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Vampire Kiss

Vermouth x Jodie, (Curaçao x Kir)
von

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Das Mondlicht, dass den Raum in fahles Licht tauchte, wurde bereits nach und nach blasser. Langsam aber sicher neigte die Nacht sich ihrem Ende zu.

Jodie saß auf dem Sofa des, ihr inzwischen so vertrauten, Wohnzimmers. Angeekelt kniff sie die Augen zusammen und schüttelte sich, ehe sie das nun leere Weinglas auf dem Wohnzimmertisch abstellte. Der süßliche Geschmack von Kupfer war allgegenwärtig. Der Blutgeruch lag, für ihre nun geschärften Sinne, noch all zu deutlich in der Luft.

Erneut zog sie eine Grimasse, wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und bemühte sich dem Glas vor sich, so wenig Beachtung wie nur irgend möglich zu schenken.

//Geschafft//, dachte sie und atmete fast schon erleichtert aus. Es hatte sie jedes bisschen Überwindung gekostet, dass sie besaß, um sich dazu durchzuringen, die dunkelrote Flüssigkeit zu trinken. Zwar beruhigte es ihr Gewissen zumindest halbwegs, dass dieses Blut bereits im Vorfeld abgezapft worden und somit nicht extra für sie eine Person nach der großen Schlacht zu Schaden gekommen war, dennoch, der Ekel blieb.

Einerseits war sie erleichtert, das Unvermeidbare vorerst hinter sich gebracht zu haben, andererseits war sie fassungslos und geschockt über sich selbst. Sie hatte es wirklich getan.

Natürlich wusste die Blondine, dass sie von nun an keine andere Wahl haben würde, als regelmäßig eine gewisse Menge Blut zu trinken, wenn sie bei Kräften und klarem Verstand bleiben wollte, dennoch erschien ihr ihr neues, einziges Nahrungsmittel und Getränk so unfassbar abartig. Sie fühlte sich, als hätte sie etwas Verbotenes getan. Als hätte sie Drogen konsumiert, oder sonst etwas angestellt, das nicht in Ordnung war.

Menschenblut. Dass der rote Lebenssaft von nun an in der Tat auch ihr Leben bestimmen würde, musste sie erst noch gänzlich realisieren.

Schockierend war zudem, dass sie förmlich gespürt hatte, wie sehr ihr Körper nach dem Blut verlangt hatte. Fast wie ein Süchtiger, der unfreiwillig auf Entzug gewesen war und nun neuen Stoff bekommen hatte. Natürlich hatte ihr Körper genau so und nicht anders reagiert, rief sie sich ins Gedächtnis zurück. Sie hatte vorhin nur knapp die Stichverletzung überlebt. Ihr Körper hatte die Wunde mit Einsetzen der Wandlung zwar geheilt, dennoch war das Blut der Daywalkerin nicht annähernd genug gewesen, um wieder zu Kräften zu kommen.

Nachdem sie das Glas nun geleert hatte, fühlte sie sich klarer und fitter als zuvor. Es war wirklich erschreckend, wie rasch ihr Körper auf das gerade aufgenommene menschliche Blut reagierte.

Jodie schloss für einen Moment die Augen, massierte sich die Schläfen und lehnte sich bequem auf dem Sofa zurück.

Für den Augenblick genoss sie die Stille. Sie brauchte diese kleine Auszeit, um ihre Gedanken zumindest halbwegs zu ordnen. Die ehemalige Jägerin wusste, dass es noch Wochen und Monate dauern würde, bis sie wirklich realisiert hätte, was geschehen war, bis sie sich in ihrer neuen Rolle und ihrem neuen Leben zurechtgefunden hätte..., dennoch, der Moment der Ruhe war bitter nötig, um ihre rasenden Gedanken in den Griff zu bekommen.
 

Sie dachte zurück an das Ende der Schlacht. An den Moment, in dem sie realisiert hatte, dass sie es war, die den Ring trug und von nun an dieses Haus führen würde.

Erst einmal hatte sie geglaubt ein Brett vor dem Kopf zu haben. Sie hatte keinen klaren Gedanken fassen, keinen vernünftigen Satz bilden können.

An den ersten Schock erinnerte sie sich nur wie durch einen dichten Nebel. Auch an das Gespräch mit den japanischen Gästen, konnte sie sich nur dunkel erinnern. Sie war Chris so dankbar gewesen, dass diese praktisch sofort geschaltet und das Wort an sich gerissen hatte, so wie sie in Vertretung Karasumas den amerikanischen Vampirclan bereits das letzte halbe Jahr über geführt hatte.
 

~~~ Flashback ~~~

"Wie war das noch gleich? Du würdest mir nach Mitternacht eine Stunde zum Packen meiner Koffer geben? Nun, ich denke dieses Thema hat sich damit wohl erledigt. So wie ich es von Anfang an prophezeit habe.", wandte die Schauspielerin sich an den japanischen Vampirfürsten. In ihren smaragdgrünen Augen funkelte ein gewisser Hohn und Amüsement.

Im Hintergrund gab Chianti einen verstimmten Laut von sich.

Kalt und durchdringend lag der Blick des Silberhaarigen auf seinem Gegenüber. "Mit der heutigen Entscheidung hat sich das für dich Unvermeidbare nur um einige Jahre hinausgezögert, Vermouth.

Mit dem Wechsel der Machtverhältnisse innerhalb Amerikas, wird sich der Clan praktisch von allein herunterwirtschaften."

Unbeeindruckt schnippte die Blondine sich eine verirrte Strähne zurück über die Schulter. "Das denkst aber auch nur du. Mit dem geglückten Putsch und dem gewonnenen Kampf, wird die amerikanische Vampirgesellschaft sich erheben und erblühen, wie Phönix aus der Asche."

"Eine neue Anführerin, die erst heute ihre Menschlichkeit abgelegt hat und eine Daywalkerin, die selbst erst seit gefühlt einigen Atemzügen kein Mensch mehr ist. Das ist lächerlich.", amüsierte Vodka sich derweil.

"Im nächsten Entscheidungskampf werdet ihr es uns denkbar leicht machen." Die Worte des japanischen Vampirfürsten klangen so sicher, als habe er gerade das Selbstverständlichste der Welt festgestellt.

"Das glaubst aber auch nur du. Bis zu eurem nächsten Aufeinandertreffen werden 100 Jahre vergehen und diese Zeit werde ich nutzen, um unsere neue Anführerin zu trainieren.", mischte sich Curaçao erstmals in das Gespräch ein, blickte Gin fest in die Augen und nickte schließlich Jodie aufmunternd zu.

Schließlich war die Blondine selbst es, die die Sprache endlich wiederfand und sich nun selbst an Gin wandte, wobei sie sich immer noch merkwürdig dabei vorkam. Nach wie vor fühlte sie sich mehr wie das Menschlein, welches sich erst vor Kurzen noch so leicht von dem Silberhaarigen hatte einschüchtern lassen. Doch damit war es nun vorbei, musste es nun vorbei sein, erinnerte sie sich selbst streng in Gedanken. "Du hast dieses Haus schon einmal unterschätzt. Der Ring an meinem Finger ist der beste Beweis dafür. Bevor du also auf mich herabsiehst, warte lieber erst einmal ab, was in 100 Jahren aus mir geworden ist."

"Man hat es heute bereits an Kir gesehen. Curaçao hat sie lediglich die letzten paar Wochen trainiert und sie hat bereits die ein oder andere Kampftechnik von ihr übernommen und hat im heutigen Kampf eine gute Figur gemacht.", ergriff Bourbon das Wort.

Kurz fiel der Blick des Silberhaarigen auf Sternenstaubs ehemalige Jägerin, die prompt erschrocken zusammenzuckte. Doch schließlich zwang sie sich, den Blick zu heben und die Schultern zu straffen. "Es bleibt ein Zeitfenster von 100 Jahren. Ich denke, das ist Zeit genug für Jodie und auch für mich, uns einzuleben und uns stetig zu verbessern."

"Wie viel Uhr ist es jetzt?" Die Frage von Chris kam im ersten Moment eher überraschend.

"...00:23 Uhr." Korn nickte in Richtung der alten Wanduhr. "Wie du mit einem Blick in Richtung Uhr auch selbst hättest erkennen können, Daywalkerin."

Auf den geschminkten Lippen der Schauspielerin machte sie ein Schmunzeln breit. "Und der Herr Scharfschütze sollte in der Lage sein, rhetorische Fragen von echten Fragen unterscheiden zu können.", konterte sie. Mit einem kurzen Nicken in Richtung der Uhr, wandte sie sich schließlich wieder Japans Vampiren zu. "So wie ich es in den letzten Tagen herausgehört habe, hattet ihr es ziemlich eilig, euch nach Anbruch des neuen Jahres wieder auf den Weg zu machen, oder nicht? Ich denke, ihr habt unsere Gastfreundschaft nun lange genug in Anspruch genommen."

Ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl. Chianti sah so aus, als wollte sie der Blondine jeden Moment mit den Krallen zuerst ins Gesicht springen, doch Gin unterband jedes Wort von Anfang an mit einem einzigen, strengen Blick.

"Wie du es bereits angedeutet hast, Vermouth. Hier gibt es für uns nun nichts mehr zu tun." Ein Grinsen stahl sich auf seine Mimik, allerdings keins der freundlichen Sorte. "Wir werden von Japan aus mit Freuden dabei zusehen, wie Amerika sich selbst zu Grunde richtet."

"Zusehen solltet ihr uns lieber auch. Die von uns angestrebten Veränderungen werden das Leben von Mensch und Vampir in diesem Land verbessern wie nie zuvor und wir werden stark sein, wenn wir uns das nächste Mal gegenüberstehen.", zwang Jodie sich zu äußern, da sie als neue Anführerin nicht einfach gänzlich schweigen durfte, auch wenn sie aktuell genau das am liebsten getan hätte.

"Wir sehen uns dann in 100 Jahren." Chris nickte dem Silberhaarigen zu und dieser tat es ihr gleich. Für einen Moment ruhten die Blicke der beiden abschätzend, beinahe herausfordernd aufeinander, ehe Japans Vampirfürst sich zum Gehen wandte und seinen Leuten das Zeichen gab ihm zu folgen.

