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The Happiest Place On Earth

Wichtelgeschichte für Engelein
von

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Der Schönste Ort Der Welt

„Sicher nicht!“, rief Yuji aus und sah Sukuna mit entschlossenem Blick an. In diesem inneren Reich konnte er nicht gegen ihn gewinnen. Natürlich nicht. Okay, wahrscheinlich könnte er das auch nicht, hätten er und Sukuna unterschiedliche Körper. Es würde ihn aber nicht davon abhalten zu kämpfen!

„Geez,“ machte Sukuna, der wie immer auf seinem Thron saß. „Entspann dich. Ich habe nicht vor irgendjemanden zu töten.“

„Ja, klar.“ Für wie blöd hielt Sukuna ihn eigentlich? Sukuna war Chaos inkarniert. Er war pure Böswilligkeit. Sie strahlte förmlich aus seinen vier Augen, als er grinsend auf Yuji hinabsah.

Also einmal abgesehen, dass Sukuna wahrscheinlich den ganzen Park dem Erdboden gleichmachen würde, hatte Yuji sich auf diesen Ausflug gefreut. Immerhin war er tatsächlich nie in Disneyland gewesen – und einen Tag nur mit seinen Freunden klang nach einer tollen Idee. Nach dem ganzen Chaos, das sein Leben regierte, seit er Sukunas Finger gegessen hatte, war es echt mal eine angemessene Abwechselung. Fand Yuji zumindest.

Und nun verlangte der dämliche Dämon von ihm, den Tag haben zu dürfen?

Ja, klar. „Vergiss es!“

„Wenn du mich nicht lässt, halte ich dich einfach hier gefangen,“ erwiderte Sukuna grinsend.

„Als ob.“ Yuji war sich dessen bewusst, dass das hier ein Traum war. Er hatte sich schlafen gelegt und irgendwie hatte Sukuna seinen Geist hierhin geleitet - in sein inneres Reich.

Tatsächlich stand Sukuna von seinem Thron auf, während Yuji so angestrengt versuchte aufzuwachen und seinem Bann zu entkommen. Sukuna kam zu ihm hinüber. „Komm schon, Yuji,“ schnarrte er. „Du kannst einen bindenden Schwur von mir haben, dass ich niemanden umbringen werde.“

Darum ging's ja gar nicht. Also nicht komplett. Wie gesagt, Yuji hatte sich auf die Sache gefreut. Ein Tag mit seinen Freunden, hoffentlich ohne irgendwelche Flüche, die ihnen in den Weg kamen. „Nein.“

„Dann bleibst du halt hier.“ Sukuna verschränkte alle vier Arme, grinsend, herausfordernd.

Verdammt, der Typ ging Yuji so auf den Senkel. Er nahm Anlauf und holte mit der Faust auf – nur damit Sukuna ihm mit einem Schritt zur Seite entkam. Doch so leicht gab Itadori Yuji nicht auf. Er fuhr herum, schlug noch mal zu, zog dann sein Bein hoch, ehe er zwei weitere Fausthiebe nachsetzte. Ohne Erfolg. Sukuna wich jedem der Angriffe aus. Dann hob er eine Hand, spannte den Finger an und schnipste gegen Yujis Stirn, um ihn so fliegen zu schicken.

Mit einem Grinsen setzte er ihm nach, überholte ihn in der Luft und versetzte Yuji einen Kick, der ihm die Luft aus den imaginären Lungen presste. „Komm schon,“ forderte er. „Nur einen Tag. Keinen Kampf. Kein Tod. Keine Zerstörung.“

Stöhnend kämpfte sich Yuji auf die Beine. Warum tat diese imaginäre Gewalt so weh? „Warum?“, keuchte er.

Suzuna zuckte mit den Schultern. „Vielleicht, weil ich einfach wissen möchte, was moderne Menschen tun, um sich zu amüsieren… Bevor ich ihre Kultur auf Kurz oder Lang eh zerstöre.“

„Du hast gesagt…“, begann Yuji, doch Sukuna tätschelte ihm die Schulter.

