Zum Inhalt der Seite

Vampire Kiss

Vermouth x Jodie, (Curaçao x Kir)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Immer wieder fiel der Blick der jungen Frau nervös in Richtung Kalender, ohne das sie sich dessen wirklich bewusst war. Weihnachten war ins Land gezogen und Silvester stand kurz vor der Tür. Der heutige Tag, der 30. Dezember um genau zu sein, war sozusagen so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm.

Innerlich seufzte sie. Die Stimmung im Anwesen hatte sich nicht unbedingt gebessert. Die Besucher erinnerten sie zunehmend mehr an eine Schar hungriger Wölfe, die nur darauf warteten endlich zuzuschlagen. Jodie graute es vor dem morgigen Tag.

Immerhin hatte Chris die Situation an Weihnachten entschärfen können, nachdem sie überstürzt zurück zum Anwesen gekehrt waren. Erneut hatte die Forderung im Raum gestanden, dass der eigentliche Anführer der amerikanischen Vampirgesellschaft endlich sein Gesicht zeigte. Resolut und entschieden hatte die Blondine die Gäste erneut vertröstet und darauf hingewiesen, dass Karasuma deutlich zu verstehen gegeben hatte, erst am Tag der Entscheidung Zeit für die japanischen Besucher zu haben.

Was Jodie noch zusätzlich Sorge bereitete, war eines der neu angereisten Gesichter, welches zu Gins Leuten gehörte. Ein Mann mit Rasterlocken und vollen Lippen. Von Anfang an hatte sie ein schlechtes Gefühl in der Magengegend gehabt, kaum das sie den Neuzugang gesehen hatte. Kein Wunder, immerhin war er es auch, der die Stimmung an Weihnachten so sehr aufgeheizt hatte, dass es überhaupt erst nötig gewesen war, die zweite Anführerin des Hauses zurückzurufen.

Gin hätte die Reden des Mannes leicht unterbinden können, doch leider hatte der Silberhaarige rein gar nichts unternommen, höchst wahrscheinlich, da er selbst es ebenfalls begrüßen würde, endlich dem eigentlichen Anführer der amerikanischen Vampirgesellschaft gegenüberzustehen. Die Reden hatte er dem Mann folglich durchgehen lassen.

Und noch aus einem weiteren Grund war der Neuling der Jägerin praktisch sofort unsympathisch gewesen. Dadurch, dass sie an Weihnachten so überstürzt hatten aufbrechen und zurück zum Anwesen fahren müssen, hatte sie das Gespräch mit Chris nicht beenden können. Daran hatte sich bis heute leider nichts geändert. Ein gewisses, nicht ganz unwichtiges Thema, schwebte immer noch unausgesprochen zwischen ihnen.
 

Jodie blinzelte sich zurück ins Hier und Jetzt, als Akai ihr ein Glas Cola reichte. Die mehr als ungleiche Gruppe hatte sich heute ein letztes Mal getroffen, bevor der Plan morgen in die Tat umgesetzt werden würde.

"Danke dir." Sie nickte ihm freundlich zu und nippte an der Cola.

"Sind die Vorbereitungen soweit abgeschlossen?", fragte derweil Bourbon in die Runde.

Diesmal war James es, der nickte. "Sind sie. Die Waffe, die Karasuma aus dem Weg räumen wird, ist fertiggestellt. Diese Waffe wird in der Lage sein, den gesamten Raum auszuleuchten."

"Ich habe den Umgang damit bereits geprobt und weiß damit umzugehen.", mischte Shuichi sich ein. "Es wird einzig und allein ein offenes Fenster nötig sein."

"Klingt vielversprechend.", ergriff Chris das Wort. "Gehen wir den Plan am besten final noch einmal durch.", forderte sie.

Ein allgemeines, zustimmendes Murmeln folgte, was die Schauspielerin zum Anlass nahm, fortzufahren. "Also schön." Sie sah einmal aufmerksam in die Runde. Die anderen Anwesenden erwiderten den Blickkontakt. Vampire sowie Vampirjäger wirkten aufmerksam und angespannt zugleich.

