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Unverhofft kommt oft

Dean x Sam
von

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Teil 2

Sam war immer sehr logisch an alles herangegangen. Damit kam er gut durch Notfälle oder Prüfungszeiten, er konnte Freunden immer Ratschläge geben und gute Lösungen finden. Doch jede Art von Logik konnte er vergessen, wenn es um seinen Vorgesetzten ging.

Beim Kuchenessen hatte er einen kurzen Einblick auf einen Dean Winchester bekommen, der eigene Erfahrungen in der Familie mit schweren Krankheiten machen musste. Sam hatte einen Augenblick den Dean Winchester gesehen, der nicht rundum die Uhr strahlte – es war beängstigend und gab ihm doch das Gefühl, als würde man ihm vertrauen. Zumindest ein wenig mehr als seinen Kollegen?

Trotzdem war Dean ein wandelndes Rätsel mit seiner guten Laune, seiner Unausstehlichkeit am Morgen oder mitten in der Nacht und seinem überhöhten Konsum von Kaffee und fettigen Nahrungsmitteln. Natürlich war es niemandem gegeben, den Chef wegen seiner Nahrungsaufnahme zu belehren. Sam hoffte nur, dass der Mann nicht selbst mal Patient dadurch werden würde. Sam nahm sich mehr Zeit, um seinen Vorgesetzten dabei zu beobachten, wie er mit den jungen Patienten umging oder auch ihren Eltern. Er war so ruppig wie eh und je und es gab immer noch die eine oder andere Beschwerde. Doch gerade bei den Kindern fiel es Sam auf, dass es ihnen wohl mit der Wahrheit besser ging als Beschönigungen. Sam dachte daran, dass Dean einem guten Weg nachging, auch wenn nicht alle das sehen konnten. Doch niemand konnte sagen, dass die Kinder Dean nicht liebten. Sobald er im Zimmer auftauchte, begann es aus allen Ecken zu strahlen, Kinder klebten an seinen Beinen und begannen verschiedene Geschichten zu erzählen.

 

Nun, manche Eltern benahmen sich nicht anders.

 

Auch gegenüber den Eltern war Dean meist der strahlende Charmeur mit lockeren Sprüchen, aber das war er auch im Kollegium. Es war die Herausforderung zu erkennen, wann Dean etwas ernster meinte – es war eine Herausforderung, die sich Sam stellte.

Vermutlich würde er daran scheitern.

So oder so bemerkte Sam, dass Dean mittlerweile auch ihn teilweise an flirtete. Manchmal waren es dezente Kommentare, manchmal waren es sehr direkte Anmachen, bei denen man erröten könnte. Sam war meistens einfach nur überrascht, bevor er anfing zu schmunzeln, wenn sein Vorgesetzter ihm auch noch zuzwinkerte. Es klang eingebildet, aber Sam glaubte, dass die Flirts mit ihm anders waren. Vielleicht weil er männlich war, jünger oder sie sich auf einer Ebene unterhalten hatten. Von Zeit zu Zeit wurden zumindest die Schwärmereien im Kollegium geringer, nur bei Sam schien es nach oben zu gehen.

Vielleicht, weil er mehr Zeit damit verbrachte, Dean zu beobachten und ihm jedes Mal dabei auffiel, dass er gut aussah. Das war auch schwer zu übersehen.

 

Er startete ein kleines Ritual damit, dass immer wenn er Nachtschicht hatte, er Kuchen zumindest für Dean mitbrachte. Dann saßen sie oft eine halbe Stunde im Pausenraum, tranken Kaffee, aßen Kuchen und unterhielten sich. Sam erzählte also etwas mehr von seinem Studium in Stanford und den wenigen Partys, denen er beigewohnt hatte. Dean hatte keines der hoch angesehenen Colleges besucht, die es in Amerika gab. Für ihn war es wichtig gewesen, in der Nähe seiner Familie zu bleiben, – also blieb er in Sioux Falls und besuchte die Augustana University. Er bezahlte sein Studium ganz alleine, indem er zwei verschiedene Jobs hatte – im Roadhouse, was wohl seiner Mutter gehörte. Außerdem als Kellner in einem gut besuchten Café, wo er vor allem arbeitete, weil er immer großartiges Trinkgeld bekommen hatte.