~~~ Flashback Ende ~~~
 

Jodie erinnerte sich noch genau, welche Last ihr von den Schultern gefallen war, kaum dass die Japaner das Anwesen verlassen hatten. Das Chaos in ihrem Kopf hatte sich deshalb jedoch noch lange nicht gelegt. Ganz im Gegenteil.

Auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzend, streckte die junge Frau sich und riskierte einen Blick auf die Uhr, welche über dem Fernseher hing. 04:36 Uhr. Vor guten vier Stunden hatten die Gäste des Hauses sich wieder auf die Heimreise gemacht. Noch keine fünf Stunden war es her, dass sie selbst ihre Menschlichkeit gegen ihr neues Leben eingetauscht und dem Tod damit noch einmal von der Schippe gesprungen war. Nach wie vor konnte sie es kaum fassen.

Für einen Moment ruhte der Blick der Blondine auf dem Fernseher vor sich. In den letzten Wochen hatte sie sich in diesem Raum so oft die Zeit mit fernsehen vertrieben. Kurz überlegte sie, auch jetzt den Fernseher einzuschalten, um für einige Zeit abschalten und sich selbst ihre gewohnte Normalität vorgaukeln zu können..., doch nein, lieber wollte sie gedanklich die Geschehnisse der letzten Stunden aufarbeiten.
 

~~~ Flashback ~~~

Nachdem die japanische Vampirfamilie das Haus verlassen hatte, blieb die amerikanische Gruppe allein in der Halle des Anwesens zurück. Zeit um den Kampf zu verarbeiten, einige Worte zu wechseln und die Wunden zu lecken, ehe die vor dem Anwesen wartenden Mitglieder des Clans die Köpfe zur Tür hereinstecken würden, um in Erfahrung zu bringen, was passiert war.

Rei ließ die Schultern kreisen und streckte sich kurz, wobei sein Rücken ein knacksendes Geräusch von sich gab. "Und weg sind sie. Ich kann nicht behaupten besonders traurig zu sein, sie in den nächsten 100 Jahren nicht sehen zu müssen."

"Nicht nur du.", stimmte Chris ihm amüsiert zu, ehe sie einmal in die Runde sah und ihren Leuten anerkennend zunickte. "Ihr habt gut gekämpft und unserem Team damit den Sieg eingebracht. Das eröffnet uns die Möglichkeit, die nächsten 100 Jahre dazu zu nutzen, die Sitten des gefühlten Mittelalters bei Seite zu schieben und durch neue, bessere Regeln zu ersetzen."

Während die Eingeweihten sich sichtlich motiviert und erleichtert zugleich zunickten, beobachteten Irish und Calvados ihre Kameraden und tauschten einen Blick aus, ehe Irish es war, der schließlich das Wort ergriff. "Der Clan wird eine Erklärung für all das hier fordern und ich tue das auch. Was zur Hölle ist hier heute passiert?"

"Ist es wirklich wahr, dass du unseren alten Anführer getötet hast, Vermouth?", hakte Calvados fast sofort nach.

Jodie spürte, wie die Anspannung in ihr stieg. Zwar hatten sie den heutigen Kampf für sich entscheiden können, doch sämtliche Probleme waren damit noch nicht vom Tisch.

Wie würden die anderen Mitglieder des Clans auf die geplanten Neuerungen reagieren? Wie würde man auf sie reagieren? Sie konnte noch nicht einmal abschätzen, wie Irish und Calvados die anstehenden Erklärungen aufnehmen würden, kannte sie die beiden doch kaum.

"Getötet ist so ein böses Wort.", antwortete Chris derweil auf die Frage des Scharfschützen und klang dabei so überheblich wie immer. "Und nein, nicht ich war die, die ihm den Gnadenstoß gegeben hat. Ich hatte netterweise ein Helferlein, dass das für mich übernommen hat."

Während Jodie, ohne es zu merken die Luft anhielt, starrten sowohl Calvados, als auch Irish die Blondine fassungslos an.

"Aber warum...?", brachte der Scharfschütze überrumpelt heraus.

"Den eigenen Anführer zu stürzen, das ist ein starkes Stück.", stimmte Irish ihm zu und wirkte skeptisch.

Angesprochene hingegen zuckte lediglich mit den Schultern, ehe sie Blickkontakt zu den beiden Vampiren aufnahm. "Ich hatte meine Gründe, das dürft ihr mir glauben.", erklärte sie vage, konnte die Schauspielerin doch darauf verzichten, die ganze Geschichte mit dem Halsring hier und jetzt schon wieder aufzurollen. "Abgesehen davon hätte der Alte eh bald das Zeitliche gesegnet, das hat er mir heute noch selbst gesagt. Und seht euch an, wie er diesen Clan all die Jahre über geführt hat. Es ist dringend an der Zeit, einige der bestehenden Regeln durch Neue zu ersetzen."

"Die Bars, wie sie bisher in unseren Häusern geführt wurden, wird es in Zukunft nicht mehr geben.", ergriff nun Rei das Wort.

"Als ehemalige Jägerin, kann ich euch sagen, dass das Haus einen Deal mit Mondnebel geschlossen hat. Halten sich beide Seiten an die Absprachen, wird es zukünftig kein sinnloses Blutvergießen mehr geben.", ergänzte Jodie und gab sich größte Mühe, sich nicht anhören zu lassen, wie durch den Wind sie nach wie vor noch war. Sie musste jetzt Selbstsicherheit ausstrahlen, denn ob sie es geplant hatte oder nicht, der Ring an ihrem Finger war das Zeichen, dass sie diesen Clan von nun an führen würde.

"Wir sollen mit Vampirjägern zusammenarbeiten?! Das ist doch vollkommen absurd!" Weiterhin klang der Scharfschütze fassungslos.

"Und wenn die Bars geschlossen werden sollen, wovon sollen wir uns dann ernähren? Wasser vielleicht? Ja wohl kaum!", brauste Irish auf. "Ich kann mir kaum vorstellen, dass der Deal mit den Vampirjägern darin besteht, dass von nun an jeder Vampir für sich selbst auf die Jagt geht."

Diesmal war es an der Daywalkerin die Augen zu verdrehen. "Natürlich nicht, Schwachkopf.", tadelte sie den Hünen vor sich. "Ich war in den letzten Wochen nicht untätig. Unsere Ernährung wird durch Blutspenden sichergestellt werden. Diesbezüglich habe ich dafür gesorgt, dass in ganz Amerika Blutspendebusse zum Einsatz kommen und in den größeren Städten kleine Einrichtungen aufmachen werden. Ich werde meine Bekanntheit nutzen und kräftig die Werbetrommel schlagen."

"Hier und da werden Autogramme, oder in seltenen Fällen sogar mal ein Meet and Greet unter den Spendern verlost, um die Bereitschaft noch zusätzlich ein wenig anzukurbeln.", erklärte Kir den beiden nun mit ruhiger Stimme.

Jodie zog grinsend eine Grimasse. "Ihr glaubt gar nicht wie schwer es war, dieses verzogene Sternchen hier davon zu überzeugen, bei diesen Aktionen mitzumachen." Sie knuffte Chris leicht in die Seite, woraufhin diese sie gespielt wütend anfunkelte.
 

Es war deutlich zu sehen, wie Irish und Calvados versuchten die eben erhaltenen Informationen einzuordnen und zu verarbeiten. Die geplanten Änderungen hatten sie vollkommen unvorbereitet getroffen.

"Von dem geplanten Deal wird jeder etwas haben. Durch die Blutspenden wird es keine Toten oder Gefangenen mehr geben. Ein großes Plus also für die Menschheit. Die Vampire, die sich an die Vereinbarung halten, werden fortan vor Mondnebel nichts mehr zu befürchten haben und müssen nicht länger vor den Jägern auf der Hut sein. Und auch Mondnebel gewinnt durch den Deal. Zum einen, wird die Vereinbarung unzählige Leben retten, zum anderen dürften wir..., nein, meine Kameraden, von nun an deutlich weniger zu tun haben.", erklärte Jodie noch einmal.

Als sie realisierte, dass sie sich nicht länger selbst als Jägerin bezeichnen durfte, hätte sie sich beinahe an der eigenen Zunge verschluckt. Das hier fühlte sich immer noch so unglaublich seltsam an.

Während Calvados nicht mal unzufrieden wirkte, blickte Irish immer noch skeptisch drein.

"Ihr glaubt wirklich, dass die Ernährung sämtlicher Vampire Amerikas auf diese Art und Weise sichergestellt werden kann? Vampire haben Menschen schon immer-"

"Ausgerechnet du solltest lieber still sein, Irish.", unterbrach Curaçao den Hünen unwirsch. "Jeder hier weiß von deiner menschlichen Freundin, der du im Übrigen nie ein Haar krümmen würdest. Also kannst du genau so gut umdenken, was andere Menschen betrifft."

Der Blonde blinzelte ertappt und wusste im ersten Moment gar nicht, was er darauf erwidern sollte.

Rei grinste belustigt und auch die smaragdgrünen Augen der Schauspielerin funkelten amüsiert.

"Ich bin ziemlich erschlagen von den geplanten Änderungen, wenn ich ehrlich sein soll.", ergriff Calvados nun das Wort. "Ich sehe durchaus einen Sinn dahinter, aber eine Sache will mir einfach nicht in den Kopf." Er nickte knapp in Jodies Richtung. "Die Kleine wäre hier und heute beinahe gestorben. Sie zu wandeln und zur neuen Anführerin zu machen, kann unmöglich geplant gewesen sein. Wie soll eine Person, die bis eben noch ein Mensch gewesen ist, einen Vampirclan leiten und das von jetzt auf gleich?"

Jodie musste zugeben, dass sie die Frage durchaus berechtigt fand. Sie konnte es selbst ja noch gar nicht wirklich fassen und hatte um ehrlich zu sein keine Idee, wie sie diese Hürde so schnell bewältigen sollte.

"Wie du eben schon mitbekommen hast, war ursprünglich geplant, dass ich die neue Anführerin werden sollte.", erklärte die Silberhaarige ihrem Kameraden. "Aber als Jodie zu einer von uns geworden ist, wusste ich, was ich zu tun habe."

Nun war es an der ehemaligen Jägerin die Leibwächterin anzublinzeln. "Du sagtest, dass du mich für die bessere Wahl hältst, was den Anführerposten betrifft, aber trotzdem verstehe ich nicht, was du dir bloß dabei gedacht hast. Ich meine...Calvados hat schon recht damit, wenn er daran zweifelt, das ich es schaffen kann, von jetzt auf gleich eine glaubhafte Anführerin abzugeben."

Curaçao warf ihr ein Lächeln zu. "Ich habe den Posten von Anfang an nicht wirklich gewollt. Ich meine, ich hätte mich der neuen Aufgabe angenommen, aber als ich gesehen habe, wie du zur Vampirin geworden bist, wusste ich, dass du es sein solltest, die diesen Clan führt. Du bist viel entscheidungsfreudiger, empathischer und sturköpfiger als ich." Sie schnippte sich eine Strähne zurück über die Schulter. "Ich bin glücklich mit meinem Leibwächterposten und überzeugt davon, dass du deine Sache gut machen wirst."

Gerade wollte Jodie etwas darauf erwidern, als Chris ihr eine Hand auf die Schulter legte. "Ich muss diese Planänderung selbst erst einmal realisieren, aber du stehst nicht allein da, Kätzchen. Ich habe den Anführer die letzten 6 Monate vertreten, da kann ich jetzt auch dir erstmal den Rücken freihalten, bis du dich eingelebt hast."

Dankbar blinzelte Jodie ihre Seelenverwandte an, ehe sich ein Schmunzeln auf ihre Lippen stahl. "Du bist meine Stellvertreterin, da darf ich ja wohl erwarten, dass du mir den Rücken freihältst.", scherzte sie.

Die Gruppe lachte leise, ehe Rei das Wort ergriff. "Curaçao und ich werden auch weiterhin unsere Posten als Bodyguards ausüben. Wir sind folglich nicht aus der Welt."

"Natürlich werdet ihr zwei das.", stellte Chris entschieden klar, was ihre beiden Leibwächter zum Grinsen brachte.