"Gegen 22:30 Uhr werde ich mich auf den Weg zu unserem derzeitigen Boss machen. Ich werde ihn in ein Gespräch verwickeln und nebenbei das Fenster öffnen. Wenn ich das Zeichen gebe, feuert Akai die Tageslichtwaffe ab und wir sind ein Problem somit hoffentlich los." Sie blickte den Dunkelhaarigen an. "Bleibt nur zu hoffen, dass du wirklich ein so guter Scharfschütze bist, wie alle behaupten."

"Die Entfernung zwischen unserem Anwesen und dem Gebäude, von dem aus du schießt, ist wirklich ziemlich groß. Bist du dir sicher, dass der erste Schuss sitzt?", hakte Curaçao an den Jäger gewandt nach.

"Ich habe schon aus größeren Entfernungen präzise getroffen.", lautete die unterkühlte Antwort.

Jodie schluckte. Zwar würden Mondnebel und die Vampire von jetzt an zusammenarbeiten, doch die Stimmung war angespannt, wann immer die Gruppe sich traf. Es blieb zwar friedlich, doch selbst ein Blinder hätte sehen können, dass keiner der anderen Seite wirklich vollständig über den Weg traute. Was das betraf, würde noch einiges an Arbeit auf sie zukommen.

Kurz blickte sie zu Rena, deren taubenblaue Augen den Blick besorgt erwiderten. Es brauchte keine Worte um zu wissen, dass die Brünette ihre Sorge teilte.

"Gut, weiter im Text.", entschied Chris. "Sobald es gelungen ist den Boss auszuschalten, schnappe ich mir seinen Ring und begebe mich in den Saal, in dem der Entscheidungskampf ausgetragen werden wird. Ich werde möglichst erst kurz vor 23 Uhr dort aufkreuzen, um einen möglichen Aufruhr, aufgrund von Renyas Ableben, zu vermeiden." Sie schnippte sich eine Strähne zurück über die Schulter. "Curaçao, du hältst dich bitte auf der Treppe auf, damit ich dir den Ring ohne jeden Zwischenfall übergeben kann."

Die Silberhaarige nickte. Sie hatte verstanden. Zudem würde es kaum jemand hinterfragen, wenn sie als Bodyguard der Blondine, die Treppe zum Zimmer des Anführers bewachte, gingen die Anderen doch davon aus, dass Karasuma noch einige Worte mit seiner stellvertretenden Anführerin wechseln würde, ehe beide im Saal erschienen.

"Wenn die Uhr 23 Uhr schlägt, werde ich den Tod des alten Bosses verkünden. So oder so wird der Kampf dann beginnen.", fuhr die Blondine fort und blickte ihre Leibwächterin ein wenig besorgt an. "Du wirst die zweifelhafte Ehre haben dich mit Gin herumzuschlagen. Die anderen werden dir bestmöglich den Rücken freihalten. Um 00:00 Uhr wird der Kampf enden. Hoffen wir, dass wir es sein werden, die zu diesem Zeitpunkt den Ring in den Händen halten. Ich gehe davon aus, dass nach einer weiteren knappen halben Stunde viele der anderen Vampire in das Anwesen zurückkommen werden, um zu erfahren, wie die Sache ausgegangen ist. Das ist der Zeitpunkt, an dem der Anführerwechsel verkündet werden wird. Die geplanten zukünftigen Änderungen werden dann am nächsten Abend bekannt geben, sobald die Gemüter aller sich wieder ein wenig beruhigt haben."

Für einen Moment herrschte Schweigen, doch schließlich meldete Rei sich zu Wort: "Die Aufstellung, wer an dem Kampf teilnimmt, ist bereits von beiden Seiten bekannt gegeben worden. Es wird auf ein offizielles 7 gegen 7 hinauslaufen, wobei wir, was das betrifft, im Nachteil sind."

"Wie genau meinst du das?", fragend blickte Camel ihn an und der Blonde verdrehte die Augen.