„Du überlässt mir den Körper für diesen Tag. Keine Gewalt, Zerstörung, Tod.“ Er ließ ein hämisches Lachen hören. „Ich werde diese Welt schon früh genug zerstören.“
 

***
 

Nobara und Megumi starrten, als Yuji sich zu ihnen gesellte. Selbst Gojo hätte fast gestarrt, als ihm wie seinen Schützlingen klar wurde, dass sie es nicht mit Itadori Yuji zu tun hatten. Nein, die Kreatur die in diesem Moment den Körper steuerte war Sukuna.

Sofort machte sich Megumi bereit zu kämpfen, während auch Nobara Hammer und Nägel zückte.

Doch der Fluch grinste ihnen nur entgegen. „Es wäre äußerst ungelegen, würdet ihr mich heute angreifen. Immerhin habe ich Itadori keine Gewalt geschworen.“

Unsicher schaute Nobara zu Gojo, der den Fluch von oben bis unten musterte. Wie immer war er von einer Aura aus Hass umgeben. Pure Zerstörungswut beherrschte ihn. Und dennoch nahm Gojo keine ausgesprochene Gefahr von ihm aus. Sagte er die Wahrheit? Ein Schwur?

Nun, das war eine interessante Grundlage. Ja, was er nun tat mochte Yuji früher oder später weh tun, doch es war einen Versuch wert.

Mit seiner eigenen immensen Geschwindigkeit griff er Sukuna an, landete gleich mehrere Schläge, einen Tritt, katapultierte Sukuna gegen eine der Wand. Der Direktor würde es ihn wohl früher oder später in Rechnung stellen, doch für den Moment war es egal. Er nutzte keine Technik - vorerst nicht, sondern setzte Sukuna nur nach, um weitere physische Angriffe zu landen.

Sukuna jedoch wehrte sich nicht. Er rührte keinen Finger, ließ die Angriffe nur über sich ergehen. Mit einem müden Grinsen stand er wieder auf. „Ein bindender Schwur,“ erklärte er. „Keine Gewalt. Nicht mal in Selbstverteidigung.“ Seine vier Augen musterten Satoru voller Berechnung, bis dieser seufzte.

Das Ganze war ein Risiko. Ein immenses Risiko, wenn man bedachte wohin sie heute fahren würden. Doch sie würden Yuji offenbar erst einmal nicht zurückbekommen - und ja, ein Teil von Gojo Satoru war schon immer neugierig gewesen.

Er grinste selbst. „Okay. Von mir aus.“

„Was?“, rief Nobara aus, während auch Megumi ihn fassungslos ansah.

„Das kann nicht dein Ernst sein!“

Doch Gojo Satoru zuckte bloß mit den Schultern. „Die Alternative ist, wir fahren nicht.“ Und wenn die alten hiervon hörten… nun, sie hätten sowieso so gerne seinen Kopf und doch traute sich niemand von ihnen ihn direkt heraus zu fordern. Sie wussten, dass sie keine Chance gegen ihn hatten. Niemand hatte diese. Außer vielleicht Sukuna, hatte er einmal genügend von seinen eigenen Fingern konsumiert.
 

***
 

Während der gesamten Fahrt quer durch Tokyo und weiter in den Süden, wo der riesige Freizeitpark gelegen war, tat Sukuna nichts. Er pfläzte sich nur auf den Rücksitz des Wagens, während Megumi und Nobara soviel Abstand suchten, wie es die enge Rückbank nur zuließ. (Es war nicht viel.) Eine Sonnenbrille versteckte Sukunas vier Augen vor menschlichen Blicken und allgemein schien die Situation den Fluch mehr zu amüsieren als irgendetwas anderes. Ja, für den Moment war Sukuna derjenige, der sie alle kontrollierte, denn trotz seines Wortes konnten sie nicht sicher wissen, ob das, was er sagte, der Wahrheit entsprach. Hatte er wirklich einen Schwur geleistet oder hatte er es irgendwie sonst geschafft, Yuji zu unterdrücken?

