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Inu Yasha no yomi

Inu Yasha in der Unterwelt
von

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Schloss des Westens

Don′t send flowers, just give me some hours

Just a minute of your time, would really make it shine, so think it over

Don′t send flowers, from ivory towers

I just wanna see your face, forever and always, please think it over

 

Sheena Easton: send no flowers

 

 
 

Das Arbeitszimmer des Herrn des Westens war schlicht gehalten, im Gegensatz zu der daneben liegenden offiziellen Audienzhalle. Dort kündeten gekonnt bemalte Papierschirme an den Wänden von der Macht und dem Reichtum des Fürsten, zeigten kunstvoll gemalte Dekors riesige weiße Hunde, aber auch silberne Kraniche. Wer wo zur Audienz sitzen durfte bestimmte ein fein abgewogenes Protokoll.

Das wesentlich kleinere Arbeitszimmer von kaum fünfzehn Quadratmetern dagegen war anspruchslos eben nur das. Auf einem erhöhten Podest, ebenso wie der restliche Raum belegt mit Tatamimatten, lag ein mit weißen Ornamenten besticktes rotes Kissen, davor im Halbkreis die vier braunen Kissen, deutlich einfacher, für die Berater. Ein zweites rotes Kissen, wenngleich unbestickt, auf dem Podest lag den höflichen Abstand von einem Meter hinter dem Platz des Hausherrn – für die Fürstenmutter.

Vor einem Platz eines Beraters stand ein Schreibpult, daneben lagen wohlverschlossen ein Tintenfass und Feder, eingerollte Papiere. Die Holzpfosten der Wände waren mit einfachen Holzquadraten verbunden, bedeckt mit unbemaltem Papier. Nur die Bannkreise, die den Raum abhörsicher selbst für Dämonen machten, verrieten, dass es hier um sehr intime Sachen des westlichen Fürstentums ging. Eine hintere Tür führte in den privaten Bereich des Schlosses, die Räume des Fürsten und den Frauentrakt.

 

Die, nun ehemalige, Fürstenmutter entließ ihre beiden Hofdamen nur mit einer Handbewegung an der Tür, als sie diesen Raum betrat. Ein Blick auf den Platz des Fürsten, ihres Einzigen.... sie spürte erneut, wie sich ihre Kehle zuschnürte. Er hatte seinen Vater übertroffen, alle ihre stillen und kühnsten Hoffnungen übertroffen. Wie hatte das nur geschehen können? Sie wäre zum ersten Mal in ihrem Leben gern weggelaufen, aber das konnte und durfte sie nicht. Für ihren Sohn, für ihren Vater, für ihren Gefährten, für die Familie.

Sie ließ sich auf dem Platz des Fürsten nieder. Hoffentlich würden die Berater das auch begreifen, musste sie nicht das Unaussprechliche doch aussprechen. Nichts in ihrem Jahrtausende währenden Leben hatte sie je auf diese Situation vorbereitet. Aber sie wusste um ihre Pflicht und so ließ sie sich nicht dazu hinreißen, dass auch nur ihre Boa oder eine Falte ihres Kleides sie verriet. Eine geborene Prinzessin hatte gelernt nicht nur jedes Gefühl aus ihrem Gesicht, sondern auch aus ihrer Haltung zu verdrängen.

 

Ja, sie kamen, diese vier Männer – oder kleinen Geister, denen sie nun auch ihr Schicksal und das des Fürstentums zur Beratung anbieten musste.

Der Erste war natürlich dieser kleine, grüne, hypereifrige, Yōkai, der Sesshōmaru seit Jahrhunderten mehr oder weniger auf Schritt und Tritt folgte. Immerhin stutzte der, als er sie so sitzen sah, ließ sich jedoch wortlos, oder doch fast erschrocken, auf seinen Platz neben dem Schreibpult nieder.

Mit einer Verneigung folgte Mamoru, ein Hundeyōkai, der nach dem Fürsten der Befehlshaber des Heeres war und damit auch der Militärführer jetzt.

