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Weil es damals nicht sein sollte

von

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Kapitel 12

Als Miyuki aus dem Schulgebäude tritt und kurz darauf das Schulgelände verlässt, ist sie froh, dass dieser Tag vorbei ist. Sie hat sowohl Sawamura als auch Sugawara gesehen und ihnen einigermaßen aus dem Weg gehen können. Aber wenn sie jetzt tatsächlich bis zu ihr ins Klassenzimmer kommen, wer weiß, was ihnen sonst noch so einfällt. Sie tritt durch das Tor der Schule, wendet sich zur Seite und erstarrt augenblicklich.

“Miyuki.” Sawamura stößt sich von der Wand ab, an der er gelehnt ist. Er hat beide Hände tief in den Taschen seiner Jacken vergraben und sieht sie unsicher an. “Könnten wir bitte miteinander reden? Du gehst mir aus dem Weg, was ich ja auch irgendwie verstehen kann, aber ich …” Er zieht seine Hände hervor und kommt zwei Schritte auf sie zu. “Ich … ich kann nicht mehr aufhören, an dich zu denken, an das, was zwischen uns beiden war. Ich dachte davor schon, dass das, was ich empfinde, stark ist, aber seitdem wir beide … Es ist so viel stärker als zuvor und ich muss wirklich wissen, was mit uns beiden …”

Er wird von einer anderen Stimme unterbrochen, die laut durch die Luft tönt und alles an ihm spannt sich an.

“Hey Miyuki!”

Auch in der Gerufenen zieht sich alles zusammen und ihr wird anders. Mit großen Augen blickt sie zur Seite, wo Sugawara vom Schulgebäude her auf sie zugelaufen kommt.

“Bitte lauf nicht weg”, gibt er von sich, kurz bevor er bei ihr ankommt. Er streckt eine Hand nach ihr aus, berührt sie am Oberarm. “Bitte rede mit mir. Über das, was vor ein paar Tagen passiert ist. Da muss doch mehr zwischen uns beiden sein, sonst hättest du meinen Kuss nicht erwidert und … Daichi?”

Verwundert blickt Sugawara zur Seite, wo sein bester Freund steht. Dieser ist blass und sieht aus, als hätte er ihn bei irgendetwas ertappt.

Doch anstatt etwas zu Sugawara zu sagen, richtet sich Sawamura erneut an Miyuki.

“Ihr … ihr habt euch geküsst? Wann? Bevor oder nachdem wir …”

Nun ist es Miyuki, die blass wird.

“Was?” Sugawara sieht ungläubig von seinem besten Freund zu dem Mädchen, in das er verliebt ist und wieder zurück. “Was genau … Was genau meint Daichi damit? Was habt ihr beide vor oder nach unserem Kuss miteinander gemacht?” Wieder sieht er das Mädchen an, das schneeweiß ist, deren weit aufgerissenen Augen zwei große, braune Flächen in ihrem Gesicht darstellen. Sie krallt ihre zitternden Finger in den Saum ihres Rockes, macht einen Schritt zurück und schüttelt panisch ihren Kopf, bringt kein Wort hervor.

“Suga, hör zu, es … ich wollte mit dir reden, wirklich. Es ist nur, dass ich … dass wir …” Sawamura tritt auf ihn zu, hebt ihm eine Hand entgegen, versucht ihn durch diese Geste zu besänftigen. Da macht es bei Sugawara klick und Entsetzen steigt in ihm auf.

“Was? Ihr beide? Du … du willst mir nicht wirklich sagen, Daichi, dass du und Miyuki …”

“Es ist passiert, es tut mir leid, wirklich. Ich hätte vorher mit dir darüber reden sollen, dass ich auch Gefühle für Miyuki entwickelt habe. Aber … ich du hast mir davor schon gesagt, dass du sie magst und daher habe ich … ich bin auf Abstand gegangen.”

“Du hast also nur behauptet, dass du sie nicht leiden kannst, damit sie … damit du sie von dir stoßen kannst?” Man kann in Sugawaras Augen regelrecht die Erkenntnis sehen, die sich in ihm breit macht.

“Das war so, ja. Und es tut mir wirklich leid. Dir gegenüber, weil ich nicht ehrlich war und Miyuki gegenüber”, Sawamura blickt diese an, “weil ich sie mit meinem Verhalten verletzt habe.”

Das Mädchen sieht ungläubig zwischen den Jungen hin und her. Ihr Herzschlag schmerzt schon fast, so hart wie es gegen ihren Brustkorb schlägt. Das hier - das ist doch nicht gut! Wie konnte es nur passieren, dass sie zwischen den beiden steht? Sie will es nicht!

“Du hast sie also auch geküsst?”

Sawamura zögert. “Ja.”

“Wann?”

“Was genau tut das zur Sache?”

“Wann, Daichi?”

Dieser runzelt seine Stirn. “Am Montag”, beantwortet er die Frage schließlich.

