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Kyōryū Bōkenki Jura Tripper

Der Planet der Dinosaurier
von

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Eine andere Welt

Die kühle Brise vom Meer nahm der Sonne gerade im richtigen Maß die Hitze, sodass die Wärme noch angenehm erträglich war. Wer an diesem wunderschönen Sommertag auf das Meer sah, der konnte fast denken dass er nicht auf Wasser blickte, sondern auf einen Teppich aus schimmernden Diamanten. Das Licht brach sich im Wasser sodass man fast nur noch Glitzern sah. Ein wunderschönes Wetter für einen Ausflug auf dem Wasser.

Doch den Helden dieser Geschichte war das im Moment relativ egal, die waren mit ganz anderen Dingen beschäftigt.

Der Eine ging mit dem Lehrer nochmal die wichtigsten Stationen der bevorstehenden Reise durch. “Wenn wir abgelegt haben, werden wir uns, nachdem sich die Aufregung gelegt hat, erst einmal etwas zu essen gönnen. Am Nachmittag sollten wir die Insel Bonal erreichen und werden dann mit Sloughi 2 an Land fahren. Dort werden wir einen geeigneten Ort suchen um unsere Zelte aufzuschlagen und dann das Abendessen vorbereiten.”

Hinter den Beiden gingen nacheinander die anderen Mitglieder des Marineclubs die Gangway hoch, beladen mit all dem Gepäck das sie für die geplante dreitägige Reise brauchen würden. Dort ließ sich gerade ein Schauspiel bewundern das so schon des öfteren stattgefunden hatte. Crybaby und Nerd buhlten einmal mehr um die Aufmerksamkeit von Young Lady, die in Vorfreude beschwingt über die Gangway schritt. Crybaby setzte an “Lass mich dir…”, da drängte sich auch schon Nerd vorbei. “Ich helfe dir!” sagte er und nahm seiner Angebeteten die Tasche ab. Young Lady drehte sich um und schenkte Nerd ein freundliches Lächeln. “Danke!” Mit einem Blick der besagte “Ich hab gewonnen!” ließ Nerd Crybaby stehen. Noch die Hand ausgestreckt sah Crybaby seinem Rivalen verärgert hinterher.

Doc, die an dem Jungen vorbeikam, sah den Arm, der immer noch in die Leere gestreckt war und nutzte die Gunst der Stunde. Mit einem “Danke.” hängte sie ihre Tasche über den Arm und ging weiter, während ihr Crybaby bedröppelt hinterher sah.

Aus dem Inneren des Schiffs drangen eine schnelle Fußfolge sowie das dumpfe Anschlagen eines unbekannten Gegenstandes nach draußen. Neugierig blieb Boss, der gerade eben in das Schiff gegangen war, stehen und wartete darauf dass der Verursacher des Geräusches näher kam. Es waren God und Snake, die im Schiff Fußball spielten.

“Statt hier Fußball zu spielen könntet ihr beiden uns ruhig mal ein wenig helfen!” schimpfte Boss mit den beiden. God nahm den Fußball auf und ein überhebliches Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. “Was sollten wir denn sonst machen? Unser Gepäck ist schon seit ´ner Ewigkeit verstaut.” Und auch Snake grinste. “Ihr seid eben nen Tick zu langsam.”

Doch das ließ Boss nicht gelten. “Aha. Und deswegen spielt ihr also lieber Fußball anstatt uns zu helfen den Proviant für alle an Bord zu bringen?”, doch der versteckte Vorwurf prallte an God einfach ab. “Ist ja gut. Jetzt reg dich wieder ab, Boss. Wir als Navigatoren müssen das Ablegemanöver vorbereiten. Das ist wichtiger als sich um das Gepäck zu kümmern.” Boss zog eine Augenbraue fragend hoch. “Und wie hilft euch Fußball dabei das Ablegemanöver vorzubereiten?” Snake verdrehte die Augen. “Noch nie was von Pausen gehört?” Diese Aussage ließ Boss grinsen. “Ja ja. Andere die Arbeit machen lassen und sich hinter lahmen Ausreden verstecken. Egoistisch UND faul.” “Boss, lass gut sein. Du weißt doch, dass nur Blödsinn rauskommt sobald die den Mund aufmachen.” sagte Tiger, die neben Boss stehen geblieben war. “Du hast vollkommen Recht.” sagte Boss. “Reine Zeitverschwendung mit denen zu reden.” Das brachte Gods überhebliches Grinsen zu Fall - es wich einem leicht verärgerten Gesichtsausdruck. Mit Kritik konnte der überhebliche Junge einfach nicht umgehen.

Eine dritte Person gesellte sich zu Boss und Tiger und blieb kurz stehen. “Vertragt euch. Immerhin verreisen wir zusammen. Da sollten wir versuchen gut miteinander auszukommen.” meinte Tank mit freundlichem Ton bevor er über die Treppe in das nächste Stockwerk ging und dabei Young Lady und Nerd überholte die sich über das schöne Wetter unterhielten. Oben angekommen drehte er sich mit fragendem Gesichtsausdruck um. Es war ungewöhnlich dass sein Freund keinen Kommentar zu seiner Ermahnung abgegeben hatte. “Boss?!”

Dieser ging seiner zweitliebsten Beschäftigung nach. Nachdem er God erfolgreich verärgert hatte, starrte er nun Young Lady unter den Rock und kommentierte sein Vorgehen mit “Oha! Ich sehe was, was ihr nicht seht!”

Young Lady, die schon fast oben an der Treppe angekommen war, drehte sich und bemerkte dass Boss ihr unter den Rock sah. Mit einem empörten “Na, sag mal… SPINNST DU?” zog sie ihren Rock soweit es ging nach unten und eilte die Treppe nach oben, wo sie von Tank und Nerd in Empfang genommen wurde, die für das unmögliche Hobby von Boss nur böse Blicke übrig hatten.

“Man wird doch noch gucken dürfen…” versuchte Boss sich halb zu verteidigen und halb sein fehlerhaftes Benehmen als nicht so schlimm darzustellen. Doch da hatte er die Rechnung ohne Tiger gemacht die ein solches Verhalten beinahe zur Weißglut brachte. So etwas konnte sie nicht durchgehen lassen und so machte Boss´ Hinterkopf einmal mehr Bekanntschaft mit Tigers Hand.

Und auch Crybaby, der gerade an seinem Bruder vorbeiging, hatte für Boss nur Verachtung übrig. “Du bist echt unmöglich. Manchmal schäme ich mich, dein Bruder zu sein.” Boss ließ sich nichts anmerken und stürmte mit einem “Hey, nicht so schnell!” die Treppe nach oben, gefolgt von Crybaby. God und Snake sahen den beiden hinterher und mit Verachtung in der Stimme sagte God “Und uns macht der an!” Da fiel ihnen plötzlich ein jüngeres Kind auf, das am Fuß der Treppe stand und die beiden unverhohlen anstarrte. “Was glotzt du denn so blöd, Silence?” motzte Snake den Kleinen an und dieser erwachte kopfschüttelnd aus seiner Starre und rannte die Treppe so schnell ihn seine Beine trugen, nach oben.
 

Während die Älteren im Schiff bereits alles verstauten, wurden die Jüngsten noch draußen von ihren Eltern verabschiedet. Ivory, das jüngste Mädchen der Truppe, stand an der Gangway und meinte “Aber ich will da nicht mit!” “Ivy, ich denke du wolltest unbedingt in diesen Marineclub, was ist denn nun?” fragte ihre Mutter verärgert. Hatte ihre Tochter sie doch so lange belagert dass sie, trotzdem sie noch so jung war, unbedingt in diesen Schulclub gewollt hatte. Damals hatte es auch alles so schön spannend geklungen, Freunde finden, mit denen übers Meer fahren, … Leider hatte Ivory der Mut verlassen und eigentlich wäre sie viel lieber daheim bei ihren Eltern geblieben. Doch der Blick in die strengen Augen ihrer Mutter und auf ihren vor Stolz beinahe platzenden Vater, der so glücklich darüber war dass sein kleines Mädchen so mutig war und eine zweitägige Reise ohne die Eltern antrat, machten alle ihre Vorsätze die Wahrheit zu sagen zunichte. So starrte sie auf den Boden und meinte nur “Dieser Club ist nichts für kleine Mädchen.” Ihr Vater seufzte. “Ach Ivy. Jetzt sei doch nicht so empfindlich.” Da gab es keine Möglichkeit zu widersprechen und traurig sagte das Mädchen “Ok.” und verabschiedete sich von ihren Eltern. Noch während sie die Gangway hochschlich stürmten die beiden Jüngsten der Truppe auf die Gangway und wurden gerade noch von ihren Eltern zurückgehalten. Während Costar in Gedanken schon sichtbar auf dem Weg ins Abenteuer war und kaum stillstehen konnte, stand sein Zwillingsbruder etwas unsicher am Fuß der Gangway und war sich nicht sicher ob er sich von der Begeisterung seines Bruder anstecken lassen sollte oder nicht. Der Vater ermahnte seinen lebendigen Sohn. “Costar! Und dass du uns keinen Ärger machst! Ich will stolz auf dich sein.” Costar sah seinen Vater mit einem Lausbubengrinsen an. “Klar!” Die Mutter hingegen gab ihrem anderen Sohn noch gute Tipps mit auf den Weg. “Versprich mir dass du dich immer gut zudeckst, Dole!” Dieser konnte gerade noch nicken und “Ja.” sagen, bevor Costar ihn am Handgelenk packte und mit einem “Komm jetzt!” die Gangway hinaufzog, hinein ins Abenteuer.
 

Nachdem sich jetzt alle im Schiff eingefunden hatten, nötigte President die gesamte Truppe sich an der Reling aufzustellen und abzuzählen, als Beweis den Eltern gegenüber dass sie die Kinder alleine fahren lassen konnten ohne sich Sorgen zu machen.

“Und eins!”

Das war President, der seinen Spitznamen nicht umsonst trug. Er war der Älteste mit seinen 17 Jahren und der Chef des Marineclubs. Er war stets bemüht alles richtig zu machen und sehr penibel, was sich auch in seinem Aussehen spiegelte. Seine dunkelblonden Haare waren ordentlich gekämmt, seine braunen Augen blickten streng die Reihe an Kindern entlang und auch seine Uniform saß tadellos, vom Halstuch, welches korrekt gebunden war, über die Jacke, die frisch gebügelt war genauso wie die Hose. Auch die frisch geputzten schwarzen Schuhe glänzten im Sonnenlicht.