Jodie hingegen plusterte kurz die Wangen auf. "Anders als gewisse Daywalkerinnen kann ich ganz gut selbst auf mich aufpassen, aber wo ist bitte mein Helferlein, wenn du die beiden hast?", kam es nicht ganz ernst gemeint von ihr.

Diesmal war es die Brünette, die sich leise räusperte. "Nun, was das betrifft, könnte ich vielleicht aushelfen. Auch wenn wir beide noch ziemliche Grünschnäbel sind und eine ganze Menge zu lernen haben, fürchte ich."

Die Blondine warf der anderen, ehemaligen Jägerin ein warmes Lächeln zu. "Wir werden uns beide in den nächsten Jahren einigen Trainingseinheiten unterziehen müssen, müssen uns in unsere neuen Rollen hineinfinden und werden alle Hände voll damit zu tun haben, diese Chaoten hier und Mondnebel vom Streiten abzuhalten. Was für einen besseren Bodyguard könnte ich mir da wünschen?"
 

Als die vor dem Haus Wartenden schließlich neugierig ihren Weg in die Empfangshalle gefunden hatten, hatten Jodie und Chris sie am hölzernen Geländer der ersten Etage lehnend, bereits erwartet. Links und rechts von dem neuen Anführerduo fanden sich ihre jeweiligen Leibwächter, welche sich jedoch ein wenig im Hintergrund hielten.

Irish und Calvados waren unten in der Halle geblieben, um von dort aus die kurze Ansprache mitzuverfolgen, auch wenn das, was gesagt werden würde, nicht mehr wirklich neu für die beiden war.

Erneut war die ehemalige Jägerin der anderen Blondine mehr als nur dankbar gewesen, dass sie sich an die neugierige Menge wandte und voller Selbstsicherheit das Wort ergriff. Für Chris schien es bereits Routine zu sein, sich in der Führungsrolle an die Anderen zu wenden, sie selbst hätte diese Aufgabe vollkommen unvorbereitet getroffen, zumal außer der Gruppe, die für Amerika gekämpft hatte, noch niemand ahnte, dass sie nun die neue Anführerin der Vampirfamilie war.

Ihre Stellvertreterin berichtete den Anwesenden erst einmal, dass Amerika siegreich aus dem Konflikt mit Japan hervorgegangen war, was zu Erleichterung und Jubel in der Menge führte.

Nachdem die Jubelrufe abgeklungen waren und sie sich der Aufmerksamkeit der Anderen sicher war, verkündete sie den Anführerwechsel, der praktisch einschlug wie eine Bombe und für Fassungslosigkeit und Verwirrung sorgte. Scharf wies die Daywalkerin die Gruppe zurecht, ehe sie fortfuhr, dass es einige Neuerungen im Regelwerk des Clans geben würde. Welche genau das waren, würde am darauffolgenden Abend bekannt gegeben werden, da es noch eine Menge zu tun gab und die Neuigkeiten erst einmal von allen realisiert werden mussten.

Schließlich hatte Chris eine Versammlung in der Haupthalle, am nächsten Abend um 23 Uhr, bekannt gegeben und verfügt, dass die Informationen um Anschluss in die anderen Bundesstaaten weitergetragen werden sollten.

Natürlich wusste Jodie, wie groß Amerika wirklich war, daher konnte sie nicht verhindern, dass ihr ganz schwindelig wurde, wenn sie daran dachte, wie groß der Clan war, für den sie nun die Verantwortung trug.

Sie war mehr als froh darüber gewesen, als die drei Leibwächter, Chris und sie sich vorerst ins Wohnzimmer der Schauspielerin zurückziehen konnten.
 

"Mir schwirrt der Kopf. Das ist doch viel zu viel für einen Tag.", murrte Jodie vor sich hin, kaum dass sie sich aufs Sofa hatte fallen lassen.

"In deiner Haut möchte ich aktuell wirklich nicht stecken." Rena blickte sie mitfühlend an.

"Du solltest nachher versuchen etwas zu schlafen und zur Ruhe zu kommen.", streute Chris ein. "Die Rede vor allen wirst immerhin du als neue Anführerin des Hauses halten. Darauf solltest du dich bei Zeiten vorbereiten, aber erstmal musst du abschalten."

Die junge Frau seufzte. "Das sagt sich so leicht. Als wenn ich jetzt schlafen könnte. Ich habe heute nicht nur meine Menschlichkeit abgelegt, jetzt habe ich auch noch eine Position, mit der ich so im Traum nicht gerechnet hätte. Wie soll ich da schlafen können?"

"Du hast in der Vergangenheit schon mehr als einmal demonstriert, dass du in jeder Lebenslage schlafen kannst, Jodie.", erinnerte Rei sie amüsiert. "Vermutlich schläfst du ein, sobald dein Kopf das Kissen berührt."

Die Blondine plusterte die Wangen auf. "So ein Quatsch!", protestierte sie. Schließlich fiel ihr Blick eher zufällig zu Rena, welche mindestens genau so gedankenverloren und gestresst wirkte wie sie selbst, obwohl Jodie es war, der man den Anführerposten aufs Auge gedrückt hatte.

Fragend blickte sie die Brünette an. "Was ziehst du denn für ein Gesicht? Der Kampf ist vorbei und Gin und seine Leute sind weg."

Als Amerikas neue Anführerin sie ansprach, schreckte Sternenstaubs ehemalige Jägerin aus den Gedanken, blinzelte ein paar Mal und blickte die Blondine an. "Gott sei Dank sind Gin und seine Leute jetzt weg und werden uns für die nächsten 100 Jahre voraussichtlich auch nicht mehr über den Weg laufen." Sie bemühte sich um einen erleichterten Gesichtsausdruck, welchen Jodie ihr jedoch nicht wirklich abkaufte. Auch Curaçao blickte inzwischen fragend zu ihrer Freundin.

"Du siehst nicht wirklich so aus, als würdest du dich freuen.", sagte die Silberhaarige ihr auf den Kopf zu.

Das die Aufmerksamkeit der Gruppe nun auf ihr ruhte, behagte Rena nicht. Ohne es zu merken, rutschte sie auf ihrem Platz hin und her und schien abzuwägen, ehe sie schließlich zu einer Erklärung ansetzte. "Darüber, dass diese Gruppe abgereist ist, freue ich mich in der Tat. Aber das sie spätestens Morgen wieder zurück in Japan sein werden, bereitet mir zeitgleich auch Kopfzerbrechen."

"Wie meinst du das?", wollte Rei mit hochgezogener Augenbraue wissen.

Einen Moment zögerte Rena. "Nun, die Sache ist die: ich habe euch doch erzählt, dass ich den Deal mit diesen Monstern damals nur eingegangen bin, um zum einen mein eigenes Leben zu retten, zum anderen aber auch um das Leben meines Bruders zu schützen." Ihre Mimik verfinsterte sich. "Gins Leute haben sich damals schon nicht an ihr Wort gehalten. Ich mache mir Sorgen um Eisuke. Jetzt, wo ich die Seiten gewechselt habe, werden diese Biester mich erst recht auf dem Kieker haben und was liegt da näher, als ihren Unmut an meinem kleinen Bruder auszulassen?"

Die Sorge stand der Brünetten förmlich ins Gesicht geschrieben. Dies erschien Jodie durchaus berechtigt und das Thema war ernst, weshalb sie Curaçao und Chris beinahe verständnislos ansah, als die beiden sich einen Blick zuwarfen und schmunzelten.

"Hey, was gibt es da zu grinsen? Tickt ihr nicht mehr ganz sauber?!", brauste Jodie verärgert auf.

Anstatt auf die Rüge der Blondine auch nur im entferntesten zu reagieren, lehnte die Silberhaarige sich zu ihrer Freundin und küsste diese auf die Wange. Rena blickte sie irritiert an.

"Was deinen Bruder betrifft, haben wir uns erlaubt ein paar Nachforschungen anzustellen.", begann Curaçao zu erklären.

"Das er in Gefahr geraten würde, war klar, also haben wir ein paar Fäden im Hintergrund gezogen.", ergänzte Chris.

"Ich habe mich an unsere neuen Verbündeten gewandt, da Mondnebel immerhin eine Sondereinheit des FBIs ist. Black hat seine Kontakte spielen lassen-", setzte Curaçao die Erklärung fort.

"Black? Du hast James mit ins Boot geholt?", unterbrach Jodie sie überrascht.

Curaçao hatte ihr Smartphone aus der Tasche ihrer Jeans gezogen, tippte kurz darauf herum, bis sie ein Foto gefunden hatte und drehte das Display schließlich so, dass Rena einen Blick darauf riskieren konnte. Der Blick der Jüngeren wurde ungläubig.

"Zumindest sollte es uns gelungen sein, deinen Bruder aus der Gefahrenzone zu schaffen. Er wird bereits im Flugzeug sitzen und sollte morgen Vormittag hier in New York ankommen."

Das Bild, welches die Silberhaarige ihrer Freundin hingehalten hatte, zeigte einen Teenager, ausgerüstet mit zwei Koffern. Der Junge hatte verblüffende Ähnlichkeit mit seiner älteren Schwester. Dem Hintergrund des Fotos nach zu urteilen, musste er das Selfie am Flughafen in Tokyo geschossen haben, kurz bevor er abgereist war.

"Gebäude und Wohnungen hat unser Clan zu genüge. Es ist daher kein Problem, ihn erstmal in einer unserer Unterkünfte unterzubringen.", erklärte die Daywalkerin ihr.

Fassungslos und überrascht starrte Rena eine ganze Weile lang das Foto an, ehe ihre Augen vor Freude zu leuchten begannen. Man konnte förmlich dabei zusehen, wie die Anspannung von ihr abfiel.

"Das... das ist...", begann sie und wischte sich unauffällig über die Augenwinkel. "Das ist so lieb von euch. Vielen Dank. Ich weiß gar nicht was ich sagen soll...", stammelte sie und zog Curaçao, die neben ihr saß, in eine Umarmung.

Jodie musste unweigerlich schmunzeln. Das war das erste Mal, dass die eher ruhige Brünette ihre Emotionen so offen zeigte. Wie sehr sie sich für sie freute. Das ihr kleiner Bruder nicht länger in Gefahr schwebte, musste Sternenstaubs ehemaliger Jägerin eine tonnenschwere Last von den Schultern genommen haben.

Die Silberhaarige erwiderte die Umarmung und lehnte das Kinn schmunzelnd auf den Schopf der Jüngeren. Für einen kurzen Moment war das ganze Chaos, welches der Anführerwechsel und der Kampf mit sich gebracht hatte, in den Hintergrund gerückt. Jeder hier im Raum freute sich für Rena.

Nur einmal wurde deren Blick noch kurz unsicher. "In unserer Familie ist es fast schon Tradition Vampire zu jagen und mein Bruder wollte Vater und mir nacheifern. Wenn er erfährt, dass ich nicht länger menschlich bin...", begann sie, doch Curaçao knuffte sie gegen den Oberarm.

"Jetzt hör auf dir schon wieder den Kopf zu zerbrechen. Wir reden hier von deinem Bruder. Ich glaube kaum, dass er dich verurteilen wird. Du bist immerhin noch die Selbe." Die Stimme der Leibwächterin klang entschieden, ehe sie einen Finger unter das Kinn ihrer Freundin legte und deren Blick in Richtung der restlichen Gruppe lenkte.

"Die meisten Mitglieder des Clans werden wohl deinen Codenamen verwenden, aber du weißt, dass du den hier im Raum Anwesenden wirklich vertrauen kannst, oder? Meinst du nicht, es wäre langsam an der Zeit es ihnen zu sagen?"

Einen Moment zögerte Sternenstaubs Jägerin, dann entspannte sie sich und nickte. "Ich denke du hast Recht, Cura. Das geht in Ordnung." Schließlich wandte die Brünette sich wieder den anderen Gruppenmitgliedern zu. "Dieses Haus hat mich mit offenen Armen aufgenommen und jetzt habt ihr sogar meinen Bruder gerettet, deshalb ist es okay, es euch zu sagen, auch wenn es kaum einen Unterschied machen wird. Rena ist nur ein weiterer Codename, den Sternenstaub mir gegeben hat. Eigentlich heiße ich Hidemi."