“Am Montag … dann hast du sie vor mir am Dienstag geküsst.” Da sein bester Freund nichts sagt, nicht wirklich reagiert, außer plötzlich noch schuldbewusster auszusehen, runzelt Sugawara seine Stirn. “Was war da noch?”

“Was?” Die Stimme des Gefragten ist höher als zuvor.

“Was war da noch? Da kann nicht nur ein Kuss gewesen sein, sonst würdest du mich nicht so ansehen! Und lüg mich nicht an, ich kenne dich!” Zorn ertönt in Sugawaras Stimme.

Miyuki beißt sich auf die Unterlippe. Nein, nein! Sie will das nicht! Sie will nicht hier sein, nicht hier an dieser Stelle, in dieser Situation und sie will eigentlich auch kein Teil davon sein! Verunsichert wandert Sawamuras Blick zu ihr, scheint ihren Beistand zu suchen, aber das kann sie nicht. Wieder wird dem Älteren der beiden Jungen klar, was los ist. Wie geschlagen stolpert er einen Schritt zurück.

“Nein! Nein, das hast du nicht, Daichi. Du hast nicht mit dem Mädchen geschlafen, von dem du weißt, dass ich in es verliebt bin!”

“Es tut mir leid, Suga. Ich wollte dir nicht in den Rücken fallen. Es ist einfach passiert. Ich weiß auch nicht wie …”

“Wann? Wann habt ihr miteinander geschlafen?” Der Zorn wird stärker, springt einem regelrecht ins Gesicht, als Sugawara diese Frage ausspricht und Miyuki dabei direkt anblickt.

“D-Dienstag”, stottert sie mit krächzender Stimme.

Seine Augen weiten sich und die letzten Puzzleteile setzen sich zusammen. “Deshalb bist du verschwunden, nachdem wir uns geküsst haben. Du bist direkt von ihm gekommen? Deshalb hattest du deine Schuluniform noch an.” Seine Stimme klingt gepresst.

“Nein, ich war nicht bei ihm. Wir waren hier …”

“Hier?” Auf Miyukis Aussage entkommt Sugawara ein trockenes Lachen. “Ernsthaft? Hier an der Schule? Am besten noch bei uns im Clubhaus.”

“Nein, nicht dort … aber … es ist doch egal, nicht wahr?”, versucht Sawamura die Situation zu deeskalieren.

“Ach, ist es nicht? Es ist zumindest mir nicht egal, dass du dich erstens an das Mädchen heran machst, von dem du zweitens weißt, dass ich in es verliebt bin und dann, drittens, es mir verschweigst! Du hättest mit mir reden können! Stattdessen lügst du mich an! Behauptest, du könntest sie nicht leiden. Und stattdessen vögelst du auch noch hinter meinem Rücken mit ihr?”

“Ich habe sie nicht gevögelt, ich habe mit ihr geschlafen!”, schießt Sawamura dagegen, immerhin geht Sugawara ihn ziemlich an.

“Sugawara, es tut mir wirklich leid. Das alles, das ist so überfordend.” Miyuki macht einen Schritt auf ihn zu und streckt ihm verunsichert die Hand entgegen. Er kommt ihr entgegen, greift nach ihrer Hand, schließt seine darum.

“Miyuki, warum … warum hast du mit ihm geschlafen? Ich war mir sicher, dass dir unser Kuss etwas bedeutet hat!”

“Das … das hat er auch, Suga. Er hat mir sehr viel bedeutet!”

“Warum hast du dann mit ihm geschlafen?” Anklagend hebt sich eine Hand auf Sawamura.

“Ich … ich weiß es auch nicht …” Tränen schießen in Miyukis Augen, laufen gleich darauf über ihre Wangen.

“Wer von uns bedeutet dir mehr? Er oder ich?”

Auf diese Aussage macht Miyuki einen Schritt zurück, zieht ihre Hand aus seiner.

“Ich … ich weiß nicht.”

“Bedeute ich dir überhaupt etwas? Geschweige denn er?” Sugawara deutet mit dem Kinn in Richtung seines besten Freundes, ohne diesen anzusehen. Sein Blick ist durchgehend auf dem Mädchen vor sich gerichtet. Dieses blickt panisch zwischen ihnen hin und her, ehe sie aufschluchzt.

“Ja, das ist doch mein Problem. Ich mag euch beide. Ich mag dich und unser Kuss … er hat mir viel bedeutet. Aber … ich mag auch Sawamura und ich habe mit ihm geschlafen, ihm mein erstes Mal geschenkt. Das hätte ich doch nicht, wenn er mir nichts bedeuten würde, oder?”

“Und wer von uns beiden bedeutet dir mehr?” Sawamura tritt weiter auf sie zu.

Verunsichert huscht Miyukis Blick von einem der beiden Jungen zu dem anderen und wieder zurück, wieder und wieder. Sie macht einen weiteren Schritt nach hinten, schüttelt ihren Kopf und schluchzt noch einmal.