Sam konnte sich das gut vorstellen. Dean war vermutlich schon damals so flirty unterwegs.

Wenn man es genau nahm, hatte sein Vorgesetzter sogar drei Jobs gehabt. Mit einem dunklen Lachen und seiner leisen, tiefen Stimme hatte er Sam geheimnistuerisch ins Ohr geflüstert, dass er viel Geld mit Billard und Darts Spielen gemacht hatte.

Sobald er das hörte, lud Sam ihn dazu ein, gemeinsam zu spielen und das Lächeln, welches er dafür bekam, könnte Bestätigung genug gewesen sein. Doch sie wurden von Lucas und einem Alptraum unterbrochen.

 

Natürlich wollte Sam darauf zurückkommen, aber er hatte nicht jedes Mal Nachtschicht und bei seinen nächsten zwei konnte er Dean nicht einmal mit Kuchen von der Arbeit abbringen.

 

Nicht einmal mit Kuchen!

 

In einer besonders ruhigen Schicht entschied er sich dazu, vorbeizugehen. Bei Dean.

Sam klopfte einmal. Zweimal. Dreimal. Er bekam keine Antwort und runzelte dadurch die Stirn. Für einen Moment dachte er darüber nach, ob er einfach reingehen sollte oder ob er stören würde. Er öffnete die Tür langsam und lugte vorsichtig hinein, doch es herrschte komplette Stille. Für Sam war das ein Zeichen dafür, dass er wohl kaum stören würde.

 

„Dean?“, fragte er in den Raum, als er eintrat. Das Bild was sich ihm ergab, war... ein wenig süß.

 

Mit einem Schmunzeln schloss er die Tür hinter sich und ging zum massiven Tisch, der überfüllt mit Papierkram war – wohl der Grund dafür, dass Dean sich hier verkroch. Krankenhauschefin Amara hatte ihm vermutlich Feuer unterm Arsch gemacht. Allerdings war sich Sam sicher, dass Dean schlafend die Arbeit nicht nachholen würde.

Eine halb volle Tasse Kaffee, ein angebissenes Sandwich und Deans Kopf auf der Tischplatte, mit einem Zettel unter dem Kopf. Er hörte das leise Schnarchen des Mannes. Sam bekam kaum mit, dass Dean mal nicht bei der Arbeit war, feste Zeiten gab es bei seinem Vorgesetzten nicht.

 

„Dean“, sprach Sam ihn an, auch wenn es ihm im Herzen wehtat, ihn aufwecken zu müssen. „Hey, Dean“, sanft schüttelte er seine Schultern.

 

„Was ist es für ein Notfall!?“, Deans Oberkörper schoss nach oben, der Zettel klebte an seinem Gesicht.

 

„Kein Notfall“, erwiderte Sam und zog den Zettel vom Gesicht und legte ihn auf den Tisch ab. „Wenn du müde bist-“.

 

„Ich bin nicht müde“, erwiderte sein Vorgesetzter. Er klang so überzeugend, dass Sam es glauben würde, – wenn er ihn nicht beim Schlafen erwischt hätte.

 

„Du kannst einfach Bescheid geben und dich hinlegen, dass machen viele und ist voll in Ordnung. Ich kann auf alles aufpassen, es passiert sowieso selten etwas“, redete Sam weiter.

 

„Ich habe zu viel zu tun“, Dean besah den Zettel, der an ihm geklebt hatte, drückte einen Stempel darauf und legte ihn auf einen Stapel ab, der vermutlich abgearbeitet wurde.

 

„Du wirst das alles nicht diese Nacht schaffen können.“

 

„Oh Sammy, du weißt nicht was ich alles kann“, Dean wackelte mit seinen Augenbrauen, ein Grinsen im Gesicht – lange nicht so kraftvoll wie sonst. Man erkannte die Müdigkeit im Gesicht.

 

Sam könnte gehen, es dabei belassen. Immerhin war es nicht sein Job, sich um seinen Vorgesetzten zu kümmern. Dean war älter und durchaus dazu in der Lage, auf sich selbst zu achten. Vielleicht wollte er aber auch diese Chance nutzen?

