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Die Vertretung und die Folgen

Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden
von

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Zukunftspläne schmieden

Montag, 19.09.
 

Wie abgesprochen, klopfte Joey an die Fensterfront und es dauerte nur kurz, bis die Tür neben ihm aufging und Duke den Kopf herausstreckte. „Komm rein!“, forderte er ihn auf und der Blonde betrat das Geschäft, indem nur im hinteren Teil noch Licht brannte.

Sein Kumpel war bereits wieder zwischen den Regalen verschwunden und so schloss Joey die Tür hinter sich und schlenderte in Richtung des Kassentresens.

„Und? Was gibt es noch?“, fragte er in den Raum und lehnte sich an den Tisch, auf dem die elektronische Kasse stand. Es war ein neueres Modell als die, die Yugis Großvater besaß, wie er mit einem Blick feststellte.

Dukes Kopf tauchte zwischen den Regalen auf und er schritt auf ihn zu, während er antwortete: „Ich habe da in den letzten Wochen eine Idee ausgearbeitet, die ich gern mit dir besprechen wollte.“ Der Erfinder von Dungeon Dice Monsters blieb vor ihm stehen und zog eine Augenbraue hoch. Was hatte er denn? „Wow, dass ich das mal erleben darf. Joey in einem maßangefertigten Anzug. Steht dir echt gut, Mann“, meinte er und winkte ihn dann zu einer Tür, die er öffnete.

„Tja, als Vertreter eines CEOs bleibt es wohl nicht aus, nach außen hin einen ordentlichen Eindruck zu vermitteln“, erwiderte er und folgte ihm in einen Besprechungsraum. Sie ließen sich an einem Tisch auf zwei einfachen Plastikstühlen nieder und unbewusst schlug er die Beine übereinander.

„Da hast du wohl recht. Und das ist auch der Grund, warum ich dich sprechen wollte. Möchtest du noch etwas trinken?“ „Hast du zufällig einen Wein hier? Ich hatte zwar eben schon ein Glas, aber gegen ein weiteres wäre nichts einzuwenden.“ Immerhin trank er nie mehr al drei Gläser an einem Abend, da es für ihn kaum eine schrecklichere Vorstellung gab, dass er wie sein Vater endete. Schnell verdrängte er sämtliche Erinnerungen und konzentrierte sich auf Duke, der ihn frech angrinste.

„Zufälligerweise habe ich da noch etwas da. Rot- oder Weißwein?“ „Gern einen Weißen“, antwortete Joey und wartete, während Duke im Nebenraum verschwand, um Gläser und die Flasche zu holen.

„Also dann, lass mich mal von deinem Grund hören“, forderte Joey, nachdem sie angestoßen hatten und Duke klappte den Laptop auf, der neben ihm auf dem Tisch war.

Sein Kumpel schien noch einen Moment lang nach den richtigen Worten zu suchen, dann wandte er ihm den Blick zu und sagte: „Man mag es kaum glauben, aber trotz der Übermacht der Kaiba Corporation laufen meine Geschäfte gut und ich möchte weiter expandieren.“ Gedankenverloren nickte Joey als Zeichen, dass er zuhörte und nippte an seinem Wein. Er ahnte, worauf das Gespräch hinauslaufen sollte, und er konnte sich das durchaus vorstellen.

Duke drehte ihm den Laptop zu und hatte eine Präsentation geöffnet, mit der er mittlerweile etwas anfangen konnte. Die Graphen und Tortendiagramme zeigten ihm, dass Duke ein gesundes Unternehmen leitete und alle Kurven zeigten auf Wachstum.

„Wie du siehst, zeigen die Zahlen seit einem Jahr ein konstantes Wachstum zwischen 4% und 7% pro Monat, was durchaus sehr solide ist. Aus dem Grund möchte ich eine weitere Filiale eröffnen. Sie wird in Tokyo sein und ich bin bereits auf der Suche nach einem passenden Geschäft. Derzeit gibt es ein paar zur Auswahl, doch ich habe mich noch nicht entschieden. Sobald ich mich entschieden habe, werde ich anfangen, nach Personal zu suchen und ich möchte den Aufbau persönlich begleiten, weshalb ich nach dem Schulabschluss nach Tokyo ziehen werde. Und mein Wunsch ist es, dass du hier Filialleiter wirst. Man spricht von dir in den höchsten Tönen, was deine Arbeit als Vertretung bei der Kaiba Corp. angeht, aber wenn der Eisklotz wieder vollständig genesen ist, wird er ja zurückkehren und das Ruder übernehmen. Dann könntest du doch bei mir anfangen. Es ist natürlich nicht so groß wie der Konzern, aber vielleicht wäre das ja was für dich?“