“Zwei”

Neben President stand Boss. Der Sechzehnjährige war, abgesehen von seinem unmöglichen Hobby bei Mädchen zu spannen wann immer er die Möglichkeit hatte, bei fast allen Mitgliedern des Clubs beliebt. Mit seinem charmanten Grinsen und seiner hilfsbereiten Art war er schnell zum eigentlichen Chef des Clubs geworden, was President sogar ganz Recht war. So konnte er sich aufs Protokoll konzentrieren während Boss ihn mit seiner lockeren Art immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte.

Boss ging das Leben etwas entspannter an, was man nicht nur an seinen Sprüchen hörte, sondern ihm auch ansah. Die braunen Haare waren verwuschelt und in den blauen Augen sah man die Abenteuerlust und den Schalk aufblitzen. Im Gegensatz zu President trug er seine Clubjacke nicht geschlossen sodass das dunkle Blau eine interessante Farbkombi mit dem roten Tanktop ergab, welches er darunter trug. Auch hielt er nichts vom Bügeln und so hatten nicht nur Shirt und Jacke einige Falten, sondern auch die kurze Hose die er dazu trug.

Im selben Blau wie die Jacke, welche auf den Schultern schwarzen Stoff aufwies, der auf der Hälfte vom Rücken in einem Dreieck wieder ins Blau überging, hatte die Jacke auch noch zwei Brusttaschen, die mit einer stöffernen, dreieckigen schwarzen Lasche verschließbar waren. Auf Schultern sowie auf den Brusttaschen waren auch noch goldene Knöpfe zu finden, die dem ganzen einen edlen Anstrich verliehen.

Die dazugehörige Hose gab es entweder in lang in komplett blau, oder aber in kurz, auch in blau, aber mit einem schwarzen Streifen der das Ende der Hosenbeine säumte. Dazu gehörten noch weiße Socken, mit blauem Rand und schwarze Schuhe mit silberner Schnalle, welche bei Boss schon etwas beschmutzt und verkratzt aussahen.

Dazu trug der draufgängerische Junge noch Schweißarmbänder im Blauton der Uniform.

“Drei”

Neben Boss ging es klamottentechnisch gesitteter zu. Fast so ordentlich wie President eingekleidet, nur mit Rock statt langer Hose und das Halstuch wie ein Halsband um den Hals gelegt, stand eine Fünfzehnjährige mit grünen Augen, die wach durch eine große Brille guckten und langen, blau gefärbten Haaren die ihr bis über den Hintern reichten. Doc, wie sie von allen im Club genannt wurde, hatte den Namen bekommen weil alle fanden, dass, wenn sie sich nicht in ihrer Forschung so verzetteln würde, sie schon längst einen Doktortitel haben hätte können. Das Mädchen war nicht nur freundlich sondern auch unglaublich intelligent und auch sehr wissbegierig. Eigentlich dem Marineclub beigetreten um mehr über das Meer zu erfahren, war sie hängengeblieben weil sie die Gesellschaft der anderen genoss, so als Ausgleich zu ihren sonstigen schulischen und außerschulischen Aktivitäten - die meist damit endeten, dass sie bei ihren Eltern im Labor an einem der Mikroskope hing und etwas erforschte.

“Vier”

Doc hatte gut getan sich neben Boss zu stellen und ihn gegen God abzuschirmen, der direkt neben ihr stand. Der hatte die Schelte wegen dem Fußballspielen noch nicht überwunden und fragte sich bereits wie er es Boss denn nur heimzahlen konnte.

Bei keinem der Kinder war der Spitzname so passend gewählt wie bei ihm. Eigentlich trug er den klangvollen Namen Doniphan, das war allen aber zu lang gewesen. Und God hatte sich aufgrund seiner maßlosen Selbstüberschätzung einfach angeboten.

Die Eltern jedes der Kinder waren bis zu einem gewissen Grad wohlhabend, doch Gods Vater war ungeschlagen. Ein mehrfacher Firmenbesitzer mit viel geerbtem Geld, das seinen beiden Söhnen den Charakter verdorben hatte. Es war nicht so, dass er nicht einen guten Grundkern hatte. Er war strebsam, besaß Eleganz und hätte ein netter Kerl sein können, hätte sein eifersüchtiger Ehrgeiz nicht alles zerstört. Für ihn war klar, dass eigentlich er derjenige sein müsste, der die Gruppe anführte und beneidete Boss um seinen Erfolg. Auch sah er es nicht ein etwas dafür zu tun, dass die anderen ihn mochten. Immerhin sah er mit seinen blonden, schulterlangen Haaren und den blauen Augen gut aus, war, im Gegensatz zu seinem Rivalen adrett gekleidet und sein Vater sponserte den Marineclub mit einem Batzen Geld. Der Sechzehnjährige, dessen Uniform aus Jacke sowie langer Hose bestand und nur das Halstuch missen ließ, verstand einfach nicht, dass es auch auf den Charakter ankam, der ja seiner Meinung nach bei ihm unfehlbar war.

“Fünf”

Nummer fünf war Snake. Ein extrem dürrer Vierzehnjähriger, der mit seinen schwarzen Locken nicht gerade wirklich wie eine Schlange wirkte, allerdings vom Verhalten sehr wohl einer glich. Er trug nur die Hose und die Schuhe die zur Uniform gehörten, für alles andere war es ihm in diesen Tagen einfach zu heiß. Snake war Gods bester Freund. Der einzige, wie Tiger, Boss und Tank immer zu witzeln pflegten, und keinem war klar, wieso Snake God immer hinterher rannte wie ein kleines Hündchen. Wahrscheinlich hätte Schoßhündchen viel besser zu ihm gepasst, hätte er nicht so eine gewisse verschlagene Art an sich. Gewöhnlich machte er alles was God tat, bewunderte ihn gebührend und half seinem Freund sich aus jeder Misere zu winden, in die er die beiden in seiner Arroganz brachte. Ansich war Snake kein schlechter Kerl, er hatte sich nur den falschen Freund ausgesucht, weswegen die anderen immer ein Stück weit auf Distanz zu ihm blieben. So richtig trauten ihm eigentlich nur God und Nerd.

“Sechs”

Neben Snake stand Tiger. Rote, kurz geschnittene Haare, die wie Stacheln in alle Richtungen abstanden, dazu ein gelb-grünes Stirnband umgebunden. Braune Augen denen nichts entging und ein grünes, bauchfreies Tanktop zur ausgefransten, grob abgeschnittenen Jeans. Dazu rote Stulpen an Ellenbogen und Knien und das Halstuch der Uniform um den linken Arm gebunden. Die Sechzehnjährige wirkte mehr wie ein Guerillakämpfer als ein Mitglied dieses Marineclubs, doch traute sich keiner ihr zu sagen, dass sie die Uniform anziehen sollte. Mit Tiger legte man sich nicht an. Die hatte schon ganz anderen Leuten das fürchten gelehrt, und das nicht nur, weil sie verdammt gut mit Waffen umgehen konnte und extrem zielsicher war. Auch ihre sportlichen Fähigkeiten waren nicht zu verachten.

Doch so wild sie auch wirkte auf den ersten Blick, so nett war sie auch. Auf den ersten Blick mehr Mann als Frau, wusste sie mit ihrem weichen Kern unter der rauen Schale und ihrer gnadenlos ehrlichen aber auch herzlichen Art durchaus zu begeistern.

“Sieben”

Neben Tiger stand, wie gewöhnlich, Tank. Nicht dass die beiden ein unzertrennliches Team waren, jedoch waren sie zusammen aufgewachsen und seit sie sich erinnern konnten Freunde. Tank war ein Stück weit das Gegenteil von Tiger. Zwar auch herzensgut und ehrlich, aber eher ruhig und zurückhaltend, genauso wie bedacht. Er war der Ruhepol des Trios das aus Boss, Tiger und ihm bestand und im Gegensatz zu seinen Freunden mollig. Nicht so sehr, dass es große gesundheitliche Auswirkungen für ihn gehabt hätte, aber mollig genug dass er schlicht nicht in die Uniform passte. So stand er in seinem gelben Shirt neben Tiger, dazu eine Jeans an und zumindest die Schuhe passend zu denen der anderen. Da konnte man machen was man wollte, Tank aß einfach zu gern. Aber das störte keinen wirklich, denn dazu war Tank ein zu guter Koch und Bäcker. Gerne ließen sie sich von ihm bekochen oder mit selbstgebackenen Kuchen und anderem Süßkram verwöhnen.

Der Fels von einem Jungen stand an der Rehling und freute sich einfach auf die kommenden Tage. Der leichte Wind strich durch sein schwarzes Haar, das wie bei Tiger ungebändigt in alle Richtungen abstand und die braunen Augen blickten verträumt in die Ferne.

“Acht”

Das war Boss kleiner Bruder, Crybaby. Ein eher schüchterner, zurückhaltender Elfjähriger, der seinen Bruder zwar ein Stück weit vergötterte, so wie kleine Brüder das zu tun pflegen, aber auch sehr oft mit ihm haderte. Auch wenn Boss Crybaby bestens behandelte und in fast allen Belangen der Vorzeigebruder war, den man sich wünschte, gelang es Crybaby nie aus seinem Schatten herauszutreten. Der Junge, der seinen Babyspeck noch nicht ganz losgeworden war, hatte die gleichen blauen Augen wie sein Bruder. Diese blickten im Vergleich jedoch eher etwas verträumter in die Welt. Auch die hellbraunen Haare, die gekämmt und gestylt gerade vom Wind zerzaust wurden, ließen ihn weich erscheinen. Crybaby war der Typ, dem man nicht zutraute etwas ohne die Hilfe der Älteren gebacken zu bekommen.

Die Uniform (bei ihm in einem grünlichen Türkis) tadellos gerichtet, das Halstuch korrekt geknotet, Jacke genauso gebügelt wie es bei President der Fall war - allein zu den kurzen Hosen hatte Boss ihn überreden können. Dazu noch die zur Uniform gehörenden Socken und blitzblank gescheuerte Schuhe. Boss, der einen Blick zu seinem Bruder riskierte seufzte. Wenigstens machte der Junge einen guten Eindruck auf die Eltern, die nicht sicher gewesen waren, ob es eine so gute Idee war ihre Söhne zwei Tage alleine zu lassen.

