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Die Vertretung und die Folgen

Wenn Hündchen vor große Herausforderungen gestellt werden
von

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Badespaß!

Sonntag, 18.09.
 

Entspannt streckte sich Joey in seinem Bett und drehte den Kopf zum Fenster. Die Vorhänge waren offen und so konnte er deutlich den Herbstanfang sehen. Die Blätter am Baum vor dem Fenster waren bereits goldgelb und einige orange und rot gefärbt. Die Sonne stand tiefer als noch im Sommer und es wurde kühler.

Er dachte an gestern Abend zurück, als er Seto in die Augen geschaut hatte und die Zeit für einen kurzen Moment stillgestanden hatte. Deutlich hatte er Sorge in ihnen gesehen und die Beruhigung, dass er wieder aufgewacht war. Sein Herz hatte vor Aufregung gegen seinen Brustkorb gehämmert und er hatte diesen Drang gehabt, ihn zu küssen, ihn zu sich zu ziehen und mit ihm zu kuscheln. Doch so sehr er sich das auch wünschte, Kaiba würde wohl immer nur den nutzlosen Straßenköter in ihm sehen.

Frustriert seufzend über diese seltsamen Gedanken stand Joey auf und deaktivierte seinen Wecker. Nachdem der Arzt bestätigt hatte, dass er einen leichten Schwächeanfall gehabt hatte, hatte er sich mit Mokuba und den anderen noch etwas unterhalten, ehe er sich in sein Zimmer zurückgezogen hatte, um zu schlafen. Und sein Körper hatte das ausgenutzt, denn ein Blick auf die Uhr bestätigte ihm, dass er 12 Stunden lang durchgeschlafen hatte. Doch jetzt fühlte er sich gut und machte sich schnell im Bad fertig, ehe er noch kurz in das Arbeitszimmer schlenderte, bevor es Frühstück gab.

Zu seiner Verwunderung saß an seinem Platz Kaiba, der geschäftig Akten studierte und Emails zu beantworten schien.

„Noch einer, der sich nicht an den freien Tag hält, was?“, fragte Joey amüsiert und schloss die Tür hinter sich. Er sollte wütend sein, dass Kaiba dort auf seinem Platz saß und wahrscheinlich bereits seine komplette Ordnung durcheinandergebracht hatte, obwohl er sich noch ausruhen sollte, doch es war seine Firma, seine Villa und seine Gesundheit, also konnte er da auch tun, was er wollte.

„Was machst du hier, Joey? Du solltest dich wirklich an den freien Tag halten“, bemerkte Seto spitz, aber die Schärfe fehlte in seiner Stimme und er blieb vor dem Schreibtisch stehen. Wann war es so komisch zwischen ihnen geworden? Gestern Abend? Das Küsschen im Fahrstuhl? Irgendetwas hatte sich verändert und er war unsicher, wie er damit umgehen sollte. Konnte er einen Schritt auf ihn zu machen? Würde Seto das zu lassen? Oder würde er zwei nach hinten gehen?

„Ich wollte nur schnell die Emails checken“, antwortete der Blonde ehrlich und Seto schloss die Akte und schaute ihn eindringlich an.

„Hör zu, Joey. Ich bin dir dankbar für deine Hilfe, insbesondere, dass du dich um meinen Bruder gekümmert hast, als er dich brauchte. Aber du hattest gestern Abend einen Schwächeanfall, also wirst du heute nicht eine Email öffnen. Leg das Firmenhandy hier ab und dann geh zu deinen Freunden. Ich brauche dich in den nächsten Wochen fit.“

Überrascht nickte Joey. Wenn Seto ihn schon freiwillig mit seinem Vornamen ansprach und dankbar war, sollte man das einfach hinnehmen und auf ihn hören. Das würde er nie wieder von ihm zu hören bekommen. Verdammt, warum hatte er kein Diktiergerät laufen gehabt?

Er holte das Firmenhandy aus der Hosentasche und legte es vor sich auf den Schreibtisch. Er widerstand dem Drang, um den Schreibtisch herum zu gehen und ihn zu küssen – was sollten diese Gedanken nur!? – und marschierte stattdessen zur Tür. Er legte die Hand auf die Türklinke und drehte sich dann doch noch einmal um.