Gefährlich, ohne Zweifel, bedachte sie. Er war ein Yōkai in den besten Jahren, stark, mit Militärzugriff. Natürlich war der schwarzhaarige Hund nun unbewaffnet, das ziemte sich, wenngleich er den metallenen Brustpanzer nicht abgelegt hatte. Auch er stutzte, als er sie so sitzen sah, verneigte sich jedoch nur erneut und nahm auf einem Kissen abseits von diesem Jaken Platz, in der linken Ecke vor ihr.

Immerhin schwiegen die Zwei und starrten sie auch nicht direkt an.

 

Aha. Der Haushofmeister, Schlossverwalter Kyoichi, im dunklen, bodenlangen Kimono, der ebenso wie die schwarze Mütze auf dem Kopf seinen Stand anzeigte. Er war ein Hundeyōkai um die fünfzig, wie es wohl ein Mensch geschätzt hätte. Sie schätzte wiederum an ihm seine Fähigkeit zur Improvisation. Es gab zumindest im Schloss seit Jahrhunderten kein Problem, das er nicht diskret beseitigen konnte. Er nahm neben Mamoru Platz auf der äußersten Linken.

 

Als letzter kam natürlich dieser Flohgeist daher gesprungen. Sie hatte nie begriffen, warum ihr Gefährte den je bei sich geduldet hatte. Sicher, er war intelligent, aber das war auch schon alles. Er war ein Floh! Ihr Instinkt riet ihr drauf zu schlagen, aber nun gut. Ein Heerführer suchte nach fähigen Mitarbeitern, hatte ihr Gefährte ihr mit einem schalkhaften Lächeln versichert. Das mochte stimmen. Sesshōmaru hatte ihn, als er nach der Legung der Bannkreise kam, ebenso zum Berater ernannt.

 

Als auch er Platz genommen hatte, zwischen dem grünen Kappa und dem Militärführer, hob sie etwas die Hand und die Bannkreise um das Zimmer wurden aktiviert. Niemand draußen, selbst, wenn er das Ohr an die Tür legen würde, konnte zuhören.

Sie atmete etwas durch, bemüht die Contenance zu wahren, die einer Daiyōkai in jeder Lage gebührte. „Ich erhielt soeben Nachricht. Ein Shinigami teilte mir mit, dass unser Fürst in der Unterwelt eingetroffen sei.“

Alle Vier starrten sie an, erschrocken über die Neuigkeit, aber offensichtlich weit weniger überrascht, dass sie Nachrichten aus der anderen Welt erhielt. Nun ja, man kannte sie. Der kleine grüne Yōkai, ein Kappa oder so etwas, begann laut zu weinen. Darüber doch etwas enerviert, fuhr sie fort: „Euch allen ist bewusst, was das bedeutet. Ich erwarte Vorschläge. Kyoichi?“

 

Der Haushofmeister antwortete nicht sofort. Diese mehr als überraschende, ja, schockierende Nachricht wollte überdacht sein. So rückte er seine tadellos sitzende Beamtenmütze auf dem Kopf, sah kurz in die Runde, ehe er zu der derzeitigen Regentin blickte. „Diese Neuigkeit ist wahrlich überraschend und bestürzend, nicht nur für uns wohl, sondern für das gesamte Fürstentum. Darf ich fragen, wie es zu diesem … Zwischenfall kam?“

Die Regentin war unwillkürlich angetan, dass er es so behutsam formulierte, sah sich dennoch zu Sachlichkeit gezwungen. „Er war, wie ihr selbstverständlich wisst, bei Drachen um Ryuuichi eingeladen und es gab den Hinweis, dass kein Körper mehr existent sei, vermutlich durch Drachenfeuer.“