"Ist das nicht offensichtlich?", murrte er. "Die Aufstellung musste bereits im Vorfeld bekannt gegeben werden und das der Anführer des jeweiligen Landes teilnimmt, ist unumgänglich. Wir konnten schlecht jetzt schon ankündigen, dass wir vorhaben, den derzeitigen Anführer umzubringen und zu ersetzen." Rei musterte Andre erneut mit einem Blick, als würde er mit einem geistig Eingeschränkten sprechen.

"Um keinen Verdacht zu erwecken, mussten wir den Alten folglich mit auflisten.", ergriff Vermouth rasch das Wort, um zu vermeiden, dass gleich wieder ein Wort das andere geben und ein Streit ausbrechen würde. "Da ein Häufchen Asche nicht kämpfen kann, haben wir offiziell einen Kämpfer weniger als die Gegenseite. Hinzu kommt, dass es nur Sinn machte Personen aufzulisten, die sich vom Tod des derzeitigen Anführers nicht all zu stark aus der Bahn werfen lassen werden. Ich als Daywalkerin werde keine große Hilfe sein können und werde mich daher eher im Hintergrund halten müssen, allerdings ist es so immer noch besser, als ein unkonzentriertes, konfuses Teammitglied an Bord zu haben. Ursprünglich wollten wir an meiner Stelle Riesling auflisten, doch es ist zu vermuten, dass der Putsch sie zu sehr aus der Bahn werfen wird."

"Also wird es ein Kampf 5 gegen 7 werden, wenn man es denn so will.", fasste Black die Ausgangssituation noch einmal zusammen. "Das ist durchaus ein Nachteil."

"Schon wahr, aber dafür sind die 5 einsatzfähigen Kämpfer nicht zu unterschätzen.", äußerte Rei.

"Dürfte das auf die Kämpfer der Gegenseite nicht auch zutreffen?", kam es trocken von Akai.

Die beiden Männer funkelten sich unfreundlich an.

"Hast du was gesagt, Mensch?", knurrte der Bodyguard warnend.

"Schluss jetzt!", blaffte Jodie die beiden an und zog damit die Aufmerksamkeit aller auf sich. Sie räusperte sich. "Es bringt nichts, wenn ihr euch gegenseitig anzickt. Sind wir hier im Kindergarten?!", maulte sie. "Also, weiter im Text."

"Vor dem Haus wird sich während des Kampfes mit Sicherheit eine ganze Gruppe von meinen Vampiren aufhalten. Sie werden das Anwesen nicht betreten und sich auch nicht einmischen, doch sie werden dort warten, um zu erfahren, wie die ganze Sache nun ausgegangen ist.", lenkte Chris das Gespräch wieder in die richtige Bahn.

"Mondnebel kann sich nicht ohne weiteres zwischen die Vampire mischen. Zumindest die meisten von uns nicht. Das wäre lebensgefährlich. Vor Ort aufhalten kann folglich nur ich mich. Ich werde also ebenfalls vor dem Anwesen warten, während James und Andre bei Shu bleiben werden. Ich halte euch vom Haus aus natürlich unauffällig die ganze Zeit über auf dem Stand der Dinge.", erklärte Jodie ihrem Team.

Andre blickte sie entgeistert an. "Du willst allen Ernstes mit diesen Biestern vor der Tür warten?!"

"Ich halte das auch für keine besonders gute Idee.", stimmte Akai ihm zu.

Sein Kommentar ging bereits im drohenden Fauchen der beiden Leibwächter unter, deren Augen sich vor Ärger stahlblau gefärbt hatten.

"Wen betitelst du hier als Biester? Wer ist es denn, der aktiv die Zusammenarbeit mit euch gesucht hat, um es zukünftig sicherer für die Menschen zu machen?", hakte Curaçao verärgert nach.

"Cura, bitte..." Beruhigend legte Rena ihr eine Hand auf den Oberarm. Die Silberhaarige verstand den Apell. Ihre Augenfarbe normalisierte sich wieder und auch Reis Augen wirkten, nach einem kurzen Blinzeln, wieder ganz normal blau.

Jodie rieb sich die Schläfen. Erneut fragte sie sich, wie diese Gruppe bloß auf Dauer funktionieren sollte. Da würde mehr als nur etwas Arbeit auf sie zukommen, wenn sie sicherstellen wollte, dass eine Zusammenarbeit auf lange Sicht gewährleistet wäre.