„Sag bitte Bescheid, wenn du Hilfe brauchst. Du brauchst schließlich auch noch viel Ruhe.“

Seto nickte ihm zu, dann verließ er das Büro wieder und schlenderte nach unten in die Küche, wo er sich als erster an den gedeckten Tisch setzte. Es dauerte noch eine viertel Stunde, bis der Rest da sein sollte und so holte er sein Privathandy aus der anderen Hosentasche heraus, als er erstarrte. Das war ja das Firmenhandy!

So ein Mist, schoss es Joey durch den Kopf und marschierte zurück zum Arbeitszimmer. Er klopfte kurz und trat dann ein, sah Seto grübelnd über einer Akte und entschuldigte sich kurz für die Störung. Er tauschte die Handys wieder aus und verließ den Raum wieder. Kaiba hatte ihn dieses Mal nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Manchmal verstand er ihn einfach nicht.
 

Während er zurück zur Küche schlurfte, checkte er seine Privatmails und Chats, doch es war nichts Dringendes dabei. Also nahm er wieder Platz und hörte vom Foyer her seine Freunde. Warum kamen sie denn von dort? Sie hatten doch im gleichen Flügel geschlafen wie er? Irritiert schaute er zu Hina, die nur mit den Schultern zuckte. Offenbar hatte sie auch keine Ahnung, was los war. Doch kaum, dass sie den Raum betraten, verstand er es. Sie hatten sich zu Hause umgezogen und noch Taschen dabei.

„Wollt ihr hier einziehen oder warum habt ihr noch Sporttaschen dabei?“, fragte Joey grinsend und Yugi antwortete: „Quatsch! Aber Mokuba meinte eben, dass heute super Wetter werden soll und wir im Pool schwimmen könnten. Da haben wir noch unsere Badesachen geholt!“ „Pool klingt nach einer hervorragenden Idee!“, stimmte er sofort zu und begann zu essen, als sich alle hingesetzt hatten.

„Was ist mit Kaiba? Der schläft doch nicht noch, oder?“, hakte Duke nach und Joey schüttelte den Kopf.

„Ne ne, der arbeitet.“ „Aber er ist doch auch noch verletzt“, gab Tea zu bedenken, als Mokuba seufzend reinkam. „Als ob ihn das jemals von der Arbeit abgehalten hätte. Es ist schon ein Wunder, dass er noch nicht wieder voll arbeitet.“ „Keine Sorge, Kurzer. Ich werde ihn die nächsten Wochen noch davon abhalten und auch mehr auf meinen eigenen Schlaf achten“, meinte Joey lächelnd und der Kleine nickte. Auch er hatte sich irgendwie verändert, aber erst seit gestern Abend. Ob es an seinem Schwächeanfall gelegen hatte? Es war alles so seltsam zurzeit.
 

Den Tag im Pool genoss Joey sehr. Auch dass seine Freunde da waren und sie gemeinsam Spaß haben konnten, gefiel ihm. Zumal er dadurch Kaiba und die Gedanken über ihn für ein paar Stunden vergessen konnte und sich richtig erholte. Es war immer wieder befreiend, mit seinen Freunden etwas zu unternehmen und viel zu lachen.

Bis auf Yugi mussten sich seine Freunde gegen 18 Uhr auf den Weg machen, der Knirps jedoch blieb noch etwas länger und sie zogen sich in den kleinen Salon zurück, um dort noch etwas zu reden. Obwohl er Tristan länger kannte, musste Joey mittlerweile zugeben, dass Yugi – oder besser noch der Pharao – sein bester Freund war. Mit dem ruhigen Yami zu reden, der ihm bei Duellen und auch sonst immer Mut machte, war wichtig für ihn. Und er bildete einen guten Gegenpol zu seinem eigenen impulsiven Verhalten. Man konnte sagen, sie balancierten sich gegenseitig aus.