„Dann müssten wir davon ausgehen, dass das Gastrecht, ja, der Treueeid gebrochen wurden. Es besteht dann durchaus die Gefahr, so, wie ich es sehe, dass diese Drachen um Ryuuichi nur scheinbar aus dem Königreich der Drachen flohen, in Wahrheit jedoch einen Krieg der Drachen gegen den Westen auslösen wollten. Zehn Jahre sind ein Nichts im Leben der beiden Völker.“ Der Haushofmeister blickte unwillkürlich zu seinem Nachbarn, der ja immerhin Militärführer war. Aber der würde schweigen. Hier herrschte die Regel, das nur sprach, wer angesprochen worden war, außer es war ausdrücklich eine offene Diskussion erwünscht. „Zu bedauerlich, dass Sesshōmaru-sama keinen Erben hinterließ. So sehe ich eigentlich nur eine Möglichkeit um den Westen zu schützen. Wir begeben uns unter Euren Kimono, Euren Schutz, Inu no Kami.“

Inu no Kami, der Ehrentitel, den man ihr einst verliehen hatte. Die Hundegöttin, die Perfektion einer Hundeyōkai. Sie wollte fast durchatmen, aber sie schwieg zu diesem Thema, sich durchaus zu bewusst, dass erst alle Berater redeten, ehe der Herr entschied. Oder die Regentin. „Mamoru?“

 

Der Militärführer blickte auf. Seine dunklen Augen musterten kurz die Regentin, ehe er geübt sachlich seine Meinung über die Lage kundtat. „Ohne Fürst ist das Fürstentum verloren. Kein Vasall würde Euch folgen. Trotz aller unleugbarer Fähigkeiten und Eigenschaften, Herrin – Ihr seid eine Frau. Ich glaube, jeder Paladin würde seine Truppen sammeln, auch die aus dem gemeinsamen Heer des Fürsten abziehen, um sich selbst den Sieg und die Macht zu erfechten. Diese inneren Zwistigkeiten würden allerdings meiner Meinung nach auch dazu führen, dass die anderen Fürsten der Yōkai und auch der Drachenkönig den Westen als Beute sehen. - Hinzu kommt, wenn wirklich die Drachen sich hier eingeschlichen hatten mit dem Ziel den Fürsten zu töten, wie es der werte Kyoichi annimmt … das gäbe einen Zwei-Fronten-Krieg, da diese Drachen ja wohl immer noch im Westen weilen. Hinzu kommt, dass ein neuer Fürst stark genug sein müsste alle Vasallen zu besiegen, anerkannt zu werden, Jedoch auch, und nicht zuletzt … nun, ein gewisses Anrecht durch das Blut besitzen. Meines Erachtens ist es notwendig, dass Ihr selbst Euch einen neuen Gefährten sucht, der solcherart mit dem bisherigen Fürstenhaus verwandt wird und damit auch das Anrecht auf die Herrschaft erhält. Natürlich würdet Ihr weise sein und nur einen mächtigen Mann nehmen, der persönlich stark ist und entsprechende Krieger besitzt um sich durchzusetzen.“

 

Wieder gab sie durch nichts zu erkennen, wie sehr dieser Vorschlag sie traf, in der Vermutung, dass Mamoru sich da durchaus für einen geeigneten Kandidaten halten würde. Sie sah sich jedoch durch einen unerwarteten Einwurf genötigt zu der anderen Seite zu blicken.

 

Jaken deutete auf den Schwertständer neben dem Platz des Fürsten, wo ein schlankes Katana in einer kunstvoll gearbeiteten Scheide ruhte. „Tenseiga!“ Er schluchzte es fast.

 

Was sollte sie dazu sagen? Zu ihrem oder auch zum Glück dieses Kappa griff Myōga ein.

„Die Herrin erwähnte doch bereits, dass kein Körper mehr vorhanden sei. Tenseiga vermag viel, aber ohne Körper....“

Danke, Floh, dachte sie aufrichtig, wenngleich zum ersten Mal in ihrem Leben. „Noch ein Einwand, kleiner Yōkai?“

 

Jaken war etwas überrumpelt. Erstens war er seiner Trauer noch nicht Herr geworden, zweitens fasste er das Unfassbare schlicht noch nicht – und drittens wäre er doch noch gar nicht mit einer Antwort an der Reihe gewesen. So überlegte er hastig, ehe er hervorbrachte: „Hätte nicht Fürst Daichi Okami auch ein Wort mitzureden? Ja, die Ehe zwischen Sesshōmaru-sama und seiner Tochter wurde noch nicht formell geschlossen, aber....“