Duke hielt inne und musterte ihn. Joey ließ sich die Worte noch etwas durch den Kopf gehen und trank einen weiteren Schluck des sehr leckeren Weins. Er als Geschäftsführer dieses Ladens hier? Das klang in der Tat sehr verlockend und nach den Erfahrungen der letzten Wochen hatte er definitiv Blut geleckt. Auf jeden Fall wollte er weiter in der Wirtschaft arbeiten und am liebsten eine Firma leiten, um etwas zu erreichen. Um seinem Vater zu beweisen, dass er eben doch kein Nichtsnutz war!

Und seiner Mutter könnte er so auch beweisen, dass er besser war, als sie all die Jahre geglaubt hatte.

„Mir gefällt die Idee, Duke. Ich könnte mir das durchaus vorstellen. Doch lass uns das alles in Ruhe besprechen, wenn ich aus der Kaiba Corporation raus bin. Dann habe ich –“ Das Klingeln des Firmenhandys ließ ihn innehalten und seufzend holte er es heraus. Es war Yuna und er wandte sich an Duke: „Entschuldige, aber da muss ich rangehen.“ „Klar, kein Problem. Profi durch und durch“, zog der Schwarzhaarige ihn grinsend auf und Joey grinste schwach, als er aufstand und das Gespräch entgegennahm.

„Yuna, was gibt es noch?“, fragte er und rieb sich über den Nacken, während er vor die Tür trat. Die frische Abendluft schlug ihm entgegen und er liebte dieses Gefühl. „Hallo Joey, entschuldige die späte Störung, aber ich wollte dich kurz auf einen Zwischenstand bringen, was die Mitarbeiterbefragung angeht bzw. die vorläufigen Endergebnisse, dnen es haben bereits fast 84% den Bogen zurückgeschickt. Ich denke, es gibt da eine Menge handlungsbedarf, wenn ich mir das so anschaue, aber ein paar Dinge dürften sich recht gut umsetzen lassen. Da alle anonym ausfüllen durften, gibt es aber auch ein Thema, dass viele aufgeschrieben haben, was nicht so einfach zu händeln sein dürfte.“ „Es geht um Seto, oder?“, hakte er nach und seufzte. Er war halt kein Goldstück, dabei würde er mit mehr Freundlichkeit ein viel besserer Arbeitgeber sein und sie mehr Bewerbungen bekommen, um dem Personalmangel entgegenwirken zu können. Davon war er fest überzeugt.

„Ich fürchte ja. Dein Freund ist zwar sehr fair, aber auch sehr streng zu sämtlichen Mitarbeitern und es gibt viele, die damit nicht gut zurechtkommen. Es gibt sogar mehrere Bemerkungen, wo sich Angestellte wünschen, dass du dauerhaft die Geschäftsführung übernimmst.“ Ach ja? Wirklich? Wow, das war ein großartiges Kompliment! Er freute sich richtig darüber, dass einige Leute seine Arbeit so sehr zu schätzen wussten. Das war eine vollkommen neue Erfahrung für ihn und er konnte nicht leugnen, dass das wie Öl runterging. Er als Chef eines riesigen Konzerns und die Mitarbeiter respektierten ihn! Sein Herz quoll beinahe über und seine Laune war bestens.

„Lass ihn das bloß nicht hören“, meinte er grinsend und hörte ein leises Kichern am anderen Ende der Leitung. Wenn er sich nicht irrte, hatte er sie noch nicht lachen hören. „Keine Sorge, ich werde schweigen wie ein Grab. Meinst du, du kannst da in Ruhe mal mit dem Chef drüber sprechen? Ich denke, dass du da einen besseren Draht hast als ich. Denn es steht ja außer Frage, dass er nach seiner Genesung wieder als CEO zurückkehren wird.“ „Richtig. Ich versuche in den nächsten Wochen mein Möglichstes, damit er hoffentlich neue Einsichten bekommt, aber du kennst seine Sturheit. Es dürfte nicht einfach werden.“ Als ob er diesen Eisschrank davon überzeugen könnte, aufzuwärmen, damit er zu den Menschen netter wird. Da könnte er auch mit Hilfe eines Gefrierschranks versuchen, den Nordpol aufzutauen.