“Neun”

Young Lady hatte sich wohlweislich zwischen Crybaby und Nerd gestellt. Da sie genau wusste wie wichtig es war vor den Eltern einen guten Eindruck zu machen, machte sie ihrem Namen einmal mehr alle Ehre. Sie hatte den Spitznamen bekommen, weil sie sich daran erfreute sich zu verhalten wie eine Erwachsene im Kinderkörper. Die Zwölfjährige war bemüht sich immer korrekt zu verhalten und schick auszusehen. Des Weiteren genoss sie ein ein Stück weit, dass Nerd und Crybaby um ihre Aufmerksamkeit buhlten, auch wenn sie immer so tat, als würde sie es nicht bemerken. Die braunen, kinnlangen Haare, die an den Seiten von roten Haargummis in Zöpfen gehalten wurden, schmeichelten dem zierlichen Gesicht. Auch sie trug die Uniform in türkis, die Jacke offen über einem rosa T-Shirt und das Halstuch um die Schultern gelegt und mit einer eleganten Schleife verknotet. Dazu wie Doc der halblange Rock und die passenden Socken - eine adrette Erscheinung.

“Zehn”

Der letzte derer, die türkise Uniform trugen, war Nerd, Gods kleiner Bruder. Er stand seinem Bruder in nichts nach, was Arroganz und Hinterlistigkeit anging, genauso wie auch Nerd ein großes Geltungsbedürfnis hatte, sich allerdings hinten anstellen musste. Denn niemand stahl God seinen Platz an der Sonne! Und da Nerd sehr oft in Gods Gefolge zu finden war, kamen die negativen Eigenschaften des Zwölfjährigen nicht so ganz zu tragen. Auch mit Jacke, kurzer Hose, Socken und Halstuch ausgestattet, machte er einen genauso guten Eindruck wie Crybaby und Young Lady, nur seine Haare hoben ihn von den Beiden ab. Hellbraune Augen zu dunkelblonden, fast rotblonden Haaren und dazu ein Blick wie der eines eingebildeten Lords - dabei hatte es Nerd nie geschafft auch nur großartig aufzufallen. Er trug seinen Spitznamen nicht umsonst - ging es um Spiele oder Spielekonsolen schlug seine Stunde. Immer mit einem Gameboy oder einem transportablen PC in der Hand anzutreffen war er meistens in irgendwelche Spiele versunken.

“Elf”

Nummer elf war die kleine Ivory, von allen nur Gatcha genannt. Das kam von “Got ya”, denn die Neunjährige tat nichts lieber als sich anzuschleichen, Gespräche zu belauschen und das weiter zu tratschen was sie gehört hatte. Und Silence, der Boss damals falsch verstanden hatte, hatte aus “Got ya” Gatcha gemacht, als dieser bemerkt hatte dass Ivory sich einmal wieder anschlich und ihr damit hatte mitteilen wollen, dass sie diesmal keine Chance haben würde.

Aber abgesehen von dieser Eigenschaft war Gatcha ein liebes Mädchen, welches gerade die Zwillinge gerne um sich hatten. Denn Gatcha sagte niemals nein, wenn die beiden mit ihr spielen wollten. Zudem sah sie niedlich aus und hatte ein sehr gewinnendes Lächeln. Wenn sie so vor einem stand, in ihrem roten Lieblingskleid, das sie niemals gegen die sandfarbene Uniform getauscht hätte, den Kopf schief legte und einem mit großen, blauen Kulleraugen entgegen lächelte, konnte man ihr nicht lange böse sein. Ihre langen, fast schon platinblonden Haare trug sie mit einer rosa Schleife zu einem Pferdeschwanz gebunden, sodass diese ihr nicht im Weg waren, wenn sie mal wieder mit den Zwillingen fangen spielte.

“Zwölf”

Nummer zwölf, das war der achtjährige Dole, von allen nur Timid genannt. Der schüchterne Junge, der selten den Mund aufmachte und sich eigentlich immer hinter seinem Zwilling versteckte, sah, bis auf die blauen, wuscheligen Locken, aus wie President in klein, mit sandfarbener Uniform. Die braunen Augen schauten verschüchtert auf die Eltern herunter; er war sich immer noch nicht sicher, ob er das zweitägige Abenteuer nun gut oder schlecht finden sollte.

“Dreizehn”

Neben Dole stand in gewohnter Manier Costar, von allen Blunder genannt. Eine Mini Ausführung von Boss mit blauen Locken und braunen Augen, doch wesentlich aufgedrehter als sein Vorbild und wesentlich risikobereiter. Blunder dachte selten vorher darüber nach, was er tat und neigte dazu sich selber, sowie Timid, Gatcha und manchmal auch Silence in Schwierigkeiten oder Gefahren zu bringen. Immer darauf vertrauend, dass jemand ihn schon retten würde, stürzte er sich in jedes noch so kleine Abenteuer, egal wie oft man ihm sagte, das sei ein Fehler.

“Vierzehn”

Das letzte Mitglied des Marineclubs war der zehnjährige Silence, der ebenfalls die sandfarbene Uniform trug und dem man an den dunkelbraunen Augen ansah, dass er ganz woanders mit seinen Gedanken war. Wahrscheinlich war er wieder einmal bei seinen Dinosauriern. Silence war, wie der Name schon vermuten ließ, ein eher ruhiger Junge. Wenn er mal den Mund aufmachte, dann kamen seine Freunde oftmals in den Genuss einer ungewollten Lehrstunde über die Prähistorische Zeit. Silence war von seinen Eltern nur im Marineclub angemeldet worden, damit er auch etwas anderes tat als nach der Schule nach Hause kommen und seinen Kopf in Bücher über Dinosaurier zu stecken.
 

Nachdem die Kinder durchgezählt hatten, gab es kein Halten mehr. Blitzschnell verteilten sich alle auf dem Schiff, wobei die meisten sich auf der Brücke einfanden, denn dort hatten sie einfach die beste Aussicht. Langsam ließen sie das Schiff aus dem Hafen auslaufen, und Boss steuerte den Katamaran mit Hilfe von Doc und God zügig auf das offene Meer hinaus.
 

Doch was taten die Kinder, so ganz alleine auf diesem Schiff? Nun, wie jedes Jahr in den Sommerferien, machten sie einen zweitägigen Trip, um das richtige Navigieren zu üben. Und genossen es, mal ganz ohne Eltern unterwegs zu sein.
 

Noch während sie aus dem Hafen ausliefen, verschwanden Young Lady, Crybaby, Nerd und Silence von der Brücke und liefen zum hinteren Teil des Schiffes, an dem sich eine kleine Aussichtsplattform befand, auf welcher Gatcha gerade ihren Eltern hinterhertrauerte. Dort stellten sich die drei an die Rehling und sahen zu dem Hafen, der immer kleiner wurde, bis er schließlich ganz verschwand.

Aus der Ferne war ein Motorengeräusch zu hören, das alle Kinder aufblicken lies. Gerade als sie eine Brücke passiert hatten, flog ein gelbes, viermotoriges Flugzeug über das Schiff hinweg, als wolle es den Kindern auf Wiedersehen sagen.

Kurz darauf hörte man President, der in strengem Ton einen Befehl gab. “Kurs zur Insel Bonal eingeben. Autopilot aktivieren!” “Jawohl Sir, Kurs ist eingegeben.” kam es von Boss und God fügte hinzu: “Autopilot ist aktiviert!”

Nun kam wieder Leben in Boss, der zuvor ganz konzentriert an seinem Platz gestanden hatte. Jubelnd, die Faust siegessicher nach oben gereckt, machte er einen kleinen Freudenhüpfer und rief: “Wir habens geschafft! Von jetzt an sind wir frei! Davon hab ich immer geträumt, frei wie ein Vogel zu sein!” “Und wir haben ein super Wetter, Leute!” fiel Tiger mit Begeisterung in den Jubel ein. Nur President, der musste natürlich wieder mal den Verantwortungsvollen raushängen lassen. “Hört mal, wir sind nicht hier um zu faulenzen! Verstanden?!” “Jetzt hab dich nicht so.” entgegnete Boss, immer noch mit breitem Grinsen im Gesicht, was President sehr missfiel. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich von missfallend zu verärgert und schon erschallte der nächste Befehl. “Ab sofort redet ihr mich nur noch mit Käptn an, klar?” Mit einem leichtfertigen “Hab verstanden, President” wandte sich Boss ab und der Bodenluke zu, welche klapperte. Wieso nur? Sie hatten diese doch im Vorfeld kontrolliert, eigentlich sollte sie bombenfest sitzen.

Noch während President sich beschwerte “Käptn, Man!”, ging die Bodenluke auf und ein junges Mädchen kletterte unter Beschwerde heraus. “Wie lange soll ich denn noch in diesem dunklen, blöden Loch hocken, hm? Wo sind denn die weißen Segel, oder hast du mich etwa auf den Arm genommen?”

Die letzte Frage ging an God, der nicht minder überrascht guckte wie der Rest seiner Kameraden. So hatte er sich das Ganze nicht gedacht!

President war der erste, der zumindest halbwegs seine Sprache wieder fand. “Wa… Wa… Was machst du denn hier an Board?” wollte er wissen, und die herablassende Antwort war “Wieso fragst du?”, als wäre es das natürlichste der Welt, dass sie mit auf diese Reise käme. God, welcher mit President und Boss dem Mädchen gegenüber stand, wechselte blitzschnell die Seiten und gesellte sich zu dem Neuankömmling. “Schluss jetzt! Ich weiß überhaupt nicht was diese dämliche Fragerei soll!” versuchte er die Situation herunter zu spielen, wohl wissend dass er, sollte seine Aktion schief laufen, er einiges an Ärger bekommen würde. “Ihr kennt Princess doch alle, sie ist meine Verlobte!”
 

Ja, das stimmte. Jeder im Club kannte Princess. Die Verlobte von God war schon zu einigen Treffen von ihm mitgebracht worden und genoss einen gewissen Sonderstatus. Geduldet, obwohl sie kein Mitglied war und nicht wirklich zu der Truppe passte.