"Die Kleine steht nach wie vor unter meinem Schutz.", stellte Chris, die neben ihr saß, fest. Die Schauspielerin hatte die Arme locker vor der Brust verschränkt und warf Mondnebels Jägern einen kühlen Blick zu. "Von meinen Leuten hat sie nichts zu befürchten. Sie wissen, dass sie ihr kein Haar krümmen dürfen."
 

"Was die Tatsache betrifft, dass Amerika mit weniger gelisteten Teammitgliedern ins Rennen geht, gibt es einen Weg, diesen Nachteil einigermaßen wieder auszugleichen." Kirs Stimme klang ruhig und besonnen. Auffordernd sah sie die Blondine an. "Ich kenne die japanische Vampirfamilie unfreiwillig besser, als mir lieb ist. Wenn du mir die Namen gibst, Vermouth, kann ich berichten, was ich über jeden einzelnen weiß."

Angesprochene nickte ihr zu. "Endlich mal wieder ein gescheiter Vorschlag an diesem Abend."

Zielsicher zog sie einen Zettel aus ihrer Handtasche. Jodie, schnappte sich den Zettel und reichte ihn weiter an Rena, da ihr dies von ihrem Platz aus besser möglich war als Chris, die weiter von der Brünetten entfernt saß.

Sternenstaubs ehemalige Jägerin nahm den Zettel entgegen, studierte die Namen darauf, schwieg einen Moment und blickte dann wieder den Rest der Gruppe an. Sie hatte zweifelsohne die Aufmerksamkeit aller. Die anwesenden Vampire, sowie die Agenten Mondnebels, waren interessiert an den Informationen, die sie über die gelisteten japanischen Kämpfer hatte.

"Na schön, mit wem fangen wir an...?", überlegte Rena laut. "So weit ich das beurteilen kann, handelt es sich allesamt um fähige Leute, aber das dürfte kaum überraschend sein, da Gin sie sonst kaum aufgelistet hätte."

Einen Moment überlegte sie noch hin und her, dann begann sie damit zu berichten, was sie wusste.

"Ich fange mit zwei Gruppenmitgliedern an, die erst kürzlich angereist sind. Zum einen wäre da Tequila, ein Grobian der genau so unfreundlich aussieht, wie er tatsächlich auch ist. Er ist eher wortkarg und ein Allrounder. Außerdem ist er schon älter, was für einen Vampir aber nichts heißt. Pisco ist ebenfalls schon älter und bereits seit Ewigkeiten Mitglied der Gruppe, wie ich gehört habe. Ich denke bei diesen beiden Gegnern ist es das sinnvollste sie aus der Ruhe zu bringen und mit einem geschickten Zug zu überraschen, um die Oberhand zu gewinnen."

Weiterhin ruhte die Aufmerksamkeit aller auf der Brünetten. Jodie war dankbar sie mit an Bord zu haben, immerhin kannte sie die morgigen Gegner einigermaßen. Zudem hatte Rena durch ihre Vorgeschichte nicht nur die Sympathie der Vampire auf ihrer Seite, auch Mondnebels Jäger taten sich leichter damit, einer ehemaligen Kollegin Sternenstaubs zu vertrauen.

"Dann wäre da noch Korn. Ein ziemlich guter Scharfschütze und somit ein Fernkämpfer. Da morgen keine Waffen verwendet werden dürfen, frage ich mich allerdings, wie er diesen Nachteil ausgleichen will. Es würde mich nicht wundern, wenn er versucht den Überraschungsmoment für sich zu nutzen. Behaltet ihn also im Auge.

Genau das gleiche gilt für Chianti. Auch sie ist als Scharfschützin eher auf den Fernkampf spezialisiert, aber ich denke, dass sie durch ihr Temperament eher in den Nahkampf geht, als ihr Kollege. Sie ist verdammt schnell und wendig, aber ich habe aufgeschnappt, dass es ihr im Vergleich zu den anderen ein wenig an Durchschlagskraft fehlt."