 

„Im Moment wirkst du einfach nur sehr kraftlos“, merkte er also an und stellte sich hinter Dean, legte seine Hände noch etwas zögernd auf die breiten Schultern seines Chefs. „Und angespannt auch noch.“

 

Er hörte ein gehauchtes Lachen: „Du musst dich um mich nicht sorgen.“

 

„Das würde ich nie wagen.“ Sam war bereits aufgefallen, dass Dean die Sorge anderer in den Wind schlug. Er war es, der sich um alles und jeden sorgte. „Aber vielleicht kann ich dir ein wenig helfen? Du warst es immerhin, der davon sprach, dass es wichtig ist, Anspannungen abzubauen. Egal welchen Job man macht.“ Er ließ seine Finger etwas mehr Druck aufbauen und wandern. Sie blieben bei den Schultern hängen, rieben aber ein wenig über die angespannten Muskeln.

 

Dean seufzte sogar leise unter seinen Händen und ließ sich einfach etwas in den Stuhl fallen.

 

„Außerdem warte ich immer noch auf eine Antwort“, redete Sam weiter, bewegte seine Hände unentwegt. „Sehen wir uns mal in einer Bar zum Billard und Darts spielen?“

 

„Oh, wenn du so weitermachst, musst du befürchten mich nie loswerden zu können“, brummte Dean.

 

Ein Blick in sein Gesicht verriet, dass er die Augen geschlossen und sich etwas entspannt zurückgelehnt hatte. Sam schmunzelte. Er hatte nicht erahnen können, wie gut seine Fähigkeiten als Masseur waren.

 

„Das zähle ich als verbindliche Zusage.“

 

 

~

 

 

Schwieriger als Dean dazu einzuladen, etwas Trinken und Billard spielen zu gehen, war es, einen passenden Zeitpunkt zu finden. Dean verließ das Krankenhaus scheinbar wirklich nur einmal die Woche und hatte viel mit dem Papierkram zu tun. Irgendwann saß Sam einfach bei ihm im Büro und half dabei, trotz all der Widerworte und Versuche, ihn aus dem Büro zu schmeißen. Sam war gut im Papierkram, also konnte er alles ausfüllen und stempeln, nur die Unterschrift musste Dean dann immer noch selbst setzen. Auch wenn Dean versuchte, ihm beizubringen, wie man seine Unterschrift fälschte.

Zu zweit kamen sie auf jeden Fall schneller voran und es fühlte sich auch gut an, wirklich zu helfen. Gerade wenn sonst nicht viel zu tun war, weil sich die Pflegekräfte hauptsächlich um die Kinder kümmerten.

Sie agierten gut als Team.

Dean hatte Musik laufen – alte Rockmusik, an die sich Sam erst gewöhnen musste – leise genug, damit sie noch alles hören konnten, was um sie herum geschah. Manchmal plauderten sie über etwas. Sam wusste mittlerweile, dass sein Vorgesetzter seine große Liebe bereits gefunden hatte.

In einem Auto!

Als er darüber schmunzelte, musste er sich eine halbstündige Schimpftirade darüber anhören, wie ernst das war, und er hatte sich unzählige Fotos von einem Impala ansehen müssen, solange bis er sich entschuldigte. Mit Dean zu streiten könnte man gut und gern als unmöglich ansehen.

Sam empfand es als sehr interessant.

 

Abgesehen davon harmonierten sie gut, arbeiteten zusammen, indem sie sich gegenseitig alles reichten, was sie brauchten. Manchmal erklärte Dean ihm etwas über den Papierkram, damit Sam alles ausfüllen konnte. Es ging viel um Patientenberichte, aber auch um die besten Behandlungsmöglichkeiten, die man vorzuschlagen hatte oder Anträge für die eigene Abteilung.

 

 

 

 

Sam blieb an einem Bericht hängen, indem es um William ging. Der Junge, bei dem der Verdacht von Misshandlungen im Raum stand. Diesen schob er direkt an Dean weiter, welcher die Untersuchungen hauptsächlich vorgenommen hatte, vermutlich wegen genau diesem Grund. Viele Anträge waren schon längst überfällig, was wohl nur bewies, wie faul Dean bisher wohl gewesen war. Sam verstand es. Auf ihn wirkte sein Vorgesetzter wie jemand sehr soziales, der den Kontakt brauchte und nicht das Wälzen von Papierkram.