Auch sie war aus reichem Hause, weswegen die Verlobung von den Eltern der beiden arrangiert worden war. Und God hätte es auch viel schlechter haben können. Die adrette 15-jährige war hübsch, die langen braunen Haare umschmeichelten ihr Gesicht und die blauen Augen passten perfekt zu denen ihres Verlobten. Nur so ganz wollte sie nicht zu ihm passen, denn sie war, anders als ihr Spitzname vermuten ließ, von wesentlich besserem Charakter. Höflich, zuvorkommend, freundlich,... alles was God vermissen ließ, wies sie auf. Gut, sie war ein wenig eingebildet. Aber über das sah man gerne hinweg, denn das sprach man ihren Eltern zu die schlichtweg ALLES für ihre Tochter taten. Und dennoch wollte sie nicht wirklich zum Marineclub passen. Sie wirkte mehr wie jemand, der sich bedienen ließ, anstatt selber Hand anzulegen. Und wie jemand, der sich mehr für schicke Kleider interessierte als für das Meer.

Auch heute war sie wieder in ein teures Kleid gekleidet, kurzärmlig, in zartem rosa, mit einer weißen Schleife über der Brust und einer vermutlich sehr teuren Brosche in der Mitte der Schleife. Prunkstück der Verzierung war ein Smaragd, der auf der Brosche glitzerte und funkelte.
 

“Natürlich kennen wir Princess alle”, kam es von Tiger. “Sag mal, wird das hier jetzt ne Hochzeitreise oder was?” fragte sie und kassierte dafür einen verärgerten Blick von God.

Angelockt durch Presidents vorheriges Gebrüll erschienen auch Crybaby, Young Lady, Nerd, Silence und Gatcha auf der Bildfläche und beäugten die Szenerie. Das versprach spannend zu werden.

“Ach quatsch, son Blödsinn!” meinte God verärgert, was President zu der Frage veranlasste: “Was geht hier vor?!” Sehr verärgert musterte der “Kapitän” Princess und God. “Laut Boardregeln dürfen sich nur Clubmitglieder auf dem Schiff aufhalten!” “Das finde ich aber seltsam.” meinte Princess misstrauisch. “Hast du nicht gesagt du hast alle um Erlaubnis gefragt?” wandte sie sich an ihren Verlobten.

Dieser sah sich in die Ecke gedrängt und erhob zornig die Fäuste, bereit zur Verteidigung. “Auf einen Passagier mehr oder weniger kommt es doch nicht an!” meinte er und brachte den Protokoll liebenden President damit vollends zur Weißglut. “Das denkst du vielleicht, ich bin da allerdings ganz anderer Meinung!” President kochte innerlich. God! Mal wieder God, der sich nicht im geringsten an die Regeln halten wollte. Der dachte, die Regeln würden für alle anderen gelten, nur nicht für ihn. “Ich kanns nicht fassen, dann hast du mich also angelogen!” hieb nun auch Princess auf ihren Verlobten ein, der seine Felle wegschwimmen sah. Verdammt! Dabei hatte er sich das doch so schön ausgemalt, wie er mit ihr übers Meer schipperte und den Sonnenuntergang auf hoher See genoss! “Princess, das geht schon in Ordnung.” versuchte er das aufgebrachte Mädchen zu beruhigen und wandte sich an den restlichen Marineclub. “Also. Hört mir jetzt mal alle ganz genau zu. Ohne die Spenden meines Vaters könnte der Marineclub überhaupt nicht existieren! Stimmts oder hab ich Recht, President?” versuchte er seinen Standpunkt gegenüber dem Chef zu rechtfertigen. doch sein Versuch lief ins Leere. “Hast du geschlafen? Hier bin ich Kapitän! Und ich trage die Verantwortung für alle, also zurück in den Hafen! Dort werden wir sie dann wieder von Board lassen.”

“Aber wenn wir umdrehen, dann können wir unseren Zeitplan nicht einhalten.” gab Tiger zu bedenken, was President etwas aus der Fassung brachte. Er hasste es, Zeitpläne nicht einzuhalten. “Ich weiß, aber ich kanns nicht ändern, wir müssen uns nunmal an die Boardregeln halten.” “Ich bin auch dafür dass wir umdrehen!” erklang Gatchas Stimmchen.

Das war nach ihrem Geschmack. Wenn sie Glück hatte, waren ihre Eltern noch im Hafen und würden sie wieder mit nach Hause nehmen, wenn sie ihnen weismachen konnte dass der Trip nun wegen fehlender Zeit nicht mehr stattfinden konnte. Da störten sie auch die Blicke der anderen nicht wirklich, die sie verwundert ansahen.

Die Situation drohte zu eskalieren. Presidents Gesichtsfarbe änderte sich langsam in Richtung rot und auch God sah so aus, als würde er es lieber auf einen Faustkampf ankommen lassen als kleinbei zu geben. Tiger und Boss wechselten einen vielsagenden Blick. Wie so oft war es nun die Aufgabe von Boss den Clown der Truppe zu geben und die Gemüter wieder zu besänftigen, ehe die Situation komplett aus dem Ruder lief.

So setzte er sein bestes Lausbubengrinsen auf und stellte sich zu God und Princess. “Es ist doch alles in Butter Leute!” mit betont fröhlicher Stimme versuchte er die Situation zu entzerren. “Ich finds gut wenn ein paar mehr Mädchen an Bord sind, kann können wir ein bisschen flirten!” Er grinste Princess an und wurde sofort von dem extrem eifersüchtigen God von ihr weggezogen. “Mach mein Mädchen nicht an!”

Princess sah zuerst verärgert drein, beruhigte sich aber schnell wieder. Noch ehe jemand anderes was sagen konnte, meinte sie “God, vielleicht ist es besser, wenn ich nicht mitfahre.” Sie sah in den Himmel und seufzte. Eigentlich hatte sie sich schon sehr auf diese Reise gefreut, aber sie wollte auch keinen Unfrieden stiften.

Da ging die Tür auf und Tank stand dort, mit einer Tasche in den Händen. “Ich glaubs nicht, wer hat die denn mitgebracht?” Verblüfft starrte er auf die kleine Zusammenkunft, die aus God, Boss, Princess und President bestand und die er offensichtlich nicht gemeint hatte. “Kann mir mal einer sagen was hier gespielt wird?”
 

Nach einer kurzen Erklärung von beiden Seiten war die Sache geklärt und Tank konnte zeigen was er gefunden hatte - in der Tasche waren Gewehre mit an Board gebracht wurden. Tiger nahm eines der Gewehre aus der Tasche und freute sich. “Ist ja cool, eine echte Winchester!” Während die Waffennärrin die Tasche durchforstete und sich über jedes Gewehr noch mehr zu freuen schien, verkrümelte sich Boss klammheimlich an die Instrumente und tat so, als müsste er dort was nachschauen. Das nächste Donnerwetter würde wohl ihn betreffen, musste er sich eingestehen, und sah nervös über seine Schulter. Denn die Gewehre hatte er an Bord geschmuggelt. “Die war in der Vorratskammer versteckt.” berichtete Tank, als President ihn fragte, wo er die Tasche herhatte. “Ich höre, God!”, forderte President den vermeintlichen Missetäter auf, sich auch dazu zu bekennen, doch God wollte nicht die Verantwortung für etwas übernehmen, was nicht auf seinem Mist gewachsen war. “Sie gehört mir nicht!”

Boss biss sich auf die Lippe. Auf der einen Seite hatte er gute Chancen unbescholten aus der Sache heraus zu kommen, aber auf der anderen Seite war es nicht seine Art andere seine Missetaten ausbaden zu lassen. Auch wenn es ihn gerade bei God stark in den Fingern juckte. Immer noch den anderen den Rücken zugedreht sagte er: “Schon gut, sie gehört mir.”

“Was - DIR?” fragte President ungläubig.

Boss drehte sich ruckartig um. “Ich hab gedacht, damit könnten wir uns vielleicht mal verteidigen, falls uns uns Haie angreifen!” versuchte er sich rauszureden, allerdings war ihm selber klar, wie das klang. Nach einer lahmen Ausrede.

“Oh man, womit hab ich das nur verdient?” fragte President und bemitleidete sich selber. Allerdings nahm ihn keiner so wirklich Ernst, nur Doc sagte grinsend “Mein aufrichtiges Beileid.”

Als wäre noch nicht genug in dieser kurzen Zeit passiert, platzte auch noch Blunder herein, besorgt und aufgeregt. “Es gibt da ein Problem, kommt mal alle mit mir mit!” Leider war das der Punkt, an dem Presidents Nerven endgültig rissen und so brüllte er Blunder an. “Was gibt es denn noch?!” Blunder, der ja keine Ahnung hatte, was vorgefallen war, bezog das sofort auf sich und nach einer Schrecksekunde traten ihm Tränen in die Augen. Nur Docs sehr verärgertes “President!” hielten ihn davon ab in Tränen auszubrechen. “Oh, es tut mir Leid.” entschuldigte der Clubchef bei Blunder und atmete tief durch. Die Nerven zu verlieren war jetzt eine ganz schlechte Idee! Ein Glück dass Boss sich wieder gefangen hatte und die verfahrene Situation in die Hände nahm. “Was ist denn los, Blunder?” fragte er mit sanfter Stimme und lächelte den Jungen an. “Ich hab mit Timid hinten auf der Aussichtsplattform gespielt und… ich hab gesagt dass er ein Schisser ist. Daraufhin ist er eine Leiter hochgeklettert, ob wohl ich ihm gesagt hab, er solls lassen! Aber er wollte ja nicht hören, er wollte beweisen, dass er auch mutig ist!” Blunder sah sein großes Vorbild Boss verzweifelt an. “Und jetzt kommt er nicht mehr runter”, vermutete Boss und Blunder nickte. Jetzt war schnelles Handeln gefragt. “Keine Sorge, ich kümmer mich drum.” sagte Boss noch während er gefolgt von Tank, Crybaby, Young Lady, Nerd und Blunder zur Aussichtsplattform stürmte.

Dort angekommen bot sich ein nahezu groteskes Bild. Vor Angst schlotternd klammerte sich Timid an das Geländer der Leiter, die er zuvor so mutig erklommen hatte und sah auf die Aussichtsplattform, von der aus ihn nun die eben genannten ansahen. “Oh nein…” flüsterte Young Lady und sah zu Timid hinauf, der etwa vier Meter über der Aussichtsplattform festsaß. Boss hingegen, ganz der Held, den die anderen nur zu gern in ihm sahen, ging zur Leiter, die senkrecht an der Wand nach oben führte, und kletterte gelassen hinauf, bis er auf Timids Höhe war. “Keine Angst, ich bring dich sicher wieder nach unten.” beruhigte er den verängstigten Jungen und wollte gerade eine Hand nach ihm ausstrecken, als das Schiff auf Grund einer höheren Welle wackelte und beide sich festhalten mussten um nicht zu fallen. Dazu tat es einen gewaltigen Donnerschlag, der Boss zu einem besorgten Blick verleitete. “Oh nein, das sieht nicht gut aus! Ein Gewitter!” meinte er und starrte in die Wolken am Horizont, die seltsam rötlich blitzten. Eine ungewöhnliche Farbe für ein Gewitter, welches eigentlich eher gräulich bis lila erscheint, aber darauf konnte Boss sich jetzt nicht konzentrieren. Ein Gewitter würde dem Schiff zwar nichts ausmachen, die See würde ihren Katamaran jedoch ungemütlich hin und her schleudern. Im Schiff eher unangenehm, draußen gerade für ein Kind potentiell tödlich mit Wellen, die es von Schiff fegen konnten. Jetzt musste er schnell sein.
 

