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Your Song

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier kommt eine Geschichte über Sora, eine etwas Traurige. Hoffentlich gefällt sie euch trotzdem :)
Lied: Truman Show Boot- Paula Hartmann Komplett anzeigen

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Trueman Show Boot- Sora

Füße auf dem Sitz, S-Bahn, Fensterplatz

Bin Club-Mate-wach, verstrahlt wie 'n Sendemast

Will nur gucken, ob ich ins Gedränge pass

Einmal noch dein Bild im Kopf, dann häng ich's ab

Klappe groß wie 'n Frosch, Lunge voller Smog

Ich leb im höchsten Turm in einer Stadt gebaut aus Schrott

Keine Kraft, häng am Tropf, schneide ab, was mich bindet

Tret in jeder Straße die Latern'n aus, dass mich keiner findet

Softpack links, grüner Schein in den Nikes

Camex, Smints, Handy leer, Lippen weich

Charged up, Jacke Daun, Traubenzucker, zero-size

Lebe in die Nacht hinein

Wo fällt die Liebe hin? Wo muss ich steh'n, um sie zu fang'n?

Gib mir was gegen die Angst und ich glaube kurz daran

Einen Wodka lang

Wo fällt die Liebe hin? Wo muss ich steh'n, um sie zu fang'n?

Doch mein Truman Show Boot fährt im Sonnenuntergang

Gegen eine Wand

 

Sie musste rennen, um noch ihre Bahn zu erwischen. Etwas außer Atem setzte sie sich auf einen freien Platz am Fenster und ließ sich gegen den Sitz sinken. Der Tag war die Hölle gewesen, jetzt noch den Anschluss zu verpassen, hätte sie wirklich nicht gebrauchen können. Als der Zug losfuhr, ließ sie ihren Blick aus dem Fenster wandern. Die vorbeiziehende Stadt wirkte genauso trist und trostlos, wie sie sich in ihrem Inneren fühlte. Ihr Herz verkrampfte sich. Sah so nun ihr Leben aus? Tag ein Tag aus, immer zu nur Schmerz und Leere? Sie begann, gedankenverloren auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Der Druck, den ihre Zähne verursachten, fühlte sich tröstlich an und ließ sie spüren, dass sie noch fühlen konnte. Manchmal, wenn sie nervös war und nicht aufpasste, biss sie versehentlich zu fest zu. Das war auch der Grund, warum ihre Lippen so spröde und rissig waren, die blutigen Stellen hatten nie wirklich Zeit, zu verheilen.

Der Zug fuhr eine Weile still vor sich hin. Es waren nicht viele andere Passagiere außer ihr anwesend. Sora starrte weiter aus dem Fenster und steckte ihre Hände in ihre Jackentaschen. In der einen ertastete sie die Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug. In der anderen steckte ihr Handy, welches sie nun herauszog. Der Akku war fast leer, doch sie entsperrte das Smartphone trotzdem und öffnete den Ordner mit den Fotos. Als sie durch die Galerie scrollte, wischte sie die Selfies von sich und alle anderen Aufnahmen beiseite, bis sie zu dem Bild kam, welches sie suchte. Sie starrte auf das Handy und spürte dieses altbekannte Stechen im Herzen. Auf dem Bildschirm lächelte er ihr entgegen, so, wie er es immer getan hatte. Jedenfalls, bis er sich von ihr getrennt hatte. Mit dem Daumen und dem Zeigefinger tippte sie auf das Handy und zoomte ran.