„Er wird sich den Füchsen anschließen,“ meinte Mamoru prompt. „Und sich gemeinsam mit denen einen hübschen Teil des Westens im Norden schnappen. Er ist ein Wolfshund, aber ein sehr guter Krieger und Heerführer. Nicht ohne Grund ist er der letzte noch eigenständige Fürst Japans. Er wäre ein Narr würde er sich ohne weiteren Gewinn auf die Seite des Westens stellen. Die Tochter wird dann eben einen Kitsune heiraten und damit das letzte unabhängige Fürstentum dem Norden, den Füchsen, zubringen.“

„Das bedeutet Krieg,“ stellte Kyoichi nüchtern fest. „Das genau gilt es zu verhindern. Der Westen braucht einen neuen Fürsten. Oder eine Herrin, deren Macht groß genug ist.“

 

Ratgeber sollten eigentlich nicht raten, dachte die wohl mächtigste Hundedame. Ohne Hoffnung, aber bemüht dem Protokoll zu folgen, sah sie zu dem Kleinsten der Anwesenden, dem Flohgeist, der zu allem Überfluss vermutlich noch älter war als dieser Jaken. Immerhin hatte der vorher schon sachlich und vernünftig eingegriffen, was sie doch, zugegeben, erfreut hatte. Nun saß er da, sichtlich die Stirn in Falten. Zuvor, bei dem Vorschlag Mamorus sie solle heiraten, war er versucht gewesen mindestens zwei seiner vier Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen. Wenn er eine bessere Idee hatte wäre sie tatsächlich bereit ihn anzuhören. Sie wollte nie mehr heiraten, sich nie mehr einem Ehemann unterwerfen. Zugegeben, sie war mit dem Inu no Taishō nicht unzufrieden gewesen, bis auf sein Menschenfaible, und sie respektierte seine ehrenhafte Art bis heute. „Myōga.“

 

Der betagte Flohgeist seufzte, war allerdings bemüht nicht zuletzt das, was sein alter Herr begründet hatte, zu retten. „Ich sehe mehrere Probleme und Lösungen.“

 

Das war immerhin schon etwas, dachte sie und hob etwas die Hand.

 

Da das die Erlaubnis zum Weiterreden war, hätte Myōga um ein Haar erneut geseufzt, beschloss jedoch um des Herrn willen weiter zu machen. Seine Instinkte rieten zur Flucht, aber das wäre natürlich auch sinnlos, nun ja, sogar kontraproduktiv. So bemühte er sich, in jahrhundertelanger Kenntnis der Hundeherrschaften, um Nüchternheit. „Ich gebe sowohl Kyoichi als auch Mamoru recht. Der Westen benötigt umgehend einen Fürsten, damit er nicht zum Spielball der Mächte wird und damit zerrissen. Auch ein interner Krieg zwischen den Vasallen muss vermieden werden. Zudem sollte ein neuer Fürst in irgendeinem Zusammenhang mit der bisherigen Fürstenfamilie stehen. Und da gibt es nur eine Person, die in Frage kommt. - Inu Yasha.“ Er sah, dass ihn seine Mit- Räte anstarrten, die Dame kurz die Augen schloss und fuhr mit unleugbarer Tapferkeit fort: „Er ist der Sohn des Inu no Taishō, der Halbbruder Sesshōmaru-samas. Er ist der Letzte der Blutlinie.“

„Ein Hanyō!“ Mamoru klang mehr als indigniert.

Myōga ignorierte ihn, zu bemüht das Erbe seines verstorbenen Herrn und auch dessen Ältesten zu retten. „Ja, er ist ein Hanyō. Und führt das überaus mächtige Tessaiga. Ich darf daran erinnern, dass wir Tenseiga hier zwar vor unseren Augen sehen, aber Bakusaiga sich vermutlich nun in den Klauen eines Drachen befindet.“

 

Bakusaiga. Daran hatte noch niemand gedacht. Und diese Klinge in den Krallen eines Drachen?