Auf der Brücke hatten auch die anderen die Welle gespürt und sich gerade noch so auf den Beinen halten können. “Ich versteh das nicht, der Wetterbericht hat nichts von einem Sturm gesagt!” wunderte sich President noch als Doc ganz entsetzt auf die Geräte vor ihr starrte. “Das Radar zeigt nichts mehr an!”

Als wäre das noch nicht genug, vermeldete Tiger “Das Navigationssystem spielt auch verrückt!” Da half auch Gods gut gemeinter Kommentar “Jetzt macht mal halblang, Leute. So schnell sinkt das Schiff nämlich nicht!” überhaupt nichts.

Die Kinder waren zwar schon durch ein paar Stürme mit dem Boot gut durchgekommen, aber so einen heftigen Sturm hatten auch sie noch nicht erlebt. Außerdem hatten sie sich bisher auch noch immer auf ihre Instrumente verlassen können - die ihnen nun nicht mehr zur Verfügung standen. Im Moment fuhren sie blind über die Wassermasse ohne Anhaltspunkt wo sie waren. Kein Wunder, dass sie nervös waren!
 

Boss hatte es inzwischen geschafft Timid vom Geländer loszueisen und kletterte vorsichtig, den Kleinen in einem Arm und mit der anderen Hand am Geländer, an der Leiter nach unten. Und es wäre auch alles gut gelaufen, hätte nicht die nächste große Welle Boss buchstäblich von den Füßen gerissen. Auf halber Höhe konnte sich der sportliche Junge nicht mehr halten und fiel rücklings die Leiter hinunter.

Die Arme schützend um Timid gelegt, hörte er die anderen aufschreien - und landete wider Erwarten ungewöhnlich weich. Er drehte den Kopf und sah seinen Freund, der die beiden aufgefangen hatte.” “Tut mir Leid, Tank” entschuldigte er sich, wohl wissend dass er seinem Freund weh getan haben musste, auch wenn dieser es nicht zeigte. “Kein Problem. Gehn wir lieber schnell wieder rein!”, antwortete dieser, als der nächste Donner die Kinder erschreckte.
 

Schnell waren alle auf der Brücke wieder vereint. Während die meisten sich an in der Wand eingelassenen Haltestangen festhielten, standen ein paar wenige an der großen Glasfront der Brücke und beobachteten abwechselnd den Himmel und das Armaturenbrett.

Crybaby lief zu seinem Bruder und wollte ihm scheinbar irgendwas sagen. “Boss…” “Was ist?”, fuhr dieser Crybaby ungewohnt harsch an. “Halt dich lieber irgendwo fest!” Die nächste Welle schüttelte das Schiff und Crybaby versuchte irgendwo Halt zu finden. Er bekam das Armaturenbrett zu fassen und wurde unsanft von God weggestoßen. “Bist du wahnsinnig?!” hörte er noch, bevor ein Blitz alles in gleißendes Licht hüllte und die verängstigen Schreie seiner Freunde in seinem Kopf widerhallten.
 

Hätte man von außen zugesehen, hätte man ein bemerkenswertes Schauspiel gesehen, welches direkt aus einem Sci-Fi Film hätte stammen können.

Eingehüllt in heftige rote Blitze schoss ein Lichtstrahl aus den Wolken, um das Schiff zu umhüllen und verschwinden zu lassen. Nur Sekunden danach war es, als wäre nie etwas geschehen. Die Wolken verschwanden, als hätte jemand mit dem Finger geschnippt und es herrschte wieder strahlender Sonnenschein. Auch das Meer war ruhig, als hätte es den Sturm nie gegeben.

Nur das Schiff war fort; weit und breit nicht zu sehen. Wo war es hin?
 

Das sollte sich auch der Marineclub bald fragen. Wo war das Schiff mit ihnen hin? Was war nur passiert?

Doch fürs Erste lagen sie ohnmächtig auf dem Boden der Brücke. Die ungewöhnliche Reise hatte ihnen das Bewusstsein genommen.
 

Boss erwachte als Erster. Schnell hatte er die Benommenheit abgeschüttelt und rappelte sich auf. Nach einem kurzen Blick nach draußen, der ihn nicht wirklich beruhigte, drehte er sich um. Die anderen lagen alle ohne Bewusstsein am Boden, jeder dort hingefallen, wo er oder sie zuvor gestanden hatte. Ob es ihnen allen gut ging?

Da vernahm er die ersten Stimmen und sein Blick traf Tank, der die Augen öffnete und ihn sehr verwundert anstarrte. Was auch immer passiert war, tot schien zumindest schon mal keiner zu sein, was für eine Erleichterung! Sein Blick fiel auf seinen kleinen Bruder, der ganz in seiner Nähe lag und schnellen Schrittes war er bei ihm, kniete sich hin und rüttelte ihn an der Schulter. “Hey Crybaby, alles in Ordnung?” fragte er besorgt.

Seine Sorge wurde schnell zerstreut, denn sein Bruder hob den Kopf, sah ihn an und erhob sich danach. Zwar ein wenig ungelenk, aber in Anbetracht der Umstände erschien das Boss auf eine seltsame Art und Weise normal. “Was ist passiert?” fragte der Jüngere, doch sein großer Bruder hatte keine Antwort darauf und zuckte hilflos mit den Schultern.

An anderer Stelle regten sich auch die ersten und der nächste, der aufstand, war President. Misstrauisch nach draußen schauend sagte er: “Wo sind wir, sind wir noch am Leben?” Dies verleitete Doc, die inzwischen auch wieder vollends da war, zu erneuter Schelte. “Jetzt übertreibst du aber, siehst du das denn nicht?”

Der Clubchef sah sich um und blickte in erstaunte Augen. Dass seine letzte Frage absurd gewesen war, konnte er am Gesichtsausdruck eines jeden Einzelnen ablesen.

Timid, der sich mit Blunder an Princess festklammerte, löste die peinliche Situation auf. “Ich habe Angst!” “Es ist ja schon vorbei”, beruhigte Princess ihn und überall kam Leben in die Gruppe. Die Kinder halfen sich gegenseitig auf und kontrollierten, ob sie verletzt waren.

“Geht’s allen gut?” fragte Boss in die Runde und Tiger antwortete stellvertretend für die anderen “So wie’s aussieht, ja.” Doch ihr amüsierter Blick ging zu God, der immer noch reglos am Boden lag. “Nur ihm nicht”, fügte sie ohne Bedauern hinzu. Dies rief Snake auf den Plan, der zu God lief und ihn schüttelte. “Mach bloß keinen Quatsch, was ist denn mit dir?”, fragte er seinen Freund besorgt, der davon aufwachte. “Tja, solche Typen wie er kommen immer wieder auf die Beine”, kommentierte Tiger und sah nach draußen. Sie blickte auf Palmen und einen leicht bewölkten blauen Himmel. Scheinbar waren sie an einem tropischen Strand gelandet.

Boss und Tiger sahen einander an. Ob es dem Schiff noch gut ging? “Sitzen wir hier fest?”, fragte Tiger und Boss biss sich auf die Lippe. “Das Schiff scheint auf den ersten Blick keinen großen Schaden genommen zu haben, aber die Instrumente sind komplett ausgefallen.” Er wagte einen genaueren Blick nach draußen. “Abgesehen davon sind wir so weit an den Strand hochgespült worden, dass ich die Befürchtung habe, dass wir selbst bei Flut nicht mehr wegkommen.” Dies galt es zu überprüfen und so machten sich die Kinder auf den Weg nach draußen, das Schiff zu begutachten.

Auch von außen machte das Schiff einen intakten Eindruck, doch Boss’ Einschätzung erwies sich leider als richtig. Das Boot saß tief im Sand und es schien als würde nichts und niemand es wegbekommen.

“Wo sind wir hier denn bloß?” fragte Timid seinen Bruder, der genauso ahnungslos war. “Keine Ahnung”, gestand Blunder und sah sich mit den anderen um. Nichts, aber auch gar nichts kam ihnen bekannt vor und das obwohl sie schon auf so einigen Inseln gewesen waren. “Vielleicht sind ja Menschen in der Nähe”, hoffte Young Lady inständig und suchte den Strand mit ihren Augen ab. Leider sah man auf den ersten Blick nichts, das auf Leben abseits von Pflanzen hindeutete.

Etwas abseits konnte man ein anderes Schauspiel beobachten. Princess, die mit der aktuellen Situation unzufrieden war, lief auf und ab, gefolgt von God, der ihr folgte. Doch nicht strammen Schrittes, wie man es von ihm gewohnt war. Mit Verband um den Kopf, gestützt vom treuen Snake, humpelte er seiner Verlobten hinterher.

“Mir geht es verdammt dreckig, Princess. Ich kann nicht mehr, ich glaub ich geh vor die Hunde!” mimte er den sterbenden Schwan fast perfekt, was Princess jedoch kalt ließ. “An den paar Kratzern stirbt man nicht”, argumentierte sie kühl, und gab ihm dann den Rest. “Und nur damit du es weißt, ich bin die längste Zeit deine Freundin gewesen.” God traute seinen Ohren nicht. Princess löste die Verlobung auf? Wie konnte sie ihm das nur antun? Wo es ihm doch so schlecht ging? Princess drehte sich um. “Wir sind zwar verlobt, das jedoch haben unsere Eltern entschieden. Meine Entscheidung ist noch nicht gefallen!” Die Erleichterung stand dem Jungen ins Gesicht geschrieben. Es war noch nicht zu spät. Er hatte noch eine Chance sie zurück zu gewinnen, welch ein Glück. Er wusste zwar noch nicht wie, aber er würde es schaffen und seinem Vater keine Schande bereiten.