Sie hatte es immer geliebt, ihm mit ihren Fingern durch seine braunen, wuscheligen Haare zu fahren. Sie hatte es geliebt, wie er sie anlächelte und dabei ihren Namen sagte. Sie liebte einfach alles an Taichi. Als sie es nicht länger ertrug, sperrte sie ihr Telefon wieder und ließ es zurück in ihrer Jackentasche gleiten. Es war bereits 3 Monate her, dass er sie verlassen hatte, doch es fühlte sich mit jedem Tag schlimmer an. Und was am aller meisten schmerzte, war die Tatsache, dass ihm die Trennung nicht so viel auszumachen schien, wie ihr. Er wirkte noch genau so fröhlich und unbekümmert, wie er es immer tat, während sie sich jede Nacht in den Schlaf weinte. „Lass uns Freunde bleiben.“, hatte er damals zu ihr gesagt. Aber wie blieb man mit jemandem befreundet, den man so sehr liebte, wie sie ihn? Also hatte sie begonnen, Abstand zu halten. Nicht nur zu ihm, sondern auch zu allen anderen. Die Erinnerungen, die auch ihre Freunde in ihr auslösten, waren einfach zu viel für sie.

Der Zug hielt an der nächste Station und Sora hob ihren Kopf. Am Bahnsteig warteten die Menschen, dass auch ihre nächste Bahn endlich einfuhr. Da erweckte eine bekannte Person ihre Aufmerksamkeit. Ihre langen, braunen Haare trug sie offen und sie schien sich mit jemandem zu unterhalten, den Sora nicht sehen konnte. Mimi lachte ihr kokettes Lachen und man sah ihr an, dass sie flirtete. Einen Augenblick überkam Sora Sehnsucht nach ihrer besten Freundin. Auch sie hatte sie seit der Trennung kaum noch gesehen, hatte ihre Anrufe ignoriert und Nachrichten, wenn überhaupt, nur sporadisch beantwortet. Aber immerhin schien es ihr gut zu gehen. Dass beruhigte sie. Ihr Zug setzte sich wieder in Bewegung und Sora lehnte sich neugierig nach vorne. Sie wollte sehen, mit wem Mimi sprach, wollte wissen, wer sie so zum Lachen bringen konnte.

Und als sie die Person erkannte, war es, als reiße man ihr Herz noch einmal in tausend Stücke. Neben Mimi stand Taichi und lächelte die Brünette an. So, wie er Sora früher angelächelt hatte. Sie wollte den Blick abwenden, doch sie konnte nicht. Als der Zug weiterfuhr, schnellte ihr Kopf nach hinten und sie fixierte weiter die beiden Personen, von denen sie einmal gedacht hatte, dass sie die wichtigsten Menschen in ihrem Leben waren. Wieso passierte das nur? Hatte sie in ihrem Leben so viel Unrechtes getan, dass sie diesen Schmerz verdiente? Es fühlte sich für sie nur wie ein paar Sekunden an, dass der Zug bereits im nächsten Bahnhof einfuhr und kurz darauf zum stehen kam. Ohne zu überlegen, sprang sie auf und stürmte aus der geöffneten Tür. Sie achtete nicht auf ihre Umgebung, wusste nicht, wo genau sie eigentlich war, sondern lief einfach nur.

Als sie nach einer Weile stehen blieb, brannte ihre Lunge und ihr Herz raste bedrohlich in ihrer Brust. Sie hob den Blick gen Himmel und blinzelte ein paar Mal in Richtung der grauen Wolkendecke. Sie spürte, wie sich Flüssigkeiten in ihren Augen zu sammeln begann und versuchte erfolglos, sie zurückzuhalten. Sora fühlte sich so verraten. Sie fühlte sich verlassen. Sie fühlte sich gebrochen. Die Tränen hinterließen eine heiße und feuchte Spur auf ihren Wangen, als sie ihnen freien Lauf ließ. Nach einer ganzen Weile, in der sie einfach nur stumm geweint hatte, fühlte sie sich, als sei sie innerlich ausgetrocknet. Als habe sie mit den Tränen auch all ihre Lebensenergie ausgeweint.