Die hohen, unordentlichen Stapel gewannen an Ordnung. Der noch zu bearbeitende Berg wurde zumindest immer kleiner. Sam war immer sehr motiviert bei solchen Aufgaben, Papiere auszufüllen hatte ihm auch immer Spaß gemacht. Doch auch bei ihm war es irgendwann mal vorbei. Sam streckte sich irgendwann also und seufzte angestrengt auf.

 

„Ich denke, wir sollten für heute Schluss machen! Wir haben echt viel geschafft“, sprach Sam schließlich an. „Außerdem ist meine Schicht auch bald vorbei ...“

 

Der Morgen graute und der Schichtwechsel rückte näher. Wie zu erwarten, hatten sie nichts zu tun gehabt, – abgesehen von dem Papierkram.

 

„Ja, ich verstehe. Du solltest Feier-“, Dean stockte und fing etwas an zu grinsen. „Feiermorgen machen!“

 

Wie konnte dieser Mann mit diesen wahnsinnig schlechten Sprüchen nur gleichzeitig so unglaublich schön und irgendwie charmant sein? Sam verstand es wirklich nicht, das ergab absolut keinen Sinn! Sam hatte glücklicherweise aufgegeben bei Dean logisch vorzugehen.

 

„Du solltest auch endlich mal frei machen. Zumindest ein paar Stunden echte Ruhe und nicht nur hier auf dem Sofa oder Sessel“, erwiderte Sam. „Komm mit mir, wir gehen in ein Café und brunchen.“

 

Dean lehnte sich in seinem bequemen Stuhl zurück: „Was, ist das eine Einladung zu einem Date, Sammy?“

 

„Ja“, antwortete er, ohne darüber nachzudenken. Sam fühlte sich so verwirrt, wie Dean schaute. „Komm schon, Dean. Du kannst nicht ewig hier bleiben. Du hast deinen Pieper doch immer an, – wenn es einen Notfall gibt, bekommst du also Bescheid und solange es keinen gibt, können wir entspannt essen gehen und dann schlafen.“

 

Mit leichter Anspannung im Körper, wartete er die Antwort seines Vorgesetzten ab. Solange, bis dieser ergeben nickte und sich vom Stuhl erhob. Dean streckte sich ausgiebig unter einem stöhnenden Geräusch, das verboten gehörte.

„Na schön, gehen wir, bevor ich es mir anders überlege.“

 

Sam war sich sicher, dass seine Augen funkelten, als er auch aufstand. Sie warteten noch auf die Ablösung, bevor sie sich tatsächlich gemeinsam verabschiedeten. Da Sam immer mit seinem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs war und Dean auf sein Auto bestand, saß er wenig später in der großen Liebe seines Chefs. Natürlich war das Auto wirklich schön, innen und außen, aber er würde diese Liebe niemals verstehen. Ein nahegelegenes Diner, das ein reichhaltiges Frühstück anbot, wurde angesteuert.

Sie suchten sich einen Platz am Fenster. Die Morgensonne schien auf sie und die Bedienung brachte ihnen erst einmal eine Kanne frischen Kaffee. Kaffee war das Wichtigste für einen Arzt, zumindest hatte Sam sich das so eingeprägt.

Dean ohne seinen Kittel zu sehen war ungewohnt, aber es machte der attraktiven Erscheinung keinen Abbruch.

 

„Also, – wann wirst du ins Krankenhaus einziehen? Denn du bist ziemlich nahe dran. Ich glaube, du verlässt es nur einmal die Woche“, sprach Sam an, nachdem sie beide etwas Kaffee getrunken hatte.

 

„Ich trage viel Verantwortung, ich kann nicht einfach nach Hause gehen wie ich will“, Dean wirkte ein wenig empört. „Außerdem gibt es niemanden der auf mich wartet, da kann ich also genauso gut auf der Arbeit bleiben und mich kümmern.“

 

„Du solltest trotzdem ab und an nach Hause, unter eine richtige Dusche und in ein richtiges Bett. Ich bleibe auch oft genug länger als geplant, wenn es nicht anders geht, aber nur wenn es wichtig ist. Du bist immer da, selbst wenn es nicht unbedingt nötig ist.“

 

„Oh man Sammy, du benimmst dich wieder wie meine Mutter, – ernsthaft, was ist das? Liegt es an deinen langen Haaren?“

 

Sam runzelte die Stirn und fasste sich leicht an die Frisur: „Was hast du gegen mein Haar?“

 

„Nichts“, verdrehte Dean die Augen. „Die Haare sind wohl dein empfindlicher Punkt, was? Wie auch immer – hör auf dir so viele Sorgen zu machen. Mir geht es gut.“

 

„Ja, aber wie lange wird es dir gut gehen, wenn du so weiter machst?“ Sam ignorierte das Thema mit seinen Haaren einfach mal, sonst müsste er Dean beleidigt anschweigen, bis dieser sich entschuldigen würde. „Du solltest-“.

