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Sonne und Mond I

Schattenwesen
von

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Mein Ebenbild 3/4

Kaum erklang der Schulgong packte unser Lehrer seine Sachen zusammen und verabschiedete sich knapp von uns bevor er den Raum verließ. Er war noch nicht gänzlich aus der Tür verschwunden, da erhob sich schon der alltägliche Gesprächslärm und du drehtest dich zu mir um. Dein Lächeln war immer noch offen und sanft, genauso wie deine Worte: „Hey, unsere Ähnlichkeit ist echt der Hammer, oder? Damit kann man bestimmt witzige Sachen machen.“

Du strichst dir eine lose Strähne hinter dein linkes Ohr, dabei fiel mir der kleine goldene Ohrring in Form einer Sonne daran auf. Unter dieser unbewussten Bewegung schwang an deinem Handgelenk ein goldenes Armband mit einer sanften Gravur, die ich nicht deutlich sehen konnte, mit und als ich meinen Blick weiter wandern ließ, blieb er an deiner Halskette hängen, die aus zwei Schlangen bestand, die sich umeinander winden. Die eine golden, die andere silbern. 

„Ich bleibe lieber unter dem Radar“, wehrte ich deinen Vorschlag ab und kurz stockte das Lächeln auf deinen Lippen, doch dann winktest du ab. Ein kurzes metallischer Schlag erklang, als deine rechte Hand auf den Tisch fiel und sofort erblickte ich die Geräuschquelle. Um deinen Ringfinger schlang sich ein goldener Ring mit einem Rubin als Schmuckstein, was mich noch mehr verwirrte und ich instinktiv nach meinem eigenen Schmuck griff. 

„Sollte nicht der nächste Lehrer gleich kommen?“ Du sahst auf die goldene Uhr an deinem rechten Handgelenk. Auch ihr Armband war mit je einen roten Stein pro goldener Facette geschmückt. Instinktiv begann ich meinen Schmuck, so gut es ging, vor dir zu verbergen. Ich trug die gleiche Menge, nur in Silber und mit Saphiren. Anstatt der Schlangen hatte ich übereinander liegende Engelsflügel um den Hals. Einer golden, der andere silbern. Der einzige Unterschied und so jagte ein unangenehmer Schauer durch meinen Körper.

„Nein, wir haben immer fünf Minuten Pause zwischen den Stunden. Deswegen beginnt der Unterricht schon um zehn vor und nicht zur vollen Stunde.“ Ich sprach diese Worte nicht bewusst aus, sondern nur weil in deinen Augen eine Aufforderung lag, die ich erfüllen wollte, um von meiner eigenen Erkenntnis abzulenken. 

„Ach so, ich hab mich schon gewundert. Aber das ist gar keine so schlechte Idee. Du, sag mal, kann ich mich auch in den anderen Räumen neben dich setzen? Ist doch witzig irgendwie mit unserer Ähnlichkeit, oder?“ Ich zuckte mit meinen Schultern. Es war mir egal, wenn du unbedingt bei mir und somit am Rand der Klassengemeinschaft sein wolltest, dann war das deine Entscheidung und in die wollte ich dir nicht reinreden. 

„Das ist klasse. Wir werden bestimmt viel Spaß haben und.“ Das Eintreten der Lehrerin unterbrach dich und mir fehlte auch das Verlangen noch mehr zu hören. Deine Worte klangen so nett und versuchten Hoffnung zu sähen, doch ich wollte diese Saat nicht. Sie versprachen zarte Blumen zu werden, doch am Ende kamen nur alles verschlingende Fleischfresser heraus, die versuchten mich zu töten. In diesem Garten war kein Platz für fremde Pflanzen.

„Ich bin froh, dass ich dich getroffen habe. Wir werden bestimmt super Freunde.“ Deine Worte waren leise. So leise, dass ich sogar kurz glaubte, dass ich sie gar nicht hören sollte, doch als ich zu dir sah, lag dort ein sanftes Lächeln auf deinen Lippen und unsere Blicke berührten sich. Das Flattern in meinem Inneren kehrte zurück und ich konnte nicht verhindern, dass sich ein kurzes Schmunzeln in mein Gesicht verirrte. Solange bis ich den Blick von Mitsumi begegnete und der Hass und die Kälte all deine Wärme verschlang. 

Nein, wir haben keine Zukunft. Keine Freundschaft. Du wirst früher oder später zu ihnen gehen und dann alles, was ich dir bis dahin anvertraut habe, gegen mich verwenden. Ich darf mich nicht auf dich einlassen. Nein, das bedeutet nur den Untergang für mich. Darum, bleib weg. Bitte, bleib fern von mir.



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