~~~ Flashback Ende ~~~
 

Auf dem Sofa sitzend riskierte die Blondine einen Blick auf die Wanduhr, welche stetig tickte. Die Zeit stand nicht still, ganz egal wie sehr ihr Leben in den letzten Stunden auch auf den Kopf gestellt worden war.

Sich die Zeit zu nehmen, über die Geschehnisse der letzten Stunden nachzudenken, tat ihr gut. Es half ihr dabei ihre Gedanken zu ordnen, auch wenn ihr klar war, dass es noch lange dauern würde, bis sie ihren neuen Platz wirklich realisiert hätte.

Ein Blick aus dem Fenster verriet ihr, dass es draußen nach wie vor dunkel war, auch wenn die Nacht sich langsam ihrem Ende zuneigte. Kein Wunder, im Winter wurde es morgens erst spät hell. Gut für sie, realisierte sie. Auch wenn Jodie bislang die warme Jahreszeit geschätzt hatte, von nun an würde sie wohl oder übel den Spätherbst und den Winter lieben lernen müssen, waren die Tage zu dieser Zeit doch kürzer und die Nächte dafür länger. Die Nächte, die Zeitspanne, die sie von nun an hatte, um sich draußen aufzuhalten.

Nie wieder würde sie das Tageslicht genießen, nie mehr die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut spüren können. Ein seltsames Gefühl, welches ihr einen schmerzhaften Stich versetzte.