“Ich weiß es nicht. Ich weiß es doch einfach nicht. Und ich kann nicht. Ich kann das hier nicht, das mit euch … es ist … Ich kann einfach nicht!”

Und dann tut sie, was sie schon die letzten Tage ständig gemacht hat und was vielleicht nicht wirklich erwachsen ist. Sie dreht sich um und rennt los, verschwindet. Sie will einfach nur weg. Nein, sie muss weg. Von den beiden! Einfach nur weg von hier und von ihnen.

“Miyuki, warte!”

“Lauf nicht weg, Miyuki!”

Sawamura und Sugawara laufen ihr ein paar Schritte hinterher.

“Ich folge ihr”, erklärt Ersterer, doch da landet Sugawaras Hand an dessen Oberarm und krallt seine Finger hinein.

“Warum solltest ausgerechnet du ihr nachlaufen?”

Sawamura sieht seinen besten Freund an und das schlechte Gewissen ist ihm anzusehen. Er wollte ihn nicht hintergehen, das war nie sein Begehren. Im Gegenteil, er wollte sich doch zurückhalten, aber was hatte er gegen seine Gefühle anrichten können? Überhaupt nichts und deshalb steht er jetzt hier an dieser Stelle und in dieser Situation.

“Es tut mir wirklich leid Suga, das musst du mir glauben. Aber sie … Miyuki ist etwas ganz besonderes.”

“Ich weiß!”

“Meinst du nicht, dass sie entscheiden sollte, wer von uns beiden …”

“Wen von uns beiden sie will, meinst du?”, unterbricht Sugawara ihn mitten im Satz. Er hat seine Hand wieder sinken lassen.

“Richtig. Sie hat doch gerade gesagt”, Sawamura runzelt seine Stirn, “dass sie uns beide mag und nicht weiß, wer von uns derjenige ist, den sie mehr mag, oder?”

Zögernd nickt Sugawara. Er tritt zurück und Hass blitzt in seinen Augen auf.

“Gut, Miyuki soll entscheiden. Aber du solltest eines wissen, Daichi. Du bist das Allerletzte und ich wünschte, dass ich dich nie als meinen besten Freund bezeichnet hätte, denn beste Freunde tun sich so etwas nicht an! Sie sind ehrlich zueinander, reden miteinander, so wie ich mit dir! Du wusstest, was ich für sie empfinde, von Anfang an. Was, wenn du einfach ehrlich zu mir gewesen wärst? Dann wäre vielleicht einer von uns beiden mit ihr zusammen und ich gehe stark davon aus, dass wir dann noch Freunde wären. Denn wie gesagt, wahre Freunde tun so etwas nicht und das wiederum bedeutet, wir beide, wir sind keine Freunde mehr!” Und nun ist es Sugawara, der einfach wegläuft und Sawamura stehen lässt.

Der sieht ihm mit weit aufgerissenen Augen hinterher. “Suga”, ruft er, erhält jedoch keine Antwort, woraufhin er ihm schnell hinterherläuft und versucht, ihn einzuholen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  RinRainbow
2022-11-27T18:33:45+00:00 27.11.2022 19:33
Dann ist die Wahrheit also endlich raus.
Gut.

Armer Suga, jetzt hat er mit einem Mal das Mädchen das er mag und seinen besten Freund verloren =\
Aber, nachdem jetzt Klartext gesprochen wurde können sich alle langsam beruhigen und sich wieder lieb haben. Bitte :p
Antwort von:  Tasha88
27.11.2022 20:00
... ähm ... du ... kennst mich vielleicht XD

aber ja, die wahrheit ist raus... und hat viel kaputt gemacht ... okay, nein, das haben die ganz selber - aber es verletzt alle T.T
Von:  Centranthusalba
2022-09-01T15:01:57+00:00 01.09.2022 17:01
Kaaaaaaaputttttttt 😱😱😱 Was soll man dazu sagen? ☹️
Schön fand ich ja, wie du sie buchstäblich zwischen ihnen stehen lässt, wo sie doch im letzten Kapitel ständig weggelaufen ist. Tja, und von „wen von uns beiden liebst du mehr?“ hinunter zu „liebst du überhaupt einen von uns?“
Ahhhhhhhhhhhhhh 🙈🙈🙈🙈

Es erinnert mich trotzdem an diverse andere Situationen, die wir auch schon durchgespielt haben 😁
Antwort von:  Tasha88
01.09.2022 17:07
auf ff.de ging es gerade auch um: ich bin für Monogamie
ich meine, alle meine Geschichten sind monogam ... ähm ...
aber gut, da steht ja auch noch eine Idee auf der Liste XD

ansonsten - ja, eingekesselt. nicht mehr nur in den Gedanken, jetzt auch im wahren Leben - und eben Bumm!

und ... sorry >.<
auf der anderen Seite waren so viele Fragen XD


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