Das Foto
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"Ich bin ja so aufgeregt! Du auch Tai?" Das rothaarige Mädchen stand wippend vor dem Spiegel. "Sehen meine Haare auch gut aus?" Nervös strichen ihre Finger durchs Haar. "Aber natürlich Sora." Tai grinste sie an. Für ihn war sie das hübscheste Mädchen weit und breit und er war sich sicher keine schönere auf dem Schulball vorzufinden. Ihre Schule hatte dieses Jahr 100 jähriges Jubiläum, was mit einem großen Ball gefeiert wurde. "Ich glaub, wir müssen jetzt auch langsam los." Sora schaute auf die Uhr. "Du hast Recht! Hab ich etwa so lange vorm Spiegel gestanden?" Der Braunhaarige konnte sich nur schwer ein Lachen verkneifen. "Ey! Ich find das nicht lustig!" Aber auch sie musste lachen. "Na dann mal los Prinzeschen." Tai hakte sich bei ihr ein und die Beiden gingen los. "Nenn mich nicht Prinzeschen!"
"Wieso nicht?"
"Du weißt genau, dass ich das nicht mag!"
"Aber ich kenne den Grund nicht.."
"Ich mags einfach nicht... oh sieh mal! Sind das dort hinten nicht Mimi und Matt?" Sora zeigte auf ein lachendes Pärchen. "Hm.. schon möglich." Die Beiden waren seit Matts 15. Geburtstag ein Paar. Tai beneidete seinen besten Kumpel darum. Er selbst würde sich nie trauen, den ersten Schritt zu machen... Das glaubte er zumindest. Mit einem Grinsen erinnerte er sich daran, wie nervös sein bester Freund schon den ganzen besagten Tag über gewesen war. Dieser Geburtstag war auch ihre erste richtige Party gewesen, so mit Alkohol und so was. Und auch nur deswegen ließ sich wohl Matts plötzlicher Mut erklären, als er plötzlich die notdürftig hergerichtete Tanzfläche betrat, vor Mimi stehen blieb und ihr erklärte, dass sie für ihn das Hübscheste Mädchen auf dieser Welt sei.
"An was denkst du gerade?"
"Eh?", verwirrt sah Tai Sora an. Sie piekte ihm leicht in die Seite. "Nun sag schon." "An Matts 15. Geburtstag.."
Ein Lächeln breitete sich auf Soras Gesicht aus. "Die Aktion von Matt war total süß, nicht wahr?" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht, ob es süß war.. mutig würde ich es eher nennen.." "Und dabei bin ich doch derjenige, der das Wappen des Mutes trägt..", ging es ihm durch den Kopf. Überall auf der Straße waren verliebte Pärchen verteilt, die auf dem Weg zur Schule waren. Der Ball war DAS Ereignis des Jahres, natürlich mussten da alle mit ihren Liebsten auftauchen. Tai hatte das Gefühl, er war der einzige ohne... Zwar war er auch mit Begleitung, aber war zwischen ihm und ihr das Verhältnis nicht so, wie er es sich wünschte. Er seufzte. "Hast du was?" Besorgt schaute Sora ihn an. "Nein, keine Sorge." Er lächelte sie an. "Dann ist ja gut." Sie betraten die festlich geschmückte Aula der Schule. Es war ziemlich laut und eng dort drinnen. Tai fing sofort an in seinem dicken Anzug zu schwitzen. "Komm Tai, lass uns tanzen!" Sie zog an seiner Hand. "Was? Zu dieser Musik?", entgeistert schaute er sie an. "Ach bitte..." Er schüttelte energisch den Kopf. "Nein, den Gefallen kann ich dir wirklich nicht tun."