Die junge Frau schüttelte den Kopf, zwang sich die düsteren Gedanken bei Seite zu drängen und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, was nach der gewonnenen Schlacht noch passiert war.
 

~~~ Flashback ~~~

So herzerwärmend das vorherige Gespräch auch gewesen war, Jodie wusste, dass das nächste Gespräch, welches ihr bevorstand, sicherlich nicht so lustig werden würde.

Nachdem alle Gruppenmitglieder, bis auf Chris, vorerst den Raum verlassen hatten, riskierte Jodie einen Blick auf ihr Handy. 52 Anrufe in Abwesenheit waren es inzwischen. Dazu kamen noch einige SMS. Jodie konnte sich bereits denken, worum es ging,

Mondnebel würde nicht nur darauf warten, über den Ausgang des Kampfes informiert zu werden, inzwischen dürften ihre Kameraden bereits halb krank vor Sorge sein.

"Verdammt, das habe ich ja vollkommen verdrängt!", fluchte sie. "James, Andre und Shu haben keine Ahnung was passiert ist und haben die ganze Zeit über versucht mich anzurufen."

Derweil pflückte Chris ein Päckchen Zigaretten vom Tisch und öffnete dieses. "Natürlich machen sie sich Sorgen um dich. Du solltest dich langsam wirklich mal bei ihnen melden.", antwortete sie ihr ohne aufzusehen.

Fragend blickte Jodie die Daywalkerin an. "Meinst du, wir können uns rasch ins Auto setzen und zu ihnen fahren, um persönlich mit ihnen zu sprechen?"

Während Chris ihre Zigarette anzündete, zog sie eine der feingeschwungenen Augenbrauen hoch.

"Ach Kätzchen, was willst du noch alles in diese Nacht packen?" Sie warf ihr einen schrägen, aber gleichzeitig auch mitfühlenden Blick zu. "Heute und morgen Nacht dürftest du kaum dazu kommen, dich mit ihnen zu treffen. Es gibt viel zu viel zu tun. Ich denke, das wird noch ein wenig warten müssen." Sie blies etwas Rauch aus. "Noch ist es zu früh, um Mondnebel ernsthaft in unser Anwesen einzuladen. Willst du sie nicht per Facetime anrufen?", schlug die Schauspielerin vor.

Unglücklich blickte Jodie ihr entgegen. Nur mit ihren Kameraden zu telefonieren, erschien ihr so unpersönlich. Sie wollte sie viel lieber sehen, zumal sie den Anderen etwas zu beichten hatte.

Gleichzeitig wusste sie jedoch auch, dass Chris recht mit dem hatte, was sie sagte.

Die heutige Nacht war nicht mehr all zu lang und Morgen wäre sie das erste Mal mit ihren Anführerpflichten beschäftigt. Sie musste zu den Anderen sprechen und die neuen Regeln verkünden, wovor es ihr immer noch ein wenig graute.

Zwischen Tür und Angel blieb keine Zeit für ein Treffen mit Mondnebel. Sie hoffte, dies bald nachholen zu können, doch erst einmal wäre ein Telefonat die klügste Lösung. Wenigstens durch die Kamera würden sie sich sehen können.

"Ja, vermutlich hast du Recht.", murrte sie, griff nach dem Handgelenk der Daywalkerin und zog die geringfügig Ältere zu sich, wobei Jodie sich mit ihren neuen Kräften verschätzte.

Ein wenig zu schwungvoll landete Chris neben ihr auf dem Sofa und warf ihr einen Blick zu, als befürchtete sie, die ehemalige Jägerin habe nun endgültig den Verstand verloren.

Jodie zog eine Grimasse. "Entschuldige, so war das ehrlich gesagt nicht geplant." Sie räusperte sich. "Eigentlich wollte ich dich nur darum gebeten haben, hier zu bleiben, wenn ich die Jungs anrufe."

Auf die Lippen der Schauspielerin stahl sich bereits wieder ein Schmunzeln. Kurz rieb sie sich das Handgelenk, dann knuffte sie die Jüngere gegen die Schulter. "Bevor du mich wieder umreißt, lässt sich das einrichten, denke ich.", stellte sie fest und blickte Jodie für einen kurzen Moment gespielt empört an.

Auch die junge Frau warf ihrem Gegenüber ein rasches Grinsen zu, ehe ihre Mimik wieder ernster wurde. Sie wollte sich lieber gar nicht vorstellen, was ihre Kameraden von den Neuigkeiten hielten. Bevor sie zu lange darüber nachdenken konnte, wählte Jodie James Nummer und rief ihn an.
 

Das Handy klingelte lediglich zwei Mal, dann wurde der Anruf bereits entgegengenommen. Da sie ihr Team per Facetime angerufen hatte, blickte Jodie nun in das besorgte Gesicht ihres ehemaligen Vorgesetzten.

"Jodie!", rief Black aus. "Gott sei Dank, es geht dir gut."

Im Bildausschnitt erschienen nun auch ihre beiden anderen Kameraden.

"Wir haben schon so oft versucht dich anzurufen. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht!", begrüßte Andre sie. Sie konnte es ihm nicht verübeln.

"Warum meldest du dich erst jetzt? Diese beiden hier waren schon kurz davor zum Anwesen zu fahren.", ergänzte Akai.

Kurz blinzelte die Blondine ihren Kameraden entgegen und wünschte sich, sich jetzt nicht nur am Telefon mit ihnen unterhalten zu können, sondern persönlich vor ihnen zu stehen. Bei dem Gedanken daran, was sie ihnen gleich würde erzählen müssen, begann das schlechte Gewissen leise an ihr zu nagen.

"Entschuldigt, dass ich erst jetzt anrufe. Es ist so unglaublich viel passiert, dass ich vorher einfach nicht dazu gekommen bin. ... Aber es geht mit gut." Den letzten Satz fügte sie ein wenig stockend hinzu. Ja, rein körperlich ging es ihr inzwischen in der Tat wieder gut, doch war da immer noch die Tatsache, dass ihr Leben vollständig auf den Kopf gestellt worden war und von nun an nichts mehr so sein würde wie früher. Und Mondnebel ahnte es noch nicht. Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.

James war der Erste, dessen Blick skeptischer wurde. "Du klingst aber nicht so, als würde es dir wirklich gut gehen.", sagte er ihr auf den Kopf zu. "Was ist los, Jodie? Ist der Plan gescheitert?"

Nun blickten auch die beiden anderen Jäger angespannt auf das Handydisplay.

Die junge Frau schüttelte den Kopf. "Nein, der Plan ist nicht gescheitert. Die Japaner befinden sich bereits wieder auf der Heimreise und der Kampf konnte zu Amerikas Gunsten entschieden werden."

"Ein Glück. Also müssen wir uns um diese Vampire keine Gedanken mehr machen.", äußerte Camel.

"Bis zu Tagesbeginn schaffen sie es niemals wieder zurück bis nach Japan. Wie genau verschwinden diese Typen also von hier?", hakte Shuichi nach, der einmal mehr recht praktisch dachte.

Jodie spürte, wie Chris näher zu ihr heranrückte, um ebenfalls auf dem Bildschirm aufzutauchen.

"Gin und die anderen werden wohl kaum einen normalen Linienflug zurück nehmen. Sie sind zwar eine Plage, aber nicht vollkommen bescheuert. Überlassen wir es ganz einfach ihnen, wie sie die Heimreise antreten. Anreisen konnten sie vor ein paar Wochen immerhin auch."

"Oh, du bist auch da.", begrüßte Black die Schauspielerin, welche ihm daraufhin zunickte.

"Sieht ganz so aus. Wir sitzen aktuell in meinem Wohnzimmer."

Derweil räusperte Jodie sich, um die Aufmerksamkeit der Anderen zurückzuerlangen. Es wäre leicht zuzulassen, dass das Gespräch nun in eine andere Richtung driftete. Für sie wäre das angenehm und außerdem wäre es nur fair, ihren Kameraden das Triumpfgefühl über den Sieg nicht all zu schnell kaputt zu machen, nur leider änderte sich dadurch auch nichts an der Situation.

"Leute...", begann sie etwas zögerlich. "Ich muss euch etwas sagen." Am liebsten hätte sie dieses Thema totgeschwiegen, doch natürlich ging das nicht.

Der jungen Frau war ihr Unwohlsein nur all zu deutlich anzusehen. Um so dankbarer war sie der Daywalkerin, als diese sich kaum merklich noch ein wenig mehr gegen ihre Seite drückte und von der Handykamera ungesehen, tröstend nach ihrer freien Hand griff.

Noch ehe ein Mitglied Mondnebels genauer nachhaken konnte, ergriff Jodie bereits wieder das Wort. Es half niemandem etwas, den unangenehmen Teil dieses Gesprächs weiter hinauszuzögern.

"Wir haben es planmäßig geschafft uns den Sieg zu holen, aber etwas anderes ist nicht ganz nach Plan verlaufen. Es wird nicht Curaçao sein, die diesen Clan von nun an führt."

Alarmiert fixierten Shus grüne Augen sie durch die Kamera. "Was meinst du damit, Jodie?"

Die Blondine atmete einmal tief ein und aus und hielt schließlich ihre Hand so in die Kamera, dass die anderen den Ring an ihrem Finger sehen konnten.

"Das hier ist der Ring, den der Anführer, oder die Anführerin, trägt. Wie ihr seht, befindet er sich an meinem Finger." Noch immer kam ihr diese Tatsache so surreal vor. Wie sollte sie sich bloß so schnell in ihre neue Rolle einfinden können?

Den Jägern am anderen Ende der Leitung entgleisten die Gesichtszüge. Ungläubig starrten sie auf den Ring, welcher mit einem Rubin verziert war.

"D-du trägst den Ring!?", brachte James ungläubig heraus.

"Willst du uns damit sagen, dass du jetzt an der Spitze dieses Clans stehst?" Andre klang nicht weniger entgeistert.

Diesmal war es Chris, die einsprang und das Wort ergriff. "Diese Planänderung kam ziemlich plötzlich, aber ja es stimmt. Sie ist von nun an das Oberhaupt dieses Hauses. Das wie es dazu kam jetzt hier am Telefon zu erklären, erschein mir allerdings ein wenig unpassend."

"Ein Mensch, der einen Vampirclan führt? Wie soll das gehen?" Auch Mondnebels Trumpfkarte wirkte fassungslos, hatte den Blick für das Wesentliche jedoch nicht verloren.

Jodie schluckte. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis jemand diese Frage stellen würde. Doch auch wenn besagte Frage nicht überraschend kam, bedeutete dies noch lange nicht, dass es ihr leicht fiel die Antwort darauf zu liefern.

Unbewusst rückte sie näher zu Chris, blickte kurz zur Seite und schließlich wieder zurück in die Kamera. "Das ich diesen Posten übernehme ist nur möglich, weil ich nicht länger menschlich bin.", brachte sie schließlich heraus, wobei ihre Zunge sich schwer wie Blei anfühlte.
 

"Was?! Was meinst du-", Andre brachte es nicht fertig, seine Frage zu beenden.

"Seht selbst.", befand die Blondine und schob mit einem Finger ihre Oberlippe ein Stück weit hoch, um ihren Kameraden einen Blick auf die spitzen Vampirfänge zu gewähren.

Irgendjemand am anderen Ende der Leitung sog scharf die Luft ein.

Plötzlich änderte sich etwas am Bild des Facetime Telefonats. Die Kamera verwackelte gänzlich, zwei Sekunden später konnte sie Pflastersteine aus nächster Nähe begutachten. James musste sein Handy aus der Hand gerutscht sein.

Kurze Zeit später hob ihr ehemaliger Vorgesetzter das Gerät bereits wieder auf. Sein Blick wirkte entsetzt. "Um Himmels Willen...", brachte er stockend heraus. "War das deine freie Entscheidung, Jodie? Warum hast du das zugelassen?"

Die ehemalige Jägerin konnte nicht anders, als beschämt den Blick zu senken. Sie wusste, dass es keine andere Möglichkeit gegeben hatte, dennoch war es ihr besonders vor den anderen Mitgliedern Mondnebels unsagbar unangenehm zu zeigen, dass sie von nun an eine Vampirin war.

"Es ging nicht anders. Die Dinge hier sind vollkommen aus dem Ruder gelaufen und die Kleine wäre beinahe gestorben. Hätte ich sie nicht gewandelt, könntet ihr jetzt kaum noch mit ihr sprechen.", mischte die Daywalkerin sich ein.

Einige Augenblicke lang herrschte betretenes Schweigen. Einerseits mussten ihre Kameraden den Schock über ihre Wandlung und die Tatsache, dass Jodie den Clan von nun an leiten würde, verdauen, andererseits hatte es die Anderen wirklich getroffen zu erfahren, dass sie in der heutigen Nacht beinahe gestorben wäre.

"Dann geht das also auf deine Kappe?", hakte Akai an die Schauspielerin gewandt nach. "Hattest du uns nicht neulich noch versichert, dass deine Leute und du auf Jodie aufpassen würden? Wie konnte es dann also überhaupt zu so einer Situation kommen?" Seine Stimme klang kalt.

"Was ist überhaupt passiert?", hakte James nach.

Diesmal war es wieder Jodie, die das Wort ergriff. "Chris kann nichts dafür, also lasst sie in Ruhe. Sie hat mir ihr Blut erst gegeben, nachdem ich sie ausdrücklich darum gebeten habe. Ich wollte noch nicht sterben.", stellte die ehemalige Jägerin erst einmal entschieden fest, ehe sie seufzte und begann ihren Kameraden die Situation zu erklären. "Wie ihr vorhin am Telefon bereits mitbekommen habt, hat einer der Gegner eine unserer Tageslichtgranaten entwendet. Er hatte vor die Kämpfer beider Seiten auf einen Schlag auszulöschen. Wie hätte ich das zulassen können? Ich bin also geradewegs ins Anwesen, um die Anderen zu warnen. Wie ihr seht, hat das zum Glück auch ganz gut geklappt, leider nur war Pinga stinksauer, dass ich seinen Plan zu Nichte gemacht habe und hat mich angegriffen, noch bevor jemand hätte reagieren können."

Erneut herrschte einige Augenblicke lang Schweigen, ehe James sich die Schläfen massierte und den Kopf schüttelte. "Jeder von uns hat dir schon unzählige Male gesagt, dass es eine dumme Idee ist, ständig mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. Was machst du bloß für Sachen?"

Jodie seufzte. "Ja, das mag wohl stimmen. Aber was hätte es gebracht zu zögern? Hätte ich nicht eingegriffen, wären die Anderen jetzt tot."

"... und wie genau soll es jetzt weitergehen?" Andre wirkte vollkommen ratlos und überfahren.

"Nun...", kurz rang auch Jodie mit den Worten. "An dem, was wir für die Zukunft geplant haben, wird sich gar nichts ändern. Mondnebels Deal mit den Vampiren bleibt bestehen. Jetzt erst recht." Sie legte eine Hand auf die Schulter ihrer Sitznachbarin. "Chris und ich werden diesen Clan gemeinsam führen und die geplanten neuen Regeln umsetzen. Für Mondnebel kann diese Planänderung, ganz praktisch betrachtet, eigentlich nur von Vorteil sein. Ich meine... ihr kennt mich und wisst, welche Wertvorstellungen ich vertrete."

"Das Kätzchen hier hat schon jetzt den ersten Befehl erteilt und ganz strikt darauf bestanden, die wenigen menschlichen Gefangenen, die sich noch in diesem Anwesen befinden, spätestens innerhalb der nächsten beiden Tage freizulassen." Chris schmunzelte schief. "Was das betrifft, wären wir um Mondnebels Unterstützung dankbar. Die Personen, die sich aktuell noch hier befinden, haben unsere Gesichter nicht gesehen. Das wird auch so bleiben. Aber die derzeitigen Gefangenen werden nach ihrer Freilassung sicherlich psychologische Hilfe benötigen. Mondnebel ist eine Zweigstelle des FBIs. Ich bin mir sicher, ihr habt entsprechende Kontakte." Die Schauspielerin schnippte sich eine Strähne zurück über die Schulter. "Ich bin mir zumindest ziemlich sicher, dass Jodie ihre Wertvorstellungen durchsetzen wird. Zur Not auch mit Zähnen und Krallen." Sie lachte leise. "Der Start hier wird für sie mit Sicherheit etwas holprig werden, aber sie steht zu keiner Zeit allein da."

Die neue Anführerin blickte ihre Stellvertreterin voller Zuneigung an, ehe sie den Blick wieder Richtung Kamera wandte. "Ihr habt es gehört. Ich werde mir schon irgendwie Gehör verschaffen, auch wenn ich mir ehrlich gesagt noch ein wenig unsicher bin, wie genau ich das anstellen soll." Sie lachte nervös, ehe sie wieder ernster wurde. "Von meiner Seite aus wird es zukünftig definitiv eine enge Zusammenarbeit mit Mondnebel geben. Ich bin jetzt vielleicht die Anführerin dieses Hauses, aber im Herzen werde ich immer eine von euch sein."

Ihr Blick wurde weicher und wehmütiger. Wie sehr sie sich wünschte, den Anderen gerade persönlich gegenüberzustehen und sie nicht nur auf dem Handydisplay sehen zu können.

"Das meine ich Ernst. Ich bin immer noch ich und das werde ich immer sein, auch wenn ich jetzt vielleicht kein Mensch mehr bin. Und ihr... ihr seid meine Freunde, fast so etwas wie eine Ersatzfamilie. Daran wird sich nie etwas ändern. Ich hoffe, dass ihr das wisst..."

Das hoffte sie wirklich. Die Vorstellung, von ihren Kameraden verstoßen zu werden, war für sie bei weitem grauenvoller, als von den Vampiren dieses Hauses eventuell nicht als neue Anführerin akzeptiert zu werden.

"Ich hoffe doch, dass du dich nie verändern und unsere Kameradin bleiben wirst.", ergriff Andre das Wort.

"Natürlich wird sie das.", stellte James klar. "Sieh dir das Mädchen von Sternenstaub an. Sie ist auch kein Mensch mehr, aber sie ist so ruhig und sanftmütig, dass sie keiner Fliege etwas zu Leide tun würde, wenn es vermeidbar ist. Warum also sollte Jodie sich da charakterlich verändern?", ergriff er Partei für sie.

Der Blondine fiel ein Stein vom Herzen. "Ich danke euch, Jungs.", wandte sie sich an Mondnebels Jäger. "Natürlich bleibe ich wie ich bin, das verspreche ich hoch und heilig."

Während sie glaubte, dass James und Andre zwar durchaus noch vollkommen durch den Wind von diesen Neuigkeiten waren, sie jedoch weiterhin akzeptieren würden, blickte Shu sie lediglich kühl und schweigend an. Höchst wahrscheinlich würde er seine Zeit brauchen, um die News zu verarbeiten.
 