Es war kurz nach zehn, als sie beim Vergnügungspark ankamen. Bereits vom Parkplatz aus konnte man Gelächter, Musik und vergnügte Schreie hören, doch Satorus Aufmerksamkeit lag komplett auf Sukuna, der in aller Ruhe aus dem Wagen ausstieg.

Sein Blick war auf das weite Eingangstor gerichtet.

Megumi trat näher an Satoru heran. „Es kann nicht dein Ernst sein,“ murmelte er noch einmal. „Sukuna? Hier?“

Satoru zuckte nur mit den Schultern. „Keine Sorge. Ich habe ihn unter Kontrolle.“ Dabei gab er seinen Worten mehr Gewissheit, als er eigentlich verspürte. Denn solange er nicht verstand, was hier wirklich vor sich ging, konnte er auch keine Kontrolle ausüben.

Doch - so sagte er sich - im schlimmsten Fall konnte er Sukuna in seiner Domäne gefangen halten. Dort sollte er ihn besiegen könnten. Sicher, es würde anstrengender werden, als mit den meisten Gegnern, doch es wäre kein Ding der Unmöglichkeit. Solange er bei diesen Kids war, würde schon alles gut gehen.

Und so führte er die Truppe bestehend aus Sukuna und zwei nervösen Teenagern zum Eingang, wo er die ausgedruckten Tickets zeigte und entsprechende Armbänder bekam. Ein wenig tat ihm vor allem Nobara leid, die sich tatsächlich auf diesen Ausflug gefreut hatte. (Natürlich hatte sie das. Nobara war die richtige Person für einen Ort wie Disneyland, oder etwa nicht?) Doch letzten Endes wäre die einzige Alternative gewesen gar nicht zu fahren. So packte er seine beiden Schützlinge bei den Schultern. „Ihr beide geht euch amüsieren,“ drängte er. „Ich kümmere mich schon um Sukuna.“

Dies schien Sukuna nicht ganz zu gefallen. Wahrscheinlich, weil es bedeutete, dass Megumi verschwand. Gojo Satoru war nicht dumm. Er wusste, dass der Fluch ein besonderes Interesse an dem Zen'in Erben entwickelt hatte.

„Was ist, Sukuna?“, fragte er.

Doch der Fluch runzelte nur seine Stirn und wandte den Blick ab.

Hmm, vielleicht konnte Satoru doch seinen Spaß an diesem Tag haben.

„Bist du sicher?“ Megumi sah zu dem Fluch hinüber. „Was ist, wenn er…“

Satoru grinste ihn bloß an. „Bitte. Als ob ihr eine große Hilfe wärt.“ Dies war die Wahrheit, auch wenn gerade Megumi sie nicht hören wollte. Doch ganz ehrlich: Sie waren Ameisen im Vergleich zu Satoru. Was wollten sie schon tun? Ja, für ihre eigene Sicherheit wäre es besser, wären sie am anderen Ende des Parks.

Vielleicht verstand Megumi dies auch, da er seufzte. „Okay.“

„Aber…“, setzte Nobara an, doch er schüttelte den Kopf. Stille Worte lagen in seinem Blick, ehe er in Richtung von Westernland abzog und so Satoru mit Sukuna zurückließ.

Während die beiden in der Menge verschwanden musterte Satoru Sukuna. Nun, mustern war zu viel gesagt, immerhin hatte er seine eigenen Augen verdeckt. Doch jeder seiner anderen Sinne nahm den Fluch wahr. Seine Aura, seine pure Präsenz. Er spürte ihn, verstand ihn auf eine Art, wie es vielleicht wenig andere konnten.

Dann brachte er sein gewinnenstes Lächeln hervor. „Also, mein lieber Sukuna. Wo willst du zuerst hin?“

Sukuna sah sich um, beobachtete eine Familie mit zwei Kindern – beide im Grundschulalter – die es in Richtung Toon Town zog. Dann glitt sein Blick hinüber zu einer Gruppe Teenager, die in Begleitung von von einem Erwachsenen unterwegs waren. Verachtung zeigte sich auf seinem Gesicht.