Der blonden Jägerin klappte bei dem letzten Satz der Kiefer herunter. Ungläubig blickte sie Rena an. "Bitte wie war das? Ihr soll es etwas an Kraft fehlen?! Ich habe schon einmal gegen sie gekämpft und hatte das Gefühl, gegen eine Mauer gerannt zu sein."

"Dusseliges Kätzchen. Natürlich ist ein Mensch absolut chancenlos, aber bei A-Klasse Vampiren untereinander ist das Kräftegleichgewicht natürlich wieder hergestellt.", amüsierte Vermouth sich.

Akai räusperte sich. "Ich sag es nicht gerne, aber damit hat sie wohl oder übel recht."

Jodie grummelte irgendetwas unverständliches vor sich hin und war dankbar, als Rena erneut das Wort ergriff.

"Als nächstes zu Vodka, Gins Schatten, wenn man es so will. Mit Intelligenz gesegnet ist der Mann ganz sicher nicht, aber er ist wahnsinnig muskulös und entsprechend stark. Seine Statur ist allerdings auch ein Nachteil. Eine so kräftige Person ist weniger schnell und wendig, als ein weniger muskulöser Gegner."

Erneut schwieg Kir für einen Moment und blickte ernst drein. Jodie meinte Sorge in ihren taubenblauen Augen aufblitzen zu sehen. "Damit bleiben nur noch zwei Personen... und die bereiten mir um ehrlich zu sein am meisten Kopfzerbrechen."

Bourbon zog eine Augenbraue hoch. "Gin fehlt noch und dieser Typ, der erst neulich angereist ist und gleich für einen riesen Wirbel gesorgt hat.", stellte er fest.

"Pinga, genau." Die junge Frau nickte. "Ehrlich gesagt kenne ich diesen Mann kaum. Ich hab gehört, er soll ein guter Kampfsportler sein, aber das ist es nicht, was mir Sorge bereitet. Ich bekomme Bauchschmerzen, wenn ich nur an diesen Typen denke. Ich werde das Gefühl nicht los, dass er sein ganz eigenes Süppchen kocht. Ihm kann man nicht trauen. Gin kann ihn auch nicht leiden, hat ihn aber aufgrund seiner Fähigkeiten aufgelistet. Ich denke Pinga ist ein Kandidat, den wir ganz genau im Auge behalten sollten."

Chris, die sich gerade eine Zigarette angezündet hatte, blies nachdenklich etwas Rauch aus und nickte schließlich. "Mir ist der Kerl auch unsympathisch. Ich bin ganz bei dir, wenn du sagst, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmt, Kir."

"Da schließe ich mich an.", stimmte Curaçao zu. "Wir sind vermutlich am besten damit beraten, wenn wir ihn so schnell wie möglich kampfunfähig machen, sobald das Spielchen begonnen hat."

"Das klingt ja nicht unbedingt beruhigend.", mischte Black sich von seinem Platz aus ein. "Wenn gleich mehrere Personen ein ungutes Bauchgefühl bei diesem Mann haben, wird etwas Wahres daran sein."

"Nicht nur den Vampiren kommt der Mann komisch vor. Bei mir schrillten auch sämtliche Alarmglocken, als ich ihn zum ersten Mal gesehen habe.", erklärte Jodie. Und auch jetzt war es wieder da, dieses unheilvolle Prickeln auf der Haut.

Wenn sie allein nur an den morgigen Tag dachte, spürte sie die Nervosität förmlich in sich aufsteigen, auch wenn sie an dem ganzen Spektakel gar nicht wirklich teilnehmen, sondern lediglich vor dem Haus warten würde.

"Eine Person fehlt in der Auflistung noch, wenn ich mich nicht verzählt habe.", lenkte Andre das Gespräch wieder zurück zum eigentlichen Thema.

Jodie konnte beobachten, wie Rena schlagartig sämtliche Farbe aus dem Gesicht wich. Kein Wunder, wegen dem Silberhaarigen war sie die letzten 6 Monate durch die Hölle gegangen. Die Brünette verlor nie ein Wort darüber, was genau in dieser Zeit zwischen ihnen vorgefallen war, doch es hatte gereicht, um Sternenstaubs Jägerin bereits den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben, wenn sie nur über den Vampirfürsten sprach.