~~~ Flashback Ende ~~~
 

Erneut fiel der Blick der Blondine auf das inzwischen leere Glas, welches noch vor ihr auf dem Wohnzimmertisch stand. Wieder verzog sie leicht das Gesicht, meinte sie am Rand des Glases doch noch einen leichten Blutfilm ausmachen zu können.

Wieder wurde sie sich der Tatsache bewusst, dass normale Nahrung von heute an tabu für sie war. Wenn sie daran dachte, was für eine Überwindung es sie gekostet hatte, auch nur dieses eine Glas des roten Lebenssaftes zu trinken, graute es ihr bereits vor der Zukunft.

Die junge Frau zog eine Grimasse und schüttelte sich.

Schließlich stand sie auf, lief zum Fenster und sah hinaus. Inzwischen war es schon ein wenig heller, doch jetzt im Winter würde es noch ein Weilchen dauern, bis der Tag die Nacht vollständig abgelöst hätte und das Tageslicht ihr gefährlich werden könnte.

Jodie rieb sich die Schläfen. Es erschien ihr so unwirklich, dass die Nacht von nun an ihr neuer Tag geworden war und das Licht der Sonne sie töten konnte. Was für ein absurder Gedanke.

Doch das sie die Sonne nie wieder mit eigenen Augen würde sehen können, war nur eine der vielen Tatsachen, die ihr Kopfzerbrechen bereiteten.

Sie war James und Andre dankbar, dass diese sie weiterhin akzeptierten und hoffte gleichzeitig, dass auch Shu seinen Schock überwinden und sie so behandeln würde, wie er es immer getan hatte.

Doch auch wenn ihre Kameraden sie nach wie vor akzeptierten...würden die Vampire dieses Clans es auch tun? Immerhin war sie nicht nur ein neues Mitglied der Familie, nein, sie war von jetzt auf gleich zur Anführerin ernannt worden und das vollkommen unverhofft.

Ein Teil von ihr hätte Curaçao dafür am liebsten den Hals umgedreht, ein anderer Teil von ihr hatte in gewisser Weise Verständnis für die Silberhaarige. Im Großen und Ganzen war sie jedoch vor allen Dingen nervös und fühlte sich hoffnungslos überfordert, auch wenn sie wusste, dass die Anderen sie unterstützen und keinesfalls im Regen stehen lassen würden.