Dennoch schob er eine Hand in die Tasche von Itadoris Hoodie, ehe er mit den Schultern zuckte. „Was ist es, das Menschen in einem Ort wie diesen machen?“

Satoru konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Immerhin, als Mensch hatte Sukuna vor tausend Jahren gelebt. Da dürften einige der Dinge, die es hier zu sehen und zu erleben gab, wirklich neu für ihn sein. Also: Womit konnte er ihn zuerst foltern?
 

***
 

Satoru war zu dem Ergebnis gekommen, dass Splash Mountain die beste Idee für den Anfang war. Dieser beinhaltete gleich zwei wunderbare Ideen. Die furchtbar nervige Musik der kleinen Roboter-Critter in der eigentlichen Fahrt und dann der plötzliche Fall am Ende. Sie würden ja sehen, ob Sukuna seine Kräfte hier nun einsetzte oder nicht. Und so führte er den Fluch zu der langen, langen Warteschlange, die sich vor dem Fahrgeschäft bereits angestaut hatte.

Sukuna grummelte etwas Unverständliches, während er die Massen ansah. „Warum sollten die Menschen so lange warten?“ Die Anzeige über der Warteschlange warnte vor 40 Minuten Wartezeit.

„Weil sie am Ende Spaß haben wollen,“ erwiderte Satoru gelassen.

„Hmpf.“ Sukuna verschränkte seine Arme. „Da würden mir andere Methoden einfallen.“

Vielleicht war es dabei seine düstere Aura, die ein recht kleines Kind - von vielleicht fünf Jahren - erschütterte, so dass es prompt zu weinen begann.

„Nicht jeder zieht seine Freude aus dem Leid anderer, mein lieber Sukuna,“ erwiderte Satoru und konnte sich doch ein Grinsen nicht verkneifen. Die Tatsache, dass die Wartezeit selbst Folter sein konnte, hatte er noch gar nicht bedacht.

„Wir sollten nicht warten müssen, wie der einfache Pöbel,“ grummelte Sukuna. „Gegenüber ihnen sind wir Götter!“

„Vielleicht ziemt es sich für einen Gott auch den Pöbel zu verstehen,“ warf Satoru ein, während sich die Schlange minimal weiterbewegte.

Das Geschrei setzte sich durch die Schlange fort, während die negative Energie Sukunas schon beinahe wie verbrannte Teriyaki-Soße in der Luft hing. Hah, wenn das so weiter ging würde er tatsächlich noch einen anderen Fluch anziehen. Nicht das diese Aussicht Satoru großartig beunruhigte.

„Warum schreien diese Biester so?“ Sie standen keine zehn Minuten hier und mittlerweile hatten nun mehrere Eltern von nicht weiter zu beruhigenden Kindern die Warteschlange verlassen.

„Ich würde sagen, weil sie Angst vor die haben.“ Satoru wippte auf seinen Füßen vor und zurück. Seine Sinne waren aufmerksam, musste er doch damit rechnen, dass vielleicht wirklich ein anderer Fluch angezogen würde. Dabei wäre die Herausforderung etwas dagegen zu tun ohne irgendwelche Menschen zu verletzen.

Für den Moment kam jedoch kein neuer Fluch hervor. Sie warteten einfach. Das hieß Satoru wartete in Seelenruhe, während Sukuna immer ungeduldiger wurde. „Warum tun sich diese Menschen das an?“

„Was?“, fragte Satoru unwissend.

„All das hier? Warten? Diese beschissene Musik! Und überhaupt…“

Satoru grinste ihm nur entgegen. „Ich weiß gar nicht, was du hast. Das hier ist doch purer Spaß.“ Um diese Worte zu unterstreichen summte er die Warteschlagenmusik mit.

Er war sich noch immer nicht sicher, warum zur Hölle Sukuna den Körper übernommen hatte. Vielleicht war es ein Test. Ein Test für ihn oder Megumi. Doch so oder so: Wenn er dem Fluch auf den Wecker gehen konnte, dann würde er es tun und jede Minute davon genießen.

