matt vor drei Wochen. Da war ihm Soras fluchartiges Aufbrechen gar nicht aufgefallen... Der Braunhaarige schüttelt den Kopf. Wie hatte er nur so blind sein können?
Seit dieser Nacht waren nun schon ein paar Tage vergangen. Es kam ihm ewig vor. Er wollte Sora endlich wieder sehen, ihre zarten Lippen spüren... sie waren doch nun zusammen, oder? Diese Frage stellte sich ihm immer wieder. Er selbst konnte sie nicht beantworten. In fast jeder freien Minute hatte er versucht Sora zu erreichen, allerdings ohne Erfolg. Erschöpft lag er auf seinem Bett. Grade eben erst war er vom Fußballtraining nach Hause gekommen. Er hatte ziemlich unkonzentriert gespielt und dementsprechend Ärger mit seinem Trainer gehabt. Auf dem Flur vor seiner Tür konnte er seine Schwester sprechen hören. Tai seufzte und griff nach dem schnurlosen Telefon, das er vorhin mit in sein Zimmer genommen hatte. Wie immer wählte er Soras Nummer, als er plötzlich eine andere Stimme hörte. „Sora?!“, schoss es ihm durch den Kopf und sein Herz blieb kurz stehen. Sofort sprang er auf und riss die Tür von seinem Zimmer auf. Er sah grade noch, wie die Tür seiner Schwester ins Schloss fiel. „Hat meine Schwester etwa Besuch von Sora?“ Sein Herz klopfte wieder schneller. Langsam schlich er sich zu Karis Zimmer und klopfte an. „Ja?“, kam es von drinnen. Mit zitternden Händen öffnete Tai die Tür. Tatsächlich saß dort Sora... sie sah noch hübscher aus, als sonst... Sie hatte ein Lächeln auf dem Gesicht, dass erstarrte, als sie Tai erblickte. „Komm doch rein, Tai!“, bat Kari. Tai tat dies, aber ohne seinen Blick von Sora abzuwenden. Warum tat sie ihm das an? Die ganze Zeit über hatte er versucht sie zu erreichen, war ein paar Mal zu ihr nach Hause gefahren... doch nie hatte er mit ihr sprechen können. Und jetzt? Saß sie einfach hier... in seinem zu Hause, aber nicht bei ihm, sondern bei seiner Schwester... Er schluckte, versuchte so diese Gedanken zu verscheuchen. „Hey Sora.. wie geht’s?“, begrüßte er sie. „Ganz gut... außer dass Mimi mir zu schaffen macht.“ Taichi setzte sich auf den Schreibtischstuhl direkt gegenüber von Sora und Kari, die auf dem Bett saßen. „Weißt du“, fuhr Sora fort. „Sie ist total fertig wegen Matt. Den ganzen Tag hängt sie zu Hause und ist nur noch am Weinen. Es ist schrecklich, ich kann sie mit nichts aufheitern. Du weißt nicht zufällig von Matt, warum er Schluss gemacht hat?“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Ich hab ihn das letzte Mal gesehen, als er uns von der Trennung erzählt hat.“ „Hm... er hat ja auch viel zu tun mit seiner Band.“ Das rothaarige Mädchen griff nach einer CD und schaute sich das Cover an. Dann hielt sie es Tai entgegen. „Vielleicht werden wir ihn bald nur noch von CDs lächeln sehen.“ „Woher hast du die denn?“, fragte Tai erstaunt. „Ach.. er und seine Band haben sie letztens aufgenommen und wollen sie zu einer Plattenfirma schicken... da hat er sie mir freundlicherweise kopiert.“ Sora lächelte. Jetzt fiel Tai auf, dass genau diese CD grade im Hintergrund über Karis Anlage lief. Er war stolz auf seinen besten Freund, denn er war wirklich kurz davor seinen Traum zu verwirklichen. „Oh, mach mal bitte Lied Nr. 3 an! Das ist total schön...“ Kari stand auf und drückte einige Knöpfe auf ihrer Anlage. Tai schaute währenddessen zu Sora. Sie vermied es ihn anzusehen, das spürte er, doch konnte er nicht verstehen warum. Kari setzte sich wieder und das Lied fing an. Sora sang den gesamten Text leise mit, anscheinend mochte sie diesen Song wirklich sehr gerne.
I have a problem that I can not explain
I have no reason why it should've been so plain
I have no questions but I sure have excuse
I lack the reason why I should be so confused
I know, how I feel when I'm around you
I don't know, how I feel when I'm around you
Around You...
Left a message, but it ain't a bit of use
I have some pictures but what might be the deuce
Today you saw, you saw me, you explained
playing the show when running down the plane
I know, how I feel when I'm around you
I don't know, how I feel when I'm around you
I, I know, how I feel when I'm around you
I, don't know, how I feel when I'm around you
Around you...
I, I know, how I feel when I'm around you
I, don't know, how I feel when I'm around you
I, I know, how I feel when I'm around you
I, don't know, how I feel when I'm around you...
Around you...
Around you...
Around you...
Around you..
(System of a Down – Roulette)
Als das Lied zu Ende war, herrschte Stille. Tai spürte diese Anspannung in der Luft. Er merkte, dass er hier wohl überflüssig war. „Ich geh dann auch mal wieder.“ „Okay, bis nachher Tai.“, meinte Kari und widmete sich nun ebenfalls dem Cover der CD. Er schaute zu Sora. Sie starrte auf die Bettdecke. „Sora?“ Erschrocken zuckte sie zusammen. „Ja?“ Ihr Blick war noch immer nach unten gerichtet. „Kannst du nachher vielleicht kurz in mein Zimmer kommen? Ich möchte dich etwas fragen...“ „Klar.“ „Gut, danke. Dann viel Spass noch...“ Tai verließ das Zimmer und begab sich in sein eigenes. Er wartete den ganzen Abend. Um die Zeit kürzer erscheinen zu lassen, legte er sich die Worte zurecht, die er ungefähr zu Sora sagen wollte. Danach dachte er über dieses Mädchen nach. Warum verhielt es sich so merkwürdig? Warum hatte Sora vorhin so getan, als hätte diese Nacht nie stattgefunden? Die Zeit verstrich... und er wartete noch immer.. wurde immer müder...konnte seine Augen kaum noch offen halten. Nach jeder vergangen Stunde wurde ihm bewusster, dass Sora nicht mehr kommen würde...so gegen 23.15 Uhr gab er die Hoffung dann ganz auf, da er gehört hatte, wie seine Schwester ins Bett ging. Tränen brannten in seinen Augen. Warum tat sie das? Immer mehr Tränen bildeten sich, rannen seine Wangen hinab und erreichten seine Lippen. Er schloss verzweifelt seine Augen, hoffte, dass wenn er sie am nächsten Morgen öffnete, alles besser sein würde.
Das war das letzte Mal gewesen, dass Sora und er mehr oder weniger normal miteinander geredet hatte. Verkrampft beißt er sich auf die Unterlippe, um seine Tränen zu unterdrücken. Er weiß noch genau, wie er sich an diesem Abend gefühlt hat. Automatisch greift er nach der CD, holt sie aus der Hülle heraus. Langsam versucht er sie von links und rechts zusammenzudrücken, so dass sie zerbricht. Nach kleiner Kraftaufwendung gelingt es ihm auch und die CD liegt in zwei Teile zerteilt vor ihm. Er holt tief Luft und versucht die ganzen Erinnerungen an diesen Abend zu verscheuchen. Mit einer raschen Handbewegung lässt er die CD samt Hülle in den Mülleimer neben seinem Schreibtisch verschwinden.