"Hey Tai! Na Sora!" Matt kam Arm in Arm mit Mimi zu ihnen. "Hi Matt!" "Wie sieht's aus? Kommt ihr mit tanzen?" "Tai will ja nicht...", flüsterte Sora schon fast. Ihr Blick war streng auf den Boden gerichtet. "Was? Das gibt's jawohl nicht!", rief Matt gespielt empört. Er löste sich von Mimi und nahm Soras Hand. "Darf ich bitten?" Er gab ihr einen leichten Kuss auf die Hand. "Aber gerne doch..", kicherte Sora und klang dabei beinahe wie ein 12jähriges Mädchen. Die Beiden verschwanden auf der Tanzfläche.
Mimi lehnte sich genervt gegen einen der Tische. "Kann er es nicht einmal lassen?", fragte sie mehr sich selbst, als Tai. "Mh.. was meinst du?", fragend sah er sie an. "Das weißt du ganz genau..." Ihr Blick heftete fest an den beiden Tanzenden. "Aber... sie sind doch Freunde... und du bist mit Matt zusammen..." Der Braunhaarige verstand nicht so ganz, was Mimi meinte. Zwar spürte er ein Stechen im Herzen, als er Sora und Matt so eng zusammen tanzen sah, aber er machte sich da keine weiteren Sorgen drüber. Mimi erwiderte nichts darauf. Stattdessen starrte sie weiter zu ihnen hinüber.
Endlich kamen Sora und Matt wieder zurück. Was Tai auffiel war, dass ihr Lächeln irgendwie anders war als sonst... aber wie, das konnte er auch nicht erklären. Mimi riss ihren Matt an sich und verschwand wieder mit ihm. "Und? Hat's Spaß gemacht?", fragte Tai. Sora nickte. "Und wie! Oh sieh mal! Da hinten werden Fotos gemacht! Da müssen wir hin!" Auch ihre Stimme klang irgendwie verändert. Sie nahm seine Hand und zog ihn hinter sich her. Es stand eine lange Schlange vorm Fotografen. Es dauerte ziemlich lange, bis sie dann endlich an der Reihe waren. Eingehakt und lächelnd standen sie da. Der Fotograf fuchtelte mit den Händen. "Könnt ihr nicht ein Stückchen näher zusammenrücken? Eigentlich wollte ich nur Pärchen haben!" Tai merkte, wie er ein bisschen rot wurde. "Komm schon... leg deinen Arm um meine Schulter!", forderte Sora ihn auf. Er tat wie ihm geheißen und ehe er wusste, wie ihm geschah drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und genau in dem Moment drückte der Fotograf ab.
Lächelnd betrachtet er das Foto in seiner Hand. Er glaubt noch nie in seinem Leben so dämlich geguckt zu haben, wie auf diesem Bild. Vorsichtig streicht er mit seinen Fingern darüber. Er kann sich noch genau daran erinnern, wie verwirrt er danach an diesem Abend war. Aber Sora verhielt sich so wie immer, als wäre nichts gewesen... und so hatte er es dann auch gemacht. Sein Blick wandert zum Spiegel. Seit dem Foto waren 1 ½ Jahre vergangen.. sein Aussehen hatte sich seitdem nicht mehr viel verändert. Außer, dass die Bartstoppel in seinem Gesicht mehr geworden waren. Seine Haare hat er noch immer so wild und durcheinander. Aber Sora... sie war seitdem noch schöner geworden... Ihr Haare hat sie nun bis über die Schultern und ihr Körper ist noch weiblicher geworden. Langsam zerreißt er das Foto. Die zwei Teile zerreißt er noch in viele andere kleine Teile. Das macht er so lange, bis nur noch kleine Schnipsel über sind. Danach zündet er eine Kerze in seinem Zimmer an. Für kurze Zeit sitzt er still vor der flackernden Flamme. Er nimmt die Schnipsel und lässt sie fallen. Sie leuchten einmal hell in der Flamme auf, bevor sie sich in Asche verwandeln... Zufrieden wendet er sich wieder seinem Schreibtisch und den übrigen sechs Dingen zu....