Plötzlich hatte Jodie das Gefühl, als würde ihr jeden Moment die Decke auf den Kopf fallen. Das alles war gerade einfach zu viel für sie. Je mehr sie realisierte, wie sehr ihr Leben von jetzt auf gleich auf den Kopf gestellt worden war, desto erschlagener fühlte sie sich. Ihr Kopf schwirrte, ihre Gedanken rasten, wie schon so oft in den letzten Stunden.

Die Blondine beschloss, dass ihr frische Luft eindeutig gut tun würde. Besser sie begab sich jetzt gleich nach draußen, bevor es nachher zu hell wäre und sie das Haus nicht mehr verlassen konnte.

Mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend, lief die neue Anführerin des Clans durch den Raum, trat hinaus in den Flur und lief in Richtung der großen Halle. So weit sie wusste, führte von dort aus eine Treppe hinauf in die zweite Etage, von der aus man eine Dachterrasse betreten konnte.

Genau der richtige Ort für sie, wie sie fand. Vielleicht würde die kalte Winterluft ihr dabei helfen, sich ein wenig zu beruhigen und den Kopf wieder frei zu kriegen, wenn auch nur für einen Moment.
 

Auf ihrem Weg begegnete sie einigen der hier im Anwesen wohnhaften Vampiren. Diese waren vorhin nur flüchtig über den Anführerwechsel in Kenntnis gesetzt worden. Die Blicke, die sie trafen, waren skeptisch und vollkommen verunsichert. Ablehnung konnte sie zwar in keinem Gesicht entdecken, dennoch schien es ihren neuen Kameraden nicht leicht zu fallen umzudenken. Kein Wunder. Karasuma hatte den Clan seit Jahrhunderten mit eiserner Hand geführt und nun kam sie, ein Grünschnabel, der bis vor wenigen Stunden noch ein Mensch gewesen war. Noch dazu eine ehemalige Jägerin, die die letzten Monate das Dienstmädchen der stellvertretenden Anführerin gespielt hatte. Das es den Vampiren da nicht ganz leicht fiel, sie plötzlich als neue Anführerin zu sehen, war nur zu gut nachvollziehbar.

Hier und da grüßte man sie zögerlich, war den Vampiren des Hauses doch gleichzeitig auch klar, dass man dem neuen Clanoberhaupt Respekt entgegenbrachte, so absurd die Lage auch war.

Jodie fühlte sich seltsam, wenn nicht sogar vollkommen fehl am Platz. Bis vor Kurzem noch war sie jedem hier mit einer gesunden Portion Skepsis begegnet, aus Angst, dass ein Mitglied der Vampirfamilie ihr eventuell doch an den Hals gehen könnte. Diese Sorge hatte sich nun zwar erübrigt, doch diese Leute nun als ihren Clan, ...ihre Familie..., anzusehen, daran musste sie sich eindeutig noch gewöhnen. Generell war ihr schleierhaft, wie sie bloß so schnell in ihre neue Rolle hineinwachsen sollte, um der ganzen Verantwortung, die nun auf ihren Schultern lastete, gerecht zu werden.
 

Sie war heilfroh, als sie die Dachterrasse fand, ohne sich im Haus zu verlaufen.

Jodie öffnete die Glastür und trat hinaus. Sogleich war sie von kalter Winterluft umgeben. Es roch nach Schnee, wie sie überrascht feststellte. Noch war keine Flocke am Himmel zu sehen, doch sie war überzeugt davon, dass es bald schon anfangen würde zu schneien.

Ohne Mantel und Schal, fraß die Kälte sich recht schnell unter ihre Kleidung, doch sie ignorierte diese Tatsache vorerst.

Die junge Frau lief bis zum Ende der Terrasse, lehnte sich mit den Unterarmen auf das Geländer und blickte hinaus in die Ferne. Direkt vor ihr lag der Garten des riesigen Anwesens, sowie der Zuweg, der Haus und Straße verband. Von hier aus konnte sie auch die Silhouette der Großstadt erkennen. Um diese Uhrzeit lag New York ruhiger da als tagsüber, auch wenn diese Stadt niemals wirklich schlief.

Für den Moment genoss Jodie den wunderschönen Ausblick, den sie von hier aus hatte.

Kurzzeitig gelang es ihr abzuschalten, doch dann fanden die nagenden Gedanken einen Weg zurück in ihren Kopf. Was, wenn die Sache mit den Blutspendeeinrichtungen nicht so lief wie geplant? In New York würde das Projekt starten und schnellstmöglich auch in den Großstädten des ganzen, riesigen Landes umgesetzt werden. Wie viele Vampire lebten hier überhaupt? Würde es wirklich gelingen sie alle zu versorgen? Würde man sie als neue Anführerin akzeptieren und sich an ihr Wort halten?

Die Zukunft war so ungewiss und es gab so viele mögliche Probleme, von denen sie noch nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob diese nun tatsächlich eintreten würden, oder aber nicht.

Sie rieb sich die Schläfen und seufzte. "Ich wollte, dass sich etwas ändert, aber dass die ganze Verantwortung von jetzt auf gleich auf meinen Schultern lastet, war so nicht geplant...", murmelte sie vor sich hin.
 

"Auf unseren Schultern, Kätzchen. Du kannst die Last ruhig durch zwei teilen.", verbesserte Chris sie. Jodie schrak auf, als die Daywalkerin sich bemerkbar machte und hinaus auf die Terrasse trat.

"Chris...!", rief sie überrascht aus. "Hast du mich erschreckt. Seit wann stehst du schon da?"

Die andere Blondine zuckte nur leicht mit den Schultern. "Ich bin gerade erst angekommen, aber Daywalker haben ein feines Gehör, wie du weißt."

Schließlich stellte Chris sich neben sie, lehnte sich ebenfalls gemütlich mit den Armen auf das Balkongelände und schmiegte sich mit der Seite an Jodie. "Du holst dir noch den Tod hier draußen."

Jodie warf ihrer Seelenverwandten einen skeptischen Seitenblick zu. "Sagt das Prinzesschen, dass nur im Kleid auf der Terrasse steht."

Für einen Moment herrschte Schweigen, welches jedoch mehr komfortabel als unangenehm war.

Die beiden Frauen blickten in die Ferne und hinaus auf New York. Die Wärme, die die Seite der jeweils anderen ausstrahlte, tat gut.

"Ich habe gesehen, dass du das Glas ausgetrunken hast. Fühlst du dich besser?", durchbrach Chris die Stille schließlich.

Jodie blickte sie an. "Von der Stichverletzung ist nichts mehr zu sehen. Ich bin wieder vollkommen fit." Sie zog eine Grimasse. "Aber das Zeug war absolut grässlich! Mir ist jetzt noch schlecht."

"Du wirst dich daran gewöhnen müssen.", stellte die Schauspielerin lediglich fest. "Anfangs erscheint es einem absurd, aber irgendwann denkst du nicht mehr darüber nach."

"Ich hoffe du hast Recht."

Wieder herrschte eine Weile lang Schweigen. Diesmal war Jodie es, die schließlich das Wort ergriff: "Je mehr ich darüber nachdenke, wie ich es anstellen soll, meiner neuen Aufgabe gerecht zu werden, desto absurder erscheint mir das alles.", gestand sie. "Ich weiß noch nicht mal, womit ich die Rede beginnen soll, die ich Morgen halten muss."

"Ich würde dir diese Aufgabe ja abnehmen, aber dich Morgen selbst an den Clan zu wenden, darum kommst du nicht herum, wenn diese Vampire dich als ihre neue Anführerin akzeptieren sollen.", antwortete Chris ihr.

Jodie schüttelte den Kopf. "Ich will gar nicht, dass du mir diese Rede abnimmst.", stellte sie klar. "Auch wenn ich mich jetzt vielleicht überfordert fühle, will ich nicht jede Verantwortung abgeben und mich nur auf Andere verlassen. Vielleicht wäre es einfacher, aber ich weiß, dass ich mich da durchbeißen muss."

Die Daywalkerin warf ihr ein Lächeln zu. "Gut gebrüllt, Löwe.", bemerkte sie, ehe sie etwas ernster hinzufügte: "Nein, ehrlich, deine Einstellung gefällt mir. Außerdem bist du der größte Sturschädel, den ich kenne und das wird dir jetzt zu Gute kommen." Sie streckte sich. "Wenn es dir hilft, halte die Rede probeweise doch erst einmal vor mir. Dann wird es dir leichter fallen, die richtigen Worte zu finden, wenn du dich morgen Abend an den ganzen Clan wendest."

Kurz dachte Jodie darüber nach und nickte schließlich. In der Nähe der anderen Blondine fühlte sie sich so sicher und natürlich, dass es ihr nichts ausmachen würde, sich ohne wirklichen Plan eine Rede aus den Rippen zu schneiden, auch wenn die Gefahr bestand, dass sie beim ersten Versuch nicht gleich die Kurve bekam. Sie wusste, dass die Schauspielerin ihr zuhören und ihr den ein oder anderen Tipp geben würde. Über eventuelle Fehler könnten sie unter vier Augen gemeinsam lachen und falls Chris sich zu sehr über sie lustig machen sollte, könnte sie sie an einige Pannen und Versprecher erinnern, die sie am Set beobachtet hatte.

"Das klingt gut.", stimmte sie der Idee also zu. "Aber nicht hier auf dem Dach. Es wird langsam kalt."