„Was trinken?“ „Nein danke, Joey. Also erzähl mal … Wie läuft es hier?“

Joey schenkte sich einen Scotch ein und ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen. Er schwenkte das Glas mit den Eiswürfeln darin und starrte es an, als er berichtete: „Eigentlich ganz gut. Kaiba ist zufrieden mit dem, was Mokuba, Roland, Yuuto und ich in den letzten Wochen geleistet haben. Die Projekte konnten ohne Zeitverzug weitergehen und das diesjährige Weihnachtsgeschäft dürfte ein voller Erfolg werden. Nächste Woche haben Kaiba und ich unser erstes gemeinsames Geschäftsessen. Dann noch das Firmenjubiläum und danach werden wir wieder getrennte Wege gehen.“ „Du klingst nicht sehr überzeugt, Joey. Entschuldige meine indiskrete Frage, aber kann es sein, dass du in Kaiba verliebt bist?“

Yami fragte ihn ganz ruhig und ohne irgendwelche Anspielungen, wie zumindest Tristan das getan hätte und doch schockierte ihn die Frage. Dabei war er sich ja selbst nicht einmal sicher, ob das der Fall war oder nicht. Doch so direkt gefragt zu werden und es laut auszusprechen, gab der Sache noch eine deutlich realere Dimension.

Andererseits verspürte er das Bedürfnis, Kaiba zu küssen, in seiner Nähe zu sein und ihn besser kennenzulernen. Das war doch schon eindeutig, oder?

„Ich weiß es nicht. Auch wenn es aufgrund von Mokubas Plan gezwungen ist, dass wir uns in der Öffentlichkeit küssen oder einen Arm um den anderen legen, ist es doch ein schönes Gefühl. Nach den Jahren bei meinem Vater, der mich entweder ignoriert oder verprügelt hat, ist es einfach mal schön, so nette Gesten zu spüren. Aber ob ich deswegen in ihn verliebt bin? Ich glaube, wenn das jemand anderes tun würde, würde ich mich auch so wohlfühlen, aber ich würde es nicht als Verliebtheit bezeichnen. Dafür sind Kaiba und ich auch viel zu unterschiedlich.“ „Aber du würdest auch mit einem Mann eine Beziehung eingehen?“, wollte Yami weiter wissen und Joey musterte seinen besten Freund einen Moment. Wohin sollte diese Diskussion führen? Verstand er da etwas zwischen den Zeilen nicht?

Yami schien das zu bemerken, denn er lächelte leicht und erklärte: „Ich will dir nicht zu nahetreten, Joey. Ich hätte bei dir nur irgendwie erwartet, dass du mit Mai durchbrennst.“ „Ich mag Mai sehr, aber eine Beziehung kann ich mir mit ihr irgendwie nicht vorstellen. Und ja, ich würde mich auch auf eine Beziehung mit einem Mann einlassen. Ich habe schließlich schon mit beiden Geschlechtern Sex gehabt.“ „Ach hattest du?“ „Ja, als ich damals die Monate als Barkeeper gearbeitet habe. Das hat sich ein paar Abende lang einfach so ergeben“, entgegnete Joey schulterzuckend und trank einen Schluck seines Scotch. Es war für ihn nichts Besonderes und er hatte kein Problem damit gehabt, auch auf die Avancen eines Mannes einzugehen. Der Sex war in seinen Augen sogar besser gewesen und warum sollte er sich dafür schämen? Es war ja nun sein Sexleben, um das es ging und da konnten die anderen brav ihre Nase heraushalten und einfach akzeptieren, was ihm gefiel und was nicht.

„Hauptsache, du wirst glücklich, Joey. Du hast dir das verdient. Egal mit wem“, schloss Yami das Thema ab und lächelte ihn kurz an, ehe er sich streckte.

„Ich sollte mich auch langsam wieder auf den Weg machen. Immerhin ist morgen wieder Schule …“ „Ja, ich werde gleich auch nur noch die Hausaufgaben machen und noch etwas lesen. Damit ich morgen wieder fit bin“, stimmte Joey zu und brachte Yami zur Haustür. Während der Stachelkopf seine Schuhe anzog, verabredeten sie sich noch für das nächste Wochenende und umarmten sich kurz zum Abschied. Dann verließ Yami die Villa und Joey begann, seinen Plan in die Tat umzusetzen und setzte sich in seinem Schlafzimmer an den kleinen Schreibtisch und bearbeitete die Hausaufgaben, die sie am Freitag aufbekommen hatten.



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