 

„Wenn ich es nicht besser wüsste“, er sah einen Funken in Deans grünen Augen, sein Gesicht wurde zu einer frechen Grimasse, die ihm vielleicht Angst einjagen sollte. „Dann würde ich meinen, dass du dir nicht nur Sorgen machst. Du willst einfach die Chance haben, mit mir in eine Bar zu gehen und gegen mich in Billard zu verlieren.“

 

„Ich will eine Chance haben, richtig mit dir auszugehen und dich dann mit zu mir nach Hause zu nehmen.“

 

Der Gesichtsausdruck von Dean zeigte völlige Überraschung. Dann wurden Teller mit einem großartigen Frühstück vor ihnen abgestellt, mit allem was man sich wünschen könnte. Normalerweise war Sam nicht so direkt, aber bei Dean konnte er es sich wohl mal erlauben. Prinzipiell hatte er gelernt, dass es besser war gegenüber seinem Vorgesetzten direkt und ehrlich zu sein. Dean wollte nicht, dass man stotternd und feinfühlig mit ihm umging.

Zumindest nicht bei den Themen, die es bisher zwischen ihnen gegeben hatte.

Dean erholte sich zumindest schnell wieder von der Überraschung, seine Augen glänzten vor Hunger, als er sich einen der vorbereiteten Frühstücksburgern nahm. So viel Fett am Morgen, – Sam würde sich wohl übergeben! Er blieb dann doch lieber bei Pfannkuchen mit Ahornsirup oder einem selbst zusammengestellten Salat. Von allem gab es mehr als genug, zu viel für zwei Personen vermutlich.

 

„Wann willst du mich also darum bitten, richtig auszugehen“, setzte Dean ihr Thema fort. „Vielleicht würde ich extra dafür ja wirklich meine Arbeit verlassen. Insofern es keinen Notfall gibt, natürlich.“

 

Sam leckte sich über die Lippen: „Diesen Freitag.“

 

„Oh, so früh schon? Mutig“, schmunzelte Dean. „Diesen Freitag. Einverstanden.“

 

 

~

 

 

Sam fühlte sich gut.

 

Nicht, dass er sich normalerweise schlecht fühlte, – er liebte seine Arbeit und hatte ein großartiges Kollegium. Doch es war etwas anderes. Denn heute war Freitag und das hatte eine ganz spezielle Bedeutung!

Seine Verabredung mit Dean stand heute an!

Es war vielleicht nicht von Vorteil, dass sie beide dennoch arbeiten mussten, aber es war auch völlig normal. Sam hatte es ehrlich gesagt, nichts anders erwartet.

Sie hatten es gemeinsam geschafft, den Papierkram von Dean vollends abzuarbeiten. Mittlerweile gab es wieder etwas neues auf dem Tisch des Stationsarztes, doch dieser saß wie eh und je auf dem Tisch ihres Pausenraums.

 

Was du heute kannst besorgen, dass verschiebe stets auf morgen, Sammy!, hörte er in seinen Ohren wieder hallen. Sah vor seinem inneren Auge Dean, wie er ihm zuzwinkerte.

 

Es war sinnlos diesen Mann zu tadeln!

 

Neben der Vorfreude auf heute Abend, gab es natürlich auch etwas Aufregung. Verabredungen hatten immer etwas Nervenaufreibendes an sich. Normalerweise würde Sam sich nicht mit jemanden verabreden, dem er auf der Arbeit begegnen könnte. Vermutlich war auch das ein Grund für das prickelnde Gefühl, – wenn es schlecht lief, könnte sich das negativ auf die Arbeit auswirken.

Auch wenn er nicht das Gefühl hatte, dass man so schnell auf Deans schlechte Seite kommen konnte. Vermutlich würde sein Vorgesetzter dann auch nur Witze machen und nichts bösartig ernst meinen.