„Und jetzt?“, fragte Sukuna, als sie endlich am vorderen Ende der Schlange angekommen waren und das Boot vor ihnen hielt.

„Jetzt steigen wir ein und genießen die Fahrt,“ erwiderte Satoru und gestikulierte eine Einladung für den Fluch vorzugehen.

Dieser ließ sich grummelnd in das Boot fallen, während sich Satoru neben ihm niederließ. Sie hatten das Boot letzten Endes alleine für sich, da sich die folgenden Kinder weigerten, das Boot mit ihnen zu teilen und selbst die nette Dame vom Park offenbar Verständnis dafür hatten.

Schon ging die Fahrt los und ihnen kam freudige Musik entgegen, was Sukunas Gesichtszüge nur noch mehr entgleiten ließ. Die kleinen Roboter gingen ihrem Alltagsleben nach, während die Musik im Hintergrund spielte.

„Was im Namen aller…“, murrte Sukuna.

Satoru tätschelte seine Schulter ohne ihn wirklich zu berühren. „Spaß.“

Und damit ging die Fahrt um die nächste Kurve, während die Musik weiterspielte. Schon glaubte Satoru, dass Sukuna neben ihm explodieren würde – doch es schien beinahe, als wäre die Sache mit dem Schwur keine Lüge gewesen. Denn er behielt die Kontrolle.

Dann jedoch ging die Fahrt auf das erwartete Ende zu.

Satoru merkte, wie Sukuna sich neben ihm anspannte, als er das Wasser rauschen hörte. „Was…“

„Du musst jetzt schön lächeln,“ sagte Satoru, als das Boot den Wasserfall erreichte und in die Tiefe stürzte.

Sukuna schrie nicht - natürlich nicht - doch seine Hände krallten sich deutlich um die Stange vorne im Boot, bis sie endlich das untere Ende erreicht hatten und von einem Schwall Wasser besprüht wurden.

Sukuna knurrte. „Was daran soll bitte Spaß sein?“, fragte er.

Doch Satoru konnte sich noch immer sein Grinsen nicht verkneifen. „Also ich habe soweit eine Menge Spaß.“
 

***
 

Eine Sache konnte über diesen Tag gesagt werden: Sukuna hatte keinen Spaß. Er hatte keinen Spaß, als Satoru ihn auf das „It's a small world“ Fahrgeschäft schleppte. Er hatte keinen Spaß in der Haunted Mansion oder im Tiki Raum. Genau so wenig hatte er Spaß, als sie auf Big Thunder Mountain unterwegs waren. Denn es gab eine kleine Sache, der sich Satoru recht sicher war: Wie er selbst konnten diverse Dinge Sukuna nicht viel anhaben. Er würde nicht sterben bei einem Sturz aus großer Höhe oder bei vergleichbaren Dingen - doch im Körper von Itadori Yuji hatte er durchaus die Instinkte, die ihm sagten, dass dies der Fall sein würde. Und als Kreatur, die lang vor der Erfindung der Achterbahn gelebt hatte, fiel es ihm umso schwerer, den Instinkt zu überschreiben.

Und ja, wie Satoru es vorhergesehen hatte: Da waren einige Flüche, die von Sukunas Energie angezogen wurden. Flüche unterschiedlicher Sorten. Doch letzten Endes war kein S-Rank dabei, also nichts, was ihnen wirklich eine Gefahr werden könnte.

Satoru bewältigte alle Biester mit wenig Aufwand, während Sukuna keinen Finger krumm machte. Ja, es sah wirklich so aus, als hätte er einen Schwur geleistet und könnte sich nicht wehren.

„Und als nächstes gehen wir nach Space Mountain!“, verkündete Satoru am frühen Nachmittag, was einem sehr blassen Sukuna nur einen entgeisterten Blick entlockte.

„Was soll das sein?“

„Eine der legendärsten Achterbahnen, die je entwickelt wurde!“ Satoru fragte sich, ob sie, wenn sie früh genug gingen, Sukuna noch in den Park in Odaiba schleppen konnten. Gegen die Achterbahn dort waren die in Disneyland praktisch Babykram.