Amüsiert zog Chris eine Augenbraue hoch. "Ach, das fällt dir jetzt erst auf?"
 

Kurz schmunzelten sie beide, ehe Jodie noch etwas ganz anderes einfiel. "Ach, Chris...?", begann sie. Die Daywalkerin blickte sie fragend an. "Jetzt, wo ich das neue Oberhaupt dieses Clans bin, sollte ich folglich auch hier ins Anwesen ziehen." Das auszusprechen fühlte sich mehr als seltsam an, wobei Jodie die größeren Probleme damit hatte, sich als neue Anführerin zu bezeichnen, als darüber nachzudenken, ihre kleine Wohnung aufzugeben und in das riesige Anwesen umzuziehen. Neulich erst noch war ihr der Gedanke, im neuen Jahr wieder in ihren eigenen vier Wänden zu wohnen, so seltsam falsch vorgekommen. "Übernehme ich dann also das Zimmer des alten Anführers?"

"Wenn du das möchtest. Allerdings würde ich dir empfehlen, den Raum erst einmal gründlich putzen zu lassen. Die Asche des Alten hat sich praktisch überall verteilt." Bei der Erinnerung daran, verzog die Schauspielerin das Gesicht, doch schon legte sich wieder das für sie so typische Schmunzeln auf ihre Lippen. "Du kannst dich erstmal weiterhin bei mir einquartieren, wie in den letzten Wochen auch. Falls du das Sofa leid sein solltest, ist in meinem Schlafzimmer auch genug Platz."

Das Angebot ließ die ehemalige Jägerin stutzen und ihr Herz einen Satz machen. Endlich wieder in einem richtigen Bett zu schlafen klang gut, die Tatsache, bei ihrer Seelenverwandten zu sein, noch viel besser. Sie spürte eine Welle der Zuneigung in sich aufsteigen, gleichzeitig war da jedoch diese unbarmherzige innere Stimme, die sie daran erinnerte, wie ihr Geständnis neulich noch geendet war.

"Fühlst du dich denn nicht unwohl, dabei?", hakte sie daher anstelle einer eindeutigen Antwort nach.

"Ich? Warum sollte ich?" Die andere Blondine blinzelte ihr entgegen. In ihren grünen Augen lag milde Irritation.

"Naja..., ich habe dir neulich erst noch gesagt, wie ich für dich empfinde und du hast mir zu verstehen gegeben, dass ein Mensch und ein Vampir keine gemeinsame Zukunft haben. Ich könnte es dir nicht verübeln, dich unwohl dabei zu fühlen, neben einer Person zu schlafen, die Gefühle für dich hat."

In der Tat stellte Jodie sich diese Frage. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Seelenverwandte ihr das Angebot nur aus Nettigkeit gemacht hatte, auch wenn ihr die Situation am Ende unangenehm war, oder aber ob sie wirklich kein Problem damit hatte.

Wobei Chris und gänzlich selbstloses Handeln? Inzwischen meinte Jodie die geringfügig Ältere gut genug zu kennen, um zu wissen, dass sie niemals etwas anbieten würde, womit sie nicht leben könnte.

Die Mundwinkel der Daywalkerin zuckten, ehe sie Mondnebels ehemalige Jägerin auslachte.

Jodie plusterte empört die Wangen auf.

"Das habe ich gesagt, stimmt. Aber ich habe dir auch zu verstehen gegeben, dass ich als deine Seelenverwandte, deine Gefühle erwidere." Chris schmunzelte. "Und die Problematik, dass Menschen und Vampire ein unterschiedliches Ablaufdatum haben, dürfte sich inzwischen erledigt haben, denkst du nicht?"

Nun war es an Jodie langsam zu nicken, während in ihrem Kopf erneut alles zu rauschen begann, diesmal jedoch aus anderen Gründen. Es stimmte, Chris hatte sie die ganze Zeit über auf Abstand gehalten, da sie hatte verhindern wollen, dass eine von ihnen verletzt wurde. Vampire waren bei weitem langlebiger als Menschen. Nun jedoch hatte sich dieses Problem erübrigt, war sie doch nicht länger menschlich. Bedeutete das am Ende also wirklich...?

Wieder war da dieses warme Gefühl, dieser Strohhalm der Hoffnung, der plötzlich wieder aufgetaucht war. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. Eine Tatsache, die nicht unbedingt besser wurde, als sie das wissende Grinsen auf Chris Lippen bemerkte und sich in Erinnerung rief, dass Daywalker über ein so feines Gehör verfügten, dass die Ältere ihr wie wild klopfendes Herz problemlos hören konnte.

"... damit dürftest du wohl Recht haben.", brachte die frischgebackene Anführerin etwas lahm heraus, ehe sie ihre eigene Stimme fragen hörte: "Was genau bedeutet das jetzt für uns...?"

Um ehrlich zu sein, war sie sich nicht sicher, ob sie die Antwort auf diese Frage wirklich kennen wollte. Der Schmerz über die erste Zurückweisung war bereits groß genug gewesen.

Doch ihr Gegenüber schmunzelte bloß amüsiert und schob ihr Kinn mit einem Finger ein Stück höher. "Dummkopf.", stellte Chris fest, ehe sie sich kurzentschlossen zu Jodie lehnte und sie geradewegs auf die Lippen küsste.

Die blauen Augen der ehemaligen Jägerin weiteten sich überrascht, dann schloss sie sie und ließ sich auf den Kuss ein. Sie hatte das Gefühl, als wäre ein Schwarm Schmetterlinge in ihr aufgeschreckt und würde nun wild durcheinander flattern.

Die Lippen der Schauspielerin auf ihren fühlten sich so warm und weich, so perfekt, an. Sie konnte die Zuneigung der Älteren förmlich spüren und hatte das Gefühl, als würden ihrer beider Herzschläge sich synchronisieren.

Jodie wusste nicht, wie lange sie dort auf der Dachterrasse standen und sich küssten, doch sie genoss jede Sekunde. Als sie schließlich wieder ein Stück weit auf Abstand gingen, blickte sie geradewegs in die smaragdgrünen Augen der Schauspielerin.

Nun war Jodie es, auf deren Lippen sich ein Lächeln legte. "Es sieht wohl ganz danach aus, als würden wir von jetzt an nicht nur den Clan als Paar führen, was?"

Mit einem neckischen Schmunzeln auf den Lippen und einem gewissen Funkeln in den Augen, deutete Chris gen Himmel. "Wenn wir noch länger hier draußen stehen bleiben und es noch etwas heller wird, sieht alles ganz danach aus, als würde ich den Clan zukünftig allein leiten. Lass uns wieder reingehen, Kätzchen."

Ein Vorschlag, gegen den Jodie nichts einzuwenden hatte. Nicht nur, dass sie darauf verzichten konnte, bereits nach ein paar Stunden Bekanntschaft mit der Sonne zu machen, die Kälte des Winters ließ sich inzwischen kaum mehr ignorieren.

Gemeinsam betraten die beiden Frauen das Gebäude wieder. Rasch schloss die Jüngere die Tür hinter ihnen und zog sicherheitshalber die Vorhänge zu.

"Ich hoffe du hast geheizt. Es war keine unserer besten Ideen so lange draußen zu stehen."

"Natürlich habe ich das.", lautete die Antwort. Auch Chris konnte wohl darauf verzichten in einem eiskalten Zimmer zu schlafen. "Es ist schon bald Morgen. Versuchen wir uns noch etwas auszuruhen, bevor es Zeit für dich wird die Rede vorzubereiten.", entschied sie.

"Gute Idee. Ich bin zum Umfallen müde, nach dem ganzen Chaos heute." Jodie gähnte hinter vorgehaltener Hand, während sie gemeinsam durch das Anwesen liefen.

Als sie hinter Chris die Treppen zur ersten Etage hinabstieg, legte sich ein Lächeln auf Jodies Lippen. Ihr Blick ruhte auf dem Rücken ihrer Freundin.

Die junge Frau wusste, dass in nächster Zeit viele Probleme auf sie warten würden, die es zu lösen galt. Sie würde sich in ihre Rolle erst noch hineinfinden müssen, um eine glaubhafte Anführerin abzugeben. Der Weg, bis die Zusammenarbeit zwischen Vampiren und Mondnebel wirklich reibungslos lief, würde ebenfalls noch viel Arbeit bedeuten. Jodie wusste, dass sie in den nächsten Monaten oftmals hoffnungslos überfordert sein und manchmal sicherlich auch am Rande der Verzweiflung stehen würde, doch den Kopf in den Sand zu stecken, war für sie dennoch keine Option.

Sie wusste, dass sie Freunde hatte, die die zukünftigen Herausforderungen mit ihr gemeinsam durchstehen würden. Und nicht nur das. Wenn sie Chris betrachtete, dann wusste sie, dass sie die Nadel im Heuhaufen, oder auch ihr fehlendes Puzzlestück gefunden hatte. So unvorstellbar der Horror, in einem Vampiranwesen gelandet zu sein, für die junge Frau am Anfang auch noch gewesen sein mochte, so unverhofft war sie auf ihre Seelenverwandte getroffen. Eine Vampirin, für die sie erstmalig über den Tellerrand hinausgeblickt hatte und die für sie so hell wie die Sonne selbst strahlte.

Ihr Leben war mit dem heutigen Tag auf den Kopf gestellt worden und der Weg, bis sie sich in diesem Clan eingelebt hätte, würde in nächster Zeit sicherlich steinig sein, doch derzeit konnte Jodie trotz allem nicht leugnen glücklich zu sein.
 

~~~ Ende ~~~



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