“Die beruhigt sich wieder”, wollte Snake ihn beruhigen, doch God stieß ihn weg. “Halt den Mund”, kommentierte er Snakes Versuch ihn zu aufzumuntern und löste den Verband von der Stirn. Ansich war es ja lieb gemeint gewesen, aber Snake hatte keine Ahnung. Hier ging es um so viel mehr als eine Verlobung aus Zuneigung. Für God ging es um viel mehr. Er mochte Princess zwar auch wirklich gerne, aber sein Vater hatte keinen Zweifel daran gelassen was für eine gute Partie das Mädchen war. Geld, Ansehen und ein unbedeutender Adelstitel, das war seinem Vater aufgefallen, und das war ihm auch wichtig. Von reicher Familie zu liiert mit Adligen, das würde das Ansehen seiner Familie steigern und ihnen noch bessere Geschäftsbeziehungen einbringen.
 

Aus dem Dickicht der Insel war Gebrüll zu hören. Es klang, als wären es entweder ziemlich große, oder sehr viele Raubtiere, die dort ihr Unwesen trieben. “Was ist das?”, fragte Gatcha ängstlich und halb ängstlich, halb fasziniert antwortete Blunder: “So brüllen Löwen.” Die Aussicht, auf einen wilden Löwen zu treffen schien dem einen Zwilling wesentlich besser zu gefallen als den Umstehenden, die im Gegensatz zu ihm mit besorgten Mienen ins Dickicht schauten. “In dem Gebiet, in dem wir uns eigentlich befinden sollten, gibt es aber keine Löwen”, meinte Doc und starrte beunruhigt in das dunkle Grün. Wo zum Teufel waren sie? Hatte der Sturm sie so weit von der eigentlichen Route abgetrieben? “Klingt aber wie irgendein Raubtier”, bekräftigte Young Lady Blunders Vermutung.

Boss wurde es zu bunt. Er hatte keine Lust weiter herumzustehen und Vermutungen anzustellen. “Hey Tank!”, sagte er zu seinem Freund. “Lass uns mal nachsehen.” Der Angesprochene nickte. “In Ordnung”, erwiderte er sehr zu Presidents Entsetzen. Sie konnten doch nicht einfach so in unbekanntes Terrain vordringringen, so ganz ohne Plan und Schutz! “Ich komm mit!”, ertönte es von Tiger und President sah ein, dass er die drei nicht wirklich aufhalten konnte. “Mensch Leute, seid bloß vorsichtig!”, rief er ihnen besorgt hinterher. Schon schossen auch God und Snake an ihm vorbei, die es sich nicht nehmen ließen, die anderen zu begleiten. Nicht auszudenken, wenn Boss eine wichtige Entdeckung machte und God wäre nicht dabei! Nein, das ging so gar nicht! Er, God, würde seinem Rivalen niemals den Ruhm überlassen.

“Nur keine Panik!”, rief Boss im Weglaufen, doch President hörte es kaum noch. Er schnappte sich gerade noch Silence, der auch an ihm vorbei stürmen wollte. “Du bleibst hier”, sagte er streng und hielt den sich heftig Wehrenden davon ab, den anderen zu folgen. “Ich will auch mitgehen!” Doch er hatte keine Chance gegen den kräftigen Griff des Älteren. “Kommt nicht in Frage!”
 

Boss und seine Freunde wanderten, gefolgt von God und Snake, durchs Gebüsch. “Ich möchte echt mal wissen, wo wir hier sind”, meinte Boss und sah sich um. Die Vegetation kam ihm mal vertraut vor und dann doch wieder nicht. Die meisten Pflanzen, die er dachte wiederzuerkennen, hatte er eigentlich kleiner in Erinnerung gehabt. “Ganz schön unheimlich hier”, drang es von ganz hinten an sein Ohr. Das kam von Snake, der die Position des Letzten innehatte und sich sehr nervös umsah. Sie kamen dem Gebrüll immer näher und schließlich stoppten sie abrupt. Durch die Bäume sahen sie etwas großes, das sich bewegte und hörten Schmatzgeräusche. War das jenes Raubtier, das sie gehört hatten? Keinem von ihnen fiel auf Anhieb ein so großes Raubtier ein, das auf der Erde lebte. Was war das nur für ein Tier? Vorsichtig und leise schlichen sie sich näher heran, bis sie, getarnt durch große Büsche, einen guten Blick auf das Raubtier hatten.

Beinahe hätten sie laut aufgeschrien. Das Raubtier war zwar räuberisch, aber ein Säugetier war das nicht. Sie trauten ihren Augen nicht. Es war ein Dinosaurier! Ein leibhaftiger T-Rex, der gerade genüsslich seine Mahlzeit verspeiste.

Noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte, hob der T-Rex den Kopf und sah sich um. Die Kinder gingen schnell auf Tauchstation und hielten die Luft an. Nicht auszudenken wenn die Riesenechse sie entdecken würde! Zum Glück wandte die Echse sich bald wieder ihrem Fressen zu und die Kinder atmeten auf.

Selbst Boss, sonst eigentlich nie um einen Spruch verlegen, fehlten die Worte. “Dinosaurier!” war alles, was er herausbrachte. “Ich glaub, ich träume!”, sagte Tiger und starrte die Riesenechse an. Sonst eher der Draufgängertyp, sah man an ihrer ganzen Körperhaltung, dass sie jetzt wesentlich lieber woanders gewesen wäre.
 

Zurück am Schiff hatte President inzwischen seine anfängliche Scheu überwunden und war von Board gegangen um die nähere Umgebung genauer zu inspizieren, als aus der Luft plötzlich komisch kratzende Geräusche kamen. “Was ist das?”, hörte er Nerd fragen und drehte sich um. “Es kommt auf uns zu!”, rief Crybaby und President sah, dass Nerd in den Himmel zeigte. War das etwas gefährliches? President lief voller Sorge die Treppe zum Schiff wieder nach oben. “Geht in Deckung!”, rief er noch - und wurde von einem Luftstoß zurückgeworfen.

Er fand sich im Sand wieder. Schnell drehte er sich um und rappelte sich auf - nur um seinen Augen nicht zu trauen. Ein Flugsaurier stürzte in einiger Entfernung auf den Strand. “Unglaublich!”, hörte er Princess von über ihm. “War das ein Vogel?” “Nein, ein Pteranodon!”, kam es von Silence, für den es keinen Grund mehr gab sich an Presidents Anweisungen zu halten. Mit Dinos kannte er sich aus, diesen musste er einfach von nahem betrachten. Egal ob sich jemand anders nun um ihn Sorgen machte oder nicht. Blitzschnell sprang der Dinoliebhaber über die Treppe nach unten und sauste an President vorbei, der gar nicht so schnell reagieren konnte. Mit einem “Nicht doch, warte!” konnte der Clubchef nichts weiter tun als Silence hinterherzulaufen, der schnurstracks auf den Flugdino zustürmte.

Bei dem Dino angekommen staunten die beiden nicht schlecht. Vor ihnen lag in der Tat ein Pteranodon - allerdings anders als sie es vermutet hatten. Irgendjemand hatte den mächtigen Dino mit Pfeilen niedergestreckt. “Ist es tot?”, fragte Gatcha, die, zusammen mit den restlichen Kindern, Silence gefolgt war. “Sieht so aus”, bestätigte Blunder und der erste Schock löste sich von ihnen und die Stille wurde von Fragen durchbrochen. “Wie ist das passiert?”, wollte Young Lady wissen und die nächste Frage kam von Crybaby. “Was machen wir jetzt?”

Doch keiner hatte eine Antwort. “Ich weiß nicht genau”, murmelte President, immer noch ganz überrascht, dass ein Urzeitlebewesen vor ihm lag - und das mitten an einem Strand, nicht in einem Museum. “Auf jeden Fall genügend Abstand halten”, beschloss er mit fester Stimme. Silence hörte ihm jedoch kaum zu. Unter dem Flügel bewegte sich etwas! Als eine kleine Schnabelspitze zum Vorschein kam, kam Leben in den kleinen Dinoliebhaber. Ungeachtet der vorangegangenen Worte lief er so schnell er konnte zu der Schnabelspitze. “Silence! Hast du gerade nicht zugehört?”

Das hatte er tatsächlich nicht und es war ihm auch schlicht egal. Da war ein Dinobaby und es brauchte seine Hilfe! Der sonst eher zurückhaltende Junge packte kraftvoll zu und zog einen kleinen Pterodon unter dem Flügel des Großen hervor. “Seht doch nur, der Kleine ist verletzt!”, sagte er und hielt den Flugsaurier ganz vorsichtig in den Armen.

Genau in dem Augenblick kamen Boss und God gefolgt von den anderen aus dem Gebüsch gerannt. “Hey Leute!”, rief Boss und stoppte vor seinen Freunden. “Wir haben gerade einen Dino…” sein Blick wanderte zu dem am Boden liegenden Pterodon und er verstummte. Tank beendete den Satz für ihn. “..saurier gesehn!”

“Was ist das nur für eine merkwürdige Insel?”, fragte Tiger verwundert.
 

Die Kinder beschlossen erstmal wieder aufs Schiff zurückzukehren. Dort fühlten sie sich sicherer als draußen auf dem Strand. Selbstverständlich hatte niemand Silence daran hindern können den kleinen Dinosaurier mitzunehmen und zu verarzten. Geschickt verband er die Wunde am Kopf des Kleinen, beobachtet von Timid, Blunder und Gatcha, die den Pteranodon zu gerne streicheln wollten. “Beißt er?” wollte Blunder wissen, doch Silence schüttelte den Kopf. “Nein.”

Das freute den blauhaarigen Jungen ungemein und er streckte schon seine Hand aus, der Pterodon jedoch zuckte zurück. Er schien sich nur von Silence anfassen lassen zu wollen. “Was hat er denn?”, beschwerte sich Blunder, verärgert darüber, dass er den Dino nicht streicheln konnte. “Er hat ganz einfach Angst.” versuchte Silence seinen Freund zu beschwichtigen.

President, der den Kleinen zugesehen hatte, wandte sich zu seinen Freunden um. “Das ist DIE Entdeckung!”, sprach er in den Raum hinein, auch wenn ihm keiner zuhören wollte. Alle waren sie an den Bordinstrumenten beschäftigt um nachzuschauen, wo zur Hölle sie gelandet waren. “Ein Vogel aus der Urzeit!”, er ignorierte Silences Einwand, dass das ein Dinosaurier, also eine Echse und kein Vogel sei. “Wenn wir das durchgeben, dann werden wir… Ja! Dann werden wir alle über Nacht berühmt!” Er sah sein Bild schon in den Zeitungen abgedruckt als Tiger ihn gewaltsam von Wolke Sieben herunter zerrte. “Vergiss es. Wir wissen ja nicht mal wo wir sind!”