"Der Anführer der Gruppe, Gin.", bestätigte Rena Camels Aussage. "Er ist, wie Amerikas aktueller Anführer auch, ein Urvampir, was ihn unglaublich gefährlich macht." Ohne es zu merken, spielte die ehemalige Jägerin nervös mit dem Reißverschluss ihres Kapuzenpullovers.

Neben ihr spannte Curaçao sich sichtbar an. Jodie vermutete, dass ihre plötzliche Anspannung zwei Gründe hatte. Zum einen wusste sie, dass sie es war, die Morgen gegen diesen Mann würde kämpfen müssen, zum anderen hatte Japans Anführer die Freundin der Leibwächterin nicht nur über sechs Monate lang tyrannisiert, er hatte sie letztlich sogar in eine B-Klasse Vampirin verwandelt. Kein Wunder also, dass Curaçao auf Blut aus war.

"Er ist kräftemäßig ein wahres Monster, eiskalt, mit einem messerscharfen Verstand. Ehrlich gesagt kann ich nicht sagen, was genau seine Schwäche ist, oder ob er überhaupt eine hat. Du wirst morgen einfach versuchen müssen dein Bestes zu geben und dir nicht in die Karten gucken zu lassen, Cura."

Besorgt blickte die Brünette ihre Seelenverwandte an und legte ihr eine Hand aufs Bein.

"Und du darfst auf keinen Fall rot sehen, auch wenn du ihn hasst.", erinnerte Rei die Silberhaarige, auch wenn er ihre Wut nur all zu gut verstehen konnte. "Ein klarer Kopf ist das einzige, was hilft."

"Das und dein kämpferisches Talent.", ergänzte Chris.

Fast eine halbe Minute lang herrschte nun Schweigen. Alle hingen ihren ganz eigenen Gedanken nach und versuchten die Informationen zu ordnen und zu verarbeiten.

Während Jodie verärgert etwas Zigarettenrauch wegwedelte und die Hand der Daywalkerin, welche die Zigarette hielt, weiter von sich wegschob, war es Black, der das Schweigen schließlich durchbrach. "Das waren also die Kämpfer der Gegenseite.", stellte er fest. "Würde es euch etwas ausmachen, ein paar Worte über eure gelisteten Teammitglieder zu verlieren?"

Skeptisch blickte Curaçao ihn an. "Wozu das? Unsere Stärken und Schwächen sind nicht Mondnebels Baustelle."

"Das vielleicht nicht, aber vielleicht finden wir Widersprüche oder Risiken in eurer Strategie, die ihr übersehen habt, weil ihr euch zu gut kennt.", hielt Black dagegen.
 

Am Abend saß Jodie in dem ihr inzwischen so vertrauten Wohnzimmer der Daywalkerin. Den Fernseher hatte sie ausgeschaltet. Sie konnte das Gerede nicht ertragen. Um genau zu sein, konnte sie schon seit Stunden keinen einzigen klaren Gedanken mehr fassen.

Immer wieder musste sie an das heutige Gespräch und die bevorstehende Schlacht denken.

Die Worte, die Rena an sie gerichtet hatte, kurz bevor sie gemeinsam mit Rei und Chris wieder aufgebrochen war, hallten ihr ebenfalls im Gedächtnis wieder.

»Diese Gruppe hier ist wie Feuer und Wasser. Alle wollen zusammenarbeiten und vertrauen sich doch gegenseitig nicht. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen sollte, Jodie. Wir sind die einzigen, denen beide Seiten vertrauen. Wir werden zukünftig öfter Streit schlichten müssen, als uns lieb ist. Aber du bist besser darin als ich. Dir gelingt es viel leichter dir Gehör zu verschaffen. Ich denke du bist der Kitt, der die Gruppe zukünftig zusammenhalten und damit sicherstellen wird, dass der ausgemachte Deal funktioniert und Bestand hat.«