Yuna seufzte leise und er konnte sich vorstellen, dass sie das ähnlich sah wie er, aber er würde es versuchen. Vielleicht konnte er ihn ja mit logischen Argumenten irgendwie überzeugen. Oder er fragte Mokuba um Hilfe … Das wäre eine andere Möglichkeit.

„Es wirkt eher wie eine unlösbare Aufgabe, aber ich wünsche dir viel Erfolg.“ „Danke, das kann ich gebrauchen. Setze bitte für morgen Nachmittag ein Meeting zum Thema Personal rein. Auch wenn wir den Wunsch nicht erwähnen, möchte ich gern die anderen Punkte schon mal ansehen und durchsprechen.“ „Natürlich, mach ich. Kein Problem.“ „Super danke! Also dann, wir sehen uns morgen, ja?“ „Ja, entschuldige nochmal die späte Störung. Schönen Feierabend und bis morgen.“ Er legte auf und ließ sich das Telefonat noch einmal durch den Kopf gehen. Es gab Mitarbeiter, die lieber ihn als Boss sahen. Das war unglaublich!
 

„Na du fleißiger CEO, alles klar? Oder rollt da gerade die nächste Katastrophe an?“, wollte Duke gut gelaunt wissen und Joey grinste. „Bei mir gibt es keine Katastrophen, merk dir das“, erwiderte er frech, was den Schwarzhaarigen auflachen ließ. „Ich erinnere dich dran, wenn du den Laden hier übernimmst.“ „Mach das“, stimmte er zu und nahm wieder Platz.

Entspannt trank er noch einen Schluck des Weins und unterhielt sich mit Duke über verschiedene Themen. Schule, Arbeit, Planungen für das Wochenende, die Situation mit Kaiba, doch Joey war nicht danach, in die Tiefe zu gehen und hielt die Unterhaltung daher oberflächlich. Es lag nicht an Duke, den er mittlerweile sehr schätzte, sondern viel mehr daran, dass er bei Kaiba und der Arbeit selbst nicht zu 100% wusste, wie er das sah.

Der Gedanke, dass er in ein paar Wochen aus der Firma ausscheiden würde, verursachte ihm einen Stich im Herzen. Doch es war Kaibas Schätzchen und er hatte keinerlei Recht, irgendetwas zu fordern. Er hatte das nur für Mokuba getan, damit er während Kaibas Unfall jemanden an seiner Seite hatte und er sich nicht auch noch Sorgen um die Firma machen musste. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

„Hey, alles okay?“, murmelte Duke plötzlich und seine grünen Augen musterten ihn leicht besorgt. Oh je, da musste er wohl ziemlich in Gedanken versunken sein. „Hey ähm … Es ist schon spät und langsam brummt mir der Schädel. Ich finde deine Idee auf jeden Fall klasse und sobald ich aus der Kaiba Corp. raus bin, besprechen wir das genauer, ja?“ „Das ist ein Deal. Also dann bis morgen in der Schule, ja? Ich muss mich auch langsam mal auf den Heimweg machen.“

Sie standen beide auf und verließen den Laden. Mit einem Handschlag verabschiedeten sie sich voneinander und Joey rief Roland an, der netterweise nach kurzer Zeit mit einem Wagen vor ihm hielt und ihn dann nach Hause fuhr.

Seine Gedanken fuhren nach diesem Tag Achterbahn und er hatte das Gefühl, dass sich noch mehr Fragen gebildet hatten, was Kaiba anging, dass er einen Plan für die Zeit nach der Schule hatte und dass er unsicher war, wie er es finden sollte, dass er in ein paar Wochen nicht mehr mit Yuuto, Yuna, Yukiko und all den anderen zusammenarbeiten würde. Verdammt, das war ihm alles sehr ans Herz gewachsen. Mensch Mokuba, was hattest du da nur angerichtet?



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