“Das Funkgerät können wir auch abhaken, es ist kaputt!”, vermeldete Boss. Doch allen schlechten Meldungen zum Trotz konnte Doc für etwas Hoffnung sorgen. “Auf jeden Fall sind unsere Daten nicht gelöscht”, stellte sie nach einer schnellen Überprüfung fest. “Es muss ein Problem im Navigationssystem geben!”, murmelte sie vor sich hin und machte sich daran eben jenes Problem zu finden und zu beheben.

Inzwischen versuchte sich God daran, das Schiff wieder zum Laufen zu bringen. Leider erfolglos, was ihn dazu veranlasste mit beiden Fäusten auf das Armaturenbrett zu hauen und seinem Ärger lauthals Luft zu machen. “Verdammt!”

Snake sprach in seiner Verzweiflung einen sehr wichtigen Punkt an. “Wie sollen wir dann nach Hause kommen, wenn sich dieses Schiff nicht mehr vom Fleck bewegt?!”

“Irgendwas müssen wir tun!”, kam es von Boss, der nicht bereit war aufzugeben. “Wir können immer noch das Bodenfahrzeug benutzen!”

Das Bodenfahrzeug war ein speziell angefertigtes Gefährt. Mit Reifen, die denen eines Traktors ähnlich waren und mit genug Platz für die gesamte Gruppe war es, wie Doc es einmal so treffend beschrieben hatte, eine Mischung aus Geländefahrzeug und Wohnwagen. Für den normalen Hausgebrauch viel zu groß und oftmals belächelt, als God damit angekommen war, waren die Kinder doch schon ein ums andere Mal froh gewesen, dass sie es hatten und auch jetzt schien es keine schlechte Idee zu sein darauf überzusiedeln und sich in der Sicherheit, die Metall und Glas boten, die fremde Umgebung einmal genauer anzusehen. Nur God und Snake schienen einmal mehr schwer davon überzeugbar zu sein.

“Was redest du da für einen Unsinn! Ohne Schiff geht gar nichts!”, rief Snake, der aus unerfindlichen Gründen nicht gewillt schien das Schiff aufzugeben und zu verlassen.

God indes hatte eine andere Strategie um seine Verzweiflung und seinen Zorn loszuwerden. Verbal attackierte er Crybaby. “Es ist alles deine Schuld! Weil du die Steuerung angefasst hast ist der Autopilot ausgefallen und deshalb sitzen wir hier fest!”

Crybaby, ganz überrascht von der Attacke, sah God zunächst nur an, bis seine Augen Sekunden später trüb wurden und sich mit Tränen füllten. Seine Schuld? Er hatte sie alle in diese Misere gebracht? Wie hatte er seinen Freunden das nur antun können?!

“Es… es tut mir so Leid!”, setzte er an, doch sein Bruder unterbrach ihn. “Wir hatten einen Wahnsinnssturm! Er hat damit nichts zu tun!”

“Ach, nur weil er dein kleiner Bruder ist, ist er unschuldig oder wie?”, motzte God. “Weder du noch dein Bruder sind unfehlbar!”

“Es war ein Unfall, dafür trägt niemand die Verantwortung!”, versuchte es Boss weiter, doch sein Gegenüber wollte nicht hören. “Nein, war es nicht! Hätte der Autopilot funktioniert, wäre das Schiff nicht auf Grund gelaufen!”

“Das ist nicht wahr!”, behauptete Boss und starrte God entzürnt an. Mit einem “Doch!” starrte God zurück und es wäre wohl beinahe zu einem Handgemenge gekommen, wenn nicht Crybaby eingegriffen hätte. Tapfer die Tränen zurückhaltend sagte er: “Hört endlich auf! Ich nehme die Schuld auf mich.”

Da erklang Tigers Stimme. “Wer Schuld war ist jetzt völlig egal, ihr Hitzköpfe!” Ein Glück, dass in diesem Moment Tank, Princess und Young Lady mit Sandwiches auf die Brücke kamen, sonst hätte Crybaby seinem Spitznamen alle Ehre gemacht. Doch so trocknete er seine Tränen und langte wie alle anderen kräftig zu.
 

“Das war aber höchste Zeit!”, meinte Tank und biss voll Genuss ein Stück von seinem Sandwich ab. “Das stimmt”, bestätigte Boss und fügte hinzu: “Wenn man hungrig ist, ist man schlecht drauf und hat nur Mist in der Birne!”

“Sag mal - wie redest du denn?”, beschwerte sich Princess ob der Wortwahl, was Gatcha vergnügt kichern ließ. Tiger aß das letzte Stück ihres Sandwiches, seufzte und wandte sich vom Geschehen ab um die Umgebung in Augenschein zu nehmen.

Gerade rechtzeitig, denn draußen tat sich was. “Hey Boss, komm mal schnell her!” Sie winkte ihren Freund herbei. “Ja? Was ist denn?” Boss stellte sich neben sie und war erstaunt, welcher Anblick sich ihm bot. Merkwürdig gekleidete Leute, die auf zweibeinigen Dinos ritten, kamen dem Schiff immer näher. Da alle dieselbe Kleidung trugen und auch eine Rüstung, lag die Vermutung nahe, dass es Soldaten waren.

Auch die anderen traten an die Scheibe und blickten auf die Soldaten hinunter, die sich um das Schiff herum verteilten.

“Wer ist das denn?” fragte President verwundert. Die Merkwürdigkeiten rissen irgendwie nicht ab und eine Verschnaufpause war ihnen auch nicht gegönnt. So ein anstrengender Tag aber auch! Aus dem Augenwinkel registrierte er, dass God und Snake einmal mehr davon rannten. Was hatten die beiden denn nun schon wieder vor? Doch schon waren seine Gedanken wieder bei den Soldaten, die zu dem verendeten Flugsaurier ritten und sich um ihn versammelten. Hatten sie ihn etwa abgeschossen? Wieso? Da stieg eine ab und hob die Flügel an. Suchten sie etwa etwas?

Während Doc sich laut fragte, ob das wohl Soldaten seien oder nur merkwürdig gekleidete Leute mit Waffen, sah auch Silence dem Treiben zu und presste den kleinen Pteranodon an sich, der mit ihm das Schauspiel verfolgte und vor Angst zu zittern begann. Gerade wollte er beruhigend auf ihn einreden, als Tiger ihre Einschätzung abgab. “Das sind bestimmt Soldaten, so wie die aussehen. Aber welche mit altmodischen Rüstungen und sehr altertümlichen Waffen.” Tank stellte beunruhigt fest, dass es nicht nur immer mehr wurden, sondern sie dem Schiff auch immer näher kamen. “Was sollen wir tun?” fragte Boss und sah President an. Der hatte bereits einen Plan gefasst. “Wir werden mit ihnen reden. Wir sagen ihnen, dass wir keine Feinde sind und holen uns dann alle Informationen, die wir brauchen. Und wenn wir Glück haben, dann helfen sie uns das Schiff wieder ins Wasser zu bringen.”

Ein Gewehrschuss störte die Darlegung des Planes und verblüfft sahen sie in Richtung des Geräusches. God und Snake hatten sich zwei der Gewehre geschnappt und hatten Warnschüsse in die Luft abgegeben. Tiger zog eine Augenbraue hoch und schüttelte den Kopf. “Ich dachte er kann schießen?”

“Das hat er mal gesagt”, bestätigte Boss.

“Was stimmt denn nicht?”

“Abgesehen davon, dass er unsere Hoffnung auf Hilfe versucht zu verscheuchen?”, rief President und raufte sich die Haare. “Der macht ja meinen ganzen schönen Plan zunichte!”

“Jeder der schießen kann und mehr als nur ein paar Hirnzellen hat, weiß, dass man nicht senkrecht in die Luft schießt.”

“Ach ja, und warum nicht?”, fragte Princess mit leicht aggressivem Unterton. Eigentlich wollte sie Gods Verhalten nicht wirklich verteidigen, aber dass Tiger ihn als Vollidioten darstellte, ging ihr gehörig gegen den Strich.

“Na ja, was in die Luft geschossen wird, das muss auch irgendwann wieder runter. Du weißt schon. Schwerkraft und so”, murmelte Tiger und beobachtete fasziniert das Treiben draußen. Die Soldaten hatten sich nicht einschüchtern lassen und waren noch näher gekommen. Das brachte God aus der Fassung. “Verschwindet ihr Babaren! Ich erschieße jeden der näher kommt!”, schrie er und feuerte einen Warnschuss direkt vor die Füße eines der Dinos. Princess derweil ließ einen kleinen Schrei los. “Du meinst er könnte von einer Gewehrkugel getroffen werden?” Tiger nickte. “Beruhige dich, Princess”, versuchte Tank sie zu trösten. “Die Wahrscheinlichkeit dazu ist sehr gering, nicht wahr?”

Doch Tiger gab keine Antwort mehr. Ihr Augenmerk galt Boss, der zu God hinunter brüllte: “Sag mal spinnst du? Hör auf!”

Nur um zurück zu bekommen: “Nein! Wer auf eine Insel mit Dinos lebt, ist selbst ein primitives Lebewesen! Die Hilfe von denen brauchen wir garantiert nicht!” President raufte sich erneut die Haare. “Schön, dass er wenigstens weiß, worauf wir hinauswollten - aber ich glaube nicht, dass seine Logik stimmig ist!”

Tiger begann sich ihre Schläfe zu massieren, die ob so viel Dummheit zu schmerzen begann. “Ist das ein Idiot!”

Noch dazu war es schlichtweg wirkungslos. Die Soldaten ließen sich davon nicht beeindrucken und zückten ihre Armbrüste. Schon bald ging ein wahrer Pfeilhagel auf das Schiff hernieder und God und Snake rannten so schnell sie konnten ins Schiffsinnere.

Selbstverständlich waren die Kinder auf der Brücke nicht unbemerkt geblieben und so mussten auch sie in Deckung gehen, denn keiner wusste, ob das Glas der Fenster den Pfeilen standhalten würde.