Das war es, was Sternenstaubs ehemalige Jägerin ihr zur Verabschiedung gesagt und bitter ernst gemeint hatte. Jodie rauschte der Kopf. Stimmte es, was Rena da angedeutet hatte? War sie wirklich so wichtig für den Zusammenhalt dieser Gruppe? Würde sie es sein, die dafür sorgte, dass der Deal auch funktionierte? Es stimmte schon, dass es ihr im Gegensatz zu der sanftmütigen und eher ruhigen Brünetten leichter fiel, den Anderen eine Ansage zu machen und für Frieden zu sorgen, doch wenn sie daran dachte, dass sie es sein würde, die Vampire und Jäger auch in Zukunft vereinte... allein schon bei der Tragweite dieser Aufgabe wurde ihr regelrecht schlecht. So viele Menschenleben hingen vom Erfolg dieses Deals ab. So viel Blutvergießen würde sich auf beiden Seiten zukünftig vermeiden lassen.

Wenn die Jägerin nun also daran dachte, dass sie es war, die gewissermaßen einen Fuß in beiden Türen hatte und am ehesten dafür sorgen konnte, dass Vampire und Jäger nicht wieder in ihr altes Schema zurückfielen und sich anfeindeten... das war so viel Verantwortung.

Allein diese Gedanken sorgten schon dafür, dass sie gar nicht mehr wusste wohin mit sich, doch der Deal und die Zukunft waren nicht ihre einzige Sorge.

Jodie musste gleichzeitig auch immer wieder daran denken, wie der Kampf morgen wohl ausgehen würde. Von dem Ausgang der Schlacht würde ohnehin alles abhängen. Und zuvor noch davon, ob es ihnen planmäßig gelingen würde Karasuma loszuwerden

.

Etwas fahrig wischte sie sich einige verirrte Strähnen aus dem Gesicht, schob ihre Brille wieder ein Stück höher und seufzte hörbar.

Als wäre das nicht schon alles schlimm genug, wurde sie wegen der Sorge um ihre Seelenverwandte beinahe verrückt. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, dass sie an der Schlacht morgen teilnahm, auch wenn sie sich im Hintergrund halten würde. Vermutlich würden die Japaner ihr noch nicht einmal wirklich schaden, da sie die Daywalkerin und deren Blut für sich wollten, aber trotzdem... Wenn der Ring morgen Nacht in Japans Besitz wechseln sollte, dann wäre Chris gezwungen, sich Gin und seinen Leuten anzuschließen, da sie den Halsreif nicht einfach ablegen konnte, dieser jedoch mit dem Ring gemeinsam übergeben werden musste. Jodie wusste ganz genau, dass die Schauspielerin sich den Gegnern nicht anschließen wollte. Chris war inzwischen selbst gestresst genug, auch wenn sie die ganze Zeit über versuchte die Starke zu spielen und ihre eigene Sorge bestmöglich zu überspielen. Jodie jedoch meinte das Unwohlsein ihrer Seelenverwandten förmlich zu spüren.

Und angenommen, die Sache morgen ging schief und die japanische Vampirfamilie nahm die Blondine mit, auch die ehemalige Jägerin selbst würde das nicht ertragen. Ihr kam es ja schon falsch genug vor, zurück in ihre Wohnung zu ziehen, auch wenn sie ihre eigenen vier Wände eigentlich mochte.

Erneut seufzte sie, lief ins Bad, wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Spiegelbild, eine äußerst gestresste Version ihrer selbst, welche unübersehbar mit den Nerven zu Fuß war, starrte ihr entgegen.

Was für eine Ironie. Vor drei Monaten noch hatte Jodie ausnahmslos alle Vampire gehasst. Nur ein toter Vampir war in ihren Augen ein guter Vampir gewesen. Die Tatsache, dass sie gefangen genommen und schließlich von der Daywalkerin festgehalten worden war, war so etwas wie ihr schlimmster Alptraum gewesen.

Und jetzt? Mondnebel war bereit sich auf einen Deal mit den Vampiren einzulassen. Sie selbst hatte alles in ihrer Macht stehende getan, um ihre Kameraden davon zu überzeugen. Sie hatte der Daywalkerin zur Flucht verholfen, als Mondnebel sie gefangen hatte. Verdammt, ausgerechnet in Chris hatte sie ihre Seelenverwandte gefunden. Auch wenn so einiges zwischen ihnen noch geklärt werden musste und nicht unproblematisch werden würde, sie liebte diese Frau.