„Ich sehe noch immer nicht, warum Menschen hierdran Spaß haben.“ Denn natürlich hatte Sukuna keinen Spaß.

„Ist doch ganz simpel,“ erwiderte Satoru. „Menschen sind nun einmal sterblich. Und sich dem Gefühl auszusetzen, dass sie bald sterben würden… Nun, dass erinnert sie daran, sich des Lebens zu freuen.“ Die Tatsache, dass die Mischung aus Adrenalin und anderen Hormonen einen ekstatischen Zustand auslöste, behielt er für sich.

„Ist das so?“, murmelte Sukuna, während er sich im Wartebereich von Space Mountain umsah. „Wäre es dann nicht besser sie in Gladiatorenkämpfe zu schicken?“

„Darin würden sie aber ernsthaft verletzt,“ entgegnete Satoru.

Das brachte Sukuna zum Lachen. „Genau deswegen. Würde sie doch viel eher an ihr widerliches, sterbliches Leben erinnern.“

Doch Satoru schüttelte nur seinen Kopf. „Ich fürchte du bist wirklich schlecht darin die Menschen zu verstehen.“ Dabei hieß es doch, dass Sukuna irgendwann einmal sein Leben als Mensch begonnen hatte, oder?

„Was ist es überhaupt an diesem Ort?“ Sukuna sah sich um. „Alles nur Schein und Illusion.“

„Was auch sonst?“ Satoru folgte den Blick des Fluches, auch wenn er die Umgebung eher spürte als sah. Hier war alles im Sinne von 80er-Jahre Space-Fantasy eingerichtet. Auf eine Art, die vor 40 Jahren futuristisch gewirkt hätte, heute aber eher Retro wirkte. „Die Menschen haben auch sonst nichts in dieser Welt. Nur ihren Schein. Nur ihre Illusion. Davon abgesehen werden sie von ihrem Leben in den Abgrund gerissen.“ Es hatte einen Grund, warum die Zahl der Flüche seit fast hundert Jahren stetig stieg.

Ja, man sollte meinen, dass sie mit dem großen Krieg vor mehr als einem halben Jahrhundert ihre Spitze erreicht haben sollte. Doch es war nicht so. Denn die Welt, die danach geblieben war, war eine Welt, in der es den meisten Menschen beschissen ging. Gefangen in einem Leben, das sie nicht wollten, in Bürojobs versklavt. Es war perfektes Futter für die Flüche. Dazu die Angst vor dem nahenden Ende der Welt durch Menschenhand … Ja, Satoru verstand es nur zu gut.

Das erste Mal seit einer ganzen Weile breitete sich wieder ein Grinsen auf Sukunas Zügen aus. „Sie sollten dankbar sein, wenn ich sie erlöse!“

Doch da stimmte Satoru sicher nicht zu.

Letzten Endes erreichten sie wieder - nach langer Zeit - das Ende der Schlange, wo der Zug auf sie wartete. Der Bedienstete hier hatte weniger Verständnis als die Dame auf Splash Mountain, zwangs eine Familie dazu hinter ihnen Platz zu nehmen.

„Also, was ist das Konzept mit diesem Ding?“, murrte Sukuna, während die Haltegurte befestigt wurden.

Satoru lächelte. „Du wirst es gleich sehen.“

Da setzte sich die Bahn bereits in Bewegung, sauste überraschend schnell den Berg hoch, durch das „Schussrohr“ der Bahn. Im nächsten Moment waren sie von Dunkelheit umgeben - nicht, dass es für Satoru einen großen Unterschied machte.

Er hörte Sukuna neben sich fluchen, als die Bahn in die Tiefe hinabfiel und im Dunkeln durch einen Looping sauste. Während die Schreie der Leute direkt hinter ihnen ernst waren, kamen von weiter hinten die üblichen freudig-quietschigen Schreie einer Achterbahnfahrt.

„Was zur Hölle soll hieran Spaß machen?“, presste Sukuna neben ihm hervor, während Satoru die Fahrt mit breitem Grinsen genoss.