 

Die Regentin dachte kurz nach. „Er sollte es nicht benutzen können.“ Immerhin verstand sie zum ersten Mal, was Gefährte und Sohn an diesem Floh geschätzt hatten.

 

„Das kann er momentan nicht, ja.“ Myōga atmete durch. „Wenn ich meinen alten Freund Tōtōsai richtig verstanden habe, suchen sich magische Schwerter ihren Herrn und verlassen ihn nie – bis er stirbt. Bei Bakusaiga liegt die Sache nun noch einmal anders. Es entstand aus Sesshōmaru-sama selbst. Und ich glaube, es wird ihm auch länger die Treue halten. Wie lange, sei dahin gestellt. Inu Yasha-sama hat bereits bewiesen, dass er zumindest einigermaßen gegen Bakusaiga ankommt, wenn dessen rechtmäßiger Herr es führte. Überdies beherrscht er das Meidō zangetsu, den Pfad der Dunkelheit. Er hat das Blut und die Macht, Hanyō hin oder her, um den Westen zu schützen.“ Er atmete tief durch und rieb zwei Hände ineinander als er zu der Regentin blickte. „Ich muss nur in Frage stellen, ob er das auch machen will.“

„Die Macht eines Fürstentums?“ fragte Mamoru ungläubig.

Jaken sah sich prompt zu einer Antwort genötigt. „Du kennst ihn nicht. Er macht nur, was er will.“

 

Die Hundedame zog ihre Schlüsse.

Ein Hanyō, ja. Peinlich. Aber er war der zweite Sohn ihres Gefährten, gleich, wie sehr sie damals diese Beziehung zu Izayoi gekränkt hatte. Und, er war der Halbbruder Sesshōmarus. Das Bluterbe besaß er, ja.

Und er trug Tessaiga und konnte damit umgehen. Das Meidō zangetsu, ja. Allein damit würde er die Vasallen in Schach halten können, einen Bürgerkrieg verhindern.

Und, sie käme um eine Wiederheirat herum. Ihr Blick glitt zu Mamoru. Ja, er würde sich anstellen ihr Ehemann zu werden, dazu vermutlich auch Fürst Daichi und andere. Es gab nur eine Alternative. „Nun, dann wirst du, Kyoichi, ihn fragen. Jaken scheint ihn zu kennen, du gehst auch mit. - Myōga,“ Denn so sinnvoll sein Beitrag auch gewesen sein mochte – es gab noch etwas Wichtiges. „Geh zu diesem Drachennest und beobachte, ob und wo Bakusaiga sich dort befindet.“

Während sich die beiden Erstgenannten nur verneigten, wurde der Floh fast so weiß wie die gespannten Papiere der Wände.

„Mamoru, ist es dir möglich das Heer zusammen zu halten?“

„Selbstverständlich. Aber meint Ihr wirklich...“ Der Militärführer brach unter dem so goldenen und doch so eisigen Blick lieber ab. Sie vermochte Leute lebend in die Unterwelt zu schicken.

„Ich meine, dass Tessaiga in den Westen gehört und damit auch sein Träger, ja.“ Sie drückte ihr Kreuz durch, kaum gehindert von dem steifen Obi. „Und ich meine, dass von dieser Besprechung kein Wort an Außenstehende gegeben wird. Bis es einen neuen Fürsten in diesem Schloss gibt, werde ich weiter als Regentin fungieren. Danach, nun, ich hoffe, dass es mir der neue Herr erlaubt mich zurück zu ziehen. Sage ihm das, Jaken.“

Wieso er und nicht Kyoichi? Jaken war für einen Moment verwirrt, ehe er begriff. Er war der Kanzler, der erste Minister. Es war seine Pflicht. Und wohl das Letzte, was er für Sesshōmaru-sama tun konnte. Erneut quollen Tränen aus den großen Augen des Kappa. Aber er murmelte: „Eine Frage möchte ich noch stellen, ehrenwerte Regentin. Wir müssen durch die Bannkreise in das Menschengebiet. Zwei Krieger wären sinnvoll...“ Denn weder er selbst noch Kyoichi konnten kämpfen. Sicher, Yōkai, aber...