God und Snake indes hatten sich, als der Pfeilhagel sich auf die Brücke konzentriert hatte, wieder herausgetraut und beäugten die Situation misstrauisch. Als einer der Soldaten mitsamt seines Dinos die Rehling überwand und aus näherer Entfernung schießen wollte, gab es kein Halten mehr für God. Niemand würde den Mitgliedern des Marineclubs etwas antun solange er in der Nähe war! Aus sicherer Entfernung schoss er auf den Dino und hätte bestimmt auch getroffen, hätte Boss ihn nicht aufgehalten. Dieser war nach draußen gestürmt und rief: “Hör auf hab ich gesagt! Du machst sie nur wütend!”

Dazu griff er nach dem Gewehr das God in der Hand hielt, doch der ließ sich das Gewehr nicht so einfach aus der Hand reißen.

“Verschwinde!” brüllte er.

Der Kampf der beiden wurde nur dadurch unterbrochen, dass der berittene Soldat direkt vor ihnen auftauchte und auf sie schoss. Boss ließ vor Schreck die Waffe los, was God sofort ausnutzte. Mit einem lautstark gebrüllten “Mistkerl!” schoss God dem Soldaten zielsicher die Armbrust aus der Hand und verscheuchte ihn damit.

Und auch der Rest der Soldaten schien nun genug zu haben. Allesamt traten sie den Rückzug an, was Boss ungläubig verfolgte, den Soldaten verblüfft von der Rehling aus hinterher schauend.

“Ich hab sie in die Flucht geschlagen!”, triumphierte God und Snake pflichtete ihm bei. “Das war ne reife Leistung!”

“Nein, ein Fehler”, widersprach Boss sehr zum Ärger seines siegessicheren Rivalen.

“Und wieso bitteschön?”, fragte dieser verärgert. “Siehs dir an!”, meinte Boss und zeigte auf den T-Rex, der, angelockt von den Schüssen, sich schnell näherte.
 

“Das war ja wohl klar, ein Übel kommt selten allein!”, stellte Tiger oben auf der Brücke fest und war sich nicht sicher, wo sie hinsehen sollte. Auf den T-Rex, der kurz bei dem toten Pteranodon stehen geblieben war, oder nach unten, wo God, Snake und Boss herumstanden wie Salzsäulen.
 

“Oh nein, er hat uns gesehen!”, stelle God fest, als der T-Rex den Kopf wieder vom Pteranodon hob und sie unverwandt ansah.

“Seht ihm bloß nicht direkt in die Augen!”, meinte Boss und starrte zu Boden, was ihm Snake und God sofort nachmachten. “Vielleicht sollten wir uns einfach totstellen?”, schlug Snake vor. Und wie man Gods Tonlage entnehmen konnte, fand er die Idee auch gar nicht mal so schlecht, nur etwas unpassend für einen Dinosaurier. “Man, das ist doch kein Bär!”

“War ja nur n Vorschlag”, ruderte Snake sofort zurück.
 

Auf der Brücke beobachteten unterdes die anderen die Situation und gerade die Kleineren konnten sich nicht entscheiden, ob sie nun fasziniert oder ängstlich waren. “Das sind Monster!”, behauptete Blunder und Gatche krallte sich in den Rock von Princess´Kleid. “Ich hab Angst!”

“Das sind keine Monster”, widersprach Silence vehement. “Das sind Dinosaurier! Das ist ein Tyrannosaurus Rex.”
 

Ebenjener hatte sich dazu entschlossen das Schiff und die Menschen darauf als Beute zu betrachten. Mit lautem Gebrüll rannte er auf das Schiff zu. Boss, God und Snake gaben Fersengeld. “Geht in Deckung” - “Weg hier!”, riefen die Jungen durcheinander und schafften es gerade noch ins Innere des Schiffes, bevor der T-Rex seinen Kopf gegen das untere Deck schlug.

Die Jungen wurden auf Grund der heftigen Schläge von den Füßen gerissen und waren heilfroh, als der T-Rex aufhörte gegen die Außenwand des Schiffes zu schlagen. Leider hatte er das getan um sich einem, in seinen Augen, leichter zugänglichen Ziel zu widmen und das war die Brücke. Voller Wucht rammte der Dino seine Schnauze durch eines der Fenster und ignorierte die Glassplitter die herumflogen völlig. Beute! Zwar klein, jedoch leckere, kleine Häppchen! Nun musste er da nur noch irgendwie drankommen.

Der T-Rex zog seine Schnauze aus der Fensteröffnung und probierte nochmal mit seinem Schädel das Metall einzuschlagen. Die Kinder hatten die Hosen gestrichen voll. “Verdammt! Wir werden alle noch sterben!”, rief President in heller Panik.

In diesem Moment öffnete sich die Tür und Boss erschien, begleitet von God und Snake. “Los, alle Mann unter Deck!”, rief er. “Wir hauen mit dem Bodenfahrzeug ab!”

“Wir sollen das Schiff verlassen?”, fragte God, mäßig erfreut.

“Wir haben keine Wahl!”, rief Princess, die aus der Tür stürmte. “Wenn er das Schiff zerstört hat, wird er uns auffressen!” Mit diesen Worten geleitete sie die Kleinen unter Deck. Auch die anderen machten sich daran die Brücke schnellstmöglich zu verlassen. Nur eine nicht. “Doc, schnell raus hier!”, rief Tank ihr zu, doch sie weigerte sich. “Ich kann nicht, ich brauche eine Kopie unserer Navigationsdaten!”

Boss und Tank warteten, bis sie die Daten auf eine Diskette geschrieben hatte und wollten gerade mit ihr losrennen, als der T-Rex sich entschied es nochmal mit der Nase durchs Fenster zu versuchen. Keine schlechte Taktik, denn dieses Mal konnte er seine Nase weit genug hinein schieben, dass er eine minimale Hebelwirkung erzielte und das Schiff ein wenig neigen konnte. Nicht viel, aber doch genug um Doc von den Füßen zu reißen und sie gefährlich nahe an seine Zähne rutschen zu lassen.

Als sie sich wieder gefangen hatte, sah Doc nach oben. Direkt über ihr der gewaltige Kiefer mit den scharfen Reißzähnen, bereit alles zu zerfleischen was sich zwischen ihnen befand. Verängstigt schrie sie auf und war sich nicht sicher, was sie machen sollte, als sie Boss nach ihr rufen hörte. “Bleib wo du bist!” Blitzschnell rannte der braunhaarige Junge zu seiner Freundin, und, nachdem er sie unter der Schnauze des T-Rex rausbugsiert hatte, rannte er genauso schnell mit Doc in den Armen zurück zur Tür. An der Tür übergab er die noch immer zitternde Doc an Tank und rief “Los, hauen wir ab!”
 

Während der Tyrannosaurus immer noch das Schiff malträtierte, in der Hoffnung an seinen Snack zu kommen, fanden die Kinder sich am Bodenfahrzeug ein. Boss kletterte in die Fahrerkabine, wo President schon auf ihn wartete. “Alle Mann an Board?”

“Natürlich!”, erwiderte President und Boss dachte bei sich, dass er sich die Frage eigentlich auch hätte sparen können. Wenn es um sowas ging, dann konnte man sich zu hundert Prozent auf den blonden Jungen verlassen. Freiwillig würde dieser niemanden zurücklassen.

Boss nahm am Lenkrad Platz, flankiert von God und President, welcher fragte: “Aber wo wollen wir hinfahren?”

“Keine Ahnung”, gab Boss zu, obwohl er wusste, wie sehr es sein Freund hasste, wenn er ohne Plan handelte. Und dieses Mal hatte er auch God zurecht auf seiner Seite. “Das ist unverantwortlich!”

“Vielleicht”, gab Boss zu. “Aber haben wir eine andere Wahl? Wollt ihr dass einer von uns gefressen wird?” Nein, das wollte keiner. Und so warteten sie ungeduldig darauf, dass sich die Rampe des Frachtraumes öffnete und sie losfahren konnten.

Endlich war es so weit und Boss gab Vollgas. Mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit, die das Fahrzeug hergab, schossen sie aus dem Schiff nach draußen in den Sand hinein - und nicht weiter. Aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse blieben sie erstmal stecken.

Das konnte doch nicht wahr sein! Boss wurde kalkweiß und drückte aufs Gaspedal so fest er konnte. Aber das Fahrzeug bewegte sich keinen Millimeter. Von draußen hörte man den Sand, der unter den Rädern wegflog und den T-Rex, der brüllend näher kam.

Praktischerweise hatte das Fahrzeug in der Fahrerkabine zum Teil ein Glasdach, unter dem eine Gepäckablage angebracht war. Die Gepäckablage bot mit geöffnetem Glasdach Tiger genug Platz, um dort zu knien und den Tyrannosaurus mit einem Gewehr ins Visier zu nehmen - was den Raubsaurier aber eher wütender machte, als ihn abzuhalten. Näher und näher kam der Dino und das Maul war schon geöffnet um in das Fahrzeug zu beißen - als die Räder endlich wieder Grip fanden und das Fahrzeug davon schoss. Die Zähne schnappten ins Leere und nach einigen Schritten gab der T-Rex die Verfolgung auf.

Tiger atmete auf. “Ein Glück, wir haben ihn abgeschüttelt!”, gab sie in die Fahrerkabine durch und alle atmeten auf. Das war knapp gewesen!

Während sich die anderen erstmal wieder entspannten, stand Silence auf und ging mit dem kleinen Flugdino im Arm nach vorne in die Fahrerkabine. Still stand er da und sah nach draußen und sah sich an, was da auf die Kinder zukommen würde. Der kleine Dino in seinen Armen seufzte, was ihn stutzen ließ. Natürlich wusste er nicht, welche Geräusche Dinos machten, aber er war sich sicher, dass seufzen nicht zum Geräuscherportoire eines Dinosauriers gehörten.

Die anderen waren alle in ihren eigenen Gedanken versunken, sodass sie nichts mitbekamen. “Wirklich ein supertolles Fahrzeug.” sprach der kleine Dino und Silence wäre vor Überraschung beinahe hintenüber gefallen. Der Pteranodon konnte ja sprechen! “Hast du was gesagt?”, fragte Boss, der sich nicht sicher war ob er was gehört hatte. In Sekundenbruchteilen beschloss Silence seine Entdeckung erst einmal für sich zu behalten. Erst einmal sollten alle wieder zur Ruhe kommen, bevor er ihnen die nächste Merkwürdigkeit präsentierte. Also schüttelte er den Kopf und sagte “Ich? Nein.”, was ihm Boss zum Glück abkaufte.



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