Auf und ab im Dunkeln, vorbei an leuchtenden Planeten und Sternen, bis sie am Ende wieder zum Stehen kamen.

Mit steifen Gelenken stieg Sukuna aus der Bahn aus und musterte Satoru mit einem tödlichen Blick. „Was ist dein Plan, Gojo?“, zischte er.

„Mein Plan?“ Satoru gab sich unwissend. „Du hattest gesagt, du wolltest wissen, was die Menschen so zum Spaß machen. Ich zeige es dir.“ Verspielt griff er den Fluch bei der Hand, um ihn aus dem Ausgang der Achterbahn zu zerren. „Weißt du, wir haben noch nicht alles probiert und wenn wir uns beeilen…“

Doch der Fluch riss sich los und schnaubte. Seine Aura war geradezu mörderisch, während er Satoru betrachtete. Was auch immer sein Plan gewesen war - das hier war deutlich nicht Teil davon. Dann aber lachte er, ein fieses, abwertendes Lachen. „Schon okay,“ murmelte er. „Ich denke, für den Moment habe ich verstanden.“

„Hast du das?“ Gojo gab sich hilfsbereit. „Nun, dann könnten wir…“

„Du kennst keine Angst, Sechsauge, oder?“, fragte Sukuna.

Gelassen zuckte Gojo mit den Schultern. „Der Trick ist es, die eigene Angst zu kontrollieren.“ Was auch immer das Ziel der ganzen Sache war. Er wusste, dass er für den Moment gewonnen hatte.

Dies bestätigte sich einen Moment später, als Sukunas Augen sich schlossen und seine Aura verschwand.

Ganz instinktiv fing Gojo den Körper auf, der fraglos wieder Itadori Yuji gehörte, auch wenn es einen Moment brauchte, ehe der Junge seine Augen öffnete. „Wie? Was?“ Er blickte sich verwirrt herum.

Als er erkannte, dass sie noch im Park waren – und dieser nicht in Schutt und Asche lag – breitete sich jedoch ein freudiges Grinsen auf seinen Zügen aus. „Space Mountain!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: FlameHashira
2022-11-11T19:42:27+00:00 11.11.2022 20:42
So hallo! :)
Endlich schaffe ich es, den Kommentar zu schreiben - entschuldige nochmal, dass es so lange gedauert hat v___v"
*shame on me*

Erstmal liebe ich total das Setting, denn so ein Vergnügungspark ist einfach perfekt für das Trio + Gojo, aber auch für Sukuna um zu entdecken wie sich (ein Großteil) der Menschen heutzutage Vergnügen verschafft.
Auch wenn du das Pairing nicht direkt eingebracht hast bzw. nicht einbringen wolltest, habe ich hier und da ein wenig das Shipping-Girl in mir gespürt, einfach wegen all der Neckereien von Gojo oder wie er einmal nach Sukunas Hand gegriffen hat, um ihn weiter zu zerren :') Solche Kleinigkeiten genügen manchmal auch, um mein Herz höher schlagen zu lassen.

Satoru grinste ihn bloß an. „Bitte. Als ob ihr eine große Hilfe wärt.“ -> war so die Stelle, an der ich am Meisten lachen musste.
Einfach weil es so wahr ist und so eindeutig nach Gojo schreit - ich kann mir einfach bildlich vorstellen, wie er so etwas in einer Folge bzw. im Manga raushaut und Jeder weiß, dass es der Wahrheit entspricht.

Auf jeden Fall fand ich es sehr witzig und durchaus nicht ganz unrealistisch, wie Sukuna die Weiten eines Vergnügungsparks "erkundet" und sich erklären lässt, alle Kinder in Angst und Schrecken versetzt und irgendwie weniger versteht, als gedacht. Ist auch nicht so einfach mit uns Menschen :')

Ich bedanke mich nochmal für diese wundervolle, lustige Geschichte, ich hatte auf jeden Fall ein schmunzeln auf den Lippen ♥

Mit lieben Grüßen,
FlameHashira


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