„Ja. Mamoru, suche die beiden verschwiegensten Krieger aus,“ Damit war die Sache für die Hundedame erledigt und sie zeigte es durch Heben der Hand an. Die Bannkreise um das Arbeitszimmer wurden gelöst. „Brecht unverzüglich auf.“ Und sie würde sich ein wenig zurückziehen, versuchen, mit dem Schmerz zurecht zu kommen, den sie so nie erwartet hatte. Dass Inu Yasha dieses Angebot ablehnen würde, glaubte sie nicht. Fürst eines der vier mächtigen Yōkaireiche zu sein, war kein Angebot, das auch nur ein Mann, den sie je kennengelernt hatte, ausgeschlagen hätte. Sie hatte eine Menge Männer gekannt, angefangen bei ihrem Vater – und alle waren Krieger gewesen. Jedenfalls musste sie sich sammeln. Bald schon würden erste verwaltungstechnische Fragen auf sie als Regentin zukommen und das Leben im Schloss sollte wie gewohnt weitergehen, bis der neue Fürst hier eingetroffen war. Sonst … nun, sonst trafen die Befürchtungen der Berater wohl alle auf einmal zu.

 

Als Kyoichi den vordersten Hof des Schlosses betrat, sah er erstaunt, dass Jaken dort mit einem zweiköpfigen Drachen stand, diesen am Zügel hielt. „Der Drache, werter Kollege?“

„Es eilt,“ meinte der Kappa. „Und ich muss zugeben, dass ich nicht mit Euren Schritten mithalten kann. Überdies kann Inu Yasha dann auch mit fliegen. - Eine Idee, wie wir ihn finden können?“

„Myōga sagte, er lebe in einem Dorf in der Gegend, die die Menschen Musashino nennen, in der Nähe von Edo, weit im Osten.“ Und leider eigentlich praktisch vor der Haustür des Fürstentums der Wölfe. Das konnte noch Ärger geben

„Ja, ich weiß, ich war da oft genug mit Sesshōmaru-sama. Aber zumindest früher ist er oft meilenweit durch Japan gelaufen. Selbst ein Falke könnte nicht ganz Japan absuchen. - Nun ja, wir fangen in Musashino an. Womöglich können uns die Menschen dort Auskunft geben.“

„Mehr Sorgen mache ich mir, wenn uns Wolfskrieger stellen. Was sagen wir dem Herrn der Wölfe?“

„Die Wahrheit. Nun ja, wir suchen den potentiellen Thronfolger, damit er ausgebildet werden kann.“ Jaken seufzte. „Ich kann es immer noch nicht glauben.“

„Niemand von uns. Aber an einer Nachricht, die ein Shinigami überbrachte, ist leider kaum zu zweifeln.“ Der Haushofmeister blickte sich um, da der Militärführer mit zwei Hundekriegern auf sie zukam. „Ah, danke, werter Mamoru.“

Der Befehlshaber winkte nur und die Krieger traten vor. Ein Hanyō, zugegeben mit Blutrecht. Aber der würde nicht nur ebenso fähig sein müssen wie ein vollblütiger Yōkai, sondern besser. Und, kampfstärker als er selbst. Natürlich war es Hochverrat einen Fürsten herauszufordern, aber es gab auch kleine Tests. Sicher, Tessaiga war legendär, aber bislang hatten sie nur Myōgas Wort dafür, dass der Bastard mit seinem Schwert auch umgehen konnte. Vermochte er wirklich ein Meidō zu schlagen, so war es närrisch sich ihm gegenüber zu stellen. Nun, man würde sehen. Der Preis Herr des Westens zu werden war verlockend.

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Mission Impossible für Berater..

Frohe Weihnachten euch allen


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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Sanguisdeci
2023-12-25T08:53:11+00:00 25.12.2023 09:53
Auch dir schöne Weihnachten!


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