Sie hob ihren Kopf und sah sich um. Dieser Teil der Stadt kam ihr nicht im Entferntesten bekannt vor, aber er wirkte dreckig und heruntergekommen. Sie begann, wie in Trance, einen Schritt vor den anderen zu setzen und lief ohne ein Ziel los. Es wurde bereits langsam dunkel, doch das war ihr egal. Eigentlich, war ihr alles egal. Als sie etwas gelaufen war, kam sie an einem Minimarkt vorbei. Sie blieb stehen und starrte auf die Neonbeleuchtung, die sie einlud, einzutreten. Ohne groß darüber nachzudenken, legte sie ihre Hand auf den Türgriff und betrat das Geschäft. Der Verkäufer, ein Mann im mittleren Alter, sah gelangweilt von seiner Zeitschrift auf und kümmerte sich nicht weiter um sie. Erst als sie vor ihm stand und eine Flasche auf dem Verkaufstresen abstellte, sah er zu ihr auf. Er blickte ihr ins Gesicht und musterte sie eingehend. „Kann ich deinen Ausweis sehen?“, fragte er, als er die Flasche mit dem Wodka abscannte. Sora kramte in ihrer Jackentasche und hielt ihm ihren Personalausweis, der sie als 24 kennzeichnete, hin und bezahlte den Alkohol.

Als sie den Laden verließ, hielt sie auf den gegenüberliegenden Spielplatz zu. Dort ließ sie sich auf eine Bank nieder und starrte geradeaus. Sie spürte, wie der Schmerz drohte, sich seinen Weg an die Oberfläche zu bahnen und drehte kurzer Hand den Deckel der Flasche ab. Die Flüssigkeit brannte in ihrer Kehle und nach dem ersten Schluck musste sie husten. Doch sie setzte sofort noch einmal an und schon im nächsten Augenblick spürte sie, wie sich ein dumpfer Nebel auszubreiten begann. Noch einen Schluck. Und noch einen. Bis der Schmerz aufhörte. Was hatte sie nur getan, um so ein Leid zu verdienen? War sie wirklich so ein schlechter Mensch? Oder wollte das Leben sie einfach nur prüfen? Einmal testen, wie viel sie ertragen konnte? Viel mehr war es nicht. Mehr als das, hielt sie nicht aus. Wenn sie dachte, die Trennung habe sie zerstört, dann war das jetzt noch die Zugabe.

Der Alkohol begann, ihre Sinne zu betäuben und sie spürte, wie sie sich langsam etwas besser fühlte. Leichter und schwerer zu gleich. Mit der einen Hand hielt sie die Flasche, die andere steckte sie in die Jackentasche, um nach der Zigarettenschachtel zu tasten. Etwas ungeschickt zog sie sie heraus und stellte den Wodka beiseite, um sich eine Kippe anzuzünden. Als sich ihre Lunge mit dem Rauch füllte, sog sie ihn tief ein und behielt ihn einen Moment bei sich, bevor sie ihn dann wieder ausstieß. Taichi wollte immer, dass sie mit dem Rauchen aufhörte. Sie hatte es auch lange Zeit geschafft, aber nach der Trennung hatte sie sofort wieder damit angefangen. Sie nahm noch einen tiefen Zug. Dann zog sie ihr Handy aus der anderen Jackentasche und drücke auf den Knopf. Doch dieses Mal leuchtete es nicht auf, der Akku war endgültig leer.

 

Sie seufzte frustriert auf und lehnte sich zurück. Würde dieser Schmerz jemals erträglicher werden?

 



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Tasha88
2022-01-30T13:40:51+00:00 30.01.2022 14:40
Hey :)

also das ist wirklich mal etwas ganz, ganz anderes als sonst. Sora ist sehr ooc, aber auch das darf sein ;)
So hätte ich Sora niemals gesehen. Aber aus jeder Zeile kann man ihren Schmerz lesen, vor allem, als sie ihren Ex und ihre beste Freundin da zusammen stehen sieht. - autsch ...

na dann, mach weiter ;)
Antwort von:  PanicAndSoul
30.01.2022 17:06
Hallöchen :)
Ja, es ist wirklich mal was anderes. Aber das war ja auch das Ziel dieses „Projekts“ 👏🏻
Stimmt, als sie die beiden gesehen hat, war das zu viel für sie…

Hach ja, die nächste wird aber wieder „schöner“ vom Thema 😊


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