Natürlich könnte sich Sam auch irren. Er hatte es ja ohnehin recht schwer, den Mann einzuschätzen, auch wenn sie einander ja schon nähergekommen waren.

 

Die vergangenen Tage hatte Sam sich darüber informiert, wohin er Dean ausführen würde. Es war vielleicht etwas unkonventionell, dass Sam als Jüngerer Dean ausführte. Aber er legte keinen Wert auf die auferlegten Normen der Gesellschaft.

Da er hier in Lawrence aufgewachsen war, kannte er sich gut aus mit den Restaurants in der Umgebung. Er wusste, wo man essen gehen konnte und welche Lokale man eher vermeiden sollte, wenn man keine Magenkrämpfe haben wollte. Es gab viele Möglichkeiten, nicht jede war für ein Date geeignet.

Am Ende hatte sich Sam für eines entschieden, das in einem Hochhaus oben gelegen war. Es gab einen fantastischen Ausblick und weil er den Koch persönlich kannte, hatte er ein paar Verbindungen, um auch kurzfristig einen Tisch zu bekommen. Zumindest war das sein Plan gewesen.

Sam wusste nicht ob es ein Plan war, – er vermutete es jedoch. Wie eh und je hatte Dean im Pausenraum gesessen, gemeinsam mit Lisa und Bela, welche ohnehin gefühlt immer an seinen Lippen hingen. Sam wusste nicht genau um was es ging, – er hatte sich Kaffee eingegossen und gerade an seiner Tasse genippt, als er zumindest für ihn das Wichtigste hörte.

 

Ich würde niemals mit einem Date in ein Etepetete-Laden gehen! Nicht, weil es so übertrieben teuer, sondern weil dort alles so angespannt ist. Ich will mich doch entspannen und nicht übertrieben darauf achten mit welchem Löffel ich was essen oder umrühren kann. Außerdem sind die Portionen mega-klein und die Auswahl auf exquisit gemacht! Nein, wenn ich mit jemandem ausgehe, dann in ein kleines, bequemes Lokal!“

 

Als Sam sich umgedreht hatte, mit seinem Kaffee in der Hand, lag Deans Blick fest auf ihn und seine Mundwinkel zuckten ein wenig. Bela erzählte derweil von den Vorteilen solcher Restaurants. Sam hingegen dachte darüber nach, wo er nun mit Dean hingehen sollte …

 

Sam musste alle noblen Restaurants oder Lokale von seiner gedanklichen Liste streichen. Das machte die Liste wesentlich kleiner, weil er für Verabredungen tatsächlich eher an Restaurants gedacht hatte, wo man eine richtige Empfehlung für Wein bekam und die Gerichte mit Blattgold veredelt sein konnten. Er wusste, dass Dean fettiges Essen liebte, – Sam war davon kein so großer Fan – und auch wenn es keine Burger waren, entschied sich Sam schließlich für ein italienisches Lokal. Dort brauchte man keine Reservierung. Sam rief trotzdem dort an, weil er es abgesichert haben wollte und es doch recht schnell überfüllt sein konnte.

 

Gerade an einem Freitagabend.

 

Heute war es jedoch soweit. Der Italiener wartete geradezu auf sie. Sam hielt gerade seine Visite, damit er sich dann verabschieden konnte und Dean hatte zumindest soviel Papierkram erledigt, dass er auch gehen konnte. Sam hatte bereits angekündigt, dass er Dean von der Arbeit abholen würde. Sein Vorgesetzter würde also noch bleiben, während der sich zu Hause frisch machen konnte.

Vielleicht war es auch zu viel des Guten zu sagen, dass er Dean abholte. Immerhin fuhr Sam nicht einmal ein Auto und sie würden vermutlich am Ende doch mit Deans Impala unterwegs sein. Sam verabschiedete sich noch einmal von Dean und seinen anderen Kollegen, bevor er nach Hause radelte.

Nach einer schnellen Dusche und frischer Kleidung, fühlte er sich körperlich bereit für sein Date. Sein Bauch kribbelte vor Aufregung, als er sein Haar föhnte und mit einer Bürste gleichzeitig kämmte. Er legte immer viel Wert auf sein Haar, aber dafür war er ansonsten nicht sehr oberflächlich. Es war ihm wichtig vorzeigbar auszusehen! Gerade wo er einen sehr sozialen und natürlich medizinischen Beruf ausübte.

 

Sam strich nochmal über sein Hemd, fuhr durch sein recht langes Haar und warf sich im Spiegel selbst ein aufmunterndes Lächeln zu.

 

Da er immer noch glaubte, dass sie am Ende des Tages mit dem Auto von Dean fahren würden, ging er zu Fuß zurück zum Krankenhaus. Das italienische Lokal war recht nahegelegen. Es wäre ein schöner Spaziergang am Abend, durch den nahegelegenen Park.

Als er durch den offiziellen Eingang des Krankenhauses trat, trafen ihn bereits ein paar verwunderte Blicke. Sam lächelte sie alle weg, auf den Weg zur Kinderradiologie.

 

„Sam? Was tust du denn hier?“, Lisa hatte ihn erblickte, ihr Gesicht war rot und sie wirkte gestresst. Ihre Bewegungen waren schneller als normal. „Hat dich Dean gerufen?“

 

„Nun, nein. Wieso, gibt es einen Notfall?“

 

„Uns wurde ein Mädchen eingeliefert. Sie hat mit ihrem Bruder auf einer Baustelle gespielt“, die Pflegerin seufzte angestrengt auf. „Dean ist gerade dabei festzustellen, was bei ihr alles passiert ist, – damit es bei einer OP nicht zu schlimmeren Schäden kommt. Sie wurde von Metallstangen an manchen Stellen durchbohrt … Ihre Eltern sind schon da, ihr Bruder ist in völliger Schockstarre, es ist schrecklich!“

 

Sam nickte langsam während er zugehört hatte. Natürlich klang das schrecklich und er hatte Mitgefühl. Es hatte für ihn nur einen weiteren Nachteil, – Dean konnte schlecht mit ihm ausgehen und Sam das nicht erwarten.

 

„Ich muss jetzt wieder rein, Sam. Sorry, – aber du siehst echt gut aus! Hast du ein Date?!“, sie rief es noch über ihre Schultern, während sie in den Bereich für Notfälle ging.

 

„Ja“, schrie er zurück, Lisa zeigte ihm einen Daumen nach oben gestreckt, dann verschwand sie.

 

Sam seufzte auf und fuhr sich durch das Haar. Dean würde in nächster Zeit nicht zur Verfügung stehen, also mussten sie ihre Verabredung wohl oder übel verschieben. Andererseits könnte es immer wieder vorkommen, dass die Arbeit dazwischenkam, – Notfälle suchten sich scheinbar immer den perfekten Zeitpunkt aus, wann sie stören würden.

Vielleicht musste er das also anders angehen …

 

 

~

 

 

Es war etwas mehr als eine Stunde vergangen, als Dean ihm eine Entschuldigung für alles schrieb und eine kurze Erklärung. Natürlich wusste er bereits davon, aber er antwortete nicht auf die SMS. Das brauchte er auch gar nicht, weil prompt Licht auf ihn herunter strahlte und er seinen Vorgesetzten sah.

 

„Was zur Hö- Sam!?“, Deans Stimme nahm eine gefährlich hohe Tonlage ein. „Bitte sag mir, dass du nicht immer so ein Creep bist!“

 

„Ich wollte nicht- Es sollte eine Überraschung sein!“, etwas verlegen fuhr sich Sam durch das Haar.

Er wanderte mit seinem Blick zum kleinen Tisch, den er so schön wie möglich gedeckt hatte. Eine Tischdecke hatte er gefunden, sowie eine Kerze. Vielmehr war nicht drin gewesen, außer dem Besteck, den Tellern und Gläsern aus dem Pausenraum. Alles stand bereit, inklusive dem Essen.

„Ich habe Lisa getroffen und sie hat mir von dem Notfall erzählt. Also dachte ich … bringe ich unser Date einfach zu uns ins Krankenhaus!“, Sam streckte die Arme zum Tisch hin aus. „Die Reservierung ist geplatzt und ich wollte keine weitere Woche warten, nur damit ein Notfall uns wieder in die Quere kommt.“

 

„Du willst also mit mir ein Date haben ... auf der Arbeit?“

 

„Das Drumherum ist irrelevant. Hauptsache wir können jetzt zusammen sein, oder?“ Das klang kitschiger als Sam im Kopf hatte.

 

Er beruhigte sich sofort, als sich ein unglaublich süßes Lächeln auf den Lippen von Dean stahl. In einer raschen Bewegung schob er sich den Kittel selbst von den Schultern. „Ich denke, du hast Recht!“

 

Es war nie so gut gewesen recht zu haben wie in diesem Moment!

 

„Dann bitte ich dich darum, dich zu setzen und das Essen mit mir zu genießen.“

 

„Du wirst doch nicht nur einen Salat essen, oder?“

 

„Ich liebe Salat, Dean.“ Er schwieg für einen Moment, solange wie Dean ihn mit erhobener Augenbraue. „Ich habe mir noch Pasta mitgenommen. Für dich habe ich eine BBQ-Pizza, du liebst BBQ auf deinem Burger … Und Kuchen.“

 

Kuchen!“, strahlte Dean ihn an, wie ein treudoofer Hund. „Bestes Date alles Zeiten. Jetzt schon. Lass uns essen!“

 

Sam fühlte jegliche Anspannung fallen, lächelnd setzte er sich zu Dean an den Tisch, der für seine Beine viel zu klein geraten war. Er quetschte sich trotzdem irgendwie dahin und reichte Dean die bisher verborgene Pizza in seinem Karton, während er selbst seinen Salat an sich nahm.

Es war vielleicht nicht so ganz wie geplant, aber es fühlte sich trotzdem ziemlich perfekt an und vielleicht war dies auch ganz einfach ein Zeichen dafür, wie ihre Zukunft gemeinsam aussehen würde.

Unverhofft kommt oft.

 

Genauso unerwartet war der Moment nach ihrem Essen. Sam hatte keinen Wein mitgebracht, auch kein Bier immerhin waren sie immer noch hier in einem Krankenhaus und auf Arbeit, da wäre dies unangebracht. Somit saßen sie nebeneinander auf dem kleinen Sofa mit Gläsern, die gefüllt waren mit Limonade, die Sam gerne zu Hause selbst herstellte.

Es roch immer noch nach Pizza. Sam hatte die Fenster zumindest gekippt, damit etwas frische Luft durch den Raum zog. Ihre Knie berührten sich - da Sam unglaublich lange Beine hatte, war das keine Überraschung – und es bräuchte wirklich nicht so viel, damit sie beinahe schon aneinander gekuschelt wären.

 

„Hätte nicht erwartet, dass du den ganzen Kram hier her bringst, Sammy. Wie hast du das überhaupt geschafft? Du hast sicherlich fragende Blicke geerntet.“

 

Sam winkte entspannt ab: „Ich bin durch den Personaleingang gekommen und habe versucht alles in einer Papiertüte zu verstecken. Die Decke hat es gut verdeckt. Außerdem ist es nichts Neues hier Pizza zu essen, - jede Abteilung braucht mal so einen Abend, mit Pizza und sonst was. Solange ich kein Alkohol rein schmuggel.“

 

„Alkohol …“, seufzte Dean. „Ich würde alles für ein kühles Bier tun!“

 

„Unser nächstes Date wird kein Alkoholverbot beinhalten.“

 

Unser Nächstes ja?“, schmunzelte sein Vorgesetzter, mit einem Funkeln in den Augen. Er stellte sein Glas ab und streckte die Schultern nach hinten durch, seufzte etwas auf dabei.

 

„Ja“, erwiderte Sam übermütig, bevor sein Selbstbewusstsein doch für einen Moment schwankte. „Wenn du willst, natürlich ...“

 

„Hm ...“, Dean streckte seine Hand aus und fing Sams Kinn damit ein. „Wenn du mich so fragst ...“

 

Sam hörte sein Herz klopfen, bevor es komplett still stand, als er etwas anderes fühlte als die warmen Finger an seinem Kinn.

 

Deans Lippen. Auf seinen.

 

Ihm fielen die Augen direkt zu und er drückte sich den warmen Lippen entgegen, um den Ausklang ihres Dates zu genießen.

 

„... Liege ich richtig mit der Annahme, dass du einem weiteren Date zustimmst?“

 

Dean schenkte ihm ein besonders charmantes Lächeln: „Natürlich, Sammy.“ Dann trafen ihre Lippen ein weiteres Mal aufeinander.



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