Der Gedanke daran, das der japanische Vampirfürst sie ihr entreißen könnte, machte sie beinahe wahnsinnig!
 

Kaum das Jodie vom Bad zurück ins Wohnzimmer getappt war, konnte sie Schritte auf dem Flur hören. Schon wurde die Wohnzimmertür geöffnet und Chris und Rei betraten den Raum.

"Habe ich also doch richtig gehört, Kätzchen, du bist noch wach.", stellte die Schauspielerin fest.

"Natürlich bin ich das.", kam es etwas perplex von der Jüngeren.

"Um diese Uhrzeit noch?" Bourbon nickte in Richtung Wanduhr. Überrascht stellte Jodie fest, dass es inzwischen mitten in der Nacht war.

"Ich kann nicht schlafen.", gab sie schließlich zu. "Ich muss immer wieder an Morgen denken. Geht es euch beiden auch so?"

"Natürlich denken wir die ganze Zeit über an den morgigen Abend.", bestätigte der Bodyguard. "Jeder hier im Haus tut das. Wie die Sache wohl ausgehen wird, ist Gesprächsthema Nummer eins."

"Ist das auch der Grund, warum ihr zwei noch auf seid?", wollte Jodie wissen.

Chris schüttelte den Kopf. "Nein, es gab noch wahnsinnig viel zu tun. Als stellvertretende Anführerin musste ich den Abend vor einer so wichtigen Entscheidung natürlich unten in der Bar Präsenz zeigen. Das erwarteten nicht nur unsere Gäste, sondern auch meine eigenen Leute." Ohne es zu merken, strich die Schauspielerin über den Halsreif, der sie unglücklicherweise ebenfalls zu so etwas wie einem weiteren Wetteinsatz in dieser Schlacht gemacht hatte.

Jodie winkte die beiden anderen Blonden in den Raum. Chris und Rei folgten der Aufforderung.

"Wo ist Curaçao?", wollte sie wissen.

"Bei Kir geblieben.", erklärte Chris ihr. "Das Nervenkostüm der beiden ist auch schon bis zum Zerreißen gespannt und das aktuell sind die letzten Stunden, bevor Curaçao die Vampire dieses Landes als neues Clanoberhaupt anführen wird. Die beiden wollen die letzten Stunden Normalität noch genießen, so lange es geht."

Ein Argument, welches Mondnebels Jägerin nur zu gut verstehen konnte. Auch wenn sich an der Beziehung der beiden Vampirinnen zukünftig nichts verändern würde, so würde das neue Amt die Silberhaarige doch extrem viel Zeit kosten. Kein Wunder, dass sie darauf verzichten konnte, aktuell unten in der Bar zu sitzen und stattdessen lieber Zeit mit ihrer Freundin verbrachte.

Jodie setzte sich zurück aufs Sofa, streckte sich kurz und blickte die beiden Anderen fragend an.

"Habt ihr zwei Lust mir noch etwas Gesellschaft zu leisten? Ich ertrage es nicht hier die ganze Zeit über nur mit meinen Gedanken allein zu sein.", gab sie offen zu.

Chris setzte sich aufs Sofa neben sie, während Rei sich den letzten freien Platz sicherte.

"Das ist nicht weiter verwunderlich. Von dem Ausgang der Schlacht morgen, hängt immerhin einiges ab.", stellte die Daywalkerin fest.

"So kann man das auch ausdrücken, ja." Jodie seufzte und gab schließlich einem inneren Impuls nach. Sie drehte sich zu der neben ihr sitzenden Schauspielerin, zog diese in eine Umarmung und vergrub das Gesicht in ihrer Halsbeuge.

Für einen kurzen Moment erstarrte Chris förmlich und blickte ein wenig hilfesuchend zu Rei, ehe auch sie lautlos seufzte, Jodies Umarmung schließlich schweigend erwiderte und das Kinn auf den blonden Schopf der Jüngeren lehnte.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück